Autor Thema: Major Arthur Griffith  (Gelesen 8699 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Stordfield

  • Gast
Major Arthur Griffith
« am: 23.08.2012 19:04 Uhr »
Hallo!

Ich brauche wieder einmal eure Hilfe, Leute. Inzwischen seid ihr das ja aber gewöhnt.  ;)
Welche Rolle im JtR- Fall spielte eigentlich der Major? Ein Freund von Macnaghten und Anderson, schön und gut; aber weiter? Soviel ich weiß, war er ja nicht mal Polizist, sondern wohl Knast- Direktor.
Liege ich richtig, wenn ich sage, dass er es war, der die drei Namen im Memorandum zuerst nannte?

Gruß Stordfield

Offline Lestrade

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 2949
  • Karma: +14/-3
  • Watson, fahr schon mal die Kutsche vor...
Re: Major Arthur Griffith
« Antwort #1 am: 24.08.2012 12:39 Uhr »
Hi Stordfield!

Momentan auch gerade wenig Zeit, möchte Dich aber nicht hängenlassen... deshalb nur zwei Links:

http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1404.msg22197.html#msg22197

http://www.casebook.org/dissertations/dst-spe.html

Aus diesen Links:

Major Arthur Griffiths:

"But the police, after the last murder, had brought their investigations to the point of strongly suspecting several persons, all of them known to be homicidal lunatics, and against three of these they held very plausible and reasonable grounds of suspicion. Concerning two of them the case was weak, although it was based on certain colourable facts. One was a Polish Jew, a known lunatic, who was at large in the district of Whitechapel at the time of the murder, and who, having afterwards developed homicidal tendencies, was confined to an asylum. This man was said to resemble the murderer by the one person who got a glimpse of him - the police-constable in Mitre Court. The second possible criminal was a Russian doctor, also insane, who had been a convict both in England and Siberia. This man was in the habit of carrying about surgical knives and instruments in his pockets; his antecedents were of the very worst, and at the time of the Whitechapel murders he was in hiding, or, at least, his whereabouts were never exactly known. The third person was of the same type, but the suspicion in his case was stronger, and there was every reason to believe that his own friends entertained grave doubts about him. He was also a doctor in the prime of life, was believed to be insane or on the borderland of insanity, and he disappeared immediately after the last murder, that in Miller's Court, on the 9th November, 1888."

Er nennt also keine Namen, beschreibt die Verdächtigen aber.

Ein andermal mehr und ausführlicher...

Grüße, Lestrade.
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

Stordfield

  • Gast
Re: Major Arthur Griffith
« Antwort #2 am: 24.08.2012 18:30 Uhr »
Danke Lestrade!

Warum sind die Verdächtigen bei Griffith und Macnaghten in genau entgegengesetzter Reihenfolge? Zufall?

Gruß Stordfield

Offline Lestrade

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 2949
  • Karma: +14/-3
  • Watson, fahr schon mal die Kutsche vor...
Re: Major Arthur Griffith
« Antwort #3 am: 24.08.2012 22:34 Uhr »
Gerne...

Macnaghten:

1.Druitt
2.Kosminski
3.Ostrog

Griffiths:

1.Kosminski
2.Ostrog
3.Druitt

Also nicht umgekehrt, keiner behält seinen Platz.

Griffiths nennt zuerst die "schwachen" Verdächtigen, den Polish Jew (Kosminski) und den Russian doctor (Ostrog), dann den "stärker überzeugenden"  Verdächtigen "also a doctor" (Druitt).

Gruß.
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

Offline Craddock

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 170
  • Karma: +0/-0
Re: Major Arthur Griffith
« Antwort #4 am: 24.08.2012 22:45 Uhr »
Danke Lestrade!

Warum sind die Verdächtigen bei Griffith und Macnaghten in genau entgegengesetzter Reihenfolge? Zufall?

Gruß Stordfield

Moin Stordfield!

Nein, kein Zufall, dramaturgische Notwendigkeit. Es zeigt, dass Major Griffith ein versierter Autor ist. Es läuft nach demselben Muster ab, wie die Hörercharts irgendeines Radiosenders - auch dort beginnt man mit den hinteren Plätzen, um sich dann, die Dramatik durch absurdes Moderatorengequassel steigernd, zur Nummer 1 vorzuarbeiten. Genau genommen ist die Reihenfolge als nicht umgekehrt worden, sie ist nur im Hinblick auf einen Spannungsbogen optimiert worden.

Platz 3: Der polish Jew.
Platz 2: Ostrog.
Platz 1: Monty.

McNaghtens Memorandum ist ein Bericht, zu nichts anderem gedacht, als die Fakten zu präsentieren. Griffiths wendet sich hier an ein breiteres Publikum, das nicht nur informiert, sondern auch unterhalten werden möchte. Und nichts ist für einen Autor schlimmer als ein Leser, der sagt: "Okay, dann weiß ich ja Bescheid" und daraufhin das Buch zuklappt.

Wo allerdings eine Vertauschung vorgenommen wurde, ist bei Kosminski und Ostrog. Kosminski stand in Mc´s Memo an der 2, wird hier aber als erster genannt und somit auf die 3 verbannt. Aus irgendeinem Grund scheint Griffith Ostrog also als wahrscheinlicher einzuschätzen als Kosminski. Es ist natürlich möglich, dass Griffith durch seine Vergangenheit als Gefängnisdirektor eine gewisse Sympathie für die Theorie entwickelt hat, ein schon mehrmals inhaftierter Gewohnheitsverbrecher mit mentalen Problemen sei ein aussichtsreicherer Kandidat als ein armer polnischer Jude, der irgendwann "mörderische Tendenzen" entwickelt hat und darauf in eine Anstalt weggesperrt wurde. Andererseits könnte ich mir aber auch vorstellen, dass diese Reihenfolge Mc´s Vorstellungen näher kam als sein Memorandum. Ich jedenfalls tu mir nicht schwer mit dem Gedanken, er hätte Kosminski nur an die zwei gesetzt, weil es Andersons Verdächtiger war und der zur Zeit der Abfassung Mc´s direkter Vorgesetzter. Aber hier gerate ich ins Fabulieren, während ich mich eigentlich an die Fakten halten sollte  ... aus denen aus heutiger Sicht ja durchaus nur noch schwer nachzuvollziehen ist, wieso Ostrog überhaupt auf der Liste steht.

Interessant vielleicht noch der Artikel "The Detective In Real Life" aus dem Jahr 1895 (erschienen im Windsor Magazine), in dem Griffith unter seinem Pseudonym Alfred Aylmer folgendes festhält:

"Much dissatisfaction was vented upon Mr. Anderson at the utterly abortive efforts to discover the perpetrator of the Whitechapel murders. He has himself a perfectly plausible theory that Jack the Ripper was a homicidal maniac, temporarily at large, whose hideous career was cut short by committal to an asylum."

Sagt uns zwar nicht viel über den Fall, zeigt aber, dass Griffith wohl Informationen von sowohl Anderson wie auch McNaghten erhalten hat.

Grüße

Tante Edith: Fluch über dich und deinesgleichen :D