Autor Thema: Anders Breivik  (Gelesen 7859 mal)

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Offline Isdrasil

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Anders Breivik
« am: 16.04.2012 20:36 Uhr »
Hi

Ich möchte nur mal kurz loswerden, wie sehr mich dieser Mensch anwidert und wie abscheulich ich sein Gehabe vor Gericht empfinde.
Fassunglos habe ich die ersten Bilder des Prozesses gesehen, und ich wäre am Liebsten durch den Bildschirm gesprungen und hätte diesem Typen auf gut deutsch gesagt gehörig die Fresse poliert.
Muss mich jetzt mal so ausdrücken, denn ich bin echt außer mir. Und wenn ich außer mir bin, geht auch gerne mal die gepflegte Ausdrucksweise flöten. Bei so einem vergehen mir echt so Sprüche wie "die Täter muss man verstehen, das sind auch nur Menschen und Opfer ihrer Umstände" und das ganze Blablabla.
Ich glaube, ich will ihn gar nicht verstehen, ich will ganz einfach nur den abgrundtiefen Hass, den ich für ihn verspüre, bewahren und für immer in mir tragen...

Vielleicht entwickelt sich hier ja noch ein Gespräch über die Tat und den Prozess, der immerhin 10 Wochen dauern soll. Ich habe zumindest erst mal alles gesagt, was ich heute empfunden habe (besonders widerlich war der Moment, in dem er bei der Betrachtung seiner Machwerke vor Stolz in Tränen ausbrach).

Grüße, Isdrasil

Offline Claudia

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Re: Anders Breivik
« Antwort #1 am: 16.04.2012 23:52 Uhr »
Hi Isdrasil!

So ähnlich gehts mir dabei auch, diese Selbstgerechtigkeit ist schier unerträglich.
Wobei ich denke, man sollte ihm einfach von Seite der Medien kein Forum bieten für seinen wirren Mist, das wäre für ihn vielleicht die größte Strafe...

Aber wirklich unvorstellbar, was die Opfer und deren Angehörige durchleben müssen, wenn der Täter so auftritt.

Nicht anders gings mir heute übrigens mit dem Urteil im Krailling-Prozess, der Täter sitzt da und grinst (und das habe ich nicht der BILD entnommen), erzählt seine bescheuerten Theorien (Blutproben gefälscht und was weiß ich) und findet offenbar nichts dabei, zwei Kinder aus finanziellen Gründen abgeschlachtet zu haben. Zum Kotzen...

Mit manchen Tätern hab ich durchaus ein gewisses Mitleid, mit solchen Typen definitiv nicht!

Grüße, Claudia

PS: Viel Spaß im Urlaub, lass es Dir gut gehen!

Offline Shadow Ghost

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Re: Anders Breivik
« Antwort #2 am: 17.04.2012 14:18 Uhr »
Das Auftreten von Anders Breivik ist in der Tat kaum zu fassen. Allerdings bin ich der Meinung, dass man ihm durchaus diese Plattform bieten soll, denn durch sein Auftreten und seine wirren Gedanken entlarvt er sich und seine Gesinnung doch am besten. Man kann viel über einen Menschen und seine Ansichten schreiben und reden, doch dieser Mensch kann das selbst am besten. Durch diese Selbstentlarvung trägt er am besten dazu bei, die Sache aufarbeiten zu können. Ich kann mich nur schwer in die Angehörigen der Opfer hineinversetzen, aber ich habe dennoch meine Zweifel, dass eine Verdrängung des Täters und seiner Hintergründe bei der Aufarbeitung der Trauer helfen können.

Ich vergleiche die Auftritte des Anders Breivik gerne mit dem Auftritt der Margot Honecker vor ein paar Wochen in der ARD-Doku. Ein Musterbeispiel der Selbstentlarvung! Jeder, der noch irgendwelche Zweifel am Unrechtssystem der DDR hat, sollte sich die Aussagen dieser Frau zu Gemüte führen. Diese Doku hat in meinen Augen mehr zur Aufarbeitung der DDR beigetragen als vieles, was in den letzten zwanzig Jahren sonst versucht wurde.

Mir ist klar, dass es einige Ewigverblendete geben wird, die sich dieser Entlarvung entziehen, und Margot Honecker und ihren Staat immer noch für toll halten. Aber damit muss eine demokratische Gesellschaft leben können. Was aber die "Mitte der Gesellschaft" belangt, so wirkt eine solche Stellungnahme Wunder.

Ähnlich sehe (oder erhoffe) ich es mit den Aussagen des Anders Breivik. Es ist besser, jetzt einmal so richtig angewidert zu sein, als diese Wunde jahrelang oder jahrzehntelang zu tragen. Denn dieses Attentat und seine Hintergründe wird immer wieder einmal hochkommen. Sei es zu einem Jahrestag, sei es, weil einige Spinner das Ganze glorifizieren wollen. Doch diesen kann man dann immer Anders Breiviks eigene Aussagen vor die Nase halten.

Wir werden in Deutschland bald ähnliches erleben, wenn es um die Aufklärung der NSU-Verbrechen gehen wird. Auch dann wird die Gesellschaft mehr davon profitieren, die Sache gründlich aufzuklären - und dazu gehört leider auch, die Täter zu Wort kommen zu lassen - als die Täter still und leise wegzusperren. Auch wir, d.h. die "Ripperologen", profitieren heute davon, dass man andere Serienmörder zu Wort kommen lies und sie und ihre Taten mehr oder weniger gründlich untersucht worden sind (wenn auch das öffentliche Interesse daran meist geringer war als bei Anders Breivik).

Mir geht es sicher nicht darum, Anders Breivik und seine Tat zu rechtfertigen. Mir geht es um Aufklärung. Die Tat ist geschehen und durch nichts wiedergutzumachen. Aber es ist die Verpflichtung einer Gesellschaft - auch zu Ehren der Opfer - aus dieser Tat Lehren zu ziehen. Dazu ist es aber unablässig, auch den Täter zu verstehen oder vielleicht besser ausgedrückt: zu durchschauen. Dies geschieht auf zwei Ebenen. Zum einen eine unabhängige Analyse seines Lebens, zum anderen seine eigenen Aussagen. Das ist meine Auffassung. Ich kann ehrlich gesagt nicht genau definieren, was ich mir davon verspreche. Vielleicht eine Möglichkeit, derartigem Gedankengut entgegenzuwirken; vielleicht Möglichkeiten, derartige Taten zukünftig zu vermeiden. Ich weiss es nicht genau. Aber ich weiss, dass wenn man nicht in dieser Richtung unternimmt, sich auch nichts verändern wird, und wohin der status quo führen kann, hat uns Anders Breivik gezeigt.

Offline Claudia

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Re: Anders Breivik
« Antwort #3 am: 17.04.2012 22:47 Uhr »
Hi Shadow!

Du hast vermutlich recht!
Man sollte sich in solchen Fällen nicht von Emotionen leiten lassen (das fällt mir wirklich schwer). Breivik selbst hätte es wahrscheinlich am meisten getroffen, als unzurechnungsfähig gesprochen und kurzum weggeschlossen zu werden, deshalb könnte ich dieser Lösung einiges abgewinnen :scratch_one-s_head:

Aber Du hast recht, für eine gründliche Aufklärung wäre das nicht sehr hilfreich.
In punkto Nachahmungstäter bin ich mir da unschlüssig, was die bessere Taktik wäre, ich denke da immer an Littleton und daß es offenbar genug Irre gibt, die sich an der Berichterstattung aufbauen und sich solche Täter zum Vorbild nehmen oder sie als Helden sehen, obwohl sie in Wirklichkeit genau das Gegenteil sind...

Grüße, Claudia

Offline Shadow Ghost

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Re: Anders Breivik
« Antwort #4 am: 18.04.2012 00:16 Uhr »
Für immer in eine Psychiatrie sperren wäre sicherlich die beste Lösung in Hinblick darauf, dass Breivik wirklich nie wieder auf freien Fuss kommt. Allerdings wäre es ein weitaus stärkeres Zeichen für seine Gesinnungsgenossen, wenn der Staat mit allen Mitteln der Strafverfolgung konsequent gegen sie vorgeht. Eine Gefängnisstrafe ist da doch ein besseres Signal als die Psychiatrie, auch für Nachahmungstäter. Natürlich darf sich die Strafverfolgung dabei nicht auf diese "Highlights" konzentrieren, sondern muss von der Basis anfangen: Propagandamaterial, Waffenlager, Volksverhetzung,... All das muss bereits konsequent verfolgt werden. Ich hoffe nur, dass auch unser deutscher Staat nie wieder auf dem rechten Auge so blind wird, wie er seit den Siebzigern in punkto Rechtsterrorismus war.

Dabei muss jedoch auf faire Verfahren geachtet werden, was auch eine freie Stellungnahme von Breivik beinhaltet. Nur so lässt sich verhindern, dass aus Breivik eine Art Märtyrer der rechten Szene wird, der ja von Anfang an Recht hatte und nur von der "Unrechtsjustiz" abgeurteilt wurde. Gibt man ihm jedoch einen fairer Prozess, so kann er sich durch seine Aussagen selbst entlarven, und die Gefahr, dass er zur tragischen Symbolfigur wird, ist dahin (wie immer abgesehen von den Unverbesserlichen).


Offline Anirahtak

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Re: Anders Breivik
« Antwort #5 am: 18.04.2012 10:53 Uhr »
... Ich hoffe nur, dass auch unser deutscher Staat nie wieder auf dem rechten Auge so blind wird, wie er seit den Siebzigern in punkto Rechtsterrorismus war. ...
Was sich da bislang im Zusammenhang mit NSU und Verfassungsschutz auftat, fand ich erschreckend. Die Untersuchungsausschüsse arbeiten ja noch, hoffe ich. Ansonsten stimme ich deinen Ausführungen zu und hier ist noch eine Stellungnahme der Zeit zu ihrer Berichterstattung über den Prozess:

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-04/breivik-berichterstattung-kommentar