Autor Thema: Fallparallelen  (Gelesen 57325 mal)

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Offline Lestrade

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Re: Fallparallelen
« Antwort #15 am: 09.04.2012 21:39 Uhr »
Okay!

Weißt Du ob der Junge irgendwo organisiert war? Verein o.ä.

Was fand man im Rucksack?

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Offline Shadow Ghost

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Re: Fallparallelen
« Antwort #16 am: 10.04.2012 00:00 Uhr »
Ein sehr interessanter Fall, in der Tat. Wer mehr Informationen haben möchte, dem kann ich nur diese Links nahe legen:

http://erichs-kriminalarchiv.npage.de/ungeklaerte-kriminalfaelle/ungeklaerte-kriminalfaelle-1901-2000.html
(der vierte Fall von oben)

und

http://www.bka.de/nn_198454/DE/Fahndungen/Personen/UngeklaerteMordfaelle/Bruebach/bruebachTristan.html

Mehr Informationen dürfte man auch mit längerem googeln nicht finden.
Ich frage mich, ob es noch ähnliche Fälle gab, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein solcher Täter bei einer Tat belässt. Vielleicht hat der Täter auch dazu gelernt, und versteckt die Opfer besser. Oder es war sein erster Kannibalismus-Versuch - denn einen solchen vermute ich hier - und er fand darin nicht die Befriedigung seiner Phantasien.
Ein interessanter und wichtiger Fall, jedoch sehe ich kaum Parallelen zu Jack the Ripper, sei es der Opfertyp, sei es das Verhalten während der Tat, geschweige denn das Nachtatverhalten (Stichwort: "Wiedergutmachen" mit Bedeckung des Gesichts oder dem Versuch, die Hose wiederhochzuziehen).

Offline Claudia

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Re: Fallparallelen
« Antwort #17 am: 10.04.2012 15:22 Uhr »
@Lestrade:

Über Vereine usw kann ich nichts sagen, der Junge scheint aber eher ein "Einzelgänger" gewesen zu sein, der des öfteren "herumstromerte" (u.a. in Bahnhofsnähe).
Im Rucksack fand man ein Messer und eine Strassenkarte von Deutschland in tschechischer Sprache. In der Nähe des Rucksacks fand sich überdies eine Art "Campingkocher" tschechischen Fabrikates.

Vielleicht liest Du doch mal den ein oder anderen Artikel, um eine Grundvorstellung vom Fall zu bekommen, dann lässt es sich besser über Details diskutieren.

@Shadow Ghost:

Ja, Kannibalismus ist natürlich naheliegend. Immerhin hat der Täter zum Zwecke der Mitnahme offenbar Tristans Rucksack ausgeräumt. Außerdem handelt es sich auch um Muskelfleisch und nicht nur die Hoden, passt also nicht ganz zu ner Art Trophäe.
Auch die Ermittler gingen wohl anfangs vom Beginn einer Serie aus, sieht aber nicht so aus, als hätte dieser Täter nochmals zugeschlagen. Verbindungen zu anderen Fällen haben sich nicht bestätigt.
Vielleicht ist er wirklich vorsichtiger geworden oder hat schlichtweg andere Möglichkeiten (zB ein eigenes Fahrzeug), da ist vieles denkbar...

Grüße, Claudia

Offline Lestrade

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Re: Fallparallelen
« Antwort #18 am: 10.04.2012 15:58 Uhr »
Danke Claudia! Durch die Fragen und deine Antworten gelang mir schon ein gewisser Einstieg. Nun werd´ich mich dann den Links widmen. Über Shadow´s Links fegte ich gerade mal hinüber. In der Tat ein äußerst interessanter Fall, obgleich er so abscheulich ist.

Nun dann...
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Offline Isdrasil

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Re: Fallparallelen
« Antwort #19 am: 10.04.2012 16:39 Uhr »
Hi

Ich klicke mich auch gerade ein wenig durch und bin wie so oft von der Tat schockiert.

Bisher werde ich den Gedanken nicht los, dass es sich eigentlich um den Teil einer Serie handeln muss, denn ein anderes Motiv mag man nicht so recht erkennen. Denkt man an einige andere Mordserien, insbesondere die von Joachim Kroll und Peter Kürten, so passt der Mord an einen kleinen Jungen durchaus auch in eine Serie mit körperlich schwachen Frauen bzw. alten Menschen. Manche Täter morden weder geschlechts- noch altersbezogen, sondern lassen sich von anderen Aspekten leiten.
Ich werde zumindest das Gefühl nicht los, ist mein erster Eindruck, und es verwundert mich, dass bisher keine Parallelen zu anderen Morden hergestellt werden konnten - aber ich klicke mich lieber erst noch ein wenig durch den Fall...

Interessant auch die Karte in tschechischer Sprache, die man ein Jahr später im Rucksack des Jungen fand...

Grüße, Isdrasil

Offline Claudia

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Re: Fallparallelen
« Antwort #20 am: 10.04.2012 18:20 Uhr »
@Isdrasil:

So gehts mir auch, diese Tat ist absolut schockierend. Zum einen natürlich, weil das Opfer ein 13-jähriger Junge ist und die Tat so grausam war, aber auch, wenn man an den Vater denkt. Da verliert er erst drei Jahre zuvor seine Frau (durch einen "Sprung aus großer Höhe"), dann wird das einzige Kind auf solch eine Weise umgebracht und zu allem Überfluss muss er damit leben, daß der Täter nicht gefasst wurde. Unglaublich!

Lies Dich mal weiter ein, Deine bisherigen Überlegungen fand ich schonmal recht schlüssig, gut möglich, daß der Täter nicht auf einen Typ, Alter, Geschlecht usw fixiert war und Tristan nur ein "Zufallsopfer" war. Dieser Tatort ist ja im Grunde recht ungewöhnlich (und riskant) gewesen (am hellichten Tag noch dazu), ev. hat Tristan den Täter sogar dort hingeführt (warum auch immer), diese gruslige Unterführung wurde offenbar ja gerade von Kindern gerne als Abkürzung genutzt.
Warum wählte der Täter diesen Ort? Das ist eine der interessantesten Fragen, finde ich. Sieht mir eher spontan aus, vielleicht mangels anderer Möglichkeiten, zumindest war er wohl nicht in der Lage, das Kind an einen wirklich unbeobachteten Ort zu verschleppen, er muss unter enormem Druck gestanden haben und doch nahm er sich recht viel Zeit, eigentlich ein Widerspruch...

@Lestrade:

Bitte, gern geschehen. Siehste, geht doch alles  ;)

Offline Isdrasil

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Re: Fallparallelen
« Antwort #21 am: 10.04.2012 19:20 Uhr »
Hi Claudia

Das Schicksal kann manchmal wirklich unendlich grausam sein...

Deine Frage nach dem Ort finde ich auch interessant, und im ersten Moment erscheint es wirklich als spontan gewählter Tatort. Ich habe noch einen Artikel bei spiegel.de zum Mord gefunden, der aufschlussreiche Details beeinhaltet (Du wirst sie wohl schon kennen). Mir schwebten bei Durchlesen des Artikels einige Vergleiche mit Kürten vor, möchte aber mit der Ausführung noch ein bisschen warten.

Hier aber mal der Artikel:

Das Leben des 13 Jahre alten Tristan Brübach endet am Nachmittag des 26. März 1998 gewaltsam vor einer Unterführung des Frankfurter Liederbachs im Stadtteil Hoechst. Der Mörder tötet den Schüler, dann schneidet er der Leiche mit einem Messer 20 mal 11 Zentimeter große Gewebe- und Muskelstücke vom rechten Bein und entnimmt dem Opfer anschließend auch noch die Hoden. Der qualvolle Tod und die Verstümmelung der Leiche dauern gut 15 Minuten. Der Mörder entkommt unerkannt. Warum er die Leiche des Kindes so verstümmelte, ist den Fahndern bis heute ein Rätsel.
Seit März 2007 arbeitet ein fünfköpfiges Team der Frankfurter Kripo ("AG Tristan") mit Hochdruck an der erneuten Überprüfung aller Spuren und Hinweise, die es im Fall Tristan je gab. Eine Marathonaufgabe: Inzwischen sind es mehr als 23.000.
SPIEGEL TV Magazin ist es jetzt gelungen, Einblick in die Ermittlungsakten zu bekommen, und zeigt bisher unveröffentlichte Bilder und Akten. Autor Oliver Becker sprach mit Fahndern wie dem mittlerweile pensionierten Leiter der Mordkommission Rudolf Thomas. Kripo und Staatsanwaltschaft erhoffen sich durch die Zusammenarbeit neue Hinweise auf den Täter.
Laut Tatort-Befundbericht der Kripo vom 26. März entdeckten Kinder um 15.45 Uhr im Liederbach-Tunnel Tristans verstümmelten Leichnam. Der inzwischen verschlossene Tunnel wurde 1937 erbaut und diente seit Jahrzehnten vielen Schülern als Abkürzung zwischen dem Hoechster Bahnhof und einer Grünanlage mit Spielplatz.

Tristans Leichnam entsetzt die Pathologen

Noch in der Mordnacht, ab 22.50 Uhr, protokolliert das Frankfurter Zentrum für Rechtsmedizin in einer über sechsstündigen Obduktion unter der Sektionsnummer 282/98 ein Verletzungsbild, wie es weltweit kein zweites Mal bekannt geworden ist: Das Gesicht des Opfers ist von großflächigen Hämatomen gezeichnet, Spuren schwerster Gewalteinwirkung, vermutlich Faustschlägen. Bis zur Bewusstlosigkeit würgt der Täter den Jungen danach mit einem Unterarmgriff. Schließlich trennt er ihm hinterrücks die Kehle durch: mit einem einzigen Schnitt, von einem Ohr bis zum anderen, so dass der Kopf beinahe vom Rumpf getrennt wird.
Die Polizei findet um den Fundort der Leiche kaum Blut, da der Täter während der Tat mit seinem Opfer im fließenden Wasser des Liederbachs steht. Tristan kann sich während des Kampfs offenbar kurzfristig befreien. Doch der Mörder holt ihn nach kurzer Flucht im Bachbett wieder ein. Dort findet das Leben des Jungen sein tragisches Ende.
Als der Junge längst tot ist, lässt der Mörder noch immer nicht von dem Kind ab: Er schleift Tristan 28 Meter in die Dunkelheit in der Mitte des Tunnels, schneidet große Hautteile und Muskelgewebe aus dem Ober- und Unterschenkel sowie der Hüfte des Opfers heraus.
Ob sich der Täter nicht um seine Entdeckung während der Tat kümmerte, weil er sich am Tatort sicher fühlte, ob er dabei völlig kaltblütig vorging oder ob er sich an der Mordtat berauschte und seine Umgebung während der Tat einfach vergaß, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Die Frankfurter Ermittler entwickelten zum Verhalten des Täters folgende Hypothese: Nachdem der Täter dem Opfer die Körperteile entnommen hatte, wurde die Leiche von ihm sorgfältig und mit relativ großem Aufwand im Tunnel positioniert.
Statt sich nach dem Mord schnell und einfach vom Tatort zu entfernen und die Leiche nach der Tat einfach liegen zu lassen, hat er sie in besonderer Weise zurechtgelegt. Er nimmt sich sogar die Zeit und bringt einen im Kampf verlorenen Schuh des Opfers vom Eingang zurück in die Mitte des Tunnels. Dort legt er die Leiche in einer schlafähnlichen Haltung auf einen Betonsockel, ganz so, als wolle er Tristan dort aufbahren.
 
Eine Art der Wiedergutmachung?

Bevor der Täter den Tunnel endgültig verlässt, zieht er Tristan die Jacke über den Kopf, um sein Gesicht zu bedecken. Auch seine Hose zieht er über die schweren Schnittverletzungen an den Beinen wieder nach oben. Zumindest ist der Versuch klar erkennbar, auch wenn es nicht vollständig gelingt.
Tristans Schuhe stellt der Täter schließlich exakt auf die Schnittverletzungen an Hüfte und Oberschenkel, und zwar genau so, dass die schweren Verletzungen durch die Schuhe möglichst verdeckt werden. Sie sollen vermutlich die Nacktheit des geschundenen Körpers bedecken. Zusammen mit dem Versuch, die Hose des Opfers wieder hochzuziehen und das Gesicht mit der Jacke zu bedecken, könnte der Täter so versucht haben, die Persönlichkeit des toten Kindes wiederherzustellen. Die Kriminalwissenschaft kennt dieses Verhalten unter dem Begriff des "un-doing" ("ungeschehen machen"), was auf den Versuch einer Art "Wiedergutmachung" hindeuten könnte.
Der hohe zeitliche und organisatorische Aufwand, den der Täter bei der Positionierung der Leiche im Tunnel betrieb, lässt die Vermutung zu, dass ihm die Positionierung der Leiche ebenso wichtig war, wie die Entnahme der Körperteile selbst. Für die Beurteilung der gesamten Tat folgt daraus, dass die Entnahme der Körperteile und die Positionierung der Leiche als Teil einer gesamten Handlung aufgefasst werden könnte.
 
Blutiger Fingerabdruck auf dem Schulbuch

Inzwischen liegt den Experten des FBI in Quantico (Virginia, USA) der Fall ebenso zur Begutachtung vor wie den Fahndern von Europol und der "International Crime Scene Conference" in Toronto. Ein blutiger Fingerabdruck, den der Täter am Tatort auf einem Schulbuch des Opfers hinterließ, wurde im führenden Institut für Daktyloskopie in Lausanne aufbereitet und in allen weltweit verfügbaren Datenbanken von Fingerspuren abgeglichen. Ohne Erfolg.
 In Frankreich, Tschechien und weiteren Staaten Osteuropas wurde zeitweise ebenso intensiv ermittelt, wie in Deutschland. Die Kripo schickte wegen des ungewöhnlichen Verletzungsbildes Anfragen an das Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag und überprüft eine Anwerbestelle für Fremdenlegionäre. Ein Gruppe von Fallanalytikern ("Profilern") des BKA bündelt alle verfügbaren Erkenntnisse, um die Persönlichkeit des Täters zu entschlüsseln: Handelt es sich bei dem Mörder um einen "netten Jungen von nebenan"? Einen Schwerstkriminellen mit entsprechenden Vorstrafen? Oder um einen außer Kontrolle geratenen Soldaten, der in dieser Tat ein nicht verarbeitetes Kriegstrauma durchlebte?
 Ab 2002 geben in einer bundesweit einmaligen Reihenuntersuchung mehr als 10.000 Männer der westlichen Frankfurter Stadtteile ihren Fingerabdruck freiwillig ab. Doch trotz des enormen Aufwands - drängende Fragen bleiben bislang ungeklärt: Welche Beziehung bestand zwischen Täter und Opfer? Kannten sie sich womöglich? Hat der Täter den Tatort ausgewählt? Darauf wissen die Fahnder keine Antwort. Bislang.

Sachdienliche Hinweise zum Fall Tristan nimmt die Kripo Frankfurt am Main, Mordkommission K11, unter der Telefonnummer 069-755-51108 entgegen.

Grüße, Isdrasil

Offline Lestrade

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Re: Fallparallelen
« Antwort #22 am: 10.04.2012 19:31 Uhr »
@ Claudia ;)

Mir erscheint es, als wenn ein recht junger, unerfahrener Täter hier am Werk war, der letztendlich über sich selbst erschüttert gewesen sein könnte. Jemand, bei dem die Fantasien aber schon recht ausgereift waren. Keine vergleichbare Tat vorher, keine nacher. Vielleicht mit einer besonderen psychischen Erkrankung, deren Höhepunkt aber noch etwas ferner lag, sodaß noch eine gewisse Empathie vorhanden gewesen sein könnte. Erst entpersonalisiert er das Opfer, dann versucht er die Persönlichkeit wieder herzustellen. Wollte er den Jungen erst ertränken, dann wieder erwürgen? Auf jedenfall wollte er ihn schnell töten. Sieht sehr, auch wenn mißlungen, nach einer Blitzattacke aus. Unerfahrenheit, die erste Tat. Vielleicht war er dem Jungen garnicht so überlegen, körperlich. Möglicherweise sah der Täter, trotz körperlicher Defizite und jungen Jahren, sehr erwachsen aus. Wir alle wissen, dass oftmals der Wohn- Arbeits- oder Freizeitort in der Nähe des ersten Tatortes liegt. Möglich, dass der Täter wegzog oder einen Suizid vollzog. Könnte mir vorstellen, dass er heutzutage vielleicht woanders verwahrt wird. Sexualdelikit, also Lustmord mit Verstümmelung, Messer als Tatwaffe. Kann sein, dass der Täter, einst im gleichen Alter wie das Opfer, einem Mißbrauch ausgesetzt gewesen war.

Die Karte in tschechischer Sprache verwirrt mich allerdings auch. Auch die Tatsache, dass er unter enormen Druck gestanden haben muss und sich dennoch Zeit nahm, obwohl er gesehen wurde. Er agierte ja in der Tat sehr risikoreich. Merkwürdig oder auch nicht.

Ich sehe durchaus Parallelen zum Ripper- Fall.

Spontan und ich bitte um Nachsicht, denn ich habe bisher nur überflogen, sehe ich ein sehr jungen Täter bei seiner ersten Tat vor mir, der heute sicherlich nicht am normalen gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann, falls er üerhaupt noch lebt.

Vielleicht können wir diesbezüglich noch Meinungen zusammentragen.
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Offline Claudia

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Re: Fallparallelen
« Antwort #23 am: 10.04.2012 19:33 Uhr »
Hi Isdrasil!

Da muss ich mich dann wohl mal mit Kürten befassen, wenn Du da Parallelen siehst, über den weiß ich irgendwie garnichts, hole das aber gerne nach...

Ja, übel, was manche Menschen für ne, sorry, Scheiße erleben. Naja, u.a. deshalb bin ich wohl Atheist  :scratch_one-s_head:

Der Artikel ist lesenswert, ich kannte ihn schon, ist aber ne gute Quelle...

Grüße, Claudia

Offline Claudia

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Re: Fallparallelen
« Antwort #24 am: 10.04.2012 20:02 Uhr »
@Lestrade:

Da geb ich Dir recht, ich denke da auch an einen jungen Ersttäter. Möglicherweise war für Tristan auch deshalb die Situation zunächst nicht besonders bedrohlich, wenn der Täter nur wenig älter war (17,18).
Es ist ja auch durchaus im Bereich des Möglichen, daß Tristan sich mit dem Täter getroffen hat bzw ihn schon vorher zumindest flüchtig kannte.
Bei einem jüngeren Täter könnte ich mir auch vorstellen, daß man sich im Vorfeld zB über Spiele oder ähnliches unterhalten hat (Tristan hatte wohl ne Playstation) und der Junge Vertrauen gefasst hat und nie mit einer Attacke gerechnet hätte. Also ich halte soetwas in der Richtung für gut möglich...

Der Junge scheint auch noch geflohen, dann aber wieder eingeholt worden zu sein, auch das spricht für eine solche Theorie...(daß ihm der Täter körperlich nicht so eindeutig überlegen war)

Die Straßenkarte? Hm, schwierig. Vielleicht war der Täter auf "Durchreise" (klingt aber auch komisch), vielleicht hat aber auch ein Dritter den Rucksack gefunden und eine Zeitlang genutzt (klingt auch nicht viel wahrscheinlicher), bekanntlich gibt es aber nichts was es nicht gibt... Keine Ahnung

PS: Erst ertränken, dann erwürgen zu wollen halte ich für unwahrscheinlich. Der Täter scheint sehr gezielt erst geschlagen, dann gewürgt und geschnitten zu haben, außerdem ist dieser "Bach" nicht unbedingt zum Ertränken geeignet

Grüße, Claudia
 
« Letzte Änderung: 10.04.2012 20:14 Uhr von Claudia »

Offline Isdrasil

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Re: Fallparallelen
« Antwort #25 am: 10.04.2012 20:05 Uhr »
Hi

@Lestrade

Wir alle wissen, dass oftmals der Wohn- Arbeits- oder Freizeitort in der Nähe des ersten Tatortes liegt. Möglich, dass der Täter wegzog oder einen Suizid vollzog. Könnte mir vorstellen, dass er heutzutage vielleicht woanders verwahrt wird. Sexualdelikit, also Lustmord mit Verstümmelung, Messer als Tatwaffe. Kann sein, dass der Täter, einst im gleichen Alter wie das Opfer, einem Mißbrauch ausgesetzt gewesen war.
Die Karte in tschechischer Sprache verwirrt mich allerdings auch. Auch die Tatsache, dass er unter enormen Druck gestanden haben muss und sich dennoch Zeit nahm, obwohl er gesehen wurde. Er agierte ja in der Tat sehr risikoreich. Merkwürdig oder auch nicht.

Da kann man nur zustimmen.  ;)

@Claudia

Na, jetzt sind wir hier schon drei Atheisten, mal sehen wieviele noch dazu kommen.  ;)

Zum Kürtenfall ist folgendes Buch lesenswert: "Peter Kürten, genannt der Vampir von Düsseldorf" von Elisabeth Lenk und Katharina Kaever, eine Art Sourcebook.
http://www.amazon.de/K%C3%BCrten-genannt-Vampir-D%C3%BCsseldorf-Bibliothek/dp/3821841567/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1334079832&sr=8-1

Ich versuche mal, die gröbsten Daten zu Kürten zusammenzutragen, möglicherweise komme ich von meinem Vergleich ja selbst wieder ab, wer weiß?

Kindheit
- Geboren 1883 in Köln-Mühlheim, lebte mit 13 Familienmitgliedern auf engstem Raum, Gewalt, sexueller Missbrauch, Alkoholismus.
- Er beobachtete als Kind oft fasziniert einen im selben Haus lebenden Hundefänger, der die Tiere quälte
- Erster Mord mit 9 Jahren (ertränkte einen Spielgefährten im Rhein)
- Bereits mit 13 übte er Sodomie mit Schafen, Ziegen und Schweinen aus
- Besondere Befriedigung erfuhr er, wenn er die Tiere während des Sexualaktes zu Tode stach

Morde und Kriminalität
- Ingesamt 17 Gefängnisstrafen mit zusammen 27 Jahren abgesessener Haft unterschiedlichster Delikte (Betrug, Brandstiftung, Diebstahl....)
- Hoffte, bei verschiedenen Brandstiftungen an Scheunen "Landstreicher bei lebendigem Leib zu verbrennen"
- 25 Mai 1913 Mord an einem 13 Jahre alten Mädchen, Kehlschnitt und Schändung der Leiche
- 03 Februar 1929 stach er 24mal auf eine Frau ein, die er achtlos auf der Strasse liegen liess
- 10 Tage später Mord an einem Mechaniker, 20 Stiche
- 09 März Ermordung einer 8 Jährigen durch 13 Messerstiche, Vergewaltigung
- 24 August Ermordung zweier Kinder (5 und 14 Jahre) durch Kehlschnitt
- September 3maliger Versuch, verschiedene Frauen zu erdrosseln
- Im Oktober zwei Morde durch Hammerschlag auf Schädel
- Biss einem Schwan dem Kopf ab, um durch das Sprudeln des Blutes zum Orgasmus zu kommen
- Kürten verband Blut eng mit Sexualität. Bei der Urteilsverkündung "Tod durch Enthauptung" meinte Kürten, es "würde das Aufregendste in seinem Leben sein, sein eigenes Blut bei der Hinrichtung spritzen zu spüren"
...

Das war nur eine kurze Zusammenstellung, die ich mit Euch teilen wollte. Im Nachhinein haben sich die Parallelen etwas in Luft aufgelöst, ich sehe nach dem Lesen nun keine großen Vergleichsmöglichkeiten mehr. Dennoch bleibt der Fall Kürten für mich beachtenswert reich an krimineller und perverser Energie, und in Zusammenhang mit dem Fall Tristan Bürbach kann man ruhig auf die unterschiedlichen Delikte Kürtens verweisen: Von erwachsenen Frauen und Männern hin zu kleinen Kindern, von Erdrosseln, Ertränken, Erstechen, Kehlschnitten - Kürten hat die gesamte Palette bedient. Der Mord am Mechaniker passt gar nicht ins Bild, ebenso wenig das Erschlagen durch einen Hammer. Möglicherweise muss man bei dem Fall Tristan auch etwas über den Tellerrand schauen, wer weiß?

Aber zurück zum Thema...  :blush:

Grüße, Isdrasil

Offline Lestrade

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Re: Fallparallelen
« Antwort #26 am: 10.04.2012 20:15 Uhr »
Weiß jemand, wie alt die Karte und der Campingkocher waren?
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Offline Isdrasil

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Re: Fallparallelen
« Antwort #27 am: 10.04.2012 20:19 Uhr »
Zumindest war sie neuer als 1989. Anbei das Bild des BKA, leider kann man nirgendwo eine Jahreszahl erkennen. Man erkennt aber das wiedervereinigte Deutschland.
Aber ob das hilft?

Offline Lestrade

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Re: Fallparallelen
« Antwort #28 am: 10.04.2012 20:26 Uhr »
Bedankt Isdrasil! Ich fragte deshalb, weil ich an tschechische Einwanderer Ende der 80er Jahre dachte. Die Eltern schaffen sich das alles an um sich zu orientieren und zu behelfen. Später geht es in den Besitz des/eines Sohnes über, der möglicherweise mit der Tat in Verbindung gebracht werden könnte. So als erste Idee... kann natürlich auch später passiert sein, wie uns ja letztendlich auch die Karte verrät. Der Campingkocher schien mir Ende der 80er Jahre geeigneter. Im Ostblock war und ist der Gebrauch dieser Teile viel, viel häufiger.

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Offline Claudia

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Re: Fallparallelen
« Antwort #29 am: 10.04.2012 21:04 Uhr »
Hi Isdrasil!

Zuerstmal danke ich Dir für die Zusammenfassung im Kürten-Fall.
Das Buch werde ich mir mit Sicherheit anschaffen.

So falsch finde ich deine Vergleiche mit Kürten im Tristan- Fall nicht, es ist alles möglich, auch ein solcher Täter. Wir haben ja nur den einen Fall,vielleicht hat der Täter nie wieder gemordet, vielleicht hat er so gemordet, daß erstmal kein Zusammenhang festgestellt wurde, man kann da nichts ausschließen.

Grüße, Claudia