Autor Thema: The Case Against Jacob Levy!  (Gelesen 4938 mal)

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Offline Lestrade

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The Case Against Jacob Levy!
« am: 16.09.2020 13:45 Uhr »
Ein freundliches Tach!

Vor ein paar Tagen trudelte Neil & Tracy I´anson´s Buch “Jacob The Ripper- The Case Against Jacob Levy“ bei mir ein. Aus zeitlichen Gründen kann ich es momentan noch nicht gründlich lesen. Jedoch blätterte ich bereits ordentlich durch meine Kopie. Ich freute mich auch ungemein, meinen Namen unter “weiteren Dank“ bei den Danksagungen am Ende des Buches lesen zu dürfen. Das war für mich eine große Überraschung und Freude.

Was ich bisher noch nicht entdecken konnte, waren Bemerkungen zu Lewis Levy und John Levy. Lewis Levy lebte 1891 Sion Square Nummer 5 und war quasi Nachbar von Wolf Abrahams (Aaron Kozminski´s Bruder), der 1891 ebenfalls im Sion Square (Nummer 3) lebte. John Levy lebte damals in der Whitechapel Road 254 (siehe Messerfund durch Thomas Coram) und sein Shop wurde offensichtlich von Gertrude Smith für die Betreibung eines Bordells benutzt (siehe Aaron Davis Cohen/ David Cohen). Tracy & Neil unterstreichen noch einmal die Bedeutung, dass der Mitre Square Zeuge Joseph Hyam Levy mit Martin Kosminski bekannt war. Ich hatte damit gerechnet, dass, falls verwandt mit jenen Levys, auch für Lewis Levy das Bekanntsein mit einem weiteren Kosminski als bedeutend zu betrachten wäre. Ähnliches hätte dann ja auch für John Levy gegolten. Möglicherweise ist das garnicht so. Soweit ich mich aktuell erinnern kann, ging das über Hyam Hyams. Seine Frau, Fanny, war eine geborene Levy und ihre Brüder eben Lewis & John Levy. Die Eltern hießen Ann und Barnett Levy, falls ich jetzt richtig liege. Diese Levy lebten bzw. wuchsen alle im und rund um den Mitre Square auf und dürften sich mit hoher Wahrscheinlichkeit gut gekannt haben. Es gab auch Vermietungen über die Familie von Joseph Hyam Levy an die Familie von Ann und Barnett Levy. Ich dachte immer, es handelt sich auch um Cousin und Cousinen aber es scheint nicht an dem zu sein. Erwähnt werden muss, dass dieser Hyam Hyams letztendlich nichts mit dem Hyam Hyams aus Colney Hatch zu tun hatte.

Tracy & Neil erwähnen auch bestimmte Zeitungsartikel, die auch wir hier schon gut diskutiert haben. Bisher entdecken konnte ich den folgenden jedoch noch nicht:

Walthamstow and Leyton Guardian (UK)
Saturday, 10 August 1889

THE WHITECHAPEL MURDER.

The police have just had a severe disappointment, says a London correspondent, in connection with their search for the Whitechapel murderer. They received information of a man exactly answering the description of the person they are looking for. He was a lunatic, and learnt the butchering trade in his father's shop, had become a medical student on his father's death, had absented himself from home frequently at nights without giving any explanation of where he had been, and had written an extraordinary series of letters to the rector of his parish, which parish was in direct communication by a straight line of tram-rails with the very circle within which all the diabolical crimes have been perpetrated. Those letters indicated clearly that the writer was a lewd-minded lunatic, such as the murderer must be, and there occurred in them such ominous and coincidental expressions as threats to "rip up" both his mother and the rector. In fact, every conceivable circumstance about him exactly fitted in with a rational theory of the crimes with him as the chief actor in them, until one discovery upset the entire superstructure. He was at liberty during the whole of the murders except the last of all, when he was safe under lock and key in a private asylum. Until that false link in the chain was found the police certainly regarded the clues as the best they have had all along. Of course, there yet remains the contingency that this latest murder was the work of a fresh assassin, and Dr. Phillips inclines to that opinion from the nature of the mutilations.

Für Jacob Levy als Verdächtigen, wäre dieser sicherlich sehr interessant. Sein Vater starb am 19.3. 1886, seine Mutter am 18 Mai 1888. Bis zu ihrem Tod lebte seine Mutter in den Wentworth Buildings Nummer 198, dahin ging man direkt durch die Nummer 108-119!!! (siehe Stück der Schürze). Sehr wahrscheinlich war die Wohnung noch nach dem Tod der Mutter durch Familienmitglieder besetzt. Jacob´s Bruder Isaac lebte zur Zeit der Morde in der Nummer 214 der Wentworth Buildings.

Mehr kann ich jetzt nicht ausführen, dazu muss ich noch mehr Zeit haben, um alles konzentriert aufnehmen zu können. Das Buch ist einfach gelungen und für Jacob Levy Enthusiasten ein must have, da gut zusammengefasst. Es ist jetzt oder demnächst noch als Kindle- Version und als Paperback zu haben.   

Jacob Levy als möglichen Verdächtigen darzustellen, finde ich angebracht. Natürlich drückt immer ein wenig das Gewissen bei “Verdächtigen“, im Falle von Aaron Kozminski geht mir das genauso, denn sie können vollkommen unschuldige Menschen gewesen sein. Dennoch stehen sie für Persönlichkeiten, die dem wahren Ripper sehr “ähnlich“ gewesen sein dürfen. Wenn man das so sagen darf…

Ich bin, oder besser gesagt, fühle mich überzeugt, dass ein Mann wie Jacob Levy von der Polizei befragt worden ist, nicht nur, weil er zu den Butchern gehörte, die man ohnenhin abklären musste (das wissen wir auch), sondern auch durch sein Auftreten im weiteren “ernst“ genommen wurde.

Wie ich bereits früher sagte, Macnaghten´s Liste könnte auch, imaginär, noch eine Nummer 4 und 5 enthalten haben, wo man Jacob Levy hätten finden können.

Nun, was könnte uns das alles weiterhelfen und sagen?

Wir haben mit dem wahnsinnig gewordenen Jacob Levy und seinem Cousin und Zeugen Joseph Hyam Levy und der Verbindung zu Martin Kosminski eine ernstzunehmende Konstellation. Diese schlägt aber, für mich, auch einen Bogen zu Aaron Kozminski/Woolf Abrahams via Lewis Levy und zu David Cohen via John Levy, selbst wenn keine direkte Verwandtschaft bei den Levys bestand, diese Leute kannten sich. Hier gibt es für Jacob Levy einen weiteren Link zu anderen Kosminkis (und auch zu David Cohen falls ein geborener Kosminski). Ich finde das schon sehr bemerkenswert und denke darüber nach, wie ich das einordnen kann. Da liegen potentielle Verdächtige wie Jacob Levy, Aaron Kozminski, David Cohen und Hyam Hyams (der richtige, der aus Colney Hatch) irgendwie “dicht beieinander“. Und wer weiß, wer wirklich hinter “Kosminski“ steckt.

Dicht beieinander ist auch ein Stichwort. Ich habe ja einst einmal wichtige Punkte auf eine Karte meiner kleinen Heimatstadt gelegt und Whitechapel “nachgestellt“. Ich fand das total erleuchtend, denn es zeigte, was alles so auf kleinsten Raum möglich ist. Da kann vieles zustande kommen, was man so einfach nicht verstehen kann oder was einfach überrascht.

Mir sagt das vielleicht, wenn auch nicht klassisch logisch, dass wir mit diesen Männern auf der richtigen Spur sind. Es gab wahrscheinlich mehr Kandidaten als wir für möglich halten und es könnte sein, dass der Richtige, irgendwo “nahe“ zwischen Jacob Levy, Aaron Kozminski, David Cohen und Hyam Hyams zu finden ist. Nicht nur aus geographischer Sicht und aus Sicht ihrer Persönlichkeitsstruktur, sondern mit ihnen sogar verlinkt war. Das klingt vielleicht hanebüchen (und ist es möglicherweise auch), beschreibt aber meine Intuition wenn ich mich aktuell auf meine Wahrnehmung der Dinge verlege.

Nichtsdestotrotz steht auch Jacob Levy gut allein für einen möglichen Ripper- Kandidaten da. Ich wollte nur einmal meine aktuelle Betrachtungsweise darlegen, die sich in letzter Zeit etwas veränderte und auch mit diesem Buch "befeuert" wurde. Man sehe mir Fehler oder kleine Unkorrektheiten nach, ich schreibe mehr oder weniger, aus Zeitgründen, gerade nur aus dem Bauch heraus.

Beste Grüße, Lestrade.
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Offline Arthur Dent 2

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Re: The Case Against Jacob Levy!
« Antwort #1 am: 06.11.2020 16:42 Uhr »
Hi Lestrade!

Hast du das Buch inzwischen durch?


MfG, Arthur Dent

Offline Lestrade

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Re: The Case Against Jacob Levy!
« Antwort #2 am: 06.11.2020 20:08 Uhr »
Grüß dich, Arthur!

Ja, ich habe es inzwischen durchgelesen. Allerdings auf die schnelle Art, was jedoch auch durch die sehr gute Schreibweise leicht von der Hand ging. Wir waren die letzten Monate mit unserem Umzug beschäftigt und es gibt sicherlich passendere Momente. Jetzt, zum Jahresende, werde ich es sicherlich noch einmal konzentrierter lesen. Wenn man unsere (intensiven) Diskussionen hier mitgelesen hat, bietet das Buch nicht so viele Überraschungen aber eine sensationelle Zusammenfassung des "Verdächtigen" Jacob Levy zeichnet es aus. Leider kam es in den Foren als auch anderswo nicht zu weiteren Diskussionen, was ich (und einige andere) sehr, sehr schade finde. Ich meine Paul Begg hat es gesagt, dass "echte Ripper- Verdächtigen" Bücher es sehr schwer haben, weil sie auf mehr Realität und Wahrscheinlichkeiten beruhen und weniger Raum zum "kaputtreden" bieten. Es gilt mehr den Ripper- Kult anzufeuern als ihn eher in den Bereich der echten Lösbarkeit zu bringen. Dem schließe ich mich an. Ich hätte mehr damit gerechnet, dass Tracy und ihr Vater noch das eine oder andere mit hineinbringen. Nichtsdestotrotz, finde ich es absolut gelungen und fantastisch. Meine Meinung ist, dass jeder, der sich eine wirkliche Vorstellung vom Ripper machen möchte, Bücher wie die über Jacob Levy als auch über Aaron Kozminski lesen sollte. Auch wenn sie möglicherweise nicht der Ripper waren, er war ihnen auf jeden Fall im komplexen Betrachten sehr ähnlich.

Im Buch hätte ich mich zum Beispiel über folgendes gefreut:

Echo
London, U.K.
6 October 1888

ANOTHER POLICE THEORY.

It is pointed out that the murderer, after the commission of his last crime, undoubtedly proceeded from Mitre square, by way of Church passage, Duke street, Houndsditch, Gravel lane, Storey lane, to Goulston street, at which spot all clue appears to have been lost of him. In this neighbourhood he evidently entered one of the notorious houses to which admission cannot be obtained without elaborate arrangements and a certain amount of danger. It would take about ten minutes for a person to get from Mitre square to the neighbourhood, so that the murderer was well away from the scene, and perhaps safely under cover, before Constable Watkins obtained even medical assistance after the discovery of the body. 


Gerade im Bezug zur Adresse des Bruders als auch der Mutter wäre das doch sehr interessant gewesen. In den Foren wurde noch über die Möglichkeit gesprochen, ob es einen Hinterausgang im Gebäudekomplex in der Goulston Street gegeben haben könnte. Sicher ist man sich nicht. Ich hätte dazu noch Ideen, was den Artikel angeht.

Aber wie gesagt, ich brauche auch die Diskussion oder die Ideen anderer bezüglich des Buches, um überhaupt in die Gänge zu kommen. Hast Du es gekauft und gelesen? Das wäre natürlich fantastisch. So könnte zumindest wir das Buch noch mit Gedankengängen erweitern.

Beste Grüße, Lestrade.
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Offline Lestrade

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Re: The Case Against Jacob Levy!
« Antwort #3 am: 06.11.2020 20:21 Uhr »
P.S.: Ich wäre sehr daran interessiert, mit Dir dieses Buch aufzuarbeiten, da ich denke, dass es sehr lohnenswert sein könnte. Wie Du weißt, gibt es bei mir das klare Gefühl, dass Jacob Levy tatsächlich ein Verdächtiger im Ripper Fall gewesen war. Besonders durch die Aussagen von Sagar und Cox als auch durch diverse Zeitungsartikel. Natürlich kann man diese auch mit den Aussagen von Anderson, Swanson, Macnaghten und Co. in Verbindung bringen. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass die City Police Jacob Levy oben auf ihren Zetteln hatten, so wie es die MET mit Kosminski hielten. Am Ende bzw. momentan, sollten man sich damit immer Räume und Möglichkeiten offen lassen. Man weiß ja nie... übrigens hat auch John Malcolm jetzt noch einmal eine leicht erweiterte Version seines "Another Dead End" herausgebracht (siehe "Bücher" im vorherigen Post).
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Offline Arthur Dent 2

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Re: The Case Against Jacob Levy!
« Antwort #4 am: 07.11.2020 14:10 Uhr »
Hi Lestrade!

In letzter Zeit bin auch ich ziemlich eingespannt gewesen, so dass ich mich kaum noch um solche Dinge gekümmert habe, geschweige denn bisher die Muße gefunden hätte, mir das Buch anzuschaffen und es zu lesen. Und das wird wohl auch leider noch für den Rest des Jahres so bleiben.
Aber wenn du sagst, dass es absolut lesenswert ist, weiß ich schon mal, was auf meinen Wunschzettel für Weihnachten kommt. :-)

MfG, Arthur Dent

Offline Lestrade

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Re: The Case Against Jacob Levy!
« Antwort #5 am: 08.11.2020 15:31 Uhr »
Wer, wenn nicht Du, sollte dieses Buch sein eigen nennen?  :biggrin:

Hoffentlich warst Du ganz ganze Jahr über artig, damit der Weihnachtsmann deinen Wunsch erfüllen kann.
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