Umfrage

Haltet ihr den Ripper eher für ein planenden oder unorganisierten Täter?

Er plante seine Taten minutiös- daher denke ich eher an ein Motiv wie Organentnahme, gezielte Beseitigung oder Ähnliches
5 (11.6%)
Er plante seine Taten nie und liess sich mehr dazu hinreißen - ein absolut unberechenbarer Wahnsinniger
2 (4.7%)
Keines von Beiden - er hatte wohl eine Vorstellung von seinen Taten, beging sie spontan, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen - mehr der unscheinbare Mörder
34 (79.1%)
Ich glaube an was völlig Anderes
2 (4.7%)

Stimmen insgesamt: 7

Autor Thema: Das Ripper-Profil  (Gelesen 80419 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Alexander-JJ

  • Gast
Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #45 am: 09.02.2009 13:34 Uhr »
Nur wird man bei Dunkelheit, weil man selber auch müde ist, und weil man ja nicht damit rechnet einem Mörder zu begegnen, eh nicht so genau hinschauen können. Also selbst wenn sich da ein Zeuge erinnern würde, würden wohl nur ähnlich vage Täterbeschreibungen herauskommen, wie sie ja schon vorliegen.

Stordfield

  • Gast
Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #46 am: 03.04.2009 10:59 Uhr »
Hallo !

Einige von euch sind ja der Meinung, daß der Ripper nicht im East End wohnte. Wie kam er dann aber dorthin? Öffentliche Verkehrsmittel (U-Bahn, Droschke) fallen sicher aus, da er ja immer damit rechnen mußte, sich bei seinen Taten zu beschmutzen. Außerdem hätte man sich viel eher an ihn erinnern können. Bleibt eigentlich nur noch die per-pedes-Möglichkeit. Was ja heißen würde, daß er in unmittelbarer Nähe lebte. Wie nahe? Er wird sicher nach den Morden keine Stunde durch London wandern, sondern so schnell wie möglich nach Hause wollen.


Gruß Stordfield

Lestrat

  • Gast
Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #47 am: 03.04.2009 22:13 Uhr »
Hallölle,

du sprichst da ein Thema an das mir auch schon oft durch die Birne gegeistert ist. Der Ripper mußte immer damit rechnen das er sich mit Dreck und/oder Blut beschmutzt und so bei Licht auffällt. Entweder war er in einem Beruf der mit Blut zu tun hat und hätte bei einer Befragung durch die Polizei so die Flecken erklären können oder er hatte einen Unterschlupf in der Nähe. Also entweder wohnte er im Eastend oder er war so vermögend das er sich für ein oder zwei Nächte ein Zimmer mietete und nach dem Mord schnell von der Bildfläche verschwinden konnte.
Punkt 1. würfe sehr gut zu einem meiner Lieblingsverdächtigen Mr.Bury passen, Punkt 2. würde sehr gut zu einem anderen meiner Lieblingsverdächtigen  Dr.Chapman passen (würde übrigens auch gut zu der Berufsgruppe passen die Blutflecke an ihrer Kleidung erklären könnten) .

Gruß

Lestrat

Tresschen

  • Gast
Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #48 am: 05.04.2009 14:11 Uhr »
Ich könnte mir gut vorstellen, dass der Mörder vielleicht zwar nicht aus dem EastEnd kam, da also nicht wirklich wohnte, dort aber einen Unterschlupf besaß, in den er sich nach den Morden zurückzog und am nächsten Tag ging es dann zurück zu seiner Familie und keiner bemerkte was.
Übrigens muss man außerdem bedenken, dass damals es viel üblicher war als heute längere Strecken zu Fuß zu gehen. Daher könnte der Mörder auch weiter weg gewohnt haben und ging dann zu Fuß heim. Sobald er aus dem East End etwas raus war, waren die Straßen bei Nacht sicher auch leerer und da der Mörder vor allem ja nur im direkten Umkreis des Mordes gesucht wurde, kann es gut sein, dass er ganz unbehelligt zurück zu seiner Wohnung/seinem Haus spazieren konnte, vielleicht die Wachen noch nett grüßte oder sich betrunken stellte. So ein Problem würde ich darin nun auch nicht sehen.

Blacknight

  • Gast
Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #49 am: 17.04.2009 13:53 Uhr »
Hallöchen, hallöchen!

Es kann durchaus sein, dass JtR eine Zufluchtstätte hatte und eigentlich wäre das auch logisch!
Auch wenn seine Taten brutal und wahnsinnig waren, nachher wird er wieder runtergekommen sein und er muß ja auch irgendwo seine entnommenen Organe lassen.

Ich denke nicht das er diese mit nach Hause genommen hat. Es kann ja auch sein das er sich nach der Tat mit den Blutflecken "ansehen" wollte um den Augenblick der Tat noch mal nachvollziehen zu können. Und das geht nur an einen abgeschiedenen Ort. Wenn man auch mal die Briefe bzw. Postkarte bedenkt (wenn JtR sie wirklich geschrieben hat) dann muss er dafür auch eine ruhigen Ort gehabt haben.

Bis später,

LG. Blacknight :smiley5: :smiley5: :smiley5:

Arthur Dent

  • Gast
Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #50 am: 22.09.2009 18:56 Uhr »
Ja, hallo erstmal alle zusammen.

Erst einmal ein Kompliment für die Webseite, ich finde sie sehr gelungen.


Ich habe mich hier angemeldet, weil ich mich in letzter Zeit etwas mit Persönlichkeitsstörungen beschäftigt habe, und der Charakter von Serienkillern sich i.d.R. als extremste Ausbildung der sog. Dissozialen Persönlichkeitsstörung (früher Psychopathie genannt) entpuppt.

Darüber hinaus ist der Fall des Rippers natürlich auch deshalb so spannend, weil er noch immer ungelöst ist (und es wahrscheinlich leider auch immer bleiben wird), und der Ripper gewissermaßen zum Prototypen des Serienmörders avanciert ist.

Jedenfalls finde ich es sehr interessant, mehr über diesen Fall zu erfahren, und mit anderen darüber Gedanken auszutauschen.


MfG, Arthur Dent

MinaHarker

  • Gast
Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #51 am: 11.06.2010 01:13 Uhr »
Hallo ihr lieben,

ich finde eure Überlegungen zum Profil sehr spannend und finde es außerordentlich erfrischend hier Leute zu finden, die sich im Bereich Profil nicht nur auf das von den Medien transportierte und häufig unvollständige allgemeine Proil des FBI beschränken.  :icon_thumb:

Stefan Harbort weißt in seinem Buch "Das Hannibal-Syndrom" ( ein unglaublich faszinierendes Werk für alle Profiling-interessierten) darauf hin, dass es im Prinzip 6 "Typen" von Serienmördern gibt...

"Als Serien-Sexualmörder dürfen solche Täter gelten, deren Handlungen vor, während oder nach dem Tötungsakt eine sexuelle oder sexualisierte Komponente enthalten: Vergewaltigung, (...) das Herausschneiden von Geschlechtsteilen..." (Stefan Harbort, Das Hannibal-Syndrom, München, 4.Aufl. 2009, Seite 22)
Wertet man die Entnahme der Gebärmutter als das Herausschneiden von Geschlechtsteilen fiele Jack definitiv in diese Kategorie. Demnach stellt sich tatsächlich die Frage in wie weit es um die Prostituierten als Prostituierte an sich ging oder ob sie für ihn nur die am ehesten greifbaren Frauen waren.... Demnach müsste er nicht zwangsläufig im East-End gewohnt haben, sondern nur gewusst haben, dass es dort nicht schwer wäre an Opfer zu kommen. Das Prostitution dort ein weit verbreiteter Broterwerb war war sicherlich stadtweit bekannt. 
Ich allerdings glaube, dass er im East-End oder zu mindest in der unmittelbaren Umgebung gelebt hat. Dafür spricht a) das er sich ausgekannt haben muss und b) das zu mindest der erste Mord eines Serientäters in seiner "comfort zone", seinem geographischen Umfeld, in dem er sich auskennt und dem entsprechend "comfortable" (wohl) fühlt.

Was mich etwas stutzig macht ist der Punkt,dass die Art der entnommenen Organe variiert, sodass ich mich Frage in wie weit das Interesse an Anatomie nicht vielleicht doch eine Rolle gespielt hat. Dies wäre kein einzigartiges Phänomen.... So tötete Knut Storbeck (nach eigenen Aussagen nur deshalb) seine Opfer aus dem Drang verstehen zu wollen wie der menschliche Körper funktioniert und weidete sie aus diesem Grund aus. Auch zerschnitt er die Genitalien seiner (allerdings immer männlichen Opfer) weil er "wollte mal shen, wie es funktioniert, oder wie das geht, das mit dem Urin, wo der rauskommt....."(Zitat Knut Storbeck, Stefan Harbort, Das Hannibal-Syndrom, Seite 199)

Wäre das ein Beweggrund wäre klar, dass es ihm nicht um die Prostituierten als solche ging, was allerdings dagegen spricht ist das keins der Opfer einem anderen Beruf nachging.

Mich würde eure Meinung dazu interessieren, auch zu meiner Vermutung mit der "comfort zone", da ich mich mit Jack noch nicht so lange beschäftige und alle meine Annahmen von der Studie heutiger Serienmörder herrühren.

LG Mina


KvN

  • Gast
Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #52 am: 11.06.2010 10:57 Uhr »
Also ich halte die Vermutung, dass ein Täter seine erste(n) Tate(n) in einem vertrauten Umfeld begeht, für sehr schlüssig und auch für hinlänglich belegt. Bin übrigens recht froh über dein posting, habe hier mal öffentlich über den untersuchenden, erforschenden Aspekt der Taten nachgedacht und dafür auch einige hämische Grinser kassiert...Die räumliche Komponente spielt in diesem Fall fraglos eine große Rolle, schließlich lagen die Lebensmittelpunkte der Opfer zum Zeitpunkt der Morde ja in einem extrem engen Bereich.
Ich bin gerade dabei den Ripper mit anderen Serienmördern zu vergleichen, um (vielleicht :icon_verwirrt:) zu einem Täterprofil zu kommen, erweist sich aber als höchst schwierige Aufgabe.

Grüße

Floh82

  • Gast
Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #53 am: 11.06.2010 14:22 Uhr »
Ich möchte ganz kurz einlenken:
Ich glaube das Besondere am Ripper ist auch die Tatsache dass er sich so schwer in bekannte Profile pressen lässt. Ich bin sicherlich nicht der beste Freund von Profiling, wie hier häufiger bekannt wurde, aber ich muss es als wissenschaftliche Untersuchungsmethode nunmal an- und hinnehmen.

Tatsächlich wirft das moderne Profiling dann aber ein paar Fragen auf:
Zum Beispiel die Organentnahmen, zum Beispiel die Opferauswahl, zum Beispiel die Wahl der Orte.

Auch halte ich es für fraglich und schwer den Ripper mit bekannten Serienmördern zu vergleichen. Wir wissen bis heute nichts über Motive des Täters, selbst die Tatwerkzeug(e) sind umstritten bzw. der gesamte Tatablauf. Wir fischen immer im trüben Wasser....ich weiß nicht wie es anderen geht, aber ich habe niemals die Hoffnung gehabt den Täter zu entlarven, halte das sogar für unmöglich.

Trotzdem ist es natürlich interessant über das Ripper-Profil zu diskutieren!

@Mina:

Willkommen und toller Avatar. Mein Lieblingscharakter aus Navy CIS *g*

Offline panopticon

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 415
  • Karma: +2/-0
Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #54 am: 12.06.2010 12:32 Uhr »
Hallo zusammen!

@ Mina: Auch von mir ein Herzliches Willkommen!

Realistisch betrachtet, da muss ich Floh absolut recht geben, ist der Fall des Mörders von Whitechapel für eine adäquate (!) operative Fallanalyse, geschweige denn die Erstellung eines Täterprofils nicht geeignet - und zwar sowohl aufgrund der Absenz einiger dafür notwendigen Daten und Informationen (aufgrund der damaligen Methodik und des Verlustes vieler Dokumente), als auch aufgrund einiger Tatumstände. Zudem ist allein die Forschung über die historischen soziokulturellen Hintergründe und auch die detaillierte Rekonstruktion der genauen damaligen Stadttopographie (die gerade in diesem Fall eine wichtige Rolle spielte) zu den Tatzeitpunkten ziemlich zeitintensiv und aufwendig. Im Grunde befinden wir uns gerade erst einmal in der Phase der Informationserhebung - ob wir darüber jemals wirklich hinauskommen, muss bezweifelt werden.

Natürlich kann man dennoch darüber (und darüber hinaus) spekulieren und diskutieren, man muss sich aber eben immer bewusst sein, dass das auf einem sehr instabilen Untergrund geschieht, der extrem von subjektiv interpretierten Kausalzusammenhängen geprägt ist.

Ich bin, wie an anderer Stelle schon mal erwähnt, nach wie vor mit der Erstellung (und kontinuierlichen Erweiterung) möglicher kognitiver Karten der Opfer und des Täters auf der Basis unseres Informationsstandes beschäftigt. Umso mehr Informationen ich im Zuge dessen über das London von 1888 im Allgemeinen, sowie das East End von 1888 im Speziellen sammle, desto mehr entsteht der Eindruck, dass der Täter definitiv in der näheren Umgebung des Parish of St. Mary´s, Whitechapel (oder direkt darin) in irgendeiner Form zumindest einen Ankerpunkt aufwies, zumal er ähnliche Voraussetzungen (wenn vielleicht auch nicht gar so extrem) auch an anderen Orten in London oder dem East End gehabt hätte, aber nur um dieses Viertel herum operierte. Signifikant erscheint auch, dass kein einziger Mord südlich des horizontal durch das East End verlaufenden Railways, der eine tatsächliche physische Begrenzung in der Stadtmorphologie darstellt, begangen wurde. Ob die Themse für den Täter eine Bedeutung hatte, ist daher ziemlich fraglich, es sei denn, man betrachtet den Bereich zwischen ihr und der Bahn als Pufferzone - das erscheint mir persönlich allerdings eher unwahrscheinlich.

Was den Täter selbst bzw dessen Typus und Motiv betrifft, würde mich da nicht auf allzu viel festlegen wollen. Aufgrund meiner bisherigen Pläne würde ich sagen, dass er ganz bewusst (warum auch immer) Prostituierte als Opfer wählte und ziemlich genau wusste, wo er solche antraf. Auch wenn vieles auf eine sexuelle Motivation für die Begehung der Taten hindeutet, sind auch noch einige andere Motive definitiv nicht von der Hand zu weisen – der Grund dafür ist eine Kombination der Wahl der Tötungsart und der weiteren Vorgehensweise des Täters mit der Tatsache, dass das East End ein soziokultureller und religiöser Schmelztiegel war, in dem Konflikte der verschiedensten Gruppen tagtäglich eskalierten. Zudem deutet die Vorgehensweise des Mörders auch meiner Meinung nach zumindest auf eine gewisse Art von ´Erkenntnis- / Forschungsinteresse´ hin, zumal er gerade Kelly auch quasi in ihre ´Bestandteile´ zerlegte und ´sortierte´, vor allem was ihre inneren Organe betrifft. Um das aber wirklich adäquater beurteilen zu können, fehlen uns definitiv repräsentative Abbildungen der Verstümmelungen an den ersten Opfern der kanonischen Fünf, womit wir wieder beim Anfang meines Posts wären.... ;)


Liebe Grüße,
panopticon

Offline Lestrade

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 2949
  • Karma: +14/-3
  • Watson, fahr schon mal die Kutsche vor...
Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #55 am: 12.06.2010 13:11 Uhr »
Das ist sicherlich besonders interessant an diesem Fall. Wer war Jack the Ripper? Nicht jetzt vom Namen aber von seinem Wesen her...

Willkommen Mina Harker!

Ich denke, diese Dinge des Profilings und auch das Profil des Rippers, muss man ganz komplex betrachten. Das ist kein kleiner Raum in dem man sich befindet.

Gerade diese kleinen detaillierten Dinge, verbinden die großen Stücke miteinander oder sind eben ein Teil von allem. Was kann man ausschließen und was nicht? Ist vielleicht gar keine Antwort nötig.

Isdrasil´s Thread

http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1009.0.html

oder der Faden von Kurt mit dem starkes exploratives Moment

http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1265.0.html

empfinde ich als Überlegungen, für "einfache Interessenten" wie uns, als sehr bemerkenswert. Da werden Dinge angesprochen, die durchaus für das Profil von Jack the Ripper eine Rolle spielen sollten.

Floh´s Statement ist genauso absolut nachvollziehbar und ebenso wichtig und mit gleichen Interesse zu beachten.

Wer war also dieser Mann? Ich denke nach wie vor, das er ein sexueller Triebtäter war. Und diese Triebe wollte er Wirklichkeit werden lassen und das hat er auch. Soweit, wie ihm das möglich war. Seine sexuelle Entwicklung, wurde von frühester Kindheit an, schwer gestört. Er war als Erwachsener darin schwer gestört. Unvorstellbar schwer. Seine Fantasien hatte meines Erachtens etwas mit Zerstören zu tun. Am Ende nur noch mit der Zerstörung von Frauen. In ihm, war eine Menge Wut, Hass und Rache gegenüber Frauen. In einem unvorstellbaren, nicht zu kontrollierenden Maße. Ausgelöst durch die Beziehungen zu seiner Mutter, vielleicht Schwestern oder Oma oder andere anverwandte weibliche Personen. Diese Einflüsse der Frauen, sollten sich über einen langen Zeitraum hingezogen haben. Er wurde gequält, mißbraucht (egal auf welche Art), bestraft, gestraft und mißhandelt. Sein Bild von Frauen, dürfte nichts positives beinhaltet haben. Sie hatten ihm nur Angst gemacht. Er hatte Angst vor ihnen und diese Angst sollten sie zurückerfahren. Seine Fantasien dürften von purem Sadismus geprägt gewesen sein. Und es hat meines Erachtens, am Ende nichts mit Sadismus am lebenden Objekt zu tun. Aber in seinem Kopf, war er ein glasklarer Sadist. Da war eine absolute Machtlosigkeit gegenüber Frauen, in seinem Alltag. Nur in seiner Fantasie hat er sie beherrscht. Jegliches Handeln von Frauen war gegen ihn gerichtet. Eine Paranoia. Er sah es so. Es wird aber nicht oder nicht ständig so gewesen sein. Unterscheiden konnte er nicht mehr. Seine Taten brachten ihm Aufmerksamkeit, Respekt und Anerkennung. Und das war auch so. Bei seinen Taten übte ER  die Kontrolle aus, die Macht und die Dominanz. Da erfuhr er diese Dinge. In seiner Vorstellung gab es nur diesen Weg, nichts anderes. Er beherrschte, er konnte dann alles beherrschen. Dieser Mensch gehörte ihm dann ganz. Kurt´s "exploratives Moment", gewinnt an dieser Stelle auch seine Bedeutung, wie ich finde. Isdrasil´s Erkenntnisse, über Stress und Wut an den Tatorten, mit dem dazugehörenden Einfluss auf den Täter, während der Tatabläufe, schließe ich mich an und das fließt m.E. auch, in das Profil des Rippers gut ein.
Männliche Hilfe, in Form von einem Vater, dürfte nicht vorhanden gewesen sein. Weder war der Vater niemals da oder dieser war vollkommen inaktiv bzw. total hilflos. Sollte ein Bruder da gewesen sein, sollte das nichts genutzt haben. Brüder sind Rivalen, Konkurrenten, sich ihrer möglichen Bedeutung füreinander niemals bewußt. Bestenfalls teilten sie gleiche Interessen.
Ein Dummkopf war er nicht aber auch kein Gelehrter. Nach wie vor, halte ich ihn für durchschnittlich intelligent. Er hatte einen gewissen Plan, wann er sich Zeit nahm, seine Taten auszuführen. Das war Wochenende oder Feiertags. Monatsanfang oder Monatsende könnte Zufall gewesen sein. Er muss also beruflich eingespannt gwesen sein. Er kannte meiner Meinung nach seine territoralen Grenzen, was dafür spricht, das er im EastEnd oder besser gesagt innerhalb der Tatorte lebte und arbeitete. Hier verbrachte er auch seine Freizeit. Obwohl er eiskalt handelte, bedeutenten seine Taten auch Stress für ihn. Er wurde dann leichtsinnig und risikobereit. Hat er sich entschlossen zuzuschlagen, war er schwer aufzuhalten. Er musste seinem Zwang dann nachgeben, koste es was es wolle. Im Leben vor den Taten könnte er bereits aufgefallen sein. Durch impulsive, unberechenbare oder cholerische Handlungen. Vielleicht mit Androhung von Gewalt. Sein nahes Umfeld dürfte sich aber nicht wirklich bedroht gefühlt haben. Denen hätte er auch nichts getan. Dies blieb für Prostituierte vorbehalten. Vielleicht fiel er durch Masturbation oder ungwöhnlichen, sexuellen Bedürfnissen auf. Vielleicht waren seine unausgelebten Fanatsien, schon vorher eine Qaul für ihn geworden. Ein daraus resultierendes Verhalten, hätte zur damaligen Zeit, möglicherweise zu einer fehlerhaften Einschätzung seines Geisteszustandes geführt haben können.
Aüßerlich war er sicherlich unauffällig, wenn, dann wurde er höchstens für einen harmlosen Irren gehalten. Was sich aber dahinter verbarg, konnte niemand ahnen. Er machte halt nicht den Eindruck, ein sadistischer Mörder zu sein. Er war aber letztendlich zu einem geworden.

Ansonsten kann man panopticon´s Post ganz entspannt annehmen.

Grüße, Lestrade.
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

KvN

  • Gast
Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #56 am: 12.06.2010 20:42 Uhr »
Zu viel der Ehr für meine kärglichen Überlegungen...
Übrigens hab ich in der letzten Zeit versucht durch Vergleiche mit anderen Tätern ein wenig zum Profiling beitragen zu können und bin jämmerlich gescheitert. Hat mich echt keinen Millimeter weitergebracht...

Grüße

KvN

  • Gast
Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #57 am: 14.06.2010 09:51 Uhr »
Übrigens, panopticon, deine topographischen Betrachtungen klingen mehr als interessant, deine Meinung zu den Tatorten wäre doch wohl einen eigenen Faden wert, oder? Und leiderleider kann ich dir nicht widersprechen, eine vernünftige Recherche (meine patscherten Versuche diesbezüglich wage ich nicht als Forschung zu bezeichnen) bezüglich der Zeitumstände und der soziokulturellen Hintergründe bedeutet enorm viel Arbeit. Habe die causa diesbezüglich mit einem Freund diskutiert der Soziologie studiert hat, der nannte mir alleine so viele beachtenswerte Parameter dass ich Kopfweh kriegte...

Grüße

MinaHarker

  • Gast
Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #58 am: 14.06.2010 14:03 Uhr »
Vielen Dank für die herzlichen Willkommensgrüße.

Auch ich stelle beim Wälzen der Bücher gerade um so deutlicher fest, dass ein Serienmörder wie Jack bis jetzt seines gleichen sucht.... Um so spannender finde ich die Thesen, die ihr aus dem doch recht spärchlich erhaltenen Quellen zieht...

Wenigstens lag ich mit der "comfort zone" nicht so ganz daneben.  :icon_biggrin:

@ Lestrade: Deine Thesen bezüglich der übermächtigen Frauenrolle (sei es Mutter, Großmutter oder Schwester) in seiner Kindheit finde ich einleuchtend, ebenso das Fehlen einer starken männlichen Bezugsperson. Es zeigt sich doch heute immer mehr wie wichtig ein ausgewogenes Verhältnis von Bezugspersonen beiden Geschlechts und positive Identifikations"objekte" für die Entwicklung eines Kindes sind (Scheiß EW-Leistungskurs, kann man nicht immer abstellen  :icon_rolleyes:)


@Floh: Danke meiner auch *g*

Offline Lestrade

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 2949
  • Karma: +14/-3
  • Watson, fahr schon mal die Kutsche vor...
Re: Das Ripper-Profil
« Antwort #59 am: 14.06.2010 20:55 Uhr »
Zu viel der Ehr für meine kärglichen Überlegungen...
Übrigens hab ich in der letzten Zeit versucht durch Vergleiche mit anderen Tätern ein wenig zum Profiling beitragen zu können und bin jämmerlich gescheitert. Hat mich echt keinen Millimeter weitergebracht...


Nein Kurt! Dein "exploratives Moment", hat mir neue Erkenntnisse gebracht. Ich hatte immer nach einem Wort gesucht, was einige Verstümmelungen bei den Opfern hätte erklären können. Jetzt habe ich es, Neugier. Und dieses Wort passt meines Erachtens gut in das Profil des Täters.
Dann habe ich über deine Verzweiflung wegen dem Miller´s Court nachgedacht Kurt (ja, das bist du mir wert).
Folgende Dinge:
Nichols, Chapman, Stride und Eddowes waren keine Schönheiten mehr. Ob die Ihn (also unseren auch nicht gerade vorteilhaft aussehenden Ripper) angesprochen haben und er nicht diese Damen?
Dann mit einem Mal so ein junges und attraktives Opfer wie Kelly und solch ein adretter Herr wie von Hutch beschrieben. Bekam er vielleicht, durch eine Art "Verkleidung als reicher Schnösel", endlich das, was er wirklich wollte?
Bis Kelly wirkten die Taten ja hektisch, die Opfer waren schnell zu finden, Kelly jedoch nicht und da nahm er sich auch Zeit. SIE war ja quasi versteckt.
Kann man dieses Verhalten vor Kelly nicht auch einfach so bewerten, das der Killer eigentlich schon vollkommen am Ende war und dieser emotionale Zustand auch der Auslöser war, sich "Befreiung" zu verschaffen, erst dann zum Serienkiller zu werden?
Kelly dann eher eine Art "Aufbäumen" darstellte, nicht im "positiven" Sinne, sondern als Akt großer Verzweiflung. Wenn man sich den Tatort von Kelly anschaut, Serienkiller hin.- oder her, ich denke jedesmal, da sollte der Täter ein Mann gewesen sein, der emotional vollkommen am Ende gewesen sein muss. Eine Tat wie bei Kelly, hätte sich wohl so ohne weiteres nicht wiederholt. Vielleicht noch nicht mal in der Art Eddowes, eher wie bei Chapman oder Nichols. Auch hierbei komme ich wieder auf Israsil´s Faden zurück... Gerade was "Stress" betrifft. Ich persönlich glaube daher, die Serie wäre nicht mehr lange von Dauer geblieben.
Somit könnte aus dem netten, unauffälligen Herren, der er sicherlich einmal war, ein doch etwas auffälligerer Mensch geworden sein. Nicht was sein Äußeres betraf, eher sein psychisches Verhalten. Vielleicht etwas assozialer als vorher, mehr Alkohol und Kneipengänge, mehr cholerische Auftritte jedoch gepaart mit längeren Phasen intensiver Zurückgezogenheit. Wachsende Paranoia. So könnte er vor der Serie "aufgefallen" sein. Wahrscheinlich war er stets ein sozial isolierter Einzelgänger, unauffällig, bis ihn irgendwann seine Zerstörungsfantasien vollkommen einnahmen. Alle Signale vorher, wie bei allen Serienkiller, sind übersehen worden. Ist ja auch kein Wunder, wer erwartet so etwas schon? Er selbst dürfte es zu nichts gebracht haben. Ich würde einen armen Bewohner von Whitechapel erwarten.


@Mina:

Schau dir mal primäre und sekundäre Comfort Zonen an. Gerade im JTR Fall, egal ob man Tabram oder Nichols als erstes Opfer sieht. Dazu die weitere "Geographie". Zu den Comfort Zonen ganz wichtig, Wohnen, Arbeiten, Freizeit. So kann man gut unterscheiden warum primär oder sekundär. Diese Verhältnisse zueinander und die Lage der Tatorte läßt (Tabram oder Nichols), eigentlich nur einen Schluß zu.

Viele Grüße,Lestrade.
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...