Autor Thema: Geburt der Kriminalwissenschaft / Doyle & Holmes  (Gelesen 18381 mal)

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Mycroft

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Geburt der Kriminalwissenschaft / Doyle & Holmes
« am: 09.05.2003 23:59 Uhr »
Zum Gruße.

Es mag sein, das ich meine Kompetenzen überschreite, jedoch scheint es mir angemessen, sich tiefer mit der eigentlichen Materie der Polizeiarbeit  der zweiten Hälfte des 19. Jhd zu beschäftigen.
Wer auch immer die treibende Kraft der Polizei war, Abberline, Sir C. Warren, ganz gleich - ich will dieses Auditorium dafür nutzen sich mit der Deduktion und Recherche kriminalwissenschaftlicher Arbeit auseinanderzusetzen.
Die damalige Polizeiarbeit, die Überführung eines Verdächtigen, geschah seinerzeit dadurch das jemand in flagranti erwischt wurde, durch Zeugen einwandfrei überführt wurde oder bestenfalles ein Geständnis ablegte.
Worauf ich hinaus will:
Der Beginn der Spurensicherung, die Recherche, Beweissammlung und allgemein heute gültige Polizeiarbeit war damals noch im Entstehen begriffen.
A.C.Doyle, der Vater des sattsam bekannten Sherlock Holmes war eine treibende Kraft hierfür, was weder ihm noch der Polizei zum Ruhme gereicht.
Eigenen Aussagen zufolge hatte er das nie beabsichtigt, wollte er doch stets nur historische Romane schreiben, jedoch trat er mit Holmes eine nie wieder rückgängig zu machende Lawine der Kriminalwissneschaft los, die - wenn damals schon im Status von heute - sicherlich zur Ergreifung bestenfalles, zumindest zur Nennung des Täters geführt hätte.
Ich möchte einen jeden einladen, sich mit mir über die Thematik der aufkeimenden Kriminalistik auszulassen, Vergleiche zwischen den damals tatsächlich verantwortlichen Beamten zu finden und auf den Spuren der
Polizei von damals zu wandeln.
Ein jeder einzelne sei mir zu diesem Thema willkommen und ich stehe allzeit zu meinem Wort, will Himmel und Hölle in Bewegung setzen um den mir hoffentlich zuhauf gestellten Fragen und Anmerkungen Rede und Antwort zu stehen, Gleichgesinnte zu finden und das noch immer relativ unbeleuchtete Thema ins Licht zu bringen - historisch gesehen.

Vielleicht mag dieser Ansatz helfen, die Polizeiarbeit von damals besser zu verstehen, Vorurteile aufzugeben und neue Gedanken zu fassen.

Wohlan, das Spiel beginne!

Sherlock

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Geburt der Kriminalwissenschaft / Doyle & Holmes
« Antwort #1 am: 27.05.2003 15:26 Uhr »
Aber gerne würde ich mit dir diskutieren Brüderle, zugerne sogar !

Wie ich gehört habe waren Fingerabdrücke zu dieser Zeit so in den Kinderschuhen wie die Genanalyse heute; was weisst du darüber ?
Und hier vielleicht noch etwas was du vielleicht noch nicht weisst;
Conan Doyle hat mal gesagt, das Sherlock Holmes wirklich existiert hat und sogar eine Schule betrieben hat, die seine "Methoden" (ich denke du weist was ich meine) unterrichtete. Allerdings galten seine Methoden bald als veraltet ,naja mann kann eben nicht alles lernen. "Man richtet sich seine Dachstube mit dem wichtigsten Mobiliar ein und das was man brauchen könnte stellt man sich in seine Bibliothek zum jederzeitigen nachschlagen" hat Holmes mal gesagt  :wink: , das dürfte sich heute auf das gleiche Ausmaß seiner Dachstube auswirken, aber die Bibliothek dürfte die Grösse des Buckingham Palace erreichen :wink: . Dieser Zustand ist wahrscheinlich eingetreten und die Schule wurde geschlossen.
Ich werde nachschauen ob ich noch mehr Infos sammeln kann.

Gruss

Sherlock

Mycroft

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Geburt der Kriminalwissenschaft / Doyle & Holmes
« Antwort #2 am: 27.05.2003 19:27 Uhr »
Hallo Sherlock.

Meines Wissens nach meinte er damit seinen ehemaligen Dozenten und Mentor während seines Medizinstudiums. Frag mich jetzt bitte nicht, wie der Mensch hieß - ich bin noch beim Arbeiten und kann grade nicht in meiner Bibliothek nachschlagen, werde es aber tun.
Von eben diesem Lehrer entlehnte Doyle nach eigener Aussage die Kunst der Deduktion für Holmes. Dieser Mediziner muß die seltene Gabe gehabt haben, seine Schüler mit Fragen in die richtige Richtung zu lenken und deren Nasen auf das offensichtliche zu stoßen das zu erkennen sie nicht in der Lage waren.
Wann und wo hat Doyle diese Offenbarung denn geleistet?
Sherlock Holmes soll (angeblich) am 6.1.1854 in der Nähe von Sigerside (auf einem "Gutshof von Mycroft") (...) das Licht der Welt erblickt haben,
zwischen 1872 und 1874 im Christ Church College, Oxford studiert haben und angeblich bis 1957 in South Down gelebt haben. (Der Mann wäre 103 Jahre alt geworden!!)
Dummerweise gibt es keine Schulakten, Geburts- Tauf- oder sonstige Unterlagen oder Dokumente. Komisch? Mag sein.
Abgesehen davon hat Doyle nicht sehr gut recherchiert: Die Baker Street 221B war damals unbewohnt, es gab sie nämlich gar nicht.
Anno 1888 war die Baker Street nur c.a. Hausnummern lang.
(Holmes und Watson bezogen die Wohnung bei Mrs. Hudson allerdings 1881. Wie das denn?)
Wenn Doyle solch einen kapitalen Fehler gemacht hat, hat er dann vielleicht auch bei Holmes selber geschludert? (Oder seinem Bruder? Ein Mycroft Holmes hat nie bei der Regierung gearbeitet...)
Eigentlich egal, besonders wenn man daran denkt, das Sherlock noch immer Briefe aus der Baker Street 221B London West One beantwortet.
"Elementary, my dear Watson?" :wink:

Übrigens hat Doyle sich in einem Zeitungsartikel 1904 mit dem Ripper persönlich beschäftigt. Er glaubt, der Ripper müsse sich als Frau verkleidet haben, besäße chirurgische Kenntnisse und sei Amerikaner.

Ich werde den Artikel mal rauskramen.

Sherlock

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Geburt der Kriminalwissenschaft / Doyle & Holmes
« Antwort #3 am: 27.05.2003 19:39 Uhr »
Hallo Mycroft,

ich habe nie behauptet, das Sherlock Holmes GENAU so gelebt haben soll wie Doyle es beschrieb und habe das auch nie in betracht gezogen geschweige denn geglaubt. Ich hatte das nur irgendwo einmal gelesen und hatte mir gedacht, es könnte dich vielleicht interessieren. Aber dieser Artikel würde mich doch interessieren.

Gez.

Sherlock

Mycroft

  • Gast
Geburt der Kriminalwissenschaft / Doyle & Holmes
« Antwort #4 am: 27.05.2003 20:15 Uhr »
Pardon, dann habe ich Dich mißverstanden.
In der Tat interessiert mich das, sehr sogar! Ich könnte mir durchaus vorstellen, das Doyle in seinen späten Jahren (die er ganz dem Spirituismus widmete...) so sehr von seinem "Kind Sherlock Holmes" beeinflußt war (das er leider nicht sonderlich mochte), das er zwischen Realität und Fiktion nicht mehr ganz zu unterscheiden wusste.
Wenn Du also Informationen über diese Aussage zusammentragen kannst, findest Du in mir einen dankbaren Abnehmer, kleiner Bruder. :wink:
Ich werde im Gegenzug den Artikel rauskramen!

Interessant finde ich allemal, das die Polizei sich de Fakto der Holmes´schen Ermittlungsart bediente, die wirklich mal was neues war.
Immerhin war Holmes (naja, guut, auch Dupin) (oller Franzose...) einer der ersten, die scheinbar unbrauchbare Dinge in die Ermittlung mit einbezog und sich auch den Nebensächlichkeiten widmete.
Bis dato nämlich wurden nur die offensichtlich zu einem Kriminalfall gehörigen Beweise beachtet und weiterverfolgt.
Holmes (also Doyle) war eben der erste, der sich auch mit unwahrscheinlichem beschäftigte.

Du weißt ja: "Wenn man alle möglichkeiten in betracht gezogen hat..."

Ich halte Dich wegen dem Artikel auf dem laufenden, ebenso wegen des bis jetzt namentlich nicht genannten Medizinprofessors!
Promise!

Sherlock

  • Gast
Geburt der Kriminalwissenschaft / Doyle & Holmes
« Antwort #5 am: 27.05.2003 20:51 Uhr »
Hallo Mycroft,

es ist schon sehr, sehr lange her, aber soviel ich weiss, habe ich diese Info aus meiner ersten richtigen Konfrontation mit der Romanfigur Sherlock Holmes. Ich schlenderte über einen Flohmarkt und sah mich nach PC-Spielen um (jaja, das mache ich auch, aber ähnlich wie du bin ich da mehr Historiker, aber da gehe ich jetzt nicht näher drauf ein), und sah doch eine recht ramponierte Verpackung mit einem Abbild von Holmes; die Packung trug den Titel "The lost Files of Sherlock Holmes", und es ist ein Spiel, das sich sehr gut an die Erscheinung des Sherlock Holmes und Doktor Watson lehnt, und da ich schon lange mehr über diesen "Mister Holmes" wissen wollte, schnappte ich es mir-für ein paar Mark. Bevor ich das Spiel in den PC schob (9 Disketten; da hab ich mir Zeit gelassen  :wink: ), laß ich ein paar Infoblätter, die in der Packung enthalten waren, und fand doch glatt einen Artikel, in dem, wenn ich mich nicht irre, Doyle sagte: "Sherlock Holmes hat wirklich gelebt". Leider ist das schon ein paar Jahre her, und das Spiel ist mir abhanden gekommen. Aber ich werde mich mal danach umsehen (Wozu gibts Ebay ?  :wink: ). Wenn ich mehr Infos habe werde ich es dir mitteilen.

Gez.

Sherlock

Mycroft

  • Gast
Spät, aber besser als nie...
« Antwort #6 am: 09.01.2004 23:35 Uhr »
Guten Abend, Bruder!

Den besagten Artikel kann ich beim besten Willen nicht mehr finden, was wohl an meiner schlampigen Lebensweise liegen mag, die so schrecklich Konform zu meiner Leidenschaft der Viktorianik liegt, aber egal. :lol:
Was ich Dir mitteilen wollte, war der Hinweis, das Du Dir mal die recht gelungene Verfilmung "Vidoc" auf Premiere ansehen solltest. (Läuft grade rauf und runter.)
Vidoc war ein französischer (fiktiver) Detektiv, der sich ähnlicher Methoden wie Holmes bediente, allerdings einiges früher.
Falls Du kein Premiere habe solltest (ich habs auch nur bei der Arbeit... :lol: ), dann hol ihn Dir auf Video. Lasse Dich nicht von der stilisierten Art des Frankreich im 19. Jhd irritieren, lasse Dich davon berauschen und beobachte die Ermittlungen, das mißverstehen der Beweise und all das, womit Sherlock Holmes so bekannt wurde.

Und um nochmal auf den Satz "Sherlock Holmes hat wirklich gelebt." zurück zu kommen: Doyle hat es wirklich gesagt. Er bezog sich danach allerdings auf mehrere Personen, die ihm als Vorbild für Holmes dienten, unter anderem obig erwähnten Lehrer.
Letztenendes war Holmes nur das Resultat der Beobachtungsgabe Doyle´s und einer Menge interessanter Menschen, die ihn prägten. So gesehen hat Holmes wirklich gelebt, nur in vielen verschiedenen Menschen bei denen Doyle sich das beste heraus gesucht hatte und all diese Eigenschaften in Holmes vereinte.

Slang Daddy

  • Gast
Geburt der Kriminalwissenschaft / Doyle & Holmes
« Antwort #7 am: 30.10.2004 23:19 Uhr »
Moin leute,
Der medezin Professor von A.C. Doyle hiess Josehph Bell und soll der lebende Sherlock Holmes gewesen sein! 8)

Colin Benson

  • Gast
Geburt der Kriminalwissenschaft / Doyle & Holmes
« Antwort #8 am: 02.11.2004 02:41 Uhr »
Gerade gesehen:

Mycroft: Vidoc war ein französischer (fiktiver) Detektiv

Mitnichten. Vidocq [sic] hat gelebt und war ein extrem interessanter Charakter: http://www.crimelibrary.com/gangsters_outlaws/cops_others/vidocq/1.html

Grüße

CB

dasilva

  • Gast
Geburt der Kriminalwissenschaft / Doyle & Holmes
« Antwort #9 am: 02.11.2004 16:34 Uhr »
Josehph Bell, soll auch an dem JtR Fall mitgearbeitet haben.

Scotland Yard soll Ihn um Mithilfe gebeten haben.
Interessant an der Sache ist das das "Ergebnis" verschollen ist.


Gruß Silvi



P.S.  Da ich net so viel "lese" ... icch habs auf Discovery Cahnnel gesehen.
Titel der Doku "Der wahre Sherlock Holmes".

Jan_Schattling

  • Gast
Geburt der Kriminalwissenschaft / Doyle & Holmes
« Antwort #10 am: 01.05.2005 10:17 Uhr »
Richtig.

Bell war der Mentor von Doyle und hat ihm als Vorbild für Sherlock Holmes gedient.
Sogar das Aussehen stimmt bei diesen Personen überein.

Bell wurde vom Yard in die Ermittlungen einbezogen, nachdem er einen anderen Fall abgeschlossen hatte.
Er bekam alle Informationen aus dem Ripper-Fall zugeschickt.
Diese gab er auch an einen guten Freund von ihm, der ihm half Fälle zu lösen.
Bell war der meinung das ein Fall am besten gelöst werden kann, wenn zwei Menschen unabhängig Beweise sammeln. Sobald bei beiden die Beweiskette identisch ist, haben beide den Mörder.
Als Mögliche Täte wurden ihnen Kosminski, Ostrog und Druitt präsentiert.

Bell und sein Freund fanden mit ihren spezielen Methoden den Mörder heraus und schrieben den Namen auf jeweils einen Zettel den sie sich nach Ende des Falles immer zeigten um zu sehen ob sie beide richtig lagen. (Was auch in 100% der Fälle so war)
Bell schickte das Ergebnis seiner Untersuchung an das Yard wo es jedoch nie ankam.

Der Verdächtige den beide auf ihre Zettel geschrieben hatten war:
Montague J. Druitt

Nur wenige Tage nachdem Bell den Fall gelöst hatte brachte sich Druitt um. (Oder wurde gekillt, was man auch immer glauben will)
Die Morde hörten auf, allerdings sollte Bell nie erfahren ob er mit seiner Lösung wirklich richtig lag.


Jan


P.S.: Bell sagte einmal: "Um ein guter Ermittler zu sein muss man zwangsläufig auch ein guter Naturwissenschaftler sein."
Da sehe ich doch unseren Dronte wieder in einem ganz anderen Licht. *g*

diekralle

  • Gast
!äsentierte
« Antwort #11 am: 03.05.2005 16:40 Uhr »
Hallo Jan,

woher stammt die Information, dass Bell Druitt als Täter präsentierte? Ich stoße überall auf die Antwort, dass die Ergebnisse verschollen sind.

Gruß

diekralle

Jan_Schattling

  • Gast
Geburt der Kriminalwissenschaft / Doyle & Holmes
« Antwort #12 am: 03.05.2005 17:35 Uhr »
Die information stammt von seinem Freund der angab diese lösung für sich gefunden zu haben.
Da beide in allen gemeinsam bearbeiteten Fällen gleich lagen, sagte er, dass dies höchstwarscheinlich war.
Leider gibt es keine Aussage dazu von Bell selber.

Wenn ich aber, so wie die beiden, nur Kosminski, Ostrog und Druitt als Auswahl hätte würde ich vermutlich auch Druitt wählen.


Jan

Stordfield

  • Gast
Re: Geburt der Kriminalwissenschaft / Doyle & Holmes
« Antwort #13 am: 20.11.2009 14:48 Uhr »
Hallo !

Übrigens hat Doyle sich in einem Zeitungsartikel 1904 mit dem Ripper persönlich beschäftigt. Er glaubt, der Ripper müsse sich als Frau verkleidet haben, besäße chirurgische Kenntnisse und sei Amerikaner.

Wurde der Artikel inzwischen gefunden?
Oder kann mir jemand sagen, wo ich ihn nachlesen kann?

Gruß Stordfield