Autor Thema: Rezession Wer war Jack the Ripper? Porträt eines Killers  (Gelesen 13508 mal)

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JtR

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Hier ist, wie gewünscht, mein bescheidener Versuch einer eigenen Rezession zu o.g. Buch.

Rezession: Wer war Jack the Ripper? Porträt eines Killers, P. Cornwell


Die ersten Seiten lassen den am Ripper interessierten Leser befürchten, dass es sich bei Cornwells Buch um eine Bibliographie von Walter Sickert handelt. Er ist nicht nur ihr Hauptverdächtiger – in der Betrachtung der Autorin ist Sickert Jack the Ripper! Dank Patricia Cornwell ist das Geheimnis um den Mörder von damals gelüftet, so scheint es. Daran lässt sie zumindest vorerst keinerlei Zweifel aufkommen. Sie konfrontiert den Leser sofort mit ihren Theorien um unmissverständlich aufzuzeigen, dass doch alles auf Sickert als Täter hindeutet. Anfang des 2. Kapitels vermittelt sie dem Leser welch grauenhafter Kampf in ihr tobte, bis sie sich entschloss diese gewagte These zu einem Buch werden zu lassen. Sehr pathetisch und für eine erfolgreiche Kriminalautorin nicht glaubwürdig, vermittelt sie ihren Antrieb dieses Buch zu schreiben, dass es schon fast entschuldigend klingt. Zumindest wird hier klar, dass Cornwell sehr wohl wusste auf welch gefährliches Terrain sie sich damit begab.

Der Blickwinkel auf eine 116 Jahre alte Mordserie unter Zuhilfenahme modernen Profilings und heutigen den Kenntnissen im Bereich der Forensik ist sicherlich das Interessanteste an diesem Buch. Und hier weiß Cornwell wovon sie spricht. Ihre Tat- und Opferbeschreibungen und daraus abgeleiteten Schlussfolgerungen sind spannend und bieten Hobby-Detektiven jede Menge neuer Ansätze und interessante Aspekte. Letztendlich ist es aber genau dieser Blickwinkel aus dem es ihr nicht gelingt ihre These zu unterstreichen. Der Spagat sich mit den Mordfällen von damals aus gerichtsmedizinischer Sicht auseinanderzusetzen und daraus Sickerts Verbindung zu den Taten zu erläutern, gelingt ihr nicht. Mühsam quält sich der Leser durch ein Dickicht von vermeintlichen Hinweisen und Schlussfolgerungen. Ihre Versessenheit Sickert als Täter zu zeigen, zwingt dem Leser die subjektive Sichtweise der Autorin auf, was zeitweise nervt. Eben diese mangelnde Objektivität und der fehlende Spielraum für den Leser ist es, was dem Buch schadet.  

Es bleiben Vermutungen, schwache Indizien und ein weiterer Name in der langen Liste der Verdächtigen.

Dass dieser – Sickert – ein sehr bedeutender Künstler seiner Zeit war, mag die Kunstbegeisterten von jener Epoche aufregen – ist jedoch für eine weitere, ernstzunehmende Ripper-Theorie zu schwachbrüstig. Und so verliert sie sich nahezu obsessiv in immer absurder scheinenden Indizien, die Sickert mit den Mordfällen in Verbindung bringen sollen.

Cornwells Beschreibung des viktorianischen Londons gelingt hingegen, und fesselt den Leser. Man wird förmlich entführt in diese Zeit und die damaligen Lebensumstände in einem Viertel wie Whitechapel. Den Höhepunkt findet sie hier in der detaillierten Beschreibung operativer Eingriffe in der damaligen Zeit. Lesenswert sind diverse Passagen allemal, ein weiterer Meilenstein in der Ripper-Bibliothek zu werden hat das Buch aber nicht verdient.

Offline thomas schachner

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Rezession Wer war Jack the Ripper? Porträt eines Killers
« Antwort #1 am: 14.01.2005 17:52 Uhr »
hi jtr,

jawoll...sehr gut...so können wir das online stellen.
meinst du, es wäre dir möglich deinen nick zu ändern? so ist das doch recht irritierend, da wir eigentlich im zusammenhang mit dem ripper meist nur von "jtr" sprechen....
wäre echt sehr nett..sollte eigentlich ohne große probleme gehen - wenn nicht, einfach pm an mich....

und unter eine rezension eines jtr-buches, "jtr" als autor zu schreiben ist wohl doch etwas skurril! .-)))

deinen schreibstil finde ich übrigens sehr gut -- wenn du lust hast, könntest du doch auch etwas für unsere site schreiben....tatverdächtige, sickert...na...wie wärs!?


gruss
thomas.
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JtR

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Rezession Wer war Jack the Ripper? Porträt eines Killers
« Antwort #2 am: 14.01.2005 21:52 Uhr »
Nun denn.....bin zwar gerade nicht sonderlich kreativ, aber ich nenne mich in Zukunft hier anders.

Danke für die Blumen! Ich werde hier sicherlich noch das ein oder andere schreiben. Bin aber ein Newbie, und von daher muss ich mich erstmal einlesen. Das Forum habe ich so gut wie durch, und jede Menge Bücher noch vor mir.  :wink:

Offline Claudia

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Rezession Wer war Jack the Ripper? Porträt eines Killers
« Antwort #3 am: 16.01.2005 01:08 Uhr »
Hi JTR!

Gratulation zu Deiner Rezension,sie ist recht treffend und wirklich gut formuliert.Außerdem hast Du sie sehr schnell zustande gebracht,Kompliment...

Was ich eventuell ändern würde(kleine Kritik,muß ja auch sein... :wink: )wäre der letzte Absatz bezüglich damaliger Operationstechniken.Ich stimme Dir zwar dahingehend zu,daß Cornwell hier recht nachvollziehbar rekonstruiert(sicherlich ging es damals nicht gerade zimperlich zu),in Bezug auf Sickert fände ich jedoch erwähnenswert,daß sich die beschriebene Operation so nicht abgespielt haben muß,tatsächlich weiß man ja anscheinend nicht,ob er tatsächlich das beschriebene Krankheitsbild aufwies,geschweige denn,ob es zu den genannten Verstümmelungen kam.Ich finde das insofern wichtig,daß es für Cornwell der wichtigste Tathintergrund ist...

Ansonsten habe ich aber nichts zu meckern :wink:

Mittlerweile habe ich das Buch auch zuende gelesen und es eigentlich auch schon ad acta gelegt,ist in der Tat nichts hervorragendes.Würde man Cornwells Logik auf heutige Gerichte beziehen,wäre es in der Tat so,daß man sich einen beliebigen Verdächtigen nimmt und dieser dann vor Gericht seine Unschuld beweisen müsse,eigentlich eine Umkehrung unseres Rechtsverständnisses.So verstehe ich zumindest solche Dinge wie(überspitzt formuliert):"Ich weiß nicht,ob er(Sickert ) da und da war,also gehe ich davon aus,er war da,beweise mir doch jemand das Gegenteil".
Nunja,Cornwell hätte vielleicht doch bei ihren Krimis bleiben sollen,es wäre besser gewesen...

Grüße,Claudia

The Criminalist

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Rezession Wer war Jack the Ripper? Porträt eines Killers
« Antwort #4 am: 16.01.2005 12:04 Uhr »
Danke für Deinen Kommentar - und selbstverständlich freue ich mich genauso über Kritik!  

Ich meinte weniger Cornwells Aussage bezüglich Sickerts Krankheitsbild, mir ging es in der Rezi eher um die detaillierte Beschreibung der damaligen Zustände an seinem Beispiel. Ob und wieviel sie selbst hinzugedichtet hat, kann ich nicht beurteilen.

Aber ich sehe schon, wir gehen da konform - als Vertreterin der Anklage wäre sie sicher recht flott ausgehebelt worden.

ehem. JtR

Mayella

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Buchempfehlung?
« Antwort #5 am: 02.10.2005 13:37 Uhr »
Hi Ihr!
ich bin neu hier auf der Seite und interessiere mich total für die Geschichte des JTR! Also, habe ich mir gedacht, dass ein Buch mir sicherlich am Besten Infos darüber verschafft. Ich habe bei amazon geschaut und "Das Tagebuch des JTR" hat tolle Kritiken bekommen. Leider gab es da auch eine Rezession, dass erwiesen worden ist, dass die Theorie des Buches nicht mehr tragbar ist. Hat mich ein bissl entmutigt, könnt ihr mir bitte ein Buch zum "Einstieg" empfehlen? Spannend, fesselnd und Infos...

Lieben Dank schon mal im voraus!

Eure Mayella...

allerteuerste

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Rezession Wer war Jack the Ripper? Porträt eines Killers
« Antwort #6 am: 04.10.2005 14:51 Uhr »
also, welches tagebuch meinst du genau? es gibt mindestens drei autoren, die ein werk mit diesem titel verfasst haben (HARRISON / FELDMAN / SKINNER).

was die empfehlung anbelangt, so stellt sich mir die frage, was für eine art werk du zum einstieg lesen willst? eines, dass einen täter favorisiert oder eines, das fakten präsentiert?

obwohl schon älter, ist eigentlich THE COMPLETE JACK THE RIPPER von DONALD RUMBLELOW (1975) sehr empfehlenswert. im übrigen ist es ratsam, werke zu lesen, die nach 1988 veröffentlicht wurden.

zur zeit finde ich , dass THE ULTIMATIVE JACK THE RIPPER COMPANION von STEWART EVANS & KEITH SKINNER so wirklich alles an bekannten fakten beinhaltet.

calcium

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Rezession Wer war Jack the Ripper? Porträt eines Killers
« Antwort #7 am: 13.10.2005 13:23 Uhr »
Hallo.

Allerteuerste, du willst doch nicht allen ernstes einem Neueinsteiger eine englischsprachige Quellensammlung empfehlen??

An deutschen Büchern für newbees kann man wohl nur Cullens Buch empfehlen - und das auch nur mit Bauchschmerzen.

Wenn man halbwegs englisch kann, dann führt wohl kein Weg an Phil Sugden vorbei.

diekralle

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Rezession Wer war Jack the Ripper? Porträt eines Killers
« Antwort #8 am: 13.10.2005 13:35 Uhr »
Sudgen ist absolut spitze, ich würde bei den engl. dennoch Begg mit großem Vorsprung vorziehen. Auch Thomas hat es ja völlig zu recht mal als Referenzwerk bezeichnet.

Gruß

diekralle

calcium

  • Gast
Rezession Wer war Jack the Ripper? Porträt eines Killers
« Antwort #9 am: 13.10.2005 14:14 Uhr »
Hallo.

Nichts gegen Begg, sein Buch ist sicherlich das umfassendste. (also wir reden hier von seinem neuesten Buch)

Begg hat aber wenn ich mich nicht täusche noch nie etwas wirklich neues entdeckt, sondern sich im Prinzip immer bei anderen bedient. Sugden hat mit seinem Buch echt heftig viel Neues entdeckt,  und nicht nur bei den von ihm untersuchten Verdächtigen, wobei es hier am offensichtlichsten ist.
Diese Sachen liest man jetzt natürlich alle bei Begg...

Aber ich stimme dir dahingehend zu, dass man Begg sicherlich auch empfehlen kann. ich ziehe Sugden vor.

allerteuerste

  • Gast
Rezession Wer war Jack the Ripper? Porträt eines Killers
« Antwort #10 am: 13.10.2005 14:21 Uhr »
wie schon angedeutet: je neuer das werk, umso größer die wahrscheinlichkeit, dass auch wissenswertes seiner vorgänger drin aufgenommen wurde.

somit ist begg voller sudgen plus mehr. abgesehen davon sind begg und skinner inhaltlich beinahe identisch (faktenmäßig). meiner meinung nach liest sich begg angenehmer, ist aber letztendlich wohl geschmackssache.

@calcium
bloß weil jemand auf einem fachgebiet (jtr) neu ist, heißt das nicht, das er / sie nicht in der lage wäre, diesbezügliche fachbücher in der oriiginalsprache (zB englisch) zu lesen.

calcium

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Rezession Wer war Jack the Ripper? Porträt eines Killers
« Antwort #11 am: 14.10.2005 12:53 Uhr »
Hallo.

Gegen was englischsprachiges habe ich doch gar nichts gesagt? Habe ja sogar Sugden vorgeschlagen.

Was ich zu Bedenken geben wollte ist das du eine Quellensammlung einem offensichtlichen Neuling empfohlen hast. das ist sicherlich nicht sinnvoll.  :roll:

Naja egal. Sponge over.