Hi Alex
Eine späte Reaktion ist immerhin ja auch noch eine Reaktion...
Ich weiss nicht, ob man Warren derartige Stümperhaftigkeit vorwerfen kann. Als Warren in den Dienst trat, sah er der schwierigen Aufgabe entgegen, eine schlecht organisierte und ausgestattete Metropolitan neu zu formieren. Warrens Kritik am dualen System der Polizei stieß gleich zu Beginn seiner Amtszeit auf Widerworte des Innenministers. In diesem Punkt wurde er sogar von seinem Vorgänger Henderson unterstützt, und man kann daraus erkennen, dass auch Henderson nicht mit dem Zustand der Londoner Polizei einverstanden war - aber nicht die nötige Strenge und den nötigen Mut hatte, Änderungen auch gegenüber dem Innenminister durchzusetzen.
Auch zweifelte Warren sehr wohl an seiner Rolle innerhalb der Struktur, und dies noch vor den Whitechapel-Morden:
"...From the outset Warren had never considered his tenure as commissioner to be anything other than short term and in March 1888 offered his resignation. He felt that he had achieved all he wanted. He had restored discipline within the force....Warren was persuaded not to resign although he repeated his request again some months later..."
(
Scotland Yard Investigates, Evans & Rumbelow, p. 43).
An diesen Zeilen lässt sich sehr gut erkennen, dass Sir Warren seine Aufgabe innerhalb der Polizei nur hinsichtlich einer Neustrukturierung sah, mit der sein Vorgänger Henderson gescheitert war. Zweifelsohne war Warren ein äußerst strenger Mann, doch aus diesem Grund wurde er zu diesem Posten herangezogen und aus diesem Grund hielt man ihn weiterhin für geeignet und überredete ihn, die Stelle weiterhin zu führen. Warren liess sich seiner Zweifel zum trotz dazu überreden und geriet so in den Autumn of terror. Am Ende wurde er nicht entlassen, er warf selber das Handtuch - eventuell hatte er selbst gemerkt, dass er auch aufgrund der internen Probleme der Polizei nicht weiterkommen konnte. Seine Resignation ist auch als Resignation in Bezug auf die Strukturen zu sehen, die er von Anfang an kritisierte.
Seine Vorgehensweise bezüglich des GSG wurde schon vielfältig diskutiert, und ich möchte mal einen neuen Aspekt einbringen und ein ganz anderes Licht auf die Sache werfen:
Wie wir alle wissen, spielen manche Serienmörder gerne Spielchen. Das wird natürlich in den ganzen Hollywoodproduktionen oftmals überspitzt dargestellt, aber es gab auch in etlichen reallen Fällen Machtspiele zwischen Täter und Polizei. Das GSG wird ja sehr oft als Verhöhnung angesehen.
Lässt sich Warrens Verhalten nicht auch aus der Tatsache deuten, dass er die Spielchen des Rippers einfach nicht mitspielen wollte? Ich denke, mit dem Entfernen des GSG`s hat er dem Täter eindeutig Wind aus den Segeln genommen. In diesem Falle hätte Warren einfach nur instinktiv nach modernen Maßstäben gehandelt und sich nicht auf die Machtspielchen des Rippers eingelassen...
Grüße, Isdrasil