Hi.
Da es sich in Anbetracht der hohen Anzahl an merkwürdigen Geständnissen und Drohungen, sowie Berichten über solche und deren wohl eher gering einzuschätzenden Wahrheitsgehalt im Fall JtR nicht lohnt, über jeden Fall einen neuen Faden anzufangen, benenne ich diesen hier mal allgemein ´
Geständnisse´ und nicht nach der Person / den Personen, um die es in meinem Beitrag primär geht – Der Faden kann fortan für diverse Berichte und Diskussionen über Geständnisse genutzt werden. Da im Laufe der Zeit in den verschiedensten Threads und Postings ja durch das beachtliche Engagement vieler schon so einiges zu diesem Thema zusammengekommen ist, führe ich in Anschluss Links zu all jenen Fällen an, die ich bereits im Forum fand –
dann ist das Thema mal an einem Ort gesammelt. Finden lassen sich die Namen ja ohnedies über die bestens funktionierende Suchfunktion.
Nun aber zu den folgenden Artikeln: Auf ´John Anderson´ und ´John Sanderson´ kam ich neulich eigentlich primär aufgrund der Beschreibung (´carroty´, ´blotchy face´) von Mary Ann Cox und dem Fall MJK (aber auch aufgrund mancher Beschreibungen aus der Nacht des ´Double Event´) erst wieder zurück (Siehe später). Eventuell nötige Übersetzungs- und andere Korrekturen wie immer willkommen:
Das angebliche Geständnis des John AndersonThe North-Eastern Daily Gazette Montag, 24. August 1896
"JACK THE RIPPER"
„Ein weiteres überraschendes Geständnis über die Whitechapel-Morde kam ans Licht. Ein Schiffsteward, der gerade erst nach England zurückgekommen ist, hat einem Reporter die wundersame Geschichte erzählt. Sein Name ist James Everard Brame, der Sohn eines Chirurgen aus Lowestoft, und er gibt an, dass er im Oktober 1894 Steward auf einem Kohle- und Salpeterboot zwischen Shields und Iquique war. Ein Mann von etwa 30 Jahren mit dem Namen Anderson segelte an Board des Bootes als A.B.. In Iquique waren er und Anderson krank im Spital, und dort, sagt er, hat Anderson ihm am Totenbett gesagt, dass er der Mann war, der wegen der grässlichen Whitechapelmorde gesucht wurde. Der Geschichte nach war Anderson Koch auf einem wöchentlich zwischen Rotterdam und London verkehrenden Boot und beging die Morde an wenigen Tagen zwischen der Ankunft und Abfahrt des Bootes. Minutiös beschrieb er die Art, mit der die Wunden beigebracht wurden. Er war von einer Frau ausgeraubt worden und nahm seine Rache. Und die Verkleidung, mit der er davonkam, sagte er, war ein Metzgerkittel. The North-Eastern Daily Gazette (Montag, 19. Oktober 1896) und
Hampshire Telegraph (24. Oktober 1896)
"IST JACK THE RIPPER TOT?"
Vor kurzem meldeten die Zeitungen von Ipswich, dass ein Mann, der gestanden hatte, der lang gesuchte East-End Mörder zu sein, in Iquique, Südamerika, gestorben ist. Der Informant war ein James Brame, der ein Schiffskamerad des Mannes war und der sich bei ´Lloyd´s´ gemeldet und eine detaillierte Darstellung der Umstände abgegeben hat, die ihn zu der Annahme führten, dass ´Jack the Ripper´ zu seiner Abrechnung gegangen ist (Anm.: wörtlich ´has gone to his account´ - wohl religiös bezogen auf dessen Tod, in etwa ´vor seinen letzten Richter getreten ist´....?)
Brame verließ Shields als Koch auf der Annie Speer, einem Dreimaster, im Oktober 1894 unterwegs nach Caldera, Südamerika. Unter der Besatzung befand sich ein Mann, der, kurz nachdem die Reise begann, durch sein merkwürdiges Verhalten besondere Aufmerksamkeit erregte. Er hörte auf den Namen John Anderson, war scheinbar achtunddreißig Jahre alt und war ein feiner, gut situierter Mann mit einem fast militärischen Verhalten. Sein Teint war hell, sein Haar rot, er trug einen Schnauzer und einen leichten Bart, und sein Gesicht war sehr von Pocken vernarbt. Anderson, der chirurgisches Wissen in der U. S. Navy erhalten hatte, während er als Spitalsassistent arbeitete, sagte, er wurde von einer Frau aus einer niederen Schicht in London ausgeraubt und fast ruiniert. Er sinnte darüber nach und beschloss schließlich, an der ganzen Klasse Rache zu nehmen, sobald es ihm möglich war. Er segelte auf den wöchentlichen Booten, die zwischen Rotterdam und London verkehrten, aber als er festlegte, seine Rache auszuführen, verließ er diese, und bezog Unterkunft in einem ruhigen, Farm-artigen Haus nahe Bromley, wo er sich als Schiffswachmann, der des Nächtens in den Docks beschäftigt war, ausgab. Er verließ seine Unterkunft des Abends und machte sich auf den Weg in den Bezirk von Whitechapel, wo er die furchtbaren Taten beging, sobald sich eine Möglichkeit bot. Er fand einen Verbündeten für sein grauenhaftes Werk, und dies war der Fakt, der es ihm möglich machte, seiner Ergreifung zu entkommen. Der Verbündete würde an einem vereinbarten Ort mit einem reinen Kittel warten, den Anderson sofort über seine blutverschmierte Kleidung zog und so jegliches verdächtiges Aussehen vermied. The Yorkshire HeraldMittwoch, 21. Oktober1896
Die Beamten im Scotland Yard messen einer sehr ausführlichen Erzählung, die von einem Mr. Brame über die angebliche Entdeckung, Tod und Geständnis von Jack the Ripper getätigt wurde, keine große Wichtigkeit zu. Sie erkennen offen an, dass Mr. Brame die Geschichte in absolut gutem Glauben erzählt hat, aber sie denken, dass sein Schiffskollege eher das Opfer einer Wahnvorstellung war, als nicht. Der Fakt, dass der vermeintliche Jack the Ripper von der Besatzung als ´ein bisschen cracked´ betrachtet wurde, scheint diese Theorie eher zu bestärken, als abzuschwächen. Allerdings werden einige weitere Erkundigungen über den Mann Anderson vorgenommen werden, und es ist möglich, dass seine in der Necropole von Iquique aufbewahrten Überreste untersucht werden. The Canberra Times (Australien, relevanter Auszug aus dem Artikel)
20. Dezember 1927
ALTER SEEMANN LÄSST ERSCHAUERN
„Jack The Ripper“ Verbrechen
MANN DELIRIERT AUF SCHIFF
Im Moment befindet sich ein alter Mann im Spital einer Einrichtung in Essex, der ´Jack the Ripper´ gekannt haben könnte. Es handelt sich um Mr. J. E. Brame, ein gebräunter alter Seefahrer von achtzig Jahren, dessen Kopf nach wie vor einen dichten Haarwuchs aufweist, um den ihn viele Männer halben Alters beneiden würden.
Zu seiner Zeit war Mr. Brame alles von Seemann bis qualifizierter Apotheker. Er bekämpfte Prärie-Indianer in den Ebenen Amerikas, agierte in einer ´Barn Storming´ Kompanie in Kanada und diente als Soldat in Indien. Aber keines seiner Abenteuer ist merkwürdiger als jenes, das ihn Auge in Auge mit dem Mann brachte, der ´Jack the Ripper´ gewesen sein könnte.
´Es passierte, als ich auf einem der alten Windjammern von London nach Südamerika segelte. Sagte Mr. Brame in einem Interview, das er den Sunday News gab. ´Kurz davor wurde die Welt von der mysteriösen Serie von furchtbaren Morden an Frauen in Whitechapel, London, geschockt, die als ´Jack the Ripper´- Freveltaten bekannt wurden. Die Morde, die das Londoner East End terrorisierten, haben so mysteriös aufgehört, wie sie begannen.
MANN DELIRIERT VON DEN MORDEN
´Ungefähr auf halber Strecke wurde ich aufgerufen, einen Mann zu behandeln, der sich in einer unserer Kabinen im Delirium befand, und während ich mein Bestes für ihn tat, war ich entsetzt zu hören, dass er von Morden an Frauen delirierte, die er begangen hatte. Er gab genaue und ekelhafte Details der grauenhaften Verbrechen an, aber ob er der echte Mörder war oder die Geschichten, die er möglicherweise in einer der Zeitungen gelesen hatte, in seinem Wahn reproduzierte, weiß ich nicht, und wahrscheinlich wird das niemals jemand wissen.
´Trotzdem ist es Fakt, dass dieser unbekannte Mann – er war übrigens ein Mann von höherer Erscheinung und sprach mit gebildeter Stimme – in seinem Fieber gestand, der Mörder einer Zahl von Frauen im East End von London zu sein. Ich war von dem, was ich da hörte, furchtbar aufgeregt, und dachte, dass ich die Möglichkeit hatte, das rätselhafteste Mysterium in der Geschichte des Verbrechens aufzuklären. Aber der Mann starb in Iquique in Chile, und sein Geheimnis nahm er mit ins Grab. (...) (Ganzer Artikel im Original:
http://trove.nla.gov.au/ndp/del/article/1220742)
Bemerkungen: Es gibt zumindest noch einen Artikel über
John Anderson und zwar in der
Lloyd´s Weekly vom 18. Oktober 1896, der angeblich auch die Beschreibung der angeblichen Tatwaffe enthält: Ein Messer, dass dem eines Schlachters ähnlich gewesen sein soll. Ebenso soll angeblich beschrieben werden, wie Anderson zwei Tage vor seinem Ableben im Delirium ausgerufen haben soll: ´Da ist noch eine – wie sie blutet!´ Den Originaltext kenne ich aber leider nicht. Weitere Verweise zum Vergleich wären natürlich zum Mord an Mary Jane Kelly, besonders zu dem von Mary Ann Cox beschriebenen Mann mit den roten Haaren und dem fleckigen Gesicht, sowie zu den Aussagen von Mrs. Kennedy / Sarah Lewis. Eine bezüglich des Motivs ähnliche Geschichte wie die von John Anderson / John Sanderson gibt es über einen
malaysischen Koch (´
Alaska´:
http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1004.msg17146.html#msg17146) und eine überhaupt fast identische Geschichte aus einer anderen Quelle über einen ´John Sanderson´ (!) füge ich im nächsten Posting an...