Autor Thema: Überprüfung des Militärs  (Gelesen 24398 mal)

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Philofritz

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Überprüfung des Militärs
« am: 22.11.2004 19:22 Uhr »
Hi Thomas,

ich möchte gerne wissen, ob sich einer der örtlichen Historiker bei der Ripper Forschung die Mühe gemacht hat, herauszufinden, ob einer der Soldaten (nicht nur Garde) in und um London, zu allen Tatzeiten Wochenend-Nachturlaub gehabt hatte, und diese eingeschränkte Gruppe (das Muster zwischen den Tatzeiten ist ja seltsam 24/8/22/9) dann auf Verhinderungsgründe eines Soldaten (Tod etc.) nach dem letzten Ripper Mord untersuchte. Das Militär zeichnet ja fast alles auf, und mit heutigen Raster Methoden wäre das ja vielleicht möglich.
Weißt Du was davon?

Offline thomas schachner

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Überprüfung des Militärs
« Antwort #1 am: 22.11.2004 21:05 Uhr »
nach dem tabram mord wurden die kasernen und aufenthaltsberichte überprüft.
ob dies nach den anderen morden auch getan wurde, ist mir nicht bekannt...ich denke aber schon.


gruss
thomas.
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Philofritz

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Überprüfung des Militärs
« Antwort #2 am: 22.11.2004 21:49 Uhr »
Hi Thomas,


ich bedenke die Möglichkeit, daß der Soldat, der vermutlich Tabram tötete und nicht ausgeforscht werden konnte, bei diesem nicht geplanten Mord, erstmals mit seiner schädlichen Neigung -  töten = sexueller Supergau  - konfrontiert wurde, und bei seinem nächsten Wochenende-Nacht-Ausgang, nach 24 Tagen dann Nichols geplant ermordete. Beim ersten Mord dachte man noch nicht an einen Serienmörder, und hat es bis zuletzt möglicherweise unterlassen die Mordzeiten mit den Ausgangslisten abzugleichen. Wenn das bislang noch nicht geschehen ist, was ich vermute, dann könnten nur wenige Soldaten auf dieses Muster zutreffen. Wenn dann noch einer dieser wenigen Soldaten nach dem letzten Mord selbst verstarb, hingerichtet wurde, oder in einer Irrensanstalt landete, dann bestünde eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß er der Ripper war.

Offline thomas schachner

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Überprüfung des Militärs
« Antwort #3 am: 22.11.2004 22:13 Uhr »
...wie bei vielen ärzten, schlächtern, schuhmachern etc. auch .-)))
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Philofritz

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« Antwort #4 am: 23.11.2004 06:32 Uhr »
Hallo Thomas,

bei Ärzten, Schlächtern und Schuhmachern bestünden aber keine „verbrieften“ Ausgangszeiten, die man durch ein Raster schicken könnte…Bei Soldaten schon. Vielleicht auch noch...

Red_Baron

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Überprüfung des Militärs
« Antwort #5 am: 01.12.2004 23:45 Uhr »
Ha,

das passt und wäre philofritz meine nächste Frage bezüglich Deiner Theorie gewesen. Was ist mit Ausgang und was ist mit Blut auf der Kleidung wenn er in die Kaserne kommt und hatte er überhaupt zu den fraglichen Zeitpunkten Ausgang. Ich bin auch sehr neugierig ob es da was gibt ???
Wenn es so wäre, daß er es selber steuern konnte muß er Offizier gewesen sein.

Wäre z.B. ein Grund warum die Polizei schweigt ....

Gruß
RB

Philofritz

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Überprüfung des Militärs
« Antwort #6 am: 02.12.2004 09:36 Uhr »
Hi RB,

das mit dem Ausgang wird sich heute vielleicht nicht mehr überprüfen lassen, aber Ausgang hatten die Soldaten natürlich damals wie heute. Besonders an Wochenenden, wo all die Morde passierten. Die Namenslisten gibt es mit einiger Sicherheit auch heute noch. Nur – wer hat Zeit und Geld dafür, sich für einige Wochen, wenn nicht gar Monate in London ein Büro mit ein, zwei Sekretärinnen zu nehmen, und die damaligen Soldaten auf ihre Dienst- und vor allem ihre Ablebenszeiten zu überprüfen.
Blutflecken, besonders frische, lassen sich ganz einfach, mit gewöhnlichem kalten Wasser sehr leicht entfernen. Wischt man dann etwas mit einem Tuch nach, um den Wasserüberschuß zu entfernen, und läßt das ganze dann ein wenig trocknen, ist von den Flecken kaum noch etwas zu sehen. Sie sind nicht so wie andere (Öl, Rotwein usw.) Flecken, sondern machen überhaupt keine Probleme.
Nach meiner Theorie, daß möglicherweise der Mörder von Tabram, der ja nie gefaßt wurde, mit dem Ripper, der ja ebenfalls nie gefaßt wurde, ident ist, dann wäre der Soldat kein Offizier, sondern der Private (=einfacher Soldat) der mit ihr in die George Yard Buildings ging, um Sex zu haben. Spekulationen, wonach noch jemand anderer dazu kam, als der Soldat schon gegangen war, schließe ich schon wegen der Tatsache aus, daß der Soldat und sein Kumpel, der Corporal, trotz Paraden usw. nicht gefunden wurden.
Die Polizei hat hier viele Fehler (wie fast bei allen Serienmördern) gemacht, aber es mußte kein Offizier sein, um ihm zu helfen. Daran glaube ich auch nicht, aber das Militär ist wesensmäßig ein viel engerer Männerbund, der zwei seiner Kameraden wohl eher nicht preisgegeben hätte, als daß die Polizei ihn decken würde.
Hatten sie ihn aber einmal gedeckt, konnten sie auch bei den folgenden Morden keine Angaben machen, da sie sich damit ja selbst arg belastet hätten. Offiziere gingen wohl auch nicht nach Whitecheapel um sich zu vergnügen. Sie hatten ein höheres Einkommen, und damit auch ganz andere Möglichkeiten.

Offline Claudia

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Überprüfung des Militärs
« Antwort #7 am: 03.12.2004 02:42 Uhr »
Hi!

Hm,ob Offiziere und "Besserverdienende" wohl wirklich nicht nach Whitechapel gingen?
Ich denke eigentlich schon,daß dem so war.Es gab ja dort auch nicht nur die "Straßenhuren",sondern auch sowas wie Bordelle.
Außerdem ist es wohl generell so,daß man auch feinere Herren in recht üblen Gegenden antrifft.Ich beziehe mich jetzt mal ganz themenfremd auf "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"(ich lese das gerade :wink: ).Das war ja nun seinerseits wohl der "billigste" Straßenstrich in Berlin,trotzdem hat sich da alle mögliche Klientel eingefunden.
Viele Freier scheinen auf gerade soetwas abzufahren,für manche haben gerade "heruntergekommene" Prostituierte ihren Reiz,außerdem konnte man wohl nirgends so anonym auf seine Kosten kommen wie bei den damaligen Straßenhuren.
Ich denke schon,daß da alle Gehaltsklassen vertreten waren,Geringverdiener vielleicht häufiger als andere ,aber trotzdem...
Gerade im Fall Kelly scheint es mir durchaus möglich,daß das ein "Kunde" war,der Seriösität und eine gewisse Zahlungskraft vermuten ließ und deshalb mit aufs Zimmer genommen wurde.

Grüsse,Claudia

Philofritz

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Überprüfung des Militärs
« Antwort #8 am: 03.12.2004 07:41 Uhr »
Hallo Claudia,

der Bahnhof Zoo ist (war) wohl eher ein Pädophilen – Treff, oder das, was wir hier als Babystrich bezeichnen. Auch jüngere Homosexuelle prostituierten sich dort, oder tun es noch immer. Natürlich treffen sich am Babystrich dann Männer jeder Einkommensklasse. Detto am Homosexuellenstrich, der hier in Wien vom Babystrich räumlich weit getrennt ist.
Wenn es in Whitecheapel auch Bordelle gab, kann ich mir Offiziere dort gerade noch vorstellen, am Straßenstrich kann ich das nicht. Offiziere kamen mehr oder weniger stets aus gutem Haus, viele waren wohl Aristokraten.
In der österreichischen Armee des Jahres 1888 waren Offiziere ausschließlich Adelige. Sie waren bei den Damen heißbegehrt, und Bordellbesuche waren stets Ausnahmen. Da kamen erst die Dienstboten, eben Zofen, Wäscher- und Büglerinnen und Dienstmädchen vom Land, und auch verheiratete Damen mit älteren, nicht mehr so agilen Ehemännern, zum Zug. Wenn ich da an die versoffenen, schmutzigen Straßenhuren von Whitecheapel denke, die sich nicht einmal NACH einem „Herren“ waschen konnten denke, so denke ich eher, daß sich Adelige wohl geekelt hätten.
Ein Quickie bei einer Straßenhure wird wohl auch bei so manchem Mann Erleichterung gebracht haben, aber die qualitativen Unterschiede der Damen lagen stets auf einer großen Palette, von jung und hübsch bis alt und häßlich. Das wird auch von den Gegenden, wo die "Damen" arbeiteten, abhängig gewesen sein. Die Opfer von JtR lagen mit einer Ausnahme weit darunter. Sie wurden ja auch in der Hauptsache von, selbst alkoholisierten, Hafenarbeitern frequentiert.

Offline Claudia

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Überprüfung des Militärs
« Antwort #9 am: 04.12.2004 02:17 Uhr »
Hi Philo!

Ich versuche mal,das etwas näher zu erläutern:

Ich gehe einfach davon aus,daß jemand wie JtR keine normalen sexuellen Bedürfnisse hatte,sondern diese sich eher in "abnormalem" Rahmen bewegten.Wenn wir nun von einem bessergestellten Herren ausgehen,der diese Bedürfnisse hat und möglicherweise auch noch mit Frau und Kindern lebt(wenn auch nur um den Status zu wahren),dann ist es für einen solchen Menschen einfach die bequemste und sicherste Lösung,Straßenhuren aufzusuchen.Diese waren anonym,ließen mit Geld sicher vieles mit sich machen(zB sadistische Praktiken),ein Dienstmädchen wäre zB viel zu gefährlich,dieses könnte zB bei der Herrin plaudern.Ein Bordell birgt auch gewisse Risiken,da die Huren hier etwas besser geschützt waren,es bestand hier eine größere Gefahr,der Polizei gemeldet oder zumindest beschrieben zu werden,wenn man etwas zu weit ging(es beispielsweise zu Verletzungen der Dame kam).
Die hygienischen Verhältnisse sind mit den heutigen sicher nicht vergleichbar,wir müssen aber bedenken,daß das für die damals lebenden Menschen einfach Normalität darstellte.In besseren Kreisen war das vielleicht nicht ganz so schlimm,aber dennoch ganz anders als heute und auch zB Dienstmädchen waren sicher nicht gerade die saubersten.Vielleicht garnicht ganz so anders als die Opfer,die ja nicht nur der Prostitution nachgingen(zB Liz Stride,die auch putzte,was wäre sie anderes als ein Dienstmädchen?).
Möglicherweise hatte der Ripper auch garnicht die Absicht,sexuelle Kontakte zu knüpfen,vielleicht ging es ihm nur ums Töten und die hygienischen Verhältnisse waren ihm ganz egal.Außerdem ist es ja auch nicht gerade eine saubere Geschichte,jemandem beispielsweise den Darm zu entnehmen,das ist ja wohl eine ziemlich widerwärtige Sache,warum sollte ein solcher Täter dann sonst pingelig sein?

Ich will damit nicht sagen,daß der Täter besserverdienend war,ich denke nur,man kann es nicht einfach so ausschließen,dafür gibt es zuwenig Anhaltspunkte...

Grüsse,Claudia

Philofritz

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Überprüfung des Militärs
« Antwort #10 am: 04.12.2004 10:42 Uhr »
Hallo Claudia,

alles was Du schreibst ist richtig, aber dennoch will ich hier, um meine Theorie des Soldaten vertreten zu können, eben davon ausgehen, daß der Soldat ein an sich „normaler Mann“ war. Er hatte nur, wie fast alle Männer, manchmal Erektionsprobleme. Wenn er onanierte stellte er sich Gewaltszenen vor, hatte dabei eine starke Erektion und gute Orgasmen. Er merkte auch mit der Zeit, daß, wenn er seine Sexpartnerinnen „härter“ anfaßte, er leichter zu Erektionen kam, und auch sein folgender Orgasmus besser war. Normale Frauen ließen das aber nicht zu.
Straßenhuren mochten es aber zu keiner Zeit, wenn sie „härter“ angefaßt wurden, ja es jagte ihnen, aufgrund ihrer besonderen Schutzlosigkeit an den Orten ihrer Tätigkeit, Angst ein. Kurz gesagt, sie lehnten zumeist ab.
Bei Tabram hatte er einen „Totalversager“, er wurde brutaler, sie wollte es nicht zulassen – er machte sie erst stumm, und tötete sie danach. Dabei bemerkte er, daß er während der Tötungshandlung einen tollen Orgasmus hatte, und als er danach noch neben dem Opfer onanierte, ebenfalls. Er erkannte nun, was ihn wirklich scharf machte, und war nun als Ripper unterwegs.
Wenn Du davon ausgehst, daß er (wer auch immer) keine normalen sexuellen Bedürfnisse hatte, dann muß in dieser Erkenntnis ein Anfang liegen. Er muß es irgendwann entdeckt haben.
Wenn es also ein „besserer Herr“ war, der noch dazu mit Frau und Kindern lebte, so konnte er NICHT zu Straßenhuren gehen, da diese das zu keiner Zeit geduldet haben, und es nach wie vor nicht tun.
Für ihn hätte es sicher Huren gegeben, die Sadospiele machen. Spezialdirnen, die es immer gab, und auch heute noch gibt. Sie „arbeiten“ in ihrem eigenen Etablissement, wo ein Zuhälter, oder einfach ein Beschützer im Nebenzimmer ist, der eingreifen würde, wenn es der Herr zu wild treibt. Verletzungen der Damen wurden und werden stets durch Geld ausgeglichen, an die Polizei geht da sicher nichts.
Straßenhuren hatten und haben Angst vor solchen Dingen, und machen es auch für ein Mehr an Geld nicht. Auf der Straße geht das auch technisch nicht so gut.
Ich meinte, daß Offiziere wohl kaum zu Huren gingen, da sie bei den Damen stets sehr begehrt waren. Ich meine da Offiziere und bessere Herren, die ein normales Geschlechtsleben suchten.
Die Unterschiede in der Hygiene waren damals viel krasser als heute. In der Aristokratie wurde sich doch jeden Tag gewaschen, wenn auch nicht gebadet. Man hatte stets saubere Wäsche, weil die Wäscherinnen wenig kosteten. Man hatte saubere Kleidung, weil man Dienstboten hatte usw. Natürlich hatten auch Dienstmädchen die Gelegenheit sich zu waschen und auch zu baden, denn wer wollte schon ein stinkendes Dienstmädchen zu Hause haben. Nein, nein, ganz im Gegenteil. Man achtete darauf daß sich diese Mädchen, die es oft von zu Hause aus nicht gewohnt waren,  sauber hielten. Die Möglichkeiten waren ja in solchen Haushalten gegeben. In den ärmeren Haushalten des Eastend natürlich nicht.
Die Straßenhuren von Whitecheapel hatten kaum Gelegenheit sich ordentlich zu waschen, sie hatten entweder gar keine, oder wohl sehr schmutzige Wäsche, und ihre Kleidung war, wie wir ja wissen, dreckig und desolat. Sie blieben auch nach vorangegangenen Geschlechtsverkehr, also Spermabekleckert, auf der Straße und konnten sich wohl kaum waschen. Ja vielleicht ein wenig bei öffentlichen Wasserstellen. Aber viele schliefen auch in ihrer Kleidung, jedenfalls hatten sie nichts um zu wechseln. Sie trieben sich in verrauchten Pub´s herum, oder im Dreck der Straßen um den Petticoat Lane- und Spittalfield Market herum, und stanken sicher grauenvoll.
Als Ripper hatte JtR ganz sicher nicht die Absicht sexuelle Kontakte zu knüpfen, lediglich die Opfer glaubten das vor ihrem Ableben. Als Ripper, also erst danach, daß er erkannte, daß lediglich Blut und Tod ihn erregte. Vorher, also bis dahin war das alles natürlich ganz anders.
Aber die Sache mit dem niemals gefunden Soldaten, und der daraufhin begonnenen Mordserie ist für mich sehr schlüssig, und ich habe mir angewöhnt erst logische Abfolgen zu verfolgen, als weit hergeholte Verlegenheitstheorien wie der Earl of Clarence, oder gar der Maler, der da stets in Frankreich war, und nur des Umsatzes wegen hervorgekramt wurde.
Wir können gar nichts außer Acht lassen, aber ich tendiere zu den gewöhnlichen Dingen. Langjährige Praxis lehrte mir das.

Philofritz

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Überprüfung des Militärs
« Antwort #11 am: 04.12.2004 10:54 Uhr »
Noch was – habe ich vergessen: Ein „besserer Herr“, noch dazu mit Frau und Kindern, hätte wohl überhaupt nicht blutbespritzt, oder gar mit irgendwelchen Organen - „Schau Schatzi heute ein süße Niere…“ nach Hause kommen können. Jeder Blutstropfen wäre dem Dienstmädchen, das man damals ja in jedem Fall hatte, aufgefallen. Das wäre wohl in jedem Fall zu gefährlich gewesen.
Ein Hafenarbeiter konnte seiner Frau noch sagen, er hätte eine Rauferei, oder einfach Nasenbluten gehabt. „Bessere Herren“ hatten keine Raufereien, und wenn, so stand dann ein Duell am Plan, um die Schmach zu sühnen. Ohne Duell war man bis an sein Lebensende gesellschaftlich verachtet. Das hätte man nicht in Kauf genommen. Das kam aber alles in die Öffentlichkeit und konnte so, nicht wie bei einer Rauferei unter Hafenarbeitern, gründlich zurückverfolgt werden. „Bessere Herren“ lebten auch ein wenig „öffentlich“.

Offline Claudia

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Überprüfung des Militärs
« Antwort #12 am: 05.12.2004 03:31 Uhr »
Hi Philo!

Ein paar kurze Anmerkungen(ist ja schon spät,gähn...)

Sicher hätte auch ein Hafenarbeiter ein Problem damit,seiner Frau zu erklären,warum er nach einer Rauferei eine Niere mit sich führt :wink:
Ein "Besserverdiener"(damit meine ich alles überdurchschnittliche,nicht etwa zB ein Mitglied des Königshauses)hätte sich ja auch ein Zimmer mieten können,ein Hafenarbeiter oder einfacher Soldat eher nicht...

Daß ein Besserverdiener sich niemals prügelte,daran habe ich große Zweifel,ist ja aber auch für unseren Fall hier nicht so wichtig.Ich finde auch,daß Du Dir die Opfer als ein wenig zu heruntergekommen vorstellst,ich habe nach allem,was ich gelesen habe nicht den Eindruck,daß das Frauen waren,die ständig stinkend und "spermabekleckert" durch die Gegend fielen,das fände ich nun etwas zu krass.Mary Kelly zB hatte ein eigenes Zimmer,das war damals in Whitechapel keine Selbstverständlichkeit und von anderen wissen wir,daß sie sich wohl nur gelegentlich prostituierten.
Übrigens ist es eher die Ausnahme,daß einem Serienkiller zufällig auffällt,was er toll findet,in der Regel kommen erst die entsprechenden Phantasien,meist schon in der Pubertät und dann die erste Tötung,mir ist kaum ein Fall bekannt,wo es umgekehrt lief.


Eine Frage hätte ich noch zu Polly Nichols:
Hier auf der Site las ich vom dreckigen und schäbigen Gesamteindruck ihrer Kleidung,bei Harrison lese ich ,daß Dr. Llewellyn sie als "sehr sauber" bezeichnet habe :? Weiß da jemand näheres?

Grüsse,Claudia

Philofritz

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Überprüfung des Militärs
« Antwort #13 am: 05.12.2004 11:22 Uhr »
Hallo Claudia,

na das war ja wirklich spät, eigentlich ja schon früh.
Also ich bin der Meinung, daß die jeweiligen Organe gar nirgends ankamen. Ich denke, daß er sie jeweils weggeworfen hat, nachdem er sie in gefühlsmäßigem Überschwang vorerst mitgenommen hatte.
Wegen Sperma, Zitat aus „Die Opfer: „Ellen Holland traf Polly am Boden zerstört und betrunken, an der Ecke Osborn Street und Whitechapel High Street. Polly erzählte ihr, daß sie ihr Übernachtungsgeld schon dreimal verdient, aber jedesmal wieder vertrunken hat.“ Nach drei Herren, die es nötig hatten, ist eine Frau eben „Spermabekleckert“, da beißt die Maus keinen Faden ab. Überhaupt unter diesen, eben vorgegebenen Umständen. Die Männer - eilig und ungeschickt, ja wohl betrunken, und Polly ebenfalls betrunken - in finsteren Winkeln der Stadt, im Stehen….
Ihre Kleidung laut Rubrik Opfer: „Gesamteindruck - schäbig und dreckig.“ Annie Chapman war: „bettelarm und krank“. So ging es die ganze Reihe durch. Außerdem waren alle Alkoholkrank. Wer sich mit Alkoholikern auskennt, weiß daß ihre Sucht alle anderen vitalen Regungen überdeckt. Daß sie stets ihre Körperpflege vernachlässigen, auch wenn sie, wie es heute üblich ist, dafür die Zeit und die Mittel haben. Es ist einfach ein dringendes Erkennungsmerkmal für Süchtige.
Ich zitiere aus dem Buch Jack the Ripper von Melvin Harris, Hannibal Verlag:
„Es war eine Gegend voll Schmutz und Hoffnungslosigkeit; hier drängten sich Menschen ohne Zukunft, Menschen, die sich von einem Tag zum anderen schleppten, die sich abplagten, solange sie konnten, und die hungerten, wenn sie nicht mehr konnten. Die Huren im East End konnte man kaum als verführerische Biester bezeichnen, aber die in Whitechapel zählten zu den schlimmsten.
Jeden Abend kann man zumindest ein Dutzend von ihnen auf dem Bürgersteig vor der großen, alten Spitalfields Kirche sehen. Sie sind im ganzen umliegenden Bezirk zu finden, aber hier trifft man mit Bestimmtheit immer mehrere an. Sie sind alt, wirklich alt oder vorzeitig gealtert.
Ihre Kleidung hält notdürftig zusammen, aber Tageslicht würde sie nicht vertragen. Ihre Schuhe sind durchlöchert. Jeder Lumpensammler, der auf sich hält, würde ihre Hüte mit Grausen zurückweisen. Sie tragen wenig oder überhaupt keine Unterwäsche, und das aus mehreren Gründen; einer davon ist, daß sie Geld kostet. Sie sind gebückt und gehen langsam, mit den schwankenden Schritten von Wracks. In der ganzen langen Skala der Zoologie gibt es nichts, was sich mit den Gesichtern vergleichen läßt, die einen im flackernden Licht der Straßenbeleuchtung anblicken.
Sie sind zerfurcht und gebrandmarkt, verrunzelt und aufgedunsen. Ihre Augen blicken stumpf, wie die toter Fische. Sie sitzen auf kleinen Steinsockeln, mit dem Rücken gegen die eisernen Gitterstäbe des Kirchhofzaunes gelehnt, zu träge um zu sprechen, apathisch gegen alles, außer einem gelegentlichen Streit. Ein halber Penny reicht für einen Schnaps, und wenn sie Geld bekommen, so stolpern sie in das nächste Pub und bleiben über ihrem Glas sitzen.
In keiner Stadt der Welt, außer in London gibt es Slums, die einen ähnlichen Typus hervorbringen. Es ist eine angelsächsische Erscheinung, verursacht durch die Beschaffenheit der Slums und ihre Tradition sowie durch die scharfen alkoholischen Getränke, die hier unverdünnt konsumiert werden.
Die romanischen Völker sind leichter erregbar, sie zerbrechen aber nicht auf diese Weise. Die paternalistischen Verhältnisse in den deutschen Städten und das Wesen der Deutschen verhindern es ebenfalls. In den Städten der Vereinigten Staaten würde jede einzelne dieser Kreaturen, und auch jede Frau aus der Strand und der Regent Street auf der Stelle verhaftet werden, und als Landstreicherin oder Schlimmeres ins Gefängnis wandern.
Sie sind nicht lasterhaft. Sie kennen die Bedeutung des Wortes Laster gar nicht, denn sie kennen auch den Begriff der Tugend nicht. Verderbtheit ist ein schwaches Wort, Erniedrigung ein geläufiger, unzulänglicher Ausdruck, nichts davon beschreibt ihren Zustand. Nur die Franzosen kommen ihm mit la misere nahe. Unter den Tieren der Wildnis findet sich keines, das ihnen gleicht, denn selbst die Tiere und die Wilden besitzen eine Art Selbstachtung, an der es diesen Geschöpfen, ohne einer Spur von moralischem Empfinden, fehlt.“
Im Buch „Der Zwang zur Serie“, von Hans Pfeiffer stehen einige Personen drin, die ihren Hang zu Blut und töten zufällig und spät bemerken. Aber bei anderen manifestiert sich dieser Wunsch in der Pubertät. Zur Ausführung kommt es aber zumeist weit später. Natürlich nicht immer.
Natürlich konnten „bessere Herren“ sich Zimmer mieten und werden dies auch fallweise getan haben. Aber nur um dort sich zu reinigen und mit Organen, die ohnedies bald stanken, herumzuspielen – an das denke ich nicht.

Scharfnase

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Unterschiede bei der Hygiene
« Antwort #14 am: 05.12.2004 15:35 Uhr »
Hi Philo und Claudia,

ich glaube schon, dass Harris das zutreffend beschreibt. Trotzdem dürfte die Wahrheit wie so oft in der Mitte liegen. Die Sozialstruktur in Whitechapel/Spitalfields war höchst unterschiedlich, wobei lediglich die richtig reichen Leute fehlten. Die Opfer stammten überwiegend aus der alleruntersten Klasse, dem besitzlosen Proletariat, das von der Hand in den Mund lebte. Es ist aber keinesfalls ausgeschlossen, dass auch diese Menschen so weit es ihnen möglich war, auf ihr Erscheinungsbild achteten. Schließlich besitzt jeder Mensch einen Funken Würde. Das sieht man bei Lizzie Stride, die trotz ihres Berufs und ihrer Trunksucht als "gute Seele" beschrieben wird. Sie war auch als Putzfrau tätig, was sie sicher nicht gemacht hätte, wenn sie völlig verdreckt gewesen wäre. Auch Mary Kelly dürfte äußerlich besser ausgesehen haben, da sie aufgrund gelegentlicher Geldzahlungen in zumindest etwas gesicherten Verhältnissen lebte und noch jünger war.

Natürlich darf man das Ganze nicht mit den heutigen hygienischen Verhältnissen im Westen vergleichen, da auch der Normalbürger "dreckiger" als heutzutage war.;-)

Gott zum Gruße,
Scharfnase