Die Tatverdächtigen > Kosminski, Aaron

Aaron Kozminski, 25 Providence Street!

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Lestrade:
Ich mache mal hier mit dem Aaron Kozminski Artikel in der aktuellen Ausgabe des Ripperologist weiter.

Nach der Adresse in 1882, 38 Berner Street, ist die 25 Providence Street wohl die wahrscheinlichste Adresse von Aaron Kosminski während des Herbstes 1888 (zumindest für eine erhebliche Zeit).

Der Link zeigt in Bildern auf, wie nahe der damalige Wohnort 1888, 25 Providence Street, vom Tatort, dem zwischen der 40 und 42 Berner Street gelegenen Dutfields Yard bzw. des 1882er Wohnsitzes, 38 Berner Street, gelegen war.

Auch die räumliche Nähe zur Greenfield Street/Road, dem Wohnort des anderen Bruders und auch einer Schwester dort, kann man gut in diesen Bildern nachfühlen. Ebenso die der Parallelstraße der Berner Street, Batty Street, die bei den Ermittlungen ebenfalls eine große Rolle spielte.

http://forum.casebook.org/showthread.php?p=241147#post241147

Chriswald:
Hallo Lestrade!

Es wäre schon ein zu merkwürdiger Zufall, dass die Tatorte so nahe an der damaligen Wohnung eines der Hauptverdächtien gelegen hätten ohne dass er daran beteiligt gewesen wäre. Bei der kurzen Entfernung wäre es auch kein Wunder gewesen, dass er entkommen konnte, ohne dass er jemanden aufgefallen wäre. Da dürfte er ja nicht allzuvielen begegnet sein. Außerdem hätte er seine Nachbarschaft sicher gut genug gekannt um Schlupflöcher zu finden.

Wir hatten uns ja vor einiger Zeit über die Zeugenaussage von Israel Schwartz unterhalten über zwei Männer, die Liz Stride angegriffen haben sollen. Da wäre es doch vorstellbar, dass Kosminski das von seiner Wohnung aus bzw. auf dem Weg von oder zu der Wohnung mitbekommen haben könnte und die Gelegenheit ergriffen haben könnte.

Diesbzgl. wär es noch ganz interessant, wo im Verhältnis zu dieser alten Adresse das blutige Stück von Cate Eddowe's Schürze gefunden wurde. Wenn das zwischen Tatort und Kosminski's Wohnung gewesen wäre, wäre das eine verdammt heisse Spur!

Viele Grüße

Chris



Lestrade:
Hallo Chris,

Betrachten wir es als Vorschlag vielleicht einmal so:

Kosminski, wie er durch Swanson und über Macnaghten genannt wurde, war gleichzeitig Anderson sein Verdächtiger, eben dessen polnischer Jude. Diese Beamten des Bereiches Metropolitan Police bekommen, in meinen Augen, “Unterstützung“ durch ihre Kollegen der City Police. Cox sowie Sagar, so meine ich, sprachen über den gleichen Verdächtigen, nämlich Kosminski. Von Cox wussten wir bisher, dass er in einer jüdisch geprägten Straße observierte und die Beschreibung seiner Zielperson eher osteuropäischer Natur war.
Sagar sprach über die Butcher´s Row. Durch den neuen Artikel im Ripperlogist 128 erfahren wir eventuell Neues über Jacob Cohen. Dieser erzählt uns bekanntlich einiges bei der letzten Einweisung von Aaron Kosminski. Jacob Cohen könnte nun auf irgendeine Weise als Butcher tätig gewesen sein,laut des Berichtes im Ripperologist. Dass er bereits mit Aaron Kosminski´s Bruder, Woolf Abrahams, für kurze Zeit Geschäfte als Schneider machte, war ein bereits bekannter Fakt. Jemand der als Butcher agierte, Aaron Kosminski einweisen lies, in Kombination mit Sagar´s Verdächtigen in der Butcher´s Row, lassen nun naheliegen, dass auch Beamter Nummer 5 über Kosminski sprach.
Nun wissen wir, dass Aaron Kosminski sein Wohnsitz in 1888, tatsächlich nur wenige Meter vom Tatort Dutfields Yard (Stride) entfernt lag. Wir müssen es annehmen. Ebenso wichtig: Er wohnte weniger Jahre zuvor direkt am Tatort. Auch Major Smith von der City Police sagte einmal, sinngemäß, “er könne nicht sagen, wo der Mann nun tatsächlich gelebt hatte. Er war ein junger Mann“. Aaron Kosminski könnte und dies sehr wahrscheinlich, zeitweise bei verschiedenen Angehörigen gelebt haben. Bei Bruder Woolf Abrahams in der Providence Street, bei Bruder Isaac Abrahams in der Greenfield Street oder dort gegenüber bei seiner Schwester Matilda Lubnowski. Dann wäre wohl noch dieser Jacob Cohen. Woolf zog gerne hin- und her. Als da wären noch mehrere Adressen in der Greenfield Street, Yalford Street und Sion Square. Bis auf Cohen seine Adresse, lagen alle Wohnorte ganz nah beieinander. Wo Cohen (oder die anderen) noch Geschäfte hatten, sei einmal dahin gestellt. Aaron Kosminski hätte temporär in verschiedenen Haushalten wohnen und arbeiten können. Und dies z.B. in den verschiedensten Tätigkeiten, solange er zumindest dazu Lust hatte oder überhaupt dazu in der Lage war.

Richard Trenton Chase, als ein Beispiel, ein Serienkiller ähnlicher Art wie Jack the Ripper, mordete auch um die Ecke, im nächsten Block. Wenn die Polizei im Falle des Rippers einen Hauptverdächtigen hatte, der scheinbar besonders ernst zu nehmen war, dieser Kosminski hieß und wir nun annehmen können, dass Aaron Kosminski in unmittelbarer Tatortnähe wohnte, dort direkt gar einmal gelebt hatte, dann würde ich sagen ja, es handelte sich tatsächlich um Aaron Kozminski. Swanson “Brother´s House“,  könnte nun die 25 Providence Street gewesen sein.

Und aus meiner Sicht ganz wichtig ist die Beziehung zu Jacob Cohen. Swanson meinte ja, der Verdächtige starb recht schnell in Colney Hatch. Da starb auf diese Art ein junger polnischer Jude namens Cohen tatsächlich. Aaron Kozminski, der sich ja offenbar weigerte der Namen seiner Brüder anzunehmen, nämlich Abrahams, hätte durchaus einmal auf den Namen Cohen zurückgreifen können. Denn zu einem Mann namens Jacob Cohen hatte er ja eine Beziehung. Ich erinnere auch an die Bordellgeschichte Aaron Davis Cohen und N. Cohen während der Ripper-Morde. Ich vermute, es handelte sich dabei schon um Aaron Kozminski (Aaron Cohen). Weiß Gott was da nun tatsächlich passierte aber wir haben zwei 23jährige polnische Juden die offenbar echte Probleme Ende 1888 machten. Einer starb, der andere lebte bis 1919 weiter. Falls beide den Namen Cohen nutzen oder verpasst bekamen, hätte Swanson bei einer späteren Nachforschung den falschen erwischt haben können, nämlich den toten Cohen.

Wenn du auf die Hauptseite von jacktheripper.de gehst, dann findest du unter Schauplätze eine Interaktive Übersichtskarte. Dort sind die Tatorte und auch die Fundstelle von Eddowes ´Schürzenteil aufgeführt. Man nimmt an, ich denke auch so, dass der Täter aus der Goulston Street Richtung Wentworth Street, weiter Old Montague Street floh. Im Falle von Aaron Kozminski, hätte dieser von jenen Straßen nur eine nach Süden verlaufende Nebenstraße nehmen und über die Whitechapel Road, in das Wohnzentrum seiner Angehörigen und sein eigenes Zuhause fliehen können. Goulston Street und 25 Providence Street lagen wohl knapp 700-800m??? Luftlinie auseinander. Jemand der alle damaligen Winkel kannte, dürfte in 12-15 Minuten die Entfernung überwunden haben. Ich schätze mal jetzt ganz grob.

Zum Szenario beider Männer mit Stride und Schwartz. Laut den Berichten in der Presse, wurden zwei Männer gefunden, die auf Schwartz seinen Beschreibungen passten. Also der breitschultrige Mann und der Pfeifenmann. War einer von ihnen bereits Aaron Kozminski? Und wenn ja, welcher? Und warum bekam ihn Schwartz dann nicht zu Gesicht, zumindest vorerst nicht? Weil er vielleicht zu viel an die Presse weitergab? Wurden dann beide Männer, evtl. auch schon Aaron Kozminski, von der MET überwacht? Also zwischen Anfang und Ende Oktober? Da war ja eine auffallende Pause zwischen dem DoubleEvent und dem Mord an Kelly Anfang November.

Schwartz sah wohl überwiegend den Rücken des breitschultrigen Mannes aber den heraneilenden oder herangerufenen Pfeifenmann hätte er durchaus besser in das Gesicht blicken können.

Ich biete Dir jetzt einmal folgendes an:

Aaron Kozminski war der Pfeifenmann und der breitschultrige Mann ein Mitglied des Clubs in der 40 Berner Street oder ein Anwohner. Letzterer wollte Stride wegjagen, weil er der Meinung gewesen war, eine Prostituierte gehört da nicht hin. Stride lässt ihre Bonbons nicht fallen, weil sie solche Typen zu genügend kennt. Schwartz sein Eindruck eines Streites wäre also richtig gewesen. Und jetzt ruft der breitschultrige Mann etwas zum Pfeifenmann, was Schwartz als LipSKI versteht . Aber was, wenn er sich verhört hatte und der breitschultrige Mann rief zum Pfeifenmann KosminSKI? Der Pfeifenmann kam aus Richtung Providence Street, auch wenn er im Eingang des Public Houses stand, es war die Richtung. Aaron Kozminski lebte dort, früher gar genau einmal dort, von wo nun der Ruf herkam, wo das Verbrechen stattfand. Kannten sich aufgrund dessen beide Männer die auf Stride losgingen ohne dass sie gemeinsame Sache machten? Hätte die Polizei damals Verdacht schöpfen können zwischen Schwartz seinem LipSKi und einen Mann namens KosminSKI? Wollte sonst niemand etwas gesehen haben? Die Ortskenntnisse von Aaron Kozminski, die Abläufe in der Berner Street, an der er ja praktisch wohnte, in der er sogar früher einmal lebte, hätten ihn schnell erkennen lassen können, dass die herannahende Kutsche Diemschütz gehörte, der ihm nun mit dem Opfer in seinen Fängen stören würde. In diesem Szenario, wäre Stride das perfekte Zufallsopfer gewesen, was typisch für solche Art von Täter wäre.

Viele Grüße an Dich zurück,

Lestrade.

Lestrade:
Schaut bitte noch einmal in den Link. Rob House hat mit neuen Karten die möglichen Fluchtrouten  und die Wohnsitze graphisch dargestellt. Er erwähnt nun auch Jacob Cohen und Aaron Kozminski´s weitere Schwester, Helen Singer, über die wir im Ripperologist viel Neues erfahren. Wir erfahren auch, dass Woolf Abrahams, einen Tag nach Erscheinen der ersten Batty Street Lodger Geschichte, seine Tochter Rebecca (glaube das war ihr Name) von der Berner Street School nahm!!!

Über Pat Marshall, die gemeinsam mit Chris Phillips den Artikel im Ripperologist verfasst hat, erfahren wir über Rob House:

“Yes, Pat has indeed done some great work. She is the great-great niece of Detective Henry Cox... so she has detective genes I think.”

Detective Henry Cox hat wahrscheinlich Aaron Kozminski observiert. So schließen sich manchmal die Kreise des Lebens. Sie führt des “Onkels“ Arbeit weiter. Was für eine Geschichte. Respekt und was für eine Frau.

Btw.: Hier kann man sich ganz aktuell, weitere interessante Fotos aus der damaligen Zeit anschauen:

http://www.jtrforums.com/showthread.php?t=16212

Lestrade:
Durch die Abmeldung im Oktober von Aaron Kozminski´s Nichte aus der Schule in der Berner Street, gegenüber vom Stride- Tatort, kam mir natürlich ein kompletter Umzug dieses Haushaltes in den Sinn (vielleicht wußte die Familie da etwas oder bekam etwas mit). Gerade auch deshalb, weil es ja nun einmal so ist, dass Swanson vom Bruder in Whitechapel spricht.

Wir wissen, die Taten an Smith, Tabram und Nichols fanden in Whitechapel statt. Chapman und Kelly in Spitalfields, Stride in St. George in the East und Eddowes in Aldgate/ City of London. Da die ersten Verbrechen in Whitechapel stattfanden, spricht man noch heute allgemein von den Whitechapel-Morden.

Der nächste bekannte Aufenthaltsort von Bruder Woolf Abrahams war die Yalford Street. Meines Erachtens, genau wie die Berner Street, die Greenfield Street oder eben auch die Providence Street, lag diese Straße in St. George in the East. Alles grenzte natürlich auch direkt an Whitechapel selber.

Detective Henry Cox hingegen:

“a man living in the East End of London was not unlikely to have been connected with the crimes.”

“He occupied several shops in the East End“

“He made his way down to St George's in the East End, and there to my astonishment I saw him stop and speak to a drunken woman.”

Er sprach vom East End. Zum East End gehörten natürlich Whitechapel, Spitalfields, Mile End, Bethnal Green, Stepney usw. Ob Swanson, St. George in the East bzw. dessen Grenzgebiet noch als “Whitechapel“ ansah weiß ich nicht, denke ich aber eher weniger. Cox´s “down to St George´s in the East“ lässt ja auch eher vermuten, dass der Verdächtige von Whitechapel aus, sich “herunter“ machte. Cox sein Mann war in verschiedenen Shops im East End beschäftigt und lebte auch dort. Zweifelsohne, könnte dies auf Aaron Kozminski gut zutreffen. Ich spreche jetzt auch gerade über die Zeit Ende 1888/ Anfang 1889. Sagar sein Butcher´s Row Verdächtigen,  könnte man für Ende 1890/1891 in Betracht ziehen:

“and after a time his friends thought it advisable to have him removed to a private asylum”

His friends? Jacob Cohen? Evtl. auch ein Butcher? Man muss jetzt nicht gleich an Colney Hatch denken, dies war ja keine private Anstalt sondern kurze Zeit davor an eine private Einrichtung. Möglicherweise kümmerte sich zeitweise Jacob Cohen um Aaron Kozminski und beschäftigte ihn auch, so gut wie es eben ging, bis es nicht mehr ging.

Zusammenfassend könnte man vermuten, dass es durchaus möglich gewesen wäre, dass zwischen der Providence Street 1888 und der Yalford Street 1889 , ein weitere Wohnsitz in Frage käme, eben direkt in Whitechapel selber. Zwischen Oktober/ November 1888 und ca. Februar 1889 wäre dies durchaus möglich. Im Oktober war die Abmeldung der Tochter von Woolf Abrahams, kurz vor März 1889 zog er in die Yalford Street. Inwieweit Aaron Kozminski zeitweise in jenen Tagen bei Isaac oder Matilda oder Jacob lebte, können wir nur erahnen. Möglicherweise war er auch immer wieder mal alleine. Anderson sagte ja mal sinngemäß, “wenn er nicht gänzlich alleine gelebt hatte, dann m u s s die Familie etwas mitbekommen haben“, er drückte sich jedenfalls so ähnlich aus. All diese Informationen, all diese Aussagen, lassen vermuten, dass Aaron Kozminski überall und nirgends im EastEnd unterwegs gewesen war, mal allein, mal nicht allein. Hierbei bitte ich besonders die Tage zu beachten, an denen die Morde sattfanden, Feiertags oder an den Wochenenden.  

Ergo, es wäre möglich, dass er während der Taten Nichols, Chapman, Stride und Eddowes, hauptsächlich in der Providence Street lebte und bei der Tat an Kelly irgendwo in Whitechapel. Zwischen vor März 1889 und bis nach Mai 1889 lebte Woolf Abrahams in der Yalford Street (die exakten Daten sind noch nicht bekannt) und zog dann wieder weg. Und wie schrieb Macnaghten?

“He was (and I believe still is) detained in a lunatic asylum about March 1889”

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