Die Opfer > Allgemeine Diskussion

Die Theorie der ortsgebundenen Signatur

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Isdrasil:
Hi

Ich bin gerade dabei, eine kleine persönliche Theorie auszuarbeiten. Dazu möchte ich unter Anderem die Tätersignatur unter dem Einfluss verschiedener örtlicher Begebenheiten betrachten.
Ich habe den Anfang dieser Betrachtung im Ripperfall mal als Dokument beigefügt – wer Anregungen, Kritik oder weitere Ideen äußern möchte, kann dies gerne tun. Lob wird natürlich lieber gesehen.  :icon_mrgreen:

Wie gesagt, ich bin damit gerade am Anfang. Das Dokument ist noch lange nicht ausgereift, geschweige denn exakt meinen Gedanken entsprechend.

Freue mich einfach mal auf eure Gedanken hierzu – seien sie nun so oder so.

Grüße, Isdrasil

Stordfield:
Hallo !

Ich habe mir Deine Theorie gleich mal ausgedruckt . Sie ist sehr professionell , alle Achtung ! Man merkt , Du hast Deinen Harbort nicht nur mal ebenso durchgeblättert .  :icon_thumb:

Gruß Stordfield

Isdrasil:
Danke, Stordfield.

Es geht einfach nur darum, einen Bogen zwischen Tabram und Kelly zu spannen, der zu einem bestimmten Tätertypus passt und in sich logisch ist. Dabei sind mir die durchaus vorhandenen Parallelen zwischen den Beiden aufgefallen und die Tatsache, dass es sich bei Beiden um Tatorte innerhalb von Gebäuden handelt. Und wenn man näher darüber nachdenkt, dann haben Tabram und Kelly sogar sehr viel gemeinsam – rechnet man den zeitlichen Abstand mit ein und das, was in der Zwischenzeit passiert ist.

Darüber lässt sich doch mal ruhig reden: Seht ihr da auch eine Verbindung von Tabram über die „kanonischen Vier“ hin zu Kelly, einen Bogen sozusagen? Gemeinsamkeiten? Unterschiede? Bedenkt dabei bitte die Zeit und die Möglichkeiten, die einem eventuell gemeinsamen Täter zur Verfügung gestanden hätten und das Know-How nach den anderen vier Morden.

Ich finde es in dem Zusammenhang interessant, dass Tabram meist mit Nicholls, Chapman oder Eddowes verglichen wird, wo doch die Tatortumstände ganz offensichtlich bei Kelly am „Ähnlichsten“ vorhanden sind.

Und weshalb soll sich der Täter in Räumen unbedingt sicherer fühlen? Wir haben es beim Ripper mit einem "Freilufttäter" zu tun. Eine Räumlichkeit bedeutet für diesen Täter raus aus der Routine, raus aus seinem Plan, raus aus seiner Fantasie. Für einen sexuell motivierten Mörder, der nach seinen Gelüsten mordet, ein sehr bedeutender Umstand und ein belastender Aspekt. Diese Art von Serientätern vollziehen den Mord bereits vor seiner Ausführung in ihrer Fantasie - und je mehr Abweichungen, je mehr Differenzen es gibt, umso mehr gleiten sie von ihrer Souveränität ab.
Ich glaube immer noch, Kellys Verletzungen sind durch Stress zu begründen und weniger durch den Zeitaspekt.

Grüße, Isdrasil

JohnEvans:
Hallo, Stordfield,

gratuliere zur sehr gut gemachten Tabelle. :icon_thumb:  Hast damit meine Theorie wunderschön untermauert.


Hallo, Isdrasil,

bin wieder hier! :icon_lol:


--- Zitat von: Isdrasil am 04.03.2008 10:54 Uhr ---Es geht einfach nur darum, einen Bogen zwischen Tabram und Kelly zu spannen, der zu einem bestimmten Tätertypus passt ...
--- Ende Zitat ---
Genau das, nämlich erst ein paar Opfer sammeln und dann einen „Bogen“ finden, ist verführerisch subjektiv und falsch. Man läuft Gefahr, Opfer seiner eigenen Manipulationstechnik zu werden!

Umgekehrt macht mehr Sinn. Erst jedes Opfer einzeln anschauen, Gemeinsamkeiten finden und Gegensätze herausheben. Und so ist ja offensichtlich auch die sehr schöne Stordfield- Tabelle entstanden. Und ebenso schön zeigt sie ziemlich deutlich, daß MO und Handschrift des / derTäter/s doch in wesentlichen Punkten sehr verschieden sind.



--- Zitat von: Isdrasil am 04.03.2008 10:54 Uhr ---Ich finde es in dem Zusammenhang interessant, dass Tabram meist mit Nicholls, Chapman oder Eddowes verglichen wird, wo doch die Tatortumstände ganz offensichtlich bei Kelly am „Ähnlichsten“ vorhanden sind.
--- Ende Zitat ---
Absolut! Das springt einem doch direkt ins Auge!
Gerade die Einteilung von Tabram / Kelly in der Gegenüberstellung zu Nichols / Chapman / Eddowes / ev Stride zeigt, wie du ja auch schon bemerkt hast, daß die Tabram und Kelly Taten sich sehr ähnlich sind, aber gleichzeitig stark von den anderen unterscheiden.

Ich sehe da einfach keinen Bogen, der erklären würde, wie ein –und derselbe Täter innerhalb Kürze seinen MO und seine Handschrift gleich zweimal total ändert. Gerade der Mord an Eddowes zeigt einen sehr sicheren, souveränen, die Situation im Griff habenden, sogar verspielten Täter. Warum sollte der plötzlich wieder so „stümperhaft“, nervös, unsicher arbeiten als bei Kelly?

Auch das in allen Fällen verwendete Messer ist kein gravierender Hinweis auf einen einzigen Täter – das Messer war damals eben die Waffe, deren jeder habhaft wurde.


--- Zitat von: Isdrasil am 04.03.2008 10:54 Uhr ---Ich glaube immer noch, Kellys Verletzungen sind durch Stress zu begründen und weniger durch den Zeitaspekt.
--- Ende Zitat ---
Meine Meinung dazu kennst du ja, aber ich verbreite sie gerne noch einmal. :icon_wink:

Für mich zeigt die Stordfield-Tabelle optisch sehr schön, daß es sich auf alle Fälle um zwei, wenn nicht sogar drei oder vier verschiedene Täter handelt.

JE

Isdrasil:
Hi


--- Zitat von: JohnEvans am 04.03.2008 12:58 Uhr ---Hallo, Isdrasil,
bin wieder hier! :icon_lol:

--- Ende Zitat ---

Mensch, da freu ich mich aber!  :icon_lol: :icon_wink:

Vielleicht solltest Du aber das Gelesene erst ein wenig sacken lassen - welche Stordfieldtabelle meinst Du die ganze Zeit? Die Tabelle stammt von mir.


--- Zitat von: JohnEvans am 04.03.2008 12:58 Uhr ---Ich sehe da einfach keinen Bogen, der erklären würde, wie ein –und derselbe Täter innerhalb Kürze seinen MO und seine Handschrift gleich zweimal total ändert. Gerade der Mord an Eddowes zeigt einen sehr sicheren, souveränen, die Situation im Griff habenden, sogar verspielten Täter. Warum sollte der plötzlich wieder so „stümperhaft“, nervös, unsicher arbeiten als bei Kelly?

--- Ende Zitat ---

Du irrst in einem Punkt - der MO eines Täters kann sich per se von Tat zu Tat unterscheiden. Er ist nicht permanent gleich und kein Teil der Fantasie oder der Signatur des Täters, sondern dient lediglich dazu, das große Ziel der Tat zu erreichen. Ein sich ändernder MO? Kein Widerspruch. Beinahe schon alltäglich.

Die Änderung der Signatur wird allzu oft zu straff gesehen. Tabram dient als Einstiegsopfer, zeigt also noch nicht die Signatur des Täters. Es gibt wenige Serientäter, die von Beginn an eine vollendete Signatur vorweisen. Die vermeintlich ändernde Signatur bei Kelly kann ein Resultat der Täterlaufbahn und der äußeren Umstände sein. Auch hier sehe ich keinen absoluten Widerspruch, sorry  :icon_wink:

Die Nervosität kann ganz einfach aus den Umständen entstanden sein - ich sage es noch einmal: Wir dürfen nicht in unseren Maßstäben denken. Ein Raum ist nicht gleich Sicherheit. Eine Änderung des Ablaufes einer Tat bedeutet für einen derart eingespielten Täter (wie Du ja schon sagtest) enormen Stress. Das hat nichts mit unserer Definition von Sicherheit oder damit zu tun, wie wir uns fühlen würden. Die Sicherheit, die ein Täter bei seiner Tat ausstrahlt, ist subjektiv empfunden und individuell. Und da der Ripper wie von Dir erwähnt bei Eddowes diese Tatsicherheit aufweist, wird ihn jeder andere noch so kleine äußere Tatbestand beeinflusst haben. Ein einmal sicher mordender Killer mordet nicht generell in jeder Situation sicher.

Wer sich mit sexuell motivierten Serienmördern beschäftigt, wird merken, dass die meisten die Tat schon vorher im Geiste begingen. Jede Abweichung, die sich später  in der Realität ergibt, bedeutet Stress für den Täter. Wie derjenige dann damit umgeht, ist natürlich von Fall zu Fall verschieden.

Grüße, Isdrasil

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