Hallo Isdrasil!
Solange nicht explizit auf die Tür hingewiesen wird, behalte ich mal diesen Gedanken im Hinterkopf - da bin ich jetzt mal sturköpfig!
Ist auch vollkommen richtig, das Fenster sollten wir uns vielleicht generell auch noch mal näher ansehen...
Weshalb die Tür zerstört wurde bleibt also immer noch etwas ominös in meinen Augen...
Im Nachhinein ist das Aufbrechen der Tür natürlich schon rätselhaft und sollte auch weiterhin hinterfragt werden, aber für mich sieht es momentan so aus, dass einfach wirklich niemand am Tatort auf die Idee kam, durch das kaputte Fenster zu greifen: Mehreren Zeitungen (und auch Abberlines Aussage) zufolge
ging man vor Ort ja davon aus, dass der Täter den Schlüssel mitgenommen hat. Barnett scheint ja nicht da gewesen zu sein. Wenn McCarthy jetzt wusste, dass er selbst keinen Zweitschlüssel hatte oder gar nicht an einen Zweitschlüssel dachte (wobei zweiteres eher unwahrscheinlich ist, da ihm ein solcher sicher eingefallen sein müsste, zumindest am Weg zur Spitzhacke...) ist das Aufbrechen aber schon auch irgendwie verständlich: In dem Interview mit der
Times vom 10. November erzählt McCarthy auf jeden Fall, dass Superintendent Arnold auftauchte und definitiv die Anweisung gab, dass die Tür "aufzubrechen" (´to be burst open´) sei, was McCarthy dann auch unverzüglich ausführte:
´
So soon as Superintendent Arnold arrived he gave instructions for the door to be burst open. I at once forced the door with a pickaxe, and we entered the room.´
Also hat er eigentlich nur genau das befolgt, was die Exekutive von ihm verlangte. Und Abberlines "
It is quite easy." bezüglich des ´Fenstertricks´ erscheint mir so, als wenn er damit sagen will, dass er es im Nachhinein selbst kaum fassen kann, dass er da nicht auch (von) selbst draufgekommen ist, und erst Barnett dafür brauchte.
In dem Times-Interview berichtet McCarthy übrigens auch von dem Anblick, der sich ihm im Raum bot und er versucht, diesen ziemlich genau zu beschreiben. Soweit ich das gerade überflogen habe, vertut er sich da aber auch in einigen Punkten. Hab jetzt leider nicht die Zeit, das genau zu analysieren, aber hier ist der Link zu dem Artikel:
http://www.casebook.org/press_reports/times/18881110.html(Ach ja, in dem Zeitungsartikel glaube ich auch gelesen zu haben, dass das Schloss an Marys Tür ein "spring lock" war, was aber eigentlich ohnedies auf der Hand liegen würde.)
Ich halte eigentlich auch die Aussagen, sowohl von Barnett, als auch von McCarthy, vor der gerichtlichen Anhörung für relativ kooperativ. Natürlich will und kann ich die beiden nicht freisprechen, gerade Barnett scheint ja eine ziemliche Aversion gegen Prostituierte gehabt zu haben, wie man seinen Aussagen entnehmen kann, und McCarthy wiederum erwähnte, dass er von Kellys ´Job´ erst nach ihrer Ermordung mitbekommen haben will... (Gut, es lag als Hausvermieter auch sicher nicht gerade in seinem Interesse, in aller Öffentlichkeit eingestehen zu müssen, dass er von Prostitution in seinen Immobilien weiß...) Wie auch immer, das mit der Tür jedenfalls, dürfte meiner momentanen Meinung nach, primär auf dem Mist der Polizei gewachsen sein.
Soviel zu meiner ´aktuellen Theorie´ dazu.
Und um wieder Anschluss ans
eigentliche Thema zu finden: Ich persönlich glaube zumindest aktuell nicht, dass Jack the Ripper letztendlich in seinen eigenen Häusern gemordet hätte, selbst wenn er, wie McCarthy, welche besaß. Und dass er selbst die Polizei auf Dinge und Umstände aufmerksam gemacht hätte, auf die sie von selbst gar nicht kam oder sogar falsch vermutete, und die noch dazu geeignet gewesen wären, ihn letztendlich vielleicht sogar zu überführen (wie Barnett das mit der Schlüsselgeschichte tat) , passt mir auch nicht wirklich ins Bild von ihm. Dazu sei aber nochmals erwähnt, dass ich persönlich (wie auch scheinbar fast alle Ermittler und Mediziner damals) den Mord an Kelly sehr wohl dem Ripper zurechne.
Liebe Grüße,
panopticon