Autor Thema: Ursprung des Bösen  (Gelesen 31031 mal)

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Offline irene_adler

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Re: Ursprung des Bösen
« Antwort #30 am: 14.11.2007 10:43 Uhr »
Servus,

Der übertriebene Aspekt des Gut und Böse in Filmen und Büchern nervt mich oft. Da wäre es besser die Autoren und Regisseure hätten Nicky Ansicht. :icon_mrgreen:

Zu der Ansicht, dass das Böse als Gen existiert und Serienmörder sozusagen "geboren" werden, gibt es immer wieder Studien. Auch wenn es nicht immer gleich um Serienmörder im Speziellen, sondern um die kriminelle Ader geht.

Ich habe gerade - so zwischendurch - einen Artikel über eine Studie der menschlichen Psyche gelesen, in dem es auch darum ging, Tests an 1-3 jährigen Kleinkindern zu vollziehen. Die Forscher erhofften sich dadurch neue Erkenntnisse in der Verbindung vom Kind zur Mutter. Denn immerhin gibt es viele Serienmörder, die angaben, ein schlechtes Verhältnis zu ihren Eltern und zu der Mutter gehabt zu haben.

dazu ein Beispiel (werden einige vielleicht schon kennen):
Jürgen Bartsch:
"Im Haus in Langenberg, als ich mal irgendetwas gegen ihre Ordnung tat, warf sie mit einer Bierflasche plötzlich nach mir. Als ich noch etwas älter und mit ihr im Geschäft war (einer Metzgerei), passierte auch mal so etwas, was gegen ihre Ordnung ging. Da warf sie einmal mit einem spitzen Fleischermesser nach mir. Es verfehlte mich nur knapp. Ich konnte nur stammeln: ´Ach so ist das...´. ´Ja´, schrie sie mich ans, ´so ist das!´ und spuckte mir ins Gesicht und schrie, ich sei ein Stück Scheiße. Sie lief aus dem Laden und suchte das Telefon und rief, so dass die Angestellten es hören konnten: ´Jetzt rufe ich Herrn Bitter (den Leiter des Essener Jugendamtes) an, der soll heut noch dafür sorgen, dass du Schwein dahin kommst, wo du herkamst, denn da gehörst du hin!´ Ich ging auf die Toilette und weinte. (Brief von Jürgen Bartsch an Paul Moor vom 1. Mai 1968)

Natürlich ist Bartsch Mutter-Kind Beziehung schon als Extrem zu nennen (aber Extreme gehen schneller ins Gedächtnis  :icon_wink: )

Nun, einer dieser Tests war, dass man das Verhalten der Bindung des Kindes zur Mutter erforschte (daraus ergaben sich dann A, B, C und D- Typen), indem sie ihr Kind allein ließ in einem Raum und nach unterschiedlicher Zeit wieder zurückkam und dabei die Reaktionen des Kindes bei ihrer Rückkehr aufzeichneten.

Besonders gemein fand ich den Test, bei dem ein Clown in die Tür trat (hinter der Tür war das Zimmer, indem sich das Kind mit seiner Mutter aufhielt) und so minutenlang stehenblieb, ohne seine Absichten zu zeigen und ohne eine Miene zu verziehen. Dabei gerieten viele Kinder in eine richtige Hysterie. Sie konnten ihre Angst nicht mehr unter Kontrolle haben, hieß es. Wobei andere zuerst zu ihrer Mutter sahen und sich dann dem Fremden neugierig näherten...

Kurz und gut: Was helfen diese Studien, verdammt nochmal??? Die armen Kinder! (das erinnert mich an eine fotografin, die sich darauf spezialisiert hatte weinende und kreischende Kinder zu fotografieren...)


Andererseits mag es schon stimmen, dass das Verhältnis zu einer Bindungsperson sehr wichtig sein und das Fehlen desselben Konsequenzen nach sich ziehen kann.
Mmmmh das triftet in die Psychologie des Mörders ab, eine meiner Lieblingsthemen.  :icon_biggrin:



Irene Adler
PS: war wieder ziemlich ausschweifend und konfus, dürftet ihr aber schon von mir kennen :icon_rolleyes:
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Gabi

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Re: Ursprung des Bösen
« Antwort #31 am: 23.11.2007 18:04 Uhr »

Andererseits mag es schon stimmen, dass das Verhältnis zu einer Bindungsperson sehr wichtig sein und das Fehlen desselben Konsequenzen nach sich ziehen kann.
Mmmmh das triftet in die Psychologie des Mörders ab, eine meiner Lieblingsthemen.  :icon_biggrin:
Irene Adler
PS: war wieder ziemlich ausschweifend und konfus, dürftet ihr aber schon von mir kennen :icon_rolleyes:

Hallo Irene,
ich bin sicher, daß eine fehlende Bezugsperson immer irgendwelche Konsequenzen haben wird. Gewiss wird dadurch bedingt nicht jeder Mensch zum Täter, aber leider viele. Kinder, die nie Liebe spüren, werden kalt und hart! Sie werden oft mißbraucht, mißachtet und gedemütigt... Und dann oft selbst zum Täter... Es krankt in der Keimzelle unserer Gesellschaft: der Familie!
"Es sind die psychischen und sozialen Krüppel, vor denen wir uns fürchten und schützen müssen, denen aber vor allem rechtzeitig geholfen werden muß!" (Stephan Harbort, Mörderisches Profil/Phänomen Serienkiller) Übrigens finde ich die Psychologie des Mörders bzw. eines Täters auch sehr interessant.
Lieben Gruß
Gabi

Offline irene_adler

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Re: Ursprung des Bösen
« Antwort #32 am: 23.11.2007 18:24 Uhr »
Servus Gabi!

Ja, so erzeugen gewalttätige/ herzlose/ misshandelnde Eltern vielleicht Menschen, die kein Mitleid, keine Liebe und keine Reue empfinden können - ohne sich dessen gewahr zu sein. Diese Verantwortungslosigkeit regt mich am meisten auf.
Im ärgsten Fall leiden diese Kinder und später Erwachsene an einer antisozialen Persönlichkeitsstörung. Der Mensch zieht sich in sich zurück und nimmt keinen anderen Menschen mehr richtig wahr wie sich selbst. Das erklärt wahrscheinlich, warum es Serienmörder gibt, die ihre Opfer schlicht als Objekte betrachten.


Irene Adler
PS: einen guten Start ins Forum, Gabi!  :SM058:
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Gabi

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Re: Ursprung des Bösen
« Antwort #33 am: 26.11.2007 09:23 Uhr »
Hallo Irene,
da gebe ich Dir vollkommen Recht. In dem heranwachsenden Menschen manifestieren sich Gewaltphantasien und drängen immer stärker an die Oberfläche.
Und so ist es nur eine Frage der Zeit, wann er diese befriedigen wird.
Gruß
P.S.: Danke für den guten Wunsch, Irene!  :SM010:

Offline irene_adler

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Re: Ursprung des Bösen
« Antwort #34 am: 14.11.2008 21:45 Uhr »
So...
Hier wäre ich wieder. Und es beschäftigt mich mehr denn je. Ich habe gerade das Buch von Helen Morrison "Mein Leben unter Serienmördern" gelesen. Helen Norrison ist Neurologin und Rechtspsychologin sowie Autorin zahlreicher Fachpublikationen. Nicht zuletzt dank ihrer internationalen Vortragstätigkeit hat sie sich weltweit den Ruf einer Koryphäe auf ihrem Gebiet erworben.

…ich bin zu müde, um jetzt alles selbst zu tippen, also verzeiht mir das Herauskopieren und Einfügen. Wer den Originaltext lesen will: http://www.krimi-couch.de/krimis/helen-morrison-harold-goldberg-mein-leben-unter-serienmoerdern-eine-profilerin-erzaehlt.html
Irgendwie leide ich zurzeit an einer Art Schlafkrankheit, ich schlafe nur noch, falls irgendjemand ein Mittel dagegen wüsste – nur her damit! Wie auch immer…


Seit mehr als drei Jahrzehnten arbeitet die Ärztin und forensische Psychologin Helen Morrison als Profilerin, d. h. sie befragt und untersucht gefangen gesetzte Mörder, die gezielt in Serie mordeten und sich dabei so geschickt als „normale Menschen“ tarnten, dass sie ihr Tun über Jahre oder Jahrzehnte fortsetzen konnten. Morrison versucht einerseits herauszufinden, wie ihnen dies gelang, um mit der entsprechenden Kenntnis anderen, noch nicht entdeckten Serienkillern auf die Spur zu kommen, während sie sich andererseits zu begreifen bemüht, wie diese mörderischen Zeitgenossen „entstehen“ und sich entwickeln, um auf diese Weise Methoden zu ihrer frühzeitigen Erkennung und Behandlung zu finden.
Ihre Erfahrungen und Erkenntnisse fasst sie im hier vorgestellten Buch zusammen. Die Darstellung ist chronologisch strukturiert und stellt somit auch eine Autobiografie der Verfasserin dar, die ihre Arbeit verständlicherweise nicht strikt vom Privatleben trennen kann; die eine beeinflusst das andere, was folgerichtig in das Erzählte einfließt. Morrison beschreibt zunächst ihre ersten Gehversuche als Profilerin, die sie in den 1970er Jahren als junge und unerfahrene Ermittlerin mit einem Serienkiller namens „’Babyface’ Richard Macek“ zusammenführt. Morrison beschreibt die ungelenken Gehversuche, die in der Kriminalistik damals bezüglich des Phänomens Serienmord unternommen wurden. Es gab noch keine solide Informationsbasis, auf die man sich stützen konnte. Gewagte und aus heutiger Rückschau manchmal seltsame und riskante Versuche wurden deshalb in dieser Pionierzeit unternommen, um zu lernen, wie Serienmörder „ticken“ („Gefährliches Terrain: Ein Serienmörder wird hypnotisiert“). Zahlreiche Sackgassen und Rückschläge mussten hingenommen werden, doch allmählich gewannen die Profiler an Boden („Einblicke in Maceks Geist“).
Im Verlauf ihrer Recherchen erkannte Morrison, dass Serienmord keine singuläre Erscheinung des 20. Jahrhunderts sind. Am Beispiel eines ehrwürdigen Veteranen – des Muttermörders und Leichenschänders Ed Gein, dessen Taten Alfred Hitchcock zum filmischen Meisterwerk „Psycho“ und Tobe Hooper zum Schock-Klassiker „Texas Chainsaw Massacre“ inspirierten – wirft Morrison einen Blick auf die (Kriminal-) Historie und weiß Serienkiller seit dem Mittelalter namhaft zu machen („Ed Gein und die Geschichte der Serienmörder“).
Mit dem Fachwissen wuchs der Kreis derer, die Helen Morrison um Hilfe angingen, sowie ihre Prominenz in den Medien, was ihr manches unerfreuliche Erlebnis bescherte aber gleichzeitig half, auch mit den „Superstars“ unter den Serienkillern zu arbeiten („John Wayne Gacy“). Der 33-fache Mörder Gacy verhalf ihr nicht nur zu neuen und wichtigen Erkenntnissen („Auge in Auge mit Gacy“), sondern brachte sie auch ins schmutzige Geschäft mit der „Gerechtigkeit“: In den USA verdienen sich kriminalistische Fachleute gern ein Zubrot als Sprachrohr für Staatsanwälte oder Verteidiger („Im Zeugenstand beim Gacy-Prozess“).
Die Jagd als Kopf-an-Kopf-ab-Rennen

Morrison zog sich nach diesen Erfahrungen auf ihre wissenschaftliche Arbeit zurück, verfeinerte ihre Untersuchungsmethoden analog zu den medizinischen Errungenschaften, die inzwischen buchstäblich den Blick ins Hirn eines Menschen ermöglichten, und vertiefte ihr einschlägiges Wissen („Die Briefe und Träume des Bobby Joe Long“; „Der Sadismus des Robert Berdella“; „Der Auslöser: Michael Lee Lockhart“). Außerdem erweiterte sie ihr Untersuchungsfeld auf die Menschen, die – in der Regel ahnungslos – mit Serienmördern gelebt hatten – Eltern, Lebensgefährten, Kinder, Freunde („Serienmörder und ihre Angehörigen“) – sowie jene seltsamen Menschen, die im Wissen um ihre Verbrechen mit Killern lebten oder diese bei ihren Foltermorden sogar unterstützten („Rosemary West und die Partner von Serienmördern“).
Der Fortschritt der Kriminalistik geht einher mit einer allgemeinen Globalisierung, der auch bisher fremde und isolierte Länder nicht mehr ausschließt. Dabei wird deutlich, dass Serienmörder weder Einzelfälle noch ein singuläres Phänomen der westlichen Industriestaaten sind – es gibt sie auf der ganzen Welt („Serienmörder – ein internationales Phänomen“). Diese deprimierende Erkenntnis wird zum Teil konterkariert durch die Tatsache, dass auch die Kriminalisten ihr Wissen verfeinern. Zwar bleibt die Perfektion der „CSI Las Vegas“ sicherlich auch zukünftig dem Fernsehen überlassen, doch wird es Serienmördern immer schwerer fallen, ihre Untaten lange unerkannt zu treiben („Die DNA und der Mörder vom Green River“).
Doch Morrison geht in ihrem Schlusswort einen Schritt weiter. Ist es möglich, Serienmörder nicht nur möglichst früh zu stellen, sondern kann man sie womöglich identifizieren, bevor sie überhaupt ihren ersten Mord begangen haben? Aus ihrer Arbeit meint sie eine Reihe von möglichen und gangbaren Wegen gefunden zu haben („Epilog: Wie geht es weiter?“).

Ist Serienmord vorbestimmt?
Bücher von und über Serienkiller und ihre Jäger gibt es sicherlich in ebenso großer Zahl wie „Sachliteratur“ über den Heiligen Gral oder vatikanische Umtriebe. Mit freundlicher Unterstützung durch Hannibal Lecter ist quasi ein eigenes Subgenre entstanden, das sich bereits erstaunlich lange in der Gunst des Publikums hält und nicht zuletzt durch die „CSI“-Welle dank des Fernsehens neuen Auftrieb erhielt. Von dem Treiben fiktiver Unholde und markiger Mörderfänger profitieren auch reale Kriminalisten, die lange im Verborgenen arbeiten mussten. Heute sind die neugierigen Laien geradezu süchtig auf Blicke in Labors & Leichenhallen, in denen Spezialisten gleich mittelalterlichen Hexenmeistern aus winzigsten Spuren verbrecherische Szenarien rekonstruieren.
Helen Morrison tritt indes erst auf den Plan, wenn der Strolch – Serienmörder sind in der Regel männlich – bereits gefasst wurde und sicher hinter Gittern setzt. Mit Fragebogen und Hirnstrommessgerät setzt sie sich dem Täter gegenüber und horcht ihn aus. Was keine besonders komplizierte Aufgabe zu sein scheint, relativiert sich durch die Erkenntnis, dass sie es hier mit Menschen zu bekommt, denen Gesetzesvorschriften oder die Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens nicht bedeuten: Serienmörder, das weiß uns Morrison in ihrem Buch sehr anschaulich zu machen, leben nach ihrem eigenen Verhaltenskodex, der ausschließlich auf ihre privaten Bedürfnisse zugeschnitten ist, zu denen mit einer Furcht erregenden Selbstverständlichkeit Folter und Mord in Serie gehören.
Die Tatsache, dass man es mit einer „anderen Art“ von Mensch zu tun hat, die womöglich geistig gar nicht in der Lage ist zu begreifen, welcher Verbrechen sie sich schuldig macht, erschwert verständlicherweise die Kommunikation mit Serienmördern. Manche sind sogar stolz auf ihre „Leistungen“ und erinnern sich gern ihrer Untaten, was Morrison einen wichtigen Zugang zur fremdartigen Denkwelt dieser Männer (und einiger weniger Frauen) öffnet.
Dies zu schaffen, ermöglicht nicht nur viel Geduld – Morrison ringt und debattiert oft Wochen und Monate mit ihren Gesprächspartnern -, sondern auch eine stabile Psyche, denn mit einem Serienmörder in wirklich engen Kontakt zu treten bedeutet wahrlich einen Blick in den Abgrund. Unglaubliche Scheußlichkeiten muss Morrison sich nicht nur auf Tatortfotos anschauen, sondern sich von oft triumphierenden Mördern in allen Details beschreiben lassen. Eine Flut belastender, dabei oft wenig informativer Worte und Bilder ergießt sich über sie, unter denen sie die wenigen relevanten Fakten erkennen muss und auswerten kann.
In mehr als drei Jahrzehnten hat Morrison ihr Verständnis vom Serienmörder entwickelt. Sie vertritt klare Standpunkte, die ihr Werk nicht unumstritten machen. So ist sie beispielsweise davon überzeugt, dass Serienmörder als solche bereits geboren werden, sie also genetisch vorbelastet sind und letztlich außerstande sind zu begreifen, was sie anrichten. Auch gegen den Drang zum wiederholten Töten können sie sich im Grunde nicht wehren, so Morrison. Nach ihrer Meinung sind Serienmörder Menschen, die sich emotional niemals entwickelt haben sondern auf der Stufe eines Säuglings, der handelt ohne zuvor über eventuelle Folgen nachzudenken, stehen geblieben sind.

Der Leser liest aber er zweifelt doch …
Die Logik dieser Theorie eines rein biologisch bedingten Serienmord-Phänomens ist weder absolut schlüssig noch in der Beweisführung jederzeit überzeugend. Morrison ist sich dieser Tatsache bewusst. Man muss ihr hoch anrechnen, dass sie der Kontroverse nicht ausweicht, indem sie beispielsweise über ihrer Argumentation Nebelkerzen zündet. Klipp und klar und für Kritik sofort erkennbar fallen ihre Äußerungen. Unangenehmen Wahrheiten geht Morrison nie aus dem Weg. Die Welt der Kriminalisten dreht sich nicht um die Suche nach Wahrheiten, sondern wird geprägt von Animositäten, Konkurrenzdenken und im Brustton der Überzeugung geäußerten Falscherkenntnissen. Mit seltener Deutlichkeit nennt Morrison Namen und Ereignisse, die kein gutes Licht auf die Forensiker, Profiler und kriminalistischen Psychologen werfen. Die Autoren ist eindeutig niemand, die ihrem Gegner auch die andere Wange hinhält, ihr Buch auch eine Abrechnung mit Zeitgenossen, die ihr beruflich in die Quere gekommen sind.
Unter diesen Aspekten muss man vor allem Morrisons Schlussfolgerungen im letzten Kapitel bewerten. Allen Ernstes plädiert sie für noch intensivere Untersuchungen weiterer Serienmörder, die Gehirnoperationen einschließen. Nicht einmal die Justiz der USA, die kaum als besonders menschenfreundlich zu bezeichnen ist, gestattet solche Experimente. Morrison geht noch wesentlich weiter: Sie denkt über mögliche Konsequenzen ihrer Forschungsarbeit nach. Was geschieht, wenn sie wirklich eine Art „Serienmörder-Gen“ entdeckt? Sollten alle Neugeborenen entsprechend untersucht werden? Kann man sie „heilen“, wenn besagtes Gen auftritt? Falls nicht: Was macht man mit ihnen? Steckt man sie in Gefängnissanatorien, bevor sie – eventuell – zu morden beginnen?
Mit solchen drastischen „Anregungen“ möchte die Verfasserin einerseits provozieren, denn der Serienmord gehört für sie, die sich tagtäglich damit beschäftigt, zu einem brennenden Problem, der seitens der Politik oder der Öffentlichkeit zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Andererseits resultiert Morrisons Vorstoß natürlich aus dem, was sie lernen musste: Serienmörder sind wohl nicht unbedingt die seelenlosen Kreaturen, die sie in ihren sieht, aber es sind unschuldige Menschen und ihre ebenso unschuldigen Familien und Freunde, die unter ihren Attacken schrecklichste Qualen erdulden müssen. Wer so etwas quasi miterlebt hat, wird sich in der Planung von Gegenmaßnahmen sicherlich nicht von den Grenzen des politisch Korrekten bremsen lassen.

„Mein Leben unter Serienmördern“ ist letztlich kein Fach- oder Lehrbuch, sondern ein allgemeinverständliches Sachbuch, das informieren und Denkanstöße liefern möchte. Als solches ist es eine interessante und anregende Lektüre. Morrison hält sich im Ton meist zurück, ohne aber zu leugnen, dass auch sie oft erschüttert und angeschlagen oder angewidert ihre „Arbeitsstätten“ verlässt. Es fehlt das aufdringlich Spektakuläre, das Schwelgen in blutigen Details, welchem die „True Crime“-Sparte ihren anrüchigen Ruf „verdankt“. Morrison verzichtet auch auf Fotos von Tatorten oder die üblichen Fahndungsbilder von Verbrechern, denen „Monster“ praktisch ins Gesicht geschrieben steht. Ihr Buch kann durch solche Zurückhaltung am richtigen Fleck nur gewinnen.

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… soviel dazu. Ich finde die Ansicht und Herangehensweise der Ärztin äußerst interessant und ihre Arbeit und Interviews mit den genannten Serienmördern sehr aufschlussreich. Der Blickwinkel einer Neurologin als Kontroverse zu den vielen Kriminologen hat es mir sehr angetan. Bei einer ihrer Versuche das menschliche Gehirn und die Vorgänge zu erklären, bin ich hart auf die Grenzen meines Wissens gestoßen. Vor diesem Buch zweifelte ich stark an der Annahme, das Verhalten und die Grausamkeiten eines Serienmörders könnten in den Genen liegen. Doch nun bin ich geteilter Ansicht. 



Ich werde noch eine Stelle aus dem Buch rezitieren, wenn ich wieder halbwegs wach bin, aber bis dahin verbleibe ich und wünsche eine gute Nacht
Irene Adler
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Offline irene_adler

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Re: Ursprung des Bösen
« Antwort #35 am: 15.11.2008 15:03 Uhr »
Zitat aus "Mein Leben unter Serienmördern" von Helen Morrison (ziemlich am Ende des Buches):

Wie ich bereits dargelegt habe, lautet meine Überzeugung, meine Theorie: Gesellschaft, Erziehung und selbst unfallbedingte Gehirnverletzungen tragen kaum dazu bei, dass ein Mensch zum Serienmörder wird. John Wayne Gacy wurde von seinem Vater ständig "dumpf und bescheuert" genannt. Bobby Joe Long hasste seine Mutter. Ed Gein war vernarrt in seine Mutter. Gilles de Rais hatte einen verbrecherischen Großvater, der den Jungen nicht auf den richtigen Weg brachte. Aber die Menschen sind eine anpassungsfähige Spezies, und ihre Widerstandskraft ist größer, als man meist glaubt. Die Art von Zusammenbrüchen, wie sie Serienmörder erleiden, sind eher untypisch. Menschen mögen von der Gesellschaft verletzt oder emotional verwundet sein, aber sie leben dennoch weiter, werden vielleicht sogar zu Vorstandsvorsitzenden großer Unternehmen oder haben einfach eine Familie, die weit stabiler ist als die Verhältnisse, aus denen sie selbst stammen.
  Ich bin fest davon überzeugt, dass irgendetwas in den Genen einen Menschen zum Serienmörder werden lässt. Mit anderen Worten: Ein solcher Mensch ist schon vor der Geburt ein Serienmörder. Er ist ein Serienmörder, während er in jenen neun Monaten im Mutterleib wächst und genährt wird, noch bevor die Worte und Taten von Eltern, Lehrern und Betreuern ihn beeinflussen. Er ist ein Serienmörder, während er noch ein Fötus ist, von dem Augenblick an, da Ei- und Samenzelle zusammentreffen und die Gene des neuen Menschen zusammenführen. Diese Gene lassen ein falsch organisiertes Gehirn entstehen, ein "krankes" Gehirn, das zu Serienmorden veranlagt ist.
   Die Aussage, das Gehirn sei das komplexeste Organ eines Menschen, klingt fast banal, aber sie stimmt.
...
   Erst nachdem man 1937 die Papez-Schleife entdeckt hatte, konnte man die Verbindung zwischen Gefühlen und körperlichen Reaktionen wissenschaftlich nachweisen. Vereinfacht ausgedrückt, ist die Papez-Schleife im Gehirn der Weg, den die Sinneseindrücke nehmen, wenn sie unsere Gefühle beeinflussen.
   Jeder Medizinstudent lernt bereits ganz zu Beginn der Neuroanatomievorlesungen, dass die Papez-Schleife auf den Hypothalamus wirkt, einen Gehirnteil, der fast ein Gehirn in Miniaturausgabe darstellt. Der Hypothalamus setzt Hormone und andere Substanzen frei, die ihrerseits auf die Hypophyse wirken, eine Drüse, die daraufhin eigene Produkte ins Blut ausschüttet, sodass sie in allen Körperteilen ihre Wirkung entfalten können. Zu den vielen Aufgaben des Hypothalamus gehört auch die Steuerung von Körpertemperatur und Herz-Kreislauf-System. Viele Serienmörder klagen über hohen Blutdruck oder vegetative Symptome wie Schweißausbrüche, Herzrasen, Erbrechen oder Entleerung von Darmgasen unmittelbar vor oder während der Tat. Aber nicht alle Menschen mit Gehirnkrankheiten sind gewalttätig, und nicht alle Gewalttäter leiden an Gehirnkrankheiten. Hier die neurologischen Gehirnfunktionen in allen Einzelheiten darzustellen, würde den Rahmen dieses Buches sprengen, aber man sollte sich darüber im Klaren sein, dass einer der wichtigsten Schlüssel zum Verständnis von Serienmördern im Hypothalamus und dem limbischen System liegt. Vereinfacht ausgedrückt, steuern diese beiden Gehirnareale unsere Gefühle und Stimmungslagen.
...
   Neben der Papez-Schleife gibt es im Gehirn verschiedene andere "Schalter", die bei einem Serienmörder in irgendeiner Form falsch funktionieren und ihn deshalb über eine sturzbachartige Folge verschiedene Vorgänge zum Morden veranlassen. Bei den Schaltprozessen dieser Steuerkreise läuft im Gehirn eines Serienmörders irgendetwas schief. Normalerweise halten die verschiedenen Faktoren - darunter an herausragender Stelle eben diese Schaltkreise - im Nervensystem ein Gleichgewicht der verschiedenen chemischen Substanzen aufrecht, sodass der Mensch sich normal verhält. Dieses Gleichgewicht ist in der Regel sehr fein austariert, aber welche Ursachen lassen es kippen? Wie kommt es dazu, dass das limbische System, das Zentrum für Affekte, Gefühle und Handeln, verrückt spielt? Nach meiner Überzeugung liegen die Ursachen in den Genen. Außerdem begehen Serienmörder ihre Verbrechen grundsätzlich erst als junge Erwachsene. Wenn jemand zum Serienmörder wird, liegt das nach meiner Ansicht an den chemischen und hormonellen Veränderungen, die sich während der Pubertät im Gehirn abspielen.

- Zitat Ende.

Die Aussage, ein Serienmörder ist der betroffene Mensch schon seit Geburt an, schon als Fötus sei sein Leben „vorbestimmt“ ist sehr provokativ und sie stoßt an die allgemeine Annahme, nichts sei so rein und unschuldig wie ein Säugling. Ich muss gestehen, dass ich mir sehr schwer tue, mir eine derartige Theorie des Serienmördergens vorzustellen. Wie weit sich die Neurologin mit ihrer Theorie aus dem Fenster lehnt, werde ich hoffentlich noch erleben. Wer weiß wie viel Zeit derartige Forschungen noch erfordern, bis sie zu einem eindeutigen Ergebnis gelangen.


Irene Adler
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Offline Isdrasil

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Re: Ursprung des Bösen
« Antwort #36 am: 16.11.2008 09:38 Uhr »
Hey! Endlich mal wieder eine Buchvorstellung von einer neuen Autorin...habs noch nicht durch gelesen (deinen Post) - aber schon mal dankeschön Irene!  :icon_thumb:

Alexander-JJ

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Re: Ursprung des Bösen
« Antwort #37 am: 16.11.2008 12:04 Uhr »
... Die Aussage, ein Serienmörder ist der betroffene Mensch schon seit Geburt an, schon als Fötus sei sein Leben „vorbestimmt“ ist sehr provokativ und sie stoßt an die allgemeine Annahme, nichts sei so rein und unschuldig wie ein Säugling. Ich muss gestehen, dass ich mir sehr schwer tue, mir eine derartige Theorie des Serienmördergens vorzustellen. Wie weit sich die Neurologin mit ihrer Theorie aus dem Fenster lehnt, werde ich hoffentlich noch erleben. ...

Jeder wissenschaftliche Versuch die Komplexität des Themas Serienmörder zu vereinfachen kann nur scheitern. Manche Serienmörder haben körperliche Defekte, manche haben geistige Defekte, manche soziale Defizite, manche sind geistig krank oder krank geworden. Bei manchen ist eine Therapie erfolgreich (bevor sie Mörder werden), bei manchen wird nicht einmal erkannt das sie abnormal sind. Bei anderen Menschen führen schreckliche Erlebnisse zu geistiger Abnormität, aber nur ein Bruchteil davon werden Mörder. Genauso verhält es sich mit echten körperlichen und/oder geistigen Krankheiten. Nur ein Bruchteil der betroffenen Leute werden Mörder. Die meisten anderen jedoch nicht.

Es gibt kein Muster nach dem man Serienmörder erkennen könnte.

Offline irene_adler

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Re: Ursprung des Bösen
« Antwort #38 am: 16.11.2008 16:35 Uhr »
Servus

@isdrasil:  ;) Mir geht es auch meistens so, dass ich derart ultralange Posts stöhnend zur Kenntnis nehme und mich dann zwinge, mich da durchzuwälzen. Ich lese nicht gerne am Bildschirm, aber um mir alles auszudrucken, was ich lese, bräuchte ich wohl einen Extra-Ausdrucke-Raum…

@alexander: deinen Standpunkt verstehe ich nur zu gut, ich selbst kann diese Theorie schwer nachvollziehen. Doch ich will ihre Arbeit auch nicht einfach vorschnell abstempeln. Helen Morrison selbst hat all die Tatsachen erkannt, sie wusste über die Unterschiede ihrer "Patienten" und doch hat sie die Gemeinsamkeiten, sofern sie vorhanden waren, festgehalten und herausgearbeitet. Anfangs hat Morrison mit Serienmörder wie Richard Macek zu tun gehabt, welche vom ersten Anschein wie der nette Nachbar von nebenan gewirkt haben, nicht besonders gut aussehende, aber doch freundlich und zuvorkommende Menschen. Dann war einer unter ihnen, Michael Lee Lockhart, dem sind die Frauenherzen hinterher geflogen, weil er so gutaussehend und charmant war.


Die mindestens neun Gemeinsamkeiten, welche Helen Morrison Serienmördern zuschreibt, sind:

- Sie haben für ihre Morde kein Motiv.

- Sie haben keine Persönlichkeitsstruktur und passen nicht in die üblichen Entwicklungstheorien eines Freud oder Kohut.

- Sie sind keine Psychopathen, denn Psychopathen haben die Kontrolle über das, was sie tun, denken und fühlen.

- Sie sind nicht geistig behindert; ihre Intelligenz liegt in den meisten Fällen sogar über dem Durchschnitt.

- Sie sind psychologisch keinen vollständigen Menschen, auch wenn sie vieles nachahmen und verschiedene Rollen spielen können.

- Sie sind nicht alle sexuell missbraucht oder körperlich misshandelt worden.

- Sie sind mordsüchtig und können ihr Verhalten nicht kontrollieren.

- Serienmorde sind nicht nur ein Phänomen der abendländlichen Gesellschaft. Es gibt sie auf der ganzen Welt.

- Serienmorde sind kein neues Phänomen. Sie ereigneten sich vermutlich schon vor vielen tausend Jahren in den ersten primitiven Gesellschaften.


Dass eine Neurologin auf der Suche nach dem Ursprung des Serienmords im Gehirn und in weiterer Folge in den Genen sucht, ist vielleicht sogar vorhersehbar gewesen. Doch sie hat keineswegs damit begonnen. Zuerst musste sie für sich den Begriff Serienmord abgrenzen und ist auf viele Hindernisse gestoßen. Zum Beispiel, dass solche Menschen nicht therapierbar sind und nie wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden können, oder auch der harte Widerstand der Eltern des enttarnten Serienmörders, weil diese sich angegriffen fühlten, da sie aus ihrer Sicht nichts falsch gemacht haben in der Erziehung ihres Sprösslings.


Jeder wissenschaftliche Versuch die Komplexität des Themas Serienmörder zu vereinfachen kann nur scheitern.

Wenn es deine Überzeugung ist, dann kann wohl niemand daran rütteln, nicht wahr?

Manche Serienmörder haben körperliche Defekte, manche haben geistige Defekte, manche soziale Defizite, manche sind geistig krank oder krank geworden. Bei manchen ist eine Therapie erfolgreich (bevor sie Mörder werden), bei manchen wird nicht einmal erkannt das sie abnormal sind. Bei anderen Menschen führen schreckliche Erlebnisse zu geistiger Abnormität, aber nur ein Bruchteil davon werden Mörder. Genauso verhält es sich mit echten körperlichen und/oder geistigen Krankheiten. Nur ein Bruchteil der betroffenen Leute werden Mörder. Die meisten anderen jedoch nicht.

Genau aus dem Grund vermutet die Ärztin, dass irgendetwas in den Genen eines solchen Menschen liegen muss, das unabhängig von körperlichen-, geistigen Defekten, sozialen Defiziten usw. zum Einsatz kommt. Denn den Drang zu töten, die Mordsucht, verspüren alle Serienmörder und keiner von ihnen kann sich sein Verhalten selbst erklären.


Es gibt kein Muster nach dem man Serienmörder erkennen könnte.

Die Komplexität des menschlichen Hirns lässt auch nicht auf den ersten Blick ein Muster erkennen.


Da ich jedoch ein medizinischer Laie bin, mögen meine Argumente auch nur dementsprechend dürftig ausfallen.  ???
Nichtsdestotrotz werde ich mich weiter "auf dem Laufenden" halten. ;)


Grüße
Irene Adler
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Direwolf

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Re: Ursprung des Bösen
« Antwort #39 am: 16.11.2008 16:49 Uhr »
Hallo allerseits!

Uiuiui... Gut gegen Böse. Wohl eines der ältesten Themen, über die man reden kann und man kommt trotzdem zu keinem absolut zufrieden stellenden Ergebnis. :)

Die Sache mit der Vererbung finde ich da gar nicht mal so abwegig. Natürlich würde auch ich sagen, das die Kindheit eine wichtige Rolle spielt, das sie den Rest des Lebens deutlich prägen kann. Dennoch würde ich soweit gehen und sagen, dass das Potential zu Gewaltverbrechen in jedem von uns steckt. Es bedarf nur einen Auslöser, die falsche Erziehung, oder sonst irgend etwas um die Lawine in Gang zu bringen. Dennoch tragen wir alle das Böse von Geburt an in uns. Es ist eine von Natur aus gegebene Sache, nach meiner Meinung.

Warum ich dieser Ansicht bin?

Eigendlich recht einfach zu erklären. Ich würde sagen, dass das was wir heutzutage als Böses bezeichnen im Grunde nicht mehr ist, als eine Reaktion der Natur. Schauen wir uns doch einmal in der Natur um. So gut wie jede Spezies besitzt einen natürlichen Feind. Auch der Mensch hatte solche in der Frühzeit, wie wir wissen. Bedingt durch den Erfindungsreichtum und dem Willen sich gegen dieses "Naturgesetzt" zu widersetzen, schaffte der Mensch es jedoch seine natürlichen Feinde auszulöschen, oder unter Kontrolle zu bringen. (Einige gefährliche Viren und Bakterien mal außen vor gelassen) Was wäre also eine logische Reaktion der Natur? Der Mensch wird zu seinem eigenen natürlichen Feind. Und tadaa, schon haben wir das Böse, wie wir es alle kennen. Aus religiöser Sicht mag der Mensch etwas besonderes sein, etwas, das nicht mit dem Rest der Natur zusammenhängt, oder zumindest nur auf das nötige, wie Nahrungsaufnahme und so. Das dem nicht so ist, weiß man ja spätestens seit der Evolutionstheorie.

Soweit zumindest meine eigene Ansicht zum Ursprung des Bösen. Sicher gibt es genug leute, die da nicht meiner Meinung sein werden und das ist auch gut so. Schließlich darf ja jeder seine eigene Meinung zu diesem Thema haben.  :)

M.f.G.
Direwolf

Alexander-JJ

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Re: Ursprung des Bösen
« Antwort #40 am: 16.11.2008 18:00 Uhr »
... Serienmorde sind kein neues Phänomen. Sie ereigneten sich vermutlich schon vor vielen tausend Jahren in den ersten primitiven Gesellschaften.

Serienmörder kennt man seit dem Hochmittelalter. Um 1200 setzen erste Berichte ein. Immer in Verbindung mit heidnischer Magie, Unzucht, Ketzerei allgemein, Teufelsanbetung usw. Es fällt hier doch sehr schwer wahre Berichte von unwahren Berichten zu trennen. Daher kann man nicht mit Sicherheit sagen ob es im Hochmittelalter schon Serienmörder gab oder nicht.

Aus den Zeiten davor sind aber keine Berichte über Serienmörder überliefert worden. Kein einziger. Natürlich kennen wir nur einen winzigen Bruchteil der vergangenen Welten. Die meisten Berichte, ob es nun Papyrus, Tontafeln oder sonstwas waren, sind unwiederbringlich vernichtet worden. Fakt ist jedoch das nicht mal große Gesetzgeber wie einige Pharaonen, die römischen Kaiser oder Hammurabi Gesetze gegen Serienmörder oder zur Bestrafung von Serienmördern erlassen haben. Mord, auch politischer Mord, war damals bekannt. Jetzt kann es natürlich sein das ausgerechnet die Tontafeln, auf denen die Serienmördergesetze standen, verloren sind.

Fakt ist jedoch das wir keine Beweise, nicht einmal Hinweise, auf Serienmörder vor dem Hochmittelalter haben.



Offline Isdrasil

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Re: Ursprung des Bösen
« Antwort #41 am: 23.03.2012 19:52 Uhr »
Wow! 4 Jahre später reagiere ich auf einen Post...das muss man mir erstmal nachmachen!  8)

Aus den Zeiten davor sind aber keine Berichte über Serienmörder überliefert worden. Kein einziger. Natürlich kennen wir nur einen winzigen Bruchteil der vergangenen Welten. Die meisten Berichte, ob es nun Papyrus, Tontafeln oder sonstwas waren, sind unwiederbringlich vernichtet worden. Fakt ist jedoch das nicht mal große Gesetzgeber wie einige Pharaonen, die römischen Kaiser oder Hammurabi Gesetze gegen Serienmörder oder zur Bestrafung von Serienmördern erlassen haben. Mord, auch politischer Mord, war damals bekannt. Jetzt kann es natürlich sein das ausgerechnet die Tontafeln, auf denen die Serienmördergesetze standen, verloren sind.

Fakt ist jedoch das wir keine Beweise, nicht einmal Hinweise, auf Serienmörder vor dem Hochmittelalter haben.

Habe das damals gar nicht so recht wahrgenommen (sorry Alex, wo auch immer Du nun weilen magst), aber es wäre interessant, dieser Sache auf den Grund zu gehen...ich kann es mir gar nicht vorstellen, dass es absolut keine Hinweise auf Serienmord vor dem Hochmittelalter geben soll. Natürlich gab es dieses Phänomen schon davor. Aber wie wurde damit umgegangen? Wurde es verschwiegen? Oder existieren schlicht und ergreifend keine Überlieferungen? Eigentlich schwer vorstellbar...hm...wir haben ja die üblichen, von Mythologie durchdrungenen Kandidaten, Gräfin Bathory, Gillles de Rais oder Vlad Dracul...aber wie sah es in wirklich alten Kulturen aus, Ägypten, bei den Sumerern, in Babylon oder bei den Inkas, im chinesischen Reich? Bezüglich Ägypten kenne ich mich ein klein wenig aus (ein zweites Steckenpferd von mir), und tatsächlich fällt mir nichts ein, nichtmal ein Gleichnis oder eine Inschrift, die ansatzweise auf einen Serienmord schließen könnte.

Grüße, Isdrasil

PS: Da kann ich auch mal einen Link loswerden: Michael Kirchschlagers Buch "Historische Serienmörder". Wollte ich mir mal unbedingt kaufen. Habs aber nie getan.  :blush:
http://www.historische-serienmoerder.de/index.php?id=leseprobe
« Letzte Änderung: 23.03.2012 20:14 Uhr von Isdrasil »

Stordfield

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Re: Ursprung des Bösen
« Antwort #42 am: 23.03.2012 20:00 Uhr »
Hallo Isdrasil!

Hat man zu der Zeit Serienmorde nicht einfach Werwölfen, Monstern und Hexen angehängt? Irgendwie wurde soetwas doch mystisch verbrämt.

Gruß Stordfield

Offline Isdrasil

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Re: Ursprung des Bösen
« Antwort #43 am: 23.03.2012 20:05 Uhr »
Hi

Ja, solche Mythen haben gewiss einen wahren Kern, der höchstwahrscheinlich auf Morde zurückzuführen ist. Daran musste ich auch zuerst denken. Werwölfe sind dabei ein sehr gutes Beispiel.
Aber was ist, wenn wir weiter zurückgehen? Ich muss gerade an die Bibel denken. Bin leider nicht so bibelfest, aber gibt es dort nicht auch Anspielungen auf Serienmörder, weißt Du da was?

Grüße, Isdrasil

Stordfield

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Re: Ursprung des Bösen
« Antwort #44 am: 23.03.2012 20:35 Uhr »
Falsche Adresse, Isdrasil. Ich bin Atheist.