Autor Thema: Das Graffito, die Schürze und Ortskenntnisse des Täters.  (Gelesen 14248 mal)

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Andromeda1933

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Liebe Freunde, es ist mal wieder soweit, dass ich mit Dubletten nerve und dreimal durchgekautes neu präsentiere... Tut mir leid, wenn Euch einiges uralt-bekannt vorkommt.
Nach der Lektüre einiger Bücher versuche ich irgendwie einen roten Faden zu finden, an dem ich mich weiter orientieren kann. Die Hilfe erfahrener Jäger JTR ist mir mehr als nur willkommen!
Ich habe versucht, meine verquerten Gedanken zum Graffito usw. auf zu schreiben und benötige ein wenig Hilfe, etwas Ordnung hinein zu bringen.

Warum wurde ein Teil der Schürze Eddowes bis in die Goulston Street gebracht???

Setzen wir als erstes mal voraus, dass die Identifikation des Fetzens als gesichert gelten kann.

Dann müsste „Jack“ sich vor Beginn seiner eigentlichen „Arbeit“ daran erinnert haben, so ein Stück abzutrennen, um sich säubern zu können. Dafür hätte er sich doch bereits vorher mit einem Lappen ausrüsten können, denke ich. Er ging ja mit keiner anderen Absicht auf die Straße, als um zu morden, also dürfte er sich dafür auch vorbereitet haben. Allein das Abtrennen dieses Fetzens jedoch war schon mit einem geringen Zeitverlust verbunden und wie viel ihm insgesamt davon blieb, konnte er sich nicht sicher sein.

Ich stelle mir jetzt vor, ich bin „Jack“. Die blutige Arbeit ist getan, also weg von hier...

Ich würde mir doch schon während der ersten Schritte auf dem Mitre Square (sofern ich nicht Schritte hören und eiligst aufbrechen müsste) mit dem Fetzen das Messer und die Hände abwischen und dann beides in eine Tasche (Beutel) stecken. Auf gar keinen Fall würde ich damit 10 oder mehr Minuten lang durch die Gegend laufen, um mich dann in der Goulston Street zu säubern!
Vielleicht irgendwo auf dem Weg dorthin, kann sein. Aber irgendwie nicht logisch.
Von dem Fetzen hätte ich mich natürlich sehr viel früher getrennt. Einfach in eine Ecke geworfen, in einen Torbogen, nur weg damit! Auf alten Fotos kann man sehen, dass die Straßen des East Ends vor Müll nur so überquollen. Irgendein Lappen im Rinnstein, das wäre keine Notiz wert gewesen.
Die Lichtverhältnisse des nachts dürften einer Dunkelkammer nahe gekommen sein. In der Buck's Row z.B. konnte man erst auf wenige Meter erkennen, dass dort ein Mensch auf der Straße lag. Das Stück Stoff auf dem Straßenpflaster hätte keinen Verdacht erregt, jedenfalls nicht sofort.

Vielleicht ging es bei diesem Fetzen also gar nicht um so etwas profanes, wie sich die Hände zu reinigen??? Dieses Stück Tuch wurde wohl mit großer Sicherheit auch nicht zum Transport der „Souvenirs“ benutzt. Der Täter hätte sie dann in der Goulston Street „umpacken“ müssen – kann als unsinnig betrachtet werden, finde ich.

Mein Gedanke ist, der Fetzen sollte genau in diesem Hauseingang gefunden werden!

Der Text des Graffitos, wenn auch (gewollt oder ungewollt) fehlerhaft geschrieben, hätte, in Verbindung mit der Mordserie, die latent vorhandene antisemitische Stimmung weiter anheizen können.

Es wird allgemein als gesichert betrachtet, dass „Jack“ sich im East End bestens auskannte. Vielleicht hatte er beruflich dort zu tun (im Old London Hospital z.B.?) oder er lebte einst dort. Möglicherweise war es sogar immer noch sein zu Hause.  Sicherlich war er nicht nur hin und wieder dort unterwegs. So war es möglicherweise „Jack“, der Annie in die Hanbury Street führte und nicht umgekehrt. Er kannte sich aus über Häuser, die man auch des nachts betreten konnte.

Ich glaube, „Jack“ kannte das Graffito in der Goulston Street bereits!

Im Dunkeln konnte man es nicht im Innern des Eingangs ausmachen, wohl aber tagsüber. Und er war nicht nur nachts dort unterwegs. Das Graffito war nicht neu (auch heutzutage überdauern diese Schmierereien oft Jahre und Jahrzehnte), aber es bestand die Chance, dass von den Ermittlern das Beweisstück des Mordes an Eddowes – sofern es von der Polizei gefunden und nicht einfach in einem Mülleimer landen würde – mit dem scheinbar antisemitischem Text in Zusammenhang gebracht werden würde. Vielleicht ging ihm genau auch dies durch den Kopf.
Auch nach dem Entfernen des Graffitos wäre es möglich gewesen, sich bei den Anwohnern zu erkundigen, ob ihnen in den Tagen oder Wochen vorher Schmierereien an der Wand aufgefallen waren. Doch das hat man scheinbar verschlampt.
Das Graffito ist bestimmt nicht in dieser Nacht entstanden.

Constable Long bemerkte den abgeschnittenen Teil der Schürze erst bei seiner Runde um ca.03.00  Das Graffito war dabei von außen gar nicht oder nur wenig zu sehen, da es auf der Wand im Eingang gekritzelt war.
Wir müssen seine Aussage ohnehin mit gewisser Skepsis betrachten. War die Schürze auf seiner Runde zuvor (noch) nicht da oder hat er sie einfach nicht bemerkt (und letzteres wollte er nicht zugeben)? Constable Long wurde nicht lange Zeit später wegen Trunkenheit im Dienst entlassen. Ich will jetzt keinen Säufer aus ihm machen, doch war es wohl nicht das erste Mal gewesen, nur wurde er vorher nicht dabei erwischt. Wie konnte er auf seiner Nachtrunde trinken? Es gibt zwar keine Infos darüber, um welche Uhrzeit er damals erwischt wurde, doch sagt die Vernunft, dass er nicht zum Tagdienst betrunken erschien. Die Sperrstunde gab es zwar noch nicht, doch ein Polizeibeamter seiner Majestät in Uniform am Tresen ist einfach undenkbar. Haben ihm Luden oder andere was zugesteckt (man muss ja nicht immer alles sehen und im Notizbuch verewigen)? Vermutlich hatte er einen „Flachmann“ dabei und eben dies lässt nicht auf einen einmaligen Aussetzer schließen. Wie vertrauenswürdig und wie gut kann Long noch als Polizist gewesen sein?

Offline Lestrade

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Re: Das Graffito, die Schürze und Ortskenntnisse des Täters.
« Antwort #1 am: 22.02.2013 11:00 Uhr »
Hallo Andromeda 1933!

Meine Vorstellungen dazu:

In der Nacht des Double Events waren einige Polizeibeamte, außerhalb der eigentlichen Constables, unterwegs. Bedenke, dass die Serie schon ordentlich im Gange war (Tabram, Nichols, Chapman mit bereits sehr schweren Verstümmelungen). Im Besonderen sind da z.B. die Berichte der Polizeibeamten in der Nähe oder am Mitre Square zu beachten aber auch evtl. die Ereignisse um Detective Sergeant Stephen White von der MET Police. Es wird berichtet, tatsächlich den Übeltäter verfolgt zu haben. Des Killer´s  Fluchtroute ging über Stoney Lane/Gravel Lane (letztes Jahr entdeckte man eine Fotografie eines neuen Graffito dort in der Nähe)  und somit z u r ü c k in das Herz von Whitechapel, also auch an der Goulston Street vorbei. Falls er zurück in die Gegend des ersten Mordes musste, so dürfte dies ein Problem dargestellt haben, denn da war mittlerweile eine Menge Polizei unterwegs. Sowohl von der MET als auch von der City Police wissen wir, dass der Täter an mehreren Orten des East Ends zu finden gewesen sein könnte. Übersetzt bedeutet dies, dass er mehrere Verstecke oder Unterkünfte hatte. Meiner Meinung nach, ist ihm dieser Umstand des verfolgt werden und des nicht zurück in s e i n e eigentliche Gegend gehen können, in jener Nacht zum Verhängnis geworden. Ohnehin dürfte er mehr Stress ausgeliefert gewesen sein als vorher, weil eben die Polizei höchst aktiv war und es noch mehr werden sollte. Fakt ist, er musste irgendwie heim, was auch immer das für ihn gewesen war und das ging vielleicht nicht sofort oder überhaupt nicht. Und, man war ihm vielleicht auf der Spur. Also musste er sich irgendwie verbergen. Eine Möglichkeit dazu war vielleicht das Gebäude in der Goulston Street gewesen.
Normalerweise kommuniziert solche Art von Täter nicht mit der Polizei o.ä. Manchmal kommt es jedoch vor. Nun stellen wir uns diese besondere Situation vor, in der die Luft für den Killer gerade sehr dünn ist. Er lässt sich dazu hinreißen, diese Art von Frust an einer Wand schreibend abzubauen. Es wäre möglich. Dass gleiche gilt für den “From Hell“ Brief und einer Hälfte der Niere, die dem Bürgerwehr- Initiator George Lusk zugesandt wurde. Damals wusste man es nicht und bis heute wissen wir es auch nicht, “gehörte die Niere nun zu Catherine Eddowes“? Wenn ja, dann schickte sie der Killer und der Brief war echt. Der Brief bleibt stets interessant, weil er über Kannibalismus berichtet. Dieser gehört zu dieser Art von Killern. Weiterhin ist die Adresse interessant, sie betraf George Lusk. Mag sich der Killer gegenüber der Polizei überlegen gefühlt haben, so könnte er gegen solche Art der Killersuche, wie die Bürgerwehr (und auch Detektive ala Grant), der auch Juden angehörten, sehr “allergisch“ gezeigt haben. Wir müssen uns vorstellen, dass diese Art von Täter, unheimlich paranoid ist. Sie haben darin ihre eigene Logik, die wir nicht verstehen. Möglich, dass solche Art von Täter, in Männern wie Lusk eine größere Bedrohung sehen, als in der Polizei oder Presse. Diese Täter denken auch, dass ihr Blut sich in Pulver verwandelt, dass sie von ausländischen Organisationen verfolgt werden, dass Außerirdische sie entführten oder sie Chips in sich tragen. Ich traf in meinem Leben schon einige, die an solchen Vorstellungen litten, meist in harmloser Form aber auch stärker. Sie haben feste Vorstellungen über bestimmte Zustände, die überhaupt nicht existieren. Das sind extreme Störungen, sehr kranker Menschen, die das aber gar nicht selber erkennen können und manchmal auch nicht wollen, dann aus Angst, mit dem Verlieren dieser Vorstellung, ihr armseliges Dasein nicht mehr ausblenden zu können. Im Falle des Rippers, hätte Lusk derjenige gewesen sein können, der ihm den Spaß verdirbt und nicht die Polizei. Die Realität wäre die, dass ein Lusk möglicherweise überhaupt nichts erreicht hätte. Aber das wäre auf dem Schirm des Rippers gar nicht aufgetaucht obwohl es naheliegend gewesen wäre. Ich denke sowieso, wenn der Ripper von der Polizei verhört worden wäre, nach einer eindeutigen Überführung, dann hätte er nur wirres Zeug erzählt, nach dem Motto, “er wäre auserwählt gewesen, die Stimme hätten es ihm befohlen, die Opfer würden in ihm neu und rein weiterleben“ und alles solch paranoides, psychotisches Zeug. “Fangen sie mich wenn sie können Herr Lusk“ hätte sein einziger “Feind“ gewesen sein können. In seiner Welt… warum auch immer…

Also der Täter floh und da bin ich überzeugt, von Mitre Square über Stoney Lane/Gravel Lane bis in die Goulston Street, wo er einige Zeit in jenem Hauseingang verbrachte. Er musste sich verstecken, er musste Zeit gewinnen. Danach muss er noch irgendwie weiter in das Zentrum von Whitechapel gelangt sein.

Die Schürze ist ganz besonders spannend. Sie wurde in diesem Sinne ja nicht getragen sondern Eddowes trug sie bei sich. Das Stück was nun in der Goulston Street gefunden wurde, trug Blut und Spuren wie von Kot auf sich. Der Rest der Schürze hatte Blutspritzer. Obwohl es nicht ganz so ausgeschlossen ist, dürfte der Kot nicht vom Täter stammen, wobei diese sich, während oder unmittelbar um eine Tat herum, meist danach, gerne entleeren. Da er aber die Därme von Eddowes herauszog oder auch herausschnitt und diese mit Kot beschmiert waren, gehe ich davon aus, er hatte Kot Spuren an seinem Messer und an den Händen. Die Schürze bot sich sicherlich zur Reinigung an und dabei dürfte etwas passiert sein, was ihn dazu veranlasste, ein Teil der Schürze mitzunehmen, nämlich, dass er sich schnitt. Er hätte sich beim säubern schneiden können oder erst da bemerkt haben, dass er sich geschnitten hatte. Ich denke, dass Eddowes sich noch gut gewehrt hatte und dass Messer, welches sehr, sehr scharf war, hätte unter Umständen, auch den Täter verletzt haben können. Aber da auf dem einen, größeren Teil der Schürze Blutspritzer waren, gehe ich davon aus, dass er sich beim säubern verletzte und dann ein Stück Schürze als Blutstiller benutzte es aber in der Goulston Street nicht mehr nötig war, da die Blutung aufhörte.

Dass alles, passt auch auf die, in diesen Tagen, erscheinenden Postings über die Batty Street.
 
Grüße, Lestrade.
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Andromeda1933

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Re: Das Graffito, die Schürze und Ortskenntnisse des Täters.
« Antwort #2 am: 22.02.2013 14:49 Uhr »
Hallo Lestrade!
Ich bekomme fast nie Antwort von anderen, wahrscheinlich bist Du der einzige, der meine Gedanken einigermaßen verdaut......

Ich wollte später auch noch darauf zurück kommen, das er meiner Meinung nach mehrere Verstecke im East End hatte, dazu reichten ja Bruchbuden aus, ein Bett vielleicht zum Ausruhen.
Hauptsache, runter von der Straße und Zeit vergehen lassen. Vermutlich hatte er dort auch saubere Kleidung deponiert. Liegt nahe.

Der Eingang in der Goulston Street war jedoch offen, zumindest teilweise einsehbar. Riskant, dort zu verweilen. Er hätte etwas die Treppe rauf müssen oder den Durchgang weiter runter. Aber wie gesagt, er war offen und ein passierender Polizist würde viel eher in einen offenen Eingang hinein schauen, als irgendwo aus zu probieren, ob sich eine Tür öffnen lässt. Jedenfalls, wenn er nüchtern ist.
Ich traue mich an eine tiefenpsychologische Analyse „Jacks“ nicht heran. Ich hatte privat und am Arbeitsplatz 2x mit Menschen zu tun, die an Wahnvorstellungen litten, das reicht mir. Seitdem lasse ich z.B. Lektüre von Profilern lieber links liegen.
In meinem ersten Beitrag hier schrieb ich schon, dass ich nicht glaube, dass hinter „Jack“ irgendeine hochgestellte oder anderswie besondere Persönlichkeit steckte. Sondern er kam durch, weil er nicht auffiel. „Herr Unscheinbar“ sozusagen. Kein Lord, kein Doktor, kein Ausländer, kein Monster, sondern vermutlich von seiner Erscheinung her ein Hanswurst, den niemand so richtig ernst nahm, der keinem Angst machte und der niemanden auffiel.

Wo findet sich was über das Graffito in der Stoney Lane/Gravel Lane? Ich kann auch bei „Casebook“ nichts finden.


PS: bei meinen beiden Erfahrungen mit paranoiden Menschen ging es einmal um Körperübernahmen durch Außerirdische.... Der andere hatte bereits mehrere Semester Medizin (!) studiert und war davon überzeugt, das BKA wolle ihn ermorden. Man konnte mit ihm prima ganz normal über alles reden, sah er aber zufällig irgendwelche Kreuze (Z.B. an Türen, im Schnee oder sonst wo), bekam er Tobsuchtsanfälle und Panik. Diese „Zeichen“ zielten nämlich auf ihn. Auch versuchte man ihn mit einem ESWL (einem Gerät zur Nierensteinzertrümmerung) mitten im Wald zu ermorden – davon war er nicht ab zu bringen. Meine Güte!

Offline Lestrade

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Re: Das Graffito, die Schürze und Ortskenntnisse des Täters.
« Antwort #3 am: 22.02.2013 15:36 Uhr »
Dann hast Du alles in allem doch eine recht gute Vorstellung bzw. Erfahrung, wie ich finde.

Klar, möchte man sein Interesse mit anderen teilen. Manchmal geht es aber eben nicht. Dann macht man es halt allein. Mehr oder weniger...

Gibt schönere Konstellationen aber das Leben ist kein Ponyschlecken. :yahoo:

Keine Ahnung, wo er sich hätte verstecken können, unter der Treppe oder unter´m Dach. Um etwas an die Wand zu kritzeln, wenn er es denn tatsächlich tat, hätte er ja nicht ewig an dieser Stelle lungern müssen. Vielleicht war er größtenteils die Zeit, eine Hausnummer weiter oder davor, keine Ahnung. Ich würde das alles immer etwas aufgelockerter sehen, nichts so nach dem Motto, "er machte dieses, dann machte er jenes", der war halt eher die gelenkige Brechstange.

Zum Graffito findest du alles im nachfolgenden Link. Da sind auch weitere Links für´s Casebook.

Ich höre weiterhin zu und versuche Dir zu folgen. Mehr kann ich auch nicht tun. Reicht vielleicht ja auch.

Und denk´dran: Mutig ist es, die Dinge dennoch zu tun. Es muss aber nicht immer unbedingt schlau sein. Aber wer ist das schon?

Hier nun der Link:

http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1420.0.html

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Andromeda1933

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Re: Das Graffito, die Schürze und Ortskenntnisse des Täters.
« Antwort #4 am: 22.02.2013 16:36 Uhr »
Vielen Dank, das Foto kannte ich wirklich noch nicht.

Wenn ich die Fotos vom Eingang ansehe, denke ich, es war eine gemauerte Treppe. Vielleicht war ein Kabuff darunter, für Besen usw. Das war vielleicht nicht verschlossen.

Grundsätzlich denke (und befürchte) ich, dass die Morde nie geklärt werden. Dazu müsste nach all der Zeit ein Wunder geschehen, z.B. in Form eines Aktenfundes oder so.
Irgendwie glaube ich aber auch daran, dass jemand uns schon unwissentlich die Lösung des Falles präsentiert hat, nur gibt es eben so gut wie keine Beweise für irgendetwas. Wohl auch aus diesem Grund gerieten in all den Jahren so unzählige Personen in (teils haarsträubenden!) Verdacht.

Stordfield

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Re: Das Graffito, die Schürze und Ortskenntnisse des Täters.
« Antwort #5 am: 22.02.2013 17:24 Uhr »
Wohl auch aus diesem Grund gerieten in all den Jahren so unzählige Personen in (teils haarsträubenden!) Verdacht.

Und weil sich immer noch Geld damit machen läßt.

Offline Lestrade

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Re: Das Graffito, die Schürze und Ortskenntnisse des Täters.
« Antwort #6 am: 22.02.2013 18:07 Uhr »
Grundsätzlich denke (und befürchte) ich, dass die Morde nie geklärt werden. Dazu müsste nach all der Zeit ein Wunder geschehen, z.B. in Form eines Aktenfundes oder so.

Es ist irgendetwas vorgefallen, was wir nicht verstehen, was wir nicht einordnen können, etwas, was vielleicht auch schwerlich zu verstehen ist. Aber nicht, weil es hochkompliziert ist, die Lösung ist simpel, da bin ich mir sicher. Es ist gerade das Einfache, das naheliegende, was man bei so etwas schrecklichen leicht aus den Augen verliert. Das ist ja auch menschlich. Ich habe es an anderer Stelle schon geschrieben, jeder von uns hat seine Persönlichkeitsstruktur, seine Vorstellung von den Dingen die da waren, vor 125 Jahren da waren. Jack the Ripper nahm als Figur dazu noch seine eigene Form in all der Zeit an. Für den einen, ist es eine romantische Kriminalgeschichte, für den anderen, die bittere und grausam schreckliche Realität. Das Begreifen von Dingen, ist für uns Menschen manchmal schwieriger, als wir es zugeben. Wir haben unsere Vorstellung vom Weltall, vom Tod usw. Wir wissen, dass es mehr oder weniger bis überhaupt nicht stimmt aber: Es ist wichtig, dass wir eine Vorstellung haben, überhaupt eine haben. Manchmal hilft man sich gegenseitig damit, manchmal ist es für andere schwierig oder unvorstellbar, eine Vorstellung des anderen anzunehmen. Wenn man nicht weiterweiß, wenn man keine Erklärungen und Hilfe bekommt, dann entwickelt man eben seine ganz eigene Welt, seine ganz eigenen Vorstellungen. Und je nach welchen Bedingungen, entwickelt der eine, eine sehr pragmatische, realistische Art, der andere hält sich eher an einen roten Faden, der mehr ein Wunschdenken, eine annehmbarere Variante bietet, gerade dann, wenn er nicht gerne in der Realität lebt. Das ist überall so, menschlich und normal. Und hier bevorzugt man einmal den netten Jack the Ripper, mit Zylinder, galanter Art, der mit einer Kutsche daherkommt und zu Hause Frau und Kinder hat und einmal den unauffälligen aber psychotischen Typen, der um die Ecke wohnt oder aber eine Frau oder eben 5 Täter für 5 Morde. Das macht die Ripperologie aus aber der Fall verliert dadurch vielleicht an Ernsthaftigkeit und an Respekt gegenüber den Opfern. Wer will das ändern? Vor allem aber, wen interessiert´s? Es ist so, wie es ist.

Bleibt Du einfach mal am Ball, solange es für dich stimmig ist und es dir deine Zeit erlaubt. Du passt hier ganz gut her.

Swanson schrieb in Anderson´s Memoiren an die Stelle, wo es um den Journalisten ging, der Briefe verfasst hatte:

“Known to the Scotland Yard head officers of CID“

Für mich einer der entscheidendsten Sätze in der Jack the Ripper Geschichte. “Bekannt den Chefermittlern der Kriminalpolizei im Yard“. Die hätten etwas erzählen können, das wenige, was wir erfahren haben, sollte man, den Umständen entsprechend, schon ernst nehmen. Warum sie nicht mehr erzählten, lag einerseits vielleicht an ihrer korrekten Arbeitsweise und andererseits, an den Missgeschicken, die ihnen zwangsläufig unterlaufen sein müssen. Sie tragen für irgendetwas die Verantwortung, etwas, was nicht nur mit der Überführung des Täters zu tun hatte, sondern auch mit den Opfern. Vielleicht hätten sie ein oder zwei Frauen das Leben retten können. Ein Polizist muss sich grundsätzlich immer mit zwei Dingen befassen, dem Opfer und dem Täter. Hierbei, im Rätsel, geht es in meinen Augen nicht nur um eines. Vielleicht wäre die Biografie der Serie, nicht so günstig für die Beamten ausgefallen, wenn sie den Täter überführt oder wenigstens ordentlich benannt hätten. Das hätte noch nicht einmal, mit den Kenntnissen von damals, als falsch oder katastrophal angesehen werden müssen, vielleicht eher als ein “ungünstiges Verhalten“. Hatte ein vermuteter Täter tatsächlich Schutz bzw. tauchten Dinge auf, die an seiner Schuld zweifeln ließen, bleibt er, der Täter unüberführt, sogar dann, wenn er “erkannt“ worden wäre. In meinen Augen, gab es irgendwann eine Pattsituation, aus der es bis heute kein Entkommen gab. Wie die aussah, wissen wir nicht, dass dürfte nur “den Chefermittlern der Kripo von Scotland Yard bekannt“ gewesen sein. Einer kleinen Anzahl von Leuten, denen letztendlich die Hände so gebunden waren, dass sie vor keiner Pressekonferenz gut ausgesehen hätten. Die haben dann eher sogar Macnaghten in den Frühling geschickt, mit dem, was er wissen durfte und dem, was er sowieso glauben wollte. Macnaghten war für mich einer der ersten Ripperologen. Und das beste Beispiel für meine Erläuterungen, mit dem “netten Jack the Ripper, mit Zylinder, galanter Art, der mit einer Kutsche daherkommt und zu Hause Frau und Kinder hat und einmal den unauffälligen aber psychotischen Typen, der um die Ecke wohnt.“

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Offline Lestrade

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Re: Das Graffito, die Schürze und Ortskenntnisse des Täters.
« Antwort #7 am: 22.02.2013 18:10 Uhr »
Und weil sich immer noch Geld damit machen läßt.

Klar und deutlich ausgesprochen!
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Andromeda1933

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Re: Das Graffito, die Schürze und Ortskenntnisse des Täters.
« Antwort #8 am: 22.02.2013 20:44 Uhr »
Und weil sich immer noch Geld damit machen läßt.

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Offline Isdrasil

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Re: Das Graffito, die Schürze und Ortskenntnisse des Täters.
« Antwort #9 am: 02.03.2013 20:56 Uhr »
Hi Andromeda,

ich habe meine eigene Theorie über das GSG: Für mich diente es dem Täter, eine Spur in das East End zu legen, nachdem sie sich davor eindeutig aus demselbigen bewegt hatte. Irgendwo hatten wir es davon schonmal...warte, ich suche mal den Link...*stöber stöber*...ah, hier ist er. Da kannst Du meine Meinung dazu durchlesen...und wenn ich sie nicht geändert habe, ist sie auch noch dieselbe!

http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,994.0.html

 :hi:

Grüße, Isdrasil

Andromeda1933

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Re: Das Graffito, die Schürze und Ortskenntnisse des Täters.
« Antwort #10 am: 02.03.2013 21:11 Uhr »
Danke! Ich versuche, in den naechsten Tagen zu antworten. Hatte diese Woche meine Gedanken in der Buck's Row.....

Andromeda1933

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Re: Das Graffito, die Schürze und Ortskenntnisse des Täters.
« Antwort #11 am: 04.03.2013 11:05 Uhr »
Hallo Isdrasil!

Vielleicht habe ich die Antwort auf meine folgende Frage in Deinen Artikeln überlesen.
Willst Du auch darauf hinweisen, dass der Täter seine Morde in immer kürzerer Distanz zu seinem Versteck/seiner Wohnung beging? Spätestens seit Chapman wurden die Strassen des nachts immer voller von Polizisten und er hatte immer weniger Zeit zu entkommen.

Offline Isdrasil

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Re: Das Graffito, die Schürze und Ortskenntnisse des Täters.
« Antwort #12 am: 04.03.2013 12:15 Uhr »
Hi Andromeda

Nun, ich habe - wie so oft - ehrlich gesagt lange nicht mehr über den Fall nachgedacht, aber ja. Meine Überlegungen gehen und gingen schon immer eher in die Richtung, dass der Ripper westlich des East Ends beheimatet war (oder auch einen Unterschlupf hatte). Ich weiß, dass es der Lehrmeinung widerspricht, aber in diesem Falle müsste man wirklich annehmen, die Abstände der Tatorte zu seiner Wohnung würden sich verkürzen. Wobei man dies nicht allzu pauschal werten sollte, den Eddowes wäre eine Art "Unfall" nach dem missglückten Stridemord gewesen und kann in die Überlegung der Entfernungsverkürzung nicht wirklich einbezogen werden...ist wohl alles relativ.

Das GSG könnte einer Spurlegung zurück in das East End únd in den Verantwortungsbereich der Metropolitan wie auch einer Ablenkung von sich dienen, nachdem der Täter zuhause gewesen wäre und die Organe als auch eventuell blutbefleckte Kleidungsstücke abgelegt hätte. Ebenso hätte er von zuhause die Kreide mitnehmen können.

Wie gesagt, ist nur meine Meinung. Ich glaube nicht an einen Täter aus dem East End und sehe darin auch einen Grund, dass der Fall nicht gelöst wurde.

Grüße, Isdrasil

Offline Anirahtak

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Re: Das Graffito, die Schürze und Ortskenntnisse des Täters.
« Antwort #13 am: 06.03.2013 21:42 Uhr »
Liebe Freunde, es ist mal wieder soweit, dass ich mit Dubletten nerve und dreimal durchgekautes neu präsentiere... Tut mir leid, wenn Euch einiges uralt-bekannt vorkommt.
Macht nix!

Zitat
Mein Gedanke ist, der Fetzen sollte genau in diesem Hauseingang gefunden werden!
Davon gehe ich aus. Von den zig Millionen denkbaren Fundstellen ausgerechnet eine in Kombination mit diesem Text ist mir zuviel Zufall.

Zitat
Der Text des Graffitos, wenn auch (gewollt oder ungewollt) fehlerhaft geschrieben, hätte, in Verbindung mit der Mordserie, die latent vorhandene antisemitische Stimmung weiter anheizen können.

Es wird allgemein als gesichert betrachtet, dass „Jack“ sich im East End bestens auskannte. Vielleicht hatte er beruflich dort zu tun (im Old London Hospital z.B.?) oder er lebte einst dort. Möglicherweise war es sogar immer noch sein zu Hause.  Sicherlich war er nicht nur hin und wieder dort unterwegs. So war es möglicherweise „Jack“, der Annie in die Hanbury Street führte und nicht umgekehrt. Er kannte sich aus über Häuser, die man auch des nachts betreten konnte.

Ich glaube, „Jack“ kannte das Graffito in der Goulston Street bereits!
Diese Variante hatte ich mir auch schon mal überlegt und für denkbar befunden. Auch deshalb, weil ich es eigenartig finde, dass jemand wie der Ripper, der in der Disziplin "Sich vom Acker machen" richtig gut ist, sich währendessen die Zeit nehmen sollte, Botschaften an Wände zu schreiben.

Es gibt ja auch den Gedankengang, dass er speziell in dieser Nacht nicht allzu gut auf de Jodn zu sprechen war, weil seine Aktion in der Berner Street gestört wurde, evtl. von Schwartz, sicher von Diemschutz.
« Letzte Änderung: 06.03.2013 23:20 Uhr von Anirahtak »