Autor Thema: Kosminski  (Gelesen 96508 mal)

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Offline Angel2ooo

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Re: Kosminski
« Antwort #135 am: 25.11.2013 20:41 Uhr »
Aaron wurde aber offenbar ausgelacht, weil er falsches Englisch sprach: I goes by the name…


Ich möchte nur was dazu zitieren:

"The Juwes are the men That Will not be Blamed for nothing"

Offline Lestrade

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Re: Kosminski
« Antwort #136 am: 25.11.2013 20:44 Uhr »
Ich möchte nur was dazu zitieren:

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Du liest meine Gedanken...
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Offline Angel2ooo

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Re: Kosminski
« Antwort #137 am: 25.11.2013 20:59 Uhr »
DIe Schlinge um Kosminskis Hals wird immer enger....

Offline Lestrade

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Re: Kosminski
« Antwort #138 am: 25.11.2013 21:52 Uhr »
Schön wäre es, wenn man tatsächlich seinen Namen (Aaron Kozminski oder “Kosminski“) hinter der Batty Street und auch der Cox Observation lesen könnte. Noch schöner wäre es dann, ihn auch hinter der Seaside Home Geschichte als den Identifizierten benennen zu können. Beim letzteren wissen wir zumindest, dass es sich um einen “Kosminski“ gehandelt hatte. Aber da Aaron Kozminski´s Bruder Woolf 1888 in der Providence Street an der Batty Street gelebt hatte, steigen für die Batty Street Geschichte auch die Aktien für Aaron als jenen “Kosminski“. Und wie sagte der Kollege von Cox, Sagar?

“Identification being impossible, he could not be charged. He was, however, placed in a lunatic asylum, and the series of atrocities came to an end.”

Darum geht es doch beim Thema “Kosminski“ und der letzte Satz trifft doch sehr auf Aaron Kozminski zu. Er könnte die Nummer 1 unter den möglichen Ripper Kandidaten gewesen sein. Ich würde nichts mehr dagegen wetten. Also ich...
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Offline Lestrat

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Re: Kosminski
« Antwort #139 am: 26.11.2013 21:20 Uhr »
Langsam langsam Angel:
Zitat
DIe Schlinge um Kosminskis Hals wird immer enger....

Ich möchte ja nicht den Spielverderber geben ABER: Kosminski als Ripper steht und fällt mit seiner Krankheit  :connie_slingshot:

Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen das der Ripper von weiteren Morden dadurch aufgehalten wurde das er observiert wird. Ich denke wenn er wieder von seiner Mordlust gepackt wurde, wäre er trotzdem aus dem Haus gegangen um sich ein Opfer zu suchen. Wenn er dabei von einem oder mehreren Polizisten beschattet worden wäre und das gemerkt hätte, hätte er sich wohl ein, zweimal davon abhalten lassen. Aber danach wäre doch die Mordlust in ihm immer stärker geworden und er wäre mit Sicherheit auch ein noch größeres Risiko auf sich genommen als damals am Mitre Square. Auch wenn er zwischendurch mal in einer Anstalt gewesen wäre, hätte er dort bestimmt einen oder mehrere Fluchtversuche unternommen und wäre durch aggresives Verhalten auffällig geworden. Ich kann mir beim besten Willen nicht Vorstellen das er so einfach mal 1 1/2 Jahre mit dem Morden aufgehört hätte. :negative:

Aaaber ich wäre nicht so Schizophren wenn mein anderes ich nicht noch eine Idee hätte  :wacko1: Wäre es eventuell (aber nur eventuell) denkbar das der Mord an Mary Jane Kelly den Ripper iergendwie aus der Bahn geworfen hat? Oder das er iergendeine Beziehung zu Kelly hatte bzw. haben wollte? Ich meine das er von Anfang an Kelly ermorden wollte und die anderen nur Ersatzopfer waren und er dann nachdem er Kelly ermordet (oder sollte ich besser abgeschlachtet sagen) hatte er sich quasi von seinen"Dämonen" befreit?? Ich bin kein Psychiater und weiß nicht ob so etwas möglich wäre aber ich suche halt noch immer eine Erklärung dafür warum der Ripper nach dem Mord an MJK nicht weiter gemacht hat?

Oder es war doch David Cohen und er KONNTE nicht weitermachen aaaahh diese Stimmen in meinem Kopf aaaarrggg :mad:

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Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag Arthur Conan Doyle

Offline Lestrade

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Re: Kosminski
« Antwort #140 am: 26.11.2013 23:33 Uhr »
Schizophrenie bedeutet erst einmal nicht Mord und Totschlag. Es bedeutet dies sehr lange nicht und wenn, dann auch nur ganz, ganz selten. Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, eine schwere Krankheit, die so gut wie möglich behandelt wird. Dabei ist jeder Betroffene, genauso wie jeder andere Mensch, ob gesund oder nicht, ganz individuell zu betrachten.

Ca. 800 000 Menschen leiden in Deutschland unter Schizophrenie, egal in welcher Form und egal auf welche Weise. Weltweit sind das viele, viele Millionen Menschen. Sie ist nicht selten und genauso verbreitet wie Rheuma.

Unter Schizophrenie leiden intelligente Menschen und weniger intelligente Menschen, arme und reiche, schöne und hässliche, dicke und dünne, vom Dorf oder aus der Großstadt, Männer und Frauen, Müllmänner und Professoren, Musiker und Maler, sie sind introvertiert und oder extrovertiert, sie alle sind unterschiedlich, niemand gleicht dem anderen… sie müssen sich mit unterschiedlichen Formen der Schizophrenie oder mit Mischformen dieser auseinandersetzen.

Schizophrenie tut einem anderen erst einmal gar nichts und das ist Standard.

Nun gibt es eben auch unter Schizophrenen (wie auch bei Menschen mit anderen Persönlichkeitsstörungen/oder Mischungen dieser Störungen bzw. andere Störungen, Bipolar usw. viele, viele Dinge im Hintergrund und andere Erkrankungen oder Traumata, die man zur Betrachtung der gesamten Persönlichkeit hinzuziehen muss), eben auch Menschen mit Gewalt, Mord- und Verstümmelungsfantasien.

Oder umgekehrt:

Zum Kreis der Menschen mit solchen abartigen Tötungsfantasien gehören eben auch die Schizophrenen. Mit einem ganz normalen Anteil daran. Zu diesem Kreis gehören aber noch einige andere Kategorien.

Psychopathen, Menschen die unter Psychopathie leiden, also einer schweren Form einer Persönlichkeitsstörung, verlieren irgendwann immer mehr den Bezug zur Realität oder leiden unter psychotischen Schüben unterschiedlicher Dauer. Mal kürzer, mal länger. Sie sind alles andere als automatisch Mörder.

Das Team um die Profiler Hazelwood/Douglas, kam 1988 zu dem Schluss, dass Jack the Ripper ein paranoider Schizophrener gewesen war. Dazu kann man auch Mischformen zählen, wie z.B. paranoide/hebephrene Schizophrenie. Sie sahen Aaron Kozminski als den besten Kandidaten an. Als Douglas von David Cohen erfuhr, hielt er ihn für noch wahrscheinlicher. Aber uns sagt das eigentlich auch etwas anderes, nämlich:

Aaron Kozminski und David Cohen waren paranoide Schizophrene, schwerkranke Psychopathen und wirkten unterschiedlich, der eine ruhiger und harmloser (Kozminski), der andere gewalttätiger (Cohen). Aber beide kamen offensichtlich in Frage. Das “ruhiger“ und “harmloser“ hilft Aaron diesbezüglich gar nichts. Und bei David Cohen haben wir das Problem, dass er, aufgrund seiner Adresse, erst 14 Tage im Land war und er somit gar nicht die Serie verübt haben könnte. Er sprach auch kein Wort Englisch. Er könnte auch als Beispiel für einen “tobenden Irren“ gelten, der eben nicht vorsätzlich töten wollte oder Mordfantasien hatte.

Aaron Kozminski verlor, für uns sichtbar, ab Mitte 1890 immer mehr den Bezug zur Realität, 1891-1894 wurde es immer schlimmer, er wurde immer paranoider, hörte Stimmen und sah Dinge, die nicht da waren. Er triftete immer weiter in eine andere Welt, in ein anderes Bewusstsein ab. Er wusste irgendwann nicht mehr wo er und wie alt er war. Nicht umsonst kam er nach Leavesden. Durch seine schwere Krankheit, die geprägt war von einer schweren Form von Schizophrenie und weiß Gott noch was, wurde er ein kompletter Pflegefall. Alleine konnte er damit nicht überleben. Geistig war er gar nicht mehr auf diesem Planeten. Niemand kann diesen Menschen in den Kopf schauen und wir können nicht sagen, wie es dann in seinem Hirn mit eventuellen Mord- und Verstümmelungsfantasien aussah, noch, wie realitätsnah er seine Umwelt mitunter wahrnehmen konnte. Ob er damals hätte noch Morden können?

Man vermutet, dass Aaron Kozminski den Beginn seiner Erkrankung, im Alter von ca. 16 Jahren anfing wahrzunehmen. Also um den Zeitpunkt herum, als er in London ankam. Laut den Angaben der Familie, war er 1891 seit 6 Jahren damit auffällig gewesen. Also um 1885. Da war er 20 Jahre alt. In diesem Alter beginnt sich die Krankheit stärker bemerkbar zu machen und erreicht mit Mitte 20 seinen vorläufigen Höhepunkt. Aaron war 25 Jahre alt, als er in Colney Hatch ankam. Alles danach ist für diese Schwere der Erkrankung damals normal gewesen. So schlimm kann es mit ihm aber noch nicht im Herbst 1888 gewesen sein, als er während der Serie 23 Jahre alt wurde.

Nun hatte Aaron sicherlich mit 16 Jahren gemerkt, was da in ihm losging. Seine sexuelle Entwicklung war da schon voll im Gange und mit Bestimmtheit nicht normal verlaufen. Wie das auch immer aussah, es hätte ihm zu abartigen Fantasien verholfen haben können, die ihn letztendlich zum Ripper gemacht haben könnten. Und das ging irgendwann Hand in Hand mit seiner schizophrenen Erkrankung. Schließlich wuchs er noch ohne Vater auf und mit einer sehr alten Mutter. Sie kam aus einer Schlachterfamilie und wir wissen nicht, was er alles mitmachen musste. War er vor der Übersiedlung nach England tatsächlich in Polen in einem Krankenhaus angestellt, dann sollte das auch seine Gründe gehabt haben.

Und wenn Schizophrene dieser Art morden, dann sieht es eben so aus, wie es uns im Ripper- Fall präsentiert wird. Risikoreich, wenig organisiert, es wird an Ort und Stelle gemordet, keine Anstalten unternommen, die Opfer zu verbergen, es wird grausam verstümmelt, es werden Organe mitgenommen und die Tatorte liegen in der Regel dicht beieinander usw.

Es spielt auch diesbezüglich gar keine Rolle ob Aaron Kozminski der Ripper war, denn der Ripper war auf jeden Fall ein sehr schwerkranker Mann, ein Psychopath, der an einer schweren Persönlichkeitsstörung litt, mit hoher Wahrscheinlichkeit paranoide Schizophrenie. Aber Aaron Kozminski hatte diese Krankheit, er war so, genau wie David Cohen oder Hyam Hyams oder Jacob Levy. Um der Ripper zu sein, muss er aber unter diesen Mord- und Verstümmelungsfantasien gelitten haben.

Wer sich Aaron Kozminski im Herbst 1888 genauso vorstellt wie 1891, der unterliegt einem großen Irrtum. Es spielt keine Rolle dabei, ob er der Ripper war oder nicht aber seine Wahrnehmung, seine Einschätzung der Umwelt, seine noch vorhandenen Fähigkeiten, seine Handlungsfähigkeit, sahen 1888 noch definitiv anders aus als 1891. Nicht, dass seine Körperpflege nicht bereits nachgelassen hätte oder er weniger gegessen hätte oder gar weniger geschlafen, nein, dass alles wäre auch schon vorgekommen aber eben nicht so drastisch wie 1891. Die Krankheit forderte auf diese Art immer mehr ihren Tribut, dass er nun eventuelle Mord- und Verstümmelungsfantasien in die Tat umsetzten wollte, passierte einfach, weil er es so wollte oder dieser Fantasien nicht mehr nachgeben konnte, sei es eben auch durch den Einfluss der Krankheit, in der seine Paranoia die “Schuld“ bei den Prostituierten sah und die Stimmen ihm nun auch befahlen sie zu töten. Aber vielleicht hat er sich das sogar gewünscht, dieses “Alibi“ gebraucht. Diese Dinge nehmen dann ihren Lauf, ein Prozess beginnt, die Dinge gehen Hand in Hand aber die Erkrankung wird dann zur Handschrift des Täters, ohne das er dies selber bemerkt. Und das hier, ist die Handschrift eines schizophrenen Mörders und das kreist dann den Täterkreis erheblich ein. Man muss dann nicht bei den “Gesunden“ suchen, die sind raus.

Seine Erkrankung ist eine ziemlich blöde Schlinge um den Hals bei Aaron Kozminski. Die Ripper Morde waren und gelten noch immer als “Unique“. Das sind sie auch. Und warum ist das so? Weil die Handschrift des Täters auf eine ebenso seltenen Tätertyp hindeutet, einen Typ von Täter, der unter einer schweren Form von Schizophrenie litt. So sieht das aus, wenn man sich die Tatorte, die Opfer, und den Rhythmus anschaut und wie der Täter sonst noch vorgegangen ist.  

Ein Schizophrener ist, bevor er ins “Endstadium“ kommt, kein Idiot oder blöd. Und das wird Aaron Kozminski auch noch nicht zwischen Herbst 1888 und Frühjahr 1889 gewesen sein. Der endgültige  Prozess des Zerfalls, sollte etwas später eingesetzt haben. Er hätte seinen Zwang stoppen können, in dem Moment, wo er realisiert hätte, tatsächlich verfolgt zu werden. In dem Moment, wo die Familie ihn damit konfrontierte, in dem Moment, wo er sich schon gedanklich am Galgen sah, denn da wäre er gelandet. Und wenn man ihn zusätzlich noch in Anstalten brachte, evtl. des Öfteren, könnte ihm das schon ordentlich die Petersilie verhagelt haben. Mag uns solch ein Mensch noch so skurril vorkommen und wir ihn nicht verstehen können, bedeutet dies noch lange nicht, dass er nicht mit uns mithalten kann, jedenfalls so lange, wie es ihm möglich ist. Ein Schizophrener kann Fähigkeiten haben, die denen des “normalen“ und gesunden Menschen überlegen sind. Er kann, im Vergleich, in seiner Welt durchaus intelligenter sein, als Du und ich in unserer.    

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Offline Isdrasil

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Re: Kosminski
« Antwort #141 am: 27.11.2013 19:31 Uhr »
Hi Lestrade,

wie immer sehr schöne Ausführungen von Dir, dafür ziehe ich erstmal mit meinem neuen Lieblingsicon meinen Hut vor Dir:  :hi:

Ich habe wie schon einmal erwähnt meinen "Geist" für neue Ideen und Wege geöffnet und folge deinen Gedankengängen seitdem gespannter und aufrichtiger. Aaaaaber...diesen Satz musst Du mir bitte genauer erklären. Das mag so gar nicht in deine logischen Schlussfolgerungen passen:

Die Ripper Morde waren und gelten noch immer als “Unique“. Das sind sie auch. Und warum ist das so? Weil die Handschrift des Täters auf eine ebenso seltenen Tätertyp hindeutet, einen Typ von Täter, der unter einer schweren Form von Schizophrenie litt. So sieht das aus, wenn man sich die Tatorte, die Opfer, und den Rhythmus anschaut und wie der Täter sonst noch vorgegangen ist.

Ich kann nicht so ganz nachvollziehen, wie man aufgrund der Tatorte, der Opfer oder des Rhythmus auf einen Täter schließen sollte, der an einer schweren Form von Schizophrenie litt. All diese Aspekte sind nun mal so, wie sie sind, und sie passen ebenso gut auf einen anderen Tätertypus. Die reine Opferwahl kann einfach einer pragmatischen Natur heraus entspringen, kann Hinweise auf das Vorleben des Täters geben, kann auch auf die körperliche Konstitution des Täters hinweisen, aber wie kann man bei den Opfern Nichols, Chapman, Stride, Eddowes und Kelly (um die K5 zu nennen) auf Schizophrenie schließen? Ebenso die Tatorte - was haben die Tatorte mit einem schizophrenen Täter zu tun? Alles, was für diesen Tätertypus gelten könnte, könnte auch für einen anderen Täter gelten. Auch der Rhythmus: Ich vergleiche die "Mordlust" manchmal mit sexuellem Verlangen, um die Sache anschaulicher zu gestalten. Und so ein Rhythmus ist völlig normal und der Natur geschuldet. Jedes Verlangen kommt in immer wiederkehrenden Wellen, die individuell gestaltet sind. Egal, ob schizophren oder nicht, jeder Täter hat seine ganz eigene Entspannungsphase nach dem Morden, ehe der Wunsch nach der nächsten Tat entsteht.
"Wie der Täter sonst noch vorgegangen ist", so wäre in meinen Augen der Großteil der Täter unter den Voraussetzungen, die das East End bot, vorgegangen. Ich sehe hier keine speziellen Anzeichen für einen schizophrenen Täter.

Schwartz sah diesen Mann. Ich glaube, er nannte seinen Gang "tipsy". Würde zur Schizophrenie passen. Muss aber nicht. Kann auch betrunken bedeuten. Oder etwas anderes. Der Mann muss noch nicht einmal der Mörder von Stride gewesen sein. Und wenn er es doch war, so muss er noch nicht einmal auch noch Eddowes ermordet haben (auch wenn bei beiden Aussagen natürlich größere Wahrscheinlichkeiten am Werk sind).

Da ist sehr viel "kann sein" im Spiel, jedenfalls nach meiner Vorstellung. Wäre schön, wenn Du mir das noch genauer erläutern könntest, weil bei Dir gewiss mehr dahintersteckt.

Danke Dir.  :good:

Grüße, Isdrasil

Offline Lestrade

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Re: Kosminski
« Antwort #142 am: 27.11.2013 21:05 Uhr »
Hallo Isdrasil,

Ich hatte es bereits im gleichen Post genauer angesprochen.

Die Ripper Morde waren und gelten noch immer als “Unique“. Das sind sie auch. Und warum ist das so? Weil die Handschrift des Täters auf eine ebenso seltenen Tätertyp hindeutet, einen Typ von Täter, der unter einer schweren Form von Schizophrenie litt. So sieht das aus, wenn man sich die Tatorte, die Opfer, und den Rhythmus anschaut und wie der Täter sonst noch vorgegangen ist.  

Und wenn Schizophrene dieser Art morden, dann sieht es eben so aus, wie es uns im Ripper- Fall präsentiert wird. Risikoreich, wenig organisiert, es wird an Ort und Stelle gemordet, keine Anstalten unternommen, die Opfer zu verbergen, es wird grausam verstümmelt, es werden Organe mitgenommen und die Tatorte liegen in der Regel dicht beieinander usw.

Dazu sind die Zeiträume zwischen den Taten recht kurz.

Tatorte: Die Opfer wurden nicht transportiert, an Ort und Stelle ermordet und die Tatorte waren zu jeder Zeit, vom Zugang anderer nicht sicher, dass ist extrem risikoreich, in jeder Sekunde hätte er entdeckt werden können.

Opfer: Sie wurden schwer verstümmelt. Schwere postmortale Verstümmelungen sind ein oder das wichtigste Merkmal schizophrener Täter.
  
Rhythmus: Von Tabram bis Kelly vergingen 14 Wochen. 6 Opfer in 14 Wochen ist eine starke Quote Ab Ende September/Anfang Oktober 1888 wurde sicherlich die Luft für den Ripper im East End dünner, weil die Bevölkerung einfach sensibler und achtsamer wurde und auch die Prostituierten vorsichtiger. Sonst hätte es wohl noch mehr Opfer gegeben.

Ich weiß nicht wie es Dir geht aber solche schwersten, postmortalen Verstümmelungen und Organmitnahmen, können nur auf eine schwere psychische und vielleicht auch sehr von der Realität abspaltende, enorme Persönlichkeitsstörung hindeuten.

Diese Täter leben auch meist in unmittelbarer Nähe der Tatorte, sie sind mehr oder weniger planlos und wenig organisiert unterwegs und sie gelten als “opportunistic killer“.

Die durchschnittliche Tatortentfernung (Tabram-Kelly) von Aaron Kozminski aus der Greenfield Street betrug 700m und die aus der Providence Street 840m. Stride lag in jedem Falle am dichtesten dran und Tabram wäre, als erstes Opfer, auch in beiden Fällen sehr dicht am Wohn- bzw. Arbeitsort von Kozminski dran gewesen, zwischen 400 und 500m. Chapman ist in beiden Fällen die Nummer 3.

Sich die Tatorte, die Opfer und den zeitlichen Ablauf der Serie anzuschauen, ist die erste Tätigkeit, die ein Experte vornimmt, um den Tätertyp vorerst einzukreisen.  

Der Ripper war kein Täter, welcher plante, der seine Opfer an sichere Orte brachte oder verschleppte, ihre Leichen versteckte, der sie noch lebendig sadistisch quälte, er war einer, der schnell tötete, er war einer, der nur Interesse an einer Leiche hatte, dem vielleicht noch die Sekunde der Tötung erregte aber das war auch das einzige, was ihm noch mit dem “Leben“ seines Opfers verband.

All das sind Merkmale dieses Tätertypes und wir hören ja nicht jeden Tag von jemand, der auf diese Art mordet.

Grüße, Lestrade.
« Letzte Änderung: 27.11.2013 21:37 Uhr von Lestrade »
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Re: Kosminski
« Antwort #143 am: 29.11.2013 22:44 Uhr »
Grüß Gott,

da ich ja lieberf Bücher lese und weniger im Internet, bin ich wohl manchmal nicht ganz auf dem Laufenden, z.B. hat es ewig gedauert bis mein Buch von Fido aus den USA angekommen ist und es wird auch noch einiges an Wasser den Rhein runterlaufen (bis Köln und weiter  :biggrin:) bis ich es gelesen habe.

Daher zwei Fragen an dich Lestrade:
Zitat
Und bei David Cohen haben wir das Problem, dass er, aufgrund seiner Adresse, erst 14 Tage im Land war und er somit gar nicht die Serie verübt haben könnte

Woher stammt diese Information? War mir bisher nicht bekannt. :gamer3:

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Re: Kosminski
« Antwort #144 am: 29.11.2013 22:46 Uhr »
Mist, jetzt habe ich noch meine zweite Frage vergessen: Welches Buch könntest du den über Kosminski empfehlen?

Lestrat
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Offline Lestrade

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Re: Kosminski
« Antwort #145 am: 30.11.2013 00:14 Uhr »
Hallo Lestrat,

Ganz kurz, mir fehlt momentan die Zeit:

Die Adresse von David Cohen wurde angegeben mit:

86 Leman Street

Da gab es aber den Protestant Boys Club/Shoeblack und den Whittingen Club, beides für Jugendliche, so geht man davon aus, das die 86 ein Schreibfehler und die 84 Leman Street gemeint war, denn das war das Poor Jews Temporary Shelter, hier verblieben eingewanderte Jude ca. 14 Tage oder so.

Siehe hier:

http://forum.casebook.org/showthread.php?t=286

Glückwunsch zum Buch von Fido, ich finde es ganz hervorragend. Aber, Martin Fido hat mittlerweile seine Meinung geändert.

Nachlesen kann man das unter anderem im Ripperologist Dezember 2012:

Martin Fido- Rethinking Cohen and Kozminski

Im nächsten Ripperologist gab es dann auch das hier:

DAVID COHEN: TALKING POINTS OF A STORYLINE
by Scott Nelson (Scott Nelson on the Butcher´s Row suspect)

Oder lies hier schon einmal nach:

http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1455.0.html

DAS Buch über Aaron Kozminski ist das hier von Robert House:

http://www.amazon.de/Ripper-Scotland-Yards-Prime-Suspect/dp/0470938994

Seitdem gab es aber auch neue Infos, die das Buch gut ergänzen, z.B. (aus einem Ripperologist):

http://forum.casebook.org/showthread.php?p=241147#post241147

Beste Grüße,

Lestrade.

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Re: Kosminski
« Antwort #146 am: 30.11.2013 11:03 Uhr »
Vielen Dank Lestrade für deine wie immer sehr ausführliche Antwort. Denke ich werde mir auch dieses Buch auf deine Empfehlung hin besorgen (wehe wenn ich danach immer noch nicht weiß wer der Ripper war  :blum1: ).

Da ich mich jetzt einige Jahre nicht mehr mit dem Ripperfall beschäftigt habe und mich eher wie gesagt aus Büchern informiere, hinke ich wohl des öfteren mit meinen Infos etwas hinterher.

 Aber ich halte halt lieber ein Buch in den Händen, wohl weil ich schon den ganzen Tag vorm Bildschirm klebe und wohl auch weil ich etwas altmodisch (zumindest (und hoffentlich nur) in dieser Beziehung) bin. :cray:

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