Der Brown´s Stable Yard in der südlichen Bucks Row ist, wie ich finde, noch ein paar Sätze wert! Zeitungsberichten zufolge, wurde er bereits Ende 1888 abgerissen (das New Cottage daneben, wurde erst in den 1870er Jahren errichtet). Ab 1. Januar 1889 wurde aus dieser Stallung alles verkauft, was nicht niet- und nagelfest war. Das Gelände des Browns Stable Yard, grenzte am Hintereingang eines Speichers, der offiziell zur nördlichen Straßenseite der Winthrop Street gehörte. Auf einer Karte der Firemaps ist das die Nummer 46 (der Browns Stable Yard dahinter, ist m.E. da bereits eine freie Fläche). Auf der gegenüberliegenden Seite in der Winthrop Street befand sich das Harrison- Barber & Co Slaughterhouse, Nummern zwischen 19-23, glaube ich. Vor ein paar Jahren fragte man sich, ob dieser Speicher in der 46 Winthrop Street, hinter dem ja der Browns Stable Yard lag, von Harrison/ Barber genutzt worden war. Ich kann mich aber an nichts erinnern und finde gerade auch nichts. Vielleicht habe ich es auch einfach übersehen.
Auf jeden Fall macht es den Eindruck, dass dieser Browns Stable Yard nicht mehr wirklich genutzt wurde und das auch zur Zeit des Nichols Mordes. Falls ich mich recht erinnere, das muss aber nicht stimmen, dann war dieser Yard von innen verschlossen. Wenn sich dort niemand in den Stallungen mehr befand, was anzunehmen ist, dann hat die Person, die den Yard verriegelte, den Ort sicherlich über die Winthrop Street Nummer 46 verlassen. Wann, falls tatsächlich so, das geschah, ist aber doch völlig offen, denke ich. Der/ die Betreiber des Speichers hätten ja auch Grund gehabt, dass, via dieses (wahrscheinlich) ungenutzten Geländes, jemand nicht unbefugt an die Rückseite des Speichers gelangen kann. Für den Täter kommt dies als Fluchtweg von der Bucks Row bis zum Schlachthaus in der Winthrop Street eher nicht in Frage. Er hätte zwar nur über die Stallung und durch den Speicher gehen müssen, wenn er aber einen "Schlüssel" hatte, wäre Nichols nicht vor dem Tor gefunden worden. Wäre das Tor offen gewesen, hätte er es vielleicht von innen verriegeln können aber dann hätte Nichols eben im Yard gelegen. Und er hätte es auch durch den Speicher schaffen müssen.
Interessant wäre jedoch, ob der Täter gewusst haben könnte, dass dieses Gelände normalerweise zugänglich war. Vielleicht, weil dieser Ort von Prostituierten und Freiern genutzt wurde. Gut möglich, dass dies auch ein Grund war, diesen Eingang zu schließen. Aber zum Zeitpunkt der Ermordung von Nichols, war dort eben bereits das Tor geschlossen. Doch der Yard könnte wirklich das Ziel des Rippers gewesen sein, ähnlich wie bei Chapman und Stride. Eddowes lag auch vor einem Tor. Nun ja, was bliebe ihm auch sonst übrig, eben nur die offene Straße oder eine Prostituierte mit eigenen Zimmer (Kelly).
Ich halte Charles Cross nicht für einen möglichen Jack the Ripper, für mich kommt er nicht in Frage. Er war ein Zeuge, sein Weg führte eben an den Tatorten Bucks Row und Hanbury Street vorbei aber das tat der Weg von Robert Paul auch. Cross´Mutter, glaube ich, lebte auch einst nur ein paar Meter vom Stride Tatort entfernt, Mary Ann Street/Court/ Place? St. George in the east. Ich fand die Straße mal, jetzt aber gerade nicht. Zur Zeit der Morde lebte sie dann aber Pinchin Street an der Cable Street. John Davis und Louis Diemschitz fanden auch die Leichen von Chapman und Stride, Cross war ja nicht der einzige.
Gary Barnett fand Ende letzten Jahres noch einen Bericht über Charles Cross. Dieser hatte Ende 1876 einen Jungen mit seiner Kutsche überfahren. Es war ein Unfall. Er wurde nicht für den Tod des Jungen beschuldigt.
1876 nannte er sich Cross und auch 1888. Möglicherweise hätte er eher Grund gehabt sich Lechmere in 1888 zu nennen als umgekehrt. Ein Mensch, der schon einmal jemanden zu Tode gefahren hat, wenn auch unbeabsichtigt, möchte vielleicht nicht unbedingt eine weitere Leiche finden und auch wenig mit dessen Todesumstände konfrontiert werden.
Ansonsten, glaube ich, haben wir hier Cross/ Lechmere noch nach 2009 diskutiert. Aktuell bin ich da nicht mehr ganz auf dem Laufenden. Die Doku habe ich mal gesehen, war aber auch nicht ganz fehlerfrei, was mich allerdings weniger stört. Alles perfekt hinzukriegen, ist eh nicht einfach. Für mich habe ich das wirklich einmal alles interessiert abgewogen aber für zu leicht befunden.
Was Christer Holmgren und auch Edward Stow aus Cross gemacht haben, ist aus gewisser Sicht schon eine Meisterleistung. Da steckte eine Menge Arbeit hinter und es ist alles andere als unangenehm mit ihnen zu diskutieren. Meine Erfahrung mit ihnen ist, auf jede Frage kommt auch eine entsprechende Antwort mit wirklichen Inhalt, egal, wie man diesen dann selbst bewerten möchte.
Die Cross Story ist einfach zu schön um wahr zu sein. Aber das schreibe ich mit vollsten Respekt.
Lestrade.