Autor Thema: Männer, ähnlich Aaron Kosminski!  (Gelesen 28891 mal)

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Offline Lestrade

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Re: Männer, ähnlich Aaron Kosminski!
« Antwort #15 am: 08.01.2012 15:21 Uhr »
Wir wissen von dem Hundevorfall aus dem Dezember 1889. Er gab PC Borer allerdings eine falsche Adresse an.

Aaron Kosminski:

“I goes by the name of Abrahams sometimes because Kosmunski is hard to spell. I cannot pay the dog belongs to Jacobs  it is not mine.“

Was, wenn er im Oktober 1888 (House-to-House Suche) oder etwas später, der gleiche Mann gewesen war, der uns eigentlich als Aaron Davis Cohen aus der Bordellgeschichte, die eigentlich vor Gericht landen sollte, bekannt ist? Der Fall mit Ellen Hickey, Gertrude Smith und Mary Jones sowie N.Cohen.

Hat da Aaron Kosminski nicht auch schon sagen können:

“I goes by the name of Cohen sometimes because Kosminski is hard to spell. I belong to N. Cohen.

Sometimes Kosminski, sometimes Abrahams, sometimes Cohen???

Die Familie trug die Namen Cohen und Abrahams. Denn Jacob Cohen gehörte sicherlich über den “Lubnowski- Zweig“ zur Familie (Lubnowski-Cohen). Der Hund, der zu Jacobs gehörte, damit könnte auch Jacob Cohen gemeint gewesen sein. Jacob Cohen und Woolf Abrahams (Aaron Kosminski´s Bruder) hatten dort ein Geschäft, wo der Hundevorfall stattfand. Somit könnte auch N. Cohen zu Jacob Cohen gehört haben.

Denn warum wurde der Name von Aaron Davis Cohen über Nacht in David Cohen geändert? David Cohen kam in´s Krankenhaus und danach nach Colney Hatch wo er kurz darauf starb. Er hatte das gleiche Alter und die Herkunft und Religion wie Aaron Kosminski. Hat sich hier die MET- Polizei zunächts  geirrt? Hielten sie diesen ähnlichen, schwerkranken und gefährlichen Mann zunächst für Aaron Davis Cohen? Jenen, der uns dann als Kosminski bekannt wurde? Bemerkten sie diesen Fehler dann, als die Kollegen der City Police sagten; Nein, diesen Mann (Aaron Davis Cohen/Kosminski) observieren wir immer noch! Lies dann die MET die Namensänderung für den nunmehr Unbekannten in David Cohen vornehmen? Brachte über 20 Jahre später Swanson dieser Vorfall durcheinander und er “ließ“ Kosminski “sterben“?
Es gibt keine Unterlagen von 1894-1910 für Aaron Kosminski im Leavesden Asylum. Oder ließ ihn die Polizei oder wenigstens einige davon “sterben“? Es könnte sein, dass d e r Informant für die Polizei, aus den eigenen Familienreihen des Kosminski kam (eine Schwester) und durch diesen “Deal“, Kosminski irgendwann "sterben" musste. Spätestens bei seiner Verlegung von Colney Hatch nach Leavesden. Für einen “Tod“ hätte es aber auch andere Gründe geben könnte. Wir wissen über den merkwürdigen Abschied aus dem Dienst der MET von Inspektor Abberline. Da sind so Namen, die nähe zur Butcher´s Row, Swanson´s Verbinung zu Isaac Abrahams, dem Bruder von Aaron Kosminski über dessen Einbürgerung.

Über die Namen Cohen, Abrahams und Kosminski könnte auch das Tonbandinterview mit Ex-Inspector Keaton (MET) und dessen Dr. Cohen tatsächlich einen Sinn machen. Wir wissen, dass Kosminski in einem Krankenhaus in Polen angestellt gewesen sein soll. Als was auch immer. Da wäre Aaron Kosminski 15-16 Jahre alt gewesen. Liegt also für damalige Verhältnisse im Bereich des möglichen.

Ob eine Familie, die einen Verdacht spürte, Jack the Ripper als Familienmitglied zu haben, dessen Beruf z.B. als Schlachtergehilfen oder Arzthelfer angibt, mag ich anzweifeln. Diese Leute wurden verdächtigt der Ripper zu sein. Friseure nicht. Wir wissen zwar, aus  1891, dass Aaron Kosminski seit Jahren nicht mehr arbeitete. Er das auch nie wieder tat. Aber was bedeutet Jahre? 2 Jahre vielleicht? In 1888 hätte er noch arbeiten können, meine ich.

Von Macnaughten wissen wir, dass Kosminski im März 1889 in eine Anstalt kam. Mit Sagar´s, Anderson´s und Swanson´s Aussagen z.B.,  wissen wir oder können wir erahnen, dass es zu einer Situation kam, wo es zunächst schwierig gewesen sein könnte, den Verdächtigen in eine staatliche Einrichtung zu stecken. Dahin, wo man Einfluss hatte, dass er diese nie wieder verlassen würde können. Deshalb denke ich, es ist mögliche, dass Aaron Kosminski in eine priavte Anstalt im März 1889 kam, die uns aber aus diesen Gründen im wahrsten Sinne des Wortes verschlossen bleibt.

Für mich besonders spannend sind die Feststellungen einmal, dass durch ihr Verletzungsmuster, Emma Smith ein Ripper- Opfer gewesen sein könnte. Letztendlich war Sie, genau wie Stride, sehr dicht am Wohnort von Kosminski attackiert worden und damit könnte die Erkenntnis zutreffen, dass Serienkiller gerne das erste Mal in der Nähe ihres Wohn- oder Arbeitsortes zuschlagen.
Zum zweiten, der “From Hell“ Brief hätte tatsächlich von Jack the Ripper stammen können. Täter wie er, wollen die Gesellschaft, die sie so sehr verachten, empören. Dies ist diesen Killer bis zum heutigen Tage gelungen. Dadruch gewinnt sogar das Goulston Street Graffiti an Bedeutung.

Drittens: Jack the Ripper ist wahrscheinlich in seiner eigenen Welt driftend, Selbstgespräche führend und vor sich hinmurmelnd, von seiner Umwelt wahrgenommen worden. Ein “normaler“ Verrückter eben. Meistens fiel er aber wahrscheinlich garnicht auf. Nahe Bezugspersonen könnte sein übermäßig starkes Onanieren aufgefallen sein.

Und ein weiters: Israel Schwartz sah mit hoher Wahrscheinlichkeit Jack the Ripper. Die Situation mit dem auffälligen Gang, die impulsive plötzliche Attacke erinnert doch sehr an Andrew Goldstein in der U-Bahn.

Pipeman, wenn es ihn wirklich gab, hätte die tötliche Attacke, also den Messerangriff auf den Hals von Stride miterleben können. Er hätte den besten Blick auf den “Mörder“ haben können. Mörder= der Moment des Tötungsaktes. Wurde er gefunden, hätten sich Zeuge und Täter gegenseitig identifizieren können.

Das war es zunächst von meiner Seite.

« Letzte Änderung: 08.01.2012 15:32 Uhr von Lestrade »
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Stordfield

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Re: Männer, ähnlich Aaron Kosminski!
« Antwort #16 am: 08.01.2012 15:46 Uhr »
Hallo Lestrade!

Erst einmal möchte ich mich bei Dir bedanken, für Deine Mühe und die vielen Infos, die Du uns hier immer lieferst.  :hi:
Das Du Dich hier leider beinahe als Alleinunterhalter (nicht despektierlich gemeint) betätigst, tut mir schon irgendwie leid, liegt aber einzig und allein daran, dass wohl kaum noch jemand mit dieser Fülle von Daten aufwarten kann.

Gruß Stordfield



Offline Isdrasil

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Re: Männer, ähnlich Aaron Kosminski!
« Antwort #17 am: 08.01.2012 19:52 Uhr »
Da kann man Stordfield echt nur recht geben...Respekt!  ;)

Offline Lestrade

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Re: Männer, ähnlich Aaron Kosminski!
« Antwort #18 am: 08.01.2012 23:59 Uhr »
Danke euch! Macht mir viel Freude, meine Informationen mit euch zu teilen. Ich mach es ja letztendlich speziell für euch.  Ihr seid doch genauso aufrichtig an der Sache dran wie ich. Jeder auf seine Art aber wir alle wollen doch besonders eines; nämlich verstehen. Und besonders das schätze ich an euch.



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Offline Lestrade

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Re: Männer, ähnlich Aaron Kosminski!
« Antwort #19 am: 18.01.2012 20:55 Uhr »
Hier, für alle Interessierten, ein weiterer Teil bzw. Links zum besprochenen Tätertyp in Verbindung mit Schizophrenie:

http://www.serien-killer.com/000000968e11c0e2b/537359998c0aa2506/537359994c0b96a10/index.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Haarmann

http://crime.about.com/od/serial/p/corona.htm

http://www.houseofhorrors.com/lucas.htm

Hier nocheinmal zu Chase aber mit zusätzlichen Ausführungen:

http://sederynioski.blogspot.com/2011/05/schizophrenia-in-serial-killers.html

Und hier mit Anmerkungen zu Ed Gein:

http://www.megaessays.com/viewpaper/19962.html

Wie bereits erwähnt, versuchten David Berkowitz und Peter Sutcliffe auf mildere Urteile zu zielen, indem sie den paranoiden/schizophrenen Killer mimten. Dazu noch ein Beispiel:

http://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_John_Shawcross

"Schauspieler" konnten und können von Fachleuten also erkannt und enttarnt werden.

Weitere Informationen über dieses Thema in naher Zukunft.
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Offline Claudia

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Re: Männer, ähnlich Aaron Kosminski!
« Antwort #20 am: 01.03.2012 01:27 Uhr »
Aha, hier ist der Thread...

Nun, ich kann nicht zu allen Genannten etwas sagen, Chase ist allerdings, meines Erachtens, ein eher schlechtes Beispiel.
Bei Chase haben wir eine komplett andere Vorgehensweise (er ging meines Wissens zB einfach in Häuser, deren Türen nicht geschlossen waren, ansonsten fühlte er sich nicht willkommen), er selbst verwahrloste immer mehr (Resslers Profil entsprechend), seine Wohnung ebenso...
Kein Gedanke daran, daß er etwa fähig gewesen wäre, äußerlich gepflegt zu wirken oder gar die Opfer durch das Vorspielen falscher Tatsachen an entsprechende Orte zu locken. Das passt garnicht zu unserem Täter, der ganz anders vorging.

Genauso Ed Gein (einer der wenigen amerikanischen Serienmörder, der tatsächlich als geisteskrank anerkannt wurde). Kein Verstellen, eher spontane Überfälle , wohl nur solange unerkannt wegen der ländlichen Abgeschiedenheit, im East End nicht vorstellbar.

Chikatilo ist ein anderer Fall, mit den vorhergenannten nicht vergleichbar, weil viel geplanter und gerissener vorgehend. Könnte mich jetzt spontan auch nicht daran erinnern, daß ihm jemand Unzurechnungsfähigkeit bescheinigte (im Prozess), er war auch durchaus in der Lage, ein regelrechtes Doppelleben zu führen, Beruf und Familie zu unterhalten. Meines Erachtens eher der Typ unseres Täters, eher, wie gesagt. nicht der gleiche.

Soviel nur dazu, ich will eigentlich keine Diskussion ala schizophren oder nicht, es gibt genügend Geisteskrankheiten und genügend Mischformen (auch bei Dahmer zB wurde drüber diskutiert), jeder, der sowas tut ist natürlich im herkömmlichen Sinne geisteskrank, kein Zweifel. Um aber zur genaueren Analyse zu schreiten bräuchte man den Täter, den haben wir nicht und Kafeesatzleserei mag ich nicht betreiben.

Grüße, Claudia

Offline Stordfield

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Re: Männer, ähnlich Aaron Kosminski!
« Antwort #21 am: 22.04.2019 22:52 Uhr »
Hallo!

Diese Person ähnelt in Ansätzen Kosminski und auch dem Ripper, wie ich ihn mir zur Tatzeit vorstelle:                                                                                                                                                                                 

Nikolai Dzhumangaliev, der bereits Ende der 70er Jahre wegen Totschlags im Gefängnis saß, arbeitete als Hilfsarbeiter an einem nahe gelegenen Ort bei Alma-Ata. Alle, die ihn kannten, betrachteten ihn als korrekt sprechenden, glattrasierten Gentleman. Er war immer ordentlich gekleidet, hatte aber einen körperlichen Makel: ihm waren vor Jahren die natürlichen Zähne ausgefallen und durch ein weißes Metallgebiss ersetzt worden.
Obwohl nicht gerade ein "Einzelgänger", blieb er im Allgemeinen für sich und lief in der Stadt herum, wo er versuchte, verschiedene Frauen zu treffen.
Sein Lieblingsplatz in der Stadt war in der Nähe eines Flussufers, wo er eine junge Dame traf und sie in das dunkle Ende eines nahegelegenen Parks lockte. Dort vergewaltigte er die Frau und tötete sie mit einem Messer und einer Axt, die er zu allen Zeiten trug. Danach zerhackte er die Leiche und nahm Teile davon mit nach Hause.
Später, als er entdeckt wurde, stellte die Polizei fest, dass Dzhumangaliev auch oft dazu neigte, kleine Treffen mit Freunden zu veranstalten, wo er große Mengen Fleisch zubereitete, um es seinen Gästen zu servieren. Diese Zusammenkünfte fanden immer direkt nach einem seiner Morde statt. Er fütterte die ahnungslosen Anwesenden mit ausgesuchten Stücken seiner Opfer.
Schließlich führten zwei städtische, obdachlose Betrunkene die Polizei auf die Spur des Killers. Sie berichteten von einer Einladung von Dschumagaliev in seine Wohnung, wo sie in der Küche in einem Topf einen weiblichen Kopf entdeckten,  der zum Kochen bereit war.
Insgesamt wurden ihm sieben Morde vorgeworfen. Das Gericht entschied jedoch, dass er nicht für seine Handlungen verantwortlich sei und ließ ihn in eine Anstalt in Taschkent verlegen.
Interessanterweise floh er 1989, als er in eine andere Institution gebracht wurde, vor den Behörden. Um die Öffentlichkeit nicht zu beunruhigen, wurde dies nie bekannt gegeben.  Die örtliche Polizei suchte fieberhaft nach ihm und hoffte zwei Jahre lang, dass die Serie nicht irgendwo anders in der Sowjetunion fortgesetzt werden würde. Im August 1991 konnte Dzhumagaliev in Fergana, Usbekistan, gefangen genommen werden, nachdem  von einer einheimischen Frau berichtet wurde, dass ein junger Mann sie überfallen hatte.
Er bleibt für immer in einer psychiatrischen Anstalt.

(Quelle: Crimelife)

Gruß Stordfield
Du kannst fliehen, wohin Du willst; Du nimmst Dich immer mit.