So. ich habe jetzt einen Teil meiner Zeitungsartikel niedergeschrieben.
Ich dachte ich poste sie erstmal, damit nicht allzulange wartezeit dazwischen ist.
Die Text enthalten einige Fehler, und seltsame Wörter, sowie kruse Sätze über deren Sinn man etwas nachdenken muß.
Das sind keine Fehler meinerseits. Ich habe den text lediglich abgeschrieben und nicht verändert. Ich vermute das die meisten Fehler auf die schlechte übersetzung aus dem Englischen herrühren die die Zeitungen damals gemacht haben. Das einzige was ich (bzw. mein Word) an dem Text verändert habe sind die nach neuer Deutscher Rechtschreibung falschen "ß" in "ss" umzuwandeln, sowie die "th" (wie z.B. in "Thäter") in "t" zu ändern.
Viel Spaß beim lesen, ich hoffe Ihr denkt Euch euren Teil.
Hamburger Fremdenblatt – 06.September 1888
Geheimnisvoller Mord. London 1. Sept.
In Whitechapel, einem Stadtviertel im Osten Londons, ist ein scheußlicher Mord verübt worden. Ein Polizist entdeckte am Freitag gegen 4 Uhr Morgens in einer engen Gasse des Bezirks eine tote Frauensperson mit einer klaffenden Wunde am Hals. Die Leiche wurde nach der nächstgelegenen Morgue geschafft. Auch hat die Leiche Wunden im Antlitz und an den Händen, in Folge dessen angenommen wird, das zwischen dem Opfer und seinem Mörder ein fürchterliches Ringen stattgefunden habe. Die grässliche Tat muss mit einem Dolch oder einem langen Schlachtermesser verübt worden sein. Die Frau im Alter von 35-40 Jahren, scheint der Klasse der Prostituierten angehört zu haben. Vor einigen Wochen wurde in demselben Bezirk eine Frauensperson in ähnlicher brutaler Weise ermordet, ohne dass es bis jetzt gelungen, den Täter zu ermitteln. Auch bei dem oben erwähnten Morde fehlt jede Spur des Täters, in welchem man einen Wahnsinnigen wittert, der in dem Stadtteile des Nachts sein Wesen treibt. Anderseits wird geglaubt, dass die Mörder einer Bande von Strolchen angehören, welche es sich zum Geschäft machen, des Nachts wehrlose Frauen zu überfallen und zu berauben.
Hamburger Fremdenblatt – 12.September 1888
In den Lustmorden in London. London 10. Sept.
Ein Teil der Presse richtet anlässlich der in jüngster Zeit in London verübten furchtbaren Mordtaten scharfe Angriffe gegen die hauptstädtische Polizei und deren Chef, Sir Charles Warren. So bemerkt die „Daily Chronicle“: „Ein gutes werden hoffentlich viele furchtbaren Verbrechen haben: das Volk von London wird nicht länger die Launen von Scotland Yard dulden, welche die Leistungsfähigkeit der Polizei ihrer äußeren Erscheinung aufopfert. Ein Polizeibeamter sagte dem Vertreter der Presse freimütig, dass die Polizei solche Verbrechen, wie die Morde in Whitechapel, niemals ausfindig machen würde, und das nichts anderes übrig bleibe, als das Ungeheuer so lange morden zu lassen, bis sich seine Monomanie erschöpft habe. Das ist das muhamedanische Kismet. Mit welcher Nachlässigkeit wurden die Nachforschungen nach dem Verüber der ersten Mordtat geführt, mit welchem geringen Eifer die nach der zweiten. Es ist nur die Wahrheit, dass London außer sich ist über den geringen polizeilichen Schuß, welchen Sir Charles Warren ihm angedeihen lässt. Das Regime von Scotland Yard muss entweder anders werden, oder es muss aufhören.“ Ähnlich äußert sich die „Daily News“: „Viel hängt von der Polizei ab. Es ist kaum zuviel, wenn man sagt, dass der Frieden eines ganzen Stadtviertels in London in gewissem Grade in ihren Händen liegt. Wir haben uns schon früher über die Unzulänglichkeit der Polizeimacht in dem von diesen Verbrechen heimgesuchten Distrikt geäußert. Es zeugt von elendem Patrouillen, wo so viel in einer halben Stunde geschehen konnte, ohne eine Spur zurück gelassen zu haben. Die Polizei hat sehr viel verlorenen Grund und Boden zurückgewinnen. Sie hat in den lezten zwei Jahren ermangelt, viele schreckliche Verbrechen ans tageslicht zu bringen. Es ist sicher, dass keine Anstrengung gespart werden wird; aber das Publikum wird kaum mit einer derartigen Versicherung zufrieden sein. Die Polizei muss diesmal auf irgend eine Weise den Sieg davontragen. Dieser Verbrechen verbleiben eine Art von öffentlicher Schande.“ Der „Standart“ sagt: „In dieser Sache sollte die Polizei ihre gane Energie aufbieten, denn wenn sie jetzt ein Versehen macht, ist ihr Credit und das öffentliche Vertrauen in ihre Leistungsfähigkeit mehr als erschüttert. Zur Auffindung dieses blutrünstigen Ungeheuers muss jeder Nerv angestrengt werden.“ Der unter dem Spitznamen „Lederschürze“ bekannte Mann, auf den in Verbindung mit dem letzten Morde in Whitechapel gefahndet wurde, ist verhaftet worden. Ferner wurde in Gravesend ein verdächtiges Individuum dingfest gemacht; ob man aber den rechten Mann hat, muss vorläufig dahingestellt bleiben. Die Polizei ist selbstverständlich mit ihren Mitteilungen der Presse gegenüber äußerst karg.
Hamburger Fremdenblatt – 13.September 1888
London 12. Sept.
Die Morde in Whitechapel haben wiederum die allgemeine Aufmerksamkeit aus das Massenelend des Ostens Londons gerichtet. Aber wie ist der Not abzuhelfen? „Die Nationalökonomie hat auch ein Word bei dem Problem zu sprechen“, sagt die „Morning Post“. „Einerseits die Löhne erhöhen und die Nahrungsmittel billiger zu machen, ist ein großer Schritt zur Lösung der Aufgabe. Wie aber soll die veränderliche Nachfrage mit den unveränderlichen Gesetzen des Angebotes in Einklang gebracht werden? Es ist eine traurige Wahrheit, dass, wenn alle Wohlhabenden alle ihre Taschen und Koffer leerten und sie den zahllosen Armen und Bedürftigen schenkten, dem Übel nicht abgeholfen sein würde. Es wäre ein Eingriff in die Gesetze der Produktion und das grenzenlose Opfer, so edel es geplant wäre, würde seinen Zweck vereiteln.“
Die Enthüllung der geheimnisvollen im Stadtteil Whitechapel verübten Mordtaten macht leider dem Anscheine nach keine Fortschritte. Der dem mosaischen glauben angehörige Mann, Namens Piser, welcher auf den Verdacht hin, der unter dem Namen „Lederschürze“ in Whitechapel bekannte Hausirer zu sein, in welchem die Polizei den Mörder der Chapman zu mutmaßt, verhaftet worden war, wurde gestern freigelassen.
In der Themse wurde gestern, unweit der Gosvenor-Eisenbahnbrücke die Leiche einer Frau gefunden, deren Arm vom Rumpf getrennt war. Wahrscheinlich liegt wiederum ein Verbrechen vor.
Hamburger Fremdenblatt – 13.September 1888
In den Lustmorden in London. London 11. Sept.
Die amtliche Leichenschau der Annie Chapman ist vorbei; sie hat nur die Presse berichte bestätigt. Der in Gravesend verhaftete Biggot leidet an Säuferwahnsinn und wird wohl in ein Irrenhaus abgeführt werden, während die angebliche „Lederschürze“ sich als ein gewisser „Piser“ herausgestellt hat, der wenig Ähnlichkeit mit seinem in den Zeitungen ausposaunten Steckbrief hat. Um die Mordstädte herum stand gestern der Ostend-Pöbel in hellem Hausen; es war eben Montag, der gewöhnlich zu der Sonnabend-Nachmittag beginnenden Freizeit hinzugezogen wird. Heute ist es ruhiger geworden; trotzdem kann die Volkseinbildungskraft es nicht verstehen, wie ein solcher Mord möglich ist in einer Nachbarschaft, die zu den dichtesten bevölkerten gehört, wo die Arbeit schon vor Tagesanbruch beginnt, wo ein beständiger Zu- und Abzug von Menschen stattfindet und wo der von oben bis untern mit Blut bespritzte Mörder nur durch ein Wunder wachsamen Augen entgehen kann. Dabei wimmelt es von Polizisten, die seit dem dritten Morde zur Entdeckung des Täters in doppelt und dreifacher Zahl hinzugezogen worden. Zur Ehre des Menschengeschlechtes wird angenommen, dass der Mörder ein Verrückter sei, und wohl aus diesem Grunde hat man die „Lederschürze“ als einen Mann mit blutlosem Gesichte und starren raubtierhaften Augen ausgestattet. Aber leider hat man schon herausgefunden, das diese Beschreibung dem Schriftsteller de Quincey entlehnt ist, der zur Zeit den berüchtigten Mörder John Williams in dieser Weise beschrieb. Der Abgeordnete Mr. S. Montagu hat für die Entdeckung der Mörder 100 £ ausgesetzt und der wohlhabendere Teil der Bevölkerung des Distrikts hat sich gleichfalls zu einer Belohnung erboten, die nach den in Aussicht geltenden Zeichnungen sicherlich eine große Summe repräsentieren wird. Der Vorschlag, Distrikts-Wachsamkeits-Ausschüsse zu Bilden, erfreut sich allgemeiner Zustimmung und nimmt bereits eine praktische Form an. In verschiedenen Arbeiter-Clubs und anderen Vereinen im Distrikt, sowohl politischen wie gesellschaftlichen, wurden Meetings abgehalten, in denen der Plan gebilligt ward und Freiwillige angeworben wurden.
Hamburger Fremdenblatt – 14.September 1888
In den Lustmorden in London. London 13. Sept.
Der vor einigen Tagen auf den Verdacht hin Chapman ermordet zu haben, verhaftete arme jüdische Hausierer Piser, welcher der Einwohnerschaft Whitechapel´s ohne sein Wissen unter dem Namen „Lederschürze bekannt war, konnte bei der gestern über den Fall abgehaltenen Leichenbeschaueruntersuchung seine völlige Unschuld erweisen und wurden seine Aussagen, dass er während der Zeit, wo der Mord begangen wurde, seine Wohnung nicht verlassen hatte, auch von anderen Zeugen bestätigt. Piser übte übrigens die weise Vorsicht, bis zu seiner Verhaftung nicht aus dem Hause zu gehen, da er sonst wohl unfehlbar von der urteilslosen erbitterten Menge trotz seiner absoluten Unschuld gelyncht worden wäre. Der ungerechte Verdacht und die ausgestandene Angst haben den armen Mann jedoch so arg mitgenommen, dass er sich ärztlicher Behandlung wird unterziehen müssen. Der angesehene Londoner Arzt, Dr. Forbes Winslow, drückt de folgende Ansicht über die Morde in Whitechapel aus: „Ich zweifle nicht, dass eine und dieselbe Person die drei Morde begangen hat. Es ist ein Irrsinniger, aber es ist „Methode in dessen Wahnsinn““. Unter den Irrenärzten ist es bekannt, dass die Mordmanie unheilbar ist und solche Leute, welche an derselben leiden, sollen Strenge beaufsichtigt werden. Ich glaube nicht, das der Mörder der Klasse angehört, zu welcher der unter dem Namen „Lederschürze“ bekannte Mann zählt. Ich habe der Geheimpolizei von Scotland Yard gesagt, dass wahrscheinlich ein vor kurzem aus dem Irrenhaus entlaufener die Morde begangen hat und halte es deshalb für angezeigt, dass sich die Behörden an die englischen Irrenanstalten wenden, mit der Bitte, ihnen eine Liste sämtlicher in der letzten Zeit entlassenen Geisteskranken zu geben.“
Hamburger Fremdenblatt– 18.September 1888
Über den bisherigen gänzlichen Misserfolg der Londoner Polizei,
den oder die Mörder in Whitechapel ausfindig zu machen, äußert sich die „Saturday Review“: „Weder die Polizei noch ihre Feinde in der Presse können sich beglückwünschen zu den näheren Umständen, unter denen der letzte Mord verübt wurde. Es ist absurd, zu erwarten, dass ein Verbrechen, welches mit einer so seltsamen Mischung von Brutalität und Überlegung begangen wurde, sofort entdeckt werden sollte. Andererseits is es Skandalös, dass ein so volkreicher und turbulenter Distrikt, wie das Ostend, so geringen polizeilichen Schutz erhalten hat. Die Qualität der englischen Detektives hat sehr abgenommen. Die Londoner Polizisten haben viele ausgezeichnete Eigenschaften. Sie sind tapfer, gut diszipliniert und nachsichtig. Bei der Abstraffung bewaffneter Einbrecher zeigen sie, trotzdem sie selbst unbewaffnet sind, einen kühnen, entschlossenen, Mut. Nichts ist besser, als wie sie einen Pöbelhaufen behandeln. Ja der Aufspürung von Verbrechen aber haben sie sich nicht auf ihrer alten Höhe gehalten und stehen in ihren Zeitungen unter ihren Kollegen in anderen Ländern, besonders in Frankreich und Amerika, ja, selbst unter denen der großen englischen Provinzialstädte. Die meisterhafte Art, in welcher die Detektives von Birmingham vor 4-5 Jahren eine Dynamitardenbande zur Haft brachten, contrastiert in sehr unangenehmer Weise mit der schnell anwachsenden Liste unentdeckter Verbrechen in der Metropole. Sind die Morde die Tat eines Mannes, so liegt ein gut Teil Methode in seinem Wahnsinn. Es ist ziemlich gut in der Anatomie beschlagen, obwohl er nach dem Mißwert Lord Bragfield´s deshalb nicht weniger gut zum Säugen ist. Wir unsererseits können uns dieser Theorie nicht anschließen. Verbrechen erzeugt Verbrechen. Es gibt Mordepidemien gerade so gut, wie Masernepidemien, und eine genaue Untersuchung darüber, wessen Interesse es war, die unglücklichen Opfer aus dem Wege zu schaffen, ist weit mehr wert, als Scheffel von moralischen Generalisationen.
Hamburger Fremdenblatt – 19.September 1888
In den Lustmorden in Whitechapel telegrafiert man der „Frankf. Ztg.“ aus, London 18. Sept.
Ein Deutscher namens Karl Ludwig, 40 Jahre alt, wohnhaft in Minories, wurde verhaftet, als er heute früh versuchte, eine Straßendirne zu ermorden. Er besaß einen Dolch, ein Rasiermesser und eine Schere.
Hamburger Fremdenblatt – 21.September 1888
Die Morde in London. London 20. Sept.
Die Polizei verhaftete vorgestern, wie bereits kurz berichtet, einen deutschen Barbiergesellen, Namens Karl Ludwig, weil er gedroht hatte, einen jungen Menschen Namens Alexander Lineberg zu ermorden. Vor seiner Verhaftung wegen dieses Vergehens hatte ein Constabler ihn in einer dunklen Sackgasse mit einem Frauenzimmer gesehen, welche später sagte, er (Ludwig) hätte sie geängstigt, indem er ein großes Messer aus seiner Tasche gezogen. Auf dem Wege nach der Polizeiwache warf Ludwig ein Messer mit einer langen Klinge weg und bei Durchsuchung seiner Person, wurde ein Rasiermesser und eine Schere bei ihm gefunden. Der Richter des Themse-Polizei-Gerichtes welchem Ludwig vorgeführt wurde, stellte den Angeklagten um eine Woche zurück und mittlerweile stellte die Polizei Recherchen an, ob er nicht irgendwie mit den jüngsten grausigen Morden in Whitechapel in Verbindung stehe. Ludwig kam vor etwa 15 Monaten von Hamburg nach London und ist etwa 40 Jahre alt. – Ausschreitungen gegen Freuen scheinen jetzt in London an der Tagesordnung zu sein. So wurde gestern in Dover-Street, Piccadilly, in einem der sasbionablesten Teile Londons, eine Frauensperson von einem angeblich anständig gekleideten Mann angefallen, welcher ihr einen Messerstich in die linke Schläfe versetzte und auch versuchte, ihr den Hals abzuschneiden. Die Frau liegt schwerverwundet darnieder und ihr Angreifer entkam. Ein an den Minister des Inneren gerichtetes Gesuch, für die Entdeckung des Verübers der jüngsten Mordtaten in Whitechapel aus Staatsmitteln eine Belohnung auszusetzen, ist von diesem abschläglich beschrieben worden, da wie er sagt, „die Erfahrung der letzten Jahre gelehrt habe, dass die Aussetzung von dergleichen Belohnungen dazu geeignet sei, mehr Übles als gute zu stiften.“ – Die während der letzten Tage geführte Leichenbeschauungsuntersuchung über die ermordete Annie Chapman förderte nichts zu Tage, was zur Entdeckung des Mörders führen könnte. Der Arzt Dr. Phillips erklärte im Laufe der gestrigen Verhandlung. Dass das Messer, mit welchem die brutale Verstümmelung bewirkt worden sei, mindestens 5-6 Zoll lang gewesen sein müsse und die gemachten Schnitte eine anatomische Kenntnis verrieten. Er selbst würde ohne Gegenwehr 15-20 Minuten zu einer solchen Operation gebrauchen.
So, das sind sie. Ich werde schnell weiter abschreiben, damit ihr neuen Lesestoff erhaltet.
Jan