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Literatur - Film - Fernsehen => Literatur-Film-Fernsehen => Zeitungsberichte, Magazine, Comics etc. => Thema gestartet von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:02 Uhr

Titel: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:02 Uhr
Für unser Zeitungsarchiv, diesmal aus der Schweiz.
Das Berner Intelligenzblatt zeichnet sich durch eine (für mich) überraschend umfassende Darstellung der Whitechapel Morde aus. Unter anderem finden sich ein alternativer Nachfolger für Sir Charles Warren und ein (für mich) unbekannter Verdächtiger. Dabei ist zu berücksichtigen, dass eine Ausgabe in der Regel vier Seiten hatte, von denen zwei mit Annoncen und Bekanntmachungen voll waren.

http://intelligenzblatt.unibe.ch/ (http://intelligenzblatt.unibe.ch/)
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:03 Uhr
Berner Intelligenzblatt
28 September 1888
Bezüglich der neulichen Morde an prostituirten Frauenzimmern im Ostende Londons lautet das Gutachten der Aerzte, das ihnen allerdings nur unter Widerstreben abgerungen werden konnte, dahin, daß dieselben lediglich von einem sehr geschickten und gewandten Anatomen verübt worden sein können, da die Zerlegung und Ausweidung der Leichen nach allen Regeln der Kunst mit einer wirklich bewundernswerthen Sicherheit und Accuratesse ausgeführt ist. Trotz dem so gewonnenen starken Anhaltspunkt für die Entdeckung des Thäters ist letztere noch nicht erfolgt; die Sammlung für Belohnung des Entdeckers des gesuchten Unmenschen ergab bisher 300 Pfd. Strl (= 7500 Fr.)
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:04 Uhr
Berner Intelligenzblatt
Mittwoch, 3 Oktober 1888
In der Nacht von Samstag zum Sonntag sind abermals zwei Morde an weiblichen Personen in London verübt worden, und zwar unter genau denselben Einzelumständen, wie die bisherigen Morde in Whitechapel. Die schon vorher hochgehende Erregung der Bevölkerung hat sich infolge dessen aufs äußerste gesteigert. Im Laufe des Sonntags wurden mehrere Versammlungen abgehalten, in denen sich der heftigste Tadel über die Polizei ergoß wegen ihrer Unfähigkeit, sowohl weitere solche Verbrechen zu verhindern, als den Thäter zu eruiren. Der Minister des Innern, Matthews, und der Chef der Londoner Polizei, Oberst Warren, wurden öffentlich aufgefordert, von ihren Posten, die sie nicht entsprechend ausfüllten, zurückzutreten.

London, den 2. Oktober. Die Aufregung in London über das Verbrechen von Whitechapel wächst. Es werden öffentliche Subskriptionen veranstaltet, um den zu belohnen, welcher den Mörder anzeigt.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:04 Uhr
Berner Intelligenzblatt
6 Oktober 1888
Man hat wegen der Whitechapel-Morde in London schon eine größere Anzahl von Individuen verhaftet gehabt, mußte sie aber immer wieder loslassen, da sich keine genügenden Verdachtsgründe ergaben. Der wahre Thäter wird durch solche Umstände immer frecher und schreibt unter dem Namen "Jack, der Aufschlitzer" Briefe an die Polizei, in denen er sich seiner Thaten rühmt und einzelne Angaben über die nächsten zu verübenden Morde macht, welche sich in der That auch bei den beiden letzten Fällen bestätigt fanden. Der Unwille gegen den Minister des Innern, Matthews, der es nicht einmal für nothwendig hält, unter den derzeitigen Verhältnissen nach London zu kommen, sondern von seinem Landgute aus dekretirt, daß auf die Entdecker des Mörders von Regierungswegen keine Belohnung zu setzen sei, wird immer stärker und macht sich in stürmischen Versammlungen und heftigen Zeitungsartikeln Luft.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:04 Uhr
Berner Intelligenzblatt
Mittwoch, 10 Oktober 1888
Gestern endlich glaubt man des Scheusals habhaft geworden zu sein, das einige Wochen lang den Schrecken von Whitechapel gebildet hat. In der Frühe verhaftete man ein Individuum unter dem Verdachte, die zahlreichen Morde begangen zu haben; dasselbe leistete der Verhaftung einen verzweifelten Widerstand. Die übrigen unter dem gleichen Verdachte gefänglich eingezogenen Personen sind freigelassen worden bis auf einen, der sich selbst der betreffenden Verbrechen beschuldigt. Dieses Selbstbekenntnisses halber muß man ihn vorläufig noch festhalten, obgleich man als ziemlich sicher annimmt, daß er an einer Hallucination leide. Eigentlich kann er der Mörder gar nicht sein, dann nach seiner Verhaftung ist wieder ein Brief von "Jack, dem Aufschlitzer" eingegangen, von diesem mysteriösen Briefschreiber aber ist man bekanntlich überzeugt, daß er der wahre Mörder sei.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:05 Uhr
Berner Intelligenzblatt
12 Oktober 1888
Die Erwartung, nun endlich den Whitechapel-Mörder zu haben, hat sich also hinsichtlich der letzten Verhaftung wieder nicht bestätigt. Sir Charles Warren, der Chef der Londoner Polizei, hat nun angeordnet, daß, wenn sich wieder einer solche Blutthat ereignen sollte, der Leichnam nicht aufgehoben, sondern an Ort und Stelle dem Spürsinn von sofort herbeigeführten Bluthunden ausgesetzt werden soll, welche dann von dort aus die Spur des Mörders verfolgen würden.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:05 Uhr
Berner Intelligenzblatt
Montag, 22 Oktober 1888
Die Anwendung von Bluthunden in Whitechapel hat zu der Entdeckung eines abgetrennten Beines eines der ermordeten Opfer geführt, den Mörder aber hat man noch nicht. Die Polizei ist durch den relativen Erfolg so ermuthigt, daß sie die Versuche mit Bluthunden eifrig fortsetzen wird, doch ihr Renommee beim Publikum wiederherzustellen, ist ihr nicht geglückt und wird ihr voraussichtlich nicht glücken. Noch jetzt sind täglich alle Zeitungen voll von Klagen über die verfehlte Organisation der Polizei, die aus der Statistik sich ergebenden mangelhaften Resultate ihrer Thätigkeit (z.B. wurden zu den 76 Mordthaten, die voriges Jahr in London und Umgebung vorgefallen sind, nur in 16 Fällen Personen entdeckt, die man deßhalb vor Gericht stellen konnte, und von diesen führte in 8 Fällen das Verfahren zu einer Verurtheilung) und über die Unfähigkeit ihres Chefs, des Obersten Sir Charles Warren, der wohl ein tapferer und frommer Kriegsmann und ein überzeugungstreuer konservativer Politiker, aber kein Polizeigenie ist. Sofort nach dem Wiederzusammentritt des Parlaments wird einer der Londoner Deputierten die Absetzung von Sir Charles beantragen und dabei dürfte es auch ein paar Püsse(?) für den Minister des Innern, Matthews, absetzen, der seinen Untergebenen für das Polizeifach in allen Stücken gedeckt und seine Maßnahmen gebilligt hat.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:06 Uhr
Berner Intelligenzblatt
31 Oktober 1888
Es geht das Gerücht, ein Geheimpolizist habe schottischen Behörden sehr werthvolle Mittheilungen in der Angelegenheit der Whitechapelmorde gemacht; auch soll eine sehr wichtige Verhaftung vorgenommen sein.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:07 Uhr
Berner Intelligenzblatt
11 November 1888
Aus dem Auslande
Großbritannien. Nachdem einige Wochen verstrichen waren, in denen sich das Publikum von dem Entsetzen über die grausigen Blutthaten im Ostende von London erholen konnte, und nachdem schon eine gewisse Sicherheit in den Gemüthern Platz gegriffen hatte, daß das Treiben jenes wahnwitzigen Menschenschlächters vorüber sei, ist gestern Morgen der Schrecken wieder aufs höchste gestiegen durch Auffindung eines weiteren Opfers des Whitechapeler Frauenmörders, denn daß man es wieder mit einer That desselben Verbrechers zu thun habe, der schon die bisher ermordet aufgefundenen Dirnen umgebracht hat, geht unzweifelhaft aus den Umständen und der grausamen Methode des Mords und der Verstümmelung hervor, welche mit denen der früheren Fällen vollständig übereinstimmen. Gefunden wurde die Unglückliche in einem Zimmer des Quartiers Spital Fields, welches nicht in Whitechapel liegt. Gleich nach der Entdeckung führte die Polizei Bluthunde zur Stelle, um durch dieselben die Spur des Mörders aufsuchen zu lassen. Ob dies zu einem Resultat geführt habe, ist noch nicht gemeldet.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:07 Uhr
Berner Intelligenzblatt
14 November 1888
Großbritannien. Der letzte Mord eines prostituirten Mädchens im Ostende Londons ist noch fürchterlicher als die früheren, was die Zerfleischung des Leichnams der Unglücklichen betrifft. Zu einer Entdeckung des Mörders hat man wiederum nicht gelangen können. Man hat jetzt sogar dazu gegriffen, einem etwaigen Complicen des Mörders, außer wenn er der eigentliche Anstifter des Mordes sein sollte, die Gnade der Königin öffentlich zu versprechen, wenn er seinen Genossen verrathen wolle, aber auch dieß hat nichts gefruchtet. Ein Erfolg ist bisher gezeitigt worden: Sir Charles Warren hat endlich seinen Posten als Chef der Londoner Polizei verlassen. Motivirt wird sein Demissionsgesuch durch einen Tadel, den ihm der Minister des Innern ertheilt hat wegen eines von ihm in einer Revue veröffentlichten Artikels. Man wird aber wohl nicht fehl gehen, wenn man den Rücktritt Warrens in direkte Verbindung mit den resultatlosen Bemühungen der Polizei zur Entdeckung der Whitechapelmörders bringt.
Telegramme
- London, 13. November. Im Unterhause wurde die durch den Minister des Innern bewirkte Anzeige von der Demission des Polizeichefs Warren mit Beifallrufen aufgenommen.
Die Regierung ist davon zurückgekommen, Belohnungen auf die Entdeckung des Whitechapelmörders auszusetzen.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:09 Uhr
Berner Intelligenzblatt
15 November 1888
Die Londoner Polizei behauptet, das genaue Signalement "Jacks, des Aufschlitzers" zu besitzen, dessen Blutgier letzten Samstag nun schon das siebente Menschenleben zum Opfer gefallen ist. Was die öffentliche Verkündung dieses Faktums, wenn es wahr sein sollte, für Vortheile bei der Entdeckung des Mörders gewähren soll, bleibt unerfindlich; sie macht vielmehr den Eindruck einer hohlen Renommisterei - Zum Nachfolger Sir Charles Warrens wird wahrscheinlich M. Howard Vincent ernannt werden. Der "Daily Telegraph" verlangt, daß auch der Minister des Innern, Matthews, gehen müsste. Das wäre nur verdient. Denn die Nachgiebigkeit des Ministers hat es dem Londoner Polizeichef möglich gemacht, seine militärischen Ideen im Londoner Polizeikorps so zu verwirklichen, daß dessen Nützlichkeit als Mittel zur Entdeckung des Verbrechens gänzlich vernichtet ist. Ob jedoch Lord Salisbury zu einer Veränderung im Kabinet seine Zustimmung geben wird, ist mindestens fraglich, denn im Bewußtsein des brüchigen Materials, aus dem seine Majorität besteht, hütet er sich, durch Nachgiebigkeit an ein volkstümliches Verlangen die Schwäche seiner Stellung zu verrathen.


Weiß irgendjemand mehr über diesen M. Howard Vincent, der hier als Nachfolger von Warren ins Gespräch gebracht wird. Ich habe noch nie von ihm gehört.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:10 Uhr
Berner Intelligenzblatt
Freitag, 23 November 1888
In der Nacht von vorgestern auf gestern hat "Jack der Aufschlitzer" sich an sein achtes Opfer gemacht, ist aber nicht zur Vollendung des Verbrechens gelangt. Dasselbe wurde begangen in einem Zimmer der George-street, Vorstadt Spitalfields. Die Weibsperson bemerkte es jedoch, als der Mörder das Messer zum Schnitt durch ihren Hals ansetzte, und schrie laut um Hülfe. Daher sah sich der Mörder genöthigt, zu fliehen, bevor er seinem Opfer den Garaus gemacht hatte. Dasselbe lebt noch, wenn auch mit einem tiefen Schnitt im Halse, und es wird nun alles darauf ankommen, die Person am Leben zu erhalten, um von ihr Aussagen zu bekommen, an der Hand deren man jetzt wohl eher auf Erfolg in der Entdeckung des Scheusals rechnen kann.
Telegramme
London, 22. Nov. Entgegen der allgemeinen Erwartung hat sich herausgestellt, daß das gestrige Verbrechen in keinerlei Beziehung zu den Whitechapler Morden steht.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:10 Uhr
Berner Intelligenzblatt
Montag, 17 Dezember 1888
Alle Bemühungen der Polizei, den Verüber der jüngsten, gräßlichen Frauenmorde in Whitechapel (London) zu entdecken, sind bis jetzt erfolglos geblieben. Die Polizei hofft indessen, durch äußerste Wachsamkeit zum Mindersten eine Wiederholung der Verbrechen zu verhindern.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:10 Uhr
Berner Intelligenzblatt
19 Dezember 1888
Ein grausamer Scherz wurde in London ausgeführt. Eine junge Dame bemerkte auf ihrem Heimwege einen Mann, der ihr auf dem Fuß nachfolgte. Sie stieg in einen Miethwagen und befahl dem Kutscher, nach ihres Vaters Wohnung zu fahren. Beim Aussteigen fuhr ein anderer Miethwagen heran, derselbe Mann sprang heraus, trat auf das Mädchen zu und raunte ihr ins Ohr: "Das ist Ihre erste Warnung; ich bin Jack, der Aufschlitzer." Das zum Tode erschreckte Mädchen hatte nur die Kraft, den Thürklopfer in Bewegung zu setzen und fiel in eine Ohnmacht. Ihr Vater benachrichtigte sofort die Polizei; auf deren Rath hin ging sie häufig mit einem Detektiv aus, aber der geheimnißvolle Fremde zeigte sich nie. Sie hatte die Angelegenheit beinahe vergessen, als sie kürzlich zu einem Ball in Aldershot eingeladen wurde. Sie ließ ihren Pelzmantel im Ankleidezimmer. Nach dem Ball wollte sie dieses Kleidungsstück wieder umlegen, aber zu ihrem Entsetzen fand sie darin mit einer Stecknadel befestigt einen Zettel mit den Worten: "Das ist die zweite und letzte Warnung. Ich bin Jack, der Aufschlitzer." Die junge Dame bekam einen hysterischen Anfall und wurde wahnsinnig.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:11 Uhr
Berner Intelligenzblatt
28 Dezember 1888
Im östlichen Stadtbezirk von London wurde eine Frauensperson erdrosselt aufgefunden; sie gehörte der Klasse jener Unglücklichen an, unter denen der Mörder von Whitechapel seine Opfer sucht. Eine Zeugin behauptet, die Unglückliche kaum zwei Stunden, bevor ihre Leiche aufgefunden wurde, in Gesellschaft von zwei Männern gesehen zu haben. Der Mord ist in geheimnisvolles Dunkel gehüllt und der Thäter scheint spurlos verschwunden zu sein. Man glaubt, daß man es hier mit einer neuen Unthat des Frauenmörders von Whitechapel zu thun hat.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:11 Uhr
Berner Intelligenzblatt
5 Januar 1889
Glasgow, 4. Jan. Gestern wurde ein junges Mädchen durch ein Individuum mittelst 7 Dolchstichen verwundet. Der Thäter wurde verhaftet. Man glaubt den Whitechapelmörder zu haben.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:12 Uhr
Berner Intelligenzblatt
19 Januar 1889
Nach einer neuen Drahtmeldung aus Tunis wird dort dem Gerücht von der Festnahme "Jacks des Aufschlitzers" keine besondere Wichtigkeit beigemessen. Das Gerücht hat der Thatsache entsprochen, daß sich unter den verhafteten Verbechern ein britischer Unterthan Namens Gray befindet.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:12 Uhr
Berner Intelligenzblatt
Montag, 15 April 1889
In Horn, einem Vorort von Hamburg, wurde ein Knabe ermordet und verstümmelt. Das Verbrechen erinnert an den Frauenmörder von Whitechapel. Die Polizei macht, unterstützt von Militärpatrouillen, die eifrigsten Nachforschungen nach dem Thäter, der noch nicht entdeckt ist. Viele Personen wurden bereits verhaftet, mußten aber wieder entlassen werden.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:13 Uhr
Berner Intelligenzblatt
Freitag, 7 Juni 1889
England. In der Themse, unterhalb der Londonbrücke, wurden die Theile eines furchtbar verstümmelten weiblichen Leichnams gefunden. Die Aufregung ist groß; denn man glaubt, der Mörder von Whitechapel habe sein höllische Werk wieder begonnen.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:13 Uhr
Berner Intelligenzblatt
14 Juni 1889
England. Aus London wird gemeldet: Im Battersea Park fand man ein Bündel mit menschlichen Ueberresten, welche ohne Zweifel der zerstückelten Leiche angehören, von welcher Theile aus der Themse gezogen wurden. Drei Tage vorher erhielt die Polizei einen Brief mit der Unterschrift "Jack der Bauchaufschlitzer", welcher befragte, daß der Schreiber im Begriffe sei, seine "Operationen wieder zu beginnen". Im Kopfe des Briefes standen die Worte: "Er ist nicht todt, sondern lebt." Nachher lief ein weiteres Schreiben ein, welches lautet: "Ich sehe, Ihr habt die Stücke gefunden. Wie kommt es, daß Ihr mich nicht gefangen habt? Seht Euch nach weiteren Stücken um."
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:14 Uhr
Berner Intelligenzblatt
Montag, 17 Juni 1889
Baselstadt. Am 3. Juni abhin erhielten drei Fräulein in Basel Briefe, worin sie aufgefordert werden, größere Geldbeträge an einen gewissen Ort zu hinterlegen, ansonst sie ihr Leben einbüßen müssen. Die Briefe sind unterzeichnet "Jack der Bauch-Aufschlitzer", daneben 3 Kreuze. Alle drei Briefe sind am Sonntag den 2. Juni Nachmittags im benachbarten elsässischen Dorfe St. Ludwig in den Einwurf gegenüber dem John geworfen worden; alle sind mit je einer 10 Pfennigemarke frankirt und von gleicher, wahrscheinlich verstellter Handschrift. Ein Merkmal der Briefe ist, daß das Papier derselben sehr wahrscheinlich einem Schulheft entrissen wurde.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:14 Uhr
Berner Intelligenzblatt
Donnerstag, 4 Juli 1889
England. Die Verhaftung eines Mörders hat letzten Sonntag großes Aufsehen gemacht. Man glaubt endlich den Frauenmörder von Whitechapel, Jack den Aufschlitzer, vor sich zu haben.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:15 Uhr
Berner Intelligenzblatt
Freitag, 5 Juli 1889
In London wurde die unheimliche Entdeckung gemacht, daß schon seit längerer Zeit ein Aussätziger Fleisch verkauft. Derselbe heißt Edward Yoxah, ist 64 Jahre alt, hat 6 Kinder und wurde erst vor 6 Jahren ein Opfer seiner Krankheit. Bis dahin war er dauernd bei einem Metzger als Verkäufer beschäftigt, seitdem aber hinderten ihn seine Geschwüre an regelmäßiger Arbeit und daher verlegte er sich in den Monaten, die er nicht in den Hospitälern zubrachte, auf's Hausiren, durchzog die ärmeren Stadttheile Hoxton und Whitechapel mit einem Tragkorbe, aus welchem er Ochsenschwanz- und andere Fleischstücke verkaufte. Er hat also das Fleisch beständig berührt und so möglicherweise die Keime seiner Krankheit längst verbreitet. Es versteht sich wohl jetzt von selbst, daß dieser wandernde Aussatzherd anderswo untergebracht werden wird.


Okay, hat nichts mit den Morden zu tun, fand ich aber dennoch recht interessant.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:17 Uhr
Berner Intelligenzblatt
Donnerstag, 18 Juli 1889
Diese Nacht wurde abermals im Quartier Whitechapel ein Leib mit aufgeschlitzem Bauche gefunden. Der Mörder ist unbekannt.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:18 Uhr
Berner Intelligenzblatt
23 Juli 1889
England. In Whitechapel herrschte am 19. Juli die größte Aufregung in Folge eines Gerüchts, das der berüchtigte Frauenmörder sich der Polizei gestellt und ein umfassendes Schuldbekenntnis abgelegt habe. Das Gerücht entbehrt jeder Begründung. Allerdings hatte sich am Donnerstag in der Polizeistation in Lemanstreet ein schlanker junger Mann von militärischem Anstehen, Namens Brodie, eingefunden, welcher erklärte, er sei "Jack der Aufschlitzer" und hätte alle die Frauenmorde in Whitechapel verübt. Es stellte sich bald heraus, daß er irrsinnig sei, und er wurde in Gewahrsam behalten. Am Donnerstag, Abends um 10 Uhr, spielte sich in Ost-Aldgate, unweit des Schauplatzes des jüngsten Frauenmordes, eine aufregende Szene ab. Ein berauschter Matrose hatte eine Frauensperson der Klasse, welcher die Opfer der jüngsten Frauenmorde angehörten, mit einem Messer angegriffen und auf den Hülferuf versammelte sich bald eine nach Tausenden zählende Volksmenge, welche das Mädchen aus der Hand ihres Angreifers befreite und letzteren unzweifelhaft gelyncht haben würde, wenn die Polizei nicht eingeschritten wäre und den Matrosen verhaftet hätte. Letzterer behauptete, das Mädchen hätte ihn beraubt und er hätte das Messer nur in der Nothwehr gezogen. Er wurde später auf freien Fuß gesetzt, weil das Mädchen keine Anklage gegen ihren Angreifer erhob.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:18 Uhr
Berner Intelligenzblatt
16 September 1889
London, 14. Sept. Es geht das Gerücht von einem diese Nacht vollbrachten abermaligen Frauenmord in Whitechapel. Dasselbe wird dementirt.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:19 Uhr
Berner Intelligenzblatt
3 Oktober 1889
Die Association der Presse in London empfing am 30. September einen Brief folgenden Inhalts: "Ich hoffe, meine Operationen Dienstag oder Mittwoch Nacht wieder zu beginnen. Jack der Aufschlitzer." Ob die düstere Prophezeihung eintreffen wird? Die Polizei wird jedenfalls Alles dagegen aufbieten. Das letzte Opfer wurde als Emma Barker, welche von ihren Eltern fortlief und in London immer tiefer sank, wiedererkannt.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:19 Uhr
Berner Intelligenzblatt
Samstag, 2 November 1889
"Jack der Aufschlitzer" läßt in London wieder von sich hören. In einem an Dr Forbes Winslow gerichteten Schreiben, kündigt er an, daß etwa am 8. oder 9. November ein neuer Mord stattfinden werde, aber nicht in Whitechapel.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:20 Uhr
Berner Intelligenzblatt
8 April 1890
London, 7.April. Das Gerücht, es sei ein neuer Mord in Whitechapel begangen worden und Jack, der Aufschlitzer, sei verhaftet, ist vollkommen falsch.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:20 Uhr
Berner Intelligenzblatt
23 Oktober 1890
Ungeheure Sensation erregen in London die plötzlich gemachten Enthüllungen einer Vermietherin über eine Person, die sie nach ihren Beobachtungen für Jack den Aufschlitzer hält. Sie hat diese Enthüllungen Mister Backert gemacht, der Vorsitzender jenes Vigilanzkomite ist, welches sich gebildet hat, als Schlag auf Schlag die geheimnißvollen Morde erfolgten. Der Bericht der Frau lautete: "Ich habe ein Quartier in dem Arbeiterviertel Aldgate. Vor etwa zwei Jahren meithete mir ein junger Mann ein Zimmer ab, der sich für einen Marine-Aspiranten ausgab. Mein Zimmerbewohner hatte eine große Anzahl von Anzügen und Hüten. Ferner war mir auffällig, daß er Bart und Haar, wenn er ausging, jedesmal eine andere Farbe zu geben pflegte. Er besaß eine Menge Waffen jeder Art und pflegte seine Briefe stets mit rother Tinte zu schreiben, was "Jack the Ripper" gleichfalls immer that. Die rothen Flecke, die ich häufig an seiner Wäsche und Anzügen bemerkte, führte ich auf jene Tinte zurück. Eines Tages beauftragte er mich, einen alten Ueberzieher zu verkaufen, welcher ebenfalls Spuren rother Flecke trug, die aber nach seiner Behauptung von Rothwein herrührten. Ich konnte den Ueberzieher nirgens anbringen und so verbrannte er ihn. Ein anderes Mal brachte er eine ganz blutige Frauenschürze nach Hause. Oft ging er in der fünften Nachmittagsstunde fort, um erst am nächsten Morgen wiederzukehren. Regelmäßig wurde dann, wie mir damals schon auffiel, in Whitechapel in der betreffenden Nacht wieder ein schreckliches Verbrechen vollführt. In seinem Zimmer hatte er ein Repositorium, dessen Verschluß zu öffnen er mir strenge verbot. Eines Tages trat ich, ihm wohl unvermuthet, in das Zimmer und fand ihn an einem Tische beschäftigt, Fleischstückchen zu sortiren. Ich merkte ihm seine große Verlegenheit an; bald jedoch hatte er sich gefaßt und erklärte mir in ruhigem Tone, es wären Muster von durch Eis konservirtem Fleisch für den Import aus Amerika. Auf dem Kamin fand ich mehrere Trauringe, wie ja die meisten der Opfer von Whitechapel verheirathet waren. Nach dem letzten Morde was er plötzlich verschwunden und ich fand  in seinem Zimmer nichts weiter vor, als ein Paar blutige Filzschuhe. Schon seit längerer Zeit hegte ich Verdacht, aber ich fürchtete mich, denselben der Polizei mitzutheilen. Nachdem ich aber den Mann vor einigen Tagen hier in London auf der Straße erblickt zu haben glaubte, und auch andererseits vielfach von einem neuen Auftauchen des schrecklichen Jack gesprochen wird, so hielt ich mich für verpflichtet, ohne Rücksicht auf die etwaigen Konsequenzen für mich, diese Enthüllungen zu machen." Backert, der in Anwesenheit zweier Zeugen den Bericht entgegennahm, erklärte, daß er keine Ursache habe, die Wahrhaftigkeit dieser Frau anzuzweifeln, und somit ist es erklärlich, daß heute ganz London von nichts weiter als diesen Enthüllungen spricht.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:21 Uhr
Berner Intelligenzblatt
29 Oktober 1890
Wie ein Lauffeuer ging am Morgen des 25. Oktober durch die Stadt London die Runde, daß "Jack the Riper", das vielgefürchtete und unertappte Scheusal aufs neue aufgetaucht sei. Man hatte in Croßfield-Road, Südhampstead, die Leiche einer Frau gefunden, deren Haupt beinahe völlig von ihrem Rumpfe getrennt war. Man fand die Leiche am Abend des 24. Oktober. Das Opfer mochte etwas 32 Jahre zählen und war gut gekleidet, die Gesichtszüge waren hübsch. Ein ziemlich schwerer goldener Trauring und eine Börse wurden bei der Leiche gefunden, deren Kopf, als man ihn entdeckte, in eine Männerweste gewickelt war. Die Identität der Ermordeten wurde durch zwei Freundinnen derselben festgestellt, welche sie als Mrs Hogg, Frau eines Möbeltransporteurs, bezeichneten. Die Polizei hat ferner festgestellt, daß Mrs Hogg beabsichtigte, in der Gegend, wo man sie ermordet fand, einen Besuch abzustatten. Man forschte das Haus aus, in welchem die Unglückliche zu Besuch gewesen und fand hier die Spuren eines heftigen Kampfes. Es ist ferner festgestellt worden, daß Mrs Hogg ihr Haus mit ihren jüngsten Kinde verließ, welches vermißt wird. Dies spricht gegen die Annahme, daß man es hier mit einer neuen That Jacks des Aufschlitzers zu thun habe. Am 25. Oktober wurde eine halbe Meile von Hampstead in früher Morgenstunde ein herrenloser Kinderwagen, dessen Inneres blutbefleckt war, entdeckt. Die Polizei erblickt darin einen Zusammenhang mit der Mordthat, um welche übrigens noch ein dichter Schleier des Geheimnisses gebreitet ist.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:21 Uhr
Berner Intelligenzblatt
22 November 1890
Aus Madrid wird gemeldet, der in Stücke zerschnittene Leichnam einer Frau wurde am 14. auf der Eisenbahn gefunden; die Verletzungen erinnern an "Jack den Aufschlitzer". Der Thäter ist noch unermittelt.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:22 Uhr
Berner Intelligenzblatt
Samstag, 14 Februar 1891
London, 13. Febr. Heute Morgen wurde der verstümmelte Leichnam einer Frau in Whitechapel aufgefunden. Man glaubt, es handle sich um ein neues Verbrechen, das "Jack der Aufschlitzer" begangen.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:22 Uhr
Berner Intelligenzblatt
16 Februar 1891
London, 14.Febr. Die Polizei hat soeben einen Mann in blutigen Kleidern verhaftet. Derselbe war kurze Zeit vor dem letzten Mord in Whitechapel in Gesellschaft der nun ermordeten Frau gesehen worden. Man glaubt, "Jack den Aufschlitzer" erwischt zu haben.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:23 Uhr
Berner Intelligenzblatt
17 Februar 1891
Telegramme
London, 15. Febr. Der Verhaftete, mit welchem man "Jack den Aufschlitzer" erwischt zu haben glaubt, heißt Thomas Saddler. Er leugnet das Verbrechen.
London, 16. Februar. Nach den letzten Erkundigungen gab der verhaftete Saddler genügend scheinende Ausführungen über seinen Aufenthalt in der Nach des letzten Verbrechens von Whitechapel. Er gestand, daß er das Opfer gekannt und daß er sich mit ihr berauscht habe; aber die Blutspuren an seinen Kleidern rührten von einem Streite mit einem Individuum her, welches ihn bald todt geschlagen habe.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:23 Uhr
Berner Intelligenzblatt
19 Februar 1891
In der Annahme, der jüngste Frauenmord in Whitechapel sei gleichfalls von "Jack dem Bauchaufschlitzer" begangen, werden die Sicherheitsbeamten durch den Umstand bestärkt, daß auch in diesem Falle die Wunden, ebenso wie bei den früheren Opfern, von einem "linkshändigen" Individuum herrührten. - Einem "Man sagt" zufolge will die Heilsarmee, da die Londoner Polizei den Unhold nicht zu finden vermag, jetzt Jagd auf ihn machen. Die drei Brigaden, mit welchen sie die Sünde und das Elend im Ostend bekämpft, die "Spelunken-Schwestern" (slum sisters), die "Rettungsmädchen" und die "Gefängnis-Brigade", kennen fast alle Schlupfwinkel des Lasters und Verbrechens in diesem Viertel von London. - Von neuem taucht die Frage auf, ob es nicht möglich wäre, mit Hülfe von Bluthunden des Frauenmörders habhaft zu werden. Bereits im Herbst 1889 [sic] wurden Versuche mit den Thieren angestellt, welche ein sehr befriedigendes Ergebnis hatten. Sir Charles Warren, der damalige Londoner Polizeipräsident, ließ sich zur Probe von den Hunden verfolgen und wurde schon 20 Minuten, nachdem er sich auf den Weg gemacht, von ihnen gefunden. Aber das Londoner Klima behagte den Bluthunden nicht, sie liefen davon.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:24 Uhr
Berner Intelligenzblatt
5 März 1891
Die Untersuchung gegen den des Mordes in Whitechapel angeschuldigten Schiffsheizer Saddler ist eingestellt.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:24 Uhr
Berner Intelligenzblatt
Donnerstag, 21 Juli 1892
Baselland. Das "Basler Volksblatt" brachte vor einigen Tagen eine wunderbare Geschichte von einer siebzehnjährigen "Seherin" von Arlesheim, die im vorigen Jahre den berüchtigten Jack, den Bauchaufshclitzer, in einem Spenglergesellen, der in Arlesheim arbeitete, erkannt haben wollte und deren Aussagen der dortige Statthalter, alt Nationalrath Löw, so sehr Glauben geschenkt habe, daß er jenen Gesellen gefangen gesetzt und zwei Monate in Haft behalten habe. Seinen Unschuldsbetheuerungen sein kein Glauben geschenkt worden, und es sei ihm auch nie mitgetheilt worden, wessen er angeklagt sei. Dagegen fanden die tollsten Angaben der "Seherin" vollen Glauben. Endlich, da nun auch die Staatsanwaltschaft in Liestal reklamirt, wird der Angeklagte, Riesterer, am 12. Juni 1891, nachdem er 60 Tage im Gefängnis gewesen, in Freiheit gesetzt und erhält auf seine Reklamation zehn Franken als Entschädigung. Die Regierung aber gab ihm siebenzig Franken und verhängte über Herrn Löw eine Ordnungsbuße von zwanzig Franken. Das sind ja herrliche Zustände. Hoffentlich verhält es sich ein wenig anders.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:25 Uhr
Berner Intelligenzblatt
10 Oktober 1893
Die Zweifel, daß der Gattenmörder de Jong in Amsterdam mit "Jack dem Aufschlitzer" identisch sei, verschwinden immer mehr. Ein holländischer Polizei-Inspektor, welcher nach London zur Vornahme von Recherchen entsendet wurde, berichtete nach Amsterdam, daß mehrere Frauenzimmer, sowie Inhaber verrufener Häuser in Whitechapel die Photographie de Jongs bestimmt erkannten. Eine ärztliche Kommission untersuchte dieser Tage den Geisteszustand des Verhafteten im Arnheimer Gefängnis und konstatierte, daß de Jong an hochgradiger Erotomanie leidet. Dies wurde durch den Bruder der ermordeten Sarah Juet, sowie durch mehrere Bekannte de Jongs bestätigt. Bisher verweigerte der Mörder jene Auskunft und hüllt sich in konsequentes Schweigen.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:26 Uhr
Berner Intelligenzblatt
Mittwoch, 30 Mai 1894
Jack der Aufschlitzer? Man schreibt uns aus Paris: In Dünkirchen herrscht sowohl in juristischen Kreisen, als bei den Hafenbehörden lebhafte Erregung. Am 2. Mai schiffte sich in Buenos Ayres auf dem Dampfer "Paraguay" ein französischer Passagier ein, der sich Jean Templier nannte. Man hält denselben für keinen geringeren als "Jack den Aufschlitzer". Templier ließ bei seiner Abreise 14 Rollis auf den Dampfer verladen, von denen einige argentinische Scheidemünze enthielten, die in Dünkirchen als Kontrebande eingeführt werden soll. Außerdem ist Templier, der aus Bordeaux stammt, der Ermordung einer Frau in Buenos Ayres bezichtigt, die er in Stücke geschnitten und "eingesalzen" in einer der Kisten seines Gepäcks mitführen soll. Aus diesem Grunde hat der Oberstaatsanwalt Santos von Buenos Ayres an den argentinischen Konsul Mine in Dünkirchen telegraphiert, um den verdächtigen Reisenden anzuhalten und sein Gepäck genau zu durchsuchen. Der Dampfer "Paraguay" ist heute in Dünkirchen angekommen. Templier wurde sofort verhaftet und eine Untersuchung aufgenommen, die ergeben wird, ob man sich dem Verbrecher von Whitechapel gegenüber befindet.


Leider gibt es im Intelligenzblatt keinen Nachfolge-Artikel. Der englischen Presse ist jedoch zu entnehmen, dass bei der Durchsuchung von Templier nichts Verdächtiges gefunden wurde. Dennoch war mir dieser "Verdächtige" unbekannt.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:27 Uhr
Berner Intelligenzblatt
Donnerstag, 27 September 1894
Dies und das
Zwei Mordthaten sind in der Gegend von Innsbruck dieser Tage verübt worden. Der Thäter ist unbekannt. Am Samstag fand man die 21jährige hübsche Tochter Schmuckbauers von Umbras mit mehreren Stichen in Hals und Brust tot auf der Straße bei Umbras. Am Sonntag wurde in der Nähe der Thatortes eine zweite weibliche Leiche gräßlich verstümmelt und entkleidet aufgefunden. Die ganze verfügbare Gendarmerie und zwei Compagnien Jäger wurden auf die Suche nach dem Thäter geschickt. Die Art der Verstümmelung erinnert an die Morde von Whitechapel in Londen (Jack the Ripper)
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 17.09.2011 01:27 Uhr
Berner Intelligenzblatt
Freitag, 27 März 1903
Wie der "Daily Chronicle" heute mitteilt, ist es möglich, daß man in dem kürzlich wegen dreifachen Giftmordes zum Tode verurteilten polnischen Barbier Klosowski den "Jack der Aufschlitzer" genannten Frauenmörder von Whitechapel gefunden hat. Klosowski was Anfang 1888 aus Warschau nach London gekommen, und in der Zeit vom 3. April bis 9. November desselben Jahres fanden die Whitechapeler Morde statt. Drei weitere Frauenmorde, die im Dezember 1888 und im Juli und September 1889 stattfanden, werden nicht demselben Mörder zugeschrieben. Bald nachdem die Morde des "Aufschlitzers" in London aufhörten, wurden ähnliche Morde in Amerika begangen, und es ist nun festgestellt, daß Klosowski um diese Zeit nach Amerika gezogen war und New Jersey City einen Barbierladen eröffnet hatte. Dort soll Klosowski seine wirkliche Frau, die im Giftmord-Prozeß hier als Zeugin auftrat, einmal aus Anlaß eines Streites mit einem langen, scharfen Messer zu ermorden versucht haben. Der Mord wurde dadurch verhindert, daß ein Kunde in den Laden kam. Später soll Klosowski Anfang 1888 in George Yard, Whitechapel Road, gewohnt haben, woselbst damals der erste "Aufschlitzer"-Mord stattfand. Außerdem hatte Klosowski damals immer eine schwarze Handtasche bei sich und er trug eine Mütze der "Peninsula and Oriental"-Dampfschiffahrts-Gesellschaft. Ein Mann mit derselben Handtasche und Mütze wurde auf Grund der Angaben einiger Frauen damals als der "Aufschlitzer"-Morde verdächtig gesucht.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Lestrade am 17.09.2011 10:35 Uhr
Weiß irgendjemand mehr über diesen M. Howard Vincent, der hier als Nachfolger von Warren ins Gespräch gebracht wird. Ich habe noch nie von ihm gehört.

Hallo Shadow,

ich glaube er war der erste Leiter der CID überhaupt. Mehr ein Jurist als Polizist. Ihm war es wichtige neue Strukturen aufzubauen um eine erfolgreichere Polizei-Arbeit verrichten zu können. Als Vorbild dafür, orientierte er sich wohl mehr an das französische System der Polizeiarbeit. Demzufolge dürfte er den Vorstellungen eines Anderson entsprochen haben, der sich ja einst "die Stärke der französischen Polizei" wünschte. Näheres dazu findest du in Stewart P. Evans & Donald Rumbelow´s Jack the Ripper, Scotland Yard Investigates.

Gruß,

Lestrade.

 
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Lestrade am 21.09.2011 18:42 Uhr
und ein (für mich) unbekannter Verdächtiger

Gray oder Templier? Ich denke du meinst letzteren. Hier ein Link, der Name fand verschiedene Schreibweisen oder schrieb sich ganz anders.:

http://www.jtrforums.com/showthread.php?p=149128
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Shadow Ghost am 22.09.2011 11:58 Uhr
Hallo Lestrade,

ich habe schon den Templier gemeint. Mir war der bislang - im Gegensatz zu dem Verdächtigen aus Tunis - noch nicht untergekommen. Deshalb hatte ich auch bei den Cracks von jtrforums.com mal nachgefragt (ist immer blöd, wenn man diese Artikel erst ins Englische übersetzen muss). War ja klar, dass How Brown da wieder etliche Artikel in petto haben dürfte. Aber wie schon erwähnt und aus den englischsprachigen Artikeln ersichtlich, hat sich jeder Verdacht gegen Templier (oder wie immer er auch geheißen haben mag) zerschlagen hat. Deshalb haben die Berner auch keine weitere Zeile auf ihn verschwendet, oder ich habe diese Zeile übersehen. Dennoch interessant, dass diese Zeitung noch 1894 Artikel zu Jack the Ripper gedruckt hat.
Titel: Re: Intelligenzblatt für die Stadt Bern
Beitrag von: Lestrade am 23.09.2011 15:50 Uhr
Dennoch interessant, dass diese Zeitung noch 1894 Artikel zu Jack the Ripper gedruckt hat.


Ja Shadow, ich finde das auch bemerkenswert.