Hi
Naja, ganz so negativ war das gar nicht gemeint. Ich fände es schon interessant zu wissen, ob sie hinter das Tor wollte - auch wenn wir dies wohl niemals wissen werden. Diese Möglichkeit würde eventuell einen neuen Tatablauf ergeben und die Tat im Gesamtkontext besser erklären. Deshalb halte ich deine Idee durchaus für interessant.
Denn wenn Polly hinter das Tor wollte, dann hätte dies den Ripper in seiner Tatausführung immens begünstigt, da sein potentielles Opfer von ihm abgelenkt war. Dieser Aspekt hätte ihn schließlich zum Mord bewegen können - die Tat wäre ihm leichter gefallen, die Schwelle zur Überwältigung des Opfers wäre ein Stück geringer gewesen als bei einem direkten Augenkontakt. Für den "ersten" ausgereiften Mord ein durchaus wichtiger Aspekt. Vielleicht war genau dieser Punkt, den Du angesprochen hast, Pollys Verhängnis - wer weiß?
Ich denke, der Ripper hatte bei dem Mord an Polly eine völlig andere psychische Konstitution als beispielsweise bei dem Mord an Chapman. Der Mörder wächst mit seinen Taten, wird professioneller, hochmütiger, größenwahnsinniger. Irgendwann kommt meiner Meinung nach der "Turning Point", an dem die Einschätzung des Risikos versagt. Hier begeht der Täter aufgrund seiner gefühlten Unverwundbarkeit seine ersten gröberen Nachlässigkeiten und Fehler bei der Tatbegehung, weitet seine Fantasien aus, wird zügellos. Beim Ripper dürfte es die Nacht des Double-Events gewesen sein.
Ich denke mir mal, dass der Ripper seine Ungeduld bei Polly noch nicht so zügeln konnte wie bei späteren Taten. Aber im Gegensatz dazu denke ich, dass er bei dieser Tat das Risiko noch vorsichtiger und reeller einschätzen konnte als bei den Folgetaten. Er war also zwar ungeduldiger, aber dennoch vorsichtiger - im Endeffekt dürfte er daher leichter aufgegeben haben, es aber trotzdem vehementer versucht haben, war vermutlicher öfter und länger auf Tour. Er war zu dieser Zeit noch nicht "geboren", und der Weg zur "Ersttat" (als bereits vorgedachte Tat gemeint) ist noch oft geprägt von Ungeduld und besonderer Vorsicht - meiner Meinung nach.
Grüße, Isdrasil
Achja, ich habe mal bei
Begg "The Facts" nachgeblättert: Ich habe nur herausgefunden, dass die Stallungen einem gewissen Mr. Brown gehörten. Doch ob sie benutzt wurden oder nicht immer abgeschlossen waren - keine Ahnung...