Hallo Stordfield und Lestrade!
Schachner zufolge wurde das „St. Judes Vigilance Committee“ wenige Tage nach dem Mord an Martha Tabram gegründet.
Ich weiß zwar jetzt nicht, ob die Leute im East End schon beim Mord an Tabram von einem Serienkiller ausgingen, aber man darf dabei nicht vergessen, dass ganz allgemein die Situation in dem schnell wachsenden Ghetto East End mit den Jahren immer schlimmer geworden war, auch weil die Stadt in der Vergangenheit zu wenig getan hatte, um dieser Entwicklung etwas entgegenzusetzen. So wurde z.B. das Personal der Polizei nicht entsprechend des Bevölkerungswachstums aufgestockt, sondern nur unterproportional vergrößert usw.
Wenn man dann noch bedenkt, dass es bereits seit Anfang des Jahres 1888 mehrere zum Teil tödliche Messerattacken auf Frauen gegeben hatte, die natürlich von der Sensationspresse marktschreierisch ausgeschlachtet wurden, kann man nachvollziehen, dass die Besorgnis im East End mit dem grausamen Mord an Martha Tabram ein Stadium erreichte, welches einige Bewohner schließlich dazu bewegte, zum Selbstschutz zu greifen, sich zu organisieren und eine Bürgerwehr zu gründen.
Da gab es z.B. jene Gerüchte über einen brutalen Mord an einer „Fairy Fay“ zum Jahreswechsel, die letztendlich tödliche Messerattacke auf Annie Milwood am 25. Februar, den Messerangriff auf Ada Wilson am 28. März und den tödlichen Überfall auf Annie Smith am 2. April.
Die Leute mochten zwar Alltagskriminalität wie Diebstahl, Schlägereien usw. gewohnt sein, interessanterweise gab es der Kriminalstatistik zufolge jedoch damals nur relativ wenige Morde im East End – so dass das grausame Abschlachten von Frauen mit dem Messer eben keineswegs „alltäglich“ war.
Die Police Constables, die Streife liefen, verfügten außer ihrem kräftigen Körperbau nur über einen Schlagstock als Waffe, mit Revolvern war nur die Kriminalpolizei ausgestattet – ein weiterer Hinweis darauf, dass lebensgefährliche bewaffnete Angriffe trotz allem eher selten gewesen waren.
Eine Zunahme tödlicher Messerangriffe auf wehrlose Frauen könnte in den sich verschlimmernden sozialen Bedingungen also durchaus für einige Bewohner bereits das Fass zum Überlaufen gebracht haben, schon bevor man explizit von einem umherschleichenden Serienmörder ausging.
MfG, Arthur Dent