Autor Thema: Jacob Levy  (Gelesen 308408 mal)

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Offline Lestrade

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Re: Jacob Levy
« Antwort #300 am: 19.09.2016 15:11 Uhr »
Hello Arthur!

Jedenfalls bin ich dir dankbar für all die Tipps und Infos, wo dein Schwerpunkt doch Kosminski ist.

Ich danke dir, habe ´ne Menge gelernt (und gemerkt, was man alles so vergessen kann).

Allerdings sehe ich das mit Levy noch nicht als endgültige Zusammenfassung - das war nur schnell aktualisiert.

Sorry, klar! Es war mein Unterbewusstsein welches mitschrieb. Ich fand die letzte Aktualisierung einfach rund.

Auf jeden Fall werde ich, soweit meine Zeit es zulässt, weiter an der These feilen - und warte schon die ganze Zeit gespannt darauf, dass Tracy Ianson ihre Ergebnisse mal als Buch herausbringt.

Wir werden sicherlich noch Neues über Jacob Levy erfahren!

Aber wir können uns ja demnächst, wenn wir Zeit dazu haben, mal wieder dem Verdächtigen Kosminski zuwenden

Er kann eigentlich warten wohnt ja quasi hier, jetzt allerdings in einer WG mit Jacob Levy (wobei ich mir in der Tat nicht sicher bin, ob beide sich eh bereits kennen). :biggrin:

Was hälst du von Hyam Hyams? Er wohnte u.a. ja direkt hinter der Middlesex Street, falls ich mich nicht irre. Ehrlich gesagt, kann ich mir dich für ihn sehr gut vorstellen.

Da gab es einige neue Erkenntnisse vor längerer Zeit. So soll die Bezeichnung: "the terror of the City of London Police" gar nicht dem uns bekannten Hyam Hyams zuzuordnen sein. Auch fand Rob House einen anderen Hyam Hyams in einer Anstalt. Der Name war, glaube ich, garnicht so selten. Da war auch einer in der Middlesex Street, siehe mal unter unseren Sammlungen nach. Ebenso soll es mögliche familäre Verbindungen zu Joseph Hyam Levy/ Jacob gegeben haben. Ich müsste auch erst alles auffrischen aber ein neuer Faden, ähnlich wie jetzt Jacob Levy, würde Sinn machen und wir könnten uns ähnlich austauschen wie bisher. Ich denke, es würde spannend und interessant werden und Spaß machen. Was meinst du?

Heute und morgen könnte ich aber noch nicht mit einsteigen.   

Beste Grüße, Lestrade.
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Offline Arthur Dent 2

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Re: Jacob Levy
« Antwort #301 am: 20.09.2016 16:46 Uhr »
Hallo Lestrade!


Zitat
Ich werde auf jeden Fall bei Jeff Leahy anregen, bei der Durchsuchung bestimmter Anstaltsunterlagen in Surrey, nach Jacob Levy mit zu suchen.

Das wäre wirklich toll, wenn er darauf ein Auge haben würde.


Zitat
Im Prinzip war der bereits im Februar 2012 erschienene Artikel über Jacob Levy im Ripperologist 124 von Neil und Tracey I´anson schon maßgebend genug und ihn erneut zu lesen bzw. die entsprechenden Fäden im Casebook oder JTRForums gründlich zu durchforsten, hätte sicherlich einiges an Arbeit erspart.

Den Ripperologist 124 hab ich ja als PDF vorliegen und Iansons wegweisenden Artikel hole ich mir auch immer wieder hervor - die relevanten Infos daraus dürfte ich in meinem Text wohl alle drin haben.
Mühseliger ist es, die verstreuten Infos aus den Threads der Foren zusammenzutragen, zu ordnen und zu bewerten, da sind auch auch viele Sackgassen und Irrwege mit dabei. Da nimmt man was in die These mit auf und später kommt dann der Verdacht auf, dass es scheinbar doch nicht zutreffend war, so wie die Sache mit dem Barbers Yard.


Zitat
Für mich persönlich war es recht spannend zu erfahren, wie über Jahre die ehemalige Petticoat Lane auf einer Hälfte zur Middlesex Street wurde und später dann nur noch Middlesex Street hieß. Auch der Umbau der Goulston Street um 1886 mit den dann neuen Wentworth Blöcken wurde mir gewahr.

Ja, das war auch für mich sehr interessant, denn es eröffnet für uns einen Erklärungsansatz, warum vielleicht ein paar Infos der Polizei durcheindergeraten sein könnten.
Ich stelle mir das auch für die Ermittler ziemlich chaotisch vor: Einige Daten aus den Akten stimmen auf einmal nicht mehr, es kommt zu Adresse- und Namensverwirrungen in dieser Gemeinde, in der viele mit ähnlichen Namen rumrennen, ihre Namen ändern und / oder dann auch noch öfter umziehen.

Zitat
Es fällt mir leichter, den von Macnaghten, Anderson und Swanson beschriebenen Kosminski auf den Verdächtigen von Cox und Sagar zu beziehen (beide könnten ja auch separate Verdächtige beschrieben haben) als Jacob Levy auf die “Kosminski“ Umstände selber. Falls Levy und Kosminski tatsächlich Verdächtige der City Police waren, würde das angebliche schnelle Dahinscheiden von Kosminski in der Tat verwechselt worden sein können mit Levy´s Tod im Juli 1891.

Wie herum auch immer, ich finde es einen interessanten Ansatz mit unserem Jacob Levy, seinem Nachbarn Aaron Krotoski, der Sampsons Shop übernahm, und Aaron Kosminski.
Ich spekuliere jetzt mal ganz wild:
Ab Oktober 1888 begann die Polizei alle Schlachtereien und Metzgereien des Viertels und die Beschäftigten dort zu überprüfen, mitten in den aktuellen Adress-Umstellungen. Das heißt, sowohl Jacob in Nr. 36 als auch Aaron Krotoski in Nr. 35 standen auf einer ihrer Listen, die mehrere hundert Leute umfassten. Und Aaron Kosminski stand als Verdächtiger vermutlich ebenfalls auf einer, er war zwar selber kein Butcher, allerdings hatte er als Verwandten den Butcher Jacob Cohen, der sich um ihn kümmerte.
Kurz nach der Adress-Änderung machte Sarah Levy ihren Shop zu (deren Mädchenname Abrahams übrigens auch der Nachname von Kosminskis Bruder war) und es gab dort nur noch in Nr. 134 Levy Moses, Butcher, aber keinen mehr unterhalb Stoney Lane, wo nur noch Krotoski war.
Aus dem Wust der zusammengetragenen Daten könnte dann in den Erinnerungen vermischt worden sein, dass die City Police einen Metzger in der Butcher's Row überwachte, der dann in die Irrenanstalt kam und dort starb, und dass ein überwachter Verdächtiger namens Aaron Kosminski aus einer vermeintlichen Butcher-Familie (Cohen) in die Irrenstalt kam. Irgendwie wurde wegen der Namen Krotoski und Kosminski beides irrtümlicherweise zusammengeworfen, so dass auf einmal Kosminski derjenige war, der schon bald in der Irrenanstalt starb.
Offen bleiben würde dabei natürlich immer noch die Frage, ob Jacob oder Aaron ihr "Prime suspect" war.


Zitat
Was mir ebenfalls ungewöhnlich vorkommt, aus meiner Sicht der Persönlichkeit des Ripper Mörders, ist, dass Jacob Levy einst erwähnte, dass er Angst habe, Gewalt gegen andere ausüben zu können. In jenem Alter sind Gewalt- und Tötungsfantasien bereits mehr als ausgeprägt und ein potentieller Killer würde sich, rein psychologisch gesehen, eher so nicht ausdrücken.

Ich bin ja kein ausgebildeter forensischer Psychiater, aber wenn der Täter sich in geistigem Verfall befand, würde mich die anfängliche innere Zerrissenheit zwischen den aufkommenden befehlenden mörderischen Stimmen seiner psychotischen Schübe und den Resten seiner moralischen Integretität nicht verwundern, bis der Wahnsinn dann die Oberhand gewann.


Zitat
Außerdem war er lange verheiratet, hatte acht Kinder und schien einst auch etwas erfolgreich.

Was die Fallhöhe nur größer macht.


Zitat
Auch wenn er aus einer Butcher Familie stammte und selber ein solcher war, er wäre damit schon recht früh in seinem Leben mit allen Fähigkeiten für dieses Handwerk ausgerüstet gewesen. Er musste sein Handwerk während der Mordserie nicht lernen und Tabram als auch Nichols wären intensiver verletzt und verstümmelt worden. Man könnte auf Störung am Tatort hinweisen aber bei Tabram hatte er genug Zeit um zahlreiche Messerstiche durchzuführen und bei Nichols sahen die Wunde so aus, als ob der Täter sich noch nicht ganz sicher war, wie er nun agieren soll. Für einen Butcher ungewöhnlich. Man könnte aber auch hier anmerken, dass es etwas anderes ist einen Menschen zu töten anstelle von Schlachtvieh. Für mich sieht es eher nach jemanden aus, der sein “Handwerk“ erst noch lernen musste, dessen Erfahrung mit solchen Dingen länger zurücklag oder er sie gerade erst frisch machte.

Ist ein gutes Argument. Allerdings, wie du selber schriebst: "Man könnte aber auch hier anmerken, dass es etwas anderes ist einen Menschen zu töten anstelle von Schlachtvieh."
Dadurch wäre es m.E. auch für einen Butcher etwas neues - denn es hat ja schon eine eminent  andere Qualität, in einer Schlachterei völlig legal und offen ein Tier zu zerlegen, als aus einem inneren Zwang auf offener Straße unter Zeitdruck und Entdeckungsgefahr einen anderen Menschen.
Das könnte die anfängliche "Unbeholfenheit" erklären. Auch beginnende Serientäter müssen schließlich erst mal lernen, was eigentlich der Kern ihrer Bedürfnisse bei ihren Taten ist - und der war sicher ein anderer als beim Schlachten von Tieren.


Zitat
Cox von der City Police in die Middlesex Street zu stellen ist möglich, es bleiben jedoch noch Fragen diesbezüglich offen. Der Bericht von Cox lässt eher auf eine Straße schließen, die von tatsächlichen Schneidern und Mützenmachern geprägt war, eher im Stile größerer Produktionen. Und die gab es tatsächlich im East End Bereich. Ich vermute eher einen Shop der auch mit diesem Berufszweig verbunden war.

Dass es in der beobachteten Straße eine Bekleidungsindustrie gegeben haben muss, darüber sind wir uns einig, sonst hätte die Ausrede mit den Factory Inspectors keinen Sinn gemacht.
Wie ich allerdings schon einmal als Argument anführte: Wenn man tatsächlich Schneider observiert und dabei bemerkt wird, erzählt man nicht als Ausrede, man würde Schneider beobachten, sonst könnte das den Observierten warnen, wenn es weitererzählt wird. Sinnvoller erscheint es mir hingegen, die eigentliche Zielgruppe in vermeintlicher Sicherheit zu wiegen, indem man auf die Gruppe daneben als angebliches Ziel verweist.
Zudem deutet Cox Hinweis, dass sie regelmäßig als Kunden im Shop auftraten, weniger auf Schneider hin, als auf ein Geschäft für alltägliche Einkäufe. Cox schrieb: "We had the use of a house opposite the shop of the man we suspected, and, disguised, of course, we frequently stopped across in the role of customers." Etwas essen mussten die Polizisten sowieso, daher erscheint eine Metzgerei plausibel, aber ob sie Spesen für regelmäßige Schneiderarbeiten bekommen hätten...


Zitat
Auch sprach Cox von einem Shop, welcher Wohnung und Laden zugleich war.

Levys Shop war klein, wie die Karten zeigen, und zugleich die Wohnadresse, aber wie die Zimmeraufteilung war, wissen wir leider nicht.
Bei Kosminski sehe ich jedenfalls auch ein gewisses Problem mit den Ausführungen von Cox. Denn Cox schrieb: "We had the use of a house opposite the shop of the man we suspected" - und wenn ich mich korrekt an deine Adress-Liste aus der Greenfield Street erinnere, waren gegenüber von Abrahams und Lubnowski praktisch alle Häuser von anderen Schneidern bewohnt. Welches Gebäude hätten sie nutzen können?


Zitat
Eine von Sagar´s Observationen in der Butchers Row fanden im Dezember 1890 statt, als Jacob Levy schon in Stone eingewiesen war. Cox und Sagar waren bereits im Oktober/November 1890 an einer Ermittlung beteiligt, die sich auf einen Mann in der Greenfield Street bezog. Dieser lebte nur sechs Türen von Isaac Abrahams (Bruder von Aaron Kozminski) entfernt. Sagar´s Observation in der Butchers Row bezog sich auf ein Bordell.

Das Kernproblem mit Sagar scheint mir zu sein, dass er offensichtlich regelmäßig zu Observationen in verschiedenen Fällen eingeteilt wurde, was eine Zuordnung zum Ripper-Fall schwierig macht.


Zitat
Was hälst du von Hyam Hyams? Er wohnte u.a. ja direkt hinter der Middlesex Street, falls ich mich nicht irre. Ehrlich gesagt, kann ich mir dich für ihn sehr gut vorstellen.
Da gab es einige neue Erkenntnisse vor längerer Zeit. So soll die Bezeichnung: "the terror of the City of London Police" gar nicht dem uns bekannten Hyam Hyams zuzuordnen sein. Auch fand Rob House einen anderen Hyam Hyams in einer Anstalt. Der Name war, glaube ich, garnicht so selten. Da war auch einer in der Middlesex Street, siehe mal unter unseren Sammlungen nach. Ebenso soll es mögliche familäre Verbindungen zu Joseph Hyam Levy/ Jacob gegeben haben.
Ich müsste auch erst alles auffrischen aber ein neuer Faden, ähnlich wie jetzt Jacob Levy, würde Sinn machen und wir könnten uns ähnlich austauschen wie bisher. Ich denke, es würde spannend und interessant werden und Spaß machen. Was meinst du?

Wir hatten ja schon mal die Idee, diesen Faden um Hyam Hyams aufzunehmen, sind jedoch damals so verblieben, erst mal zu warten, bis sich diese personelle Verwirrung um Hyams gelichtet hat. Wenn da inzwischen ein bisschen Licht in die Sache gekommen ist, so dass wir nicht mehr Gefahr laufen, verschiedene Hyams durcheinanderzuschmeißen, würde mir das durchaus Spaß machen, sofern meine Zeit es zulässt.
Zum Abschluss könnten wir dann die kompletten Profile der verdächtigen Anstaltsinsaassen hier einander gegenüber stellen.



MfG, Arthur Dent
« Letzte Änderung: 20.09.2016 17:11 Uhr von Arthur Dent 2 »

Offline Arthur Dent 2

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Re: Jacob Levy
« Antwort #302 am: 20.09.2016 17:05 Uhr »
Hallo Lestrade!

Bei Kosminski sehe ich jedenfalls auch ein gewisses Problem mit den Ausführungen von Cox.
Denn Cox schrieb: "We had the use of a house opposite the shop of the man we suspected" - und gegenüber von Abrahams und Lubnowski waren praktisch alle Häuser von anderen Schneidern bewohnt. Welches Gebäude hätten sie nutzen können?

Ich habe mal gerade deine Adress-Liste der Greenfield Street rausgesucht - war zwar nicht vollständig, aber dennoch gut gefüllt mit Schneidern.


Gegenüber von Schwager Morris Lubnowski, 16 Greenfield Street, wohnten und arbeiteten deiner eigenen Liste zufolge folgende Schneider:

Joseph 9 Greenfield Street
Miller 11 Greenfield Street
? 13
Cohen 15 Greenfield Street
? 17
Morris 19 Greenfield Street
Kazanoski 21 Greenfield Street
? 23
Rosenbaum 25 Greenfield Street
Lazarus 25 Greenfield Street
Fifer 27 Greenfield Street

Bis auf drei Häuser, deren Bewohner ich jetzt nicht kenne, deiner eigenen Liste zufolge alles Schneider.


Ein ähnliches Bild bei Woolf Abrahams, 74 Greenfield Street:

Rosen 71 Greenfield Street
Perlmutler 73 Greenfield Street
Sleeves 75 Greenfield Street
Schiff M 77b Greenfield Street
? 79
Phillips 81 and half Greenfield Street
Solomons 83 Greenfield Street
? 85
Posner 87 Greenfield Street
Staaks 87 Greenfield Street
Dicks 89 Greenfield Street

Bis auf zwei Häuser, deren Bewohner ich nicht kenne, ebenfalls alles Schneider... Man quartiert sich ja wohl nicht bei Schneidern ein, wenn man Schneider überwachen will...

Es sei denn, eine der fünf mir unbekannten Adressen hätte einen guten Platz für eine Observation geboten. Wer bzw. was war denn dort gemeldet?


MfG, Arthur Dent

Offline Lestrade

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Re: Jacob Levy
« Antwort #303 am: 20.09.2016 19:12 Uhr »
Hallo Arthur,

heute mal auf die Schnelle.

Vorab die Schneider der Greenfield Street 1888:

Levy 4 Greenfield Street
Joseph 9 Greenfield Street
Miller 11 Greenfield Street
Cohen 15 Greenfield Street
Morris 19 Greenfield Street
Esner 20 Greenfield Street
Kazanoski 21 Greenfield Street
Solomons 22 Greenfield Street
Hyams 22 Greenfield Street
Rosenbaum 25 Greenfield Street
Fox 26 Greenfield Street
Fifer 27 Greenfield Street
Hubriez 30 Greenfield Street
Hennessy 36 Greenfield Street
Parr 54 Greenfield Street
Cohen 58 Greenfield Street
Gold 63 Greenfield Street
Goldstein 70 Greenfield Street
Rosen 71 Greenfield Street
Lyons 72 Greenfield Street
Perlmutler 73 Greenfield Street
Abrahams 74 Greenfield Street
Sleeves 75 Greenfield Street
Schmidt 76 Greenfield Street
Girklke 78 Greenfield Street
Phillips 81 and half Greenfield Street
Solomons 83 Greenfield Street
Goldberg 84 Greenfield Street
Posner 87 Greenfield Street
Staaks 87 Greenfield Street
Dicks 89 Greenfield Street
Goldberg 86 Greenfield Street
Lazarus 25 Greenfield Street
Lohski 50 Greenfield Street
Schiff M 77b Greenfield Street
Rosenthal 5 Coker Street Greenfield Street
Harris 2 Charles Court Greenfield Street

Es gab mehrere dieser Straßen.

Matilda und Morris Lubnowski wohnten genau gegenüber von Isaac Abrahams in der Nummer 16. Eine der Adressen hätte der Observationspunkt sein können. Erinnere dich an bestimmte Presseberichte bzw. an die Crawford Letter bzw. Halifax Letter worin ein Angehöriger/ Angehörige bzw. Schwester darauf hinwies, dass ihr naher Verwandter der Ripper sein könnte. In der Theorie von Rob House (er ist der Kozminski Fachmann schlecht hin), heißt es, dass die Polizei von Matilda aus, das Haus von Isaac Abrahams observiert hatte. Isaac Abrahams führte dort im Hinterhof eine Schneiderwerkstatt.

Ich persönlich wurde in den letzten Jahren etwas skeptischer, halte das aber immer noch für eine sehr gute Idee. Vor einiger Zeit fragte ich Rob House einmal, ob er immer noch an dieser Theorie festhalte, was er bejahte. Immerhin zogen Matilda und Isaac nach der Einweisung von Aaron dort weg.

Persönlich sehe ich den Shop in meiner Theorie nördlich der High Street, also von Middlesex Street an weiter in die östliche Richtung. Auch ein Fakt, warum ich Jacob Levy so interessant als möglichen Verdächtigen finde.

Ich halte auch Smith und Tabram für mögliche Ripper Opfer. Der Tatort George Yard als auch Osborn Street liegen dicht beieinander und wir wissen ja, dass erste Verbrechen oftmals ganz nahe am Wohn- bzw. Arbeitsort des Täters stattfinden. Auch der Fluchtweg vom Tatort Berner Street via Church Lane als auch vom Tatort Mitre Square via Goulston Street führt in das Zentrum von Whitechapel. Darin lagen eben auch die Tatorte von Smith und Tabram. Ferner denke ich, dass der Ripper zur Zeit der Morde etwas unabhängiger lebte bzw. leben wollte. Ein kleiner Shop, vielleicht eigentlich von der Familie betrieben, hätte für ihn als Wohn- und Arbeitsort dienen können. Vielleicht waren während der Geschäftszeiten auch andere Familienmitglieder als auch Angestellte dort tätig. Woolf Abrahams, der Bruder, Jacob Cohen, Butcher und Cousin und ein Mann mit Namen Davies führten, wenn auch nur ganz kurz, ein Geschäft in der Carter Lane (City) in Bekleidungssachen, welches im Juli 1891 beendet wurde. Gut möglich, dass es so etwas schon 1888 bei ihnen gab und Aaron Kozminski dort angestellt war. Daher ist Greenfield Street für mich nicht unbedingt das Nonplusultra in Bezug zu Cox. 

Gruß, Lestrade.
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Offline Lestrade

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Re: Jacob Levy
« Antwort #304 am: 21.09.2016 00:51 Uhr »
Hey Arthur!

Für 1890 habe ich noch gefunden:

Cabinet Maker Chas & Son Birks 2
Hatters´ Furrier, Fur and Skin Merchants Singer & Levy 5
Butcher Fox Lazarus 6
White Hart Pub Harry Fisher 10
Chandler Shop George Rosser 13
Chandler Shop Marcus Silberstein 28
Hair Dresser Davis Engleman 51
Diamond Cutters Morris Blaufox 61
Greengorcer William Weinrich 90

Nummer 5 ist interessant, da eine Schwester von Aaron Kozminski verheiratet Helen Singer hieß.

Es scheint, jede Straßenseite wurde fortlaufend durchnummeriert, 1-36 linke Seite, 49-90 rechte Seite.

Siehe dazu:

http://www.bl.uk/onlinegallery/onlineex/firemaps/england/london/xi/mapsu145ubu22u11u2uf337r.html
(Werkstätten links, hinter den Shops, 1899)

oder Post 47

http://forum.casebook.org/showthread.php?p=181208 (1938)

Linke Seite von Norden              Rechte Seite von Norden

??? 14                                      Schmidt 76/ Tailor
Cohen 15/ Tailor                       Sleeves 75/ Tailor
Lubnowski 16/ Bootmaker        Abrahams 74/ Tailor
??? 17                                      Perlmutler 73/ Tailor
??? 18                                      Lyons 72/ Tailor

War ja eine schmale Straße. Wenn du auf die Karte schaust, steht dort auch für 1899 ein D und ein S für die Gebäude. D (Dwelling) sollte für Wohnhaus stehen, S (Store) für (nur?) Geschäftsräume. Vermute ich... Chandler Shop George Rosser 13, sollte also nicht zum wohnen genutzt worden sein.

Schneideranzahl, 17 links, 20 rechts. 35 Schneider in der Greenfield Street (ich lasse Rosenthal und Harris raus) von rund 77 Hausnummern. Gut die Hälfte war mit Schneidern belegt. Zu der Zeit (siehe oben) gab es da aber auch einen Butcher, Hairdresser, Greengrocer, Diamond Cutter, Cabinet Maker, Furrier, zwei Chandler Shops und ein Gasthaus am White Hart Court (Durchgang zur Yalford Street). Nochmal 9 Einheiten, macht zusammen mit den Schneidern 44 von 77. Ich weiß jetzt gar nicht, ob da auch reine Wohnhäuser dabei waren. Aber sicherlich auch. Vielleicht lebten dort u.a. auch die, welche ihre Arbeitsstätten dort nicht zum bewohnen nutzen konnten. Morris Lubnowski war dort gemeldet. Er war Bootmaker und könnte natürlich dort auch gearbeitet haben. Die Nummer 16 war ein zweistöckiger Backsteinbau, unten sehr wahrscheinlich ein Shop. Viele Schneider haben ja auch "daheim" gearbeitet ohne jetzt wie Isaac Abraham und Co. aufgestellt gewesen zu sein, das gleiche gilt für ähnliche Berufe. Ich weiß nicht ganz genau, wie das alles ablief. Waren eben andere Zeiten. Ich werde mir dieser Tage den Post Office von 1888 für die Greenfield Street geben lassen, dann wissen wir alles noch genauer. Mit Lubnowski wären wir bei 45 "Shops". Knapp die Hälfte der Benutzer dieser Straße waren Schneider, im White Hart Pub von Harry Fisher, dessen Location auch den Durchgang zur Yalford Street darstellte, konnte man sicherlich auch Kaffee, Kosher Rum und sehr gute Zigaretten genießen und sich auch mal die Haare schneiden lassen oder sich ein neues Hemd besorgen. Aber wo konnte man das nicht? Links von der Greenfield Street die Yalford Street und die Plumbers Row, rechts die Settle Street, Straßen voller Schneider, die Commercial Road überquert, rein in die Berner Street, wieder 19 Schneider. Wenn nicht hier, wo sich dann als Fabrikinspektoren für das Schneiderhandwerk ausgeben? Greenfield Street ist schon im Bezug zu Cox eine sehr gute Vermutung. Inmitten all dieser Schneider arbeitete und lebte eben Aaron Kozminski´s Bruder Isaac Abrahams dauerhaft und auch der andere Bruder Woolf Abrahams bis nach Juli 1887 (62 Greenfield Street) und ab spätestens wieder Frühjahr 1889 (in der Yalford Street). Zwischendurch war letzterer in einer anderen Schneiderstraße, kurzen Spaziergang entfernt in der Berner Street/ Providence Street. Falls Aaron Kozminski jener "Kosminski" war und Cox sich auf eine Straße mit jüdischen Schneidern bezieht, dann ist es erst einmal folgerichtig ihn in diese Gegend zu setzen. Gerade im Bezug zum Schneiderhandwerk in dieser Familie. 

Observierte hier Cox von der linken Seite aus, dann sah er rechts und links gegenüber erst einmal nur Schneider. Er traf sie in dieser Ecke überall an.

Gruß, Lestrade.
 
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Offline Arthur Dent 2

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Re: Jacob Levy
« Antwort #305 am: 21.09.2016 11:48 Uhr »
Hallo Lestrade!

Also haben wir es wieder mit einer Straße zu tun, wo einfach durchgezählt wurde - ich hätte auch erst in den Firemaps suchen sollen, die sind einfach am Besten.


Zitat
Matilda und Morris Lubnowski wohnten genau gegenüber von Isaac Abrahams in der Nummer 16. Eine der Adressen hätte der Observationspunkt sein können. Erinnere dich an bestimmte Presseberichte bzw. an die Crawford Letter bzw. Halifax Letter worin ein Angehöriger/ Angehörige bzw. Schwester darauf hinwies, dass ihr naher Verwandter der Ripper sein könnte. In der Theorie von Rob House (er ist der Kozminski Fachmann schlecht hin), heißt es, dass die Polizei von Matilda aus, das Haus von Isaac Abrahams observiert hatte.

Das wäre natürlich eine elegante Erklärung, wenn die Polizei durch die Schwester nach der Messerattacke informiert worden wäre und dann von Räumen der Familie selber aus hätte observieren können.
Hat aber ebenfalls ein paar Haken, diese Theorie:
Wenn die Polizei bei Aarons eigener Familie saß, müssen die sich ja regelmäßig über den Weg gelaufen sein, das hätte bei dem Verdächtigen doch alle Alarmglocken schrillen lassen. Außerdem hätte Cox es wohl erwähnt, wenn sie bei der Familie selber untergekommen wären und die Familie ihnen quasi geholfen hätte - ist ja nicht der Normalfall einer Observation.
Darüber hinaus frage ich mich, ob die in den kleinen Häusern überhaupt Platz für weitere Personen hatten - da wurde ja von der ganzen Familie gelebt und zugleich mit den Mitarbeitern gearbeitet.
Und wie das wohl bei den anderen Schneidern angekommen wäre, wenn die Familie angebliche "Factory Inspectors" zu ihrer Überwachung beherbergt hätten...


Zitat
Ich persönlich wurde in den letzten Jahren etwas skeptischer, halte das aber immer noch für eine sehr gute Idee. Vor einiger Zeit fragte ich Rob House einmal, ob er immer noch an dieser Theorie festhalte, was er bejahte. Immerhin zogen Matilda und Isaac nach der Einweisung von Aaron dort weg.
Persönlich sehe ich den Shop in meiner Theorie nördlich der High Street, also von Middlesex Street an weiter in die östliche Richtung.

Erscheint mir persönlich auch plausibler, dass es da einen anderen Shop gab. Wie ich bereits angemerkt hatte:
Wenn man tatsächlich Schneider observiert und dabei bemerkt wird, erzählt man nicht als Ausrede, man würde Schneider beobachten, sonst könnte das den Observierten warnen. Sinnvoller erscheint es mir hingegen, die eigentliche Zielgruppe in vermeintlicher Sicherheit zu wiegen, indem man auf die Gruppe daneben als angebliches Ziel verweist.
Zudem deutet Cox Hinweis, dass sie regelmäßig als Kunden im Shop auftraten, weniger auf Schneider hin, als auf ein Geschäft für alltägliche Einkäufe. Cox schrieb: "We had the use of a house opposite the shop of the man we suspected, and, disguised, of course, we frequently stopped across in the role of customers." Etwas essen mussten die Polizisten zum Beispiel sowieso, daher erscheint u.a. eine Metzgerei plausibel, oder irgendein anderer Shop für alltägliche Einkäufe, aber ob sie Spesen für regelmäßige Schneiderarbeiten bekommen hätten...


MfG, Arthur Dent
« Letzte Änderung: 21.09.2016 12:58 Uhr von Arthur Dent 2 »

Offline Arthur Dent 2

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Re: Jacob Levy
« Antwort #306 am: 21.09.2016 13:00 Uhr »

P.S. Ich denke, wir sollten die weiteren Überlegungen zu Aaron Kosminski in den passenden Thread verlagern.

Offline Lestrade

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Re: Jacob Levy
« Antwort #307 am: 21.09.2016 13:07 Uhr »
Mahlzeit!

Du hast einen wichtigen Hinweis gegeben, die Attacke auf die eigene Schwester. Am morgen des 22 November 1888, nicht mal einen Tag nach Annie Farmer, gab es einen Messerangriff auf eine Frau nahe Brick Lane. Der Verdächtige wurde dann nördlich in dieser Straße nahe Hanbury Street von der Polizei gestellt. Cox sprach davon, dass man nach Kelly auf seine Spur kam. Und auch hier wieder, denke an bestimmte Presseberichte als auch an die Crawford und Halifax Letter. Den Crawford Brief hatte Anderson in seinen Unterlagen aufbewahrt. Hier hat vermutlich eher eine Frau Hilfe gesucht. Vielleicht schon vor der Messerattacke, wenn wir jetzt mal bei Aaron Kozminski bleiben. Hat Aaron Kozminski seine Schwester Matilda Lubnowski mit dem Messer bedroht, wir wissen zwar nicht wann aber nehmen wir mal dieses Datum vom November 1888, dann gibt es gute Erklärungen, warum Cox und die seinen, den Lubnowski Shop genutzt haben könnten.

Ein guter Grund ist Angst. Den vermeintlichen Jack the Ripper in seiner eigenen jüdischen Familie zu haben, muss damals als Vorstellung der Horror gewesen sein. Du musst aktiv werden, bevor alles noch schlimmer wird. Aaron Kozminski hätte sicherlich nicht mehr in das Haus der Lubnowskis gedurft. In solchen Momenten ist auch Platz in der kleinsten Hütte. Hier ging es um viel mehr als um irgendwelchen Befindlichkeiten. Hier ging es um Leben oder Tod, um Überleben und eine gesicherte Zukunft.

Was Du vielleicht nicht weißt, zu der Zeit der Morde wurde viel im "Sweating System" u.a. der Schneider ermittelt. Das erste Treffen gab es politisch gesehen im März 1888, der Endbericht muss so nach einem Jahr veröffentlicht worden sein (ich schreibe jetzt nur aus der Erinnerung). Einer der Mitglieder des Kommittees war der Earl of Crawford, James Ludovic Lindsay. Du erkennst jetzt sicherlich den Zusammenhang zur Crawford Letter bei Anderson. Dieses Kommittee hatte seine Ermittler und als diese gaben sich offensichtlich Cox und Co aus, obwohl sie Polizisten waren. Als Cox und Kollegen auftauchten, waren die Schneider auf gewisse Art und Weise schon an deren Arbeit gewöhnt, wenn auch nicht glücklich damit. Das West End ließ immer mehr im East End produzieren und die Greenfield Street Location war eine der Produktionsstandorte dort. Ich glaube, es war dann auch im März 1889, dass die Schneider mit einer Demo mobil machten. Es ging von der Berner Street bis zur Duke Street.

Desweiteren gab es von Frau Kuer in der Batty Street, bezüglich blutiger Wäsche nach dem Double Event, einen weiteren wichtigen Hinweis. Die Wäsche gehörte angeblich einem Schneider aus der Umgebung, der für ein West End Haus produzierte. Das könnte Isaac Abrahams gewesen sein. Falls Aaron Kozminski der Verdächtige war, hätte die Familie schon voller Sorge gewesen sein können, gerade auch dann, wenn gegen ihn wegen der blutigen Wäsche ermittelt wurde. Bezüglich eines der Presseberichte, wonach ein Angehöriger einer Familie bezüglich eines Mitgliedes der selben in Sorge war, könnte noch vor der Klärung zur Herkunft der blutigen Kleidung veröffentlicht worden sein. Wenn die besorgte Person dann selber noch angegriffen worden wäre, dann wäre das für diese Familie eine riesige Katastrophe gewesen. Ich stelle mir das wirklich grausam vor. Ein Kompromiss hätte gelautet haben können, dass die Polizei ihn nicht mehr aus den Augen lässt. Dabei hätte die Familie geholfen haben können. Auch in der Hoffnung, dass sich der Ripper als jemand anderes am Ende rausstellen würde. Der Verdächtige, wenn den der psychisch schwerkranke Aaron Kozminski, hätte doch garnicht mitbekommen, wenn Cox aus dem Shop seiner Schwester gegangen wäre. Cox wartete ja... wir kennen seine Schilderungen diesbezüglich... was da bei seiner Schwester abging, hätte er überhaupt nicht gewusst, gerada auch dann, wenn ihm der Zutritt verwährt worden ist. Die Straße war lang, die Polizei achtete sicherlich darauf, dass man verschiedene Punkte in der Greenfield Street nutzte, um die Ermittlungen durchzuführen. Jeder Schneider wurde zu der Zeit vom Kommittee unter die Lupe genommen. Vielleicht quartierte man sich auch per "rechtlichen Beschluss" im Lubnowski Shop ein. Offiziell hätten diese dafür garnichts gekonnt. Außerdem, so Cox, freundeten sich die Beamten nach und nach mit ihnen an. Es wurde gesellig. Warum Cox und die City Police Kosminski übernahmen, könnte auch daran liegen, dass er vielleicht von City Beamten gestellt wurde, auch wenn die Brick Lane nicht zu ihrem Bereich gehörte. Aber sie durften ja auch die Bewohner des Goulston Street Wohnhauses nach dem Mord an Eddowes befragen. Außer dieser Mord, fanden alle Morde außerhalb ihres Zuständigkeitsbereiches statt, ihre Kräfte hatten sicherlich die MET Beamten und deren Polizisten unterstützt.

Lestrade.

 
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Re: Jacob Levy
« Antwort #308 am: 21.09.2016 13:12 Uhr »

P.S. Ich denke, wir sollten die weiteren Überlegungen zu Aaron Kosminski in den passenden Thread verlagern.

Alles schon gefühlte hundert mal durchgekaut! In enstprechenden und nichtentsprechenden Fäden. :biggrin: :flag_of_truce:

Wir können aber das Thema, bezüglich ihn, hier gerne beenden. Zu Cox machen natürlich Jacob Levy und Aaron Kozminki "Sinn". Ein Vergleich zwischen beiden bezüglich Cox, so wie stattgefunden, war aber vielleicht auch ganz nützlich.
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Offline Arthur Dent 2

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Re: Jacob Levy
« Antwort #309 am: 21.09.2016 13:30 Uhr »
Hallo Lestrade!

Kopier deinen letzten Post doch einfach zu Kosminski rein, dann machen wir dort weiter (ich hab die Adress-Geschichte schon rübergehoben).

Was du hier gerade anführst, ist extrem spannend - und ich denke, es ist im Sinne der anderen Leser des Forums, wenn das bei Kosminski steht und unsere Überlegungen dort weiterlaufen.
 :good:


MfG, Arthur

Offline Lestrade

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Re: Jacob Levy
« Antwort #310 am: 21.09.2016 13:34 Uhr »
 :good:

Erledigt!
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Offline Arthur Dent 2

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Re: Jacob Levy
« Antwort #311 am: 05.10.2016 16:44 Uhr »
Hallo zusammen,

ich hätte da mal eine Frage: Inwieweit wurden eigentlich mal mögliche Verbindungen von Bewohnern des Miller's Court bzw. von Mary Jane Kelly's Umfeld zu unseren Tatverdächtigen untersucht?


Was am Kelly-Mord auffällt ist ja die Tatsache, dass er in zwei wesentlichen Punkten von den anderen Morden abweicht:
1. Kelly war wesentlich jünger und attraktiver als die vorherigen Opfer und passte daher nicht so recht in JTRs Beuteschema.
2. Kelly hatte ein eigenes Zimmer und war das einzige Opfer, das in einem geschlossenen Raum ermordet wurde.

Wenn man nun davon ausgeht, dass der verstärkte Fahndungsdruck, die zusätzlichen PCs und die Bürgerwehr auf den Straßen und die erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit den Ripper nötigten, sein Vorgehen zu ändern, könnte es durchaus sein, dass er sein nächstes Opfer nicht ganz so zufällig fand wie die übrigen, sondern bewusst nach einem sichereren Tatort suchte (die Nacht des Double Event wäre ja für ihn beinahe schief gegangen).
Vielleicht hatte JTR nicht einfach Glück, sondern wusste, dass Kelly ein eigenes Zimmer hatte - weil es irgendeine Verbindung zu ihr gab.
Da Joseph Barnett bis 30. Oktober 1888 mit Kelly zusammen wohnte und er dagegen war, dass sie sich prostituierte, dürfte JTR wohl nicht als früherer Freier davon gewusst haben.
Somit könnte JTR es vielleicht über gemeinsame Bekannte oder gar Verwandte erfahren haben, dass sie ein perfektes Opfer mit sicherem Tatort war. Vielleicht hörte er: "Barnett hat Mary verlassen, und jetzt muss sie wieder anschaffen gehen, um das Geld für die Miete ihres Zimmers zusammen zu bekommen."

Hier ist eine Liste der Leute vom Miller's Court mit Bitte um Vervollständigung:
John McCarthy, Hauseigentümer
Thomas Bowyer, Hausverwalter
Henry Maxwell, Nachtwächter, und Ehefrau Caroline
Mary Ann Cox, Witwe
Lizzie Albrook, eine Freundin von Kelly
Julia Venturney, eine Freundin von Kelly
Elizabeth Prater
Catherine Picket
Maria Harvey, Prostituierte und zeitweise Kellys Mitbewohnerin
Joseph Barnett, Exfreund und Ex-Mitbewohner


Bezüglich unseres Verdächtigen Jacob Levy wäre hier z.B. die Frage interessant, ob es vielleicht irgendwelche familiären Verbindungen zwischen Kellys Exfreund Joseph Barnett und Levys Schwager Isaac Barnett geben könnte.

In der Middlesex Street lebten und arbeiteten 1891 mindestens drei Barnetts:
Nr. 95 Fried Fish Shop: Samuel Barnett
Nr. 87 Dairyman: Isaac Barnett
Nr. 79 Poulterer: Emanuel Barnett

Oder: Samuel Barnett war z.B. wie Joseph Barnetts Familie im Fisch-Geschäft tätig - gabs da vielleicht eine Verbindung?
Joseph Barnett hatte zwar irische Wurzeln, aber interessanterweise gab es einige Barnetts mit jüdischen Vornamen wie Samuel oder Isaac (was ich nicht beurteilen kann: gab es damals Eheschließungen zwischen Katholiken und Juden?).

Interessant ist auch:
Als Joseph Barnett seine Arbeit als Fischträger im Billingsgate Market im Sommer 1888 verloren hatte, begann er Orangen zu verkaufen. Die Levys vom Mitre Square waren Tabak- und Orangen-Händler. Könnte es da vielleicht eine Verbindung zu den Levys vom Orange Market, den Geschwistern John, Samuel, Lewis und Fanny geben?

Bisher dachte ich übrigens, der Orangenhändler Samuel Levy, der in den 1880ern nicht weit von Joseph Hyam und Jacob Levy in der 39 Middlesex Street wohnte, wäre 1888 wieder die die Mitre Street (Nr. 20) zurückgezogen, weil das so im casebook stand.
Aber im Post Office London gibt es auch später noch einen Samuel Levy in der Middlesex Street:
1891: 47 Middlesex Street, Samuel Levy, Coffee Rooms
1895: 47 Middlesex Street, Samuel Levy, eating house
Ich weiß jetzt nicht, ob das dieselbe Person ist oder zufällig nur Namensgleichheit vorliegt - möglich wäre jedoch, dass er in der Mitre Street wohnte und in der Middlesex Street einen Shop hatte.

Das nur mal als Beispiele für mögliche Verbindungen.


Ich weiß, das ist noch äußerst dünn und erst mal nur pure Spekulation.
Aber wenn die Abweichungen im Kelly-Fall nicht einfach nur Zufall bei der Opferwahl waren, dann könnte es daran liegen, dass JTR zum ersten Mal gezielt ein passendes Opfer mit sicherem Tatort gesucht hat - und dann könnte es eine Verbindung zwischen Kellys Umfeld und dem Ripper geben.


MfG, Arthur Dent

« Letzte Änderung: 05.10.2016 17:43 Uhr von Arthur Dent 2 »

Offline Phil

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Re: Jacob Levy
« Antwort #312 am: 06.10.2016 11:14 Uhr »
Hi Arthur,

diese Art von Verbindung (Levy-Barnett) kannte ich bisher nicht, aber ich finde sie echt nicht abwegig! Ich muss gestehen, ich bin (und bleibe vorerst dabei) davon überzeugt, dass Kelly auch nur ein "Zufallsopfer" war, aber ein Szenario wie von dir beschrieben, unabhängig von Verwandtschaftsverhältnissen oder weil man sich einfach kannte, ist ebenfalls nicht unwahrscheinlich!
Es wäre sehr interessant, mehr über mögliche Verbindungen zwischen Barnett und den Levy's herauszufinden.
LG
Phil
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Offline Lestrade

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Re: Jacob Levy
« Antwort #313 am: 06.10.2016 23:54 Uhr »
Guten Abend, Arthur!

Ich denke, dass dies in der Ripperologie ein großes Thema ist. Verbindungen zwischen Personen herauszufinden. Vielleicht jetzt nicht so speziell im Falle von Jacob Levy und dem Millers Court aber dennoch finden in dem Bereich Nachforschungen statt. Es ist ja auch nicht ganz so einfach und bedarf intensiver Arbeit, um da etwas auf die Beine zu stellen. Aktiv am Ball sind dort Ripperologen wie Debra Arif, Scott Nelson oder der leider nicht mehr unter uns weilende Chris Scott und einige weitere.

Ein gutes Beispiel liefert uns eben Chris Scott im Falle von Sarah Lewis, die einiges am und im Miller´s Court wahrnehmen konnte. Hier sein Artikel aus dem Ripperologist "The Life of Sarah Lewis":

http://www.ripperologist.biz/pdf/ripperologist133.pdf

Hier ein paar Ansätze zu Maria Harvey:

http://forum.casebook.org/showthread.php?t=6839

http://www.jtrforums.com/showthread.php?t=24508

Und auch zu Joseph Barnett:

http://www.casebook.org/forum/messages/4922/13125.html

Auch für die von dir anderen genannten Personen, findet man hier und dort etwas. Vielleicht hilft das ja als Einstieg.

Meines Wissens nach, nahmen einige jüdische Einwanderer den Namen Barnett an, es entstand quasi ein Gegenpart zu dem irischstämmigen Namen Barnett. Inwieweit es eine Vermischung der jüdischen mit der nichtjüdischen Population gab, kann ich zahlenmäßig nicht sagen, weil ich keine Ahnung habe. Klar dürfte natürlich sein, dass die jüdische Bevölkerung die Prostitution nutzte und es nicht unmöglich ist, dass jüdische Freier mitunter ihre Prostituierten besser kannten. Was man darunter auch immer verstehen kann... Cox, Prater, Kelly, warum sollten sie nicht in Verbindung mit jüdischen Menschen gestanden haben, mal abgesehen, von ihren "Tätigkeiten"... Eddowes, Stride und noch ein Opfer, falls ich richtig liege, machten sich auch außerhalb der Prostitution in jüdischen Kreisen arbeitsmäßig nützlich und man weiß ja nie, wie diese Verbindungen eigentlich zustande kamen. Verbindungen wie du sie meinst, könnten vorhanden gewesen sein, sei es durch gemeinsame Bekannte oder vielleicht sogar im Kreise der Verwandten. Eine Verbindung zwischen den Bewohnern des Miller´s Court und eines Jacob Levy, wer will das wirklich ausschließen? Gerade auch im Falle der Barnetts. Es kann immer etwas auftauchen...

Zu Kelly als Opfer:

Eine markante Sache fiel mir seit jeher auf. Bis zu Kelly, konnte der Täter doch überhaupt sehr wenig besehen. Aber in meiner Vorstellung, war das eigentlich etwas sehr wichtiges für ihn. Etwas, dass er irgendwie und irgendwann ändern musste. Das dort schon eine Überlegung beim Ripper stattfand, dass er ein Opfer Indoor finden wollte und musste und Kelly weniger Zufall war, lege ich nicht allzuweit beiseite. Es wäre durchaus möglich, in meinen Überlegungen, dass er sich Kelly durchaus genauer aussuchte. Natürlich gab es auch die anderen Gründe, die Polizeipräsenz, die vorsichtiger werdenden Prostituierten, die wachsamere Bevölkerung, die Bürgerwehr aber das mit den Lichtverhältnissen könnte auch einer dieser Gründe gewesen sein. Damals gab es weit mehr dunklere Ecken als später oder heute. Kelly´s Bett war etwas verrückt, es scheint, als ob der Täter es besser ins Licht rücken wollte, also Richtung Kamin (war früher schon einmal Thema im Forum hier). Klar, dass kann ganz spontan erfolgt sein aber im Vergleich mit den vorherigen Taten, erscheint es mir ein zu großer Schritt aber ich kann mich auch täuschen. Schau dazu mal in diese Faden:

http://forum.casebook.org/showthread.php?t=9906

Ich könnte mir gut vorstellen, dass der Ripper den Tatort Miller´s Court und Kelly während des Tages oder gar 1-2 Tage vor dem Verbrechen ausspionierte oder vielleicht sogar länger. Ich sehe es so, er kannte auch die anderen Plätze, er war wie ein Jäger und mir scheint es, dass er auch den Millers Court in seinen Bewegungen kannte.

Der Miller´s Court ist auch im Falle des Seaside Home Geschichte für mich von Wichtigkeit. Der Zeuge könnte aus dem Millers Court stammen, nicht als Bewohner aber als jemand, der als Freier dort einmal war oder die Wasserstelle, vielleicht auch die vorhandenen Toiletten, nutzte. Nach Kelly stoppte die Serie, Gründe mag es einige geben aber ein Grund könnte gewesen sein, dass der Täter wirklich einmal gut gesehen wurde, auch von seinem eigenen Gefühl her. Du siehst es ja auch an Detective Cox Beschreibungen, der Mann zog sich etwas zurück, fühlte sich verfolgt, zog auch in zwei Situationen mit Prostituierten zurück. Wie jemand, der eine bestimmte Zeit abwarten möchte. Wie jemand, der auf einen Zeugen wartet, der ihn belasten könnte, welcher aber am Ende nicht auf der Bildfläche erscheint (noch nicht). Klar, auch hier kann man mit anderen Ansätzen aufwarten.

Beste Grüße, Lestrade.

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Offline Arthur Dent 2

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Re: Jacob Levy
« Antwort #314 am: 07.10.2016 11:19 Uhr »
Hallo Lestrade, hallo Phil!


Erst mal danke für die Recherche-Ansätze, Lestrade.

Zitat
Meines Wissens nach, nahmen einige jüdische Einwanderer den Namen Barnett an, es entstand quasi ein Gegenpart zu dem irischstämmigen Namen Barnett.

Dass jüdische Einwanderer aus Osteuropa aus Integrationsgründen gängige englische Namen annahmen, wäre natürlich die plausiblere Erklärung, als dass es zu Eheschließungen zwischen den verschiedenen Religionen gekommen wäre. Damals stellten die Religionen ja noch scharfe gesellschaftliche Grenzen dar, sogar zwischen Protestanten und Katholiken.
Was es allerdings sehr viel unwahrscheinlicher machen würde, dass es irgendwelche verwandschaftlichen Verhältnisse zwischen katholischen und jüdischen Barnetts gegeben haben könnte. Schade, dann würde mein Beispiel mit den Barnetts wohl eher flach fallen.

Ein weiterer Aspekt im Kelly Fall ist ja leider auch, dass das Crossingham's Lodging House in der Dorset Street (wo JTR-Opfer Annie Chapman genächtigt hatte) in unmittelbarer Nähe zum Miller's Court lag.
Vielleicht streifte JTR ja nicht nur in der Nähe des Straßenstrichs, sondern auch vor den Lodging Houses - den Schlafplätzen der Prostituierten - herum, um Opfer zu suchen. Dann hätte er etwas über Kelly auch auf diesem Weg erfahren können.
Nichols, Stride und Eddowes nächtigten ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft voneinander in Lodging Houses in der Flower and Dean Street.
Das war mir früher schon aufgefallen, dass alle fünf kanonischen Opfer an nur zwei Orten übernachteten: In der Dorset Street und in der Flower and Dean Street - dabei gab es auch in anderen Straßen noch Lodging Houses. Das könnte mehr als nur Zufall sein.

Dennoch wäre es natürlich interessant zu überprüfen, ob es im Umfeld des einzigen Opfers mit festem Wohnsitz irgendwelche personelle Auffälligkeiten bzw. Verbindungen zu unseren Verdächtigen geben könnte.


Zitat
Ich könnte mir gut vorstellen, dass der Ripper den Tatort Miller´s Court und Kelly während des Tages oder gar 1-2 Tage vor dem Verbrechen ausspionierte oder vielleicht sogar länger. Ich sehe es so, er kannte auch die anderen Plätze, er war wie ein Jäger und mir scheint es, dass er auch den Millers Court in seinen Bewegungen kannte.

Dass JTR sich im Viertel genau auskannte und das Risiko an den Tatorten aus Erfahrung recht gut einschätzen konnte, glaube ich auch. Zwar halfen ihm die Prostituierten unbeabsichtigt dabei, einen ruhigeren Ort auszuwählen - aber ich denke, dass er selber entschied, ob er den vorgeschlagenen Ort als gut genug empfand oder nicht. Wenn nicht, hat er vermutlich einen anderen Ort vorgeschlagen oder einfach abgebrochen.


MfG, Arthur Dent