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Die Ripper-Briefe => Die Ripper-Briefe => Goulston Street Graffiti => Thema gestartet von: Isdrasil am 09.10.2006 12:14 Uhr

Titel: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 09.10.2006 12:14 Uhr
Hi

Es würde mich interessieren, ob die Polizei trotz dem Versuch, das GSG zu vertuschen, die Einwohner des betroffenen Hauses näher untersuchte. Wurden diesbezüglich Anstrengungen unternommen? Ist bekannt, wer in diesem Gebäude lebte?
Ich habe da einen Gedanken, und für den wäre diese Information von Bedeutung.

Grüße, Isdrasil
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Alexander-JJ am 09.10.2006 13:32 Uhr
Das GSG wurden nicht "vertuscht" sondern von Warren wegen befürchteter anti-jüdischer Proteste abgewischt. Zudem hatte sich die Polizei schon bei John Pizer, der "Lederschürze", lächerlich gemacht. Sie wollten wohl vermeiden das Juden erneut und möglicherweise wieder fälschlich als Täter in Frage kommen. Pogromstimmung war jedenfalls latent verhanden. Die Sache war also für die Juden nicht ganz ungefährlich (ok, das East-End an sich war so oder so gefährlich).

Es war Treppeneingang, Hausnummern 108-119, in denen der blutverschmierte Teil der Schürze gefunden wurde. Daneben bzw. darüber war das GSG.

In dem Haus wohnten, soweit ich weiß, tatsächlich Juden. Ich denke schon das die Polizei wusste er dort wohnt. Das war sicher kein Geheimnis. Und überprüft wurden diese Leute sicher auch.


 :)
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 09.10.2006 14:24 Uhr
Das GSG wurden nicht "vertuscht" sondern von Warren wegen befürchteter anti-jüdischer Proteste abgewischt.

Ja, weiss ich doch....war eine schlechte Wortwahl meinerseits...kleiner Seitenhieb: Da hätte ich wohl mal Korrektur lesen sollen  :icon_wink:

Auf was ich hinaus will, sind die Namen der Einwohner. Doch wie du schon sagtest, waren diese der Polizei sicherlich geläufig.
Trotzdem: Gibt es Quellen, aus denen hervorgeht, das der Ort des Geschehens unter die Lupe genommen wurde?

...aber schonmal Danke für die schnelle Antwort und die Information!
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Claudia am 09.10.2006 20:00 Uhr
Hi Isdrasil!

Soweit ich es in Erinnerung habe (bin grad zu faul zum nachschauen ), hat der Streifenpolizist das Haus in Augenschein genommen. Ich nehme an, daß auch Bewohner befragt wurden.

Sonst weiß ich auch nur ( wie Alex schon sagte) daß zumindest einige Bewohner offenbar Juden waren. Namen sind wohl nicht aktenkundig...

Darf man fragen, welche Überlegung Du da gerade angestellt hast, würd mich interessieren...?

Grüße, Claudia
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 10.10.2006 12:06 Uhr
Hi Claudia

Nun ja, mein Gedanke beruht auf der Überlegung, welchen Sinn das GSG für den Ripper hatte und was genau er damit bezweckte.

Meine Überlegung basiert auf den Aussagen von Swanson bezüglich des Double-Events und setzt vier Dinge voraus:
1.   Elizabeth Stride war ein Opfer des Rippers
2.   Der Ripper hatte bis zu dieser Nacht einen Komplizen
3.   Swansons Version des Tathergangs ist korrekt
4.   Das GSG stammt vom Ripper
Wie man sieht, ist auch diese Überlegung rein hypothetisch und stellt nur eine Variante dar.
Es geht um Folgendes (ich mach`s mal kurz):
Sollte der Ripper einen (jüdischen?) Komplizen gehabt haben, so hat dieser in der Nacht des Double-Events versagt („Lipski!““, Verfolgung von Schwartz). Dies hat damals ja auch die Polizei vermutet. Ich spiele einfach mit dem Gedanken, ob das GSG nicht an die Polizei, sondern an einen Komplizen gerichtet war, der womöglich in dem Haus wohnte. Getreu dem Motto: „Sei bloss ruhig! Du weißt, dass du mit schuldig bist!“. Also: Das GSG als eine Drohung an einen Mitwissenden.

Doch es sprechen natürlich wieder so viele Dinge dagegen - aber auch wieder so viele dafür...... :icon_verwirrt:

Danke für deine Antwort, Isdrasil

PS: Seltsam mutet mir auch die Bitte Lusk`s an, einen eventuellen Komplizen zu begnadigen – und das eine Woche nach dem Double-Event und dem persönlichen Erhalt der Niere Eddowes. Aber das soll ein anderes Thema sein… :icon_wink:


Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Alexander-JJ am 10.10.2006 13:23 Uhr
Ich denke das GSG bezieht sich auf John Pizer und Karl Ludwig. Die Sache mit den "Lederschürzen" hat damals einen viel größeren Raum in der Medien-Berichterstattung eingenommen als in heutigen Werken über JTR. Das liegt natürlich daran das wir heute wissen das J. Pizer oder K. Ludwig nicht JTR waren. Heute reicht uns ein Kapitel über sie. Aber damals waren die "Lederschürzen" DAS Thema für einige Wochen. Und zwar genau vor JTRs Doppelmord-Nacht.

Meiner Meinung nach wollte JTR einfach die Polizei verhöhnen indem er ihnen klarmacht wie weit sie daneben liegen bzw. bis vor kurzem daneben lagen. Deshalb ließ er das Stück Schürze liegen, ein Hinweis auf die "Lederschürzen" und deshalb schrieb er das GSG. Es war eine Botschaft an die Polizei, nicht an die Juden. Zudem war er vielleicht frustiert und/oder aufgedreht, weil er kurz zuvor nur knapp der Entdeckung entgangen war. Vielleicht war er wegen der Umstände diesmal eher bereit einen Hinweis zu hinterlassen als sonst. Oder es war einfach sein Humor. Die Sache mit den "jüdischen Lederschürzen" fand er vielleicht so lustig, das er einen Kommentar dazu abgegeben hat.

Ich bin mir auch nicht sicher ob JTR überhaupt wusste wer dort wohnt. Er kannte bestimmt nicht alle Einwohner des East-End persöhnlich.


 :)
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Chris Jd am 10.10.2006 13:31 Uhr
Hi,

"drüben" im casebook fand vor kurzer Zeit ein ähnliches Thema statt, auch da fragte jemand nach den Bewohnern der Blöcke in der Goulston Str. Schaut mal rein, ich hab's nämlich damals nur überflogen und kann mich an Genaueres nicht erinnern, ausser dass sie letztlich (glaub ich) keinje definitive Liste haben.
Aus anderer Quelle glaub ich mich aber zu erinnern, dass ein Kosminski oder Kaminski (Nathan?) da wohnte, evtl aber nicht unbedingt in 108-119.
Bin grad Mittagspause und hab ausser meinem Gedächtnis nix dabei, was mir helfen könnte, bin also buchstäblich komplett hilflos.  :icon_redface: Leute mit besserem Hirn oder alternativ Sugden et al in Reichweite können da mehr sagen.

Christian
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: nicjack01301 am 10.10.2006 19:57 Uhr
Also ich mag mich auch mal kurz zu Wort melden... :icon_wink:
Ich finde Isdrasils Theorie/Gedanken unglaublich interessant, es ist auf jeden Fall eine Überlegung wert. Die Idee dass der Ripper einen Komplizen hatte, ist ja auch nicht neu, aber wie ich finde doch sehr logisch. Immerhin würde es doch viele Dinge erklären. Was haltet ihr von dieser These? LG eure Nicky  :icon_aetsch:
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 11.10.2006 09:12 Uhr
@Nicky
Dankeschön Nicky…Mensch, weshalb müssen Frauen mich immer so in Verlegenheit bringen  :icon_redface:

@Chris
Habe gestern die ganze Zeit im Casebook gestöbert, da stand auch einiges drin – aber nix genaues, wie du ja schon gemeint hast…..und dann noch das viele Englisch!  :icon_rolleyes:

@Alle
Ich möchte den Gedanken noch etwas vertiefen und benutze absichtlich kein „würde“, „könnte“ oder sonstigen konjunktiven Kladeradatsch:
Wenn der Ripper einen Komplizen hatte, haben sich ihre Wege beim Mord an Liz Stride getrennt. Der Komplize hat Schwartz verfolgt, und der Ripper konnte gerade so sein Werk beginnen, als er auch schon von Diemschütz gestört wurde. Also flüchtete er.
Eine schlechte Ausgangslage: Der Komplize in der Nähe des Mordes alleine in der Nacht (dieser mag sich zurückbegeben haben und sich in die Traube um Stride gemischt haben). Der Ripper musste dem Komplizen eindeutig klarmachen, dass dieser bloss die Klappe halten soll. Er brauchte etwas, das eindeutig an ihn adressiert war. Und etwas, dass eindeutig von Ihm stammt – all diese Voraussetzungen wurden durch das GSG und die Schürze erfüllt. Erst mal den Blutdurst stillen, dann schnell nach Hause gehen, etwas Kreide holen (wer hat Kreide zu Hause?), und dann dem blöden Juden etwas an die Hauswand geschmiert – mit gewaschenen Händen und anderer Kleidung, versteht sich. Fällt nicht so auf!

Noch als kleiner Nachtrag:
….und vielleicht erreichte am 04.10.88 ein Brief George Lusk, in dem stand:
„Sehr verehrter Herr Lusk,
ich weiss nicht mehr, was zu tun. Ich weiss, wer Jack the Ripper ist. Ich war sein Komplize, und habe ihm bei seinen Taten geholfen. Ich möchte diesem Spuk ein Ende bereiten, doch habe ich Angst, mich der Polizei zu stellen. Ich habe Kinder und bin ein in der Nachbarschaft angesehener Mann. Ich weiss selbst nicht, wie ich in diesen Strudel geraten bin. Ich möchte Sie bitten, da ich ihre Arbeit sehr schätze, etwas dafür zu tun, dass ich nicht bestraft werde. Dann werde ich aussagen und Ihnen alles erzählen, und die Identität des Rippers preisgeben.
Hochachtungsvoll, Anonym.“
Vier Tage später schrieb Lusk einen Brief an die Polizei mit der Bitte um eventuelle Begnadigung eines Komplizen….

Grüße, Isdrasil
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Alexander-JJ am 11.10.2006 13:59 Uhr
Wozu soll denn ein Komplize gut sein, auf den man sich nicht verlassen kann? Der hier beschriebene Komplize hat ja nichts als Ärger verursacht. Und JTR selbst ist auch nicht schlauer. Er legt eine Spur direkt zu diesem Vollidioten. So was macht niemand, der halbwegs intelligent ist. Da hätte sich JTR ja gleich selber anzeigen können.


 :)
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Claudia am 11.10.2006 15:00 Uhr
Hi Isdrasil!

Ich finde Deine Überlegungen nicht uninteressant, aber an einen Komplizen mag ich auch nicht so recht glauben.

Es muß schon eine große Abhängigkeit zwischen zwei Menschen bestehen, um sich gegenseitig in so einer Sache nicht zu verraten. Sicher, es gibt solche Fälle (selten) , aber dann ist es eher ein Päärchen oder dergleichen.

Und das GSG kann ich dahingehend auch nicht als Indiz sehen, es ist meines Erachtens nicht an eine Einzelperson gerichtet. Hätte der Ripper einen Komplizen gemeint, hätte er sich wohl einerseits anders ausgedrückt und die Schürze als "Echtheitsbeweis" hätte es wohl nicht gebraucht, der Betreffende hätte auch ohne sie Bescheid gewusst, zumal, wenn die Botschaft an seinem Haus hinterlassen worden wäre.
Außerdem wäre es schon ein merkwürdiger Gedankengang des Täters gewesen, die Polizei auf diese Art direkt zum Wohnhaus seines Komplizen zu locken. Er musste ja dann damit rechnen, daß dieser bei einem Polizeiverhör zusammenbrechen und alles gestehen würde. Scheint mir nicht ganz logisch.
Das GSG war meines Erachtens eine direkte Reaktion des Rippers auf die Medien- und Polizeiarbeit. Möglicherweise hatte er selbst antisemitische Tendenzen ( wäre nicht ungewöhnlich gewesen ) oder er machte sich einen Spaß daraus, diese zu schüren und alle auf eine falsche Fährte zu locken. Der Wortlaut ist so unpräzise, daß man da fast alles vermuten kann.

Was Lusk betrifft, so denke ich, daß er für seinen diesbezüglichen Vorschlag keinen konkreten Anhaltspunkt hatte. Es war wohl vielmehr ein Versuch, des Täters irgendwie habhaft zu werden. Wird auch heute noch angewandt, nicht unbedingt in Hinsicht auf wirkliche Komplizen, vielmehr in der Hoffnung, solch ein Täter könnte sich irgendjemandem anvertraut haben, der aus bestimmten Gründen nicht redet ( zB weil es sich um ein Familienmitglied handelt ). Man versucht da psychologisch einzuwirken ( indem man zB Details einer solchen Tat veröffentlicht) und mit materiellen Reizen zu locken, selten ist dieser Versuch von Erfolg gekrönt.

Liefere aber nur weiter soche Gedankenanstösse, auch wenn sie nicht jeder teilt, ein bißchen frischer Wind tut uns hier gut, denke ich... :icon_thumb:

Viele Grüße, Claudia



Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: nicjack01301 am 11.10.2006 17:32 Uhr

Liefere aber nur weiter soche Gedankenanstösse, auch wenn sie nicht jeder teilt, ein bißchen frischer Wind tut uns hier gut, denke ich... :icon_thumb:


Da hast du ja so Recht  :icon_thumb: LG Nicky  :icon_aetsch:
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 11.10.2006 19:37 Uhr
Hi

Das wird ein Post voller toller Zitate.....

Nummero Uno gilt Claudia, der ich zuerst einmal ein dickes Schmatzerl für die Aufmunterung geben möchte:  :icon_bussi:
So, also, Claudia sagt:

Es muß schon eine große Abhängigkeit zwischen zwei Menschen bestehen, um sich gegenseitig in so einer Sache nicht zu verraten. Sicher, es gibt solche Fälle (selten) , aber dann ist es eher ein Päärchen oder dergleichen.

Und Isdrasil sagt:

Wenn der Ripper einen Komplizen hatte, haben sich ihre Wege beim Mord an Liz Stride getrennt.

......sagen wir nicht Beide dasselbe? Es hat nicht gepasst. Der Ripper und sein Komplize - das hat nicht funktioniert. Was uns zum nächsten Zitat führt:

Wozu soll denn ein Komplize gut sein, auf den man sich nicht verlassen kann? Der hier beschriebene Komplize hat ja nichts als Ärger verursacht.

......das wird sich der Ripper auch gedacht haben. Doch er war nunmal ein Mensch von dieser Welt und kein unfehlbarer Superheld. Und seine Geschichte wurde vom Leben geschrieben und nicht von Hollywood.
Auf irgendeine Weise widersprechen wir uns doch gar nicht, oder? Ihr sagt, das mit einem Komplizen funktioniert nicht, ich lege einen Fall dar, in dem es mit dem Komplizen nicht funktioniert hat. Wir ticken doch auf derselben Wellenlänge - ich möchte nur versuchen, alle Wege durchzudenken. Frischer Wind, wie gesagt....

Das mit der Spur zu seinem Komplizen - hm, stimmt. Da wäre er schon ein bisschen dämlich gewesen. Vielleicht wegen der Mischung aus Wut, Hass, diesem zermürbendem Abend - vielleicht war er wirklich brotdumm. Mir fällt schon irgendwas abwegiges dazu ein. Habt Geduld und schönen Abend  :icon_wink:

Grüße Isdrasil

Oh, ich muss noch etwas anfügen, obwohl es hier langsam bös off-topic wird:
In meinen Gedanken ist der Komplize kein gleichberechtigter Charakter. Er ist devot, hat ein geringes Selbstbewusstsein und kann sich gegen den übermächtigen Jack nicht durchsetzen. Womöglich hat er psychische Störungen, womöglich ist er etwas schwachsinnig. Doch in diesen Gedanken ist er in den Strudel der Morde gezogen wurden und hat sich nicht selbst hineinmanövriert. Er ist ein passiver Charakter, durch was auch immer an Jack gebunden. Doch dieses Band beginnt schon früh zu bröckeln, und seine Selbstzweifel und sein Wunsch, aus dieser Situation auszubrechen, wachsen mit der stetigen Berühmtheit von Jack the Ripper. Womöglich geht er mit gesenktem Kopf durch die Strassen Whitechapels. Und womöglich ist es an diesem Abend, an dem er in seinem Dienst versagt, dass er die Gelegenheit ergreift, von seinem Meister getrennt zu werden und endlich einen Ausweg aus dem Sumpf zu finden, in den er geraten ist. Wäre da nicht seine Furcht vor Bestrafung. Vor Schlägen. Wäre da nicht seine Kindheit......sein Name: Walther Sickert!
Fantastisch! Jetzt wirds zu fantastisch, ich weiss. Ich denke, ihr wisst, dass ich kein Gangsterpäarchen ala Bonnie und Clyde meine. Jack ist hier der kranke Kopf. Der Komplize ein Anhängsel. Die Verbindung ein Rätsel.

Euer Isdrasil Cornwell
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Alexander-JJ am 12.10.2006 14:13 Uhr
Der nächste Fehler: Ein schwachsinniger und brotdummer Idiot schreibt keine Briefe ... und wird auch kein berühmter Maler (Politiker vielleicht ... ;) ).

Dasselbe gilt für JTR. Ein dummer JTR würde seinem ebenfalls dummen Komplizen einfach ne Kopfnuss verpassen. Oder beide sind derart dumm, das sie gar nicht schnallen was los ist (in dem Fall gäbe es keine Mordserie).


Etwas ernsthafter: JTR hatte zumindest rudimentäre anatomische Kenntnisse. Egal wie er sie erworben hat, er kann kein kompletter Idiot gewesen sein. Ein solcher Mensch aber hinterlässt keine Spur, die direkt zu seinem Komplizen führt. Das heisst noch nicht das es keinen Komplizen gegeben hat, aber die Schürze und das GSG war kein Denkzettel. Wenn der evtl. vorhandene Komplize wirklich dermaßen unzuverlässig war, dann hätte JTR ihn sicherlich ermordet. Jede andere Vorgehensweise wäre aus Sicht von JTR definitiv falsch gewesen. Zudem war JTR niemand der vor Mord zurückschreckte. Die Befriedigung seiner Triebe war sein oberstes Ziel, dem hätten sich auch evtl. vorhandene kameradschaftliche Gefühle für einen "Verräter" unterordnen müssen.


 :)
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 12.10.2006 14:31 Uhr
Ganz kurz (bin gerade auf der Arbeit  :icon_eek:)

Wenn der evtl. vorhandene Komplize wirklich dermaßen unzuverlässig war, dann hätte JTR ihn sicherlich ermordet. Jede andere Vorgehensweise wäre aus Sicht von JTR definitiv falsch gewesen. Zudem war JTR niemand der vor Mord zurückschreckte.

...dann sollte man doch direkt mal nachprüfen, ob zu der Zeit zufällig ein Mann, auf dem das Profil eines Komplizen passen würde, ermordet wurde, oder? Oder weisst du das schon? Einen Kerl wird der Ripper sicher nicht so zugerichtet haben wie seine weiblichen Opfer....

Nebenbei: Schön, dass du mich so ernst nehmen kannst. Ich selbst nehme mich nämlich gar nicht so ernst. Und ich erhebe an dieses Forum lediglich den Anspruch, ein bisschen mit Gleichgesinnten rumzubabbeln, und nicht immer mit Wahrheiten oder hundertprozentig korrekten Aussagen aufzutrumpfen...oder versteh ich dich da falsch und du meinst deine Kritik tatsächlich ironisch? Meinst du echt, dass mit dem Sickert wäre mein Ernst? Oder das ich echt glaube, JtR wäre brotdumm? Traurig.....
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Alexander-JJ am 12.10.2006 17:58 Uhr
@ Israsil: Ich nehme dich immer ernst und was ich schreibe ist auch immer ganz ernst gemeint.

 :)





 
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 12.10.2006 20:06 Uhr
@Alex
Nun denn, dann muss ich wohl in Zukunft nicht ganz so ernst gemeinte Passagen dementsprechend kennzeichnen, oder?  :icon_wink:

Ich gerate wieder in`s Schwafeln und will keinem auf die Nerven fallen...ich vertrete nunmal auch Meinungen, die ich selbst nicht teile. Das klingt komisch - ist aber so. Und ich denke, dies ist der richtige Weg. Auch wenn ich der Meinung bin, JtR war ein Alleingänger, so schlüpfe ich in das andere Szenario hinein und überlege: Weshalb nicht? Was hätte es gebraucht für einen Komplizen? Passt dies ins Bild? Die Augen eben nicht starr auf das vermeintlich Gegebene gerichtet. Meines Erachtens kann man sich bei diesem Thema keine feste Meinung erlauben, denn alles hier ist relativ und die geläufigsten Ansichten nur die Wahrscheinlichsten - was die anderen Möglichkeiten nicht unmöglich macht.

Im Moment betrofft dies das GSG. Es wird gemeinhin als Botschaft an die Polizei, als Verhöhnung angesehen. Das dürfte wohl die geläufigste Meinung sein. Doch was, wenn nicht? Was ist nötig, ein anderes Motiv hinein zu interpretieren? Welche Möglichkeiten gibt es, auch wenn sie noch so klein sind? Welches Puzzleteil passt genauso gut?

Meine Gedanken mit dem Komplizen scheitern im Moment an der Spur, die der Ripper direkt zu einem Mitwissenden gelegt hätte. Dafür finde ich im Moment kein passendes Mosaiksteinchen. Da gebe ich euch recht. Trotzdem werde ich weiter über diese Möglichkeit grübeln...

Vielleicht liegt es auch daran (und ich weiss nicht, wie es da mit Euch aussieht), dass ich den festen Glauben an eine Lösung in diesem Fall habe. Ich bin einfach tief in mir felsenfest davon überzeugt, dass irgendwann irgendjemand das Szenario durchspielt, bei dem es keine Mysterien mehr geben wird. Dass irgendwann einmal ein Name in alten Dokumenten, in Familienbriefen oder sonstirgendwo auftaucht, der passt. Und das es eine Version der Geschichte geben wird, die jeden überzeugen muss.
Ich weiss, dass ich damit vielleicht sehr alleine da stehe. Aber wenn Ihr nicht an die Lösung glaubt, dann fragt Euch ganz einfach selbst, was ihr dann in diesem Forum macht? Dann könnte man sich genausogut jahrelang über Duschköpfe unterhalten - oder schlummert tief in Euch nicht auch ein klitzekleiner Glaube, Ihn doch noch zu fassen? Ganz ehrlich?  :icon_wink:
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Claudia am 13.10.2006 07:12 Uhr
Hi Isdrasil und Alex!

Nun, kein Grund zu streiten. Ihr habt sicher beide recht. Du , Isdrasil, wirfst mit neuen Ideen um Dich, Alex verteidigt die alten. Beides hat sicher seine Berechtigung. Wobei auch ich, nach jahrelanger Beschäftigung mit dem Thema dazu neige, das Wahrscheinliche alls gegeben anzunehmen.
Sicher ist es vorteilhaft, nach allen Seiten offen zu bleiben, aber ganz so hundertprozentig gelingt das nicht und kann nicht gelingen. Wir alle streben nach einer Lösung, die uns am eingänglichsten scheint und da schließt man nunmal Dinge aus, die man für unwahrscheinlich hält, anders ginge es nicht. Sicherheit ist da sicher nicht gegeben, Wahrscheinlichkeit ist aber auch nicht schlecht.
Isdrasil, ich finde es wirklich gut, daß Du mal Neues ins Spiel bringst, ich finde es aber auch gut, solche Ideen nach Gründen der Logik und aufgrund der uns bekannten Tatsachen zu zerpflücken. Die Wahrheit ergründen werden wir so nicht, aber wir kommen ihr vielleicht ein Stück näher, mehr erhoffe ich mir nicht.
Die Identität des Rippers möchte ich schon wissen, aber dann auch wieder nicht, dann hätte ja das Rätselraten ein Ende.
Ich bin da aber ganz beruhigt, denn ich bin mir sicher, daß die Identität niemals endgültig geklärt wird, Dachbodenfunde hin und her.
Es mag dies und jenes noch auftauxchen, eine endgültige Gewissheit werden wir nie haben.
Und das muss auch nicht der Antrieb sein, mir persönlich hat Jack the Ripper zB nur ein Tor geöffnet zu einer Zeit, die ich mehr als beachtenswert finde und das reicht eigentlich schon.
Und wenn Du die Frage des Komplizen aufwirfst, dann muss man da schon deutlich sagen, daß es unwahrscheinlich ist, egal, ob Du es nun in jedem Punkt ernstmeinst, da hat Alex schon recht.

Grüße, Claudia
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Alexander-JJ am 13.10.2006 13:09 Uhr
Nein, das hier soll nicht in Streit ausarten. Und ich weiß natürlich was ein Forum ist ... ;)


Vielleicht hatte JTR für das GSG ein anderes Motiv. Aber welches? Er könnte Antisemit gewesen sein, aber sonst hat er ja auch keine Spuren hinterlassen, die auf Juden (oder sonstwen) hindeuteten. Er hat eigentlich nie versucht irgendwen auf eine falsche Spur zu locken. Das wäre ihm wahrscheinlich zu mühsam gewesen. JTR befriedigte seine Triebe und das wars.

Zudem gab es damals in London andere Volksgruppen, etwa Iren, die mehr gehasst wurden als Juden.

Fremdenhass kommt meiner Meinung nach nicht in Frage. Was also dann? Ein Denkzettel für einen Komplizen? Meiner Meinung nach zu dumm. Der Versuch einer Kontaktaufnahme? Zu halbherzig. Einfach nur eine Laune? Ein Zufall gar?

Klar werden wir es niemals ganz genau wissen. Und genau das ist ja so interessant an JTR und diesem Forum.


 :)

Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: nicjack01301 am 13.10.2006 15:21 Uhr
Also, vielleicht ist es ja auch wirklich so, dass er mit dieser Nachricht einfach mal wieder die Polizei verhöhnen wollte ( wäre ja nicht das erste Mal...) . Dann würde auch alles passen: Das Stück Schürze, um wirklich zu kennzeichnen, hey Leute ich, Jack the Ripper persönlich, habe das geschrieben, die meist jüdischen Anwohner in diesem Haus...Immerhin hat sich die Polizei ja mit Lederschürze ein ziemliches Ding geleistet, und ihnen auf diesem nicht gerade unauffälligen Wege mitzuteilen, dass sie nach etwas Falschem suchen, würde sehr zu ihm passen. LG Nicky  :icon_aetsch:
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Stordfield am 13.10.2006 15:41 Uhr
Hallo !

Warum nehmt ihr eigentlich alle an , daß das GSG vom Ripper ist ?
Habe ich da was verpaßt ?
Es kann doch von jedem X - Beliebigem dort hingekritzelt worden sein .

Gruß Stordfield
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: nicjack01301 am 13.10.2006 16:49 Uhr
Es wurde doch ein Stück blutige Schürze unter dem GSG gefunden, dass eindeutig als ein Stück von Stride identifiziert wurde, oder? Bin ich jetzt auf dem totalen Holzweg????? :icon_eek:
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Stordfield am 13.10.2006 18:37 Uhr
Hallo !

Richtig , Nicky .
Aber der Fund der Schürze ( besser des Schürzenstücks ) beweißt doch nicht , daß das Geschmiere auch vom Ripper ist .

Gruß Stordfield
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 13.10.2006 19:14 Uhr
Haha!

@Nicky: Jetzt kann ich auch mal was Schlaues, unwiderlegbares sagen: Wenn, dann war das Stück Schürze von Eddowes, nicht von Stride! Bingo! Nehm es nicht persönlich, ich weiss auch, dass du das weisst, aber die Gelegenheit konnte ich mir nicht verkneifen. Da soll der Alex mal kommen  :icon_wink:

@Stordfield

Warum nehmt ihr eigentlich alle an , daß das GSG vom Ripper ist ?

Ich für meinen Teil nehme mal dies, mal das an  :icon_wink:

@Alex und Claudia
Vergessen wir`s einfach. Streit wollte wohl keiner.

@Alle
Ich denke, das GSG ist wahrscheinlich echt eine Verhöhnung der Polizei. Wobei ich auch antisemitische Tendenzen erkenne: Ich finde es ungewöhnlich, dass Stride`s Mord vor diesem jüdischen Club stattgefunden hätte und durch die Störung ein anderer Mord entstand, in dessen Folge das GSG geschrieben wurde... 
Abgesehen vom Sinn des GSG. Schenken wir Long`s Aussage glauben, entsteht ein Zeitfenster zwischen 02:20 Uhr und 02:50 für das Erstellen des Graffitos (grob aus dem Gedächtnis). Eddowes wurde um 01:45 aufgefunden (ohne Gewähr - Gedächtnis halt). Es ist doch sehr wahrscheinlich, dass der Ripper zuerst in sein trautes Heim floh, dort die Niere ablud (zum Beispiel), sich eine Kreide schnappte und auch sehr wahrscheinlich sich reinigte und eventuell frische Klamotten anzog, um einigermassen unerkannt das Haus wieder zu verlassen und das Graffito, welches mit der sauber zusammengefalteten Schürze unterlegt wurde (spricht dafür, dass der Ripper zuerst zuhause war) an die Wand zu schmieren. Dabei stellen sich mir zwei Fragen:
1. Weshalb wird angenommen, dass das Graffito auf dem Fluchtweg des Rippers entstanden ist? Soll er tatsächlich eine dreiviertelstunde irgendwo in einer Ecke gewartet haben? Unwahrscheinlich. Genausogut hätte er genau entgegengesetzt wohnen können, Richtung Süden oder auch Westen.
2. Kann man mit Hilfe des Zeitfensters nicht eine örtliche Einschränkung vornehmen und damit das Wohngebiet, falls den nun das ganze drumherum so zutrifft, einkreisen? Lassen sich dadurch nicht Leute wie Kosminski ausschließen, da er den Heimweg und den Weg in die Goulston Street nicht geschafft hätte?
Und zuguterletzt die dritte der beiden Fragen ( :icon_rolleyes:):
3. Wie groß ist Whitechapel? Der Weg von Stride zu Eddowes sind ja ca. 800 Yards, oder?

Grüße, Isdrasil
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: JohnEvans am 13.10.2006 23:20 Uhr
@nicky,

wenn du schreibst „Also, vielleicht ist es ja auch wirklich so, dass er mit dieser Nachricht einfach mal wieder die Polizei verhöhnen wollte ( wäre ja nicht das erste Mal...)...“ – was meinst du mit „nicht das erste Mal?“. Wo und wann hat der Ripper deiner Meinung nach vor dem Graffiti versucht, die Polizei zu verhöhnen?

@Isdrasil,

die Idee mit der örtlichen  nschränkung ist gut. Meinst du etwa das hier?

http://www.txstate.edu/gii/geographicprofiling.html  (korrektur ts: bitte originalquellen angeben)

Das Geografische Profil?
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: nicjack01301 am 14.10.2006 08:42 Uhr
@Isdrasil
Hui das tut mir leid, da siehste mal was das Studentenleben aus mir macht......Sorry für den Fehler!  :icon_wink:

@JohnEvans
Du hast schon Recht, man muss das unterscheiden. Nehmen wir mal JtR in den Augen der Öffentlichkeit: Er schickt Briefe in denen er schreibt: Mein Messer blitzt so schön ich kann es kaum wieder erwarten an die Arbeit zu gehen etc. Für mich ist das reinste Schikane, denn er sagt damit aus: Ich werde wieder zuschlagen und ihr könnt nichts dagegen tun. Natürlich waren nicht alle Briefe vom Ripper, aber die Öffentlichkeit hat nunmal alles aufgesogen, und man kann nicht bestreiten, dass dadurch große Kritik an der Polizei laut wurde.
Da gibt es natürlich noch den echten Jack. Vielleicht hat er keinen einzigen dieser Briefe wirklich geschrieben, aber ich bin der Meinung, der From Hell Brief stammt aus seiner Feder. Egal wie, das GSG würde passen, da er direkt oder indirekt die Polizei schon mehr als einmal durch seine Taten verhöhnte.

@ Strordfield
Ich empfinde es einfach als etwas zu seltsam, dass ausgerechnet unter dieser Schrift die Schürze gefunden wurde. Ich meine, wenn es schon länger da gestanden hätte, wäre es doch auch vorher jemandem aufgefallen, oder?

So, liebe Grüße. eure Nicky :icon_aetsch:
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Stordfield am 14.10.2006 15:46 Uhr
Hallo !

@Nicky
Warum sollte das Graffiti ohne das Schürzenstück aufgefallen sein ? Es war doch bestimmt nicht das einzigste Hauswand - Gekritzel .
Ich kann mir einfach nicht vorstellen , daß es vom Ripper stammt . Hätte er eine derartige Nachricht hinterlassen wollen , hätte er da nicht einen einfacheren , unmißverständlicheren Text verwendet ? In der Art der Ripperbriefe ?

Gruß Stordfield
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 14.10.2006 18:14 Uhr
@John Evans

Genau das meinte ich....dankeschön  :icon_mrgreen:

@Stordfield

Man kann davon ausgehen, dass die jüdischen Bewohner des Hauses das GSG schon entfernt hätten, wenn es schon länger bestanden hätte. Ausserdem hätte gewiss ein Bewohner die Aussage gemacht, das GSG hätte schon am Abend an der Wand gestanden (und so etwas fällt bestimmt in einem von Juden bewohnten Haus auf). Es muss also sehr wahrscheinlich in dieser Nacht entstanden sein - und wäre es dann nicht vom Ripper, das wäre doch schon ein großer Zufall, oder?

Grüße, Isdrasil
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Stordfield am 14.10.2006 19:37 Uhr
Hallo !

Vielleicht hat aber auch Gleichgültigkeit verhindert , daß jemand das Graffiti entfernt hat ; so nach dem Motto : Soll es doch der Nachbar wegwischen , ich hab andere Dinge im Kopf .

Gruß Stordfield
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: nicjack01301 am 15.10.2006 09:45 Uhr
Ausserdem hätte gewiss ein Bewohner die Aussage gemacht, das GSG hätte schon am Abend an der Wand gestanden (und so etwas fällt bestimmt in einem von Juden bewohnten Haus auf).

Es bliebe aber immernoch dieses Argument. LG Nicky  :icon_aetsch:
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 15.10.2006 11:13 Uhr
@Stordfield

Vielleicht hat aber auch Gleichgültigkeit verhindert , daß jemand das Graffiti entfernt hat ; so nach dem Motto : Soll es doch der Nachbar wegwischen , ich hab andere Dinge im Kopf .

Ich weiss, was Du meinst. Aber wenn Charles Warren angesichts der Verbindung GSG und Schürze schon einen Pogrom befürchtet hat, so kann man doch davon ausgehen, dass man selbst dem GSG alleine nicht mit Gleichgültigkeit begegnet wäre und es weggewischt hätte.

@Nicky

Den kriegen wir schon rum  :icon_mrgreen:
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Stordfield am 15.10.2006 11:38 Uhr
Hallo !

Ich komme aus einer Stadt . Da wischt man so ein Geschmiere nicht eigenhändig weg . Und irgendwann registriert man das gar nicht mehr . Man ärgert sich zwar über die Verschandelungen , aber auf Inhalte achtet doch keiner mehr .

Gruß Stordfield
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 15.10.2006 11:47 Uhr
Hi

@Stordfield

ich komme auch aus einer Stadt. Aber ich habe nunmal nicht in einem jüdischen Viertel im London von 1888 gelebt...die Vergleiche mit heute hinken doch leider immer.
Aber bleiben wir mal dabei, dass das GSG nicht vom Ripper war, das habe ich auch schon oft durchdacht:
Es bleibt ja immer noch das Zeitfenster. Laut Long`s Aussage lag um 02:20 noch keine Schürze da, um 02:50 war sie dann da. Rennt der Ripper tatsächlich nochmal in die Nähe des Tatortes, nur um die blöde Schürze in einen Hauseingang zu schmeißen? Was für einen Sinn ergibt sein Verhalten für Dich? Hätte er die Schürze nicht irgendwo ausserhalb entsorgt, in einem Gebüsch oder so? Wir müssen doch bedenken, dass offensichtlich (stimmt Long`s Aussage) zwischen dem Mord und dem Ablegen der Schürze ca. 1 Stunde liegen. Welchen Sinn ergibt das dann ohne das GSG?

Grüße, Isdrasil
Titel: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Miep am 15.10.2006 12:17 Uhr
Ich denke nicht, dass das GSG wirklich vom Ripper stammt. Das Schürzenstück wurde vielleicht (wenn überhaupt) darunter gelegt um eine falsche Spur oder so zu legen... Aber dass es vom Ripper selbst stammt glaube ich eher nicht.
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: nicjack01301 am 15.10.2006 13:01 Uhr
Ich persönlich sehe jedoch in dem Schürzenstück einen ganz zentralen Punkt. Für mich hat der Ripper es dort platziert, um zu beweisen, dass das GSG von ihm satmmt, quasi als Unterschrift. Selbst wenn es nicht von ihm stammen sollte, so könnte er es als Zeichen siener Zustimmung dort abgelegt haben. Das der Name JtR nicht druntersteht, ist in sofern klar, als das er ihn sich ja nicht selbst gegeben hat, was wir mit der Dear Boss Geschichte ja geklärt haben. LG Nicky :icon_aetsch:
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 15.10.2006 13:28 Uhr
Hi

@Nicky
So sieht`s doch mal aus! Der fehlende Name JtR ist für mich auch ein Indiz, dass der Ripper diesen Namen eventuell gar nicht so mochte - ich erachte den Dear Boss Brief als unecht ebenso wie die Saucy Jack-Karte. Den From Hell Brief halte ich für authentisch, und dort fehlt der Name auch.

@Miep
Ja, aber was für eine falsche Fährte soll das denn sein? Der Ripper müsste dann ja auch
1. Den Spruch vorher schon gekannt haben und gewusst haben, dass er dort steht, und
2. Sich sicher gewesen sein, dass er des Nachts immer noch dort steht.
Ergo: Selbst wenn das ein Täuschungsmanöver sein sollte (für was auch immer), wäre es nicht auch dann für den Ripper leichter gewesen, die paar Wörter selbst an die Wand zu kritzeln als darauf zu vertrauen, einen passenden Spruch irgendwo zu finden um die Schürze darunter zu platzieren?

Grüße, Isdrasil
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Chris Jd am 15.10.2006 13:36 Uhr
Warum kein eindeutig ihm zuzuordnendes Graffito am Tatort (Zeit dazu vorausgesetzt).
Etwa am Zaun des Hanbury-Hofes. Oder in 13 Miler's court?
Oder einen vorbereiteten Zettel?

Wenn ich möchte, dass mir ein Schreiben EINDEUTIG zuzuordnen ist und meine Botschaft klar ist, dann fände ich bessere Möglichkeiten, als unverständliches Zeugs mit darunterliegendem Hinweis.

Ich tendiere imho also eher zu "GSG nicht von JtR, Schürze zufällig da reingeworfen".

Übrigens: Nach allem, was zu lesen ist, waren Graffiti und solche Schmierereien ziemlich häufig im East End damals.

Der fairness halber muss ich aber einräumen, dass natürlich nicht mit allerletzter Sicherheit gesagt werden kann, dass es nicht von ihm ist. Natürlich kann es bewußt ein perfides Spiel mit der Polizei / Öffentlichkeit gewesen sein. Wie bereits woanders gesagt: Nix G'naus woaß ma ned.

Sicherlich aber ist's ein thrill durch die Tür des Happy Days Restaurants zu gehen, denn außerhalb der Tatorte ist das wohl der einzige Ort, von dem man sicher sagen kann, dass JtR da war oder zumindest vorbeilief.

Ach ja, dann gibts da noch die Möglichkeit, dass es woanders weggeworfen worden ist und ein Hund... :icon_verwirrt:

Aber das Ding muss ziemlich gestunken haben.

Christian

Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Stordfield am 15.10.2006 20:03 Uhr
Hallo !

Wir sind uns doch einig , daß der Ripper ein total abartiges Lebewesen war . Ich kann mir einfach nicht vorstellen , daß so eine Bestie unmittelbar nach zwei Morden noch irgendwelche Hinweise hinterläßt . Das Schürzenstück hat er wohl eher auf seiner Flucht verloren oder einfach weggeschmissen . Und daß es genau unter einem antijüdischem Spruch lag , kann mich in einer jüdischen Gegend nicht verwundern . Dieses Gebiet war doch sicher zugepflastert mit derartigen Graffiti .
Oder ?

Gruß Stordfield
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Miep am 15.10.2006 20:47 Uhr
Das mit dem Hinlegen von mir war nur ne Theorie! Ich persönlich denke nicht, dass das GSG und das Schürzenteil was miteinander zu tun haben. Entweder hat der Ripper es verloren oder er wollte es loswerden (Wenn er verdächtig wird, dass es nicht bei ihm gefunden wird) und hat es einfach zufälligerweise bei diesem Graffiti wegeschmissen.
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: nicjack01301 am 16.10.2006 05:59 Uhr
(Wenn er verdächtig wird, dass es nicht bei ihm gefunden wird)

Naja ich weiß nicht er hat Organe mitgenommen warum sollte er dann auf einmal wegen nem Stück Schürze Panik kriegen? LG Nicky  :icon_aetsch:
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 16.10.2006 07:11 Uhr
@Nicky

Ist doch klar: Die Organe konnte er schließlich essen..... :icon_eek:

@Stordfield

Auf der Flucht, hm....aber was ist jetzt mit dem zeitlichen Aspekt? Zwischen Mord und Ablegen der Schürze liegen 1 Stunde! Und hätte der Ripper das Teil nicht irgendwo in einem Gebüsch (zum Beispiel) entsorgt? Du vergisst auch noch: Das Ding war gefaltet und lag nicht wirr auf dem Boden. Faltet man ein Stück Stoff, wenn man es wegschmeissen will?

@Chris

Jetzt hab ichs! Warren`s Bluthunde haben die Schürze vom Tatort entfernt, um auf das Graffito aufmerksam zu machen, welches der Ripper am Vorabend nach Besuch des Happy Days hingeschmiert hat. Er muss sehr sauer auf den jüdischen Koch gewesen sein..... :icon_lol:

Grüße, Isdrasil
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Miep am 16.10.2006 11:15 Uhr
@Nicky: Dachte ich eigentlich auch, die Organe können gegessen werden, aber ein Schürzenteil...
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: nicjack01301 am 16.10.2006 15:41 Uhr
Aber ich denke wenn jemand soweit geht Organe quer durch London zu scchleppen wird ihn ein Schürzenteil nicht gerade einschüchtern...mal abgesehen davon, warum hätte er es dann mitgenommen??? Lg Nicky  :icon_aetsch:
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Stordfield am 17.10.2006 08:06 Uhr
Hallo !

Wahrscheinlich hat der Ripper das Schürzenstück nicht als Andenken mitgenommen , sondern um sich lediglich notdürftig zu säubern . Und als das erledigt war , warf er es einfach wahllos irgendwohin . Zufällig unter das GSG , was auch ebensogut ein anderes Graffiti hätte sein können .

Gruß Stordfield
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 17.10.2006 09:11 Uhr
Hi Stordfield

Wahrscheinlich hat der Ripper das Schürzenstück nicht als Andenken mitgenommen , sondern um sich lediglich notdürftig zu säubern .

Dem widerspreche ich gar nicht- jedoch: Warum sollte sich der Ripper reinigen, wenn er doch noch die Niere von Eddowes bei sich trägt? Die hat er ja mitgenommen, ich hoffe, da sind wir uns einig. Er reinigt sich also auf der Flucht, und flüchtet mit der blutigen Niere weiter – das passt nicht so recht. Die Schürze dürfte als Transportmittel gedient haben. Ergo: Er war zuerst zuhause (würde auch die Zeitdifferenz erklären), hat die Niere abgeladen, hat sich gereinigt, und dann…ja dann? Da hilft uns doch eine kleine Auswahlfrage:

Ordnen Sie folgende Methoden, ein blutverschmiertes Beweismittel direkt nach einer Tat zu entsorgen, nach Ihrer wahrscheinlichen Anwendung!

a)   Ich schmeiße es in ein Gebüsch oder abgelegene Ecke abseits des Tatortes.
b)   Ich laufe dem Tatort entgegen und werfe es in den Eingang eines bewohnten Hauses.
c)   Ich verbrenne es.
d)   Ich werfe es in einen nahe gelegenen Fluss.

...soviel zur Entsorgungstheorie ;-)
Die Zeit läuft!

Grüße, Isdrasil


PS Nicky und Miep: Das mit dem Essen war mehr ein makabrer Scherz von mir....ich glaube nicht daran, dass der Ripper deswegen verängstigt war.
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Claudia am 17.10.2006 15:13 Uhr
Hi!

Nun, dann will ich mal für die Echtheit des GSG Partei ergreifen :icon_thumb:

Da wäre zum einen die Schürze ( oft erwähnt ). Desweiteren gehe ich davon aus, daß das Graffiti in dieser Nacht entstand ( ansonsten wäre es zuvor aufgefallen, zumindest einem Bewohner ).
Was mich aber am meisten überzeugt ist der Wortlaut. Würde jemand, dem es nur um antisemitische Schmierereien ging, soetwas schreiben ? Ich glaube das nicht.
Das Ding macht nur Sinn, wenn man es in direkten Bezug zu den in dieser Nacht verübten Morden setzt. Ein normaler "Schmierer ", wie es sie sicher zuhauf gab, hätte doch wahrscheinlich eine simple Beschimpfung der Juden gewählt, ich vergleiche das mal mit heutigen Schmierereien (meinetwegen rechtsradikalen Ursprungs ). Dem Schreiber geht es nur um die Beschimpfung einer bestimmten Personengruppe, ein solcher ( wie mir scheint recht gewählter Satz ) macht für ihn wenig Sinn, weshalb auch?
Sicher, theoretisch könnte auch ein anderer Schreiber in dieser Nacht auf den Doppelmord angespielt haben. Erstens wusste aber noch kaum einer davon, zweitens wäre die Schürze dann ein unglaublicher Zufall...

Und auch sonst scheint mir alles recht gut zu passen. Dieser Hauseingang war doch sicherlich willkommen, sich mithilfe des Fetzens grob zu säubern und diesen dann wegzuwerfen. Im Zuge dieses "Zwischenaufenthaltes" mag die Idee gekommen sein, etwas zu hinterlassen. Zweifel habe ich persönlich eher an der Zuverlässigkeit der Aussage des Polizisten, daß das Graffiti vorher noch nicht da war. Vielleicht war er einfach ein wenig nachlässig und wollte das nicht zugeben, jedenfalls nicht unwahrscheinlicher als andere Vermutungen. :icon_confused:

Grüße, Claudia
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 17.10.2006 15:29 Uhr
Das Ding macht nur Sinn, wenn man es in direkten Bezug zu den in dieser Nacht verübten Morden setzt.

...zum Glück stand da nicht "Piss off Nichols Gang", da hätten wir einiges mehr zu diskutieren  :icon_lol:
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Chris Jd am 17.10.2006 17:16 Uhr
SPE und DR werden in ihrem neuen Buch die Meinung vertreten, dass es eine "Old Nichol Gang" als solches nie gab.
Sicherlich Gangs, aber keine mit diesem Namen.

Christian

Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: thomas schachner am 17.10.2006 17:57 Uhr
warum muss man denn ständig auf donald mccormick herumhacken -  der hat es doch nur gut gemeint, indem er uns endlich einen namen präsentierte! .-)))

ist es denn nicht egal, ob die nun high rip gang, low rip gang oder wie auch immer hießen? ...emma smith wurde offenbar von einer gruppe (gang) männlicher personen überfallen - ob diese nun der turbojugend angehörten oder nicht, kann ja nicht allzusehr von bedeutung sein, da sie wohl offensichtlich kein opfer des rippers wurde. andererseits...bin ich schon auf die argumentation der beiden gespannt - hoffentlich wirds keine persönliche abrechnung mit mccormick, sondern ein klar belegbarer fakt.

gruss
thomas.
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Chris Jd am 17.10.2006 18:09 Uhr
Tom, da stimm ich Dir absolut zu (außer beim Mitleid mit McComick ;-).
Und der armen Emma war's im besonderen egal, wie die hießen.

C
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Chris Jd am 17.10.2006 18:48 Uhr
"hoffentlich wirds keine persönliche abrechnung mit mccormick, sondern ein klar belegbarer fakt"

Nicht bei den beiden, glaub ich, das tun sie nicht.
Sie sagen halt, dass es keinerlei "zeitgenössische" Erwähnung dieses Namens gibt.

C
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Chris Jd am 17.10.2006 18:49 Uhr
und schon wieder off topic oder gehaitscheckter thread :icon_eek:

Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 17.10.2006 19:45 Uhr
...und der Chris wieder mittendrin  :icon_rolleyes:

Ihr habt mir wieder gezeigt, was zu tun ist: Lesen, lesen, lesen....von Sudgen über Evans bis Rumblelow und wie sie alle heißen, bis mir die Ohren glühen. Dann weiss ich endlich auch etwas über diesen Ronald McDonald und welche Turbokids durch Whitechapel gerauscht sind...und gebe keine halbgaren Weisheiten mehr von mir.

Zurück zum Thema: Ich möchte endlich wissen, wie sich die Verfechter der Zufalls-Theorie das verspätete Abwerfen der Schürze erklären? Hatte Long seine Nachlässigkeit verschleiern wollen?

Grüße, Isdrasil
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Chris Jd am 18.10.2006 13:09 Uhr
"Lesen, lesen, lesen....von Sudgen über Evans bis Rumblelow und wie sie alle heißen, bis mir die Ohren glühen"

Versuch das Lesen mal mit den Augen, vielleicht bleibt dann mehr Wissen hängen :icon_mrgreen:

C
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 18.10.2006 19:59 Uhr
....ach, deswegen. Das erklärt dann auch, weshalb ich beim MP3 hören immer gegen alle möglichen Dinge laufe  :icon_verwirrt:
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 12.02.2007 19:00 Uhr
Hi

jetzt muss ich doch mal wieder eines meiner Lieblingsthemen in Angriff nehmen...

In Anbetracht der "Blutdiskussion", die parallel läuft, habe ich mir folgende Frage gestellt:
Wenn sich der Ripper an der Schürze von Eddows die Hände gesäubert hat, warum wurden dann nicht auch bei den anderen Opfern Zeichen einer Säuberungsaktion gefunden?
Man muss (oder besser: kann) davon ausgehen, dass der Ripper bei jedem seiner Opfer blutverschmierte Hände gehabt hatte. Bei Nichols ist dies natürlich nicht so ausgeartet wie bei Chapman, bei der die Gedärme neben der Leiche platziert wurden, oder bei Eddowes und Kelly - aber ich glaube nunmal nicht, dass man nach einem Mord "klinisch" rein den Tatort verlässt. Doch nur bei Eddowes wurde eine Schürze oder dergleichen gefunden. Dies lässt für mich zwei Schlüsse zu:

1. Der Ripper wollte tatsächlich auf das GSG aufmerksam machen. Es war nicht seine Art, auf der Flucht seine Hände zu säubern und die betroffenen Tücher etc. achtlos in die Ecke zu schmeißen. Im groben Sinne würde dies dem Charakter des Rippers widersprechen.
2. Der Ripper wollte seine Hände nicht vom Blut reinigen, sondern von den Fäkalien. In diesem Falle dürfte ihn Blut nicht sonderlich gestört haben, jedoch die anderen "Produkte" seiner Tat.

Man kann natürlich in diesem Zusammenhang überlegen, ob er bei Kelly seine Hände einfach an der verschollenen Kleidung gereinigt und diese verbrannt hatte (das ist ja mehr als sehr wahrscheinlich), aber trotz alledem fällt die Schürze von Eddowes irgendwie aus dem Rahmen - und dann ist sie zufälligerweise auch noch unter einem Spruch platziert, der auf einen anderen Mord passt, der wiederum kurz vorher nicht weit entfernt stattfand...komisch  :icon_wink:

Freu mich auf`s diskutieren, Isdrasil

Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Stordfield am 13.02.2007 07:38 Uhr
Hallo !

Mir leuchtet nicht ganz ein , warum der Ripper , wollte er tatsächlich auf das GSG aufmerksam machen , nicht einfach so etwas schrieb wie " Jack war hier " ( o.ä. ). Warum die Umstände mit der Schürze ?

Gruß Stordfield
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: nicjack01301 am 13.02.2007 09:12 Uhr
Also wenn man davon ausgeht das nur der From Hell Brief authentiscs ist wäre das für mich ganz einleuchtend, denn er wollte sich von dem Namen, dem ihm die Presse einfach verschafft hat, distanzieren. Die blutige Schürze direkt unter dem GSG konnte ja kein Zufall sein, das Hat die Polizei ja auch so gesehen. LG Nicky  :icon_aetsch:
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: JohnEvans am 13.02.2007 18:06 Uhr
Im groben Sinne würde dies dem Charakter des Rippers widersprechen.
In diesem Fall muß ich dich mal fragen: was für einen Charakter vermutest du denn?
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 14.02.2007 13:00 Uhr
Hi John

Nun, Charakter war im Nachhinein ein schlecht gewählter Ausdruck.
Es war für den Ripper einfach nicht üblich, tatbezogene Gegenstände auf die Straße zu pfeffern, sei es Klamotten, Tatwaffen oder sonst irgendein Kram. Das die Schürze eine Ausnahme darstellt, zeigt ja die Diskussion darum: Wir würden wohl weniger diskutieren, wenn auch bei den anderen Morden Tücher oder Ähnliches gefunden wurden.

Sagen wir einfach mal Gewohnheit und nicht Charakter. Und ja, ich weiss, dass es ja nur in etwa fünf Morde waren und man da nicht von Gewohnheit sprechen kann. Bitte keine riesigen Defintionsdiskussionen, ok? Ich steig da auch noch so gerne drauf ein  :icon_wink:

Die Schürze hat eine Ausnahmsstellung inne, sonst würde nicht soviel darüber diskutiert werden. Das meinte ich.

Grüße, Isdrasil
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Mort am 14.02.2007 13:56 Uhr
Vielleicht hatte JTR wirklich ein Problem mit Juden.  Und vielleicht kam in dieser Nacht der Hass wieder besonders zur Geltung. Womöglich
weil er bei Stride beinahe erwischt worden wäre. Er konnte nicht wissen das Diemschütz Jude war, aber er hatte sichs vielleicht gedacht.
Oder er fühlte sich durch die Feier des jüdischen Clubs doch irgendwie gestört. Und das hat ihm gewaltig gestunken. Das würde allerdings
meiner Theorie widersprechen, dass er Liz Stride auch wenn er nicht gestört worden wäre nicht mehr angetan hätte weil er sie womöglich kannte.

Es könnte aber auch sein, dass die Schürze als solche nicht so viel Bedeutung hatte, sondern dass er beim 2. Mord in dieser Nacht einfach
etwas vorsichtiger wurde und nicht mit Blut beschmiert durch die Gegend rennen wollte, da er vorher ja schon beinahe erwischt wurde.

Ich frage mich wenn dem nicht so ist, wo diese symbolische Verbindung Schürze/Graffiti dann liegen könnte. Hm, harte Nuss. :icon_confused:
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: JohnEvans am 15.02.2007 11:14 Uhr
Vielleicht hatte JTR wirklich ein Problem mit Juden.
Vielleicht wollte uns das nur jemand einreden?

Und wenn er Probleme mit Juden hatte, dann hätte er wohl einen Juden ermordet und nicht Stride, die rein zufällig vor einem jüdischem Club stand.
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 15.02.2007 12:09 Uhr
[Und wenn er Probleme mit Juden hatte, dann hätte er wohl einen Juden ermordet und nicht Stride, die rein zufällig vor einem jüdischem Club stand.

Vielleicht hätte ihm das Verstümmeln eines männlichen Juden nicht denselben Kick gegeben wie selbiges an einer weiblichen Person? Wo siehst du den Gegensatz, John? Kann ein Mensch, der keine Juden umbringt, sie nicht hassen?
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Floh82 am 15.02.2007 12:19 Uhr
Das Graffiti sehe ich nicht unbedingt als ein Werk des Rippers an und selbst wenn, sehe ich es nicht als Beweis das er Juden hasste.
Meiner Meinung war das eher eine Schmiererei als ein direkter Hinweis.
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: JohnEvans am 15.02.2007 12:23 Uhr
@Isdrasil,

doch, er kann. Dann könnte er die Frauen aber auch ermordet haben, nur um es den Juden in die Schuhe zu schieben???

@Floh,

ich denke, daß das GSG und die Schürze zusammen gehören, denn das eine wäre ohne das andere gar nicht erst aufgefallen.
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 15.02.2007 12:28 Uhr
@John

Nein, glaube ich nicht. Dies wäre ein zu schwaches Motiv für eine solche Mordserie und würde voraussetzen, dass es mehr Querverweise zu Juden gäbe. Der Ripper hätte in diesem Fall gewiss andere Wege gefunden, um das Ansehen von Juden zu schädigen (und wäre dann auch kein Ripper gewesen).

Judenhass und Anschuldigungen als Motiv für die Morde schließe ich kategorisch aus.

Grüße, Isdrasil

ich denke, daß das GSG und die Schürze zusammen gehören, denn das eine wäre ohne das andere gar nicht erst aufgefallen.

Hey, John! Da wären wir uns tatsächlich mal einig!  :icon_thumb:
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: JohnEvans am 15.02.2007 12:36 Uhr
Hey, John! Da wären wir uns tatsächlich mal einig!  :icon_thumb:
DAS sollten wir feiern.  :icon_thumb:
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 15.02.2007 21:10 Uhr
@John

Wenn ich mir nicht so sicher wäre, dass die Feierlaune nicht lange anhält - dann wäre das ne gute Idee  :icon_wink:

Grüße, Isdrasil
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Pathfinder am 16.05.2007 22:52 Uhr
also nachdem ich mich hier einigermaßen durchgekämpft habe, glaube ich eher, dass jtr diese gsg von vorne hinein geplant hatte.
kreide findet man nicht auf der strasse, er hatte sie dabei um dieses grafito zu schreiben. ein stück schürze nimmt man nicht zufällig mit.
ich hatte mal in einem anderen thread die vermutung aufgestellt, das jtr mit der polizei gespielt und sich über sie amüsiert hat (ripper briefe, welche auch immer echt sind). also gehe ich von einem gebildeten täter aus, der vieles (nicht alles) plant.  das grafito wurde von jtr angebracht um die polizei zu verhönen.

auch frage ich mich, warum es einer ermahnung/warnung an einen komplizen bedarf. der komplize wäre ja bereits in den fall verstrickt gewesen, warum sollte er auf einmal alles aufdecken wollen ? hätte es ihm genutzt, so eine art kronzeugen-regelung, gab es sie damals und warum auf einmal der zweifel an diesen, nur weil er gestört wurde ? macht für mich keinen sinn.

ein versagen eines mutmaßlichen mittäter kann so eine warnung zwar mit sich bringen, aber ob dies so schnell passieren kann, man bedenke die kreide und das sich erst einmal damit auseinander setzen, ob der andere auf einmal zur polizei rennt, während man selber noch evtl. in extase nach einen mord ist. ne, die schnelle und die umstände, immerhin wurden zwei morde begangen, in der der das grafito angebracht wurde, das mitführen der kreide und die gewissheit, dass die polizei durch den ersten mord schon in aufregung ist und die gegend "unsicher" macht, sprechen eigentlich dagegen.

aber nichts desto  trotz, eine toller gedankengang, respekt patrick  :icon_thumb:

Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 17.05.2007 20:27 Uhr
Hi PF,

also nachdem ich mich hier einigermaßen durchgekämpft habe, glaube ich eher, dass jtr diese gsg von vorne hinein geplant hatte.
kreide findet man nicht auf der strasse, er hatte sie dabei um dieses grafito zu schreiben. ein stück schürze nimmt man nicht zufällig mit... man bedenke die kreide

Das Problem ist: Man kann das GSG als geplant deuten, man kann es auch als spontane Reaktion auf eine Begebenheit an diesem Abend sehen. Für beide Varianten gibt es genügend Hinweise. Allerdings erscheint mir der Zwischenfall am Dutfield`s Yard als ein sehr markantes Indiz, welches auf eine spontane Aktion hindeutet.
Du hast recht - Kreide hat niemand einfach so dabei (oder eher seltener). Doch es gibt zwischen dem Mord an Eddowes und dem Entstehen des GSG eben diese Zeitdifferenz. Diese ließe sich dadurch erklären, dass der Ripper nach dem Mord erst einmal nach Hause ging, sich reinigte, und wieder ganz unauffällig mit der Kreide auf die Strasse ging. Die Schürze hätte schön gefaltet keinen verdächtigen Eindruck gemacht.

Weiterhin glaube ich, dass der Ripper die Niere Eddowes bei sich trug - sie wurde nicht bei bzw. in der Leiche entdeckt und auch nicht auf der Strasse, in einer Ecke. Der Mörder hat sie nach Hause genommen. Als geeignetes Transportmittel sehe ich die Schürze an. Weshalb hätte er sich dieses Mittel entledigen sollen?
Noch dazu: Ich glaube, dass das GSG noch in der Mordnacht entstand, deutet auch noch auf eine Spontan-Tat hin. Eine geplante Tat hätte auch noch in der nächsten Nacht ihre Wirkung entfaltet.
Natürlich lässt sich dies alles anders deuten - ich tu es nunmal auf diese Weise  :icon_wink:

Wäre das GSG als Vehöhnung auf die Polizei gedacht, würde ich einen anderen Spruch vermuten. Meinetwegen: The Mets are the men who will not be blamed for nothing oder so etwas. Weshalb sollte der Ripper augenscheinlich auf Juden gehen, wenn er im Grunde die Polizei verhöhnen möchte? Viele bringen das Argument, die Polizei hätte ja Juden verdächtigt, und daher verhöhnte sie der Ripper auf diese Art und Weise. Aber das erscheint mir etwas sonderbar.

Graffitos waren an der Tagesordnung im East End. Das wissen wir alle. Ich weiss nicht, ob das GSG tatsächlich so durchgeschlagen hätte, wie es auch Warren befürchtete. Daher sehe ich das Graffito eher als eine Botschaft an eine Gruppe oder eine einzelne Person, und nicht als irgendeine Hetzaktion.

Grüße, Isdrasil
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Pathfinder am 17.05.2007 22:02 Uhr

wie wärre es mit der vorstellung, dass jtr sich sich über die polizeiliche ermittlungen im kreise der juden amüsiert hat, so nach dem motto ihr heinis seit auf dem holz weg, macht nur so weiter, ich lache mich tot ?
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Alexander-JJ am 18.05.2007 10:56 Uhr
... Wäre das GSG als Vehöhnung auf die Polizei gedacht, würde ich einen anderen Spruch vermuten. Meinetwegen: The Mets are the men who will not be blamed for nothing oder so etwas. Weshalb sollte der Ripper augenscheinlich auf Juden gehen, wenn er im Grunde die Polizei verhöhnen möchte? Viele bringen das Argument, die Polizei hätte ja Juden verdächtigt, und daher verhöhnte sie der Ripper auf diese Art und Weise. Aber das erscheint mir etwas sonderbar.


Das passt schon. Das GSG könnte sich auf den Juden John Pizer, die Lederschürze, beziehen. Die Zeitungen waren damals ja voll von Berichten über die "Lederschürze". Herr Pizer erhielt ja auch eine Entschädigung, weil er von der Presse diffamiert wurde. John Pizer war der einzige "konkrete" Verdächtige, was in der Presse ja auch bis zum Geht-Nicht-mehr breitgewalzt wurde. JTR hatte also genug Gründe gerade auf "Juden" anzuspielen. Diese Anspielung wurde damals sicher sofort verstanden, auch wenn wir uns heute nicht mehr so richtig vorstellen können, warum.

Allerdings ist es auch gut möglich das JTR gar nix geschrieben hat und einfach nur die Schürze wegwarf. Ich glaube Swanson war der Meinung das GSG sei schon etwas älter, verwischt und undeutlich gewesen.


 :)
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 18.05.2007 19:54 Uhr
Hi

Diese Anspielung wurde damals sicher sofort verstanden, auch wenn wir uns heute nicht mehr so richtig vorstellen können, warum.

Dann frage ich mich aber, weshalb Warren in seiner Stellungnahme vom 06. November 1888 an den Innenminister in keinster Weise die Verhöhnung der Polizei erwähnte, geschweige denn zwischen den Zeilen ansprach. Es handelte sich um ein streng vertrauliches Dokument. Hätte Warren in seiner Begründung, die Schrift zu entfernen, nicht auch erwähnt, dass das Ansehen der Polizei durch das GSG noch mehr Schaden genommen hätte? Warren bezog sich einzig und allein auf die Angst vor einem Aufstand - nicht mehr, nicht weniger.
Wenn er sich schon gerechtfertigt hat, dann hätte er gewiss diesen einen sehr wichtigen Grund auch noch erwähnt - noch dazu, da er wahrscheinlich innerlich schon nahe dran war, den Job hinzuschmeißen oder wenigstens in Zweifel war.

Grüße, Isdrasil  
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Pathfinder am 18.05.2007 21:06 Uhr

vielleicht wollte er dem innenminister keine "munition" für weiteren druck geben, den der innenminister aufgrund vom öffentlichen druck und wahrscheinlich auch vom königshaus eh schon ausgeübt hatte. so frei nach dem motto "jetzt werden sie auch noch vom ripper verhöhnt, unternehmens sie was".
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Alexander-JJ am 19.05.2007 12:44 Uhr
Dann frage ich mich aber, weshalb Warren in seiner Stellungnahme vom 06. November 1888 an den Innenminister in keinster Weise die Verhöhnung der Polizei erwähnte, geschweige denn zwischen den Zeilen ansprach. Es handelte sich um ein streng vertrauliches Dokument. Hätte Warren in seiner Begründung, die Schrift zu entfernen, nicht auch erwähnt, dass das Ansehen der Polizei durch das GSG noch mehr Schaden genommen hätte? Warren bezog sich einzig und allein auf die Angst vor einem Aufstand - nicht mehr, nicht weniger.
Wenn er sich schon gerechtfertigt hat, dann hätte er gewiss diesen einen sehr wichtigen Grund auch noch erwähnt - noch dazu, da er wahrscheinlich innerlich schon nahe dran war, den Job hinzuschmeißen oder wenigstens in Zweifel war.

Grüße, Isdrasil  


Na ja, ob Warren jemals über irgendetwas "im Zweifel" war, sei mal dahingestellt. Der Mann war für diesen Posten (und für jede andere Führungsposition) denkbar ungeeignet. Es ist duchaus möglich das ER den Hinweis tatsächlich nicht verstanden hat. Ironische Anspielungen, um-die-Ecke-Denken und überhaupt "Nachdenken" waren nicht seine Stärke.

Der Rest der Polizei und der Bevölkerung, einschließlich des Innenministers, hat den Hinweis sicher begriffen. Und für alle die, die es nicht verstanden haben, hat ja die Presse mehr als deutlich klar gemacht das JTR die Polizei nach Strich und Faden verhöhnt. Wer weiß, vielleicht hat die Presse JTR auch erst auf den Gedanken gebracht die Polizei zu verhöhnen.

Was die Entlassung betrifft: Es musste so oder so ein Sündenbock gefunden werden. Warren war aber nicht der Innenminister, also musste Warren seinen Hut nehmen. Das wäre so oder so passiert, selbst wenn Warren ein Spitzen-Polizist gewesen wäre. Die ewigen Streitereien mit dem Innenminister und den einzelnen Polizeichefs haben aber sicher nicht geholfen seine Position zu festigen.


 :)
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 14.10.2007 17:00 Uhr
Hi Alex

Eine späte Reaktion ist immerhin ja auch noch eine Reaktion... :icon_wink:

Ich weiss nicht, ob man Warren derartige Stümperhaftigkeit vorwerfen kann. Als Warren in den Dienst trat, sah er der schwierigen Aufgabe entgegen, eine schlecht organisierte und ausgestattete Metropolitan neu zu formieren. Warrens Kritik am dualen System der Polizei stieß gleich zu Beginn seiner Amtszeit auf Widerworte des Innenministers. In diesem Punkt wurde er sogar von seinem Vorgänger Henderson unterstützt, und man kann daraus erkennen, dass auch Henderson nicht mit dem Zustand der Londoner Polizei einverstanden war - aber nicht die nötige Strenge und den nötigen Mut hatte, Änderungen auch gegenüber dem Innenminister durchzusetzen.

Auch zweifelte Warren sehr wohl an seiner Rolle innerhalb der Struktur, und dies noch vor den Whitechapel-Morden:
"...From the outset Warren had never considered his tenure as commissioner to be anything other than short term and in March 1888 offered his resignation. He felt that he had achieved all he wanted. He had restored discipline within the force....Warren was persuaded not to resign although he repeated his request again some months later..."
(Scotland Yard Investigates, Evans & Rumbelow, p. 43).

An diesen Zeilen lässt sich sehr gut erkennen, dass Sir Warren seine Aufgabe innerhalb der Polizei nur hinsichtlich einer Neustrukturierung sah, mit der sein Vorgänger Henderson gescheitert war. Zweifelsohne war Warren ein äußerst strenger Mann, doch aus diesem Grund wurde er zu diesem Posten herangezogen und aus diesem Grund hielt man ihn weiterhin für geeignet und überredete ihn, die Stelle weiterhin zu führen. Warren liess sich seiner Zweifel zum trotz dazu überreden und geriet so in den Autumn of terror. Am Ende wurde er nicht entlassen, er warf selber das Handtuch - eventuell hatte er selbst gemerkt, dass er auch aufgrund der internen Probleme der Polizei nicht weiterkommen konnte. Seine Resignation ist auch als Resignation in Bezug auf die Strukturen zu sehen, die er von Anfang an kritisierte.

Seine Vorgehensweise bezüglich des GSG wurde schon vielfältig diskutiert, und ich möchte mal einen neuen Aspekt einbringen und ein ganz anderes Licht auf die Sache werfen:
Wie wir alle wissen, spielen manche Serienmörder gerne Spielchen. Das wird natürlich in den ganzen Hollywoodproduktionen oftmals überspitzt dargestellt, aber es gab auch in etlichen reallen Fällen Machtspiele zwischen Täter und Polizei. Das GSG wird ja sehr oft als Verhöhnung angesehen.
Lässt sich Warrens Verhalten nicht auch aus der Tatsache deuten, dass er die Spielchen des Rippers einfach nicht mitspielen wollte? Ich denke, mit dem Entfernen des GSG`s hat er dem Täter eindeutig Wind aus den Segeln genommen. In diesem Falle hätte Warren einfach nur instinktiv nach modernen Maßstäben gehandelt und sich nicht auf die Machtspielchen des Rippers eingelassen...

Grüße, Isdrasil
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Alexander-JJ am 14.10.2007 19:07 Uhr
Warren war ja nicht nur Polizist. Seine restliche Karriere, vorher wie nachher, deutet auf einen nicht gerade intelligenten und ziemlich unfähigen Anführer hin. Sicher, zwischen Polizei und Armee gibt es einen großen Unterschied und Südafrika ist auch nicht London. Aber ein Mann, der in Südafrika dermassen versagte, aufgrund eigener Unfähigkeit versagte, der kann nicht ein paar Jahre vorher ein guter Polizeichef gewesen sein.

Sicher war Warren am Ende ein Bauernopfer. Der Druck der Oppositionsparteien war enorm. Bei der Frage: "Innenminister oder Polizeichef?" konnte es nur eine Antwort geben. Das wäre auch heute noch so.

Falls das GSG von JTR stammte, dann hatte JTR mit dieser Verhöhnung zumindest recht. Nach John Pizer und Karl Ludwig gabs ja keine echten Verdächtigen mehr. Der Hinweis, es mal mit einem Juden zu versuchen, war vielleicht zuviel für Warren. JTR hatte ins Schwarze getroffen und das hatte Warren nicht verkraftet. Warren war kein Mensch, der auch mal einstecken konnte. Ich denke Warren sah das GSG und fühlte sich persönlich angegriffen. Das war ja für ihn nichts Neues. Er fühlte sich ja öfters mal persönlich angegriffen.

Warren war meiner Meinung nach eine Fehlbesetzung. Aber mit der alltäglichen Ermittlungsarbeit hatte er ja nicht viel zu tun. Also konnte er auch keinen echten Schaden anrichten.


 :)
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 15.10.2007 13:32 Uhr
Hi Alex

Aber Warren unterliefen lediglich in der Schlacht bei Spion Kop (zugegebenermaßen) eklatante Fehlentscheidungen – in den darauf folgenden Schlachten trug er mit dazu bei, dem Empire den Sieg zu bringen. In meinen Augen spricht es für den Feldherren Warren, dass seine Niederlage eine für den Ausgang des Krieges nicht wesentlich wichtige Schlacht betrifft und er seine Schmach wieder gutmachen konnte.
Seine Laufbahn zeugt von einem sehr universellen und fähigen Menschen. Es ist immer etwas schwer, jemanden als unfähig zu bezeichnen, der so vielseitig engagiert und von der Regierung eingesetzt wird. Ich denke es ist leichter ein Held zu sein, wenn man einen eindimensionalen Horizont entwickelt. Was ist schon dabei, etwas zu können, wenn man ausschließlich nur dies eine macht? Warren hingegen war ein vielseitiges Talent in der Archäologie, als Feldheer, als Polizist und als Ermittler. Es wäre vermessen, von ihm zu verlangen, in allen Bereichen einer der Besten zu sein.
Er setzte einige Änderung bei der Metropolitan durch, die dringend nötig waren und nachhaltig Wirkung zeigten. Man muss doch bei der Betrachtung der Streitigkeiten zwischen Matthews und Warren auch eines beachten: Warren forderte die Änderung für die Mets, deren Einzugsgebiet unter anderem das East End war – und es ist nicht verwunderlich und bekannt, dass die Konservativen im East End nicht gerade ihr liebstes Kind sahen. Viele Parlamentarier sahen die Unterstützung der in ihren Augen ausreichend ausgestatteten Polizei vor den Whitechapelmorden einfach als Geldverschwendung an. Warren hielt dagegen – und diese Sturheit ist eventuell etwas, was ich ihm in den Kriegen vorwerfen könnte. Er war eben ein strenger Dickkopf, aber meines Erachtens ein sehr vielseitiger und ehrgeiziger.  :icon_wink:

Grüße, Isdrasil   

Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Alexander-JJ am 15.10.2007 15:40 Uhr
Generalleutnant Sir Charles Warren war der unfähigste britische Kommandeur im Burenkrieg. Nach der Schlacht am Spion Kop, am 6. März 1900, wurde er nach Griqualand West, einer "sehr" ruhigen Provinz versetzt und 4 Monate später nach England zurückbeordert. Er war an keinem Sieg beteiligt. Die Entsetzung von Ladysmith ging auch nicht auf sein Konto. Der Burenkrieg dauerte noch bis 1902 an.

Auch seine restliche Karriere deutet nicht auf irgendwelche Fähigkeiten irgendeiner Art hin. Er begann bei den Pionieren, war 1876 bereits in Südafrika, kommandierte Truppen in Singapur und London.

Ein Zeitgenossen beschreibt ihn sehr treffend: " Langsam, aber konfus, übervorsichtig, aber unentschlossen und völlig unwissend, was den Einsatz von Kavallerie betrifft."

Er hat seine Truppen in den Tod geführt. Das ist unverzeihlich und das wurde ihm auch nicht verziehen.


 :)
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Pathfinder am 15.10.2007 19:01 Uhr

@ isdrasil und alexander

kann es sein, dass ihr unterschiedliche bücher gelesen habt, der eine pro und der andere contra warren ?  :icon_biggrin:

aber es macht wirklich spass eueren disput zu verfolgen, bitte mehr davon, so lernen wir alle dazu  :icon_thumb:
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 16.10.2007 07:39 Uhr
Hi!

Ich finde es einfach nur historisch unpassend, Warren in der Ripperologie als Deppen hinzustellen. Warren war ein sehr erfolgreicher Archäologe, dessen Funde noch heute unter Archäologen Ansehen genießen, er wurde mehrfach vom Empire ausgezeichnet, zerschlug den Aufstand im ersten Burenkrieg unblutig und leitete wichtige Änderungen in der Polizeigeschichte Englands ein.
Sicher, er hat Fehler gemacht und ich möchte Alex da nicht widersprechen. Natürlich ist die Schlacht im zweiten Burenkrieg unverzeihlich gewesen und natürlich war er auch im Posten des Polizeichefs nicht der Beste.
Aber betrachtet man Warren als gesamte Person, hinterlässt er in meinen Augen einen durchaus positiven Eindruck – besonders dadurch, da er vor seinem Einsatz als Polizeichef selbst Zweifel an der Sache anmeldete. Ich habe das wortwörtliche Zitat leider nicht zur Hand, aber er meinte, er schlafe lieber in Zelten als in den Mauern der Stadt. Er war eigentlich ein Archäologe aus Leidenschaft. Und er wurde als Polizeichef eingesetzt, er bat keineswegs darum. Das sollte man bedenken. Er wird einfach oft als arroganter Depp dargestellt, der sich den Posten geschnappt hat, um Terror zu machen – und das ist definitiv nicht so gewesen.

@PF und Alex
Vielen Dank für die Blumen... :icon_mrgreen:
Die Sache mit dem Buch wollte ich auch schon nachfragen. Ich ziehe mein Wissen bezüglich Warren hauptsächlich aus „Scotland Yard Investigates“ und zugegebenermaßen viel googlen und Casebook - ich denke, Alex hat sich da schon ein wenig tiefer in das Thema eingelesen. Also, Alex, wenn du einen Buchtipp hast, nur her damit!  :icon_wink:

Grüße, Isdrasil
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Alexander-JJ am 16.10.2007 11:08 Uhr
Nein, natürlich war Warren kein "Depp". Aber er war auch kein fähiger Kommandeur und schon lange kein fähiger Polizist. Sicher hatte Warren auch seine Stärken. Aber das Kommandieren von Truppen im Feld und die Leitung komplizierter Polizeiarbeit gehörten nicht dazu. Als reine Privat-Person mag Warren durchaus erträglich, vielleicht sogar symphatisch gewesen sein. Ganz privat war er vielleicht gar kein schlechter Kerl. Leider, für Soldaten wie Zivilisten, beschränkte er sich aber nicht auf private Tätigkeiten.

Fairerweise muss ich allerdings anerkennen das Warren gegen zwei der gefährlichsten Gegner des Empire (von  aussen: Buren; von innen: JTR) antrat. An diesen Gegnern hätten sich wohl auch wesentlich fähigere Charaktere die Zähne ausgebissen.


Wer mehr über Idioten in Kommandeursposten lesen will: "Die größten Fehlschläge der Militärgeschichte" von Saul David ist lesenswert. Warren befindet sich da übrigens in prominenter Gesellschaft.


 :)
Titel: Re: Der Ort des Geschehens - Nähere Information
Beitrag von: Isdrasil am 16.10.2007 12:05 Uhr
Hi

Fairerweise muss ich allerdings anerkennen das Warren gegen zwei der gefährlichsten Gegner des Empire (von  aussen: Buren; von innen: JTR) antrat. An diesen Gegnern hätten sich wohl auch wesentlich fähigere Charaktere die Zähne ausgebissen.

Na, das ist doch mal ein Wort  :icon_thumb:
Und noch dazu: Gegen den einen Gegner hat er zumindest in Teilen große Erfolge feiern können!  :icon_wink:

Mich persönlich stört eigentlich nur das Bild, das von Warren durch die populäre Rippermythologie verbreitet wird. Er wird reduziert auf zwei Dinge: „Wischen Sie das sofort weg“ und sein Freimaurerdasein. Dies transportiert schnell ein falsches Bild der Geschehnisse und des Menschen Warren.

Ich persönlich sehe in Warren eher eine tragische Figur innerhalb des Ripperfalls. Womöglich hat er den Umstand, in diesen Fall verwickelt zu sein, selbst verflucht. Und sein Enthusiasmus, sein Ehrgeiz und seine Sturheit - Dinge, die ihm zu archäologischen Zeiten sehr nützlich waren - brachen ihm schließlich das Genick. Warren war jemand, der aneckt. Und Anecken, so etwas sah und sieht man im Empire eben nicht gerne.

Grüße Isdrasil

PS: Dankeschön für den Buchtipp!  :icon_wink: