Ich glaube, dass Gelegenheitsprostituierte ihre Kunden abseits der bekannten Routen der "Professionellen" suchten. Dafür dürfte es verschiedene Gründe persönlicher und geschäftlicher Natur geben.
Und die wären? Ich denke, sie suchten dieselben Plätze auf, die sich auch für die anderen Prostiutierten bewährten. Schließlich dürfte es für die Kunden egal gewesen sein, ob die Prostituierten haupt - oder nebenerwerbstätig unterwegs waren.
Die Tatorte sind außerordentlich weit in Whitechapel gestreut. Dies spricht gegen das Aufklauben der Opfer in bestimmten, für Prostituierte bestimmte Bereiche.
Gerade das Weitgestreute das sieht danach aus, als hätte der Täter eben jene bestimmten Plätze aufgesucht, auch das erhöht seine Chance, ein Opfer zu finden. Mit einem Herumirren aufs Geratewohl sinken sie.
Einfacher ausgederückt: wo würdest du eine Prostituerte suchen? Im Rotlichtmilieu oder in einem Supermarkt?
Die Tatorte sind außerordentlich weit in Whitechapel gestreut. Dies spricht gegen das Aufklauben der Opfer in bestimmten, für Prostituierte bestimmte Bereiche. Es scheint mir eher so, als hätte der Täter-Opfer-Kontakt jeweils in weniger offensichtlichen Gegenden stattgefunden.
Genau das Gegenteil war der Fall:
Die Prostiuiertenkirche steht mMn in Aldgate, Hanbury Street war verschrien für seine Beliebtheit in Sachen Ausübung eines freien Gewerbes, Kelly wohnte defintiv nahe ihrer "Arbeitstätte", und die Zeugen Levy & Co wunderten sich nicht im mindesten, "solche Leute" am Mitre Square zu sehen.
Diese Streuung zeigt auch, dass der Ripper anscheinend kein favorisiertes Jagdgebiet, keine Straße oder kleinere Region hatte - sein Gebiet umfasst ganz Whitechapel.
So sieht es aus, aber kein "favorisiertes Gebiet" bedeutet nicht, daß damit die Frage, wer wen ansprach, geklärt werden kann. Es sagt nur etwas darüber aus, daß er sein Glück nciht immer an der selben Stelle versuchte.
Vielleicht aus Vorsichtsgründen? Um kein zweites Mal mehr dort gesehen zu werden?
Vielleicht auch, weil er sich eben entweder näher auf seinen Wohnsitz zu, oder weiter davon weg bewegte.
Abgesehen davon möchte ich anmerken, daß die Morde zwar im East End, aber nicht alle in Whitechapel verübt worden sind, sondern auch in Spitalsfield, Aldgate und St.George-in-the-East.
Im Großen und Ganzen empfinde ich diese Frage als gar nicht so leicht zu beantworten.
Ich finde sie sogar unmöglich zu beantworten, da wir weder den Täter noch sein Motiv noch seine exakte Vorgehensweise kennen.
Aber das "Ansprechen-lassen" wäre in meinen Augen ein ebenso geeignetes Täterverhalten und würde eventuell die zeitlichen Unterschiede (Double-Event relativ früh, Chapman eher spät) und auch die Streuung erklären (der Täter lief solange umher, bis er angesprochen wurde).
All diese Auffälligkeiten laßen sich auch durch sein Ansprechen der Opfer erklären, eigentlich wurde bisher kein Argument aufgeführt, das SCHLÜSSIG die eine oder andere Vorgehensweise erklären würde. Zeitverschiebungen können mit seiner Arbeitszeit zusammen hängen.
Nach wie vor stimmt für mich ein gezieltes Ansprechen eines Opfers mehr mit der gezeigten Kontrolle überein, als das Warten auf den Zufall. Und warum sollte ein Kunde, der fragt, verdächtiger erscheinen als einer, der wartet, bis er angesprochen wird? Beides kommt vor, ist völlig "normal".
JE