Hi.
Ich finde das Thema prinzipiell nicht schlecht, wollte aber vor einem Kommentar geklärt wissen, wie ernst es Schüssel damit ist.
1. Die ´Geometrie´ liegt im Fall ´JtR´ (wie in den meisten anderen realen Fällen auch) wohl primär in der Stadtstruktur und hat mit Okkultismus nichts zu tun, wenngleich 2. Schüssel mit dem ´militärischen´ Tätertyp durchaus recht haben könnte! Ad 1.: Kein Okkultismus.Der Mensch neigt generell dazu, ähnliche Dinge (wie Punkte auf Plänen) zu möglichst einfachen Strukturen (Punktanzahlabhängig dann dementsprechend Kreuze/Schwerter/Dolche, Pentagramme,...) zu verbinden, vor allem zu solchen, die für ihn eine subjektive Bedeutung ergeben (das bedeutet u.a. auch: Wer einer dementsprechenden Theorie nachgeht, interpretiert auch dementsprechende Formen, und zwar so lange, bis es für ihn oder sie sinnig ist. Soll heißen: Wenn jemand überzeugt z. Bsp. davon ausgeht, dass der Täter ein Frauenhasser war und auf Basis einer bestimmten damit in Verbindung stehenden Form tötete, vergleicht sein oder ihr Gehirn die Tatortkonstellation solange mit dementsprechenden vereinfachten Formen (Brüste, Gebärmutter, etc.), bis eine davon tatsächlich ähnlich ist und die Theorie zu bestätigen scheint. Wer einen Okkultisten vermutet, stößt ziemlich schnell auf das Pentagramm, wer einen religiösen Fanatiker vermutet, recht bald auf das Kreuz, etc, etc.*) Wen das näher interessiert, der sei zum Beispiel auf die Gesetze der Gestaltpsychologie hingewiesen, die sich u.a. in ´
Wahrnehmungspsychologie´ von
Bruce E. Goldstein (einem Standardwerk) finden lassen. (English: ´
Sensation and Perception´), die aber natürlich auch vereinfacht auf Wikipedia angeführt sind:
http://de.wikipedia.org/wiki/Gestaltpsychologie. Dadurch kommt es auch zu wiederholbaren Ergebnissen bei Untersuchungen.
In diesem Fall hier scheint die Wahl der Tatorte aber simpel und einfach primär aus der Stadtstruktur und deren Nutzung durch die Prostituierten zu resultieren (hatten wir neulich ja hier
http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1301.0.html). In der jeweiligen Stadtstruktur ist auch der Grund zu finden, warum sich in manchen Konstellationen auf Plänen von Serientaten durchaus sogar auch der goldene Schnitt finden lassen könnte, was aber dann damit zu tun hat, dass der jeweilige Stadtbereich Strukturen im goldenen Schnitt aufwies, was der jeweilige Täter dann wohl auch gar nicht wusste. Von Freunden des Okkultismus wird Wahrnehmungspsychologie jedenfalls dazu genutzt, ´Gläubiger´ zu finden, ob nun bewusst, oder unbewusst.
* Das funktioniert übrigens nicht nur mit Tatortkonstellationen: Wenn ich zum Beispiel in unserem Fall hier hartnäckig einer bestimmten Theorie nachgehe, werden mir ständig damit in Verbindung stehende Dinge auffallen. Beispiel: Jemand ist davon überzeugt, dass der Täter ein Jude war, wird ständig etwas auffälliges finden, was mit Juden zu tun hat, obwohl der eigentliche Grund dafür primär darin liegt, dass alle Morde rund um den Kernbereich des ursprünglichen Judenviertels stattfanden, was aber durchaus auch Bedeutung haben könnte. Wenn jemand in Sickert den Mörder sieht, wird er oder sie auch u.a. in dessen Gemälden und Biografie laufend etwas finden, das für ihn oder sie diese Annahme subjektiv bestätigt, obwohl der Grund dafür eigentlich u.a. in Sickerts künstlerischem Interesse, Stil und künstlerischer Strategie lag. Dass man in London viele Beziehungen zum Königshaus herstellen konnte, ist ebenfalls klar. In Kunst und Design wird klarerweise damit gearbeitet – und Krimis leben davon (Ich glaube nicht, dass Cornwell das nicht weiß, ich denke, sie arbeitet – wie Dan Brown – ganz bewusst damit). Also muss man bei der Fallbetrachtung Acht geben und auch gegenüber der eigenen Wahrnehmung kritisch bleiben– davor ist niemand wirklich sicher! Aber dennoch – irgend etwas muss ja stimmen, wenn wir es denn tatsächlich mit einer Mordserie zu tun haben, und dafür scheint einiges zu sprechen – zum Beispiel auch die Himmelsrichtungen von Tabram bis Kelly:
Ad 2.: Dennoch eventuell selektierte Tatorte.Nachdem Polly Nichols getötet wurde, war der Polizei absolut nicht klar, wo der Täter, wenn er nochmals zuschlägt dies tun würde – und auch nicht wann. Was aber folgte, war etwas, das heute mehr den Eindruck einer Anschlagserie erweckt, als die spontanen Taten eines völlig Verrückten. Natürlich muss man auch dem gegenüber sehr kritisch bleiben, aber Fakt ist:
1. Letztlich alle ´kanonischen´ Morde rund um das Zentrum (Whitechapel, St. Mary Matfelon)
2. Dort bereits zuvor 2 Morde: Smith und Tabram
3. ´Kanonische´ Tatzeiten: Zwischen Sperrstunde und Morgendämmerung
Nichols: Nordöstlich des Zentrums, Zeit: Eher mittig
Chapman: Nordwestlich des Zentrums, Zeit: spät
´Double Event´: Südöstlich und Südwestlich des Zentrums, Zeit: früh
An sich ´logischste´ Folgetat für einen Mörder, der nur die kanonischen 5 tötete und damit schon vom Zentrum aus in alle Richtungen entlang der Hauptverkehrsstraßen unterwegs war: Nicht dort, wo bereits 2 Morde stattfanden, auch wenn sie andere begangen haben, und schon gar nicht im Zentrum, das von den Medien schon als solches deklariert wurde. Keine Rückkehr zur ersten oder zur letzten Tatortumgebung. Nicht so früh, wie zuletzt. Was folgte, würde genau damit übereinstimmen:
Kelly: (wie Chapman) Nordwestlich des Zentrums, Zeit: mittig oder spät
Fazit: Das Zentrum dürfte für den Täter irgendeine Bedeutung gehabt haben (Wohnort, Verkehrsanbindung, Motiv,...) Und genau deshalb ist Geographisches Profiling, das Psychologie immer miteinbezieht, in Fällen wie diesem hier extrem wichtig. - Aber wie unter ´Ad 1´ schon gesagt: Mit scheinbar erkennbaren Mustern muss man eben dennoch vorsichtig sein....
@ Schüssel: Sorry, I don´t have the time to translate it – I hope Google will do a good job...
Best regards,
panopticon