Hi, Isdrasil,
Einmal vorne weg: alle meine angeführten Aufzählungen sind tatsächlich das, was man
Indizien nennt. Ein Indiz ist zwar kein Beweis, aber dennoch eine
Tatsache.„Unter einem Indiz (von lat.: indicare = anzeigen) versteht man einen Hinweis, der für sich allein oder in einer Gesamtheit mit anderen Indizien den Rückschluss auf das Vorliegen einer Tatsache zulässt. Im Allgemeinen ist ein Indiz mehr als eine Behauptung, aber weniger als ein Beweis.
Im Recht gilt als Indiz eine erwiesene Tatsache, aus der in Schlussfolgerung der Beweis für eine andere, nicht unmittelbar beweisbare Tatsache abgeleitet wird. Ein Indizienbeweis im Strafprozess ist ein Beweis der strafbaren Handlung aufgrund von Tatsachen, die nicht unmittelbar den zu beweisenden Vorgang ergeben, aber einen Schluss auf diesen zulassen.“
-->
http://de.wikipedia.org/wiki/IndizAllerdings muß ich zugeben, daß ich mich bezüglich der Zeitangaben geirrt hatte. Ich hätte meinen eigenen Ratschlägen folgen und erst mal die Quelle nachschlagen sollen, bevor ich schrieb.
Dies hole ich hiermit nach. Laut meiner Quelle (-->
http://www.casebook.org/dissertations/rip-charles-cross.html#highlight) behauptete Cross, an jenem Tag
10 Minuten später als üblich zur Arbeit gegangen zu sein.
Dieses Indiz gefällt mir sogar noch besser. Sollte er gelogen haben, so hätte er mehr als genug Zeit gehabt, Polly zu töten. Fassen wir mal zusammen:
Variante Eins:
Aufbruch (in Wirklichkeit): 3:20
Ankunft Buck´s Row: 3:26 (die Zeitangabe von 6 Minuten entstammt dem oben angeführten Artikel, meine eigene Schätzung aufgrund des Stadtplanes von 10 – 15 Minuten war zu lang)
Ankunft Paul: 3:45
--> Damit verblieben Cross fast 20 Minuten!!!
Variante Zei:
Aufbruch (laut Cross): 3:30
Ankunft Buck´s Row: wäre dann 3:36 gewesen – also
zur Zeit des MordesAnkunft Paul: 3:45
--> Damit verblieben Cross immerhin noch
9 Minuten!!! Er hatte also noch 9 Minuten Zeit, Polly zu töten, was absolut ausreichend ist.
....ein evolutionärer Instinkt, der vielen Menschen zum Glück mitgegeben wurde.
Zunächst einmal: Instinkte sind nicht nur „vielen“, sondern
allen Menschen mitgegeben. Ein absolut instinktives Verhalten in so einer Situation wäre das
Davonlaufen. Ob man davon läuft oder nicht, hängt stark davon ab, ob diese Reaktion Aussicht auf Erfolg hat. Einfacher ausgedrückt: wenn genügend
Fluchtweg vorhanden ist. Wobei
Fluchtweg nicht nur den geografischen Raum, sondern auch die individuell
physischen (kann ich überhaupt laufen? oder gehe ich auf Krücken?),
sozialen (sollte ich bei einer Auseinandersetzung mit Nachbarn, etc „davon laufen? oder doch die „Stirn bieten“?) und die eigenen
psychischen Gegebenheiten meint.
Wenn der Instinkt mich daher nicht sofort innerhalb weniger Sekunden davonlaufen läßt, dann liefert uns unser Instinkt ein weiteres, lebensrettendes Instrumentarium: die
Agression, die sogenannte „Flucht nach vorne“ – wir greifen die vermeintliche Gefahr an, oder einen Ersatz, in welchem Fall wir irgend jemanden in der Nähe attackieren (dieses Verhalten ist übrigens auch durchaus der Grund dafür, warum so viele sozial und psychisch gestörte Täter sich „Ersatzopfer“ suchen, aber das gehört in eine andere Diskussion).
Sollte uns diese Möglichkeit auch genommen sein, kommt es zur
Auto-Agression und / oder Angst.
(Alle Weisheiten und Erkenntnisse entnehme ich dem Buch: Frederick Vester: Phänomen Stress)
Was auffällt, ist, daß diese Instinktreaktion des Erstarrens beim Anblick des Feindes erfolgt .... nur ... diesen "Feind" sah Cross ja nicht. Weshalb ich mich natürlich frage, was bewegte ihn, sich so lange neben einer Leiche nicht zu bewegen?
Zudem dachte Cross zunächst an nichts wirklich Böses, ..
Tz, tz, tz,
hier gilt für dich dasselbe Argument, mit dem du meine Überlegung abschwächen möchtest: dieses Indiz ist reinstes Hörensagen – ich darf dich noch mal zitieren:
... dass uns Cross` Verhalten nur durch Aussagen überliefert ist, die rein subjektiv zu bewerten sind
Stimmt natürlich in beiden Fällen, aber so ist´s nun mal mit Zeugenaussagen. Dennoch darf man sich darüber Gedanken machen.
Wenn Cross bei den Inquests die Wahrheit sagte, so dachte er zunächst an eine Betrunkene.
Ja, aber sagte er die Wahrheit?
All das muss berücksichtigt werden.
Und genau das tue ich jetzt.
Wie schon erwähnt, (Indiz # 10 in meiner Liste) ist für mich auch, wie sich Cross nach dem Auffinden der der Leiche verhält. Cross war angeblich der Erste am Tatort, weit und breit kein anderer zu sehen, weit und breit also kein Behinderungs-Grund für ihn,
nicht die primäre Instinktreaktion der Flucht zu ergreifen und davon zu laufen. Der nachkommende Paul folgt in seinem Verhalten einem „natürlichem“ Ablauf – der auf ihn zukommende Cross verkürzt seine Fluchtdistanz, worauf hin bei ihm eine andere Instinktreaktion erfolgt und Paul Anfgst verspürt, aber stehen bleibt
Eine Ausgangssituation, die hingegen ür Cross nicht vorlag - er hatte ja genug Zeit und Raum um die Flucht zu ergreifen. Auch „Flucht“ im weitesten Sinne – er hätte einen Polizisten suchen können.
Eine Handlung, die übrigens alle anderen uns bekannten Zeugen in allen anderen Fällen der Leichenfunde ja auch ausführten. –
nicht so Cross. Er handelt erst dann „natürlich“, als Paul hinz zu kommt.
Nun, könnte es sein, daß es ihm an
Zeit gefehlt hat??? Vergleichen wir daher einmal die Zeitangaben in den Aussagen:
laut seiner eigenen Angabe verließ Cross sein Heim um ca halb vier, und wie in dem Artikel (siehe Link) bemerkt, brauchte er
höchstens 6 Minuten zum Tatort, also, er müßte so um 3:36 angekommen sein.
Und wann erscheint Paul auf der Bildfläche? Um 3: 45.
Frage: was tat Cross ganze
9 Minuten lang? 9 Minuten sind lang! Wer´s nicht glaubt, höre jetzt zu lesen auf, hole sich eine Uhr und warte 9 Minuten ab!!!
Daher Indiz # 11
Cross hatte jede Menge Zeit, nach zu sehen, ob Polly betrunken, bewußtlos, verletzt oder tot war,
dennoch tat er Paul gegenüber so, als hätte er keine Ahnung, was mit ihr los sei.Er hatte ebenfalls genug Zeit, einen Polizisten zu suchen, was er aber auch nicht tat. Er ging ja erst gemeinsam mit Paul los. Ferner gab er an, bzw gaben beide an, sie konnten nichts für Nichols tun, weil sie sich wegen ihrer Arbeit beeilen mußten.
Also, Cross hatte es angeblich
eilig, in die Arbeit zu kommen. Verständlich, zumal er ja an diesem Tage (laut eigener Aussage) auch noch 10 Minuten Verspätung hatte.
Indiz # 12: Unter diesen Umständen ist es
umso verwunderlicher, daß er ganz offensichtlich fast ganze weitere 10 (!!!!) Minuten im stand-by modus neben der Leiche zugebracht haben will, Schock hin, Instinkt her. Denn gerade Cross wäre die erste, einfache Instinktreaktion („bloß weg von hier“) sehr gut möglich gewesen!
Und das ist noch nicht alles:
Indiz #13: auch alle anderen Tatorte ließen sich von Cross auf seinem Weg zur Arbeit erreichen
# 14: 3 der 5 Opfer wurden vor 4 Uhr morgens getötet, vor allem, wenn man Dr Philips Zeitangabe bei Chapman als richtig annimmt
#15: Eddowes (eventuell Stride) TZP passen zeitlich in Cross´ Nachhauseweg
Somit lassen sich alle TZP mit Cross Arbeitszeiten sehr gut vereinbaren! Was wäre das nur für ein schöner Indizienprozeß geworden!
Zugegeben, und hiermit zitiere ich aus der Dissertation (Did the Ripper work for Pickfords? by MICHAEL CONNOR): „No other suspect is so strongly linked to these three murders. Every day other men walked these streets at similar times, but only Charles Cross was discovered beside a body.”
(Kein anderer Verdächtiger ist so stark mit diesen 3 Morden verbunden. Jeden Tag benutzten auch andere Männer diese Straßen zu ähnlichen Zeiten,
aber nur Charles Cross wurde neben einer Leiche entdeckt.“)
..... und das 9 (falls nicht 20) Minuten, nachdem er sie eigentlich gefunden haben müßte.
JE