Hi
Hui, hier geht`s ja richtig ab!
Natürlich sind die Einwände absolut nachvollziehbar: Shadow Ghosts eingeworfenes Problem der „Rückrechnung“ und der Streuung, ebenso Lestrades erwähntes Problem der erweiterten Logik im Bereich der menschlichen Eigenschaften (wenn A+B=C und D+B=C, dann muss A=D sein).
Das Problem ist, man kommt durch die gegenseitige Konfrontation mit mathematischen Beispielen nicht wirklich auf einen grünen Zweig, da wie ich glaube die Psychologie noch nicht soweit ist und noch lange nicht soweit sein wird…ich denke, dass ist eine Art Glaubensfrage, denn wir können nicht wirklich sagen, wieweit die Fortschritte in den Bereichen Profiling und Täterpsychologie noch gehen werden. Meine persönlichen Prognosen fallen eher positiv aus, denn es gibt schon derartige erkennbare Regeln, deren Mechanismen wir nur leider noch nicht verstehen, ebenso bedingen sich geistige Eigenschaften gegeneinander.
Werden wir einmal konkreter. Da wäre zum Beispiel das Ausweiden der Opfer. Ich möchte mir nicht anmaßen, alle Serientäter zu kennen und gewiss gibt es auch hier wieder – wie so oft – eine Ausnahme. Aber das eigenhändige Ausweiden der Opfer und Platzieren der Organe neben den Opfern scheint zu 99% eine MÄNNLICHE Sache zu sein. Doch weshalb ist das so? Was bewegt Männer dazu, was hält Frauen davon ab?
Und genau hier wären wir an dem Punkt, an dem psychologische Regeln greifen, diesmal anhand des Beispiels geschlechtlicher Unterschiede. Es scheint einen eklatanten Unterschied zwischen weiblicher und männlicher Verarbeitung bestimmter Präpositionen zu geben. Beide Geschlechter werden in der Kindheit missbraucht, erleben Mobbing, Rückschläge, Enttäuschungen. Trotz Allem reagieren Mann und Frau anders. Wir sind hier genau an dieser Rückrechnung dran – von der Tat direkt zur größtmöglichen Eigenschaft, dem Geschlecht. Natürlich spielen körperliche Hormone eine große Rolle. Auch die berühmte Stirnlappenanomalie. Diese jedoch wirken sich unmittelbar auf das Wesen und damit auf die Handlungen aus. Und die überaus komplexe und hier nicht zu beantwortende Frage lautet: Wie sieht der Weg von der Tat zum Geschlecht aus und wo ist der Punkt, an dem sich männlich und weiblich trennen.
Mich würde zum Beispiel interessieren, wie Frauen auf diese Stirnlappenanomalie reagieren. Wir kennen zuhauf männliche Serientäter und haben herausgefunden, dass 9 von 10 der pathologischen männlichen Tätern diese Anomalie aufweisen. Aber wo sind die Frauen? Auch sie müssen doch diese Anomalien aufweisen? Oder eben nicht? Und wenn nicht – warum?
Die Taten des Rippers haben grob behauptet auch für 99% von uns männlichen Charakter. Genau hier beugen wir uns psychologischen Regeln und verstehen eigentlich gar nicht, wieso. Genau hier gehen wir den Schritt von „Egoist“ zu „Einzelkind“, indem wir sagen „Taten des Rippers“ zu „Mann“. Und das ist Tiefenpsychologie deluxe (natürlich sind wir auch durch Zeugenaussagen und der Tatsache der Prostitution beeinflusst, ich wage aber mal zu behaupten, dass wir auch ohne diese Prämissen eher einen Mann als Täter vermuten würden).
Wenn solche Dinge verstanden sind, sind wir einen entscheidenden Schritt weiter. Aber das tun wir noch nicht und es wird noch sehr, sehr lange dauern…
Grüße, Isdrasil (Superintendent, Spezialist für schwammige Angelegenheiten)