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Die Tatverdächtigen => Die Tatverdächtigen => Allgemeine Diskussion => Thema gestartet von: Andromeda1933 am 28.08.2013 17:05 Uhr

Titel: "Rangliste"
Beitrag von: Andromeda1933 am 28.08.2013 17:05 Uhr
Stordfield fragte vor Wochen klipp und klar, „wer war es denn Deiner Meinung nach“?
Da kam mir die Idee, mal alle so weit bekannten Namen durchzugehen und eine Art „Rangliste“ der (mir) Verdächtigen aufzustellen. Rein subjektiv natürlich.....


Rangliste der Verdächtigen


100% ---



90% ---Ein noch Unbekannter



80% ---Kosminski (Kozminski), Donovan,



70% ---



60% ---Cohen (Kaminski), ein Reisender (Seemann)



50% ---Chapman,



40% ---Tumblety, Bury



30% ---Barnett*, Cream,



20% ---Cross, Deeming, Feigenbaum, Hutchinson, Isenschmid, Druitt, Mary Pearce, ein Magischer Orden, eine Gang, Hyams, Lusk, ein Soldat, Fogelma



10% ---Isaacs, Kelly, Stephen, Maybrick, eine andere Frau, Ostrog, Pizer, Mansfield, Mann
           Szemeredy, Sadler, Sickert, Sanders, "Leather Apron",



0 % ---Cutbush, Die Freimaurer, Jacob Levy, Pedachenko, Gull, Royal Connection, Crowley, Morris, Dowson, Barnard, Vassily


* als Ripper 30%, als Mörder im Miller's Court 90%
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Lestrade am 28.08.2013 17:54 Uhr
0 % ---Cutbush, Die Freimaurer, einer der Levys,

Einer? Also auf jeden Fall Jacob Levy?

Cutbush würde ich etwas höher ansetzen.

Hyam Hyams und John Sanders hätte ich noch genannt. Aber sehr interessant und danke für deine Mühe Andromeda.
 
(Hinter Cohen, könnte man noch in Klammern Nathan Kaminski erwähnen)
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Andromeda1933 am 28.08.2013 19:47 Uhr
Ich konnte es noch editieren und setzte gleich auch ein paar „Unverdächtige“ hinzu.
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Lestrade am 28.08.2013 21:01 Uhr
Ganz vorzüglich mein Lieber…

Aber welchen Levy meinst Du noch?

Oswald Puckridge, William Piggott, Henry James, John Richardson, James Hardiman oder Charles Ludwig, könnte man dann in diesem Zuge auch noch nennen aber es würde ja kein Ende nehmen…

(Hinter Kosminski würde sich in Klammern Aaron Kozminski gut machen. Chapman hat ein n zuviel.)

Klasse von Dir, Leather Apron hinzuzufügen.
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Andromeda1933 am 28.08.2013 22:11 Uhr
Verwirrung - Hyam Levy war schon tot und ist somit aus dem Schneider.

Danke fuer das Einwerfen weiterer Namen. Ich war selbst schon bis Conan Doyle und Oscar Wilde angekommen, aber ab einem gewissen Punkt wird es doch albern.
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Lestrade am 29.08.2013 09:41 Uhr
Morjens!

Aber welchen Hyam Levy meinst Du?

Jacob Levy hatte einen Bruder, Abraham Levy, der nahm sich 1875 im Alter von 21 Jahren das Leben. Ein anderer Bruder, Isaac Levy (37 Jahre alt während der Whitechapel Verbrechen), lebte zur Zeit der Ripper Morde in den 124-130 Wentworth Buildings/Model Dwellings in der Goulston Street, am/im Eingang 108-119, fand man ja bekanntlich das Schürzenteil von Eddowes sowie das Graffito.

Der Vater des Zeugen Joseph Hyam Levy, wäre ein Hyam Levy. Sein Vater hieß tatsächlich Hyam Levy, verstarb allerdings bereits 1872. Zeuge Joseph Hyam lebte noch bis 1914. Es gab noch einen Schneider ( :good:) in der Aldgate High Street, nahe/an Butcher´s Row, mit gleichen Namen aber der lebte auch noch zu der Zeit und ich wüsste nicht, was er mit allem zu tun hätte. Da war noch John Levy, Cigar Shop Betreiber auf der Whitechapel Road (254). Die Frau von diesem Senior, Fanny, soll wohl eine Cousine vom Mitre Square Zeugen Joseph Hyam Levy gewesen sein. Dort, in der Nummer 254, fand wohl die Brothel Geschichte mit Gertrude Smith statt, an der gewisse Cohen beteiligt waren. An der Nummer 253 Whitechapel Road gab es ja auch den rätselhaften Messerfund (nach dem DoubleEvent) durch Thomas Coram. Kannste aber zufälligerweise über meinem letzten Posting gestern im Faden http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1470.msg24258.html#msg24258 genauer nachlesen.
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Andromeda1933 am 29.08.2013 10:48 Uhr
Der Vater des Zeugen Joseph Hyam Levy, wäre ein Hyam Levy. Sein Vater hieß tatsächlich Hyam Levy, verstarb allerdings bereits 1872.

Ja, ich meinte diesen hier. Ich bin bei diesen Levys ganz schön durcheinander geraten. Pardon, meschugge!

Wenn Du nochmal von den Levys anfängst, nehme ich den Kosminski wieder raus!

Das Foto der Polizeieinheit ist wirklich grossartig!
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Lestrade am 29.08.2013 12:11 Uhr
Ja, ich meinte diesen hier. Ich bin bei diesen Levys ganz schön durcheinander geraten. Pardon, meschugge!

Nun ja, in deinem Alter darf man eine gewisse Senilität tolerieren. Unterstellt man Anderson, Swanson und Co. ja auch… :sarcastic_hand:

Wenn Du nochmal von den Levys anfängst, nehme ich den Kosminski wieder raus!

Mach doch! Dann schreibe ich so viel über Kosminski, dass Du ihn wieder hineinnehmen musst. Jetze hab ick et dir aba jejeben, wa? :Laie_53:

Das Foto der Polizeieinheit ist wirklich grossartig!

Ein schönes Foto, das stimmt. :good2:
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Andromeda1933 am 03.09.2013 22:38 Uhr
Oswald Puckridge
Ich glaube, Du bist hier im Forum der einzige, der diesen Mann jemals ins Gespräch brachte. Leider weiß man praktisch nichts über ihn, ein "Geheimtip irgendwie.
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Lestrade am 03.09.2013 23:46 Uhr
Oswald Puckridge
Ich glaube, Du bist hier im Forum der einzige, der diesen Mann jemals ins Gespräch brachte. Leider weiß man praktisch nichts über ihn, ein "Geheimtip irgendwie.

Nein, Du irrst! Ich war bzw. bin nicht der einzige.

Ich bin kein “Kenner“ von Oswald Puckridge aber ich denke, dass der Grund für ihn ein einfacher war. DC Walter Dew (MET) schrieb, dass der hauptsächliche Verdacht von Anfang an auf eine Person gelegt wurde, die kürzlich aus einer Anstalt (oder einem Arbeitshaus) entlassen worden oder geflohen war. Das verfolgte man nahezu unerbittlich. Puckridge befand sich u.a. vom 6. Januar 1888 bis 4. August 1888 in einer Anstalt (Hoxton House). Von seiner Entlassung erfuhr natürlich die Polizei, weil sie in Asylums und Workhouses ermittelten. Puckridge war psychisch krank und hatte damit gedroht, andere Menschen aufzuschlitzen. Im September 1888 suchte man nach ihm, fand ihn aber nicht. Sir Charles Warren berichtete das Innenministerium über diesen Verdächtigen (19. September). Es ist also anzunehmen, dass sie ihn tatsächlich ernst nahmen. Wie ernst, darüber kann man natürlich spekulieren. Puckridge war aber offenbar nicht der einzige in dieser Kategorie. Auch die City Polizei schickte ihre Leute in die Anstalten und Arbeitshäuser (Oktober 1888). Warren dachte wohl, dass dieser Verdächtige als Chirurg ausgebildet worden war, Puckridge war aber anscheinend gelernter Chemiker. Er wurde am 4. August 1888 auch nicht als geheilt entlassen sondern eher als gebessert. Ich müsste das alles auch erst genau nachlesen…

Nach Tabram, Nichols und Chapman sollte es aber nicht verwundern, dass auf ihn ein Verdacht fiel, gerade wenn man just genau einen Irren in den Theorien verdächtigt, der vorher aufgefallen (und auch weggesperrt) worden war. Diese Überlegung war ja auch damals nicht verkehrt, geradezu modern und vielleicht ja auch naheliegend. Puckridge war 1888 50 Jahre alt. Was hatte man schon an Zeugenbeschreibungen? Mrs. Long, die einen über 40jährigen erkannt haben wollte. Da passte Puckridge dann schon. Vielleicht rückte man später auch deshalb von ihm ab, weil die Zeugenbeschreibungen dann zwischen 28-35 Jahre lagen. Ich weiß es nicht…
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Andromeda1933 am 05.09.2013 21:24 Uhr
Dieser Puckridge ist für mich ein „Außenseiter-Tip“, ein 20-30%er. Sein (offensichtlich) spurloses Verschwinden wirft schon Fragen auf. Offensichtlich wurde er zumindest anfänglich für gefährlich genug gehalten. In dieser Gesellschaft ohne Meldegesetze könnte er natürlich auch an die Küste oder in den Norden durch sein und endete dort vielleicht in einer anderen Anstalt oder im Gefängnis. Kein wirklich nennenswerter Kandidat für den „Ripper“, jedoch eher noch, als so manch einer, der genannt wird.
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Lestrade am 05.09.2013 22:18 Uhr
Schau mal hier, mein letztes Post (du findest da noch weitere Namen):

http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1329.msg22441.html#msg22441

Zu John Sanders: Da wurden noch zwei weitere Medizinstudenten gesucht und gefunden bzw. geklärt. Man kann in diesem Zusammenhang auch noch Dr. John Hewitt erwähnen. Sanders, die anderen beiden Medizinstudenten, sowie auch Isenschmid und Puckeridge, Ludwig, Morford, Mary usw, nach allen wurden nach dem Mord an Chapman fahndet bzw. sie wurden untersucht. Es sollte auch für jeden erkennbar sein, mit welchem Eifer die Polizei arbeitete, wie lange sie eigentlich auf Hochtouren an der Sache dran waren. Sie ließen im East End ja keinen Stein auf dem anderen. Ich bin mir sicher, dass sie dem wahren Ripper zumindest gegenübergestanden haben müssen (persönlich denke ich ja, dass sie ihn tatsächlich ermitteln konnten). Da gab es auch noch den Mann, den AC Major Henry Smith Warren nach dem Chapman- Mord “empfohlen“ hatte. Seine Leute fanden ihn dann aber selber. Da war echt was los und es ist schwierig den Überblick zu behalten und auch Prozente dafür zu vergeben.

Warren erwähnte neben Puckridge auch noch Isenschmid und einen Mann, der ihnen in einem Bordell abhauen konnte. Der Bordellbetreiberin war dieser Mann aufgefallen. Warren ordnete Isenschmid höher ein. Erinnert mich an ein “früheres Memorandum“. Und auch hier haben wir zwei volle Namen und der dritte lässt, wie im "Original", Zweifel offen. Ich weiß nicht, ob man zwischendurch nun mehr erfahren konnte aber laut Paul Begg, scheint es, dass Puckeridge zu der Zeit und auch nicht danach gefunden oder befragt werden konnte.

Was nun Puckridge so hoch auf die Liste brachte, bleibt wohl ewig ein Geheimnis. Druitt im Memorandum von Macnaghten können wir uns erklären. Aber bei Puckridge fehlen mir einfach noch genauere Angaben aber wie eben erwähnt, wir werden wohl noch lange darauf warten müssen. Isenschmid als auch Ostrog sind damals bzw. aus heutiger Sicht unmöglich geworden. Bleibt wieder der geheimnisvolle dritte Mann. Und das in beiden “Versionen“. Blutflecke und Bordelle könnten in beiden Fällen aber eine Rolle gespielt haben können. Ich nenne dir diesen Vergleich mit Warren und Macnaghten deshalb, weil die Vorgehensweise der Polizei vielleicht umständlich war aber nicht ganz so stümperhaft wie oft geäußert. Und auch deshalb, weil zwischen all diesen Namen (oder nicht namentlich genannten), der wahre Jack the Ripper zu finden gewesen war. Ich meine John Douglas hat mal gesagt, die Polizei wird den Ripper befragt und auch überprüft haben. Ob sie ihn aber auch als solchen erkannt haben? Möglich oder auch nicht…  

Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Andromeda1933 am 05.09.2013 23:16 Uhr
„Ich meine John Douglas hat mal gesagt, die Polizei wird den Ripper befragt und auch überprüft haben. Ob sie ihn aber auch als solchen erkannt haben?“

Der springende Punkt (finde ich), deshalb steht mein „Mr.X“ auf der Rangliste ganz oben. Die Polizei erkannte in einer befragten Person nicht den potentiellen Täter.
Genau bedeutet das wohl, dass irgendein Kriminalbeamter, der Verhöre oder einfache Befragungen durchführte, nicht erkannte, wen er da vor sich hatte. Selbstverständlich hatte der Beamte keinen blutdurchtränkten Typen vor sich, sondern einen Mann, der antworten konnte, der womöglich ein wenig trottelig wirkte (schließlich waren Ärzte und später alle anderen Messerwetzer verdächtig, also nicht schlichtweg jeder). Er war jedenfalls auf seine Art „smart“.    …..und möglicherweise auch den Beamten bereits gut bekannt, als Typ, den die PCs nachts in den Straßen trafen, als Typ, der einen „an der Waffel“ hatte usw., aber jedenfalls augenscheinlich keiner war, der als mordendes Monster in Betracht kam. Vielleicht war „Mr.X“ auch einer, den wir bisher nicht benennen können.
Bury könnte jemand sein, den man stärker in Augenschein nehmen sollte. Er soll jedoch auf Beute aus gewesen sein, was war bei den armen Frauen schon zu holen, die wir K5 nennen?!
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Lestrade am 06.09.2013 00:11 Uhr
Es gibt wohl Bücher über Bury, die empfehlenswert sein sollen:

William Beadle, Anatomy of a myth und Jack the Ripper Unmasked

Vielleicht ist das etwas für Dich?

Wie ich schon einmal an andere Stelle schrieb, Bury ist etwas unterbewertet als möglicher “Typ Jack the Ripper“. Möglich, dass er bei Tabram und Nichols in Wolverhampton war. Bei der Familie seiner Frau. Aber wer weiß das schon so genau.

Aktuell macht in meinem Umfeld ein Paranoid Schizophrener eine Menge Unruhe. Die Polizei kann oder will ihn nicht wegsperren. Wenn ich so mitbekomme was er macht oder schreibt, ich schwanke zwischen einigen Gefühlen hin- und her. Manchmal könnte ich vor Komik und Schwachsinn schreien und lachen. Trotz der ganzen Ernsthaftigkeit. Sein psychotischer Schub hat es echt in sich. Vor wenigen Monaten hatte ich weiblichen Besuch mit dieser Krankheit. Eine etwas ältere Frau, wegen der Krankheit berentet, erzählte mir so einiges aus ihrer Erlebniswelt. Ich muss schon sagen, wenn die Polizei den Ripper befragt hatte und er war auf diese Art erkrankt, dann stimme ich deinen Ausführungen selbstverständlich zu und kann gut nachvollziehen, dass die Polizei nach einem Gespräch recht verdutzt gewesen sein müsste, was ja nicht unbedingt große Prozesse in Gang gesetzt haben würde…

Dieser Tage lass ich von einer jungen Frau, die sich von ihrem Umfeld erzählen lassen musste, was sie alles so getrieben hatte während ihres Schubes. Erinnerungen selber hatte sie nicht, obwohl sie so weit sogar in dieser Zeit gut funktionierte.

Wie Du weißt, sehe ich die Jack the Ripper Morde als Taten eines Geisteskranken, der an Schizophrenie litt. Welche Art ist schwer zu bestimmen. Es gibt ja verschiedene Arten, u.a. die Paranoide Schizophrenie oder auch die Hebephrene Schizophrenie. Ich weiß nicht (wie auch?) wo ich den Ripper einordnen sollte. Ich tendiere zu einer Mischform. Wie auch Patienten an verschiedenen Persönlichkeitsstörungen in Mischform leiden können, so ist es auch bei der Schizophrenie möglich. Wir haben zwar ganz klare Einteilungen, an denen wir uns orientieren können, sie machen sicherlich auch den Großteil aus aber wir sollten nicht vergessen, dass dort auch ein gewisser, beachtlicher Anteil an in sich übergehende Formen existiert. Diese Erkrankung mit einer Identitätsstörung bzw. multipler Persönlichkeit plus der individuellen, weiteren Persönlichkeitsstruktur und weiteren Hintergründen (Krankheiten), macht die Vorstellung über meinen Ripper erst einmal nicht ganz einfach aber am Ende doch gut vorstellbar. Die Morde sollten mit Beginn eines Schubes angefangen haben und endeten vielleicht mit einer emotionalen und auch körperlichen Erschöpfung des Täters eben aufgrund dieser schweren Erkrankung. Für alles sprechen das rasante Tempo der Morde, die Verstümmelungen, die eng zueinander liegenden Tatorte, das riskante Verhalten des Täters, das nicht Verbergen der Opfer etc., eben seine Handschrift und sein MO. Auch wenn man es nicht glauben mag, die eindeutig sexuelle Komponente als das größte Motiv. Ich denke, dass nur Täter in Frage kommen, die mit einer ganz schweren Form dieser Erkrankung in der Nähe der Tatorte lebten.

Ich denke, dass man mit dieser Ansicht den Schlüssel für den “Typ“ des Rippers in der Hand hält. Jetzt muss man nur das richtige Schloss (Name) finden, um die Tür zu ihm zu öffnen. 
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Anne Boleyn am 25.09.2013 15:12 Uhr
Also grade als Neuling in der sachlichen beschäftigung mit Jack the Ripper will man natürlich trotzdem zuerst wissen, wer am ehesten in Frage kommt. Da ist das ja ein ganz passender und informativer thread! :)
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Andromeda1933 am 25.09.2013 15:24 Uhr
ACHTUNG, diese „Rangliste“ ist völlig subjektiv. Ganz oben stehen 2 Namen, Kosminski und Donovan. Über letzteren kann man kaum etwas erfahren. Fast niemand fast ihn ernsthaft ins Auge, doch er ist mein erklärter „Liebling“. Kosminski dagegen ist vermutlich das meist benutzte Wort hier im Forum (gleich nach der/die/das). Ein heißer Kandidat, über den man mittlerweile eine Menge herausgefunden hat. Du findest hier viele Infos über ihn.
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Lestrade am 25.09.2013 16:21 Uhr
Momentan hoch im Kurs:

Druitt und Cross.

Auch wieder aktuell: Feigenbaum und Donston Stephenson. Überführt durch Trevor Marriott bzw. Alan Hancock. Bei beiden Fachmännern (ExPolizisten) wäre ich mir allerdings nicht sicher, ob sie es damit wirklich ernst meinen.

Druitt und Cross sind da spannender. Druitt geht immer und Cross ist gut zum Konstruieren.

Hast Du schon mal jemanden verdächtigt?

Dazu wir hier:

http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1537.0.html

Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Andromeda1933 am 25.09.2013 16:29 Uhr
Druitt wird wohl immer gehandelt werden, aber wohl nur, weil er einer der ersten genannten Verdächtigen war. Ich sehe ihn eher aus dem „Rennen“. Tumblety wäre ein guter Kandidat, wenn er sich nicht so sehr von den (seriösen) Zeugenaussagen unterscheiden würde.
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Stordfield am 25.09.2013 21:49 Uhr
Und Richard Mansfield. Erstaunlich, wie wenig es über diesen weltberühmten Mann zu lesen gibt. Da sind eigentlich nur zwei wirklich Ernst zu nehmende Werke, für deren Übersetzung man wahrscheinlich mehrere Jahre brauchte. (Hätte gern gewußt, was er direkt nach dem Abbruch seines Londoner Engagement in den USA gemacht hat.)

Gruß Stordfield
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Isdrasil am 26.09.2013 19:27 Uhr
Hi Stordfield

Mansfield kam im Juni 1889 auf der "Adriatic" nach Amerika und stand nie mehr in England auf der Bühne.
Ab dem 21. Oktober 1889 spielte er im Bostoner "Globe Theatre" im Stück "King Richard III", anschließend auch mehrere Auftritte in Philadelphias "Broad Street Theatre", in Washington am 25. November 1889 im "National Star Theatre" und in Baltimore an der "Academy of Music". Ab dem 16. Dezember auch in New York im "Palmers" und dem "Wallack".
Mansfields Schauspiel fand zu dieser Zeit wenig Zuspruch, und so spielte er am 18. Januar 1890 zum letzten Mal in New York die Rolle.
Es folgten kurz hintereinander die Stücke "Jekyll & Hyde" (20. Januar), "Prince Karl" (eine Woche später), und am 05. Februar "Master and Man", alle Stücke in New York.

Es würde ehrlich gesagt jetzt zu lange dauern, alle Auftritte aufzuzählen. Mansfield zog von New York nach Chicago, nach Louisville, Kentucky City, Cleveland, Rochester...die ganze Zeit verbrachte er in den USA, hauptsächlich in New York, wo er im Jahre 1898 ein Haus am Riverside Drive für sich und seine Familie kaufte.

1907 kehrte er nach England zurück, wo er schließlich verstarb.

Ich kann Dir leider wirklich unmöglich alles übersetzen, wollte Dir nur mitteilen, dass Du eine fast lückenlose Biographie Mansfield im Buch "Richard Mansfield - the man and the actor" von Paul Wilstach finden wirst.
Die Onlineversion findest Du hier: http://archive.org/stream/richardmansfiel01wilsgoog#page/n4/mode/2up
PDF etc. gibt es hier: http://archive.org/details/richardmansfiel01wilsgoog

Hoffe, ich konnte Dir helfen.

Grüße
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Andromeda1933 am 04.01.2014 16:35 Uhr
Ich habe meine „Rangliste“ noch einmal überdacht:

100% ---

90% ---Ein noch Unbekannter

80% ---

70% ---Kosminski (Kozminski), Donovan, Cohen (Kaminski),

60% --- ein Reisender (z.B. Seemann)

50% ---

40% ---Tumblety, Bury, Chapman,

30% ---Barnett*, Cream,

20% ---Cross, Paul, Deeming, Feigenbaum, Hutchinson, Isenschmid, Mary Pearce,
           ein Magischer Orden, Hyams, Cutbush, Fogelma

10% ---Isaacs, Kelly, Stephen, Maybrick, eine andere Frau, Ostrog, Pizer, Mansfield**,
           Szemeredy, Sadler, Sanders, "Leather Apron", ein Soldat, Lusk, Mann

0 % ---Druitt, Die Freimaurer, Jacob Levy, Pedachenko, Gull, Royal Connection, Crowley,     Morris, Dowson, Barnard, Vassily, Sickert, eine Gang,

* als Ripper 30%, als Mörder im Miller's Court 90%

**
Der Schauspieler Richard Mansfield, sicher einer der größten seiner Zeit, wird nie dem engeren Kreis der „Ripper-Kandidaten“ zugerechnet. Sicher gab es Typen, die bei uns heute mehr Verdacht erregen. Auf der Hand liegt natürlich, dass er mit Sicherheit die Fähigkeit hatte, sein Erscheinungsbild in wenigen Sekunden zu verwandeln. Ein Mantel, den man wenden kann, ein falscher Bart, eine veränderte Körperhaltung.... Er dürfte auch gewusst haben, wie man auffällt und wie man unauffällig wird. Kolportiert wurde oft, er hätte mit den Morden auf „sein“ Theaterstück „Dr.Jekyll&Mr.Hyde“ aufmerksam machen wollen. Eine ziemlich grausige PR, wenn das stimmen sollte! Stordfield bringt aber ein glaubwürdigeres Szenario ins Spiel.
Irgendwann hätte Mansfield nicht mehr zwischen Bühnenrolle und seinem Leben unterscheiden können. Das muss dann aber auch einschließen, dass er irgendwann entweder wieder zu sich selbst fand, denn die Mordserie endete bekanntlich am 9.November (aber auch darüber lässt sich trefflich diskutieren!) oder zwischenzeitlich zusammenbrach, bevor er abreiste.
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Lestrat am 04.01.2014 18:28 Uhr
Hallo Andromeda,

sehr interessante Übersicht über deine Verdächtigen. Deine Ausführung zu Barnett ist recht interresant und gerne können wir über ihn an geeigneter Stelle etwas diskutieren wenn du magst. Mansfield habe ich für mich eigentlich ausgeschlossen (was wir aber auch gerne besprechen können).

Habe mal für mich eine kleine Rangliste erstellt:

100% ---

90% ---

80% ---

70% ---Ein noch Unbekannter, Cohen (Kaminski),

60% ---Deeming

50% --- Bury

40% ---Tumblety,Kosminski (Kozminski)

30% ---Barnett*, ein Reisender (z.B. Seemann)

20% ---Cross, Paul, Deeming, Feigenbaum, Hutchinson, Isenschmid, Mary Pearce,
           ein Magischer Orden, Hyams, Cutbush, Fogelma, Chapman

10% ---Isaacs, Kelly, Stephen, Maybrick, eine andere Frau, Ostrog, Pizer, Mansfield**,
           Szemeredy, Sadler, Sanders, "Leather Apron", ein Soldat, Lusk, Mann,  Cream

0 % ---Druitt, Die Freimaurer, Jacob Levy, Pedachenko, Gull, Royal Connection, Crowley, Morris, Dowson, Barnard, Vassily, Sickert, eine Gang,


Habe der Einfachheit (und Faulheit  :girl_cray3: ) mal etwas bei dir abgekupfert Andromeda, ich hoffe du verklagst mich jetzt nicht wegen Urheberrechtsverletzung  :blum1:

Ist natürlich meine Einschätzung Stand heute. Nicht in Stein gemeißelt sondern im Fluß wie Wasser.

Lestrat






Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Andromeda1933 am 04.01.2014 20:42 Uhr
Danke für Deine Antwort mittels eigener Rangliste!
Du setzt Deeming ganz schön hoch auf die Liste.
Endlich mal jemand, der seine Interessen war nimmt!
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Lestrat am 05.01.2014 11:12 Uhr
Hi Andromeda,

danke, wie gesagt so richtig festlegen will und kann ich mich nicht und daher schwanke ich immer etwas hin und her. Ursprünglich favorisierte ich ja Bury, doch z.Z. tendiere ich eher Richtung Cohen (Kaminski) oder Deeming. Auch Tumblety,Kosminski (Kozminski) sind sicher "Heiße" Kandidaten und da fängt es bei mir schon an: stelle ich mir den Ripper als "Bilderbuch" Irren da sind Cohen (Kaminski) und Kosminski (Kozminski) quasi meine erste Wahl, war der Ripper ein nicht ganz so "offensichtlich" Verrückter rücken die anderen mehr in meinen Focus (wobei ich z.Z. Deeming sehr interresant finde).

Aber auch andere von uns haben ja schon ihre Favoriten du findest ja gefallen an Donovan, Lestrade scheint sich auf Kosminski eingeschoßen zu haben  :Laie_4: und ich glaube mich erinnern zu können das Isdrasil an Bury gefallen gefunden hatte (zumindest vor einiger Zeit). Ist halt wie vieles beim Ripper "Glaubenssache".

Lestrat
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Lestrade am 05.01.2014 13:48 Uhr
Ist halt wie vieles beim Ripper "Glaubenssache".

Wer nichts weiß muss alles glauben! Und so ist es im Ripper Fall. Woher sollen wir genug wissen, um ein ausreichendes persönliches Bild aufbauen zu können? Man kann sich nur komplex mit vorhandenen Informationen füttern und dies mit den Erfahrungen der Neuzeit vermengen und dann so etwas wie Vergangenheitsforschung betreiben. Das habe ich, glaube ich, bisher intensiv betrieben und bin mehr als zufrieden damit. Ich bin überzeugt, eine recht gute Vorstellung vom Ripper zu haben und das war ein hartes Stück Arbeit. Kann wohl jeder ein Lied davon singen.
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: moriaty am 22.07.2014 03:52 Uhr
hm. warum gefällt dir denn donovan so? nur weil er so "unberührt" ist?
danke jedenfalls für ernest dowson -- von dem hab' ich bis dato noch nix gehört, musste gleich mal im casebook nachgucken. was bedeuten die "anonymen"? ein reisender (z.b. seemann): feigenbaum kannst du nicht meinen, der steht weiter unten. meinst du den mysteriösen malaischen koch oder larkins' portugiesische schlächterbande oder einfach wirklich nur allgemein? ebenso der soldat? spielst du auf die tabram-sache an, dick austin oder einen anderen? dr. cream bei 30%? also bitte, der typ war nachweislich im käfig als die morde geschahen. außer haarsträubende geschichten von doppelgängern und bestechungsgeldern ist da doch nix. cross: wenn man thurgood liest ist es allerdings etwas enttäuschend. erst macht er einen den mund wässrig und dann kommt sehr wenig. aber ich vermisse eigentlich d'onston, thompson und dr. williams -- die sind doch weiss gott höher anzusiedeln als z.b. fogelma?
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Stordfield am 01.04.2020 05:04 Uhr
Hallo!

Seit ein paar Jahren beschäftige ich mich ja nun schon mit der Thematik JtR, aber ich muß gestehen, dass ich für mich immer noch keinen Hauptverdächtigen ausmachen konnte. Eigentlich bin ich nach wie vor völlig überfragt. Ein bischen bin ich davon überzeugt, dass ich die üblichen Kandidaten ausschließen kann, denn die unermüdliche und bewundernswerte Arbeit der Ripperologie- Gemeinde hätte sicher noch mehr Früchte getragen, stünde etwas Handfestes hinter den bekannten Namen.
Ich gehe, wie wohl die meisten Mitglieder hier, von einem uns noch völlig fremden Täter aus. Nicht weit entfernt von dieser These favorisiere ich zwei Mörder (getrennt), oder sogar mehrere, die unabhängig voneinander töteten.
Auch den Torso- Killer beziehe ich mittlerweile wieder in mein Ranking ein.
Wie sieht es denn inzwischen bei euch so aus?

Gruß Stordfield

Bleibt gesund!
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Arthur Dent 2 am 04.04.2020 09:05 Uhr
Hi Stordfield!

Zitat
Seit ein paar Jahren beschäftige ich mich ja nun schon mit der Thematik JtR, aber ich muß gestehen, dass ich für mich immer noch keinen Hauptverdächtigen ausmachen konnte.

Schon die zeitgenössischen Ermittler, die unmittelbar an dem Fall dran waren, konnten sich da nicht einigen - wieso sollten wir über hundert Jahre später ohne neue handfeste Beweise in einer besseren Situation sein?
Zwar gibt es heutzutage neue forensische Methoden, aber leider benötigen diese den direkten unkontaminierten Zugriff auf die Tatorte, Opfer, Verdächtigen und Sachbeweise - und das ist nach einem Jahrhundert leider nicht mehr möglich.
Zum Beispiel wurden ja diese Geschichten mit den DNA-Analysen unter der Briefmarke und dem Schal gehyped - aber erstens können beide weder den entsprechenden Personen wirklich eindeutig zugeordnet werden, und zweitens ist eine Kontamination nicht auszuschließen. Das hat also die Sachlage auch nicht wirklich verbessert.

Zitat
Ein bischen bin ich davon überzeugt, dass ich die üblichen Kandidaten ausschließen kann, denn die unermüdliche und bewundernswerte Arbeit der Ripperologie- Gemeinde hätte sicher noch mehr Früchte getragen, stünde etwas Handfestes hinter den bekannten Namen.

Da möchte ich widersprechen: Das Fehlen von Beweisen bedeutet ja keineswegs, dass man diese Verdächtigen alle ausschließen könnte - sonst hätten Ermittlungsbehörden und wir überhaupt keine Verdächtigen mehr und könnten es gleich lassen. Wir haben ja leider das Problem, dass über die Jahre auch Vieles verloren gegangen ist und es nur begrenzte Möglichkeiten gibt, wirklich Neues zu erfahren.
Nur neue Beweismittel, die die Verbrechen für einen Verdächtigen unmöglich machen würden, könnten heutzutage einen Kandidaten wirklich noch ausschließen. Zum Beispiel wenn Beweise auftauchen würden, dass ein Verdächtiger zur Zeit der Morde ganz woanders war - vielleicht sogar nachweisbar in einem Gefängnis.

Zitat
Ich gehe, wie wohl die meisten Mitglieder hier, von einem uns noch völlig fremden Täter aus.

Das halte ich - wie schon mehrfach hier im Forum erwähnt - ebenfalls sehr gut für möglich.

Zitat
Nicht weit entfernt von dieser These favorisiere ich zwei Mörder (getrennt), oder sogar mehrere, die unabhängig voneinander töteten.

Das hingegen halte ich - bezogen auf die Kanonischen Fünf inklusive Martha Tabram - aufgrund der doch recht speziellen und seltenen gemeinsamen Tatmuster in einem sehr kurzen Zeitraum auf einem sehr kleinen Gebiet für äußerst unwahrscheinlich. Stichworte: Opferwahl, Vorgehensweise, Overkill mit Unterleibsvertümmelungen und Organentnahmen (was in Kriminalstatistiken sehr speziell und selten ist).
Die übrigen Fälle wie z.B. Frances Coles oder Alice McKenzie weichen allerdings auch m.E. zu stark vom Muster ab, um sie mit hinreichender Wahrscheinlichkeit JTR zuzuordnen - dafür sind die Morde zu gewöhnlich (wobei man natürlich auch argumentieren kann, dass JTR da wie bei Stride nur einfach nicht "fertig" wurde). Aber in diesen Fällen sind sich die Ripperologen ja sowieso einig, dass sie sich deswegen darüber uneinig sind.

Zitat
Auch den Torso- Killer beziehe ich mittlerweile wieder in mein Ranking ein.

Die Torso-Morde sind für mich hingegen völlig außen vor. Für mich wurden die Morde an den Kanonischen Fünf und die Torso-Morde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von zwei verschiedenen Tätern begangen. Hier liegen zwei völlig unterschiedliche Vorgehensweisen und ein eklatanter Unterschied im Grad der Organisiertheit vor. JTR war bis auf das Mitführen seines Messers ein weitestgehend unorganisierter Gelegenheitstäter - der Torso-Mörder hingegen war offensichtlich ein organisierter Täter.
So muss der Torso-Mörder z.B. von Anfang an einen sicheren Ort zum Zerstückeln und Verpacken der Leichen gehabt haben - warum hätte er dann das Risiko eingehen sollen, sein "Werk" auch im öffentlichen Raum zu verrichten, wo erstens massives Entdeckungsrisiko bestand und er zweitens befürchten musste, nicht "fertig" zu werden? Das ergibt für mich keinen Sinn.

Aufgrund welcher Überlegungen beziehst du inzwischen die Torso-Morde wieder mit ein?


MfG, Arthur Dent



Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Lestrade am 07.04.2020 15:35 Uhr
Hallo Stordfield, Arthur!

Nun, wie sieht es inzwischen bei mir aus?

Ich halte nach wie vor “Kosminski“ für den wahrscheinlichsten Kandidaten als Jack the Ripper. Nach den vielen Jahren des Versuchs des Verstehens seiner “Problematik“, erlebe ich gerade wieder eine Veränderung in meinen Ansichten. War es früher David Cohen und sogar Jacob Levy, welche ich in der Kosminski- Theorie “passend“ machen wollte und sozusagen wieder verwarf, galt das die letzten Jahre eindeutig für Aaron Kozminski. Aber jetzt, eben nach vielen Jahren, hege ich Zweifel an dessen “Schuld“. Das nun bereits seit einigen Monaten und die Zweifel wurden durch Adam Wood´s Buch über Swanson, nicht gerade weniger. Wie kommt´s?

Ich kann das aktuell überhaupt nicht ausformulieren. Es ist auch nicht so, dass ich Aaron Kozminski nun ausschließe. Es änderte sich bei mir eigentlich an dem Punkt, an dem ich mir zu hundert Prozent sicher war, dass es sich bei ihm um “Kosminski“ handeln muss. Eine Rolle dabei spielte auch die “Kosminski- letter“, dessen Echtheit immer noch mit großer Vorsicht genossen werden sollte. Aber was, wenn dieser Brief tatsächlich echt ist? Natürlich könnte damit immer noch Aaron Kozminski gemeint sein aber sein dortiges, beschriebenes Verhalten, entsprach stets eher meiner Erwartung als die, mit der Aaron Kozminski eigentlich beschrieben wurde. Nicht das beide Varianten für einen einzigen Mann sprechen könnten aber es verunsicherte mich, gerade, weil ich erstere Beschreibung für wahrscheinlicher halten würde. Natürlich ist die Nennung des Namens “Tilly“ im Brief wiederum ein Schritt in die Aaron Kozminski Richtung, da seiner Schwester Matilda hieß. Aber, ich habe ja nun viele Kozminski Familien gesehen, in denen man, in ihrer Gesamtheit, mehr als eine Golda (der Name der Mutter in der AK Familie) finden konnte. Warum also nicht auch im Falle einer Matilda? Kosminskis gab es offenbar deutlich mehr als man lange annehmen musste, wenn auch eher selten unter den ursprünglichen Namen sondern unter Cohen, Abrahams, Kaye, Koch, Cohn, Kozman usw. Außerdem kann man schlecht nachvollziehen, inwieweit diese Familien miteinander verbunden waren. Ich würde nicht einmal mit Sicherheit sagen können, ob der wahre “Kosminski“ nicht tatsächlich aus der Aaron Kozminski “Familie“ stammte. Falls dann ein weiteres Familienmitglied, wie eben Aaron, ebenfalls in Colney Hatch landete, dann war das für alle Beteiligten, wie auch für uns, ein tragischer Zufall aber nicht gänzlich auszuschließen. Mir fällt da Batty Gardens (siehe Berner Street) ein, wo einst ein Wolf Kosminski lebte und mit ziemlicher Sicherheit ein Lubnowski aus der AK Familie. Wie waren deren Verbindungen untereinander? Aber ich will es nun weiter gar nicht verkomplizieren, nur einige Denkansätze erwähnen…

Eine andere Sache die bei mir immer mehr Gestalt annahm, ist die Arbeit der Polizei. In einem Pressebericht (Anderson) wird erwähnt, dass einflussreiche, jüdische Geldgeber, die Überführung des Verdächtigen verhinderten. Vielleicht gab es einen “inoffiziellen Wettbewerb“ zwischen ihnen und den führenden Köpfen der Kriminalpolizei, der, wenn auch nicht ganz legal, ausgefochten werden musste. Vorstellbar wäre das, mit dem Ergebnis, dass “Kosminski“ ohne offizielle Aufnahmen nach Stepney und dann nach Colney Hatch kam und dort verstarb. Möglicherweise war sogar seine Akte bei der Polizei woanders zu finden und nicht an den offiziellen Orten. Das wäre so eine “Idee“…

Um es hier etwas abzukürzen: Aktuell bin ich wieder etwas offener, was die wahre Identität von “Kosminski“ betrifft und nicht allzuweit von euch beiden entfernt, ob der wahre Täter uns nicht vollkommen “fremd“ ist. Vielleicht ist der “Kosminski- Brief“ die einzige Quelle (neben Anderson und Co), die auf einen Mann hinweist, der schlicht und einfach als “Kosminski“ bekannt war und dann mit Sicherheit nicht David Cohen gewesen sein kann und vielleicht auch nicht Aaron Kozminski.

Hoffe, euch geht es gut.

Beste Grüße, Lestrade.
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Stordfield am 07.04.2020 17:41 Uhr
Hallo Arthur, hallo Lestrade!

Um Arthurs Frage zuerst zu beantworten, wie der Torso- Killer in meine Rangliste geriet: Aus Mangel an für mich interessanten und auch nach verfolgbaren Spuren, habe ich mir einige ziemlich unwahrscheinliche Theorien gebastelt. Dabei kam ich auf die Idee, dass der TK der wahre JtR gewesen sein könnte. Auf Grund seines MO benötigte er ja unbedingt einen geschützten und für ihn sicheren Raum. Was aber, wenn ihm dieses Versteck einmal nicht zur Verfügung stand? Könnte er dann nicht seine Frustration darüber auf der Straße ausgelebt haben? Frust und Wut glaube ich schon bei den kanonischen Morden erkennen zu können. Zugegeben, meine Annahme steht auf äußerst wackligen Füßen, aber wo soll ich sonst weiter ansetzen? Den für mich Hauptverdächtigen, eben unbekannte Schlägertypen, Alkoholikern, Wahnsinnigen, komme ich ja keinen Schritt näher. Also warum nicht, sich mit dem auf den ersten Blick Unmöglichen befassen? Wäre ja bei der ganzen Thematik auch nicht das erste Mal. Also, der TK steht mehr oder weniger aus reiner Verzweiflung auf meiner Rangliste.
Zu Lestrades Worten möchte ich anfügen, dass ich es zutiefst bedauere, dass deine Gewissheit ins Straucheln geraten ist. Mein Gott, was hast du für eine außergewöhnliche Intensität und bewundernswerte Hingabe in deinen "Favoriten" gesteckt. Chapeau, wie der Engländer sagt. Dennoch hoffe ich, dass du Kosminski und Sippe nicht völlig aufgibst. Mach weiter so.

Gruß Stordfield

Bleibt gesund!
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Lestrade am 07.04.2020 18:28 Uhr
Stordfield mein Lieber! Natürlich werde ich mich weiterhin "Kosminski" widmen. Gefühlsmäßig finde ich meine Situation diesbezüglich gar nicht so schlecht. Man versucht halt mal andere Wege. Übrigens bist Du mit deiner Torso Mörder Theorie nicht ganz alleine, das scheint einige zu interessieren.

Vor ein paar Tagen sah ich einen Sam Kosminski aus einem Pressebericht auf Karen Trenouth´s Seite:

https://victorianripper.forumotion.com/t2540-sam-kosminski#6304

Im Old Bailey war dieser allerdings nicht leicht zu finden, da man unter Sam Kosminski nichts finden konnte. Der Zufall glaube ich war es, der ihn mir unter Sam Kominski finden ließ:

https://www.oldbaileyonline.org/search.jsp?form=searchHomePage&_divs_fulltext=Kominski&kwparse=and&_persNames_surname=&_persNames_given=&_persNames_alias=&_offences_offenceCategory_offenceSubcategory=&_verdicts_verdictCategory_verdictSubcategory=&_punishments_punishmentCategory_punishmentSubcategory=&_divs_div0Type_div1Type=&fromMonth=01&fromYear=1888&toMonth=12&toYear=1897&ref=&submit.x=0&submit.y=0

Dies ist der dritte Eintrag ganz unten, er war 24 Jahre alt in 1896 und wahrscheinlich der gleiche Mann wie ein Jahr zuvor (zweiter Eintrag). Der erste Eintrag zeigt einen 45 jährigen Samuel Kominski im Jahre 1894. Es ist interessant, dass ein Pressebericht "Sam" als Kosminski bezeichnete, der offizielle Bericht aber Kominski erwähnt. Das nur mal so wegen dem Namen an sich. Aaron Kozminski wurde ja auch mal als Kosorimski bezeichnet. Theoretisch hätten wir mit "David Cohen" einen (verkappten) "Kosminski" im Angebot und dann nur zufälligerweise einen weiteren, echten "Kosminski" mit Aaron. Warum also nicht einen weiteren davon, vielleicht nicht offiziell geführt oder unter einem Synonym wie "Thomas Miller" weggesperrt? Das Wort "Zufall" nimmt für mich momentan eine neue Bedeutung an. Aber sei´s drum, es muss ja weiter gehen...
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Stordfield am 07.04.2020 20:58 Uhr
Hallo Lestrade!

Dies wußtest du sicher, oder?

The Jewish surname Kozminski, in which the Polish suffix "-ski" means "of/from", is associated with the town of Kozmin/Koschmin near Poznan/Posen, Poland, where Jews lived since 1500. Other Jewish family names linked to the town are Kotzminski, Kozninski and Kosminski. In the 20th century Kozminski is recorded as a Jewish surname with Else Kozminski of Berlin, Germany, who disappeared in the German death camp at Auschwitz during World War II.

(The Museum of The Jewish People at Beit Hatfutso)

Gruß Stordfield
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Lestrade am 07.04.2020 23:14 Uhr
Ja aber dennoch Dankeschön!
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Arthur Dent 2 am 07.04.2020 23:16 Uhr
Hi Stordfield!

Zitat
Um Arthurs Frage zuerst zu beantworten, wie der Torso- Killer in meine Rangliste geriet: Aus Mangel an für mich interessanten und auch nach verfolgbaren Spuren, habe ich mir einige ziemlich unwahrscheinliche Theorien gebastelt. Dabei kam ich auf die Idee, dass der TK der wahre JtR gewesen sein könnte. Auf Grund seines MO benötigte er ja unbedingt einen geschützten und für ihn sicheren Raum. Was aber, wenn ihm dieses Versteck einmal nicht zur Verfügung stand? Könnte er dann nicht seine Frustration darüber auf der Straße ausgelebt haben? Frust und Wut glaube ich schon bei den kanonischen Morden erkennen zu können. Zugegeben, meine Annahme steht auf äußerst wackligen Füßen, aber wo soll ich sonst weiter ansetzen?

Nun ja, angesichts der Tatsache, dass die Quellenlage über den Torso-Mörder noch schlechter zu sein scheint als die über JTR, weiß ich jetzt nicht, wie diese These irgendwie weiterhelfen könnte. Wenn man einen Täter finden will, benötigt man ja irgendwelche Ansatzpunkte - und selbst wenn der unwahrscheinliche Fall zutreffen würde, dass TM und JTR ein und dieselbe Person gewesen wären, wären wir damit ja noch keinen Schritt weiter.

MfG, Ijon Tichy
Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Arthur Dent 2 am 07.04.2020 23:40 Uhr
Hi Lestrade!

Zitat
Eine andere Sache die bei mir immer mehr Gestalt annahm, ist die Arbeit der Polizei. In einem Pressebericht (Anderson) wird erwähnt, dass einflussreiche, jüdische Geldgeber, die Überführung des Verdächtigen verhinderten. Vielleicht gab es einen “inoffiziellen Wettbewerb“ zwischen ihnen und den führenden Köpfen der Kriminalpolizei, der, wenn auch nicht ganz legal, ausgefochten werden musste. Vorstellbar wäre das, mit dem Ergebnis, dass “Kosminski“ ohne offizielle Aufnahmen nach Stepney und dann nach Colney Hatch kam und dort verstarb. Möglicherweise war sogar seine Akte bei der Polizei woanders zu finden und nicht an den offiziellen Orten. Das wäre so eine “Idee“…

Diese Überlegungen kann ich gut nachvollziehen. Wir hatten ja schon früher darüber gesprochen, dass "Kosminski" auch einfach ein Codename gewesen sein könnte, weil er nur ohne Vornamen bei Macnaghten und Swanson auftauchte.

Wie du dich bestimmt erinnerst, hatte ich schon relativ früh die These aufgestellt, dass die Polizei zwar möglicherweise einen Hauptverdächtigen hatte, jedoch nicht genug Beweise gegen ihn, um auch eine Verurteilung zu erreichen. Da gab es ja entsprechende Bemerkungen, dass man ihn schon "red handed" hätte erwischen müssen.
Und als dieser Verdächtige - fatalerweise ein verrückt gewordener Jude aus dem Viertel - dann von seinen Angehörigen aufgrund seiner Krankheit in eine Anstalt eingewiesen wurde, da entschied man sich vielleicht, den Fall einfach stillschweigend zu beerdigen: Weil man kein Urteil gegen ihn hätte erwirken können und weil die Bekanntgabe angesichts der aufgeheizten antisemitischen Stimmung zu einem fürchterlichen Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung hätte führen können, was man unbedingt verhindern wollte.
Vielleicht gab es da eine heimliche Übereinkunft einer kleinen Gruppe von Wissenden in der Polizei mit seinen Angehörigen, seinem Arzt und der Anstalt: Der Verdächtige kommt nie wieder raus, alle hüllen sich in Schweigen, Dokumente werden wo notwendig frisiert und eventuell notwendige Kommunikation über ihn darf nur unter seinem Codenamen "Kosminski" erfolgen.
In diesem Zusammenhang könnte übrigens auch die Abschiedsfeier für Inspector Abberline stehen, der wegen seiner guten Kontakte im East End das Verbindungsglied dieser Vertuschungsaktion gewesen sein könnte.

MfG, Arthur Dent


Titel: Re: "Rangliste"
Beitrag von: Lestrade am 08.04.2020 01:08 Uhr
Hallo Arthur!

Was es mit "Kosminski" ohne Vornamen auf sich hat, da kann man in jede Richtung spekulieren. Falls dieser Brief aus dem Sommer 1889 echt sein sollte, bezeichneten möglicherweise außerhalb der Polizei die Menschen jemanden nur als "Kosminski". Macnaghten bekam möglicherweise die "Kosminski" Info von Swanson, der schlicht und einfach selbst in privaten Aufzeichnungen diese kurze Bezeichnung wählte, obwohl Anderson andeutete den Namen zu wissen, was auf einen komplette Namensbezeichnung samt Adresse hinweisen könnte. Man könnte nun meinen, diese Sache wurde wirklich geheim und niemand sollte den mutmaßlichen Mörder im Nachhinein nachverfolgen können. Vielleicht war es selbst für jemanden wie Macnaghten nicht möglich, Einsicht in Akten von Verdächtigen zu nehmen und dies schon recht früh. Sicherlich wusste Swanson, genau wie Anderson und ein handvoll anderer Beamten, wer sich hinter "Kosminski" verbarg. Vielleicht auch Polizeibeamte wie Cox und Sagar.

"Curiously enough", said Sir Robert Anderson, "there was, so far as we know, only one man who was able to identify Jack the Ripper- to point him out and say, "That´s the murderer, I recognise him as the man. "This man, when he found out that the murderer was a Jew, immediately went back on what he had said- he refused to stand to the identification- and so nothing more could be done in the matter."

... und so konnte nichts weiter in dieser Angelegenheit unternommen werden... vielleicht sollte das aber auch nur wie ein offizielles Ende klingen (was es im Prinzip auch war) und davon ablenken, wie es der Polizei gelang, den verdächtigen Mann spurlos verschwinden zu lassen... Macnaghten dann nur den Namen "Kosminski" hinzuwerfen, hätte jemanden wie ihn, ohne Zusatzinfos, wohlmöglich niemals weitergeholfen. "Auf der Straße", hätte sich dann Jahre später ohnehin kaum jemand an jenen "Kosminski" erinnert, selbst wenn dieser in der Zeit zuvor ein bekannter Charakter in eben jenen Straßen gewesen wäre. Er hätte dann schon die Menschen aus dem Kosminski Brief treffen müssen, um vielleicht eine kleine Spur aufnehmen zu können. Falls dieser natürlich echt ist und die Leute tatsächlich mehr Wissen über diese Person hatten.

Ob es nun ein gebürtiger Kosminski war (siehe David Cohen oder Aaron Kozminski/ Abrahams), der sich in London vielleicht Moses Cohen nannte oder ob er nur für jemanden gearbeitet hatte, der Kosminski hieß oder noch sonstige anderer Konstellationen in Frage kämen, man weiß es nicht. Ich fand tatsächlich mal den Namen Kos Minski, als Vor- und Zunamen, so etwas gab es also auch.

Ich bevorzuge nach wie vor jemanden, der im Bereich der Morde gut bekannt war und zwar unter der Bezeichnung Kosminski. Nenne es eine Art Nickname wie Leather Apron, Mickeldy Joe oder The Crazy Jew, selbst wenn es in Wahrheit gar kein Spitzname gewesen war. Bekannt dafür, nicht ganz rund zu laufen aber nicht jemand, den nun alle auf den Schirm hatten und als mutmaßlichen Mörder ansahen. Solche Menschen mit derartigen Verdächtigungen gegen ihn, gab es vielleicht nicht viele, sondern nur näherstehende Personen.

Aber nun gut, viel Gelaber wie immer, mal sehen, wie es weitergeht.

Gruß, Lestrade.