Autor Thema: Henry Smith City Police  (Gelesen 12349 mal)

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Offline Lestrade

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Henry Smith City Police
« am: 23.06.2010 21:38 Uhr »
Liebe Forumskameraden!

Hier kurz etwas zu Henry Smith. Wollte ich schon lange mal machen. So als Gegenpol zu Anderson, Macnaughten und Swanson.

Major Henry Smith, war Chief Superintendent der London City Police zur Zeit der Ripper- Morde in 1888. Er vertrat eigentlich den Commissioner James Fraser, der damals nicht einsetzbar war.
Smith ist eine interessante Figur. Ich empfehle euch “From Constable To Commissioner“. Von Smith geschrieben und 1910 veröffentlicht, Kapitel 16. Schaut in´s Casebook:

http://www.casebook.org/ripper_media/rps.constable.html

Ein schönes Beispiel für die gegenseitige “Wertschätzung“ zwischen City Police und MET. Smith war kein Freund von Warren und Anderson.

Was ist herauszuheben?

He (Smith) claimed that he knew more about the crimes than anybody else but as to the killer

He (the Ripper) completely beat me and every police officer in London

Dieser Satz wird oft so in Verbindungen genannt, dass man den Eindruck bekommt, Smith meinte das auf den ganzen Fall und das komplette Thema bezogen, ich denke, er meinte die Nacht des Eddowes Mordes, auf “seinem Gebiet“. Aufgrund einer Beschreibung des Täters, sofort nach der Tat (es könnten dann nicht Lawende und Co. gewesen sein) und möglicherweise der Idee, Eddowes´fehlendes Schürzentück zu suchen, war man wohl jemanden in jener Nacht dicht auf den Versen. Die Spur führte über die Goulston Street zur Dorset Street (MJ Kelly) wo der Verdächtige sich offenbar an einem Brunnen vom Blut befreite.
Dann wäre er von einem aktuellen Tatort zu einem zukünftigen Tatort geflohen. An dieser Stelle würde ich mich dann fragen “Wieviele Opfer hätte der Ripper wohl in einer Nacht finden und töten können?“ und “Kannte er dann möglicherweise Eddowes und Kelly etwas besser?“ Oder nur Zufall und Schwachsinn? panopticon erwähnte doch auch schon mal eine Brunnen.

Doch:

Smith thought he was hot on the heels of the killer on the night of the Eddowes murder when in reality the Ripper must have been long gone.

Smith und die City Police hatte scheinbar großes Interesse an dem Fall, noch bevor ihr eigener Bereich davon berührt wurde.

None of the murders, I ought to explain, were committed within the City, bar one, that in Mitre Square. All the others were just outside the City boundary, in Whitechapel and Spitalfields. The coincidences in connection with the tragedies no one would credit. After the second crime I sent word to Sir Charles Warren that I had discovered a man very likely to be the man wanted. He certainly had all the qualifications requisite. He had been a medical student ; he had been in a lunatic asylum ; he spent all his time with women of loose character, whom he bilked by giving them polished farthings instead of sovereigns, two of these farthings having been found in the pocket of the murdered woman. Sir Charles failed to find him. I thought he was likely to be in Rupert Street, Haymarket. I sent up two men, and there he was ; but, polished farthings and all, he proved an alibi without the shadow of doubt.

Der war es aber eben nicht.

Es wurde sich (die Polizei) schon sehr früh unter die Leute gemischt...und...

In addition to this, I visited every butcher's shop in the city, and every nook and corner which might, by any possibility, be the murderer's place of concealment.

Hier erinnere ich an Cox und Sagar.

Irgendwann spricht Smith von einem Treffen mit einem Fremden und seiner Nierentheorie bei Eddowes.

Einmal bezieht er sich auf mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Lawende

a sort of hybrid German...

Und seine Version von...

"The Jews are the men that won't be blamed for nothing."

Aber woher kamen die Hinweise zur Verfolgung kurz nach der Tat an Eddowes?

Sie hatten ihren PC vom Mitre Square, später ihren Lawende, die MET Schwartz ja auch nicht sofort. Ich fand dieses:

The three Jews ( nun wohl Lawende, Levy, Harris) were not the only witnesses to have seen a couple near Mitre Square. In an uncorroborated account in the Daily Telegraph, 13 November 1888, we read that:
About ten minutes before the body of Catherine Eddowes was found in Mitre Square, a man about thirty years of age, of fair complexion, and with a fair moustache, was said to have been seen talking to her in the covered passage leading to the square. [The description] was given by two persons who were in the Orange Market and closely observed the man. The City police have been making inquiries for this man for weeks past, but without success, and they do not believe that he is the individual described by Cox.


Welcher Cox war hier gemeint?  Henry Cox von der City Police oder hieß ein Zeuge so? Dann wäre ja Henry Cox schon im Einsatz gewesen. Irgendwie...  Oder gar Mrs. Cox?

Smith hilft uns nicht weiter und unterstützt schon garnicht meine Theorie (hält Anderson´s Aussagen für pure Judenfeindlichkeit) und er könnte auch eine Menge Nonsens erzählt haben.

Einige Male sind seine Meinungen und Ansichten aber auch gut vertretbar. Sollten sie hier und da auch so stimmen, na dann gute Nacht...  

Am besten:

I have no more idea now where he lived than I had twenty years ago"

Wenn er da mal nicht jemanden in Verdacht hatte, den er “kannte“. Nur eben nicht genau wußte, wo der letztendlich gelebt hatte...

Wenn er nicht etwas gewußt hätte, wäre es doch besser gewesen zu schreiben, “Ich habe keine Ahnung wer der Ripper war“. Und er schreibt, er wußte nicht wo er wohnte. Was für ein Dilemma mit manchen Herren.

Liebe Grüße,

Lestrade.

P.S.: Ich habe schon mal besser recherchiert aber ich habe Kopping und wir Deutschen, auch die Nicht-Hybriden, spielen bisher sehr lauwarm... Seid bitte nachsichtig...
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

KvN

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Re: Henry Smith City Police
« Antwort #1 am: 23.06.2010 22:11 Uhr »
Du berührst hier einen der interessantesten Punkte des Falles - mal abgesehen von Smith - nämlich die Reinigung nach dem Eddowes Mord. Ich falle auch immer wieder über die Aussage bezüglich des Brunnens im oder nahe bei Miller´s Court, ich finde das ganzganz heiss, ein wichtiger Hinweis wo wir den Lebensmittelpunkt des Rippers vermuten können. Bis jetzt habe ich es aber nicht geschafft diese Aussage zu verifizieren, ich habe keine Ahnung über deren Ursprung :icon_frown:
Wenn das Szenario allerdings so stimmt, dann stellt sich für mich die Frage warum ihm diese Säuberung so wichtig war. Immerhin, die Polizei war ihm auf den Fersen, es ging eventuell um Minuten. Blut ist nächtens ohne Beleuchtung auf dunkler Bekleidung nicht sichtbar, die Hände sind schnell abgewischt...Aber er war mit Darminhalt in Berührung gekommen, für einen Fleischer ein absolutes no go, für einen Schächter eine Katastrophe...

Grüße nach Köln!

Offline Lestrade

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Re: Henry Smith City Police
« Antwort #2 am: 24.06.2010 19:08 Uhr »
Hallo Kurt!

Ich falle auch immer wieder über die Aussage bezüglich des Brunnens...

Es geht mir da vielmehr um die Location "Dorset Street". Annie Chapman lebte dort. 35 Dorset Street, Common Lodging House. Mary Ann Connelly, die Kumpeline von Martha Tabram auch. Mary Ann Nichols Adresse auf der Sterbeurkunde lautete ebenfalls so. Wobei sie ja woanders gelebt haben sollte. William Crossingham, der Besitzer dieses Hauses hatte aber noch eine andere, derartige Location in der Dorset Street, die Nummer 15-19. Da an der Ecke soll ja Hutchinson so seine Beobachtungen im Falle Kelly gemacht haben. Und nun soll da Jack the Ripper seine Säuberung am Brunnen vorgenommen haben? Ich würde das nicht als sein Wohnort werten, sondern mich fragen, ob er nicht noch etwas in jener Nacht vorhatte.
Genau hier, genauer genommen in jenem Common Lodging House, war Leather Apron aktiv gewesen und gesehen worden. Pizer war diese Person wohl nicht aber der Ripper und Leather Apron vermutlich ein- und dieselbe Person. Ich zitiere:

The character known as 'Leather Apron' was also seen in the lodging house by Donovan some time before the murders began. He was wearing a deerstalker hat and had to be ejected after threatening a woman. He had returned on a number of subsequent occasions, but had been refused entry[4]. Another resident of Crossingham's, known only as West, also claimed to know Leather Apron by sight and had seen him at the lodging house. Whether 'Leather Apron' in this case was actually John Pizer is not known.[5]

Ein weiteres Zitat:

What he wears on his feet the women do not know, but they all agree that he moves noiselessly. His uncanny peculiarity to them is that they never see him or know of his presence until he is close by them. When two of the Philpott-street women directed the Star reporter to Commercial-street, opposite the Princess Alice Tavern, as the most likely place to find him, she added that it would be necessary to look into all the shadows, as if he was there he would surely be out of sight. This locality, it may be remarked, is but a few steps from the model dwellinghouse in George's-Yard, where the murdered woman of four weeks ago was found.

Den Wohnort halte ich in dieser Nähe für wahrscheinlicher.

Und hier eine weitere, allgemeine Beschreibung von Leather Apron:

He is five feet four or five inches in height and wears a dark close fitting cap. He is thickset, and has an unusually thick neck. His hair is black, and closely clipped, his age being about 38 or 40. He has a small black moustache. The distinguishing feature of his costume is a leather apron, which he always wears, and from which he gets his nickname.

His expression is sinister, and seems to be full of terror for the women who describe it. His eyes are small and glittering. His lips are usually parted in a grin which is not only not reassuring, but excessively repellant. He is a slipper maker by trade, but does not work. His business is blackmailing women late at night. A number of men in Whitechapel follow this interesting profession. He has never cut anybody so far as known, but always carries a leather knife, presumably as sharp as leather knives are wont to be. This knife a number of the women have seen. His name nobody knows, but all are united in the belief that he is a Jew or of Jewish parentage, his face being of a marked Hebrew type. But the most singular characteristic of the man, and one which tends to identify him closely with last Friday night's work, is the universal statement that in moving about


Kann jetzt jeder zu denken was er will...

Liebe Grüße,

Lestrade.
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KvN

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Re: Henry Smith City Police
« Antwort #3 am: 25.06.2010 10:12 Uhr »
Naja, Dorset Street und Miller´s Court liegen ja nicht gerade Lichtjahre entfernt...Wir können uns einigen dass der Ripper in diesem Bereich lebte.

Grüße

Offline Lestrade

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Re: Henry Smith City Police
« Antwort #4 am: 25.06.2010 10:47 Uhr »
Kurt! Dorset Street und Miller´s Court ist eine Suppe aber das George Yard an der Ecke Commercial Street/ Whitechapel High Street, tendiert ja mehr zur Mitte aller Tatorte. Ist ja jetzt auch nicht so wichtig...Dachte halt nur, hier auch mal Smith und Leather Apron ins Gespräch zu bringen. Das ist alles. Ich kann dies auch alles nicht entsprechend werten. Sollte nur mal Erwähnung finden. Obwohl das auch wieder mal unglücklich von mir angegangen wurde. Ist Smith sein Thread, Apron hätte wohl einen eigenen verdient. Schade, das keine "Opfer" von "Leather Apron" bekannt sind. Mir jedenfalls nicht. Zu wenig Informationen über diesen Knilch.

Ich grüße dich herzlich,

Lestrade.
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Re: Henry Smith City Police
« Antwort #5 am: 25.06.2010 13:22 Uhr »
Naja, leider bin ich über Pizer und Leather Apron auch nicht wirklich toll informiert, bis jetzt dachte ich dass die ident sind, und Pizer schließe ich als Ripper mal aus...
Ausserdem war der Ripper ein Butcher, diese Meinung verfestigt sich immer mehr bei mir! Aber dazu im Profil Thread...

Grüße

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Re: Henry Smith City Police
« Antwort #6 am: 25.06.2010 15:14 Uhr »
Nun ja, Pizer geriet nun mal in Verdacht, wie es auch immer dazu kam. Und die ganze Geschichte um Leather Apron ist schwer zu fassen, was Dichtung und Wahrheit betrifft. Apron war ja der große Unbekannte, den keiner kannte. Pizer war es wohl nicht, obwohl er ja, was Beruf und nicht Arbeiten betraf, durchaus etwas gemeinsam mit LA hatte. Pizer hatte ja auch einen Bruder... diese Konstellation finden wir ja auch in der Ripper- Geschichte wieder... Es könnte also aus den wahren Leather Apron, Jack the Ripper geworden sein...

he moves noiselessly und until he is close by them

Diese Eigenschaft ist ja zufinden bei LA.

Da war ich überrascht das zu lesen, weil ich kürzlich, was das Profil des Rippers betraf, mich dahingehend äußerte, dass der Ripper jemand war, der recht hinterhältig war, herumschlich und plötzlich hinter dir steht. Da könnte ich gut gelegen haben, in meinem Bild über diesen Mann.

Aber nun soll es gut sein. Wir kommen mal wieder vom eigentlichen Faden ab. Lass wir es also. Aber, Butcher ist gut.

Lestrade.
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Offline panopticon

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Re: Henry Smith City Police
« Antwort #7 am: 26.06.2010 21:11 Uhr »
Hi.

Kurz muss ich noch mal off-topic werden, sorry:

[The description] was given by two persons who were in the Orange Market and closely observed the man. The City police have been making inquiries for this man for weeks past, but without success, and they do not believe that he is the individual described by Cox.[/i]


Großartig, Lestrade! Toller Fund! :icon_thumb: Das bestätigt mir scheinbar erstmals (wenn denn was dran ist) etwas, das ich bezüglich der Vorgehensweise des Täters und des Verhaltens von damaligen Prostituierten seit längerem aufgrund so mancher Umstände und Infos vermutet habe - nämlich, dass es im Fall Eddowes, wenn meine Vermutungen bezüglich der generellen Vorgehensweise stimmen, eigentlich zu einer weiteren Sichtung gekommen sein muss, und zwar nicht irgendwo, sondern am St. James´s Place, auch bekannt als ´the Orange Market´, auf dem sich zu diesem Zeitpunkt nämlich nicht nur James Blenkinsop aufgehalten hat (wenn meine Infos stimmen)! Bei Zeitungen muss man ja generell recht vorsichtig sein - aber alleine 4 Fehler in einem Satz wären wohl schon eine ziemlich extreme Fehlleistung... Dazu aber ein anderes Mal an anderer Stelle mehr. Besten Dank jedenfalls dafür! 

Mit´ Cox´ ist wohl Mary Ann Cox gemeint.


Beste Grüße,
panopticon
« Letzte Änderung: 26.06.2010 21:25 Uhr von panopticon »

Offline Lestrade

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Re: Henry Smith City Police
« Antwort #8 am: 27.06.2010 11:27 Uhr »
Konnte ich dir auch mal was gutes tun panopticon... Fühle mich, als hätte ich den Ritterschlag erhalten... Freue mich auf weitere Einzelheiten deiner Überlegungen... giere bereits danach...

Denke übrigens auch Mary Ann Cox.

Liebe Grüße,

Lestrade.
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Re: Henry Smith City Police
« Antwort #9 am: 28.06.2010 06:42 Uhr »
Klingt extrem spannend! Dank eurer Zusammenarbeit könnten wir eine Vorstellung des MO kriegen, die auf seriösen Nachforschungen beruht! Und das wäre wohl ein wirklicher, greifbarer Fortschritt!

Grüße