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Fachliche Themen => Allgemeine Diskussion => Thema gestartet von: Stordfield am 19.05.2006 18:18 Uhr

Titel: Battystreet
Beitrag von: Stordfield am 19.05.2006 18:18 Uhr
Hallo !

Ich bin beim Stöbern im Forum auf einen link gestoßen , in dem ein gewisser Thomas Siebe einen Artikel verfaßt hat , der auch mit einigen Fotos garniert ist . Unter einem von den Bildern , das eine neuzeitige ( wegen des Autos ) Straße bei Nacht zeigt , steht : " In der Battystreet soll JACK zur Miete gewohnt haben ." Was soll ich denn davon halten ? Hab ich etwas verpaßt ? Weiß jemand näheres ?

Gruß Stordfield
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Melli am 19.05.2006 18:43 Uhr
hallo Stordfield,

kannst du mal schnell den Link reinstellen? Danke!
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Stordfield am 19.05.2006 18:53 Uhr
Hallo !

Bitte klicke mal im Forum Literatur - Film - Fernsehen / interessante Links / deutschsprachige Links / Der historische JtR . Ich kriege das mit dem Reinstellen leider nicht hin . Tut mir leid .  :icon_redface:

Gruß Stordfield
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Alexander-JJ am 19.05.2006 19:17 Uhr
Und hier ist der Link zu den Links:

BITTE HIER KLICKEN (http://jacktheripper.de/forum/index.php?topic=577.0)


 :)


Dies hier war der rasend schnelle Forums-Service. Unfassbares sofort, Unfassbare etwas später ... ;)
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Teppichlecker am 19.05.2006 19:19 Uhr
Hallo !

Bitte klicke mal im Forum Literatur - Film - Fernsehen / interessante Links / deutschsprachige Links / Der historische JtR . Ich kriege das mit dem Reinstellen leider nicht hin . Tut mir leid .  :icon_redface:

Gruß Stordfield


http://homepages.compuserve.de/leontxa/myst.html

Du meinst diese Seite?
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Stordfield am 19.05.2006 19:46 Uhr
Hallo !

Danke Alex , danke Ralf . Wißt ihr vielleicht auch noch etwas darüber ?

Gruß Stordfield
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Melli am 19.05.2006 21:05 Uhr
Hi Stordfield,

gut, in dem link steht ja wirklich nicht viel  :icon_wink:

Ein bisschen was findest du hier: http://www.ripperart.com/batty.htm oder im casebook.

lg, Melli
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: nicjack01301 am 19.05.2006 21:30 Uhr
Also ich weiß nicht, ich kann diesem Artikel nicht viel abgewinnen.... :icon_rolleyes: Liebe Grüße, eure Nicky  :icon_aetsch:
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: thomas schachner am 19.05.2006 21:32 Uhr
oder hier:

http://jacktheripper.de/forum/index.php?topic=46.msg7557#msg7557
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Stordfield am 20.05.2006 00:32 Uhr
Hallo !

Vielen Dank für eure freundliche Unterstützung . Leider hat es mich nicht viel weiter gebracht , da ich kein Englisch kann und mir das Casebook zu meinem größten Bedauern deshalb keine Hilfe ist .
Vielleicht erklärt ihr mir ja mal was es mit dem " Batty Street Lodger " auf sich hat .

Gruß Stordfield
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Alexander-JJ am 20.05.2006 10:48 Uhr
Stewart P. Adams sagt, Francis Tumblety war der "Betty Street Lodger". Das heisst, er glaubte das F. Tumblety dort zur Untermiete wohnte und etwas mit dem Mord an E. Stride zu tun hatte. Die Betty Street liegt in der Nähe des Tatortes. Beweise: keine.


 ;)


/edit: Den Lodger hats vielleicht gegeben und vielleicht hat er etwas mit den Morden zu tun. Auf seine Existenz deuten Gerüchte und Spekulationen hin. Wir kennen seinen Namen nicht, Gerüchte/Spekulationen deuten auf einen Ausländer hin und andere Gerüchte auf einen US-Amerikaner bzw Kanadier.


*
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: academyfightsong am 20.05.2006 12:41 Uhr
hi alex,

was ist das für eine logik? nur weil es keine beweise gegen tumblety gibt, sollte man die lodger geschichte "nicht allzu ernst nehmen und mehr oder weniger unter "Gerüchteküche" abheften." ???
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Alexander-JJ am 20.05.2006 16:45 Uhr
Was kommt denn heraus, wenn wir die Sache ernst nehmen?

  :icon_question:
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: academyfightsong am 20.05.2006 23:44 Uhr
nur weil auf jtr.de nix über ihn geschrieben steht und wir ihn leider nicht beim namen nennen können, heisst das noch lange nicht, dass es den lodger nicht gab.   ob du das ernst nimmst oder nicht, bleibt dir überlassen... aber nur weil es dich nicht interessiert, brauchst du anderen nicht einzureden, es würde sich dabei nur um ein gerücht handeln.  :SM130:
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Alexander-JJ am 21.05.2006 10:12 Uhr
Ja, ok, sorry.

Ich habe meinen Beitrag editiert.

 :)




Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: academyfightsong am 21.05.2006 11:13 Uhr
alex,

verarschen kann ich mich alleine, danke.


your truly,

douglas p. evans  :SM136:

Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Alexander-JJ am 21.05.2006 13:46 Uhr
Verarschen will ich dich nun wirklich nicht.

Aber ich sehe ehrlich keinen Weg hier Fakten zu präsentieren, wo es doch gar keine Fakten gibt. Klar, hier kommen Tumblety, Smith, Sickert und sicher auch noch mehr Leute als Untermieter in Frage. Von der Wohnung aus sind alle Tatorte leicht zu erreichen und die Gegend hat auch, vorher und nachher, weitere Mörder gesehen. Vielleicht wurde bei besagtem Untermieter wirklich blutige Kleidung, Blut o.ä. kurz nach dem Tabram-Mord oder auch einem anderen Mord gefunden, vielleicht war er wirklich an den Wochenenden lange weg. Vielleicht wohnte da ein religiös-fanatischer Mensch, bewaffnet mit Revolver, Bibel und Messer, der eine lange Todesliste anfertigte und sie dann abarbeitete.

Das alles könnte so gewesen sein, es könnte aber auch nicht so gewesen sein.

Nun gut, "Gerüchteküche" bzw "Gerüchte" ist zu negativ. Welches Wort sollte ich stattdessen nehmen?


 :)
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Stordfield am 28.08.2007 09:25 Uhr
Hallo !

Ich möchte dieses Thema noch einmal aufgreifen , da es mich wirklich interessiert . Gewisse Leute hier im Forum haben mir versprochen , mir genaueres über den Lodger und die Unterkunft in der Battystreet mitzuteilen , es dann aber doch nicht getan ( Wahrscheinlich weilen sie auch gar nicht mehr in unserem erlauchten Kreis .  :icon_lol: ) Was hat es mit besagter Adresse und dem Untermieter denn nun auf sich ? Alex`Aussagen kann ich zumindest entnehmen , daß in der ominösen Wohnung eventuell irgendwelche verdächtigen Gegenstände gefunden wurden . Und wie paßt Tumblety in diese Geschichte ?
Bitte laßt mich nicht dumm sterben !!

Gruß Stordfield
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Pathfinder am 28.08.2007 11:19 Uhr

wahrscheinlich gibt es da nichts genaueres zu sagen, sonst wäre dies schon irgendwie publik geworden.
so im tiefesten dunkeln meiner ergrauten grauen zellen meine ich mal ein bericht gelesen oder gesehen zu haben, indem auch sickert diese wohnung zugeordnet wird, aber wie gesagt, sicher bin ich mir nicht.

wäre dennoch schön, wenn die/der eine oder andere hier noch etwas beitragen könnte.
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Stordfield am 28.08.2007 13:54 Uhr
Hallo !

Im Zusammenhang mit der Battystreet und dem Untermieter habe ich gleich noch eine Frage : Ich las das Buch ( wohlgemerkt ein Roman ) von Marie Belloc Lowndes . Kann es sein , daß sie sich beim Schreiben an authentische Ereignisse gehalten hat ?

Gruß Stordfield
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: nicjack01301 am 30.08.2007 14:17 Uhr
Hey Stordfield,
in dem Buch war so ziemliches alles frei erfunden, es war halt nur in diese Thematik eingebettet. Wär aber schön, wenn manche Sachbücher auch so toll geschrieben wären wie dieser Roman.... :icon_sad: LG Nicky  :icon_aetsch:
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Stordfield am 22.11.2007 17:51 Uhr
Hallo !

Wie ist man eigentlich auf die Battystreet als eventuelles Versteck des Rippers gekommen ? Hat da einfach jemand seinen Untermieter angeschwärzt , in dem er ihn als verdächtiges Subjekt bei der Polizei gemeldet hat ? Was war das für ein Haus , welche Nummer trug es und wem gehörte es ? Wenn es Hinweise gegeben haben sollte , ist man ihnen nachgegangen ? Was ist mit den angeblich gefundenen Sachen ( Shirt oder was auch immer ) passiert ?

Gruß Stordfield
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: thomas schachner am 22.11.2007 17:52 Uhr
http://www.jacktheripper.de/zeitungsarchiv/allgemeine_zeitung_muenchen/1888_oktober_20.php
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Stordfield am 22.11.2007 18:28 Uhr
Hallo !

Merkwürdige Geschichte , aber äußerst interessant . Schade , daß man so wenig darüber findet .
Sollte die Wirtin tatsächlich etwas Verdächtiges in einem ihrer Zimmer gefunden haben , verwundert es doch sehr , daß dem offensichtlich nicht weiter nachgegangen worden ist . Das wäre doch mal eine Spur gewesen !

Gruß Stordfield
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Chris Jd am 22.11.2007 19:12 Uhr
Batty Street (2005)

C
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Pathfinder am 22.11.2007 20:43 Uhr
Hallo !
Merkwürdige Geschichte , aber äußerst interessant . Schade , daß man so wenig darüber findet .
Sollte die Wirtin tatsächlich etwas Verdächtiges in einem ihrer Zimmer gefunden haben , verwundert es doch sehr , daß dem offensichtlich nicht weiter nachgegangen worden ist . Das wäre doch mal eine Spur gewesen !
Gruß Stordfield

stimmt, aber wie es aussieht sind evtl vorhandene akten wohl verschwunden oder es war nicht dran an diesem gerücht, wie an so vielen.
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Lestrade am 22.07.2011 22:52 Uhr
Na Stordfield,

hast du noch Interesse an der Batty Street Geschichte? Der Mann der dort Kleidung bei Mrs.Kuer im Haus hinterlassen hatte, soll jemand aus einer Schneiderei für Damenbekleidung gewesen sein. Kein Mieter.

Diese Straße und dieser Vorfall ist höchst bemerkenswert. Wenn man sich vorstellt, dass der Dutfield´s Yard in der Berner Street, in der Luftlinie quer zu der Nummer 22 in der Batty Street, nur wenige Meter entfernt lag, dann ist dieser Vorfall schon einer genaueren Beachtung zu unterziehen. Auf der Karte am nördlichen Ende der Batty Street, schloß sich die Greenfield Street an. Ihr parallel lag die Plumbers Row (in der Nähe der Sions Square) gegenüber. Dazwischen verlief die Yalford Street. Die letzten beiden Straßen wurden nach Süden hin von der kleinen Coke Street unterbrochen bzw. beendet. Diese Straßen waren also wie im Kreis miteinander verbunden und nur von der größeren Commercial Road eindeutig voneinander getrennt. Grob gesagt, die Plumbers Row von der Berner Street und die Batty Street von der Greenfield Street.

Jack the Ripper könnte also in jener Nacht, in die Nähe seines offiziellen Aufenthaltortes zurückgekehrt sein. Wir wissen, er schlug damals, in dieser Nacht, sehr früh zu. War er noch nicht weit gegangen als sich ihm die Möglichkeit bot zuzuschlagen? Nach der zweiten Tat hätte er über die Goulston Street, Wentworth Street, Old Montague Street fliehen können, kurz die Whitechapel Road überqueren und über die Fieldgate Street zurück in die Greenfield Street, Yalford Street oder in die Plumbers Row gelangen können und dort in wenigen Augenblicken eben weiter in die Berner Street oder viel wichtiger, in die Batty Street. Und dies alles in ein paar Minuten. Er hätte seine Trophäen verstecken können und sich dann einen Platz zum Reinigen seiner Kleidung suchen können. War er das erste Mal bei Mrs. Kuer (einer deutschen übrigens)? Oder hatte sie ihn diesmal nur dabei überrascht? Sie bemerkte, laut ihrer eigenen Aussage, dass er sich umgezogen hatte und hörte sich seine Geschichte dazu an. Aber, er soll ein Ladies´Tailor gewesen sein oder zu ihnen gehört haben.

Welcher Schneider für Damenbekleidung ist uns nun bekannt? Isaac Abrahams in der Greenfield Street (einer "Verlängerung" der Batty Street) mit seinen Arbeitsräumen auf der Rückseite seiner Wohnstätte. Wer noch? Woolf Abrahams, sein Bruder, der kein Bein auf die Erde bekam und einige Male in der in der Greenfield Street hin- und herzog und bei Isaac arbeitete. Woolf lebte zur Zeit der Ereignisse wohl in der Yalford Street, einer Straße die durch eine Alley mit der Greenfield Street verbunden war. Dort gab es keine richtigen Aborte, keine Müllbehälter und vorallem, keinen Wasseranschluß. Ein Slum. Der dritte der Brüder ist uns allen bekannt, Aaron Kosminski.

Aus vier Berichten geht hervor, dass eine nahe Angehörige, eine Schwester ihren eigenen Bruder der Taten bezichtigte und sich schwer tat, aufgrund der zu erwartenen Konsequenzen in ihrem Umfeld, aktiv zu werden. Aaron Kosminski hatte eine Schwester, Matilda Lubnowski. Sie wohnte gegenüber von ihrem Bruder Isaac Abrahams in der Greenfield Street. Möglich, dass sie sich der Polizei dennoch anvertraut hatte.

Inspector H. Cox City Police:

"We had the use of a house opposite the shop of the man we suspected" und

"that the murderer, like his victims, belonged to the "lowest class" "

Chief Inspector Swanson MET:

"On suspect's return to his brother's house in Whitechapel he was watched by police (City CID) by day & night"

Und wir sprechen hier von der Mitte aller Tatorte.

Gruß, Lestrade.
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: kokablue am 28.07.2011 12:20 Uhr
Hallo allerseits,

Hach ja.. Das Thema JTR ist einfach immer wieder faszinierend.
Selbst wenn man mal längere zeit sich damit nicht beschäftigt hat - es kommt wieder :)


Zum Thema:
Interessante Aufschlüsselung Lestrade, der Bezug des Loggers zu Kosminski war mir so noch nie bewußt.
Besonders im Hinblick auf die Verwandschaft.
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Lestrade am 28.07.2011 23:26 Uhr
War mir auch neu... :biggrin:
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Stordfield am 09.08.2011 10:08 Uhr
Hallo Lestrade!

Ein Dankeschön für Deine, wie immer wieder profunden Ausführungen. Was ist denn aber nun aus der offensichtlichen Observierung des Verdächtigen geworden (Chief Inspector Swanson: "Nach Rückkehr des Verdächtigen aus dem Hause seines Bruders in Whitechapel wurde er von der Polizei Tag und Nacht überwacht."). Ist sie im Sande verlaufen, wegen fehlender Indizien eingestellt worden, oder sind ganz einfach keine weiteren Aufzeichnungen mehr vorhanden? Warum konnte Frau Kuer den Mann nicht benennen, oder zumindest näher beschreiben? Weshalb sickerten von Seiten der Polizei keine deutlicheren Angaben durch, die sich auf einen speziellen Verdächtigen beziehen?

Gruß Stordfield
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Craddock am 09.08.2011 20:46 Uhr
„Es zahlt sich aus, die richtigen Zeitungen zu lesen“, so Gavin Bromley in „Is There An Echo Around? An Addendum to 'Mrs Kuer´s Lodger'“, seinem zweiten der beiden auf Casebook nachzulesenden Artikel zu diesem überaus mysteriösen Thema (Links zu den Artikeln am Ende dieses Posts). Dummerweise, vor allem für all die Ripperologen, die einen Verdächtigen zu verkaufen haben und die deshalb eine Verbindung – so mickrig und konstruiert sie auch immer sein mag – zu dieser Geschichte überaus begrüßenswert finden, ist die ganze Angelegenheit nach einer kleinen Recherche in der „Press Media“ Sektion auf Casebook.org gar nicht mehr so mysteriös. Zum ersten Mal findet dieses kleine Mysterium um den verschwundenen Lodger mit seinem blutbeflecktem Hemd Erwähnung in „The Echo“ vom 15. Oktober 1888. Interessant zu erwähnen ist hierbei, dass diese Zeitung eine Abendzeitung ist, allen anderen Blättern also in der Regel um 12 Stunden voraus. Gerade in den Fällen also, wenn der Echo über eine Exklusivgeschichte verfügt, sind alle anderen Zeitungen dazu verdammt, dem Blatt hinterherzuschreiben, und so ist es kaum verwunderlich, dass die Ausgaben der anderen Tageszeitungen vom 16. Oktober, im Grunde nichts anderes sind, als mehr oder weniger genaue Nacherzählungen des Echo-Exklusivberichts vom Abend davor. Dies ändert sich erst am 17. Oktober, hauptsächlich wohl aus dem Grund, da für eigene Recherchen keine Zeit blieb und die Angabe des Straßennamen im Echo in der Abendausgabe vom 15. fehlerhaft ist, es heißt dort nämlich Batley Street statt Batty Street. Ab nun also wissen die anderen Londoner Zeitungen, wo sie zu suchen haben und tragen eigene Rechercheergebnisse zu der ganzen Angelegenheit bei, wenn auch teils fehlerhaft. Ein Teil des Echoberichts vom 15. Oktober nämlich, der für das Verständnis der Geschichte wesentlich ist, schafft es nämlich, aus welchen Gründen auch immer, nie in eines der anderen Blätter. Wer den Batty Street Vorfall mit einem Verdächtigen in Verbindung bringen will (Tumblety, Koz, sind beide ganz einfach möglich, wie wir ja gerade erst gelernt haben), der möge nun die Zeitungsberichte der Tage vom 15. bis zum 19. Oktober etwa durchforsten, alle möglichen Querverbindungen her- und Theoretisierungen anstellen. Wichtig hierbei ist nur eines: Finger weg vom Echo, am Ende bricht noch eine Welt für euch zusammen. Also, wie genau ist es nun zu diesem 123-jährigen Verwirrspiel um einen mysteriösen Lodger oder nächtlichen Besucher gekommen? Aufgepasst, die Geschichte geht so (Übersetzungen sind inhaltsorientiert und nicht wortwörtlich – bei Fehlern bitte Bescheid sagen. Für den Artikel im Original Zeitungsnamen klicken):

The Echo, Montag, 18. Oktober 1888 (http://www.casebook.org/press_reports/echo/18881015.html)

East End Tragödien.
Ein mysteriöser Lodger.
Seine slutbefleckte Kleidung.
Was seine Vermieterin sagt.


Die Polizei überwacht, schreibt ein Korrespondent, mit großer Mühe (anxiety im Original, kann auch Besorgnis, Angst und Beklemmung heißen) ein Haus im East End, welches, so glaubt man, von jemandem als Unterschlupf benutzt wurde, der in Verbindung zu den East End Morden steht. Wie aus diversen Aussagen von Nachbarn hervorgeht, hatte die Landlady einen Lodger, der seit dem Sonntagmorgen nach den Morden verschwunden ist. Es sieht so aus, den Angaben zufolge, die die Landlady ihren Nachbarn gegenüber machte, als wäre ihr Lodger früh am Sonntagmorgen nach Hause zurückgekehrt und habe sie aufgeschreckt (disturbed by his „movings about“, man kann hier auch aufgeweckt oder gestört hineinlesen) „durch seine Bewegungen im Haus. Sie ist selbst sehr früh aufgestanden und bemerkte dann, dass ihr Lodger einige seiner Kleider gewechselt hat. Er erzählte ihr, er würde für einige Zeit fortgehen, und bat sie darum, sein Hemd, dass er gerade abgelegt hatte, für ihm fertig zu machen, bis er wieder zurück sei.Als sie das Hemd an sich nahm, war sie ganz verwundert, als sie feststellte, dass Ärmel und Manschetten druchtränkt von nassem Blut waren.“ Auf den Ratschlag einiger ihrer Nachbarn hin, informierte sie die Polizei und übergab dieser das blutbefleckte Hemd. Diese nahm das Hemd an sich und erhielten von der Landlandy eine genaue Beschreibung des Lodgers. Ein Reporter hat das Haus heute am frühen Morgen aufgesucht. Er hatte eine Unterhaltung mit der Landlady, einer Deutschen, die sehr zurückhalten zu sein schien. Wie auch immer, sie erzählte dem Reporter, dass, seitdem sie die Informationen an die Polizei weitergegeben hat, ein Detective und zwei Officers im Haus gewesen seien.

Deutscher verhaftet und wieder auf freien Fuß gesetzt.

Ein seltsamer und verdächtiger Vorfall in Verbindung mit den Whitechapel Morden ereignete sich am späten Samstagabend, als die Polizei einen Deutschen verhaftete, bei dem gute Gründe für den Verdacht vorlagen, er sei in irgendeiner Weise in den Mord an Elizabeth Stride in der Berner Street verwickelt. Die Affäre unterlag bisher strengster Geheimhaltung; doch die Angelegenheit, so wird behauptet, wurde als so wichtig eingestuft, dass Inspector Reed, Inspector Abberline und die anderen mit dem Fall befassten Officers glaubten, in Besitz eines äußert wichtigen Hinweises gekommen zu sein. Es sieht so aus, als hätten die Detective Seargents W. Thicke und S. White vom Criminal Investigation Department, eine Haus-zu-Haus-Befragung in der Gegend um den Berner Street Mord durchgeführt. Dabei haben sie herausgefunden, dass am Tag nach den Morden ein Deutscher ein blutbeflecktes Hemd bei einer Wäscherin in der Batley [sic] Street 22 – nur wenige Yards vom Tatort entfernt – abgegeben hat und erklärte: „Ich sollte in zwei bis drei Tagen wieder vorbeischauen“, und sich dann eilig entfernte. Sein Benehmen wurde als höchstverdächtig erachtet. Die Detective Seargents Thicke und White, die wohl mehr über die Kriminellen im East End wissen als irgendwer sonst, verhafteten den Verdächtigen Samstagnacht. Er wurde zur Leman Police Station gebracht, und Ermittlungen wurden sofort eingeleitet. Diese führten zur Freilassung des Mannes heute Morgen. Unser Representant führte eigene Nachforschungen in der oben erwähnten Angelegenheit durch und fand heraus, dass das Hemd vorne und an beiden Armen blutbefleckt war.

Es gibt noch einen dritten Absatz, wo von einer weiteren Verhaftung in der Brick Lane die Rede ist. Einige Lodger dort scheinen das Benehmen eines Mitbewohners verdächtig gefunden zu haben und informierten deshalb die Polizei. Wie auch immer, der Mann wurde nach einer halben Stunde wieder freigelassen, weil er die Behörden wohl davon überzeugen konnte, dass er nichts mit den Morden zu tun hat.

Sehen wir uns doch den Echo Artikel etwas genauer an. Liest man die beiden Absätze, dann scheinen diese sich nämlich durchaus zu widersprechen. In Absatz 1 ist von einem mysteriösen Lodger die Rede, der spät nachts heimkam und seine Vermieterin aufweckte. Dieser Absatz ist wohl der Nährboden für die Geschichte um den Lodger, der sich umzog, ein blutiges Hemd zurückließ und dann auf Nimmerwiedersehen verschwand. Absatz 2 aber ist doch schon wesentlich interessanter. Dort wird von einem Deutschen berichtet, der in der Batty Street Nummer 22 ein blutbeflecktes Hemd abgab und zudem überaus in Eile zu sein schien. Noch interessanter aber ist, dass hier erstmals der Beruf von Mrs Kuer auftaucht: Die gute Frau ist Wäscherin. Ich denke mal, jetzt dürfte den meisten schon dämmern, worauf diese ganze Geschichte hinauslaufen könnte. Ein weiterer Grund für die ganzen Verwirrungen, die danach entstanden, wird in den nächsten Tagen aufgedeckt. Man wird dann nämlich darüber informiert, dass das Englisch von Mrs Kuer in etwa auf dem Niveau von Israel Schwarz gewesen sein dürfte. Da wurde, gerade in den ersten Berichten, die sich hierzu finden, sehr viel falsch verstanden und interpretiert, womöglich ein Grund, warum sämtliche Zeitungen sich so uneins darüber sind, was von der Angelegenheit denn nun genau zu halten ist.

Zur Zeit der Morde lebten zwei Männer bei Mrs Kuer. Einer dieser beiden, ein Mann namens Carl Noun, wurde auch tatsächlich „vermisst“. Allerdings gab es dafür eine ganz unschuldige Erklärung: Der Mann arbeitete auswärts und kehrte nur jedes Wochenende oder jedes zweite Wochenende nach Hause zurück. Der gute Mr Noun kommt schließlich seiner Vermieterin zu Hilfe, die sich vor Presseanfragen scheinbar gar nicht mehr retten kann und zudem mit dem Englischen deutlich überfordert zu sein scheint. Am 18. Oktober findet sich in der Evening News ein Brief von Hernn Noun, in dem er die Angelegenheit klarzustellen versucht (wenn man sich seinen Brief ansieht, dann dürften die ganzen Spekulationen der letzten Tage ziemlich an den Nerven aller Beteiligten gezerrt haben und zudem scheint es auch so, als hätte er genug von den ganzen Räuberpistolen, die durch die Gazetten geistern):

SIR – bezugnehmend auf ihre Ausgabe Nr. [2227]: Ich ersuche sie um eine Gegendarstellung zu ihrem Artikel betreffend die Whitechapel Morde; Tatsache ist, ihr Reporter wurde schlecht informiert oder hat eigene Vermutungen angestellt.

Die Polizei befindet sich nicht in unserem Haus, auch hatte Mrs Kuer keinen Lodger, der nun vermisst wird, sondern ein Fremder hat das Hemd abgegeben, und als er es abholen wollte, wurde er von der Polizei verhaftet und schließlich nach einigen Untersuchungen wieder freigelassen. Und was unser Haus betrifft, so ist es keineswegs so, wie ihr Reporter es beschreibt, es ist ein überaus respektables Haus und in sehr gutem äußeren Zustand; auch wenn es natürlich nicht Windsor Castle ist. Es wohnen hier zwei Lodger, einer ist ein Drayman, ein Mann namens Joseph
(Aufgemerkt liebe Barnett- oder Fleminganhänger), der für die Norwegian Lager Beer Company arbeitet, der andere ist Bäcker und heißt Carl Noun, der in Margete bei der Arbeit war und erst am 6. dieses Monats zurückkehrte, nachdem die Saison beendet war. Ich vertraue darauf, dass sie diese Zeilen so weitergeben, wie ich sie ihnen zukommen ließ, um das Geschäft der armen Frau nicht weiter zu schädigen. - Hochachtungsvoll

Carl Noun (ein Lodger in dem Haus)
22, Batty Street, Commercial Road, E., 17. Oktober

Ich denke, damit dürfte die Geschichte um den abgängigen Lodger vom Tisch sein, dabei scheint es sich wohl nur um ein Missverständnis aufgrund von Verständigungsproblemen gehandelt zu haben. Schade für alle Tumblety-Enthusiasten.

Bleibt noch der Kunde, der ein Hemd zur Reinigung bei Mrs Kuer hinterließ. Mir ist es jetzt ein bisschen zu viel der Mühe, hier einen eigenen Zettelkasten mit Querverweisen anzulegen, also werde ich die ganze Sache abkürzen und nur noch zusammenfassen, wie die Geschichte aufgelöst wird. Wers genau wissen will, liest einfach die Bromley Artikel (Links wie gesagt am Ende des Posts), und wers noch genauer wissen will, darf sich gerne selbst durch die Artikel auf Casebook graben.

Es gibt Interviews mit Mrs Kuer, in denen sie selbst darlegt, was sich genau ereignet hat. Interessant dabei ist, dass der guten Frau der ganze Rummel sehr unangenehm ist und sie von sich aus auch nie die Polizei verständigt hätte. Das Ganze sei überhaupt nur so ausgeufert, weil sie so indiskret war und eine Bemerkung zu dem Hemd zu einem Nachbarn gemacht hat. Der Kunde, der das Hemd am Tag nach dem Mord abgegeben hat, ist Mrs Kuer durchaus bekannt. Er hat wohl schon öfter Wäsche bei ihr machen lassen, ist von Beruf Schneider, arbeitet für einen Laden im West End, und wohnt nicht im Bezirk. Hier kann man schön Kosminski hineinmischen, man muss nur darauf achten, welche Informationen man weglässt. Die Wendung im ursprünglichen Artikel, wonach der Mann „die Kleider gewechselt“ hat, kann man mit Sprachschwierigkeiten hier recht gut erklären. Eventuell hat er einfach Wäsche abgeholt und neue abgegeben. Wie kam es zu den Blutflecken? Mrs Kuer gegenüber erklärte der Mann das so: „Ein Freund von ihm habe sich beim Schneiden von Korn verletzt und das Hemd benutzt, um die Blutung zu stillen.“ Nicht besonders aufregend, oder? Als der Mann das Hemd abholen wollte, wurde er von der Polizei am Samstagabend verhaftet und am Montagmorgen wieder auf freien Fuß gesetzt, befand sich also für etwa 36 Stunden in Polizeigewahrsam. Schach werden sie da wohl nicht gespielt haben und es ist deshalb davon auszugehen, dass die Angaben des Mannes sehr genau überprüft wurden und besagter Freund ebenfalls befragt wurde. Wahrscheinlich, während der Mann noch in Polizeigewahrsam war, um sicherzustellen, dass er keine Gelegenheit erhält, sich mit dem andern abzusprechen – aber das ist nur eine Vermutung von mir, ich würde es jedenfalls so machen.

Fazit: Die ganze Geschichte scheint doch ziemlich harmlos gewesen zu sein, wurde zudem wohl von der Polizei sehr genau untersucht und erst später von einigen Ripperologen, die darüber stolperten und eventuell auch nicht alle Artikel, die es zu dem Vorfall gab, gelesen haben, aufgeblasen. Der erste Artikel dazu von Bromley erschien im Juni 2007, und erst im zweiten Artikel hatte er Zugang zum Echo, der offenbar die Primärquelle der Geschichte ist. Erst dann gelang es ihm, einigermaßen zu rekonstruieren, was sich genau in der Batty Street abgespielt hat. Der fairnesshalber sei für alle Verschwörungstheoretiker erwähnt, dass sich in den Echo Artikeln der Nebensatz findet „Die Polizei ermittelt weiter“, was aber im Grunde nicht viel heißen muss. Es heißt in jedem Fall nicht, dass an dieser Geschichte mehr dran ist, als das gerade von  mir beschriebene. Auch eine andere Stelle aus dem Ursprungsartikel finde ich interessant. Nämlich die, in der es heißt, das Hemd sei am Tag nach den Morden abgegeben worden. Ich tippe hier eher auf den 1. Oktober als auf den 30. September, denn bei letzterem Datum würde die Formulierung „Wenige Stunden nach den Morden“ wesentlich mehr Sinn ergeben, zumindest meiner Meinung nach. Mit am Tag nach den Morden nimmt man der Geschichte eigentlich schon einen Gutteil ihrer Dramatik. Aus meiner Sicht spricht jedenfalls nichts dafür, dass der Batty Street Vorfall irgendwie bemerkenswert war, es scheint eher ein Vorfall unter vielen gewesen zu sein, der aufgrund von blutbefleckter Kleidung zu großer Aufmerksamkeit gelangte (wobei hier natürlich die Tatsache, dass sich die Batty Street in unmittelbarer Nähe zur Berner Street befand, zusätzlich für Zündstoff sorgt). Den Vorfall mit einem der Verdächtigen in Verbindung zu bringen, ist bestenfalls Spekulation. Kein verschwundener Lodger, kein nächtlicher Besucher, der von Mrs Kuer überrascht wurde, sondern nur ein Kunde einer Wäscherin, der am Tag nach den Morden sehr früh den Laden von Mrs Kuer aufsuchte und ein blutbeflecktes Hemd abgab. Der daraufhin von der Polizei verhaftet und ausführlich befragt wurde. Und dann, da sich offenbar nichts inkriminierendes gegen ihn feststellen ließ, wieder auf freien Fuß gesetzt wurde.

Die Links zu den Bromley-Artikeln:

Mrs. Kuer´s Lodger (http://www.casebook.org/dissertations/rip-kuer.html)

Is There An Echo Around Here? An Addendum to Mrs. Kuer´s Lodger (http://www.casebook.org/dissertations/rip-echo.html)




Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: kokablue am 10.08.2011 08:19 Uhr
Wow. Saubere Recherche.
3 Daumen hoch. Damit hat sich wohl das Thema "Täter von ausserhalb" unter Einbeziehung des Lodgers erledigt.



Danke!
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Craddock am 10.08.2011 21:25 Uhr
Damit hat sich wohl das Thema "Täter von ausserhalb" unter Einbeziehung des Lodgers erledigt.

Sieht so aus, das dürfte wirklich nur ein Missverständnis aufgrund von Sprachproblemen gewesen sein. Aber auch jede andere Theorie in Zusammenhang mit dem Batty Street-Vorfall dürfte nur schwer zünden, da sie alle darauf aufbauen, dass dort ein blutiges Hemd gefunden wurde und die Polizei keine Ahnung hatte, wer es dort hinterlassen hat. Da die Geschichte aber erst publik wurde, nachdem die Polizei jemanden verhaftet und für 36 Stunden in Gewahrsam hatte, kann man eigentlich so gut wie ausschließen, dass sich hier irgendwelche konkreten Hinweise ergeben haben, die die Polizei auf irgendjemanden im Speziellen aufmerksam gemacht hat. Zudem hat man ja zwei Zeugen vom Stride Mord, PC Smith, der Stride um 12.35 mit einem Mann gesehen hat, den er auch ganz treffend beschreiben konnte, und dann natürlich noch Israel Schwartz. Ich würde doch davon ausgehen, dass die Polizei nach der Festnahme des Hemdenablieferers doch zumindest einen der beiden Zeugen benutzt hat, um sich den Mann mal anzusehen (wahrscheinlich eher beide). Und wenn er identifiziert worden wäre, ist es doch eher unwahrscheinlich, dass er 36 Stunden später wieder freigelassen wird.

@Stordfield
Ich such mal alles zusammen, was es an Berichten über eine Observierung gibt und poste das dann in einem eigenen Thread, dann ist alles beisammen und man muss sich nicht immer durch diverse Threads wühlen, um an eine Info zu kommen.
Titel: Re: Battystreet
Beitrag von: Stordfield am 10.08.2011 23:08 Uhr
Hallo Craddock!

Das wäre super! Ich bedanke mich schon mal im Voraus.

Gruß Stordfield