jacktheripper.de

Die Opfer => Die Opfer => Weitere Opfer => Thema gestartet von: Stordfield am 29.05.2013 20:05 Uhr

Titel: Emma Smith
Beitrag von: Stordfield am 29.05.2013 20:05 Uhr
Hallo!

Warum wird Emma von einigen Experten zu den Ripper- Opfern gezählt?

Gruß Stordfield
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Lestrade am 29.05.2013 21:25 Uhr
Ich denke, sie (die Polizei) haben sie aufgenommen, als es dann auch um Tabram und Nichols geschehen war. Millwood und Wilson kamen nicht auf die Liste, also sollten sie Gründe gehabt haben, Smith mehr Aufmerksamkeit zu schenken. 
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Stordfield am 29.05.2013 21:35 Uhr
Mit der Antwort bin ich nicht zufrieden.
Es scheint doch festzustehen, dass Emma von einer Gang überfallen wurde; wie kommt man da auf den Ripper? Diese Art Gewalttaten waren doch wohl leider die Realität. JtR`s Handlungen dagegen nicht. Für mich ist der Smith- Mordfall noch weiter von den K5 entfernt als die Torso- Morde.

Gruß Stordfield
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Shadow Ghost am 29.05.2013 21:50 Uhr
Zunächst einmal wurde Emma Smith von der Polizei in die Liste der Whitechapel-Morde aufgenommen. In dieser Liste finden sich auch der Pinchin Street Torso oder Rose Mylett. Diese Zusammenfassung ergibt sich aus geographischen Gründen. Die Jack-the-Ripper-Morde sind eine Teilmenge dieser Liste. Ich denke Millwood und Wilson gehören der Liste der Whitechapel-Morde nicht an, weil es sich um keine Morde handelte.

Aus welchen Gründen nun verschiedene Ripper-Experten Emma Smith zu den Ripper-Morden zählen oder nicht, sollte man jeweils bei diesen Experten nachlesen/nachfragen. Meistens spielt hier der geographische Faktor eine gewichtige Rolle, sowie auch der zeitliche, dass es sich um einen frühen, noch "unausgereiften" Angriff, wahrscheinlich sogar als Mitglied einer Bande, handeln könnte. Oder aber, um sie aus der Liste der Ripper-Morde zu entfernen, der unterschiedliche M.O. Leider spielt wohl oft auch die bevorzugte Theorie eines Experten eine Rolle, ob man sie als Opfer des Rippers sieht oder nicht.

Unglücklicherweise ist die Informationslage zu diesem Mord sehr dürftig, aber nach derzeitigem Kenntnisstand würde ich persönlich sie nicht als Ripper-Opfer sehen, da ich in der Vorgehensweise die Bedürfnisse des Rippers nicht repräsentiert sehe, und ich zudem mir den Ripper nur schlecht als Mitglied einer Bande vorstellen kann, sondern ich ihn mir als Einzelgänger vorstelle. Aber das ist nur meine Meinung.
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Lestrade am 29.05.2013 21:51 Uhr
Um nicht mit der Prostitution aufzufallen, hätten viele Frauen eher angegeben, von einer Gang überfallen worden zu sein, anstelle sagen zu müssen, dass sie mit einem Mann in eine ruhige Ecke gegangen sind (von dem sie angegriffen wurden), was jeder Beamte sofort in Prostitution übersetzt hätte. Die Polizisten hatten bei ihr vielleicht eine Ahnung, dass sie log bzw. ihre Scham verbergen wollte und es sich in Wirklichkeit, um einen Einzeltäter gehandelt hat. Bedenke, dieser Frau hat man brutal etwas in die Vagina geschoben. Wir hatten 1888 und da war es noch schwieriger als auch noch heutzutage, über so etwas zu sprechen. Die Polizei hätte ja Fragen können: Wie konnte er (ein Einzeltäter) ihnen dort etwas reinstecken? Hatten sie nichts an? Da erfindet man schnell drei Männer, wo zwei festgehalten haben und einer die “Penetration“ vornahm. Natürlich kann auch so eine Gang gehandelt haben aber dann wäre es ja eine Vergewaltigung durch mehrere Personen gewesen (mit Todesfolge). Aber mehrere Männer vergewaltigen eine alte Frau und führen ihr nur einen Gegenstand ein? Gibt es alles aber ich weiß nicht, ich denke da intuitiv anders. Es könnte ja auch einfach anders abgelaufen sein als sie es berichtete. Ripper Opfer hin oder her. Etwas merkwürdig bleibt es trotzdem.

Zufriedener? Die Polizei war vielleicht genauso misstrauisch wie du! :empathy:

Grüße, Lestrade.
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Stordfield am 29.05.2013 22:11 Uhr
Zitat:

"Hängt immer etwas davon ab, welche Opfer man als Ripperopfer ansieht. Da ich Emma Smith und Martha Tabram dazu zähle,"

Warum denn aber Emma? Die Viktomologie ist doch total gegen diese Auffassung.

Gruß Stordfield
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Lestrade am 29.05.2013 22:22 Uhr
Angriff auf den Unterleib! Das gehörte zur Handschrift von Jack the Ripper, genau wie der Angriff auf offener Straße ein Teil seines Modus Operandi gewesen war (oder wie ich manchmal fälschlicherweise sage: Opus Moderandi).

Deshalb zähle ich sie für mich dazu. Die Chance ist somit ja wenigstens da.
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Shadow Ghost am 29.05.2013 22:54 Uhr
Angriff auf den Unterleib ist sicherlich richtig, aber es war eben eine Penetration der Vagina und kein Eindringen "durch die Bauchdecke" (Sorry, aber anders kann ich es nicht formulieren!). Bei den anderen Opfern ist zumindest nichts von einem Eindringen in die Vagina bekannt.
Außerdem ist der Angriff auf den Hals wohl auch ein Merkmal des Rippers, und das fehlt bei Emma Smith. Vielleicht spielt auch die Wahl der Tatwaffe (bei Smith ein Stock oder ähnliches, sonst ein Messer) eine Rolle.

Ich bin mir nicht sicher, aber wenn ich mich recht erinnere, wurde sie auch nie von einem Polizisten befragt, sondern erzählte ihre Geschichte nur dem behandelnden Arzt im London Hospital (und eventuell ihren Nachbarn, die sie ins Krankenhaus brachten). Von den Nachbarn wäre anzunehmen, dass sie über ihren Lebenswandel Bescheid wussten, und dem Arzt dürfte es erst einmal egal gewesen sein. Ob Emma Smith in ihrem Zustand überhaupt noch in der Lage gewesen wäre, sich eine solche Geschichte auszudenken, kann wohl niemand mehr beurteilen.

Natürlich ist es möglich, dass Emma Smith sich die drei Männer aus den Fingern gesogen hat, um ihre Prostitution zu verbergen, aber das ist eben nur eine Spekulation. Was wir haben, ist ihre Aussage, nicht mehr, nicht weniger. Mit der Annahme, diese wäre gelogen, ließe sich aber so ziemlich alles hineindeuten. Wer das mag, dem sei es gegönnt, das meine ist es eben nicht.

Ich persönlich sehe zunächst nichts, was mich an ihrer Version der Geschichte zweifeln lässt. Eine Vergewaltigung durch mehrere Männer, die sich gegenseitig zu immer neuen Grausamkeiten anstacheln; warum nicht? Bedauerlicherweise kommt so etwas selbst heute noch vor.
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Lestrade am 29.05.2013 23:30 Uhr
Angriff auf den Unterleib ist sicherlich richtig, aber es war eben eine Penetration der Vagina und kein Eindringen "durch die Bauchdecke" (Sorry, aber anders kann ich es nicht formulieren!). Bei den anderen Opfern ist zumindest nichts von einem Eindringen in die Vagina bekannt.

Der Ripper zielte ganz speziell auf die weiblichen Geschlechtsteile, insbesondere auf die Vagina, Nichols/Einschnitte an der Vagina, Chapman/ Gebärmutter mit Teilen der Vagina und der Blase entfernt und die Vagina tief geteilt, Eddowes/ Vaginaverletzungen und Einstiche in die Leiste, zu Kelly muss ich hier nichts schreiben.

Mit der Annahme, diese wäre gelogen, ließe sich aber so ziemlich alles hineindeuten. Wer das mag, dem sei es gegönnt, das meine ist es eben nicht.

Lüge ist ein großes Wort. Egal ob einer oder mehrere Täter, mit einem Penis war wohl nicht eingedrungen worden. Das ein Gegenstand benutzt wurde, könnte auch darauf hin deuten, dass der Vergewaltiger gar nicht in der Lage war, seinen Penis zu benutzten. Jedenfalls nicht für einen “normalen“ Geschlechtsverkehr. Und dafür müssen als Ersatz oftmals Gegenstände herhalten. Dass einer wie Jack the Ripper wenig Verlangen hatte und auch Probleme damit, mit seinem Penis in eine Vagina einzudringen, davon sollten wir beinahe ausgehen.

Vergewaltigungsopfer, und das war Emma Smith, sind auch erst einmal traumatisiert, ganz unabhängig von körperlichen Verletzungen. Ihr hat man einen Gegenstand in die Vagina gerammt. Eine furchtbare Form der Vergewaltigung und Demütigung. Wie sehr erniedrig muss sie sich gefühlt haben, überhaupt darüber zu sprechen? Jemanden, der verzweifelt, traumatisiert und gedemütigt wurde, dann unter Schock und Scham Lügen zu unterstellen, ist eine harte Nummer. Eine Flucht aus der Realität, die verständlich ist, scheint mir angemessener. Ich empfehle, sich auch einmal mit Vergewaltigungsopfern zu befassen. Sonst gibt es immer wieder diese Fälle, an denen man nicht zweifeln möchte, an Opfern, die etwas extrem traumatisches erlebt haben und kaum in der Lage sind darüber zu sprechen…

War ja nur eine Vergewaltigung…
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Shadow Ghost am 30.05.2013 00:15 Uhr
Jemanden, der verzweifelt, traumatisiert und gedemütigt wurde, dann unter Schock und Scham Lügen zu unterstellen, ist eine harte Nummer. Eine Flucht aus der Realität, die verständlich ist, scheint mir angemessener. Ich empfehle, sich auch einmal mit Vergewaltigungsopfern zu befassen. Sonst gibt es immer wieder diese Fälle, an denen man nicht zweifeln möchte, an Opfern, die etwas extrem traumatisches erlebt haben und kaum in der Lage sind darüber zu sprechen…

Ich wollte Emma Smith eben nicht unterstellen, dass sie gelogen hätte; da scheint ein Missverständnis vorzuliegen. Ich gehe davon aus, dass sie sogar die Wahrheit gesagt hat, und man ihre Geschichte durchaus glauben kann. Die "Lüge" habe ich eher Deiner Vermutung entnommen, sie hätte mit der Geschichte von den drei Vergewaltigern ihre Prostitution verbergen wollen. Ich dachte, Du wolltest darauf hinaus, sie hätte diese Geschichte bewusst erzählt, um von ihrem Lebenswandel abzulenken. Dann wäre es eine Lüge gewesen. Hätte sie diese Geschichte erzählt, als "Fluchtreaktion" auf ihr traumatisches Erlebnis, dann wäre das ja eine unbewusste Reaktion gewesen, oder sehe ich das falsch?. Aber dann ist es wohl auch nicht richtig, ihr zu unterstellen, mit dieser Geschichte bewusst von ihrem Lebenswandel ablenken zu wollen.

Um nicht mit der Prostitution aufzufallen, hätten viele Frauen eher angegeben, von einer Gang überfallen worden zu sein, anstelle sagen zu müssen, dass sie mit einem Mann in eine ruhige Ecke gegangen sind (von dem sie angegriffen wurden), was jeder Beamte sofort in Prostitution übersetzt hätte. Die Polizisten hatten bei ihr vielleicht eine Ahnung, dass sie log bzw. ihre Scham verbergen wollte und es sich in Wirklichkeit, um einen Einzeltäter gehandelt hat. Bedenke, dieser Frau hat man brutal etwas in die Vagina geschoben. Wir hatten 1888 und da war es noch schwieriger als auch noch heutzutage, über so etwas zu sprechen. Die Polizei hätte ja Fragen können: Wie konnte er (ein Einzeltäter) ihnen dort etwas reinstecken? Hatten sie nichts an? Da erfindet man schnell drei Männer, wo zwei festgehalten haben und einer die “Penetration“ vornahm. Natürlich kann auch so eine Gang gehandelt haben aber dann wäre es ja eine Vergewaltigung durch mehrere Personen gewesen (mit Todesfolge). Aber mehrere Männer vergewaltigen eine alte Frau und führen ihr nur einen Gegenstand ein? Gibt es alles aber ich weiß nicht, ich denke da intuitiv anders. Es könnte ja auch einfach anders abgelaufen sein als sie es berichtete. Ripper Opfer hin oder her. Etwas merkwürdig bleibt es trotzdem.

Zufriedener? Die Polizei war vielleicht genauso misstrauisch wie du! :empathy:

Grüße, Lestrade.

Gehe ich nun recht in der Annahme, dass Du dieses "Erfinden" als unbewusste Reaktion auf das traumatische Erlebnis darstellst? Tut mir leid, aber so ganz habe ich Deine Argumentation noch nicht verstanden.

Egal ob einer oder mehrere Täter, mit einem Penis war wohl nicht eingedrungen worden.

Im Jack the Ripper A-Z (1996) heißt es: She was robbed and raped, and a blunt instrument was forced into her vagina, tearing the perineum.
Im Complete Jack the Ripper A-Z (2010) heißt es:...she was robbed and raped, a blunt instrument being forced into her vagina and tearing the perineum.

Wir könnten jetzt eine Diskussion aufmachen, welche Version des A-Z glaubwürdiger ist, aber ich denke, es ist allgemein bekannt, dass die neuere Version leider etliche Ungenauigkeiten aufweist. Ob dies auch in diesem Fall so ist, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht gab es ja doch eine Penetration mit dem Penis.

Zusammenfassend:
Wenn ich Dich richtig verstanden habe, gehst Du davon aus, dass Emma Smith, während sie der Prostitution nachging, von Jack the Ripper (Einzeltäter) überfallen wurde. Dieser fügte ihr schwerste Verletzungen zu, die letztlich zum Tod führten. Im Krankenhaus erzählte Emma Smith aber die Geschichte von drei Männern, die sie überfallen hätten. War dies Deiner Meinung nach eine bewusste Aussage, um ihren Lebenswandel zu verbergen (also eine Lüge bzw. Erfindung), oder war dies eine unbewusste Aussage infolge der Traumatisierung (vielleicht um sich wenigstens ein wenig Würde zu bewahren und sich nicht gleich als Prostituierte offenbaren zu müssen)?

Sorry, wenn ich gerade etwas auf dem Schlauch stehe...
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Stordfield am 30.05.2013 00:25 Uhr
Sorry, wenn ich gerade etwas auf dem Schlauch stehe...

Mir geht`s auch so, Shadow.
Das von Dir beschriebene Szenario hört sich tatsächlich etwas fragwürdig an.

Gruß Stordfield
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Stordfield am 30.05.2013 00:55 Uhr
Eigentlich erstaunlich, dass es für den Überfall keine Zeugen gab. Ich kann mir vorstellen, dass soetwas nicht lautlos geschieht.
Oder gab es Zeugen?

Gruß Stordfield
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Lestrade am 30.05.2013 00:59 Uhr
Kein Problem,

Ich erkläre es euch gerne.

Um nicht mit der Prostitution aufzufallen, hätten viele Frauen eher angegeben, von einer Gang überfallen worden zu sein, anstelle sagen zu müssen, dass sie mit einem Mann in eine ruhige Ecke gegangen sind (von dem sie angegriffen wurden), was jeder Beamte sofort in Prostitution übersetzt hätte. Die Polizisten hatten bei ihr vielleicht eine Ahnung, dass sie log bzw. ihre Scham verbergen wollte...

Zuerst hielt ich es allgemein, viele Frauen… und dann unterstellte ich der Polizei, dass sie bei Smith vielleicht davon ausgingen (in einer Ahnung), dass Sie log. Durch mein "bzw. ihre Scham "wollte ich das relativieren, dass der Eindruck der Polizei, eine Lüge, ernstere Hintergründe hatte, die ich später noch ergänzte. Inwieweit dies so die damalige Polizei einschätzen konnte, weiß ich nicht, heute wird das viel ernster und verständnisvoller betrachtet. Du hast es richtig verstanden, wenn du schreibst:

“als "Fluchtreaktion" auf ihr traumatisches Erlebnis, dann wäre das ja eine unbewusste Reaktion gewesen“

“Gehe ich nun recht in der Annahme, dass Du dieses "Erfinden" als unbewusste Reaktion auf das traumatische Erlebnis darstellst?“


Genau, du hast es richtig erkannt.

Ich behauptete, dass Frauen unter Umständen ihre Prostitution gegenüber der Polizei verborgen hatten. Bei Überfall, Raub, Erpressung, Trunkenheit, Ruhestörung etc. Da wurde bewusster gelogen. Eine Frau, die schwer vergewaltigt wurde, will das vielleicht gar nicht aber unterbewusst wird sie es doch tun, obwohl ihr Hass sehr groß sein wird. Die Scham und die Demütigung können aber größer sein.

Könnt ihr mir jetzt besser folgen?

Leider haben wir in der Familie Opfer schwerer Vergewaltigungen. Ich weiß, wie schwer es für diejenigen ist, darüber zu sprechen und die Dinge darzustellen, wie sie wirklich waren.
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Shadow Ghost am 30.05.2013 02:43 Uhr
Hier noch ein Zeitungsartikel über die Vorgänge dieser Nacht:

Lloyd's Weekly Newspaper (London)
Sunday, 8 April 1888

HORRIBLE MURDER IN WHITECHAPEL
Mr. Wynne Baxter held an inquiry yesterday morning at the London Hospital into the terrible circumstances attending the death of an unfortunate, named Emma E. Smith, who was assaulted in the most brutal manner early on Tuesday morning last in the neighbourhood of Osborn-street, Whitechapel, by several men. The first witness, Mary Russell, the deputy-keeper of a lodging-house in George-street, Spitalfields, deposed to the statement made by the deceased on the way to the London Hospital, to which she was taken between four and five o'clock on Tuesday morning. The deceased told her she had been shockingly maltreated by a number of men and robbed of all the money she had. Her face was bleeding, and her ear was cut. She did not describe the men, but said one was a young man of about 19. She also pointed out where the outrage occurred, as they passed the spot, which was near the cocoa factory. The house-surgeon on duty, Dr. Hellier, described the internal injuries which had been caused, and which must have been inflicted by a blunt instrument. It had even penetrated the peritoneum, producing peritonitis, which was undoubtedly the cause of death, in his opinion. The woman appeared to know what she was about, but she had probably had some drink. Her statement to the surgeon as to the circumstances was similar to that already given in evidence. He had made a post- mortem examination, and described the organs as generally normal. He had no doubt that death was caused by the injuries to the perineum, the abdomen, and the peritoneum. Great force must have been used. The injuries had set up peritonitis, which resulted in death on the following day after admission. Another woman gave evidence that she had last seen Emma Smith between 12 and one on Tuesday morning, talking to a man in a black dress, wearing a white neckerchief. It was near Farrant-street, Burdett-road. She was hurrying away from the neighbourhood, as she had herself been struck in the mouth a few minutes before by some young men. She did not believe that the man talking to Smith was one of them. The quarter was a fearfully rough one. Just before Christmas last she had been injured by men under circumstances of a similar nature, and was a fortnight in the infirmary. - Mr. Chief Inspector West, H division, said he had made inquiries of all the constables on duty on the night of the 2nd and 3rd April in the Whitechapel-road, the place indicated. - The jury returned a verdict of "Wilful murder against some person or persons unknown."


Also, Emma Smith appeared to know what she was about, was ich so übersetze, dass sie wusste, was sie tat oder sprach. Außerdem: Her statement to the surgeon as to the circumstances was similar to that already given in evidence. Sie gab also dem Arzt eine Aussage stimmig zu der, die sie ihrer Nachbarin gab. Ich kenne mich mit traumatisierten Menschen nicht aus, von daher weiß ich nicht, ob diese Aussagen von Bedeutung sind, und falls doch, von welcher. Jedenfalls hat sie sowohl der Nachbarin als auch dem Arzt die mehr oder weniger gleiche Geschichte erzählt. Gegenüber ihrer Nachbarin musste sie aber gar nichts erfinden, denn die wusste ja Bescheid über ihren Lebenswandel: Deceased got her living on the streets.(The Echo, 7 April 1888). Somit können wir wohl bewusstes Lügen/Erfinden endgültig ausschließen. Mit den unbewussten Vorgängen kenne ich mich zugegebenermaßen nicht so sehr aus, kann es aber vorstellen, dass es so sein kann. Mit der Polizei hat sie nie gesprochen. Die hat, glaube ich, sogar erst nach ihrem Tod von der Sache erfahren.

Interressant ist eher die Aussage einer zweiten Frau (Margaret Hayes?), die zwischen 12 und 1 Uhr (laut casebook-Wiki um 12.15 Uhr) ebenfalls von ein paar jungen Männern attackiert wurde. Dies war nur wenige Minuten bevor sie Emma Smith gesehen haben will. Es ist also davon auszugehen, dass sich die beiden Damen um 12.15 Uhr ungefähr am selben Ort befanden, d.h. Emma Smith in der Nähe eben jener junger Männer war, die kurz zuvor Margaret Hayes attackiert haben.

Laut Complete Jack the Ripper A-Z war dieser Ort Bethnal Green, laut Zeitungsberichten an der Ecke Farrant-street, Burdett-road. Heute existiert in London eine Ecke Farrance-street, Burdett-road (google-maps), ich weiß aber nicht, ob das die gleiche Ecke ist (das casebook-Wiki spricht von Fairance-street, Limehouse, was wohl auf die gleiche Ecke hinausläuft). Jedenfalls wäre es nicht Bethnal Green. Von letztgenanntem Ort bis zum Tatort wären es ungefähr 2.5 Meilen, von Bethnal Green aus vermutlich weniger.

Der Angriff auf Emma Smith erfolgte um 1.30 Uhr (Times, 9 April 1888). Es wäre also durchaus vorstellbar, dass Emma Smith bis zum späteren Tatort verfolgt wurde. Sie selbst berichtete ja, dass sie ab Whitechapel Church verfolgt wurde (East London Advertiser, 14 April 1888), bzw. ab da wird sie wohl bemerkt haban, dass sie verfolgt wurde (diese Route würde auch für Farrance-street, Burdett-road sprechen), und dann an der Kreuzung Brick-lane, Osborne-street, Wentworth-street überfallen wurde. Nach dem Überfall schleppte sie sich schwer verwundet in ihre Unterkunft in der George-street. Und von dort wurde sie dann zu Fuß(!!!) ins London Hospital gebracht. Ich möchte mir gar nicht erst vorstellen, welche Schmerzen sie erlitten haben muss.

Abschließend will ich nur noch East End Gangland von James Morton zitieren: It is possible that her attackers were members of the Green Gate Gang or the Old Nichol Gang who operated in the area at the time as ponces and extortionists and as street robbers generally.

Es scheint also durchaus möglich, dass die Aussagen von Emma Smith der Wahrheit entsprechen.
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Lestrade am 30.05.2013 10:13 Uhr
Nun ja, man kann bestimmte Sätze auch anders unterstreichen:

The woman appeared to know what she was about, but she had probably had some drink.

Ein vermutlich Alkoholisierter Mensch, der Aussagen machte…

Wir hatten das neulich schon einmal, diese Interpretationssache…

Zufälligerweise wird die zweite Frau auch von Männer attackiert und erzählt dann gleichzeitig von einer Begegnung bei Smith mit einem einzigen Mann Stunden vorher, bedeutend weiter weg vom ganzen Szenario. Warum? Bei so vielen Stunden unterschied? Natürlich waren da Gangs unterwegs, besonders aktiv wohl um die George Street herum, nur scheint Smith als einzige bekannt, so, auf diese Art, angegriffen worden zu sein. Diese Ganggeschichten kamen vielleicht ganz gelegen. Vielleicht weil "Hayes" tatsächlich vorher von ihnen angegriffen wurde. Vielleicht war ja "Hayes" eine Plaudertasche und ihre Geschichten haben auch solche Dinge hervorgebracht, wie jene Fairy Fay.

Auch hier scheinst du wieder leicht an die Wahrheit zu glauben. Mag ja vielleicht sogar stimmen aber ich bin da einfach misstrauischer. Wir interpretieren einfach unterschiedlich und das liegt auch daran, dass wir verschiedene Unterlagen und unterschiedliches Wissen haben. Es ist eben auch nur eine Sichtweise und du kannst auch nicht stärker dagegen argumentieren als ein anderer dafür. Selbst wenn Jack the Ripper nicht für diese Tat verantwortlich war, heißt es noch lange nicht, dass es ein Gangangriff war. Smith (und Hayes) hätten ja auch jemanden decken können, z.B. einen Zuhälter. Konnte Hayes die Männer nicht beschreiben?

Egal ob Jack the Ripper oder nicht, mir und auch anderen, kommt diese Geschichte zu glatt herüber. Da hält man die Augen einfach offen. Vielleicht war es keine Gang und auch nicht Jack the Ripper sondern eine dritte Möglichkeit. Dieses Verbrechen wurde nicht geklärt. Die Polizei hatte Smith in der Liste der Whitechapel Morde und auch Swanson führte sie in seiner privaten Liste. Leute wie ich, sehen mit Smith und auch Tabram eben potentielle Ripper- Opfer. Andere eben nicht. Hier wird es keine Klärung geben, Smith wird immer zu einem bestimmten Prozentsatz als mögliches Ripper- Opfer genannt werden. Sie ist nicht die einzige, über die diskutiert wird. Stride und auch Kelly halten viele nicht für ein Ripper- Opfer, genau wie Tabram. Über Mackenzie und Coles diskutiert man auch sehr oft. Für jede können wir so einen Faden aufmachen. Ändern können wir an den Annahmen nichts, nur zusammenführen, was wir so wissen oder die Dinge zusammentragen.

Der Ripper hätte unter Umständen sein Werk erst lernen müssen. Da wird es bei ersten Verbrechen noch keine endgültige Handschrift geben, keinen endgültigen MO. Die mit Messerstichen übersäte Tabram, was nichts mit den weiteren Ripper-Opfern zu tun hatte, wird dann eher zum Ripper- Opfer gemacht, als die vaginal angegriffen Smith.

Dieses “steht so im A-Z“ kann doch nicht für alles herhalten. Da gibt es ja noch andere Angaben, die ich heute oder morgen hier hineinposten werde. Heute fehlt mir eigentlich die Zeit. Ich bitte um Verständnis. Mal abgesehen davon, ob es überhaupt nötig ist.

Hier nur ein Beispiel:

“seemed unwilling to go into details, did not describe the men nor give any further account of the occurrence to witness“

(Morning Advertiser, London, April 9, 1888)

Seemed unwilling gegen The woman appeared to know what she was about

Diese Konstellation ist ganz typisch für unsere Konversation hier. Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich, aufgrund vieler und anderer Unterlagen, einfach einen anderen Blick auf die Dinge habe als andere, die darüber keine Kenntnis besitzen. Nicht nur bei Smith. Dafür kann ich aber nichts. Letztendlich wissen wir ja auch nicht, was so alles in Smith Akte stand. Aber der Vorteil ist, dass man sich gerade hier aktuell informieren kann, gerade diejenigen, die wenig Muse haben, sich in die Dinge hineinzulesen. Informiert haben wir nun hier und werden es auch weiterhin tun. Wichtig ist dabei doch, nicht die Meinung anderer anzueignen, sondern sich eine eigene zu bilden. Von mir aus darf dabei jeder der Meinung von Shadow sein. Ich gebe das freiwillig ab, denn ich benötige keinen Support oder Bestätigung. Ich kann damit für mich alleine gut umgehen. Helfen tue ich dennoch gerne, mit meinen Informationen und Ansichten, mit meiner Interpretationen und mit meiner Philosophie über diese Materie.

Wie geäußert, vielleicht stelle ich alsbald noch Artikel über Smith hier rein.

Beste Grüße,

Lestrade.
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Lestrade am 30.05.2013 11:54 Uhr
Das schaffte ich heute noch:

In derselben Nacht als Emma Smith angegriffen wurde, ist Malvina Haynes (34 Jahre) in der Leman Street brutal attackiert worden (ca 400m entfernt von der Stelle, wo es Emma Smith traf. Theoretisch geht man aus der Osborne Street raus, kurz auf die Whitechapel High Street, um dann in die Leman Street abzubiegen).

Die genauen Umstände oder die explizierte Art der Verletzungen sind nicht bekannt. Ein Konstabler hörte Schreie und fand Haynes in einer Blutlache liegend vor: “scalp wound of rather an extensive character.“

“I cannot remember, my mind is gone“ war ihre Antwort, auf die Frage, was eigentlich passiert war.

Wir können wiederum nicht sicher sein, ob es sich um einen oder mehrere Täter handelte. Hier könnte es sich erneut, um ein nicht nur körperliches Trauma gehandelt haben.

Zwei Frauen in einer Nacht, die im Prinzip nicht wirklich einen Täter bzw. mehrere Täter beschreiben konnten. Mit "Margaret Hayes" oder "Hames", der offensichtlichen Zeugin bei Emma Smith, die auch schon im Dezember 1887 angegriffen worden war, sind es gar drei Frauen, die offenbar nicht genau die Täter bzw. einen Täter beschreiben konnten. Also die Gang (Drei Männer), davon einen 19jährigen und den Mann von der Farrance Street/ Burdett Road.

Warum brauchte Emma Smith über zwei Stunden von der Stelle wo sie angegriffen wurde bis zu ihrer Unterkunft? An der Angriffstelle wurde auch kein Blut entdeckt. Niemand sah ihr Elend in über zwei Stunden. Sie muss doch furchtbare Schmerzen gehabt haben. Zwischen 00.00 und 01.00 Uhr wird sie attackiert und zwischen 00.04 und 05.00 Uhr morgens erscheint sie erst in ihrer Unterkunft. Diese späten Morgenstunden, waren auch für Jack the Ripper in den Fällen, Nichols, Chapman und Kelly, der Zeitpunkt, wo er zuschlug.
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Shadow Ghost am 30.05.2013 14:42 Uhr
In derselben Nacht als Emma Smith angegriffen wurde, ist Malvina Haynes (34 Jahre) in der Leman Street brutal attackiert worden (ca 400m entfernt von der Stelle, wo es Emma Smith traf. Theoretisch geht man aus der Osborne Street raus, kurz auf die Whitechapel High Street, um dann in die Leman Street abzubiegen).

Die genauen Umstände oder die explizierte Art der Verletzungen sind nicht bekannt. Ein Konstabler hörte Schreie und fand Haynes in einer Blutlache liegend vor: “scalp wound of rather an extensive character.“

“I cannot remember, my mind is gone“ war ihre Antwort, auf die Frage, was eigentlich passiert war.

Wir können wiederum nicht sicher sein, ob es sich um einen oder mehrere Täter handelte. Hier könnte es sich erneut, um ein nicht nur körperliches Trauma gehandelt haben.

Malvina Haynes hat ja schwere Kopfverletzungen erlitten, da kann es vorkommen, dass man das Gedächtnis verliert. Für diesen Fall heißt es weiter: A man who was said to have been near the unfortunate woman at the time of the occurrence, and who resided in the district, has since left the neighbourhood. The police hope that he may come forward, as his testimony might aid the ends of justice, by relating what he saw of the outrage (Eastern Post & City Chronicle, 14 April 1888). Also hat entweder der hinzu geeilte Polizist oder gar ein weiterer Zeuge eine weitere Person in der Nähe des Tatorts gesehen haben. Scheinbar war diese Person so gut bekannt, dass man von ihr wusste, dass sie im East End wohnte, und wahrscheinlich auch wusste, wo im East End sie wohnte, sonst hätte man nicht feststellen können, dass er die Nachbarschaft verlassen hat. Das würde die Einzeltäter-Hypothese stärken. Dafür steht auch folgender Ausschnitt: It appears that on the night in question loud screams were heard in the vicinity of the railway arch adjoining the Leman-street Station, and a lodging-house keeper residing in Wellclose-square saw a man treating a woman with great violence. An alarm was raised, but the assailant ran away, leaving the woman lying moaning in the roadway. She was immediately conveyed to the London Hospital, where she was afterwards identified as Malvina Haynes... (The Echo, 9 April 1888)

Zwei Frauen in einer Nacht, die im Prinzip nicht wirklich einen Täter bzw. mehrere Täter beschreiben konnten. Mit "Margaret Hayes" oder "Hames", der offensichtlichen Zeugin bei Emma Smith, die auch schon im Dezember 1887 angegriffen worden war, sind es gar drei Frauen, die offenbar nicht genau die Täter bzw. einen Täter beschreiben konnten. Also die Gang (Drei Männer), davon einen 19jährigen und den Mann von der Farrance Street/ Burdett Road.

Hayes konnte immerhin den Mann beschreiben, den sie mit Emma Smith bei Farrance-street/Burdett-road gesehen haben will: The man was dressed in a dark suit and wore a white silk handkerchief round his neck. He was of medium height, but witness did not think she could identify him. (Times, 9 April 1888) Das ist zwar nicht viel, aber recht viel mehr kam ja von den meisten Zeugen der Jack-the-Ripper-Morde auch nicht. Zu dem Angriff auf sie selbst heißt es: She had been assaulted a few minutes before seeing Smith, and was getting away from the neighbourhood, where there had been some rough work that night. Two fellows had come up to her, one asking the time and the other striking her on the mouth, and both running away. She did not think the man talking to Smith was one of her assailants. (Morning Advertiser, 9 April 1888). Im bereits erwähnten Bericht aus Lloyd's Weekly beschreibt sie die Angreifer als some young men, was zumindest dem erwähnten 19jährigen beim Angriff auf Emma Smith nicht widersprechen würde, auch wenn der Zusammenhang natürlich sehr dünn ist.
Zu dem Vorfall Weihnachten 1887 wurde Hayes nicht befragt, so dass auch keine Beschreibung der oder des Täters vorliegen kann. Im übrigen kann der Vorfall auch mit den Ereignissen in der betrachteten Nacht ohne jeden Zusammenhang sein.
Bei Haynes und Smith können es durchaus körperliche und psychische Traumata sein, die eine genauere Beschreibung der oder des Angreifers verhindern.

Warum brauchte Emma Smith über zwei Stunden von der Stelle wo sie angegriffen wurde bis zu ihrer Unterkunft? An der Angriffstelle wurde auch kein Blut entdeckt. Niemand sah ihr Elend in über zwei Stunden. Sie muss doch furchtbare Schmerzen gehabt haben. Zwischen 00.00 und 01.00 Uhr wird sie attackiert und zwischen 00.04 und 05.00 Uhr morgens erscheint sie erst in ihrer Unterkunft. Diese späten Morgenstunden, waren auch für Jack the Ripper in den Fällen, Nichols, Chapman und Kelly, der Zeitpunkt, wo er zuschlug.

Niemand kann sagen, warum Emma Smith über zwei Stunden von der Stelle, an der sie angegriffen wurde, bis zu ihrer Unterkunft brauchte. Den meisten Presseberichten zufolge wurde sie um 1.30 Uhr attackiert, und zwischen 4-5 Uhr kehrte sie nach Hause zurück und wurde ins London Hospital gebracht. Ich kann überhaupt nicht abschätzen, wie lange der Überfall gedauert haben mag. Dies hängt sicherlich auch davon ab, ob es auch zu einer persönlichen Penetration durch die Täter kam oder nur zur Penetration durch den Stock. Jedenfalls lässt sich nicht sagen, welche Zeit dabei vergangen ist. Wie an der Schwere der Verwundungen zu erahnen ist, müssen ihre Schmerzen in der Tat unvorstellbar gewesen sein. Es ist aber durchaus denkbar, dass Emma Smith durch den Überfall das Bewusstsein verloren haben könnte. Ähnliches könnte ihr aufgrund der Schmerzen auch auf dem Heimweg passiert sein. Wir wissen es einfach nicht. Aber ich denke auch, dass dieses Problem nichts mit ihrer Glaubwürdigkeit zu tun hat. Denn selbst wenn es sich bei der Geschichte um eine unbewusste Schutzbehauptung gehandelt haben sollte und sie in Wirklichkeit von Jack the Ripper überfallen wurde, während sie der Prostitution nachging, wäre doch immer noch das Problem, dass ihr Heimweg ungewöhnlich lange dauerte und niemand auf der Straße über mehrere Stunden hinweg ihr Elend beachtete. Es sei denn, man würde auch noch annehmen, dass eine falsche Uhrzeit Teil ihrer unbewussten Schutzbehauptung wäre.

An der Angriffstelle wurde auch kein Blut entdeckt.

Wer hätte denn Blut entdecken sollen? Die Polizei erfuhr erst Tage später von dem Vorfall. Und irgendwelche Passanten oder Anwohner hätten mit einem Blutfleck auf der Straße auch keine Verbindung zu einem Verbrechen herstellen können, über das am Tag der Tat noch nichts in der Öffentlichkeit bekannt war. Und wieder die Frage, inwiefern dies die Glaubwürdigkeit beeinflussen soll. Selbst wenn sie von Jack the Ripper überfallen worden wäre, es wurden keine Blutflecken entdeckt. Es sei denn, man würde auch noch annehmen, dass ein falscher Ort Teil ihrer unbewussten Schutzbehauptung wäre.

Fazit:
Mich überzeugt die Variante, dass Emma Smith mit dem Überfall durch drei Männer eine unbewusste Schutzbehauptung aufgestellt habe, nicht. Ich kann sie zwar nicht widerlegen, aber die Einwände gegen die Version von Emma Smith sind mir zur Zeit nicht stichhaltig genug. Letzten Endes mag aber jeder für sich selbst entscheiden, welchen Ablauf der Dinge er für am wahrscheinlichsten hält.
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Lestrade am 30.05.2013 16:13 Uhr
Wer hätte denn Blut entdecken sollen? Die Polizei erfuhr erst Tage später von dem Vorfall. Und irgendwelche Passanten oder Anwohner hätten mit einem Blutfleck auf der Straße auch keine Verbindung zu einem Verbrechen herstellen können, über das am Tag der Tat noch nichts in der Öffentlichkeit bekannt war.

Inspector Reid ermittelte in dem Fall und er bemerkte, dass kein Blut in der Osborn Street gefunden wurde. Er hatte dafür seine Erklärungen aber das kannst du ja selber nachlesen. Es war seine Aufgabe nach Spuren zu suchen, die sie am Ende nicht fanden. Jemand hätte ja Blutflecken gesehen haben und während der Untersuchung, 2-3 Tage später, der Polizei darüber berichtet haben können. Reid war ja nicht blöd und ihm durfte bewusst gewesen sein, dass Emma Smith wohl Blut verloren hat, sonst wäre er ja kaum losgezogen. Da war also ein Verdacht, solche Spur eventuell zu finden. Reid ging davon aus, dass der Tatort ca. 300m von der George Street entfernt lag. Die Entfernung zum angegeben Punkt beträgt aber in Wirklichkeit weniger als 100m. Da über zwei Stunden nach der Attacke vergingen, als Emma Smith daheim ankam (obwohl sie im Prinzip und bildlich gesprochen fast in ihre Haustür gefallen sein muss) kann man andeuten, dass der Ort des Überfalls möglichweise nicht dort war, wo er eigentlich angegeben wurde und vielleicht auch zu einer anderen Zeit. Aber du darfst gerne die mehr als zwei Stunden Heimweg, für durchschnittlich knapp 150m Heimweg, mit diffusen Annahmen ausfüllen. Menschen können auch nach drei Tagen noch Verbindungen zu einem Verbrechen herstellen. Dies passiert ständig jeden Tag, weltweit. Irgendwelche Passanten oder Anwohner, stellen oftmals wichtige Zeugen dar.

Niemand kann sagen, warum Emma Smith über zwei Stunden von der Stelle, an der sie angegriffen wurde, bis zu ihrer Unterkunft brauchte.

Ja, und da sollte sich auch niemand Gedanken drum machen? Es gibt ja kaum etwas unverdächtigeres… Einfach wegwischen… muss nicht hinterfragt werden…

Ich kann überhaupt nicht abschätzen, wie lange der Überfall gedauert haben mag. Dies hängt sicherlich auch davon ab, ob es auch zu einer persönlichen Penetration durch die Täter kam oder nur zur Penetration durch den Stock.

Eine Stunde auf offener Straße vielleicht? Mit so etwas willst du die Zeit ausfüllen? Und die Constable auf ihrem Beat und Anwohner unternehmen nichts?

Ich zitiere mich selber:

Zwei Frauen in einer Nacht, die im Prinzip nicht wirklich einen Täter bzw. mehrere Täter beschreiben konnten. Mit "Margaret Hayes" oder "Hames", der offensichtlichen Zeugin bei Emma Smith, die auch schon im Dezember 1887 angegriffen worden war, sind es gar drei Frauen, die offenbar nicht genau die Täter bzw. einen Täter beschreiben konnten. Also die Gang (Drei Männer), davon einen 19jährigen und den Mann von der Farrance Street/ Burdett Road.

Es wurde eine Gruppe von Männern genannt und ein einzelner Mann. Beides war angeblich in der Nähe, zu der Zeit, als Smith attackiert wurde. Genau wie bei den Ripper- Morden, gab es wenig genaue bzw. ausreichende Beschreibungen (abgesehen von Zeugen wie Lawende oder Hutchinson), die Gründe dafür können unterschiedlich sein. In der gleichen Nacht wird Malvina Haynes angegriffen. Und zwar ganz in der Nähe von Smith. Hier könnte ein Täter am Werk gewesen sein. Genau wissen wir es nicht. Eine Gang wird hier nicht benannt. Sollte Malvina Haynes tatsächlich von nur einem Mann angegriffen worden sein, käme dieser auch für Emma Smith in Frage oder umgekehrt, die Gang für Malvina Haynes. Malvina Haynes hatte Kopfverletzungen und auch Emma Smith hatte Verletzungen am Kopf. Beide hätte ihr Gedächtnis verloren haben können. Davon rede ich ja die ganze Zeit, dass aufgrund verschiedener Möglichkeiten, die Opfer nicht in der Lage waren, zu sagen, was wirklich vorging und dazu gehört eben die Frage Gang oder Einzeltäter. Und das durch ein Trauma körperlicher Gewalt oder eines Traumas durch schwere Vergewaltigung und Demütigung.

Mein Fazit lautet, dass es, wie von mir hier bisher erwähnt, einige Ungereimtheiten im Falle Emma Smith gab. Beamte wie Dew, hielten Emma Smith für ein früheres Ripper- Opfer. In jener Nacht, als Smith attackiert wurde, wurde noch eine weitere Frau attackiert. Möglich, dass es hier, wie beim späteren Double Event, eine Verbindung gab. Gangs gab es einige und auch am Tatort von Stride sah man mehr als eine Person. Oft wurde darüber schon diskutiert, ob der Ripper vor seinen eigentlichen Morden, einer gewalttätigen Gruppe angehört haben könnte. Zu Smith gibt es wohl einen Link zu einem Freddy Finger, bei Haynes wurde nach einer Person fahndet. Serienkiller wie Jack the Ripper, fallen vor der eigentlichen Serie, oft durch “kleinere Verbrechen“ auf. In seinem Bereich gehörten Opfer wie Smith oder Tabram, als auch angegriffene Personen wie Millwood, zu den in Frage kommenden, frühen Taten eines solchen Killers, wie den der K5.

Emma Smith wird mit Recht zu den möglichen Ripper- Opfern gezählt.
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Angel2ooo am 30.05.2013 16:31 Uhr
Jemand hätte ja Blutflecken gesehen haben und während der Untersuchung, 2-3 Tage später, der Polizei darüber berichtet haben können.
Wenn diese überhaupt jemand richtig beachtet hat...war ja nicht selten, dass es mal ne Schlägerei gab...
Außerdem wissen wir ja gar nicht, wie das Wetter dort war...
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Shadow Ghost am 30.05.2013 18:20 Uhr
Es wurde eine Gruppe von Männern genannt und ein einzelner Mann. Beides war angeblich in der Nähe, zu der Zeit, als Smith attackiert wurde. Genau wie bei den Ripper- Morden, gab es wenig genaue bzw. ausreichende Beschreibungen (abgesehen von Zeugen wie Lawende oder Hutchinson), die Gründe dafür können unterschiedlich sein. In der gleichen Nacht wird Malvina Haynes angegriffen. Und zwar ganz in der Nähe von Smith. Hier könnte ein Täter am Werk gewesen sein. Genau wissen wir es nicht. Eine Gang wird hier nicht benannt. Sollte Malvina Haynes tatsächlich von nur einem Mann angegriffen worden sein, käme dieser auch für Emma Smith in Frage oder umgekehrt, die Gang für Malvina Haynes.

Im Falle von Malvina Haynes scheint eine Gruppe von Männern ausgeschlossen, da es eben einen Zeugen gibt, die nur einen Mann gesehen hat. Und es wurde nach einem Mann gesucht, der in der Nachbarschaft wohnte und wohl verschwunden war.
Ob dieser Einzeltäter nun auch für den Überfall auf Emma Smith verantwortlich ist, hängt davon ab, was man von der Aussage von Emma Smith hält. Das wurde, glaube ich erschöpfend diskutiert, und ich habe nicht den Eindruck, dass eine weitere Diskussion noch neue Erkenntnisse zu Tage fördern würde. Die bekannten Aussagen sind präsentiert worden, die möglichen Zweifel am Tathergang auch - nebst M.O. und Handschrift des Rippers - und auch Szenarien, wie der Abend abgelaufen sein könnte. Lestrade möchte Emma Smith keinesfalls als mögliches Ripper-Opfer ausschließen, ich sehe die Wahrscheinlichkeit, dass sie Opfer des Rippers war als sehr gering ein.
Eigentlich wäre damit die Ur-Frage dieses Threads eindeutig zweideutig beantwortet, aber ich würde mich jetzt freuen, wenn unsere Mit-Foristen erzählen würden, welchen Eindruck sie jetzt mit all den Informationen haben: War Emma Smith ein frühes Opfer von Jack the Ripper?
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Lestrade am 30.05.2013 19:52 Uhr
So soll es sein...

Heitern wir uns so lange mit Kleingärtner Rico Mielke auf und hören, was er zu sagen hat:

http://www.youtube.com/watch?v=g8k3Ibjz9pE
Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Lestrade am 02.06.2013 12:19 Uhr
Hallo Shadow, Stordfield,

Einen wichtigen Punkt möchte ich noch nachtragen und dieser betrifft die Bewegungen von Emma Smith in jener Nacht. Die Burdett Road/ Ecke Farrance Street lag ungefähr 3km von der Osborn Street (George Street) entfernt. Emma Smith muss von da aus eine ganze Weile gebraucht haben, um den Ort ihres Überfallenwerdens zu erreichen. Der kürzeste und wohl auch sicherste Weg war es, von der Burdett Road oder Farrance Street, auf die naheliegende Commercial Road zu gehen. Unweigerlich kommt man, wenn man auf dieser bleibt, zwischen die Straßen Greenfield Road, Providence Street, Berner Street, Back Church Lane und Mulberry Street, um dann in die Osborn Street zu gelangen. Gebt ihr Farrance Street, London bei Google (liegt am südlichen Ende der Burdett Road) und als Ziel Osborn Street, London ein, dann könnt ihr das gut besehen. Kurz vor dem Ziel, könnt ihr zoomen und seht diese Straßen. Entweder sind sie umbenannt (Berner Street= Henrique Street, Greenfield Street=Greenfield Road) oder leicht in der Führung verändert (Mulberry Street), gleich (Back Church Lane) oder nicht mehr vorhanden (Providence Street nahe Berner Street). Natürlich hätte sie eine andere Route nehmen können. Aber da war ja ein Gang, die Hauptstraße Commercial Road zu nehmen, wäre sicherlich sinnvoller gewesen, um wieder in das Herz von Whitechapel zu gelangen. Das hätte das Risiko gemindert, eher überfallen zu werden. Eine gute Alternative wäre es gewesen, etwas weiter nördlicher zu gehen. Burdett Road Richtung Norden hoch, dann Mile End Road und weiter auf die Whitechapel Road bis zur Osborn Street/George Street. In beiden Fällen hätte es Hauptstraße geradeaus bedeutet. Die genannten Straßen hätte sie dann eben weiter nördlich passiert aber auch hier wäre sie an ihnen vorbeigekommen. In beiden Fällen wäre sie so schnell aus der Gefahrenzone gewesen. Zeugin Margaret Haynes hatte Emma Smith ja an der Ecke Farrance Street/Burdett Road gesehen, mit einem Mann, den sie auch grob beschreiben konnte und hatte kurz vorher selber, von einer Gruppe von Männern, “auf´s Maul“ bekommen. Deshalb floh sie ja aus der Gegend, bemerkte dabei Smith und den Mann. Warum beide da waren, dürfte klar sein und auch, das Smith mit einem Freier zu Gange gewesen war.

Paul Begg sagte einmal, dass Smith evtl. solche Schmerzen hatte, es ihr unangenehm war über ihre Verletzungen zu reden, geschweige denn gleich Hilfe zu suchen und sich vielleicht dadurch gar nicht richtig erinnern konnte, wo der Überfall stattfand. Wäre sie in der gleichen Gegend wie Hayes attackiert und verletzt worden, dann wären somit die über 2 Stunden Zeitunterschied bis in die George Street leichter zu erklären. Die Sinne dürften ihr während dieser Zeit geschwunden sein…

Dann wäre sie dort, Burdett Road/Farrance Street, von der Männergruppe verletzt worden. Oder, alternativ, von diesem Mann, mit dem man sie dort sah.

Die zweite Möglichkeit, Sie wurde von dieser Männergruppe tatsächlich verletzt aber eben nicht im Unterleib. Sie verlässt nach der Attacke, genau wie Haynes, diese Gegend. Geschwächt wie sie ist, wird sie von einem weiteren Mann bemerkt, der sie kurz verfolgt und dann attackiert und die Unterleibsverletzung zufügt.

Sie selbst, durch den ersten Überfall sehr mitgenommen, verwechselt den jungen Mann aus der Gang (19 Jahre) mit dem späteren, ebenfalls jüngeren Angreifer.

Und jetzt kommt mein Thema, Aaron Kozminski war zu diesem Zeitpunkt 22 Jahre alt. Emma Smith lief aus der Burdett Road/Farrance Street direkt auf die Gegend zu, wo die Familie von Aaron Kozminski lebte.     

Die Opfer von Jack the Ripper waren sehr geschwächt. Nichols, Chapman und Eddowes. Emma Smith könnte sich in jener Nacht genauso krank gefühlt haben. So etwas suchte der Ripper.

Vielleicht könnt ihr jetzt noch etwas besser nachvollziehen, warum ich Emma Smith für ein mögliches Ripper- Opfer halte. Durch sie hätte der Ripper besonders gut lernen können, wie seine Opfer auszusehen hatten. Die Tötungsart war ihm noch nicht so bewusst, genau wie bei Tabram. Darum macht er sich sicherlich Gedanken. Der Kehlschnitt mit einem Messer wäre, wie später bei Richard Trenton Chase eine Schusswaffe, die schnellste Variante gewesen, seine Opfer zu töten und an sein eigentliches Ziel, den Verstümmelungen, zu gelangen. Dazu mussten die Opfer schnell, sicher und lautlos sterben. Der Kehlschnitt bietet dies alles.

Emma Smith musste von der Burdett Road/Farrance Street nach Hause. Dabei lief sie auf die wahrscheinliche Wohngegend eines wohl späteren Hauptverdächtigen zu.

Beste Grüße,

Lestrade.

Hier ein paar Bilder von der Burdett Road. Sie stammen von dieser Seite:

http://www.eastlondonpostcard.co.uk/gallery.htm

Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Lestrade am 02.06.2013 12:24 Uhr
Da war noch ein Bild...

Titel: Re: Emma Smith
Beitrag von: Lestrade am 20.06.2013 09:53 Uhr
Noch entdeckt, Karte und Bild von der (Ecke) Burdett Road/Farrance Street. Dort wurde Emma Smith offenbar von einer Gruppe Männern attackiert.

http://www.jtrforums.com/showthread.php?p=89991

Man sieht auch den Clarke´s Yard. Dort fand man Rose Mylett.