Autor Thema: Subject: Jack The Ripper  (Gelesen 11269 mal)

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Andromeda1933

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Subject: Jack The Ripper
« am: 27.01.2013 18:18 Uhr »
Hier ist, was das FBI dazu zu sagen hatte.

Offline Lestrade

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Re: Subject: Jack The Ripper
« Antwort #1 am: 27.01.2013 19:00 Uhr »
Das psychologische Profil geben Hendrik P. und Thomas Schachner im Buch “Jack the Ripper- Anatomie einer Legende“im Kapitel über Joseph Barnett ausreichend wieder.

Profiler Roy Hazelwood erzählte uns später, dass mit der psychischen Erkrankung eine Paranoide Schizophrenie o.ä. gemeint gewesen war. In Profilen ging man dabei nie genau in´s Detail, deswegen wurde es speziell nicht erwähnt, auch deshalb, weil ausführenden Personen letztendlich die genaue Vorstellung davon fehlte. Sprachfehler oder ein Gesicht mit Narben ist viel einfacher zu erkennen.

Profiler wie Ressler, Douglas, Hazelwood, Cancrini, Harbort und Canter sollten für uns Fachleute erster Klasse sein, auf deren Wissen und Erfahrung wir beruhigt bauen können.
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Andromeda1933

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Re: Subject: Jack The Ripper
« Antwort #2 am: 27.01.2013 20:42 Uhr »
Wollte nichts doppelt in den Raum stellen...

Offline Lestrade

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Re: Subject: Jack The Ripper
« Antwort #3 am: 27.01.2013 21:37 Uhr »
Das ist vollkommen okay! Vieles wird, wie kann es auch anders sein, -zig Mal gepostet. Ich meine dieses Profil hier im Forum in Deutsch, wie auch in Englisch gesehen zu haben. Ich wiederhole mich auch oft selbst, an vielen Stellen ist es ja auch ohnehin wichtig um Querverbindungen zu erkennen oder darauf hinzuweisen etc.

Ob es hier tatsächlich im Original zu sehen war, weiß ich gerade gar nicht.

Ich wollte eigentlich nur auf eine bequeme Variante (Thomas’ Buch, was hier wahrscheinlich jeder hat) hinweisen und gleichzeitig eine wichtige Anmerkung (Roy Hazelwood) hinzufügen, also etwas aktualisieren.

Ich finde es schön, dass Du dich an unserer Minirunde hier so aktiv beteiligen tust. Tut gut.
« Letzte Änderung: 27.01.2013 22:25 Uhr von Lestrade »
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Offline Shadow Ghost

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Re: Subject: Jack The Ripper
« Antwort #4 am: 28.01.2013 15:22 Uhr »
Profiler wie Ressler, Douglas, Hazelwood, Cancrini, Harbort und Canter sollten für uns Fachleute erster Klasse sein, auf deren Wissen und Erfahrung wir beruhigt bauen können.

Wie Du schon so schön sagst: Sie sollten es sein.

Leider stelle ich immer wieder fest, dass gerade unsere angelsächsischen Freunde sich in ihren Büchern immer etwas besser darstellen als sie letztlich sind. Ganz selten einmal wird ein Fehler zugegeben. So gibt zwar John Douglas in seinem BTK-Buch sein erstes Profil zu diesem Fall wieder, doch dieses ist ziemlich schlecht:

Der von ihnen gesuchte Täter ist isoliert, einsam und introvertiert. Er hat vermutlich keine festen Beziehungen mit anderen und führt wahrscheinlich ein zurückgezogenes Dasein [...] Es ist davon auszugehen, dass er noch nie normale Beziehungen zu Frauen hatte und dass er voraussichtlich noch nie ein normales, heterosexuelles Verhältnis mit einer Frau eingegangen ist.

Zum Zeitpunkt der Morde war Dennis Rader bereits drei Jahre verheiratet; aus der Ehe sollten zwei Kinder hervorgehen. Er war bis zu seiner Inhaftierung verheiratet. Außerdem war er aktiv in der Evangelical Lutherian Church aktiv, deren Gemeinde-Präsident er später wurde.

In der Schule war der von ihnen gesuchte Täter ein mittelmäßiger Schüler.

Dennis Rader schloss die High School ab und studierte an der Wichita State University.

Seine Taten erfolgten spontan und ohne aufwendige Vorausplanung.

Dennis Rader studierte die Lebensumstände seiner Opfer ziemlich genau und legte sogar Dossiers an, die er "Projekte" nannte.

Dies sind nur ein paar Beispiele, aber im weiteren Verlauf des Buches geht Douglas nicht mehr darauf ein und stellt sich in seinem Buch so hin, als hätte er Dennis Rader mehr oder weniger alleine gefasst. In seinem Buch Die Seele des Mörders ging er noch davon aus, dass BTK aufgehört hätte, bevor ausreichend Beweise gegen ihn gesammelt wären, was auch falsch ist, weil er nur seinem M.O. etwas änderte und ihm so seine Morde nicht mehr zugerechnet wurden. Im gleichen Buch geht er auch davon aus, dass hinter den Green River Morden mehr als eine Person steckte.

Leider ist diese Selbst-Glorifizierung eine Tendenz in vielen Büchern von Polizisten über ihre Arbeit (besonders schlimm ist Michele Giutari, Das Monster von Florenz).

Ich will jetzt die Arbeit der Profiler nicht schlechter machen als sie ist, ich will nur warnen, dass man das alles etwas kritisch sehen sollte, zumindest was ihre Bücher betrifft. Sieht man sich ihre wissenschaftlichen Arbeiten an (z.B. Sexual Homicide: Patterns and Motives) sieht es schon wieder anders aus, auch wenn sich daraus nur statistische Aussagen ziehen lassen. Leider sind die Amerikaner aber auf dem Stand von Sexual Homicide: Patterns and Motives stehen geblieben, zumindest ist mir keine neuere, umfangreichere Studie bekannt. Von der unsäglichen Einteilung in "organisiert" und "unorganisiert" möchte ich gar nicht anfangen.

Die deutschsprachigen Profiler leisten meines Erachtens schon eine bessere Arbeit, auch wenn mir jetzt nur Analysen von bereits gelösten Fällen bekannt sind, und keine Täterprofile von Fällen, die zum Zeitpunkt der Erstellung des Profils noch nicht gelöst waren. Erst an der Qualität der Vorhersagen eines Profils kann man die Qualität des Profils an sich beurteilen. Hinterher kann man dann vieles in den Täter und den Fall hineindeuten - das ist ein bisschen wie bei den Weissagungen des Nostradamus. Ich denke, die Arbeit in Deutschland ist einfach noch zu neu. Gleiches gilt für das geographische Profiling.

Offline Lestrade

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Re: Subject: Jack The Ripper
« Antwort #5 am: 28.01.2013 16:39 Uhr »
Nun ja, ich sehe es schon kritisch und erwarte hinter Profilern nicht elternartige Figuren, die all meine Fragen beantworten. Es ist ja eher der Nicht- Profiler, der gemeine Bürger, der hinter dem Profiler einen Übermenschen erwartet. Ich bin da eher entspannt und sehe in ihren bisherigen Arbeiten eine hervorragende Grundlage für die Zukunft. Wenn Douglas mit seinen Profilen in 80% der Fälle recht hatte und in den anderen 20% danebenlag, irgendwie und somit dennoch unzählige Menschen vor dem Tod bewahrt hat, sehe ich das als riesigen Erfolg an. Wer hätte ihm denn, zu seiner Zeit, das Wasser gereicht? Wer hätte ihnen denn (Douglas, Ressler, Hazelwood etc.), ihre Erfolge abnehmen können? Wenn Douglas bei Rader danebenlag, was will man ihm vorwerfen? Unfähigkeit? Der Green River Fall hat ihm beinahe das Leben gekostet. Soll man ihn, weil er sein Leben für andere riskierte, abwerten?

Nenne mir die Leute, die es besser gemacht hätten!

Meine Erwartungshaltung liegt da eindeutig niedriger, was Profile angeht. Und ich denke, damit liege ich realistischer als viele andere, welche ein nahezu 100%iges Profil erwarten. Ich tue das gar nicht. Wenn ein Profil zwischen 60-80% am Ende richtig ist, empfinde ich es als Erfolg. Wer weniger erwartet, wird weniger enttäuscht. Man kann es auch so sagen: Wer die Chancen realistischer einschätzt, bekommt den besseren Überblick über Wahrscheinlichkeiten.

Außerdem spricht Douglas oft über seine Fehlschläge, über Fehler, über misslungene Profile. Ich kann das alles hier anführen aber ein jeder kann doch selber die Bücher lesen. Sein Einsatz für Hinterbliebene der Opfer, wird doch auch oft abgewertet, weil das alles nicht so spannend ist, wie Serienkiller punktgenau zu jagen, nachdem all die Lieben tot sind. Und Amerikaner sind immer die Helden. Ich lasse ihnen das. Es gehört zu ihrer Kultur. Ich werde das nicht ändern, auch wenn ich ein Schild male, auf dem steht, wie sauer ich darüber bin (was ich im Übrigen nicht bin).
 
Soll jemand, der 8 von 10 Serienkillern geschnappt hat (oder intensiv daran beteiligt werden), wegen Unfähigkeit entlassen und abgewertet werden?

Ich schmunzele auch oft über Douglas, wenn er den Helden mimt. Aber seine Arbeit war hier und da schon sehr Heldenhaft, jedenfalls aus seiner Sicht. Ist nicht verboten. Dies ist genauso eine Tatsache, wie Serienkiller, die organisiert oder desorganisiert auftreten oder beides vereinen. Ein Täter agiert nun einmal, so oder so oder so und dies sagt viel über ihn aus. Wer alles dabei schwarz/weiß und unbeweglich betrachtet, ist doch selber schuld.

Wichtig ist es doch, eine Vorstellung über diese Dinge zu haben, eine Vorstellung über die Denkweise von Tätern zu haben. Dass diese Vorstellungen sich im Laufe der Jahre verändern, dies will ich doch stark hoffen. Und mit diesen Vorstellungen muss gearbeitet werden. Egal, in welchen Stadium der Veränderung sie sich befinden. Täter in organisiert und unorganisiert einzuteilen, war einmal sehr, sehr wichtig und sehr, sehr erfolgreich.
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Offline Shadow Ghost

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Re: Subject: Jack The Ripper
« Antwort #6 am: 28.01.2013 20:49 Uhr »
Ach, Lestrade, ich glaube unsere Ansichten über das Profiling liegen näher beieinander als es scheinen mag. Nur habe ich den Eindruck, Dich mit meinem letzten Posting auf dem falschen Fuß erwischt zu haben. Zunächsteinmal wollte ich nicht Dich persönlich ansprechen, sondern den einfachen Leser dieser Threads darauf hinweisen, dass Profiling im Gegensatz zu dem, was man im Kino sieht, eben kein Allheilmittel ist, sondern eben auch Schwächen haben, ja sogar falsch sein kann. Mir ist bewusst, dass Du und wohl auch die allermeisten hier im Forum Aktiven sich darüber im Klaren sind. Aber wir beschäftigen uns regelmäßig mit Kriminalistik und Krimonologie. Viele Foristen werden sich neben Jack the Ripper noch mit anderen Fällen beschäftigen, sei es um daraus zu lernen, sei es, weil diese Fälle auch noch ungelöst sind. Und vielen Forsiten wird schon einmal (oder öfter) ein Profil untergekommen sein, dass schlecht, falsch oder irreführend war. Foristen ist dies klar. Aber dem Nicht-Foristen vielleicht nicht! Da mag der ein oder andere das Profil von Jack the Ripper lesen und auf Basis dessen mit bestimmten vorgefassten Meinungen an den Fall herangehen. Und Foristen ist klar, dass dieses Profil nicht unbedingt stimmen muss, aber dem "gemeinen Bürger" vielleicht nicht.


Wenn Douglas mit seinen Profilen in 80% der Fälle recht hatte und in den anderen 20% danebenlag, irgendwie und somit dennoch unzählige Menschen vor dem Tod bewahrt hat, sehe ich das als riesigen Erfolg an.

Das ist ein riesiger Erfolg, ohne Zweifel. Leider kenne ich die Quelle dieser Zahl nicht, so dass mir eine Beurteilung schwer fällt.


Wenn Douglas bei Rader danebenlag, was will man ihm vorwerfen? Unfähigkeit?

Ich will ihm persönlich gar nichts vorwerfen, sondern nur bewirken, dass die Methode "Profiling" in jedem Einzelfall kritisch hinterfragt werden sollte. Nicht zuletzt gilt auch unter Polizisten die Regel, dass man aufgrund eines nicht passenden Profils niemanden als Verdächtigen ausschließen sollte. Nur wird dies von Außenstehenden oft vergessen.
Das Beispiel Rader war mir jetzt nur präsent, weil er diesem Fall ein ganzes Buch gewidmet hat. Es wäre - zumindest für mich - sehr lehrreich gewesen, wenn er auf die Fehler in seinem ersten Profil mehr eingegangen wäre, und erklärt hätte, wie er zu diesen Ansichten kam. Dies hätte sicherlich etwas Licht in die black box des Profilings gebracht.


Wer hätte ihm denn, zu seiner Zeit, das Wasser gereicht? Wer hätte ihnen denn (Douglas, Ressler, Hazelwood etc.), ihre Erfolge abnehmen können?

Ich denke, man darf einen Großteil des Erfolgs auch den "einfachen" Polizisten vor Ort zuschreiben. Letztlich war es in den meisten Fällen doch eine solide Polizeiarbeit, die gerichtsverwertbare Beweise ergab. Dies ist ein Punkt, den man gerne übersieht. Denn im Endeffekt ist selbst ein passendes Profil kein Beweis. Aber Fingerabdrücke, DNS, Faserspuren, Tatortvideos, inflagranti... damit kann man vor Gericht etwas anfangen. Und auch wenn Profiler oft Ermittlungsstrategien vorschlagen, so sind viele dieser Vorschläge für die Polizisten vor Ort ein alter Hut, z.B. Brücken zu überwachen, wenn die Opfer in einen Fluss geworfen wurden oder mittels Fernsehfahndung den Druck auf den Täter zu erhöhen.


Der Green River Fall hat ihm beinahe das Leben gekostet. Soll man ihn, weil er sein Leben für andere riskierte, abwerten?

Ich will John Douglas sicherlich nicht abwerten, sondern nur, dass man das Profiling an sich immer kritisch hinterfragt, denn wie Du selbst sagtest:


Es ist ja eher der Nicht- Profiler, der gemeine Bürger, der hinter dem Profiler einen Übermenschen erwartet.

Und an die war mein letztes Posting eigentlich gerichtet, die einfachen Leute, die nur mal auf unserer Seite vorbei schauen, ein paar Threads lesen, und Profiler nur aus dem Kino kennen. (Okay, wir kennen wohl auch keine persönlich, sind aber etwas tiefer in der Materie.)

So weit ich weiß, hatte John Douglas einen Zusammenbruch, während er den Green River Fall analysierte; es war eine Hirnhautentzündung, die diesen Zusammenbruch verursachte. Diese wiederum wird von Viren ausgelöst. Es mag aber sein, dass ein Zustand der Überarbeitung den Ausbruch förderte, da kenne ich mich zu wenig aus.


Meine Erwartungshaltung liegt da eindeutig niedriger, was Profile angeht. Und ich denke, damit liege ich realistischer als viele andere, welche ein nahezu 100%iges Profil erwarten. Ich tue das gar nicht. Wenn ein Profil zwischen 60-80% am Ende richtig ist, empfinde ich es als Erfolg. Wer weniger erwartet, wird weniger enttäuscht. Man kann es auch so sagen: Wer die Chancen realistischer einschätzt, bekommt den besseren Überblick über Wahrscheinlichkeiten.

Auch ich erwarte kein 100% richtiges Profil, von niemandem. Aber damit sich so ein Profil überhaupt als Ermittlungsansatz lohnt, sollte die Trefferwahrscheinlichkeit schon signifikant besser sein als beim einfachen Raten, also eher 80% als 60%.

Ich denke, das eigentliche Problem (zumindest meines) ist, dass Profiling oft wie eine black box wirkt. Viele Aussagen erscheinen nicht nachvollziehbar, in den Profilen wird auch selten eine Begründung gegeben, warum eine Aussage nun getroffen wurde. Man erkennt nicht, welche Aussagen auf Intuition und welche auf wissenschaftlichen Erfahrungen beruhen. Ist eine Aussage wie "Der Gesuchte war wahrscheinlich ein schlechter Schüler." durch irgendetwas am Tatort begründet oder schlichtweg "psychologische Eingabe"? Haben Untersuchungen ergeben, dass 75% aller Täter mit einem ähnlichen Tatmerkmal auch schlechte Schüler waren, so dass man eben vermutet, dass auch der Gesuchte mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ein schlechter Schüler war?

Dies ist genauso eine Tatsache, wie Serienkiller, die organisiert oder desorganisiert auftreten oder beides vereinen. Ein Täter agiert nun einmal, so oder so oder so und dies sagt viel über ihn aus. Wer alles dabei schwarz/weiß und unbeweglich betrachtet, ist doch selber schuld.

Wichtig ist es doch, eine Vorstellung über diese Dinge zu haben, eine Vorstellung über die Denkweise von Tätern zu haben. Dass diese Vorstellungen sich im Laufe der Jahre verändern, dies will ich doch stark hoffen. Und mit diesen Vorstellungen muss gearbeitet werden. Egal, in welchen Stadium der Veränderung sie sich befinden. Täter in organisiert und unorganisiert einzuteilen, war einmal sehr, sehr wichtig und sehr, sehr erfolgreich.

Es ist aber dieses Bild von organisiert/unorganisiert, das sich in den Köpfen festgesetzt hat. Ich kann mich noch an Diskussionen erinnern (hier oder im casebook), ob Jack the Ripper nun unorganisiert war, oder vielleicht doch organisiert, weil er doch eine Waffe mit zum Tatort brachte und wieder mitnahm. Dass sich aus dem Verhalten eines Täters am Tatort Rückschlüsse auf sein Wesen ziehen lassen, bezweifle ich ganz und gar nicht. Mich stört nur, dass immer noch versucht wird, dies in starre Kategorien zu pressen. Anfangs war das organisiert und unorganisiert, dann kam hinzu, dass Täter auch Eigenschaften beider Kategorien in sich vereinen können; als Untergruppe zum organisierten Täter führte das FBI noch die Kategorie des "sexuellen Sadisten" ein. Man erkennt also, dass die ursprünglichen Kategorien, die zu Beginn der Forschungen sicherlich nützlich waren, sich sowieso langsam auflösen. Man könnte sie also genausogut weglassen, eben weil sie die Herangehensweise wie Bahnschienen lenken können.


Ich denke für diese ganze Diskussion wäre es interessant, mehr über die heutige Generation der Profiler zu erfahren, aber leider sind Douglas, Hazelwood und Co. noch immer sehr präsent.

Offline Lestrade

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Re: Subject: Jack The Ripper
« Antwort #7 am: 28.01.2013 21:47 Uhr »
Nun Shadow, danke für deine Mühe aber ich wollte beiläufige Leser auch nur darauf hinweisen, dass bestimmte Profiler keine Heldenfiguren wie im Comic sind und sich auch nicht so darstellen. Man kann eher eine Menge von ihnen lernen. Da kann natürlich jeder seine Meinung haben und ich äußere eben auch meine dazu.

Douglas war und ist schon aufgrund seiner Erscheinung nicht als Leisetreter einzuordnen. Das es Zeiten gab, wo er in eine Bar ging und fragte, wer als Erstes etwas auf´s Maul will, gibt er offen zu. Dies und das er sich hin- und wieder in seiner Großartigkeit suhlt, mögen einige als Charakterschwäche abtun aber er zeigt uns damit auch, wer er eben ist. Und er ist so wie er ist. Das mag diesen und jedem nicht passen aber so geht es doch vielen die sich an die Öffentlichkeit trauen. Aber er zeigt uns damit auch seine Authentizität, die mir persönlich besser gefällt als ein schauspielerisches Theater nur um weniger kontrovers zu erscheinen. Diese Charakterschwächen müssen aber nicht in Zusammenhang mit seiner beruflichen Qualifikation und Kompetenz stehen. Douglas und Co. gehören zu den Pionieren.

Dass wir darin, was das Profiling und auch andere Dingen angehen, gar nicht so weit auseinanderliegen, freut mich persönlich sehr.

Wenn man Dinge nicht versteht, und viele verstehen die Erklärungen von Douglas und Co. nicht, bleiben viele Fragen offen. Dabei erklärt gerade Douglas sehr, sehr viel. Man muss nur richtig hinschauen und offen für dazugehörige Bereiche sein.

Wir haben ja auch eine Vorstellung über das Weltall, das Universum aber ist es tatsächlich alles so? Sicherlich nicht und das gilt für einige Bereiche des menschlichen Daseins. Aber mit diesen Hypothesen und Vorstellungen arbeiten wir. Und Profiler tun dies in ihrem Bereich. Das dass was sie tun, keine exakte Wissenschaft ist, predigen sie selbst immer wieder. 

Menschen, die paranoid sind, tragen sehr oft Waffen mit sich herum. Die wenigsten werden zu Mördern. Wird einer zum Mörder, hat er von “Natur aus“ eine Waffe dabei. Er muss sie gar nicht mehr einplanen. Der Ripper kann jahrelang mit einem Messer durch die Gegend gerannt sein, ohne zu morden.

Ein planvoller Täter geht da vielleicht etwas anders vor.

Das der Graubereich zwischen organisiert und unorganisiert sehr weit sein kann, war mir stets bewusst. Ob es noch zeitgemäß ist, vollends darauf zu vertrauen, dass glaube ich auch nicht.

Wichtig ist, in meinen Augen, eine Vorstellung von solchen Verbrechern zu entwickeln. Sie kann nie ganz genau sein. Ich habe auch meine Vorstellung von Jack the Ripper aber sie wird mit der Realität nicht vollkommen übereinstimmen. Aber es ist ein Ansatz, ein erster Schritt in eine Richtung, in die man aufbauen kann. Es ist doch viel besser, als im Trüben zu fischen. Wenig und Mittel ist eben viel besser als gar nichts. Aber selbst um an Wenig heranzureichen, bedarf es einiger Erfahrung. Wir meinen immer die Menschen um uns herum zu kennen. Nein, das tun wir meistens nicht mal annähernd. Aber unsere Vorstellung, dass wir es doch können, beruhigt uns, ist jedoch meistens Illusion. Und nun sollen der Durchschnittsmensch, ein Profil und eine Vorstellung von einem furchtbaren Serienmörder wie Jack the Ripper entwickeln? Ich denke, wir Schreibtischhobbydetektive sind damit hoffungslos überfordert. Niemand zwingt uns übrigens dazu.

Deswegen breche ich gerne eine Lanze für Menschen, die einen Weg gehen können, an dem wir zarte Lebewesen zerbrechen würden wie Glas.

All die Vorarbeiten anderer Polizisten und Mitarbeiter bzw. Strategien können natürlich nicht ausreichend gewürdigt werden aber Profiler sind am ehesten in der Lage, all diese Dinge miteinander komplex zu vereinen. Aber eher auch nur dann, wenn alles andere nicht ausreichend ist oder erscheint. Jeder bringt eben seine Stärke ein und alles zu seiner Zeit.
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