Autor Thema: bewegungen, lichtverhältnisse - zeichnung des tatorts  (Gelesen 29149 mal)

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Offline thomas schachner

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hallo alle zusammen,

da diese frage in einem anderen thread aufgeworfen wurde, habe ich meinen akten eine originalkopie der polizeiaufzeichnungen des catharine eddowes mordes entnommen.

zum leichteren verständnis habe ich nummerierungen auf der skizze eingezeichnet.

-1-
der pfeil zeigt den weg auf, den pc harvey auf seiner runde ging. er hielt am eingang zum mitre square, genau unter einer lampe.
da er genau unter der lampe gestanden hat, kann er die stelle des mordes gar nicht gesehen haben. die lampen waren zwar nicht sehr hell, aber trotzdem reicht es aus, ihm den blick auf den 22 meter entfernten stattfindenden mord zu verdecken.
der ripper hatte von der mordstelle aus den entscheidenden vorteil, dass er einen herannahenden polizisten aufgrund der lampenbeuchtung sah und ihn höchstwahrscheinlich auch schon gehört hat, als dieser in die church passage eintrat.

-2-
eine zweite lampe befand sich an dieser stelle. auch dieser schein hätte nicht genügt, um den ripper von dort aus zu beleuchten.

-3-
die stelle, an der der mord geschah.

-4-
eine weitere lampe, die einen herannahenden polizisten zwar anleuchtet, aber nicht bis zum tatort scheint.

alles in allem hat der ripper die mordstelle optimal gewählt, denn er hatte von hier aus einen perfekten blick über den ganzen platz und konnte die umliegenden straßen einsehen, bzw. hören wenn sich jemand näherte.

entweder hatte er einfach nur glück, dass er genau diese stelle aussuchte, oder er wusste, wie sich die polizisten in diesem bereich auf ihrer runde bewegten.

die meisten häuser im mitre-square waren übrigens unbewohnt bzw. firmengebäude, die nachts nicht besetzt waren. lediglich direkt gegenüber des tatorts war ein bewohntes haus...bewohnt...achtung...von einem polizisten .-)


ein größere ausführung der skizze gibt's hier.

http://www.jacktheripper.de/images/forumsbilder/zeichnung_gross.jpg

wenn jemand eine noch größere version möchte, dann bitte eine private nachricht an mich.




gruss
thomas.
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franz

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bewegungen, lichtverhältnisse - zeichnung des tatorts
« Antwort #1 am: 23.06.2003 12:44 Uhr »
Hallo Thomas,

gibt es auch zu den anderen Tatorten ähnliche Skizzen?

Liebe Grüße

Franz

Offline thomas schachner

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bewegungen, lichtverhältnisse - zeichnung des tatorts
« Antwort #2 am: 23.06.2003 14:52 Uhr »
hi franz,

es wurden sicherlich auch zu den anderen morden/tatorten ähnliche skizzen angefertigt.
leider sind diese aber nicht mehr in den akten vorhanden.

vielleicht tauchen sie irgendwann mal wieder auf.

in einer ruhigen minute kann ich gerne selbst die fehlenden anfertigen. infos hierfür gibt es ja genug.

gruss
thomas.


nachtrag:
ist mir gerade eingefallen. nachdem der eddowes-mord dem einzugsgebiet der city police unterlag und die anderen morde der metropolitan police, ist es wahrscheinlich, dass nur diese eine skizze existiert. die mepo hat skizzen dieser art nur in recht seltenen fällen angefertigt!

gruss
thomas.
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allerteuerste

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bewegungen, lichtverhältnisse - zeichnung des tatorts
« Antwort #3 am: 02.07.2005 15:47 Uhr »
tolle ausführung, thomas!

sieht ganz so aus als hätte JtR die gegend unheimlich gut gekannt oder zumindestens eine zeitlang genau beobachtet.

sieht auch so aus, als hätte er sein opfer direkt an diese stelle gelockt, was wiederrum heißt, dass er gewusst haben muss, dass um diese zeit dort in der gegend jemand zu finden sein wird.

berücksichtig man, dass die häuser unbewohnt waren, dann fragt man sich, wieso cathy in der gegend überhaupt nach arbeit suchte. es sei denn, sie war mit ihrem mörder verabredet.
und das heißt eigentlich nur, dass sie unseren mann zumindestens einmal vorher getroffen haben muss.

weiß man eigentlich, ob sie mit ihm verabredet war? vielleicht bringe ich da ja was durcheinander, aber war cathy nicht die dame, die an ihrem todestag kurz vorher aus dem gefängnis entlassen worden war? und sagte sie nicht etwas wie: sie müsse noch jemanden treffen?

Offline Claudia

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bewegungen, lichtverhältnisse - zeichnung des tatorts
« Antwort #4 am: 03.07.2005 02:21 Uhr »
Hi zusammen!

Ich glaube eigentlich nicht,daß Eddowes mit ihrem Mörder verabredet war,geschweige denn ihn kannte...

Dagegen spricht der Mord an Stride kurz zuvor.Der Ripper konnte ja nicht ahnen,daß er noch ein weiteres Opfer benötigen würde.
Warum Eddowes nach dem Gefängnisaufenthalt nicht ihre übliche Schlafstätte ansteuerte,sondern in die entgegengesetzte Richtung lief,bleibt rätselhaft.Offenbar hatte sie aber Angst vor Schlägen(ihres Lebensgefährten) und suchte eventuell anderswo Unterschlupf.

Meine Theorie ist,daß die Opfer zufällig angesprochen wurden und der Mörder ihnen ein verlockendes Angebot machte und zudem seriös aussah,das ließ sie jede Angst vergessen.Sicher kannte sich der Mörder in Whitechapel gut aus,daß er die Tatorte vorher beobachtete,glaube ich jedoch nicht.Auch die Prostituierten kannten sicher manch abgeschiedenes Plätzchen,vielleicht haben sogar sie ihn in manchen Fällen an den späteren Tatort geführt.
Eine gehörige Portion Glück war sicherlich auch im Spiel,die Taten zeigen aber,daß der Ripper durchaus Risiken einging,wie es für sehr viele Serienmörder üblich ist.Dahmer hat sogar zwei Polizisten so bequatscht,daß sie ihm sein schon verletztes(geflüchtetes) Opfer wieder in seine Wohnung brachten,weil sie dachten,es handle sich um einen harmlosen Streit .Bei diesem Zwischenfall waren sogar zwei Zeuginnen anwesend,die den schlechten Zustand des Opfers bemerkten(Dahmer hatte ihm Säure ins Hirn gespritzt).Die Polizei schenkte ihnen jedoch keinen Glauben,der besorgte "Freund" war ja so nett.Manche Serienkiller sind überaus geschickt und zudem abgebrüht.Dahmer hätte auch leicht geschnappt werden können,im Nebenraum lag eine Leiche,während die Polizisten in der Wohnung waren,um das arme Opfer seinem späteren Mörder auszuliefern.
Ich glaube,solche Menschen denken nicht in normalen Dimensionen,vielleicht ist es ihnen ab einem bestimmten Grad auch egal,ob sie nun erwischt werden oder nicht...

Grüße,Claudia

Scharfnase

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Ganz tolle Skizzen
« Antwort #5 am: 03.07.2005 14:01 Uhr »
Hi Leute,

die amtlichen Skizzen sind allererste Sahne, so kann man sich alles viel besser vorstellen. Dass sie von der Polizei sind, macht das Ganze mehr als glaubwürdig. Man sieht, dass die Ermittler sich doch eine Menge sinnvoller Gedanken gemacht haben. Von wegen hirnlos!

Ich muss Claudia absolut rechtgeben. Das sind exakt die Orte, an denen die Prostituierten mit ihren Freiern regelmäßig gegangen sind. Bei Annie Chapman war es genauso, der Hinterhof diente Prostituierten und ihren Kunden, das wurde bei der gerichtlichen Anhörung deutlich. Auch bei Martha Tabram war es ihr ruhiges "Lieblingsplätzchen", wo sie nachts unbehelligt war. Außerdem war es nicht so dreckig wie draußen. Sicher ist Lizzie Stride auch des öfteren mit ihren Kunden in den dunklen Hof verschwunden.  Der Mörder konnte sich also sicher sein, dass diese Plätze relativ ruhig waren, denn die Freier wollten sicher ihre Ruhe haben. Daher war es hier Geschäftshäuser ringsum, die nachts leer standen. Er verließ sich ganz darauf, dass die Frauen ihm geeignete Plätze zeigten. Sicher hatte er selbst auch eine ausgezeichnete Ortskenntnis, damit er schnell verschwinden konnte. Außerdem war er bestimmt öfters nachts in den Straßen unterwegs, um etwaige Opfer auszuspähen. Dabei entdeckte er auch das eine oder andere Plätzchen.

Gott zum Gruße,
Scharfnase

Offline academyfightsong

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bewegungen, lichtverhältnisse - zeichnung des tatorts
« Antwort #6 am: 12.07.2005 15:31 Uhr »
Zitat
Sicher ist Lizzie Stride auch des öfteren mit ihren Kunden in den dunklen Hof verschwunden.


scharfnase,

da muss ich dir ausnahmsweise mal widersprechen. dutfield’s yard und berner street waren, im gegensatz zur nordseite der whitechapel road und ganz besonders spitalfield's,  keine der üblichen gegenden, in denen prostituierte nach freiern ausschau hielten und dunkel war dort nur der eingangsbereich. der rest des hofes war, durch die lichter des IWEC, hell erleuchtet. mal ganz abgesehen davon, dass dort ständig leute ein und aus gingen und die tore, nachts regelmässig abgeschlossen wurden.

allerteuerste

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Re: bewegungen, lichtverhältnisse - zeichnung des tatorts
« Antwort #7 am: 05.02.2006 21:10 Uhr »
.... der rest des hofes war, durch die lichter des IWEC, hell erleuchtet. mal ganz abgesehen davon, dass dort ständig leute ein und aus gingen und die tore, nachts regelmässig abgeschlossen wurden.

und genau das ist der grund, warum ich es für ein immer unwahrscheinlicher halte, dass liz jack zum opfer fiel.

JohnEvans

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Re: bewegungen, lichtverhältnisse - zeichnung des tatorts
« Antwort #8 am: 17.12.2006 17:13 Uhr »
Ich glaube eigentlich nicht,daß Eddowes mit ihrem Mörder verabredet war,geschweige denn ihn kannte...
Dagegen spricht der Mord an Stride kurz zuvor.Der Ripper konnte ja nicht ahnen,daß er noch ein weiteres Opfer benötigen würde.
Vielleicht doch? Wir wissen nicht, was er an diesem Abend vor hatte.
Zum einen ist nicht bewiesen, daß Stride ein Ripper Opfer war.
Zum anderen könnte sich ja der Ripper an diesem Abend gleich zwei Dates ausgemacht haben, zur Sicherheit. Oder er hat sich vorgenommen, zwei Morde zu begehen, um noch mehr zu schockieren. Oder er wollte zur Verabredung mit Eddowes und Stride läuft ihm über den Weg. Und er ist derjenige, der sich verspätet!
Oder aber sie waren wesentlich später verabredet, wir wissen es ja nicht. Oder sie waren früher verabredet und Eddowes war zufällig zu dem Zeitpunkt in der Zelle. Und der Ripper sucht sich frustirert ein anderes Opfer. Und geht zurück, und hofft, Eddowes doch zu finden. Oder eben jemand anderen. Oder er geht in Richtung Mitre Square, weil er dort in der Nähe wohnt.

Oder es war ganz anders. Wir wissen es einfach nicht.

Aber auf alle Fälle sollten wir nicht, etwas, das wir nicht wissen („Waren sie verabredet?“) mit etwas anderem, das wir auch nicht wissen („Ist Stride überhaupt ein Ripper Opfer?“) zu erklären versuchen.

Offline nicjack01301

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Re: bewegungen, lichtverhältnisse - zeichnung des tatorts
« Antwort #9 am: 17.12.2006 20:50 Uhr »
Ich bin der Meinung, dass derRipper sich mit keinem der Opfer verabredet hat, sondern dass er sich willkürlich ausgesucht hat. Immerhin lebten die Opfer davon jeden zu nehmen der vorbeikam. Lg Nicky :icon_aetsch:
Denken ist eine Arbeit, die innerhalb der geistigen Grenzen des Einzelnen Geduld erfordert oder, um genauer zu sein, dem Geist Geduld mit den Begrenzungen des Gehirns abverlangt.

Offline Claudia

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Re: bewegungen, lichtverhältnisse - zeichnung des tatorts
« Antwort #10 am: 18.12.2006 01:25 Uhr »
Hi!

Oh, eine Antwort auf ein fast neues Posting, toll  :icon_thumb:

Von Wissen ist in diesem Fall nicht die Rede, von Wahrscheinlichkeit aber sehr wohl.
Und wahrscheinlich ist, daß die Opfer mit ihrem Mörder nicht verabredet waren, ganz egal, ob man Stride nun dazuzählt oder nicht.

Eddowes saß kurz vor ihrer Ermordung noch im Knast, keiner konnte wissen, wann sie entlassen wird, am wenigsten sie selbst.
Und auch sonst weist nichts auf eine Verabredung hin, sie wollte sich Geld besorgen, am Abend aber auf ihren Lebensgefährten treffen ( der dann auch von der Inhaftierung überrascht wurde ). In der Zwischenzeit hat sie sich heftig betrunken ( kein Anzeichen , daß sie sich auf eine spätere Verabredung vorbereitete, im Gegenteil ). Keines der Opfer machte eine Andeutung, am Abend der Ermordung verabredet zu sein, Kelly bat sogar noch Hutchinson um Geld, offenbar stand kein lukratives Angebot in Aussicht.

Es existiert desweiteren keine einzige Aussage , daß ein Opfer verabredet gewesen wäre und es ist nicht davon auszugehen, daß die Opfer das geheimgehalten hätten, weshalb auch. Mit was hätte der Ripper auch locken können? Augenscheinlich nur mit Geld. Wenn man aber in der Situation dieser Frauen Geld in Aussicht hat bettelt man weder Passanten an noch kündigt man an, die Tochter ( wie im Falle Eddowes ) um Geld bitten zu wollen und man geht schon garnicht in solch desolatem Zustand zu einem "Rendevous".

Nunja, kann jeder glauben, was er will, ich tus nicht...

Grüße, Claudia

Basil

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Re: bewegungen, lichtverhältnisse - zeichnung des tatorts
« Antwort #11 am: 18.12.2006 12:12 Uhr »
Glaube es ehrlich gesagt, auch nicht, das die Opfer,
mit ihm einen Verabredung, ausgemacht haben.

Klingt für mich einfach zu unwahrscheinlich.

Interessieren würde es mich, ob er, bevor er zum Mörder mutierte, einer ihrer Stammfreier war.
Denn dadurch, konnte er sie ja, noch besser in Sicherheit wiegen,
während sie dachten sie könnten ihm Vertrauen.

Lg Basil   

Alexander-JJ

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Re: bewegungen, lichtverhältnisse - zeichnung des tatorts
« Antwort #12 am: 18.12.2006 16:07 Uhr »
Außer ihren Lebensgefährten hatten diese Gelegenheitsprostituierten wahrscheinlich keine Stammfreier. Oder besser gesagt: Die Stammfreier waren ihre Lebensgefährten, natürlich stark vereinfacht ausgedrückt. Es handelte sich bei den Opfern ja nicht um Huren aus einem Bordell.

 :)

Offline Isdrasil

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Re: bewegungen, lichtverhältnisse - zeichnung des tatorts
« Antwort #13 am: 18.12.2006 18:18 Uhr »
Außer ihren Lebensgefährten hatten diese Gelegenheitsprostituierten wahrscheinlich keine Stammfreier.

Einspruch! Wieso? Ich wüsste keinen plausiblen Grund, weshalb Strassenprostituierte keine Stammfreier haben sollten...gut, sie waren auf der Straße und damit nicht an einem bestimmten Ort gebunden. Aber es gab doch gewiss auch Freier, die eine favorisierte Prostituierte hatten und auch die Mühen auf sich nahmen, diese vielleicht etwas länger zu suchen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass viele Prostituierte ihre Stammrouten hatten - und auch bald wieder auf diesen Stammrouten nach Freiern suchten, denn reell betrachtet war so ein Schäferstündchen auf der Strasse gewiss keine langwierige Sache.
Also, ich denke, dass bestimmte Prostituierte (natürlich nicht alle) auch zu finden waren, wenn man es sich wünschte...den Prostituierten selbst sind Stammfreier ja bestimmt auch etwas "angenehmer" als ständig fremde Männer, so dass sie wohl auch den häufigeren "Kontakt" zu "angenehmen" Freiern gesucht haben.

Grüße, Isdrasil

Floh82

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Re: bewegungen, lichtverhältnisse - zeichnung des tatorts
« Antwort #14 am: 18.12.2006 18:34 Uhr »
Wie Isdrail schon sagte: Das älteste Geschäft der Welt, funktioniert auch so gut, weil es eben solche Stammfreier gibt, die bei den jeweiligen Prostituierten schon bekannt sind und eine Art "Geschäftsbeziehung" eingegangen sind.

Auch im 17. Jahrhundert kann ich mir das vorstellen...zwar war es wahrscheinlich sehr viel schwieriger und zeitaufwendiger seine "Stammhure" zu finden, aber auch einige dieser Frauen werden Stammplätze oder Routen gehabt haben. Also ich kann mir das sehr gut vorstellen.

Ob es allerdings ein Stammkunde war....das ist wiederum eine ganz andere Geschichte ;)