Ich habe ganz bewusst zwei völlig unterschiedliche Typen von Serienkillern gegenübergestellt, um aufzuzeigen, dass es überhaupt nicht einfach ist, beide mit ihren Taten in Verbindung zu sehen. Bei jemand wie Ted Bundy ist das nahezu unmöglich. Du kannst mit ihm zusammenleben und nichts bemerken. Du kannst auch mit Jack the Ripper zusammenleben und über seine Probleme wissen aber ab welchen Punkt bringst Du ihn mit Morden in Verbindung? Im Gegensatz zu Ted Bundy, zeigt er psychische Auffälligkeiten, manchmal ist er stark depressiv, du siehst, wie er mit sich selbst redet, hast den Eindruck, er sieht etwas was nicht da ist. Aber außerhalb dieser Zeiten ist er ganz normal. Wenn es ihm nicht gut geht, schaffst Du es ihn in eine Einrichtung zu bringen. Wir reden ja auch von 1888, da konnte keiner die Apothekenrundschau lesen oder Google befragen. Menschen hatten eben so etwas. Solange es ging, hat man es akzeptiert. Aaron Kozminski soll ja schon 6 Jahre lang, von 1885 an, Symptome gezeigt haben. Jeder Patient hat seine eigene Geschichte mit seiner Krankheit, er unterliegt einem Prozess, an dem sein Umfeld teilnehmen muss. Natürlich wird das von Jahr zu Jahr schlechter und war damals unbehandelbar. Seine möglichen Tötungsabsichten, seine möglichen Verstümmelungsfantasien, wird man in seinem Falle jahrelang nicht bemerkt haben. Wer kommt auch auf so etwas? Und dann bist Du wieder bei Ted Bundy, warum soll er das alles getan haben? Das war, was ich meinte. Als Angehöriger hast Du keinen Grund sie mit solchen Verbrechen in Verbindung zu bringen. Egal ob äußerlich gesund oder mit Phasen, an denen jemand psychische Probleme zeigt. Warum sollte jemand der vor sich hinmurmelt oder Schatten sieht, Frauen töten und verstümmeln? Wo ist der Zusammenhang zwischen dem und Leichen auf der Straße? Es gibt erst einmal keinen. Aber seine Familie könnte etwas an ihm während der Mordserie, erst dann, bemerkt haben, dass ein Zusammenhang zu den Verbrechen bestehen könnte. Ein Beispiel habe ich geschildert. Die Wahrscheinlichkeit etwas zu entdecken, ist bei Tätern wie Jack the Ripper höher als bei Ted Bundy Typen. Als Angehöriger kommst Du dann, wenn du etwas bemerkt hast, ins Grübeln. Du machst dir Gedanken. Du verdrängst zunächst vielleicht, bis du erkennst, dass neben seiner Erkrankung auch noch etwas anderes im Background existiert. Plötzlich siehst Du das und all deine Erfahrungen mit ihm in einem anderen Licht. Das meinte ich, dass der Groschen bei jemand wie Aaron Kozminski erst nach und nach fiel. Bei der Familie und eventuell auch bei der Polizei. Für die war dieser Mann vielleicht etwas bekloppt manchmal aber ansonsten ruhig und harmlos, genau wie der klassische Psychopath keinen Grund zu einer wirklichen Verdächtigung für sie gegeben hätte.
Ich denke, es ist ein Fehler zu glauben, dass man nach den Morden an Nichols und Chapman einfach durch die Straßen gehen und auf Kosminski mit den Finger zeigen und sagen konnte: Sein ganzes Verhalten zeigt den Whitechapel Mörder, verhaften! Er hatte zunächst keinen Nachteil gegen den Bundy Typ. Aber die Zeit, dass jemand etwas bemerkt und einschätzt kam näher. Und das ist das, was ich denke, das es passiert ist. Aber an diesem Punkt musste man erst einmal kommen. Ich denke nicht, dass Kosminski der Typ war, den die Menschen noch die Polizei erwartet hatten, was immer sie auch erwartet hatten, vor, während oder nach der Mordserie. Ich denke, Jack the Ripper war eine arme Sau, der dabei war, den Verstand zu verlieren und das auch dann recht schnell geschah. Sein Fall ist letztendlich ganz einfach und er nicht spektakulär. Diese mögliche Einfachheit irritiert viele Interessierte. Die Ted Bundy Morde waren ein unvergesslicher Fall eines “großen“ Mannes, der ja fast genial war. Ihn wären wir alle auf den Leim gegangen, faszinierend. Der Jack the Ripper Fall ist eine gewaltiges Stück Geschichte eines “kleinen“ Mannes, den wir alle beim Bäcker ans Ende der Schlange geschubst hätten. Ted Bundy haben die Leute die Schuhe gebunden, Jack the Ripper hätte den Leuten die Schuhe gebunden.