Hi
Das spricht mir aus der Seele. Ich finde es bedauernswert, dass in der Ripperologie die Tatsache „war im Irrenhaus“ immer noch als wichtiges Indiz gewertet wird. Natürlich sind Serientäter „mental ill“ und natürlich haben Serientäter mehr oder weniger ausgeprägte Geisteskrankheiten bzw. pathologische Störungen. Aber meist wissen wir das erst im Nachhinein. Der ungefasste Täter ist und bleibt im Großteil der Fälle der unauffällige Nobody von nebenan, der freundliche und ruhige Nachbar, der Einzelgänger den niemand wahrnimmt. Der, von dem es niemand gedacht hätte. Von dem es nicht mal Nachbarn oder Verwandte dachten, ja manchmal sogar nicht die eigene Frau.
Alleine aus Selbstschutz versuchen diese Menschen, so normal und unauffällig wie möglich zu bleiben.
Es gibt sicher eine Schnittmenge der Wahnsinnigen und der Serienmörder, keine Frage. Aber ich sehe es ebenso als unsere Verantwortung an, der Welt mitzuteilen, dass Geisteskrankheiten und Gewalttätigkeit keine untrennbare Einheit bilden, sondern vergleichsweise eher selten zusammentreffen. Ich sehe es als gesellschaftlich wichtig an, diesem Klischee entgegen zu wirken, auch wenn es wie überall Ausnahmen gibt und immer geben wird.
Es gibt einige Kandidaten in der Ripperologie, deren Bild von anderen Tatsachen ergänzt wird. Kosminski zum Beispiel. Da kann das Einsitzen in bestimmten Institutionen eher ergänzend wirken. Da gibt es zumindest mal Indizien, die zusammengenommen ein Bild ergeben. Die namentliche Erwähnung in verschiedenen Dokumenten sticht hier besonders hervor.
Aber den Punkt „war im Irrenhaus“ schon als bloßes Argument zu nehmen, wie es so manche Ripperologen tun, das ist schwach in der Argumentation, nicht mehr zeitgemäß und ethisch bedenklich, wie ich finde. Da gehört mehr dazu.
Grüße, Isdrasil