Ja, wir könnten jetzt wieder unserer Fantasie absolut freien Raum lassen und sagen, dass der Schal, den PC Simpson am Tatort Mitre Square fand, auch zu Stride gehört haben könnte (+weitere Szenarien) aber das wird wahrscheinlich gar nicht nötig sein, weil die gefundene DNA zu fast jedermann passen würde. Diese Art von DNA scheint also keine Hilfe zu sein. Keine Ahnung, wie jetzt die Kozminski Spuren wirklich zu bewerten sein werden. Mal sehen, was also weiterhin passieren wird.
Ich war gestern auf einer Vogelausstellung und ich habe einen interessanten Austausch mit einem Züchter gehabt, in dem es auch um Vererbung ging.
Du wirst mir sicherlich gut folgen können:
Er hat ein Pärchen Wellensittiche, der Hahn ist Normal dunkelgrün und die Henne in Lutino. Daraus hatte er im letzten Jahr im Nachwuchs einen Spangle Hahn gezogen. Spangle ist eine besondere Zeichnung. Sind diese Vögel einfaktorig, dann zeigen sie diese Zeichnung, sind sie doppelfaktorig, dann sind sie rein gelb oder weiß. Sie ähneln dann Lutino oder Albino Vögeln, haben aber nicht deren rote Augen. Ein sichtbarer Spangle, egal in welcher Faktorigkeit, fällt nur dann, wenn ein Elternteil ebenfalls Spangle zeigt. Es geht niemals, dass beide Elterntiere diesen Faktor Spangle verdeckt tragen könnten. Einer der beiden muss ihn ganz deutlich sichtbar tragen. Das war bei ihm aber nicht der Fall und trotzdem fiel ein Spangle. Dieses Jahr passierte das gleiche wieder.
Letztes Jahr hatte ich in der Zucht ein ähnliches Problem. Ich hatte zwischen den Jungtieren eines Paares (Hahn in Normal graugrün, Henne in Normal Zimt hellblau), ebenfalls einen Spangle Hahn. Unmöglich wie gesagt aber ich fand schnell den Grund dafür. Bevor dieses Paar in die Zuchtbox wanderte, waren sie in einer Gemeinschaftsvoliere mit anderen Hähnen und Hennen. Dort saß ein Spangle Hahn und er muss die Henne aus jener Verpaarung getreten haben. Hennen können Sperma mehrere Wochen in ihren Spermataschen aufbewahren und damit werden dann auch entstehende Eier befruchtet. Nach fast einem Jahr weiß ich nun auch zu 100%, dass dieser Spangle der Vater sein muss, denn sein Sohn zeigt an einem Kehltupfen den gleichen “Fehler“. Das war also meine Erklärung und so geschah das eben.
Mein Züchterkollege hält vor der Zucht, über einen sehr langen Zeitraum, Hennen und Hähne getrennt auseinander. Was bei mir geschah, konnte bei ihm nicht die Ursache sein.
Er hatte sich an einen Züchter aus unseren Reihen gewandt, der als Koryphäe für die Vererbung gilt und dieser gab ihm eine Erklärung, die auch aus anderen Beobachtungen in einem längeren Zeitraum begründet werden konnte. Jeder von uns kennt sich gut in der Vererbung aus aber er ist eben ein Spezialist. Er sagte, dass vom Genotyp her, des Züchterkollegen´s Lutino Henne ein doppelfaktoriger Spangle ist, also ein rein gelber Spangle (wir sagen, er stammt aus der Grünreihe, wie auch der Lutino, weiße Spangle und Albino gehören zur Blaureihe) und dieser sich hinter dem Aussehen eines Lutinos versteckt. Dieser “Lutino“ hatte also Eltern, die als Lutino x Spangle verpaart wurden. Deshalb entstanden bei seinem Nachwuchs sichtbare Spangle. Der erste Spangle Hahn hatte im diesen Jahr dann in entsprechender Verpaarung wiederum Lutinos gebracht. Dass er auch Lutino weitervererbte, weiß man deshalb gut, weil die geschlechtsgebunden Vererbung gegriffen hatte. Lutino lässt sich verdeckt weitervererben. Spangle kann im Prinzip nicht verdeckt, also rezessiv, vererbt werden aber trotzdem passierte das hier irgendwie. Dennoch blieben die roten Augen des Lutino bei der ganzen Sache erhalten und täuschten erst einmal alle. So gesehen, wurde Spangle auch nicht rezessiv vererbt er blieb nur nicht sichtbar. Ein Phänomen, das man noch gar nicht richtig einordnen und erklären kann, so scheint der aktuelle Stand zu sein.
Warum schildere ich dieses Beispiel? Lutino, einfaktorige Spangle und doppelfaktorige Spangle sind weitverbreitet. Aber doppelfaktorige Spangle mit roten Augen (wie die auch immer zu erklären sind, hier zeigt sich aber der “verdeckte“ Lutino), sind selten, verschwindend wenig. Sie sehen aus wie Lutinos. Erst wenn man sie verpaart, erkennt man, was sie “überziehen“. Wenn Dr.L. etwas an dieser weitverbreiteten DNA entdeckt hat, was sie nicht mehr so weitverbreitet macht, dann sollte er uns das erklären. Kann zwar sein, dass man sie als “gewöhnlich“ einstuft aber etwas dazu anmerken müsste. Vielleicht gibt es etwas beim Abgleich zwischen 314.1C und 315.1C., was von ihm zu ergänzen wäre und womit beide nicht absolut gleich einzustufen wären. Dieser Fehler durch Dr.L. in der Nomenklatura beim Arbeiten mit der Datenbank wäre selbstverständlich fatal. So gesehen und auch diskutiert, würde dem Autor Russell Edwards hier weniger etwas unterstellt werden können. Er musste sich auf Dr.L. verlassen. Nun fällt offensichtlich die “seltene Mutation“ raus aus der Eddowes Linie und das Tuch hätte nahezu jeden gehören können. Allerdings sollten wir im Hinterkopf behalten, dass der Abgleich zwischen der “M“ DNA und den “Kozminski“ Spuren einmal 99,2% und dann gar 100% betrugen plus jeweils zwei Anomalien die vorhanden waren, meine ich (verbessere mich bitte, falls ich irre, bei allem). Wie hoch sind nun die Chancen, dass es Aaron Kozminski ist, der sich auf dem Tuch verewigt hatte? Und wem gehörte dieses Blut? Eddowes gehört dann trotzdem zu den “ALLEN“, deren Blut auf dem Schal sein könnte. Wir haben einen Schal ohne genomische DNS von mutmaßlicher Eddowes, nur etwas mtDNS, die, wie wir nun annehmen müssen, alles andere als rar ist. Anscheinend ist die Chance, dass die anderen Spuren von Aaron Kozminski stammen, nicht ganz so gering wie bei Eddowes. Da haben wir auch mtDNS und etwas “echte“ DNA. Kann man den Fall nun schon zu Grabe tragen? Ich weiß es nicht…
Btw.:
Rob Clack hat offenbar ein Foto von William Grant Granger:
http://www.jtrforums.com/showthread.php?t=22418Er möchte es jedoch nicht (wieder) zeigen.
Es bestehen ja gute Chancen, dass Joseph Lawende Grainger sah und vielleicht lag der Grund auch darin, dass dieser Granger “Kosminski“ ähnlich sah. Ist wie immer Spekulation aber es wäre schon schön, wenn man ihn einmal zu Gesicht bekäme.