Hallo Claudia,
alles was Du schreibst ist richtig, aber dennoch will ich hier, um meine Theorie des Soldaten vertreten zu können, eben davon ausgehen, daß der Soldat ein an sich „normaler Mann“ war. Er hatte nur, wie fast alle Männer, manchmal Erektionsprobleme. Wenn er onanierte stellte er sich Gewaltszenen vor, hatte dabei eine starke Erektion und gute Orgasmen. Er merkte auch mit der Zeit, daß, wenn er seine Sexpartnerinnen „härter“ anfaßte, er leichter zu Erektionen kam, und auch sein folgender Orgasmus besser war. Normale Frauen ließen das aber nicht zu.
Straßenhuren mochten es aber zu keiner Zeit, wenn sie „härter“ angefaßt wurden, ja es jagte ihnen, aufgrund ihrer besonderen Schutzlosigkeit an den Orten ihrer Tätigkeit, Angst ein. Kurz gesagt, sie lehnten zumeist ab.
Bei Tabram hatte er einen „Totalversager“, er wurde brutaler, sie wollte es nicht zulassen – er machte sie erst stumm, und tötete sie danach. Dabei bemerkte er, daß er während der Tötungshandlung einen tollen Orgasmus hatte, und als er danach noch neben dem Opfer onanierte, ebenfalls. Er erkannte nun, was ihn wirklich scharf machte, und war nun als Ripper unterwegs.
Wenn Du davon ausgehst, daß er (wer auch immer) keine normalen sexuellen Bedürfnisse hatte, dann muß in dieser Erkenntnis ein Anfang liegen. Er muß es irgendwann entdeckt haben.
Wenn es also ein „besserer Herr“ war, der noch dazu mit Frau und Kindern lebte, so konnte er NICHT zu Straßenhuren gehen, da diese das zu keiner Zeit geduldet haben, und es nach wie vor nicht tun.
Für ihn hätte es sicher Huren gegeben, die Sadospiele machen. Spezialdirnen, die es immer gab, und auch heute noch gibt. Sie „arbeiten“ in ihrem eigenen Etablissement, wo ein Zuhälter, oder einfach ein Beschützer im Nebenzimmer ist, der eingreifen würde, wenn es der Herr zu wild treibt. Verletzungen der Damen wurden und werden stets durch Geld ausgeglichen, an die Polizei geht da sicher nichts.
Straßenhuren hatten und haben Angst vor solchen Dingen, und machen es auch für ein Mehr an Geld nicht. Auf der Straße geht das auch technisch nicht so gut.
Ich meinte, daß Offiziere wohl kaum zu Huren gingen, da sie bei den Damen stets sehr begehrt waren. Ich meine da Offiziere und bessere Herren, die ein normales Geschlechtsleben suchten.
Die Unterschiede in der Hygiene waren damals viel krasser als heute. In der Aristokratie wurde sich doch jeden Tag gewaschen, wenn auch nicht gebadet. Man hatte stets saubere Wäsche, weil die Wäscherinnen wenig kosteten. Man hatte saubere Kleidung, weil man Dienstboten hatte usw. Natürlich hatten auch Dienstmädchen die Gelegenheit sich zu waschen und auch zu baden, denn wer wollte schon ein stinkendes Dienstmädchen zu Hause haben. Nein, nein, ganz im Gegenteil. Man achtete darauf daß sich diese Mädchen, die es oft von zu Hause aus nicht gewohnt waren, sauber hielten. Die Möglichkeiten waren ja in solchen Haushalten gegeben. In den ärmeren Haushalten des Eastend natürlich nicht.
Die Straßenhuren von Whitecheapel hatten kaum Gelegenheit sich ordentlich zu waschen, sie hatten entweder gar keine, oder wohl sehr schmutzige Wäsche, und ihre Kleidung war, wie wir ja wissen, dreckig und desolat. Sie blieben auch nach vorangegangenen Geschlechtsverkehr, also Spermabekleckert, auf der Straße und konnten sich wohl kaum waschen. Ja vielleicht ein wenig bei öffentlichen Wasserstellen. Aber viele schliefen auch in ihrer Kleidung, jedenfalls hatten sie nichts um zu wechseln. Sie trieben sich in verrauchten Pub´s herum, oder im Dreck der Straßen um den Petticoat Lane- und Spittalfield Market herum, und stanken sicher grauenvoll.
Als Ripper hatte JtR ganz sicher nicht die Absicht sexuelle Kontakte zu knüpfen, lediglich die Opfer glaubten das vor ihrem Ableben. Als Ripper, also erst danach, daß er erkannte, daß lediglich Blut und Tod ihn erregte. Vorher, also bis dahin war das alles natürlich ganz anders.
Aber die Sache mit dem niemals gefunden Soldaten, und der daraufhin begonnenen Mordserie ist für mich sehr schlüssig, und ich habe mir angewöhnt erst logische Abfolgen zu verfolgen, als weit hergeholte Verlegenheitstheorien wie der Earl of Clarence, oder gar der Maler, der da stets in Frankreich war, und nur des Umsatzes wegen hervorgekramt wurde.
Wir können gar nichts außer Acht lassen, aber ich tendiere zu den gewöhnlichen Dingen. Langjährige Praxis lehrte mir das.