Autor Thema: James Stephen und die Theorie von John Wielding  (Gelesen 12733 mal)

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Thomas Schulz

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James Stephen und die Theorie von John Wielding
« am: 10.07.2004 20:45 Uhr »
ich wundere mich ein wenig, dass James Kenneth Stephen auf dieser Site nur ganz am Rande erwähnt wird.

Der bekannte Psychologe Dr. David Abrahamsen kam immerhin auch aufgrund eines psychologischen Profils auf Stephen.
Außerdem „beweist“ John Wielding anhand von drei Anagrammen, dass M.J. Druitt und J.K. Stephen der Ripper waren.

O.K., selbst Lewis Carroll geriet wegen Anagrammen in Alice in Wonderland schon in Verdacht. Bei Wielding habe ich mich allerdings gefragt, ob es wirklich Zufall sein kann, dass man aus drei Ripperbotschaften diese drei Anagramme entschlüsseln kann. Alle passen gut zu den bekannten Fakten und in einem Anagramm wird der Mord an Jane Kelly exakt im Voraus mit Angabe des Datums ankündigt.
J.K. Stephen liebte ja Wortspiele und war ein Meister der englischen Sprache, siehe seine Zeitung - The Reflector - .

Obwohl auch das natürlich kein abschließender Beweis sein kann - wie Wielding behauptet - ist Stephen für mich ein heißer Kandidat, der Ripper zu sein.

Für alle, die sein Buch – Jack the Ripper Revealed – nicht gelesen haben, hier die drei Anagramme:

1)
Ripperbotschaft:
The Juwes are the men
That will not be blamed
For nothing

Anagramm:
F.G. Abberline. Now hate M.J. Druitt. He sent the woman to hell.

alternativ passt auch (von mir):
M.J. Druitt. He sent two heathen woman to hell. F.G. Abberline.


2)
Ripperbrief:
Liverpool. 29th Inst. Beware, I shall be at work on the 1st and 2nd inst, in Minories at 12 midnight, and I give the authorities a good chance, but there is never a policeman near when I am at work.
Yours, Jack the Ripper.

Anagramm:
To Charles Warren:
1.   A Annie Chapmann did not hold Berties 2 souvenirs.
2.   I work at it. I lie in wait. Montague Druitt and I gag a bitch. I rip open  
         Kelly. E.g. the 9th November. I save HRH crown on a 12th stroke.
James Stephen


3)
Ripperbrief:
Prince William Str. L´Pool.
What fools the police are. I even give them the name of the Street where I am living.
Yours Jack the Ripper

Anagramm:
“Come here. I live in a Watling Street harem with people who love to fight fire. I kill.  Can the police trap me?
Yours James Stephen V.R.“


Mich interessiert jetzt vor allem:
Was haltet ihr  von Wieldings These?
Gibt es gute Argumente, die Wieldings Theorie als Hirngespinste entlarven?

Eastsidemags

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James Stephen und die Theorie von John Wielding
« Antwort #1 am: 11.07.2004 12:29 Uhr »
Stimmt, die Wilding-Theorie fehlt hier. Mag daran liegen, dass sie wohl ziemlich an den Haaren herbeigezogen ist. Das Wilding Buch ist ja im Prinzip gar nicht so schlecht, aber wenn er dann anfängt seine Stephen-Druitt-Kombination auszubreiten, da stehen einem doch die Haare zu Berge!

Du hast in einem anderen Thread geschrieben:
"Er war Schriftsteller, ein Liebhaber von Wortspielen. So ein Spass macht ihn doch noch lange nicht zum Täter."
Genau. So einfach ist das. Über Stephen weiss man neben ein paar biographischen Daten nur, dass er Prince Eddy kannte und u.a. ein paar seltsame Gedichte verfasst hat. Außerdem soll er mal ordendlich einen vor den Latz bekommen haben, angeblich von einem Flügel einer Windmühle (aber da gibt es wenn ich mich recht entsinne auch noch eine andere Version). Sonst im Prinzip nichts...
Schon alleine die Behauptung, dass Stephen und Druitt sich kannten, entbehrt jeder Grundlage!

Und wie du ja auch selbst schon festgestellt hast, kann man aus dieser Anagramm-Geschichte alles mögliche formen. Und das ist der einzige "Beweis", den Wilding anführt... finde ich etwas sehr dünn...

Scharfnase

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Nur Bullshit!
« Antwort #2 am: 11.07.2004 15:41 Uhr »
Hi Thomas Schulz,

sei mir nicht böse, aber wenn ich die Worte Ripper, Briefe und Anagramme höre, gehen bei mir automatisch die Fensterläden runter. Das ist einfach nur zusammengeklaubter Blödsinn, der für sich genommen lustig sein mag (wie Verschwörungstheorien), aber eben auch jeglicher ernsthafter Grundlage entbehrt.

Außerdem haben wir doch alle Melvin Harris gelesen, der ja insbesondere Stephen-Druitt auseinandernimmt, bis noch nicht einmal eine faulige Fischgräte davon übrigbleibt. Lass Dir was Besseres einfallen, Schulz!;-)

Gott zum Gruße,
Scharfnase

Thomas Schulz

  • Gast
James Stephen und die Theorie von John Wielding
« Antwort #3 am: 11.07.2004 22:41 Uhr »
zu east:

klar Du hast Recht.
Zu behaupten, aufgrund dieser "Beweisführung", man kenne den bzw. die Täter, ist wirklich ziemlich überheblich.
Allerdings finde ich das Material, nennen wir es "Indizien", das Wilding ansonsten zusammengetragen hat, gar nicht so "dünn".
Wenn ich mir die anderen Theorien so anschaue, irgendwie ist doch alles wahnsinnig spekulativ. Gut, ich gebe zu, diese Theorien kenne ich nur aus dem Internet. Neben Wilding habe ich sonst nur das Buch von Cornwell gelesen. Und im direkten Vergleich, bedenkt man, dass Cornwells Buch aufgrund ihres "Markennamens" wohl das meistverkaufte ist, ist Wilding Sherlock Holmes und sein Buch Pullitzer würdig. Noch mal langsam zum mitschreiben: Alles nur in Relation zu Cornwell. (Vorsicht Ironie).
Das ganze ist doch nur ein netter Zeitvertreib. Um so erstaunlicher finde ich es, dass manche Teilnehmer hier (ich meine jetzt nicht east) sofort auf eine völlig indiskutable persönliche und beleidigende Weise reagieren.

Scharfnase

  • Gast
Sherlock lässt grüßen
« Antwort #4 am: 12.07.2004 05:28 Uhr »
Hi Thomas Schulz,

sei doch nicht gleich eingeschnappt, nur weil ich Deine Theorie nicht gut finde. Das muss doch noch gar nichts heißen.;-)

Sherlock Homes ist aber ein gutes Stichwort, denn der hat sich immer strikt an die Fakten gehalten. Spekulation ist daher das völlig falsche Wort: Es geht um Beweise, Indizien und Wahrscheinlichkeiten. Nur weil wir im Ripperfall wenig wissen, bedeutet das noch lange nicht, dass man jeden noch so großen Unsinn tolerieren muss, der zu dem Thema verzapft wird (Vorsicht ätzende Kritik). Nix anderes habe ich geschieben.

Gott zum Gruße,
Scharfnase

Eastsidemags

  • Gast
James Stephen und die Theorie von John Wielding
« Antwort #5 am: 12.07.2004 18:47 Uhr »
hallo thomas schulz,

wenn es dir nichts ausmacht, englisch-sprachige Bücher zu lesen, dann würde ich dir dieses Buch ans Herz legen:

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/1568362579/qid%3D1089650537/028-9778346-7294904

Von allen mir bekannten JtR-Büchern, die einen Tätern präsentieren, hat mich das vermutlich am meisten zum grübeln gebracht...

Scharfnase

  • Gast
Keine Theorie überzeugt
« Antwort #6 am: 13.07.2004 09:45 Uhr »
Hi ESM,

dass Du Fan von Dr. T und Stewart Evans bist, wundert mich zwar ein wenig, ist aber angesichts der Qualität seiner Ausführungen kein großes Wunder.;-)

Allerdings bin ich mir nicht mehr sicher, ob es derzeit überhaupt legitim ist, einen bestimmten Täter zu verdächtigen. Denn so richtig überzeugend ist wohl keine der Theorien, obwohl Typen wie Tumblety, Kosminski, Barnett, Hutchinson oder Chapman durchaus für die Morde in Frage kommen. Ausgehend vom FBI-Profil sollten wir uns daher auf ein möglichst genaues Täterprofil konzentrieren: Wie könnte der Werdegang eines Mannes ausgesehen haben, der für die Morde verantwortlich ist? Das ist die Frage, die man sich letztlich immer wieder stellen sollte.

Gott zum Gruße,
Scharfnase

Eastsidemags

  • Gast
James Stephen und die Theorie von John Wielding
« Antwort #7 am: 13.07.2004 16:49 Uhr »
naja, ein Fan von Tumblety bin ich sicherlich nicht. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass er nicht der Ripper ist.

Ich sagte nur, dass mich das Buch schon zum grübeln gebracht hat.  :wink:


Es ist immer eine Sache der Herangehensweise. Du bist ja offensichtlich ein Verfechter, sich auf der psychologisch Ebene dem Täter zu nähern, Profiling, etc. Dem kann ich nicht soviel abgewinnen. Ich schaue mir lieber Polizeiakten an. In meinen Augen ist ein Verdächtiger, dessen Name in eine zeitgenössischen Akte auftaucht, "mehr wert" als ein Täter-Profil, da dies nur abstrahieren kann und alles sozusagen auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zusammenschweist. Außerdem basieren Täter-Profile letztlich alleine auf Statistiken. Statistiken sind ja so ein Thema für sich. Churchill hat mal gesagt: "Traue keiner Statisitk, die du nicht selbst gefälscht hast."
Und Tumblety ist mit dem Täter-Profil des Ripper teilweise nur schwer vereinbar (vor allem weil er vermutlich ein warmer Bruder war). Wie gesagt, es ist eine Sache der Herangehensweise.

...und vor allem hat das alles nix mehr mit Wilding zu tun.

Duke

  • Gast
James Stephen und die Theorie von John Wielding
« Antwort #8 am: 24.09.2004 09:24 Uhr »
Was auch interessant ist ,wie ich finde,das der Vater von  James Kenneth Stephen für das Todesurteil von Florence Maybrick verantwortlich war (was später in lebenslänglich umgewandelt wurde). Mr. "Justice" Stephen wurde aber (ich meine) 2 Jahre nach dem Urteil selbst in einer psych.Heilanstalt eingewiesen.Irgendwie hängt alles zusammen :!:  :?:
Gruß
Duke