Autor Thema: Aaron Kozminski identifiziert?  (Gelesen 101720 mal)

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Offline Lestrade

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Re: Aaron Kozminski identifiziert?
« Antwort #105 am: 12.10.2014 11:35 Uhr »
Ja, wir könnten jetzt wieder unserer Fantasie absolut freien Raum lassen und sagen, dass der Schal, den PC Simpson am Tatort Mitre Square fand, auch zu Stride gehört haben könnte (+weitere Szenarien) aber das wird wahrscheinlich gar nicht nötig sein, weil die gefundene DNA zu fast jedermann passen würde. Diese Art von DNA scheint also keine Hilfe zu sein. Keine Ahnung, wie jetzt die Kozminski Spuren wirklich zu bewerten sein werden. Mal sehen, was also weiterhin passieren wird.

Ich war gestern auf einer Vogelausstellung und ich habe einen interessanten Austausch mit einem Züchter gehabt, in dem es auch um Vererbung ging.

Du wirst mir sicherlich gut folgen können:

Er hat ein Pärchen Wellensittiche, der Hahn ist Normal dunkelgrün und die Henne in Lutino. Daraus hatte er im letzten Jahr im Nachwuchs einen Spangle Hahn gezogen. Spangle ist eine besondere Zeichnung. Sind diese Vögel einfaktorig, dann zeigen sie diese Zeichnung, sind sie doppelfaktorig, dann sind sie rein gelb oder weiß. Sie ähneln dann Lutino oder Albino Vögeln, haben aber nicht deren rote Augen. Ein sichtbarer Spangle, egal in welcher Faktorigkeit, fällt nur dann, wenn ein Elternteil ebenfalls Spangle zeigt. Es geht niemals, dass beide Elterntiere diesen Faktor Spangle verdeckt tragen könnten. Einer der beiden muss ihn ganz deutlich sichtbar tragen. Das war bei ihm aber nicht der Fall und trotzdem fiel ein Spangle. Dieses Jahr passierte das gleiche wieder.

Letztes Jahr hatte ich in der Zucht ein ähnliches Problem. Ich hatte zwischen den Jungtieren eines Paares (Hahn in Normal graugrün, Henne in Normal Zimt hellblau), ebenfalls einen Spangle Hahn. Unmöglich wie gesagt aber ich fand schnell den Grund dafür. Bevor dieses Paar in die Zuchtbox wanderte, waren sie in einer Gemeinschaftsvoliere mit anderen Hähnen und Hennen. Dort saß ein Spangle Hahn und er muss die Henne aus jener Verpaarung getreten haben. Hennen können Sperma mehrere Wochen in ihren Spermataschen aufbewahren und damit werden dann auch entstehende Eier befruchtet. Nach fast einem Jahr weiß ich nun auch zu 100%, dass dieser Spangle der Vater sein muss, denn sein Sohn zeigt an einem Kehltupfen den gleichen “Fehler“. Das war also meine Erklärung und so geschah das eben.

Mein Züchterkollege hält vor der Zucht, über einen sehr langen Zeitraum, Hennen und Hähne getrennt auseinander. Was bei mir geschah, konnte bei ihm nicht die Ursache sein.

Er hatte sich an einen Züchter aus unseren Reihen gewandt, der als Koryphäe für die Vererbung gilt und dieser gab ihm eine Erklärung, die auch aus anderen Beobachtungen in einem längeren Zeitraum begründet werden konnte. Jeder von uns kennt sich gut in der Vererbung aus aber er ist eben ein Spezialist. Er sagte, dass vom Genotyp her, des Züchterkollegen´s Lutino Henne ein doppelfaktoriger Spangle ist, also ein rein gelber Spangle (wir sagen, er stammt aus der Grünreihe, wie auch der Lutino, weiße Spangle und Albino gehören zur Blaureihe) und dieser sich hinter dem Aussehen eines Lutinos versteckt. Dieser “Lutino“ hatte also Eltern, die als Lutino x Spangle verpaart wurden. Deshalb entstanden bei seinem Nachwuchs sichtbare Spangle. Der erste Spangle Hahn hatte im diesen Jahr dann in entsprechender Verpaarung wiederum Lutinos gebracht. Dass er auch Lutino weitervererbte, weiß man deshalb gut, weil die geschlechtsgebunden Vererbung gegriffen hatte. Lutino lässt sich verdeckt weitervererben. Spangle kann im Prinzip nicht verdeckt, also rezessiv, vererbt werden aber trotzdem passierte das hier irgendwie. Dennoch blieben die roten Augen des Lutino bei der ganzen Sache erhalten und täuschten erst einmal alle. So gesehen, wurde Spangle auch nicht rezessiv vererbt er blieb nur nicht sichtbar. Ein Phänomen, das man noch gar nicht richtig einordnen und erklären kann, so scheint der aktuelle Stand zu sein. 

Warum schildere ich dieses Beispiel? Lutino, einfaktorige Spangle und doppelfaktorige Spangle sind weitverbreitet. Aber doppelfaktorige Spangle mit roten Augen (wie die auch immer zu erklären sind, hier zeigt sich aber der “verdeckte“ Lutino), sind selten, verschwindend wenig. Sie sehen aus wie Lutinos. Erst wenn man sie verpaart, erkennt man, was sie “überziehen“. Wenn Dr.L. etwas an dieser weitverbreiteten DNA entdeckt hat, was sie nicht mehr so weitverbreitet macht, dann sollte er uns das erklären. Kann zwar sein, dass man sie als “gewöhnlich“ einstuft aber etwas dazu anmerken müsste.  Vielleicht gibt es etwas beim Abgleich zwischen 314.1C und 315.1C., was von ihm zu ergänzen wäre und womit beide nicht absolut gleich einzustufen wären. Dieser Fehler durch Dr.L. in der Nomenklatura beim Arbeiten mit der Datenbank wäre selbstverständlich fatal. So gesehen und auch diskutiert, würde dem Autor Russell Edwards hier weniger etwas unterstellt werden können. Er musste sich auf Dr.L. verlassen. Nun fällt offensichtlich die “seltene Mutation“ raus aus der Eddowes Linie und das Tuch hätte nahezu jeden gehören können. Allerdings sollten wir im Hinterkopf behalten, dass der Abgleich zwischen der “M“ DNA und den “Kozminski“ Spuren einmal 99,2% und dann gar 100% betrugen plus jeweils zwei Anomalien die vorhanden waren, meine ich (verbessere mich bitte, falls ich irre, bei allem). Wie hoch sind nun die Chancen, dass es Aaron Kozminski ist, der sich auf dem Tuch verewigt hatte? Und wem gehörte dieses Blut? Eddowes gehört dann trotzdem zu den “ALLEN“, deren Blut auf dem Schal sein könnte. Wir haben einen Schal ohne genomische DNS von mutmaßlicher Eddowes, nur etwas mtDNS, die, wie wir nun annehmen müssen, alles andere als rar ist. Anscheinend ist die Chance, dass die anderen Spuren von Aaron Kozminski stammen, nicht ganz so gering wie bei Eddowes. Da haben wir auch mtDNS und etwas “echte“ DNA. Kann man den Fall nun schon zu Grabe tragen? Ich weiß es nicht…   

Btw.:

Rob Clack hat offenbar ein Foto von William Grant Granger:
 
http://www.jtrforums.com/showthread.php?t=22418

Er möchte es jedoch nicht (wieder) zeigen.

Es bestehen ja gute Chancen, dass Joseph Lawende Grainger sah und vielleicht lag der Grund auch darin, dass dieser Granger “Kosminski“ ähnlich sah. Ist wie immer Spekulation aber es wäre schon schön, wenn man ihn einmal zu Gesicht bekäme.
 
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Re: Aaron Kozminski identifiziert?
« Antwort #106 am: 12.10.2014 13:03 Uhr »
Diese ganze Geschichte hatte von Anfang an das Problem, dass es keine Berichte über die Existenz des Schals am Tatort gab; und die Geschichte, wie Amos Simpson in Besitz des Schals gekommen sein will ist, gelinde gesagt, höchst fragwürdig. Das alles sei aber als Familientradition von Generation zu Generation weitergegeben worden.

Leider ist die einzige Quelle für diese Familientradition David Melville-Hayes! Niemand anderes aus seiner Familie hat sich öffentlich zu diesem Teil der Familiengeschichte geäußert; es gibt keine Fotos und keinen sonstigen Beweis, dass dieser Schal vor 1986 existiert hat.

DMH hat sich - zugegebenermaßen äußerst clever - bemüht, diesen Schal zu Geld zu machen. (Ich persönlich hätte da etwas mehr Achtung vor einem hundert Jahre alten Familienerbstück, aber das ist nur meine persönliche Meinung.) Der erste Versuch schlug fehl, da die Käufer (das Ehepaar Dowler) das Geschäft rückgängig machten, weil sie die Echtheit des Tuches bezweifelten. Der nächste Schritt von DMH ist in meinen Augen genial: er überlässt den Schal dem Black Museum von Scotland Yard. Auch wenn er dort nie öffentlich ausgestellt wird, wird ihm dadurch dennoch eine gewisse Glaubwürdigkeit verliehen.

1997 treffen DMH und die Parlours auf einem Antiquitätenmarkt. Die Parlours übernehmen den Schal von Scotland Yard und stellen ihn sogar öffentlich aus. Und im Jahr 2007 - nach zwanzig Jahren - kann DMH den Schal endlich für eine nicht näher bekannte Summe verkaufen.

Bis zu diesem Zeitpunkt war der Schal nicht mehr (wenn überhaupt) als eine Familientradition und keiner in der Ripper-Welt hat sich aus den genannten und bekannten Gründen ernsthaft dafür interessiert.

Jetzt kommt allerdings Russell Edwards daher und behauptet, mittels DNS-Beweis nachweisen zu können, dass sich sowohl Spuren von Catherine Eddowes als auch von Aaron Kosminski auf dem Tuch befinden. Und nur dadurch wird es für die Ripper-Welt interessant, da sich daraus all die Möglichkeiten ergeben, die wir in den letzten Wochen diskutiert haben.

Nun scheint aber, dass der Nachweis von Eddowes-DNS gar kein richtiger Nachweis ihrer DNS ist. Und damit fällt der vorherige Absatz in sich zusammen und wir sind wieder auf dem Status des vor-vorherigen Absatzes.

Ob sich nun die DNS von Aaron Kosminski auf dem Schal befindet ist eine Frage, die nur mehr am Rande interessant zu sein scheint. Ich kann mich jetzt nicht an besondere Anomalien in der mtDNS erinnern, sondern nur die Behauptung, dass der gefundene Haplotyp T1a1 als "jüdisch-russisch" zu deuten wäre. Dabei beruft sich der Autor einen einen (!) Treffer in der NCBI-Datenbank, der eben russischer Ethnie sein soll. Wie erwähnt sollte hier eine weitere Analyse der genomischen DNS erfolgen.

Aber selbst wenn die DNS von Aaron Kosminski stammen sollte, so what? Wir können den Schal nicht mit einem der Opfer in Verbindung bringen, denn die DNS von Eddowes scheint nun wegzufallen, und alle anderen Opfer (außer Stride) würden der Familientradition widersprechen. Aber wenn das Tuch beim Mord an Stride schon in Besitz des Rippers gewesen wäre, ist es dann wahrscheinlich, dass es am Eddowes-Tatort zurückbleibt, ohne deren DNS abzubekommen? Eher nicht.
Bleibt noch die Möglichkeit, dass Kosminski zwar die Stride ermordet hat, nicht aber die Eddowes. Wie aber kommt der Schal dann zum Mitre-square? Oder war Amos Simpson in der Nähe des Workingmen Education Clubs auf "special duty" und den Schal dann von Stride-Tatort mitgenommen? Warum aber lautet dann die Familientradition anders?

Die ganze Geschichte passt hinten und vorne nicht (mehr)!

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Re: Aaron Kozminski identifiziert?
« Antwort #107 am: 12.10.2014 17:38 Uhr »
Verstehe ich das vielleicht nicht richtig? Die mtDNA von Karen Miller und die mtDNA auf dem Schal, die man Catherine Eddowes zuordnen wollte, sollten eine seltene “Global Private Mutation“ sein. Rein statistisch gesehen, hätten heute in Großbritannien 223 Menschen diese mtDNA, in 1888 würde das 136 Menschen entsprechen und für London kämen nur ca. 12 Menschen in 1888 dafür in Frage. Karen Miller wäre heute eine von ca. 25 Menschen in London mit dieser raren Mutation. Hat denn Karen Miller diese Mutation nun oder wurde auch hier die falsche Einschätzung vorgenommen? Hätte Sie diese, dann fiele Eddowes tatsächlich raus. Hätte Karen Miller die mtDNA, die im Prinzip jeder hat, dann kann man nicht sagen, dass Eddowes raus wäre. Es könnte immer noch ihr Blut sein, genauso wie nahezu von jedem anderen. Das wäre ja gerade wichtig, falls die anderen Spuren (Sperma) tatsächlich von Aaron Kozminski stammen könnten und sei es nur in einer akzeptablen Wahrscheinlichkeit (was auch eher einem Wunschdenken entspricht). Solch eine Möglichkeit, würde ich nicht so schnell ad acta legen. Die hantierten hier (“Eddowes“ und “Kosminski“) mit mtDNA und nicht mit der genomischen DNA (letztere war natürlich vorhanden bei Karen Miller und “M“ und auch etwas davon in den “Kosminski“ Spuren).  Besitzt Karen Miller diese seltene mtDNA, dann können wir Eddowes abschreiben, dann hätte man diese mtDNA auch in den Blutflecken finden müssen. Hat Karen Miller aber die gleiche und total gewöhnliche DNA, dann sollte man formhalber Eddowes nicht aussortieren. Es wäre natürlich schon ein großer Zufall gewesen, wenn Eddowes so leicht zu identifizieren gewesen wäre. Sollte Karen Miller diese rare Variante jedoch besitzen, hätte man die Blutflecke auch leicht identifiziert, als nicht zu Eddowes gehörend.

Das mit den Anomalien musste ich nun noch einmal nachlesen, um genau zu wissen was da war:

“Jari was cautious, as ever, noting there were two anomalies and further testing would be needed”.

“Jari explained that the anomaly did not mean there was a difference: it simple meant that the test did not take at that point in the sequence”.


Sollte damit geklärt sein.

Solche privaten Familiengeschichten sind immer mit Vorsicht zu genießen, siehe Nathan Shine oder auch Zena Shine, ganz klar. Hätte man allerdings dem Opfer eine rare Genmutation wirklich zuordnen können, dann hätte diese Schal- Geschichte in der Tat eine größere Bedeutung erlangt. Das wiederum hätte aber auch nicht bedeutet, dass Aaron Kozminski automatisch der Ripper sein musste. Die mtDNA passt zwar zu “M“, dem Nachkommen von Matilda Lubnowski, aber letztendlich, und das muss man sich eingestehen, zu einer größeren Anzahl Personen, wenn auch nicht annähernd so groß wie die mit dieser Allerwelts- mtDNA. Die mtDNA von “M“ sollte wenigstens aus der Region stammen, aus der eben ihre “UrUrOma“ Matilda Lubnowski stammte und der Erzeuger der Samenflecke auf jenem Schal.

Ich habe ja schon einmal zwei Möglichkeiten angesprochen, bei denen es darum ging, die “Kozminski“ Spur abzugleichen. Ich gehe davon aus, dass es noch etwas dauern wird. Inwieweit jetzt allerdings überhaupt noch die Bereitschaft da ist, dies zu tun oder weiter zu verfolgen, nachdem die Eddowes- Spur im Sande verlaufen ist, weiß ich auch nicht. Eine Möglichkeit bleibe ich noch schuldig, die andere erwähne ich jetzt einfach mal, da sie im Prinzip im Buch ja auch angesprochen wird. Es besteht die Möglichkeit, dass noch ein Zahn im Grab von Aaron Kozminski zu finden wäre. Der könnte genügend DNA enthalten, um die vorhandenen normalen DNS Spuren der “Kozminski“- Spur mit denen des Zahnes abzugleichen, die gleiche mtDNS, wie bereits entdeckt, sollte ja eh erwartet werden. Da weiß ich aber nicht, was alles vorhanden ist also gefunden wurde und inwieweit dann eine eventuelle 100%ige Übereinstimmung zu werten sein wird. Was ich weiß, aus guter Quelle, ist, dass “genug“ davon gefunden worden und nun vorhanden sein soll. Daran besteht doch momentan einiges Interesse.     

Klar schlägt das alles hohe Wellen und die Geister die gerufen worden sind, werden nur verschwinden, wenn man ganz klar alles aus der Welt schaffen wird, was es an Fragen zu beantworten gibt. Ansonsten wird das ein Story für die Ewigkeit. 
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Re: Aaron Kozminski identifiziert?
« Antwort #108 am: 12.10.2014 19:12 Uhr »
So wie ich das verstehe, haben Russel Edwards und Dr. Louhelainen sowohl bei Karen Miller als auch auf dem Schal die Mutation 314.1C festgestellt, die (laut Datenbanken) wohl recht selten wäre. Diese Nomenklatur bedeutet, dass nach der Position 314 ein zusätzliches C (die Base Cytosin) zusätzlich vorkommt. Zur weiteren Erläuterung: C314T würde bedeuten, dass an Postion 314 das Cytosin durch ein Thymin ersetzt wäre; 314.2C würde bedeuten, dass nach der Position 314 zwei zusätzliche Cytosine eingebunden sind.

Allerdings sind in den Positionen 311 bis 315 sowieso Cytosin-Basen zu erwarten, also fünf hintereinander; bei 314.1C wären es entsprechend sechs Cytosin hintereinander. Doch das lässt sich eben auch durch 311.1C, 312.1C, 313.1C und 315.1C erreichen, wobei letzteres wohl die Standardnomenklatur wäre. Diese Mutation allerdings scheint nicht wirklich selten zu sein, sondern gerade in Europa recht häufig. Aus irgendeinem Grund, hat die Software von Louhelainen 314.1C ausgespuckt und nicht erkannt, dass dies identisch mit 315.1C ist. Die Bezeichnung 314.1C ist aber, da eben keine Standardnomenklatur, in den Datenbanken entsprechend selten angegeben. Und so wurde aus einer recht häufigen Mutation eine sehr seltene.

So habe ich das Ganze zumindest verstanden. Warum Dr. Louhelainen diesen Fehler nicht erkannte, ist nun sicher eine berechtigte Frage.

Da nun aber die mtDNS der Blutspur von nahezu jedem Europäer stammen könnte, hat sich die Verbindung des Blutflecks zu Karen Miller und damit zu Catherine Eddowes in Luft aufgelöst, und die gesamte Geschichte einer Verbindung eines Ripper-Opfers mit einem Ripper-Verdächtigen existiert nicht mehr.

Und selbst wenn sich durch weitere Tests ergeben würde, dass die Epithelzellen (und damit wohl auch die Spermaspuren) Aaron Kosminski zugeordnet werden können, so stellen wir damit nur fest, dass Aaron Kosminski masturbiert hat. Und das wissen wir ja bereits, war es doch einer der Gründe, warum er in eine Anstalt eingewiesen wurde.

Aber mit dem derzeitigen Material können wir nicht sagen, von wem das Blut auf dem Tuch stammt. Wir können noch nicht einmal sagen, von welcher Familie das Blut stammt. Und wir können nicht sagen, wann das Blut auf das Tuch kam. (Man hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, den Schal einer Altersbestimmung zu unterziehen.)

Es ist schade, dass sich derzeit weder Russell Edwards noch Dr. Louhelainen zu den aufgeworfenen Fragen äußern. Solange sie das nicht tun, muss man davon ausgehen, dass sich das Thema erledigt hat. Sicherlich wird es aber wie beim Tagebuch auch immer Leute geben, die sich damit nicht zufrieden geben wollen.

Noch eines: selbst wenn 314.1C die seltene Mutation gewesen wäre, wie von Russell Edwards erhofft, würde ich seine Wahrscheinlichkeitsbetrachtungen (136 Menschen in GB, 12 in London) anzweifeln, da er die Wahrscheinlichkeiten für die Häufigkeit dieser Mutation aus einer weltweiten Erhebung bezieht (314.1C is not very common in worldwide population.). Das sagt aber nichts über die Häufigkeit einer (beliebigen) Mutation in Europa bzw. Großbritannien aus, da zur worldwide population eben auch die Afrikaner, Asiaten, Aborigenes, Südsee-Bewohner, Indianer,... gehören, die die ganze Betrachtung verzerren können.

Das mit Kosminski-Spuren aus dessen Grab hatte ja auch Russell Edwards angedacht, aber keine Genehmigung zur Exhumierung bekommen.

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Re: Aaron Kozminski identifiziert?
« Antwort #109 am: 12.10.2014 19:48 Uhr »
So habe ich es im Prinzip auch verstanden…

Allerdings wäre ich mir nicht sicher, ob man bei einer eindeutigen Identifikation von Aaron Kozminski als Verursacher der Spermaspuren (was ja erst noch zu beweisen wäre, wenn überhaupt möglich), die Sache mit dem Schal als erledigt betrachten sollte. Warum sollte das dann so sein? “Kosminski“ könnte sehr gut möglich Aaron Kozminski und damit einer der Hauptverdächtigen von Scotland Yard bzw. der Londoner Polizei gewesen sein? Der Schal würde aus dem Besitz einer Familie eines Angehörigen der MET Polizei stammen, würde Spermaspuren dieses Kosminski und Blutspritzer einer unbekannten Person tragen. Warum sollte dann ein Schal mit Sperma von Aaron Kozminski überhaupt in die Hände anderer gelangt sein, vor allem in die Hände eines MET Polizisten ? Warum hebt jemand einen Schal mit Sperma dieser Person auf, an dessen einem Teil einmal auch ordentlich Blut war? Aus welchen Gründen? Masturbieren tut jeder. Wenn ich ein Tuch mit Sperma erhalten will, warum wähle ich dann einen wo diese Spuren von Aaron Kozminski darauf wären?  Stellen wir uns wirklich vor, dass die gefundene DNS mit der aus einem Zahn von Aaron Kozminski übereinstimmen würde und somit das Sperma auf dem Schal von Aaron Kozminski stammt. Dann wäre diese Schalgeschichte sinnlos? Selbst wenn das Blut nicht Eddowes zugeordnet werden kann, kann es immer noch Blut eines Opfers sein, egal ob Eddowes, Stride oder eines der anderen Opfer. 
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Re: Aaron Kozminski identifiziert?
« Antwort #110 am: 12.10.2014 20:12 Uhr »
SOLLTE man die Spermaspuren eindeutig Aaron Kosminski zuweisen können und SOLLTE der Schal wirklich jemals im Besitz von Amos Simpson gewesen sein, dann könnte man anfangen sich wieder Gedanken zu machen.

Dazu müssten aber zum einen die gefundenen Epithelzellen genauer untersucht werden. Angeblich hatte dies bislang die Deadline des Verlags verhindert, was ich für eine ziemlich merkwürdige Behauptung halte. Kein Verlag würde auf einer deadline beharren, wenn durch einen geringen Verzug die Thesen des Buches erhärtet würden.
Mittlerweile ist hinreichend viel Zeit verstrichen und Russell Edwards dürfte auch ein wenig Geld verdient haben, um sich an die Untersuchung zu machen. Allein schon ein Vergleich der gefundenen Zellen mit der DNS von M dürfte einiges aussagen; vielleicht benötigt man dann nicht einmal mehr Kosminskis Zähne.

Weiters muss endlich eine Altersbestimmung des Schals erfolgen. Nur wenn der älter als 125 Jahre ist, lohnt es sich, überhaupt sich weiter mit der Sache zu beschäftigen.

Weiters muss auch von anderen Seiten bestätigt werden, dass die Schal-Geschichte seit 125 Jahre in der Familie kursierte. Oder ist David Melville-Hayes der letzte Überlebende der Familie?

Weiters muss geklärt werden, ob es sich bei den gefundenen Flecken überhaupt um Sperma handelt. So eindeutig geht das aus dem Buch nicht hervor. Und dann muss verglichen werden, ob die gefundenen Zellen von derselben Person stammen, wie das eventuell vorhandene Sperma. Denn diese Epithelzellen können auch in anderen Körperflüssigkeiten wie Schweiß oder Spucke gefunden werden, also genau dem, was man bei einer Kontaminierung erwarten würde.

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Re: Aaron Kozminski identifiziert?
« Antwort #111 am: 12.10.2014 20:52 Uhr »
Schaun mer mal… ich glaub´s ja auch nicht…

Meinst Du, er hat damit wirklich Geld verdient? Wenn ich bei Amazon schaue, dann steht dort Platz 43 375 für “Naming Jack the Ripper“, dagegen scheint “Der Sichelmörder von Zons“ auf Rang 98 ein wahrer Bestseller zu sein.

Hast Du eine Ahnung, wie viel verkaufte Bücher hinter solch einem Platz stehen?

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Re: Aaron Kozminski identifiziert?
« Antwort #112 am: 12.10.2014 22:01 Uhr »
Ich denke schon, dass Edwards keinen Verlust machen wird. Es dürfte ja nicht nur um verkaufte Bücher gehen, sondern auch um Filmrechte für eine eventuelle Dokumentation; Bildrechte für Fotos des Schals in den Zeitungsberichten; Interviews...

Ist im Endeffekt auch egal; ich fürchte da wird eh nichts nachkommen. Freuen wir uns doch lieber auf den Verdächtigen, der uns präsentiert wird; wie wäre es mit Buffalo Bill oder einem Zeitreisenden oder einem kleinen Mädchen mit roten Zöpfen, das in einem Waisenhaus traumatisiert wurde, nachdem es dort von seiner Protituierten-Mutter ausgesetzt wurde oder mahatma ghandi...

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Re: Aaron Kozminski identifiziert?
« Antwort #113 am: 12.10.2014 23:26 Uhr »
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Re: Aaron Kozminski identifiziert?
« Antwort #114 am: 13.10.2014 08:56 Uhr »
Der sieht zumindest diesem obskuren Phantombild ähnlich.

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Re: Aaron Kozminski identifiziert?
« Antwort #115 am: 14.10.2014 12:40 Uhr »
Ich weiß nicht, ob Du es auf dem Schirm hattest, ich bin eben erst gerade im Casebook darauf aufmerksam geworden:

http://www.jtrforums.com/showthread.php?t=22016

http://forum.casebook.org/showthread.php?t=8328

https://www.facebook.com/Dr.Jari.Louhelainen/posts/585908831536130

Könnte also sein, dass wir ab dem 8/9 November noch weitere, klärende Informationen von Edwards und Louhelainen erhalten werden und sicherlich auch von bekannten Ripperologen, mit denen vorab diesbezüglich kommuniziert worden sein müsste. 

Die Jack the Ripper Conference in Salisbury 8/9 November 2014 ging an mir vorbei. Ich hatte nur Nottingham nächstes Jahr August (wohl 21-23) im Bewusstsein. Bis zum 8/9 November ist ja nicht mehr lange. 
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Re: Aaron Kozminski identifiziert?
« Antwort #116 am: 14.10.2014 15:28 Uhr »
Na dann wollen wir mal hoffen, dass da nichts mehr dazwischen kommt.

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Re: Aaron Kozminski identifiziert?
« Antwort #117 am: 19.10.2014 10:53 Uhr »
Hier ist ein aktueller Artikel im “The Independent“, angeregt durch crime enthusiasts in Australia (Mick Reed und Co.), die den möglichen Fehler als erstes bemerkten:

http://www.independent.co.uk/news/science/jack-the-ripper-id-hinges-on-a-decimal-point-as-scientists-flag-up-dna-error-in-book-that-claims-to-identify-the-whitechapel-killer-9804325.html?origin=internalSearch

Vielleicht wird der Traum von Hollywood aber dennoch wahr:

http://www.liverpoolecho.co.uk/news/liverpool-news/jack-ripper-johnny-depp-tim-7947235

Salisbury kommt mit all den Fragen und hoffentlich klaren Antworten…

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Re: Aaron Kozminski identifiziert?
« Antwort #118 am: 04.11.2014 18:36 Uhr »
Mal kurz zum “Aktualisieren“;

nachdem Mick Reed gerade im neuen Ripperologist zum Thema einen hervorragenden Beitrag geschrieben hat, kommt er hier auch noch einmal zu Wort:

http://theconversation.com/still-a-mystery-dna-hasnt-named-jack-the-ripper-after-all-33312
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Re: Aaron Kozminski identifiziert?
« Antwort #119 am: 11.11.2014 10:44 Uhr »
Was ich öffentlich mitbekam und mir auch so mitgeteilt wurde:

Die Konferenz am Wochenende brachte im Falle von Edwards und Louhelainen keine neuen Erkenntnisse. Jedenfalls nicht zu den DNA Beweisen im Falle Miller/ Eddowes und “M“/Kozminski. Man erfuhr jetzt im Prinzip nicht mehr als bereits im Buch stand. Möglicherweise werden sie in einem Podcast auf jene diversen Fragen doch noch antworten. Über die Gründe, momentan nicht darauf einzugehen, spekuliert man und es wird vermutet, dass es sich dabei um “vertragliche“ Inhalte handelt. Edwards und Louhelainen sollen diese Zeit auf der Konferenz dennoch genossen haben. Auf Facebook konnte ich bei Russell Edwards Bilder sehen, die ihn mit Paul Begg und Neville Swanson zeigten. Letzterer ist ja ein Enkel von Chief Inspector Donald Swanson. Machten alle keinen unglücklichen Eindruck. Danach ging es noch nach Stonehenge, Jari Louhelainen hat ein schönes Foto davon auf seinem Twitter Account. Der Organisator der Konferenz, die “The Whitechapel Society 1888“ an sich, waren mit der Sache wohl nicht so zufrieden. Da gab es ein wenig Ärger, wie man bei ihnen auf Facebook nachlesen kann aber auch hier bei Howard Brown im JTRForums:

Post 99:  http://www.jtrforums.com/showthread.php?t=22016&page=10
Post 109: http://www.jtrforums.com/showthread.php?t=22016&page=11

Wer alles genauer wissen will, liest die entsprechenden Fäden in den Foren und bei Facebook und Co.

Andere Themen und Beiträge auf der Konferenz wurden offensichtlich ein großer Erfolg, scheinen aber im Nachhinein leider etwas unterzugehen.

Ich persönlich finde die Sache mittlerweile ermüdend. Aber was will man machen? Russell schreibt heute auf Facebook zu einem Foto vom Grab Aaron Kozminskis:

“My picture of Aaron Kosminski's grave...after 14 years of research and with a great amount of help from researchers and scientists I managed to confirm him as the true name behind Jack the Ripper...”

Das Buch hat sich wohl doch auch recht gut verkauft und so gesehen, ist das Thema für beide unter dem Strich wirklich sehr erfolgreich geworden.

Die Überprüfung anderer zu den DNA Beweisen ließen ja berechtigte Zweifel aufkommen und nicht nur das. Dennoch scheinen beide sehr selbstbewusst dem gegenüberzustehen. Warum ist das nun so? Haben sie noch etwas im Hintergrund oder in der Hinterhand oder ist es reine Taktik, den Kessel so lange wie möglich am Dampfen zu halten? So macht sich natürlich eine Menge Unruhe und Ungeduld breit, die vor allem von den “Gegnern“ kommt, wenn man das überhaupt so sagen kann. Was man teilweisen lesen muss, entspringt einem wahren Kindergarten aber Gottseidank finden einige aber immer wieder die richtigen Worte. Klar, keine Antwort kann auch eine Antwort sein und auch provokant aber dennoch haben sie noch keine Stellung zu den aufgekommenen Fragen bezogen. Warum sie sich so viel Zeit lassen könnten, wurde eingangs schon angedeutet aber geht es wirklich um solche Dinge? Was mich immer etwas anekelt ist die Tatsache, dass sich dann der Neid so breit macht. Die Sache mit dem Buch hat enorme Wellen geschlagen, schlägt es immer noch und wird es auch die kommende Zeit noch tun. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob der Inhalt solcher Geschichten richtig oder falsch ist. Wir kennen das alle von Sickert als Ripper oder vom Maybrick Tagebuch. Wir kennen das von Deeming, Tumblety, Mann oder Feigenbaum. Nicht zu vergessen von den Leuten, die uns Druitt oder Cross/Lechmere als Ripper verkaufen wollen. Davon ist sogar einiges interessant, so, wie auch einiges als Schrott eingestuft werden kann. Dieser Tage wurde zudem noch Blotchy Man, Bury, James Kelly, Jacob Levy, Koslowski und Barnett sowie David Cohen genannt. Daran sieht man wieder einmal, wie breit gefächert die Gedanken zum Ripper sind und wie schwierig es ist, einem Suspect neutral gegenüberzustehen. Zu wenige äußern sich dann in einem neutralen Ton bzw. in einer neutralen Art und Weise aber wie gesagt, zum Glück eben nicht alle. Dass dann der Neid und die Missgunst und andere Dinge aufkommen, zeigt dann eher wieder die ganz persönlichen Charakteranteile derer, die sich zu Wort melden. Ist ja auch ganz menschlich. Wobei sie dann recht schnell vergessen, dass sie für “ihren“ Verdächtigen noch weit weniger in der Hand haben als jene, die sie gerne belehren möchten. Eine andere Sache ist die, dass auch einige prompte Antworten verlangen und dann recht beleidigt reagieren, wenn nichts kommt. Klar haben diejenigen mit viel Enthusiasmus agiert und sich mit dem Thema des Buches tiefgründig auseinandergesetzt aber meiner Meinung nach ist die Erwartungshaltung darin bestätigt zu werden zu hoch und auch unangemessen. Sie können nicht verlangen, dass Edwards offiziell mitteilt, einen Fehler gemacht zu haben und die Leute dazu auffordert nicht sein Buch zu kaufen. Ich finde, dass man das hinnehmen muss. Buchverkauf ist ein Geschäft so auch die ganze Jack the Ripper Geschichte ein “Geschäft“ für London ist. Mit solchen Kritiken müssen Autoren leben und das tun sie schon immer. Solche Fälle hat es auch in der Ripperologie schon gegeben, ist ja nichts Neues. Leider ist man gezwungen sich das alles momentan anzutun, wenn man auf dem Laufenden bleiben will. Ich halte mich dabei dann immer an die Lichtblicke.     

Beste Grüße, Lestrade.

Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...