Autor Thema: Das leidige alte Thema - Kartenmaterial  (Gelesen 7348 mal)

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Andromeda1933

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Das leidige alte Thema - Kartenmaterial
« am: 29.01.2013 18:28 Uhr »
Ich trau mich kaum, weil Ihr meine Frage bestimmt schon oft gehört habt.
Kann mir von Euch jemand sagen, ob man irgendwo (abgesehen mal von amazon.co.uk) vernünftiges Kartenmaterial zu London um die Jahrhundertwende bekommen kann? Am besten vielleicht, ohne gleich einen Kredit aufnehmen zu müssen.
Ich habe nur die unvollständige aber hübsche Karte vom London Dungeon, die Ihr vermutlich alle kennt.

Offline Lestrade

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Re: Das leidige alte Thema - Kartenmaterial
« Antwort #1 am: 30.01.2013 10:35 Uhr »
… was ich noch gefunden habe, gerade eben, wäre das hier von Geoff Cooper:

http://www.jacktherippermap.com/

Wäre wohl auch für einige andere hier interessant.

Eigentlich bekommt man es (oder ähnliches) nirgends mehr:

Jack the Ripper - Whitechapel Map 1888 & Map Booklet 1888
Geoff Cooper, Gordon Punter

Wer Erfolg damit hat, bitte Bescheid sagen, vielleicht schreite ich auch zur Tat. Ansonsten bin ich mit meinen Unterlagen und Möglichkeiten auch so sehr zufrieden.

Ansonsten denke ich, ist diese Karten- Geschichte viel wichtiger als viele meinen würden. Die Räumliche Vorstellung von der Area East End, so meine Erfahrung, ist oft mehr als fehlerhaft. Viele stellen sich den Bereich immer größer vor als er in Wirklichkeit ist und war. Die ganze Geographie, das ganze Straßennetz, ist in den Vorstellungen meist sehr weit von der Realität entfernt.

Schade, dass es für die meisten so schwer ist, an gute Übersichten zu kommen.

Wir erwähnen hier oft in den Diskussionen Straßen, die oft in ihrer eigentlichen Wichtigkeit und in ihrem Zusammenhang zu anderen Themen untergehen.

Ein gutes Beispiel sind die Ereignisse, rund um die drei jüdischen Zeugen Lawende, Levy und Harris aus der Duke Street (ich erwähnte es vor einer Weile hier schon einmal). Ihr wahrscheinlichster Weg, nach dem passieren von Eddowes mit dem unbekannten Mann, war die Duke Street herunter, wo Lawende wohl an einer “Kreuzung“ Richtung Fenchurch Street ging, während Levy und Harris genau entgegengesetzt heimgingen, nämlich Richtung Aldgate High Street und an der Butcher´s Row vorbei. Lawende war mit der Fenchurch Street beruflich verbunden und Levy, als Butcher, lebte hinter der besagten Butcher´s Row. Harris wohnte ganz nah an der Goulston Street. Der Fluchtweg des Rippers vom Mitre Square, dürfte mit aller Wahrscheinlichkeit nach über die Wohnhäuser in Gravel Lane/Stoney Lane verlaufen sein. Um es abzukürzen, er floh direkt in Richtung Levy und Harris, je nachdem, welchen Abzweig er am Ende wählte. Schaut man neben der Geographie auch noch auf den Zeitfaktor, so entsteht eine gute Quote in der Wahrscheinlichkeit, dass Levy und Harris, den Mann aus der Duke Street ein zweites Mal (oder eben erstes Mal) sahen. In diesem Falle, hätte es gar nichts mit einer unmittelbaren Tat zu tun gehabt haben müssen, sondern der Ripper hätte schlicht und einfach, aufgrund seiner Flucht, “verdächtigt gewirkt“ haben können.

Lawende beobachtete das Pärchen an der Church Passage in der Duke Street etwas genauer, als es Levy und Harris taten, auch wenn Levy den Typen bzw. beide Personen, intuitiv nicht über den Weg traute, muss er den Mann nicht zwangsläufig in dieser Situation wiedererkannt haben. Ich sage speziell in dieser Situation. Levy´s Verhalten bei der Anhörung ist bekannt.
 
In dieser Beschreibung fallen wichtige Straßennamen, wenn man sie sich auf einer Karte markiert, erkennt man erst die Dichte dieses Netzes und das ein erneutes bzw. gar ein erstes Aufeinandertreffen von Levy oder Harris mit dem Ripper, nicht ein großer Zufall hätte sein können, sondern unter Umständen fast folgerichtig geschehen sein könnte.

Die letzte Zeit brachte einige aufregende Fortschritte bezüglich des Verdächtigen Aaron Kozminski. Hält man sich da an die wesentlichen Fakten fest, dann könnte dieser Aaron Kozminski Ende 1890/ Anfang 1891, der Kosminski gewesen sein, der in ein Seaside Home gebracht wurde. Zu dieser Zeit, wäre das Seaside Home in Brighton, wohl dasjenige gewesen, welches Swanson erwähnte. Die Frau des Zeugen Joseph Hyam Levy, seine Amelia, starb in Brighton. Sie starb dort, obwohl sie als Pärchen ganz woanders lebten. Die Levys, Joseph Hyam Levy, hatten also eine Verbindung nach Brighton, wie die auch immer aussah. Nun sehen wir eine sterbende Frau in Brighton, wir wissen von einem Erholungsheim für Polizisten in Brighton und wir kennen ein jüdisches Erholungsheim in Brighton, nahe des der Polizei. Der Verdächtige wird nach Brighton gebracht in ein Erholungsheim für Polizisten, vielleicht aber auch dahin, weil nur wenige Minuten entfernt, ein jüdisches Heim vorhanden ist. Die Levys waren Juden.

Joseph Levy war mit Martin Kozminski bekannt. Nun, es ist nicht bekannt, ob eine Beziehung zwischen den Familien von Aaron Kozminski und Martin Kozminski bestand. Martin hatte einen Bruder, Jacob Kozminski. Der Nachbar von Joseph Levy war nun ein gewisser Jacob Koski. Wie bereits angedeutet, sie lebten hinter der Butcher´s Row, in der Hutchinson Street Nummer 1.u.2. Die Frau von Martin Kozminski, stammt aus dem angrenzenden Bereich, Houndsditch.

Für Joseph Hyam Levy ergibt sich da eine merkwürdige Kette, wie ich finde:

Duke Street/Church Passage/ Mitre Square/- Fluchtroute des Rippers- Butcher´s Row- Martin Kozminski- Brighton- Identifizierung eines Kosminski (wahrscheinlich Aaron Kozminski) in Brighton

Rein intuitiv würde ich sagen, ist dies ein bisschen viel.

Nach meinem heutigen Kenntnisstand würde ich sagen, platzte im Seaside Home lediglich das Alibi des Verdächtigen durch den Zeugen. Ein Alibi, dass Familie und vielleicht Freunde der Familie den Verdächtigen verpassten und welches lange hielt.

Nun könnte man schnell sagen, die Goulston Street zielt doch eher in Richtung Harris. Nun ja, wir wissen nicht, ob Levy Harris heimbrachte oder ob sich Harris bei oder in der Nähe von Levy verabschiedete. Desweiteren sieht es so aus, dass der Ripper tatsächlich verfolgt wurde und so besteht die Möglichkeit, dass er sich kurzzeitig verstecken musste und dies könnte er in Richtung Levy, in Richtung Butcher´s Row getan haben. Mit dem zeitlichen Auffinden von Eddowes Schürzenteil, würde dies auch passen. Wollte der Ripper nach Hause, hatte er es vielleicht gar nicht so eilig in jener Nacht. Der erste Tatort in jener Nacht, Berner Street, lag unmittelbar an den wohl wahrscheinlichsten Wohnort von Aaron Kozminski zu dieser Zeit, nämlich die Providence Street. War Aaron Kozminski der Ripper, wäre es für ihn sicherlich sehr gefährlich gewesen, mit blutiger Kleidung, einer Niere und andere Trophäen dort so früh aufzutauchen. Da gab es sicherlich Furcht vor Personenkontrollen und Hausdurchsuchungen. Umso beachtlicher ist hierbei die Lodger Geschichte nur eine Straße weiter, in der Batty Street. 

Levy muss den Mann mit Eddowes nicht sofort erkannt haben. Aber er hätte während der folgenden 20min.-30min., jemanden getroffen haben können, wo er sich nicht sicher war, ob er ihn für den bereits gesehenen Typen halten sollte oder nicht.

Nun wissen wir mittlerweile, dass Jacob Cohen, der bei der Einweisung von Aaron Kozminski anwesend war, ein ebenfalls erfolgreicher Butcher aus Manchester gewesen war, der auch in London geschäftlich aktiv wurde. Gut möglich, dass er Aaron Kozminski irgendeine Tätigkeit im Bereich der Butcher´s Row verschaffen konnte. Wie auch immer die aussah. Nun muss Aaron Kozminski nicht als Jude erkennbar gewesen sein aber Levy arbeite ganz in der Nähe und könnte ihn wiedererkannt haben. Auch Nicht-Juden hatten ihre Geschäfte dort. Gepaart mit Gerüchten über diesen seltsamen Mann (siehe auch Sagar) und der Rückerinnerung an eine furchtbare Mordserie vor 2 Jahren, könnte ich mir gut vorstellen, dass es einem Menschen, wie z.B. Levy, plötzlich furchtbar auf den Magen geschlagen wäre.

Vielleicht nutzten die Levy´s Brighton zu ihrer Erholung, egal in welchem Zusammenhang. Vielleicht ist dort irgendetwas vorgefallen, wo Levy die Polizei, bezüglich des Ripper- Falles, auf den Plan rief.

Ich denke, es ist ein gutes Beispiel, wie dringend eine gute Karte ist, um sich das alles räumlich und in der richtigen Größe vorzustellen. Ansonsten ist man ja zum größten Teil in meiner Hypothese verloren.
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Offline Lestrade

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Re: Das leidige alte Thema - Kartenmaterial
« Antwort #2 am: 31.01.2013 11:19 Uhr »
Habe mir dennoch das Buch und die Karte für insgesamt 20 Euro heruntergeladen und bin sehr zufrieden.

Bin nun noch mehr bezüglich meiner Hypothese überrascht, gerade wenn man sich alles so haarklein ansehen kann.

Levy hatte es in der Duke Street am dichtesten gehabt um heim in seine Hutchinson Street zu gehen. Lawende und Harris hatten es da etwas länger. Da er sich schon entschied, Lawende zu begleiten, läge es nicht allzu weit weg, dass er auch Harris nach Hause brachte. Vielleicht noch ein längerer Chat zwischen Beiden?  Ich weiß es nicht.

Die Route für Levy zurück in die Hutchinson Street, hätte dann die Goulston Street kreuzen können (nahezu müssen) und ganz auch besonders dann, wenn er den Abzweig New Goulston Street gewählt hätte.   

Der Ripper floh über die Goulston Street. Wie auch immer sein Fluchtweg aussah, er war von seiner Flucht vom Mitre Square irgendwann dort gelandet. Er wählte eine nördliche Route. Handelte es sich um Aaron Kozminski, musste er nach Süden um zu Hause zu landen.

Levy wählte von der Duke Street (am Mitre Square) eine südliche Route um nach Hause zu kommen. Er musste also Richtung Norden wieder heim. Es gibt eine gute Chance, dass Levy durch oder um die Goulston Street ging.

Um es kurz zu machen, Levy und der Ripper (Aaron Kozminski?) hätten sich in oder nahe der Goulston Street in die Arme laufen können. Und das, nachdem beide sich schon an der Church Passage (Duke Street/ Mitre Square) begegnet waren (unwissentlich möglicherweise).

Die wären dann im Kreise aufeinander zugelaufen.
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Re: Das leidige alte Thema - Kartenmaterial
« Antwort #3 am: 06.02.2013 22:35 Uhr »
By the way:

Wer sich die Karten gekauft hat und sich den Bereich um die Greenfield Street genauer ansieht, der wird feststellen, dass anstelle der Yalford Street und der Coke Street, eine New Street bzw. eine Charles Street eingezeichnet ist. Warum, kann ich nicht vollständig nachvollziehen. Die Yalford Street wurde später zur New Street und die Coke Street zur Charles Street. Ich fand aber einen Hinweis, da sowohl die Yalford Street als auch die New Street gleichzeitig erwähnt werden. Nun kenne ich die Geschichte dieser Mini-Straßen alles andere als genau, es kommt mir aber so vor, dass ein Teil dieser einen Straße, für einige Zeit als New Street und ein anderer Teil als Yalford Street geführt wurde. Eine Art bebauter Zwischenraum mit je einem Bürgersteig. Die Charles Street existiert heute noch, die New Street/Yalford Street verschwand von der Bildfäche.
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