Schönen guten Abend und herzlich Willkommen zum Mitternachts-Vergnügen mit Jack dem Aufschlitzer (manches sollte man einfach nicht übersetzen).
Ein Friseur, der praktisch an einem Tatort (Tabram) lebte und damals 23 Jahre alt war, genauso wie Aaron Kosminski (nahe des Stride Tatortes,23 Jahre und Friseur).
Zumindest ab 1890. Chapman lebte zuvor in der Cable Street. Nummer 126 glaub ich, da bin ich aber grad nicht sicher und auch zu faul um nachzusehen...
Hier wird ein, im Herbst 1888, 23jähriger Pole den Rippermorden bezichtigt (in Unterstützung eines Abberline), der Friseur war, im Herzen des Jagdgebietes vom Ripper lebte und einer Messerattacke unterstellt gewesen war. Ein Tatort war dicht an einem seiner Wohnsitze. Zeugenaussagen waren seinem Äußeren sehr ähnlich. Severin Koslowski änderte seinen Namen in George Chapman. Für Abberline spielte das durchschnittliche Alter aus den Zeugenaussagen von 34 Jahren nicht sonderlich eine Rolle.
Kommt drauf an, wieviele Zeugenaussagen man mit einbezieht. Wenn wir uns nur an die wesentlichen (sprich die, bei denen die Wahrscheinlichkeit, dass der Zeuge wirklich den Ripper gesehen hat, sehr hoch ist) heranzieht, dann ist der Altersschnitt sogar unter den 34. Nehmen wir mal Schwartz, Lawende und Hutchinson, und dazu noch, weil man ihn nicht ausschließen kann und die Möglichkeit ja durchaus besteht, dass er den Ripper gesehen hat, PC Smith. Dann haben wir 30, 30, 35 (als Mittelwert bei Hutch) und 28. Long schließ ich hier mal aus, ihre über 40 sind wohl doch etwas ab vom Schuss und sie räumt ja selbst ein, dass sie den Mann nur von hinten gesehen hat. Mit diesen Angabe haben wir eine Schnitt von 31, so viel älter als 23 ist das ja nun auch nicht. Ich denke bei den Altersangaben bei einer Zeugenaussage werden die damaligen Beamten durch eigene Erfahrung auch schon gewusst haben, wie schwer das einzuschätzen ist und das man sich darauf nicht zu 100% verlassen sollte. Eventuell, wenn man PC Smith mit einbezieht, haben sie hier ihrem Kollegen sogar die größte Kompetenz zugeordnet und dann haben wir einen doch recht jungen Täter, bei dem fünf Jahre nach unten auch nix mehr machen.
Aber da ist eben ein Aaron Kosminski mit der gleichen Ausstattung. 23 Jahre, Friseur, im Zentrum lebend, auch hier eine Messerattacke, der Stridetatort quasi um die Ecke. Und wie hieß er nun? Aaron Abrahams? Aaron Cohen oder Aaron Lubnowski? Auch hier eine Namensänderung möglich. Und möglichweise auch hier Beamte wie Abberline, die diesen Mann verdächtigten (Swanson, Anderson, Macnaughten).
Im Zweifelsfall hieß er Aaron. Anderson hat ihn wohl in jedem Fall verdächtigt. Bei Swanson weiß man es nicht so recht, explizit dazu geäußert hat er sich ja nicht, aber wahrscheinlich auch eher ja. Und McNaghten erwähnte ja, dass es sehr viele Umstände gab, die den Mann verdächtig erscheinen ließen und er zudem noch eine starke Ähnlichkeit mit dem Mann aufwies, den irgendwer irgendwo kurz vor der Auffindung von einem Opfer gesehen hat. Ansonsten geht Mc aber eher mit Druitt, also muss man sich da schon fragen, wie stark die "Umstände" denn wirklich waren, die ihn angeblich so belasteten.
Obwohl wir heute wissen, dass ein Giftmörder zwar ein Serienmörder sein kann aber kein sexuell motivierter Serienkiller, fällt Koslowski als Jack the Ripper eigentlich mit garantierter Sicherheit durch. Genauso verneinen wir allgemein einen Aaron Kosminski aufgrund seiner Harmlosigkeit und sortieren ihn als JtR aus.
Ersten sortiere ich aus, zweiten verneine ich nicht.
Der Unterschied ist allerdings der, dass ein Koslowski viel, viel eher als Kandidat gehandelt wird als ein Aaron Kosminski. Einen 23jährigen Polen mit Namen Koslowski der Friseur war und Frauen (mit Sorgfalt und Vorsicht) vergiftete, traut man eher diese riskanten unvorsichtigen Taten und zurückgelassenen Opfer eines Jack the Rippers zu, als einen 23jährigen Polen der ebenfalls Friseur war und Aaron Kosminski hieß.
Verstehe ich ehrlich gesagt auch nicht. Kosminski ist als Ripper viel wahrscheinlicher als Klosowski. Quasi alles an Klosowskis Wesen steht im Gegensatz zu den Rippermorden. Klosowski scheint doch eine weitaus ausgeprägtere sadistische Ader gehabt zu haben, wenn man bedenkt, wie er am Totenbett seiner Frauen saß und den leidenden Ehemann gespielt hat, während er seinen Opfern beim langsamen Sterben zusah. Außerdem weisen alle diese Taten auf ein eher geplantes Vorgehen hin, bei dem es neben dem Ausleben einer möglichen sadistischen Ader auch darum gegangen sein könnte, Geld von den verstorbenen Ehefrauen zu erhalten. Klosowski klappt eigentlich nur, wenn man ihn, wie beispielsweise Sugden, der dabei aber auch nur Abberline folgt, mit dem "Amerikaner" in Verbindung bringt, der im London Hospital nach Uteri fragte. Für Geld trau ich Klosowski einiges zu. Aber macht man es so, rennt man sofort gegen eine andere Mauer: Wieso dann die massiven Gesichtsverstümmelung bei Eddowes und die totale Raserei bei Kelly? Antworten? Nein? Klosowski ist raus.
Oberflächlich betrachtet, dürfte man gar keinen Unterschied zwischen beiden machen obwohl ich eher dazu tendiere zu sagen, ein Koslowski hatte niemals Interesse an Verstümmelungen und war niemals sexuell motiviert. Von Aaron Kosminski wissen wir das nicht. Wer Koslowski als Ripper favorisiert, der müßte Aaron Kosminski im gleichen Atemzug nennen. Tut aber niemand.
Siehe oben, Klosowski kommt für mich nicht wirklich in Frage. Und da Klosowski nur wirklich funktioniert, wenn man ihm ein anderes Motiv unterstellt, würde Kosminski dann automatisch rausfallen. Da Klosowski aber zumindest meiner Meinung nach auch dann nicht funktioniert, kann er als dreckiger Giftmörder in der Hölle verrotten (oder sonstwo, hauptsache er verrottet). Für Kosminski gilt bei mir nach wie vor die Unschuldsvermutung, auch wenn ich hier deutlich sage, er ist Aufgrund der Häufung von Hinweisen auf ihn aus drei Richtungen (Anderson, Mc und dein Freund Donnie) eindeutig der Hauptverdächtige. Ich hab es ja an anderer Stelle irgendwo schon mal thematisiert: Eine doch recht große Anzahl an Serienkillern ist nach der Festsetzung durch die Behörden lammfromm und gewinnt jedes Jahr den Gefangener des Jahres Award für gute Führung. Das heißt nichts. Es ist auch ganz egal, welches Bild man sich geistig von so einem Täter macht oder wie man sich vorstellt, dass er bei dieser oder jener Gelegenheit gehandelt haben mag, es ist immer falsch zu sagen: Der Typ, von dem ich nichts weiß, isst zwei Jahre später nicht von der Straße, der redet auch nicht mit seinen Stimmen und weigert sich zu baden. Es ist aber richtig zu sagen: Es gibt keinen Beweis, dass der Typ, von dem ich nichts weiß, zwei Jahre später von der Straße gegessen, mit seinen Stimmen geredet und sich geweigert hat, zu baden.
Wenn wir Abberline glauben, und uns auch bei Anderson, Swanson und Macnaughten auf einen 23jährigen einigen, was ja durchaus möglich ist (Aaron Davis Cohen, Aaron Mordke Kosminski und vielleicht auch Fido´s syphiliskranken Nathan Kaminsky), dann erzählt uns vielleicht auch der Bericht aus der Coburger Zeitung vom 27. März 1903, in welche Richtung es Ermittlungstechnisch ging. Nämlich in die Mitte dieses Bezirkes zu 1-2 Männern in ihren Zwanzigern, dessen Geburtsnamen irgendwie nach K...ski klingen.
Alter Trickser
Soweit wir wissen, ging die Ermittlung nirgendwohin, weil wir keine Kenntnisse über mögliche Erfolge bei der Haus-zu-Haus-Suche haben. Dass Abberlines Verdächtiger zum Tatzeitpunkt ebenso 23 war wie Andersons polnischer Jude, weist nicht unbedingt darauf hin, dass man Hinweise in diese Richtung vorliegen hatte. Wer weiß, ob Abberline jemals einen Gedanken an das Alter seines Verdächtigen verschwendet hat, er scheint ja eher beim Eröffnungsplädoyer der Anklage beim Chapman-Prozess auf die Idee gekommen zu sein: Mein Gott, das ist die Sau!
Im Kosminski-Cohen-Seaside-Home-Thread schein ich ja auch noch genug zu lesen zu haben... naja, das mach ich morgen.