Hallo Phil,
Ich gehe davon aus, dass der Ripper schon längere Zeit die Gegend des East End gestalkt hatte. Wohlmöglich jahrelang und mit zunehmender Intensität. Ehe es zu einem ersten Angriff, geschweige denn zu einem Tötungsdelikt kam, war sicherlich eine Menge Wasser die Themse heruntergeflossen. Auf dem Höhepunkt, also um die Zeit der Kanonischen Fünf, dürfte er sicherlich die meisten Nächte unterwegs gewesen sein. Ich würde auch wetten, dass er ein Nachtmensch war, was aber nicht bedeutet, dass er auch regelmäßig am Tage unterwegs gewesen war bzw. gesehen wurde. Die nächtliche Zeit wird aber definitiv überwogen haben. Nun wird es immer mal wieder Zeiten oder Tage gegeben haben, wo er das weniger ausgeführt haben wird, sprich Krankheit oder diverse Handicaps bzw. (und das passt zum Typ JtR) auch Aufenthalte in Anstalten oder Gefängnissen.
Bis solche Phantasien in die Tat umgesetzt werden, vergehen sehr viele Jahre. Diese Täter fangen klein an und bewahren sich diese Option durchaus auch für später auf, für Zeiten, an denen sie ihre Phantasien bereits zum größten Teil umgesetzt haben.
Nun wissen wir, dass der Ripper an Wochenende oder Feiertagen zugeschlagen hat und resümieren daraus, dass er in der Woche arbeiten gewesen war und am Wochenende seine freie Zeit nutzte. Natürlich ist dies naheliegend aber auch fatal, sich keine Alternativen für dieses Szenario zu suchen. Wie wir wissen, nehmen sich diese Art von Täter auch Trophäen mit, sprich Schmuck oder Kleidungsstücke und natürlich auch Körperteile/Organe. So auch im Ripper- Fall. Ein solcher Täter braucht entweder ein gutes Versteck, um diese Trophäen zu verbergen oder er lebt alleine und ist somit sicher vor Entdeckung. Dass ändert jetzt noch immer nichts an seinem Arbeitsrhythmus und noch immer gilt die erste, oben erwähnte naheliegende Variante, aber es würde genauso gut funktionieren, wenn ein solcher Täter nur an den Wochenende oder Feiertagen alleine ist. Und das, so glaube ich, war bei Jack the Ripper der Fall. Er war nicht die ganze Woche über alleine, sondern es boten sich für ihm am Wochenende die Gelegenheiten alleine zu sein. Dafür hätte er nicht arbeiten müssen. Vielleicht war dies nicht an jedem Wochenende und jedem Feiertag so aber sicherlich regelmäßig. Und diese Konstellation gehörte auch zu seiner Entscheidung, ob er nun bei seinen nächtlichen Aktionen zuschlägt oder nicht. Natürlich gab es noch viele weitere Entscheidungskriterien aber ein sicherer Rückzugsort hatte bei ihm sicherlich Priorität. Hätte er ihn immer gehabt, zu jeder Zeit, dann wären die Mordintervalle noch viel kürzer gewesen. Davon bin ich überzeugt. Er wird auch dann unterwegs gewesen sein, wenn er wusste, dass er nicht morden kann. Dann wird er sich auch wieder seine üblichen, früheren Attacken und Bedrohungen an Prostituierten ausgeführt haben, sprich von hinten überfallen, würgen, mit dem Messer bedrohen, Angst einjagen, zu Boden werfen etc. oder auch an frühere Tatorte zurückgekehrt sein, um das erlebte immer wieder erneut nachzuspüren. Ich bin überzeugt, dass vor der Mordserie und auch während dieser, viele Ripper- Angriffe gar nicht gemeldet wurden. Er schlug zu, wenn seiner Meinung nach alles passte. Bei Stride hatte er Pech und sicherlich wird es Frauen (Prostituierte) gegeben haben, die ihm gerade so entkamen und einer Attacke ausweichen konnten oder gar noch rechtzeitig mit ihm gestört wurden. Ich kann mir gut vorstellen, dass richtig betrunkene Prostituierte überhaupt nicht mitbekamen, was da um sie herum passierte und sie letztendlich gerettet wurden, weil er sich es noch einmal überlegte oder plötzlich jemand in der Szenerie auftauchte und der Ripper vom Opfer abließ. Oder die Opfer empfanden ihn als verdächtig und ließen sich nicht auf ihn ein.
Der Ripper agierte schnell und eilig und risikoreich. Er wollte schnell töten, um eilig an sein eigentliches Ziel zu gelangen, den Verstümmelungen und den Organen des Unterleibs. Das war sein Sex, darum ging es ihm. Nur bei Kelly bot sich die Gelegenheit, dass zu machen, was nahe an seiner Endphantasie lag. Was wir bei Kelly sehen, daraus bestand seine Phantasie und seine Sexualität. So sah der Ripper im Kopf aus. So sah seine Handschrift aus. Unheilbar gestört. Wir wollen immer wissen, wer der Ripper war, dabei müssen wir nur auf Kelly schauen, um es zu sehen. Er konnte auf der Straße nur schnell, eilig und risikoreich agieren, wenn es für ihn alles passte und dies wird nicht immer der Fall gewesen sein, eher seltener aber der Versuch, diese Konstellation zu erreichen, wird immerwährend präsent gewesen sein. Da gab es Tage, da konnte er sich nur fit halten und da gab es Tage, da wusste er, dass er morden kann.
Wie oft war er unterwegs? So lautet die Frage.
Meine Antwort:
Nahezu jede Nacht!
Beste Grüße, Lestrade.