Hi.
Ja, da hab ich mich wohl ein wenig falsch ausgedrückt, zumal ich damit eigentlich in erster Linie sagen wollte, dass mir ´
schwups! – schon dreht sich die Gute um´ selbst bei sehr viel Alkoholeinfluss auf die Betroffene doch ein wenig als Pauschalurteil (Sorry, Larkin!
) erscheint. Also korrigiere ich mich mal:
Generell kann ich mir auch nicht vorstellen, dass eine
solche ´Prostituierte´ (wie die Opfer waren) irgendeinem wildfremden Freier
gerne den Rücken zuwandte – ich halte die Geschichte, dass dies die ´Standardstellung
dieser Prostituierten´ war, eigentlich für einen Mythos.
Ist jetzt zwar off-topic, aber um das zu begründen:
An Stammkunden (@may_roora) habe ich dabei nämlich eigentlich weniger gedacht, als vielmehr daran, generell zu hinterfragen, was die Opfer denn nun tatsächlich ´gewohnt´ waren, und wie häufig sie tatsächlich der Prostitution nachgingen:
Um die Lage wirklich adäquat einzustufen, denke ich, müssen wir
nicht nur das oft vermittelte Bild von ´Jack the Ripper´ selbst zurechtrücken, sondern auch das von den Opfern zumindest hinterfragen: Prinzipiell handelte es sich dabei (zumindest in den meisten Fällen) um Frauen, die primär
dann der Prostitution nachgingen, wenn sie keine andere Möglichkeit mehr hatten, um (noch) an Geld für ihre Übernachtung zu kommen, was wohl auch durchaus häufig der Fall war. Wir wissen von den meisten von ihnen aber auch, dass sie, wenn möglich, als Tagelöhnerinnen arbeiteten, dass sie bettelten, ihr Hab und Gut verpfändeten, dass sie Blumen verkauften, und dass sie sich sogar als Näherinnen betätigten und häkelten – letztere Tätigkeit gaben sie ja, wohl aufgrund ihres Wunschtraumes, irgendwann davon leben zu können, auch gerne mal als offiziellen Beruf an. Insofern bin ich mir eben nicht sicher, was wir von jeder einzelnen von ihnen im Umgang mit fremden Freiern in dunklen Hinterhöfen und Plätzen jeweils wirklich als ´selbstverständlich´, ´Standard´ oder ´routinemäßig´ annehmen können, und was nicht. Wie ich schon einmal irgendwo angemerkt habe, sind ja ein ´
No!´ aus dem Hinterhof der Hanbury Street und ein ´
No, not tonight, some other night.´ aus der Gegend der Berner Street zumindest aktenkundig, worauf auch immer sich das jeweils bezogen haben mag...
Um aber wieder eine Brücke zum eigentlichen Thema zu schlagen:Wie KvN bereits erwähnte, hatte der Täter ja auch gar keinen Verkehr mit den Opfern. Es dürfte, sofern er nicht "einfach" spontan im Affekt ausrastete, auch von vornherein nicht das primäres Ziel des Täters gewesen sein, das Opfer "nur" zu töten: Um an das scheinbar eigentliche "Objekt" seiner Begierde heranzukommen, benötigte er
im Endeffekt einen
Zugriff auf das Opfer von vorne und möglichst viel Platz vor dem Opfer, wohl auch, um die Selbstbeschmutzung mit Blut so gering wie möglich zu halten (womit wir wieder beim eigentlichen Thema wären!). Abgesehen davon, dass kein einziges Opfer (zumindest meines Wissens nach) mit den Füssen zur jeweiligen Wand aufgefunden wurde: Eine an eine Wand oder in eine Ecke gestützte Prostituierte, die dem Täter den Rücken zuwandte, wäre generell keine gute Ausgangslage für dieses eigentliche Vorhaben gewesen, zumal er sie dann letzten Endes auch wieder irgendwie umdrehen musste. (Was wohl auch wiederum eventuell in mehr Blutspuren resultiert haben müsste, und gerade im Fall Annie Chapman – zwischen Zaun und Stufen – nicht gerade einfach gewesen wäre.) Dazu kommen dann eben auch noch die
Blutspuren in etwa 45 cm (18 Zoll) Höhe an der Wand und jene am Zaun der Hanbury Street, die laut George Bagster Phillips vom Schnitt am Hals stammen dürften, und darauf hinweisen könnten, dass sich das Opfer wahrscheinlich schon ziemlich in Bodennähe befand, als der Täter ihr den Hals durchschnitt – wenn sie dann nicht überhaupt bereits lag, zumal die Spuren am Zaun eben mit der Lage des Halses der Toten laut Phillips (siehe oben) doch durchaus korrespondierten...
Liebe Grüße,
panopticon