Autor Thema: Deutsche Neuerscheinung!!!  (Gelesen 90935 mal)

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kokablue

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Re: Deutsche Neuerscheinung!!!
« Antwort #45 am: 03.04.2006 08:05 Uhr »
Steht schon auf meiner Bestelliste :icon_thumb:
Die Unibücher gehen aber erstmal vor. (Das Geld wächst mir nicht gerade aus den Haaren, leider)

Ten-Bells

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Re: Deutsche Neuerscheinung!!!
« Antwort #46 am: 05.04.2006 18:19 Uhr »
Ich habe 1 Woche auf dieses Buch warten müssen. Als ich dann an der Kasse stand und der Titel "Jack the Ripper" fett auf dem Buch zu sehen war, waren die anderen Kunden hinter mir plötzlich sehr still... :icon_mrgreen:
Ich hab es dann auch in 4 Tagen "verschlungen" Es war mein erstes Buch über JtR und ich war echt erstaunt über soviel Material.
Man konnte sich wie in einem Film in die letzten Stunden, Minuten der Opfer hineinfühlen. Das fand ich sehr gut - oder auch traurig.
Bisher kannte ich nur die beiden Filme "From Hell" und den mit Michael Caine - nach diesem Buch kann ich die nur noch, naja, nicht ganz glaubwürdig angucken.

Welches Buch kann man noch empfehlen  :icon_question:
Ich möchte unbedingt mehr lesen  :icon_verwirrt:

Großes Lob an die Autoren  :icon_thumb: :icon_thumb:

Offline thomas schachner

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Re: Deutsche Neuerscheinung!!!
« Antwort #47 am: 08.04.2006 22:56 Uhr »
hallo alle zusammen,

hier ein review, wie es auf dem casebook zu finden ist.
übersetzung folgt bestimmt! .-)))

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Jack the Ripper: Anatomie einer Legende

In their preface the authors state their intention clearly: to present the facts based on contemporary sources and introduce some of the popular suspects without bias. They stick to this scheme throughout the book.

The authors quote contemporary police files, witnesses and press reports (including from German newspapers).

After a short but very important look at the general living conditions in the East End of the time, the authors deal with each of the following murder cases one after the other: Tabram, Nichols, Chapman, Stride, Eddowes and Kelly.

For each victim they give a short summary of their lives (as far as they are known today) and of the circumstances under which the body was found. Finally they close each chapter with post mortem reports or material from the inquests.

They do show a tendency to be of the opinion that Tabram has to be counted in and this is the only time the authors add an opinion (but well reasoned and very carefully written, not boasting as fact). With Stride they remain absolutely neutral but they mention the possibility of a domestic killing (i.e. Kidney).

Between the chapters about Eddowes and Kelly there is one that deals with the letters, the police work (house to house search, blood hounds etc), the general uproar in the East End and the Torso murders. They mention the letters being believed to be hoaxes even at the time and that there were opinions during that period that the Torso Murders could be by the same hand but that it is generally believed now that they were commited by a different killer. They quote Monro's statement from 11th September 1889 mentioning the different style and methods.

The last part of the book is dedicated to the introduction of the following suspects, one by one : Barnett, Bury, Cream, Deeming, Druitt, Hutchinson, Klosowski/Chapman, A. Kosmiski, Gull & the Royal Conspiracy, Maybrick, Ostrog, W. Sickert, Robert Donston Stephenson and Tumblety.

Each of these chapters are arranged equally: a short portait of his life (as far as is known) and then, in a pro and con listing, the most important aspects that speak for and against them being the killer. There's no discussion and the readers can make up their own mind. For some of the suspects the simple stating of pros and cons is more than enough. The Royal Conspiracy & Gull are good examples. One reads the pros, then the cons and the conclusion is clear. With others, one's left more intrigued.

All the sources are professionally quoted in footnotes and a full bibliography is given. The translation of the original English source material is very good.

This book does not introduce a new suspect or new theory but gives a very good overall and unbiased view of the case and that is exactly what German readers 'needed'; the importance of this book lies in the fact that the little the average German knows about JTR usually comes from Cornwell, the Maybrick diary or the film 'From Hell'. So, this isn't just the first genuine German Ripper book but its value cannot be overestimated when it comes to clearing up myths.

For all Germans who want to inform themselves about the case this book is essential and even in comparison with the English market - with so many more decent books - it stands as a source to get a general, unbiased idea before diving into the details of the case.

Highly recommended.

Review by Christian Jaud.
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Delphia

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Re: Deutsche Neuerscheinung!!!
« Antwort #48 am: 17.04.2006 02:02 Uhr »
Hallo,

hab das Buch auch bestellt und es innerhalb von zwei Tagen durchgelesen. Hätte ich nicht noch andere Verpflichtungen gehabt als zu lesen, hätte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand gelegt. Ich fand es sehr sehr gut.  :icon_thumb: Endlich gibt es ein brauchbares objektives Buch über JTR in Deutscher Sprache. Bin begeistert, so kann man sich wirklich selbst Gedanken machen, ohne in eine bestimmte Richtung gelenkt zu werden. Aber das wurde bestimmt schon alles gesagt.

Riesengrosses Lob!!


Offline Chris Jd

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Re: Deutsche Neuerscheinung!!!
« Antwort #49 am: 17.04.2006 10:59 Uhr »
Hi Delphia,

meine Worte!

Vor allem, wenn man vorher nur From Hell oder das Tagebuch oder Cornwell gekannt hat, ist das Buch hier ne echte Offenbarung.
From Hell ist ne fikitive Verfilmung eines fiktiven Comics. Der Comic von Moore/Campbell ist als solches genommen übrigens sehr gut!
Beim Tagebuch gehts meistens nur noch darum, ob die Fälschung älter oder jünger ist, und die arme Cornwell hat sich komplett verrannt.

Christian
 :icon_biggrin:

Tina

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Re: Deutsche Neuerscheinung!!!
« Antwort #50 am: 18.04.2006 11:18 Uhr »
Hallo Zusammen  :smiley5:

So, jetzt habe ich es endlich auch geschafft das Buch zu lesen (hatte es schon seit Anfang März zu Hause, kam vor lauter Stress im Job aber nicht dazu  :icon_frown:)!!

Ich kann mich den vorangegangenen Postings nur anschliessen. Endlich mal ein deutsches Buch, dass die alle Aspekte des Phänomens "Jack the Ripper" wiedergibt, ohne dabei versucht eine "Final Solution" zu präsentieren.  :icon_thumb:

Als Einstieg fand ich es klasse!! So kann man ohne irgenwelche vorgeprägten Meinungen (ganz anders als bei Cornwell`s "Roman" oder dem Tagebuch) einen Einstieg finden.
Sobald meine Englischkenntnisse, die leider seeehr eingerostet sind  :icon_redface:, wieder aufgefrischt sind, möchte ich auch die englischen Werke lesen. Kann mir hier jemand von euch weiterhelfen, wo ich diese Bücher bekomme, was sie kosten und welche man lesen sollte und welche besser nicht?!

Liebe Grüsse

Tina

Offline nicjack01301

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Re: Deutsche Neuerscheinung!!!
« Antwort #51 am: 18.04.2006 12:12 Uhr »

Sobald meine Englischkenntnisse, die leider seeehr eingerostet sind  :icon_redface:, wieder aufgefrischt sind, möchte ich auch die englischen Werke lesen. Kann mir hier jemand von euch weiterhelfen, wo ich diese Bücher bekomme, was sie kosten und welche man lesen sollte und welche besser nicht?!
Also ich würde dir auf jeden Fall von Stewart P. Evans und Keith Skinner "The Ultimate Jack the Ripper Sourcebook" empfehlen. Das sind alles nur Fakten, da es sich hier um Akten usw handelt, also keine Theorien wie die Cornwell...Daher kannst du wirklich auf handfestes Material zurückgreifen. Alles weitere natürlich hier : http://www.jacktheripper.de/rezensionen/ultimate_sourcebook/
Ich bin einfach in nen Buchladen und habs mir da bestellt. Ansonsten guck doch einfach mal bei amazon, da ist es wahrscheinlich günstiger... :icon_wink:
Liebe Grüße, eure Nicky
Denken ist eine Arbeit, die innerhalb der geistigen Grenzen des Einzelnen Geduld erfordert oder, um genauer zu sein, dem Geist Geduld mit den Begrenzungen des Gehirns abverlangt.

Tina

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Re: Deutsche Neuerscheinung!!!
« Antwort #52 am: 18.04.2006 12:52 Uhr »
Hallo nicjack

Danke für Deine Antwort.  ch werde deinem Rat folgen und mich mal bei Amazon und unter Deinem Link umsehen.

Liebe Grüsse

Tina

Offline Chris Jd

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Re: Deutsche Neuerscheinung!!!
« Antwort #53 am: 18.04.2006 17:04 Uhr »
Hi Tina,

Nicky hat natürlich vollkommen Recht mit der Aussage, dass das ultimate sourcebook unvergleichlich und essentiell ist. Es ist eben genau das, was es vorgibt zu sein: die Ultimative Quellensammlung.
Wer kann schon schnell mal nach Kew und dann das eine oder andere memo einsehen.

Ich habe es aber weniger als Lesebuch denn als Nachschlagewerk behandelt und sehe es auch eher so. Es von vorn bis hinten durchzulesen ist heavy, vor allem, wenn es das zweite Buch zum Fall jtr für Dich sein sollte.

Leichter lesbare, und trotzdem sehr empfehlenswerte Bücher gibts auch.
Orientiere Dich an den Rezensionen hier oder im casebook (Ripper Media - reviews- non-fiktion)  und achte auf Autoren wie Sudgen, Evans, Begg, Skinner.

Begg's "The Facts" kommt mir spontan in den Sinn.

Ob sich dein Englisch wieder entrosten lässt ;-)) kannst ja vorher schon mal ohne n haufen Kohle ausgegeben zu haben dadurch testen, dass Du die eine oder andere Dissertation auf dem casebook durchliest.
Nur der Sprache wegen, vorsicht bei manchen Inhalten. ;-)

Viel Spass

Christian


Tina

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Re: Deutsche Neuerscheinung!!!
« Antwort #54 am: 19.04.2006 12:23 Uhr »
Hallo Chris

Danke für Deine Anregungen.
Das mit den Dissertationen auf dem casebook habe ich mir auch schon überlegt und werde das demnächst mal versuchen.

Liebe Grüsse

Tina

Offline thomas schachner

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Re: Deutsche Neuerscheinung!!!
« Antwort #55 am: 25.04.2006 13:09 Uhr »
hallo alle zusammen,

solange sich die "Presse"-Rubrik noch im Aufbau befindet, poste ich mal Berichte, Rezensionen etc. hier rein.

gruss
thomas.
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Offline thomas schachner

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Re: Deutsche Neuerscheinung!!!
« Antwort #56 am: 25.04.2006 13:12 Uhr »
Hellweger Anzeiger vom 25.04.06


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Offline thomas schachner

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fränkischer tag vom 9. märz 2006
« Antwort #57 am: 25.04.2006 13:29 Uhr »
fränkischer tag vom 9. märz 2006
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Offline thomas schachner

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nürnberger zeitung vom 22.04.06
« Antwort #58 am: 25.04.2006 13:32 Uhr »
nürnberger zeitung vom 22.04.06
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Der Nürnberger Thomas Schachner schrieb ein Buch über Jack The Ripper
Auf den blutigen Spuren eines Mythos

Betritt man die stilvoll eingerichtete Wohnung des Ripperologen Thomas Schachner, lässt zunächst nicht viel seine düstere Passion erahnen. Erst auf den zweiten Blick fällt die gläserne Vitrine mit den über 300 akkurat aufgereihten, zum Teil antiquarischen Fachbüchern ins Auge. Obenauf thront dekorativ eine kleine Urne, daneben ziert ein überdimensionaler Nachdruck des legendären, in blutigen Lettern gekritzelten „From Hell“-Bekennerbriefs die Wand.

„Ein Geburtstagsgeschenk“, sagt Schachner fast entschuldigend, spürbar darum bemüht, nicht wie ein Freak zu wirken. Dennoch ist der Mythos „Jack The Ripper“ für den 32-jährigen Lichtenfelser, der seit acht Jahren in Nürnberg lebt, mehr als ein Hobby: „Dafür investiere ich inzwischen zu viel Zeit und Geld.“

Schuld war die „Bild“-Zeitung. Dort las Schachner im Alter von vielleicht 13 Jahren einen Artikel über die bizarre Mordserie und erlag prompt der Faszination des Grauens. „Meine Tante hat mir dann die ganze Geschichte erzählt“, erinnert sich Schachner an seine erste Begegnung mit dem berühmt-berüchtigten Phantom aus dem 19. Jahrhundert, das ihn nicht mehr loslassen sollte: „Während einer Klassenfahrt nach London bin ich ausgebüchst und habe die Tatorte in Whitechapel erkundet.“

Über 50 Mal besuchte der Franke inzwischen die englische Hauptstadt, um im Staatsarchiv Akten zu wälzen oder nach zeitgenössischen Dokumenten zu fahnden. Das Internet schließlich eröffnete völlig neue Möglichkeiten der Recherche und des Austauschs mit Hobby- und Profi-Fahndern auf der ganzen Welt - so genannte Ripperologen eben, auch wenn Schachner diesen Begriff „eigentlich nicht besonders mag“.

Deutsches Buch war eine Marktlücke

2001 brachte der gelernte Mediendesigner das größte deutschsprachige Informationsportal online. Derzeit verzeichnet www.Jacktheripper.de monatlich über 20 000 Zugriffe, Tendenz steigend. Diese Resonanz ermutigte Schachner, eine Marktlücke zu schließen. Bislang gab es nämlich keine Literatur aus deutscher Feder - sieht man vom 1944 just in Nürnberg herausgegebenen Machwerk „Der Teufel von Whitechapel“ ab, das aber primär als antisemitische Hetzschrift gilt.

Bei anderen hier zu Lande in Übersetzung erhältlichen Büchern wurde stets krampfhaft versucht, einen persönlichen Täterfavoriten „durchzudrücken“. Zuletzt erntete 2002 die schlagzeilenträchtige Enthüllung der renommierten Krimi-Autorin Patricia Cornwell, die den Kunstmaler Walter Sickert als Ripper entlarvt zu haben glaubte, heftige Kritik.

„Wir wollten das deutsche Referenzwerk schreiben, das auf die Ereignisse objektiv und wertfrei zurückblickt“, betont Schachner. Zwei Jahre lang arbeitete er gemeinsam mit Hendrik P. aus Aachen an „Jack The Ripper - Anatomie einer Legende“, recherchierte auf Basis der damaligen Polizeidokumente und Zeitungsartikel und wertete erstmals auch den zeitgenössischen deutschen Pressespiegel aus.

Detailliert und fachlich fundiert, aber auch für Laien gut lesbar, schildert das 270 Seiten starke Kompendium die grausamen Geschehnisse des Jahres 1888, beschreibt anschaulich das Leben im Elendsviertel des viktorianischen London und porträtiert 14 Verdächtige, deren Täter-Wahrscheinlichkeit neutral beurteilt wird. Letztlich bleibt es dem Leser überlassen, welchen Kandidaten er favorisiert, spekulative Lösungsansätze wurden bewusst vermieden.

„Wir wollen und können keine Antwort geben“, räumt Schachner ein. Zwar ist er überzeugt, dass sich in den nächsten Jahren durch Aufzeichnungen, die auf irgendwelchen verstaubten Dachböden der Entdeckung harren, „der Nebel immer mehr lichtet.“ Des Rippers wahre Identität aber wird wohl niemals endgültig geklärt. „Ich denke sogar, dass sein Name bislang noch nie in Erwägung gezogen wurde. Das war irgendein Nobody, der plötzlich gekommen und ebenso schnell wieder verschwunden ist.“

Das aber hindert die Ripper-Gemeinde nicht daran, leidenschaftlich - und bisweilen leider auch ignorant und engstirnig, wie Schachner gesteht - Theorien zu diskutieren, Tathergänge zu rekonstruieren und sich akribisch mit Lebensläufen von Opfern, Zeugen und Ermittlern zu beschäftigen. Als Sensation gefeiert wurde in Szenekreisen jüngst der Fund eines Hochzeitsfotos der ermordeten Annie Chapman. „Immerhin das erste Bild, auf dem ein Ripper-Opfer lebend zu sehen ist“, schwärmt Schachner.

Das Interesse am brutalen Dirnenmörder, der seinen internationalen „Ruhm“ vor allem dem damals aufkommenden Massenmedium Zeitung verdankt, ist jedenfalls auch 118 Jahre später ungebrochen. Zuletzt bescherte vor allem die Kino-Adaption „From Hell“ mit Johnny Depp neue Jack-Jünger. „Als der Film erstmals im Fernsehen lief, erlebte unsere Webseite noch am selben Abend einen wahren Ansturm“, erzählt Schachner und betont: „Ich beantworte jede E-Mail, da ist mir keine Frage zu blöd. Neue Leute geben ja auch neue Impulse.“

Kommerz und Kondome

Jedoch bedauert der Experte, dass das Thema zunehmend romantisiert und kommerziell ausgeschlachtet wird. „Jack The Ripper ist eine Geldmaschine“, seufzt Schachner angesichts manch fragwürdiger Buchveröffentlichung und sinnfreiem Souvenir-Kram - etwa Ripper-Kondome, Slogan: „Weil man nie weiß, wer um die nächste Ecke kommt . . .“

Trotz ihres blutigen Hintergrunds ist die Ripperologie keineswegs eine reine Männerdomäne. „Auch viele Frauen beschäftigen sich damit“, sagt Schachner, und man profitiere von deren oft „sehr sensitiven Sichtweise“. Seine eigene Freundin hingegen lässt der Kult um den Killer kalt. „Aber das passt schon“, lacht Schachner. „Wäre ja schlecht, wenn wir nichts anderes zu reden hätten . . .“ Uli Digmayer

 H. P./T. Schachner: „Jack the Ripper - Anatomie einer Legende“, Militzke Verlag, Leipzig, 2006.

www.jacktheripper.de
www.casebook.org


 
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Offline thomas schachner

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lizzy-online vom 27. märz 2006
« Antwort #59 am: 25.04.2006 13:35 Uhr »
Fakten zu einer Londoner Legende: Der Fall „Jack the Ripper“ 
geschrieben von: Ralf Julke am Montag, 27. März 2006
 

Im Leipziger Militzke Verlag ist frisch zur Buchmesse ein Werk erschienen, das das Zeug hätte, zum Standardwerk zu werden: „Jack the Ripper. Anatomie einer Legende“. Das erste von zwei deutschen Autoren geschriebene Buch zu einem Serienverbrechen, das 1888 das Londoner Eastend aufschreckte. Mindestens fünf Frauenmorde, die auf brutale Weise verübt wurden, machten das Thema Serientäter damals erstmals zu einer Sensationsgeschichte.

Zur Legende wurde die Geschichte aus verschiedenen Gründen. Der erste: Der Täter der so genannten Whitechapel-Morde wurde niemals gefasst. So konnten gerade in den Folgejahrzehnten die Theorien blühen, konnten Dutzende von Verdächtigen präsentiert werden, deren mögliche Täterschaft von so genannten Ripperologen heiß diskutiert wird. Ein zweiter Grund für die ins Kraut geschossenen Spekulationen ist die augenscheinlich schlechte polizeiliche Ermittlungsarbeit, flankiert durch das Verschwinden größerer Teile der Ermittlungsakten.

Was nicht bedeutet, dass die Londoner Polizei seinerzeit tatsächlich fassbaren Verdächtigen auf der Spur war. Kriminologische Untersuchungsmethoden, wie sie heute selbst in abendlichen Crime-Series die Spannung verstärken, gab es kaum. Und auch wenn sich die fünf „klassischen Ripper-Morde“ praktisch in einem Gassengewirr von nicht einmal einem Quadratkilometer Ausdehnung zutrugen, hatte es die völlig überforderte Metropolitan Police mit einem Londoner Viertel zu tun, in dem bis zu einer halben Million Menschen hauste. Unter elendsten Bedingungen hauste.


Das Eastend war verrufen. Es war der ärmste aller Stadtteile der Weltstadt, ein Viertel, in dem man strandete und selten wieder los kam. Wer ins Londoner Eastend geriet, tat alles, um die nötigsten Pennies für die Schlafstelle, das tägliche Essen oder Alkohol zu bekommen. Das Eastend war tatsächlich das Ende Londons. Und 1902, 14 Jahre nach den Morden, kam einer aus Amerika extra über den Teich, um sich in diesen Abgrund herabzulassen, ihn selbst zu erleben und später ein Buch darüber zu schreiben, das er einfach „The People of the Abyss“ nannte, „Die Menschen des Abgrunds“.


Der Bursche hieß Jack London. Und er wusste genau, dass er genau durch jene Gassen lief, in denen sich auch der „Schlitzer“ von 1888 bewegt hatte. Ein Mörder, der seinen Titel sehr wahrscheinlich dem Ulk eines Journalisten verdankte, der einen „Bekennerbrief“ mit „Jack the Ripper“ unterschrieb.


14 „Verdächtige“ listet das von Hendrik P. und Thomas Schachner geschriebene Buch auf - die namhaftesten und berühmtesten all jener Gestalten, die man verschiedentlich als mögliche Mörder der fünf oder mehr Frauen im Eastend verdächtigt hatte. Die Wahrscheinlichkeit, dass es keiner der 14 war, ist groß. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Metropolitan Police gar nicht in der Lage war, auch nur annähernd den Kreis möglicher Täter einzugrenzen und systematisch aufzuarbeiten, ist wesentlich höher.


Auch wenn die Mordserie die Gazetten der Welt beherrschte - es war immer eine Mordserie, die sich im ärmsten Stadtteil Londons abspielt. Das Eastend war - bei Tageslicht betrachtet - ein Ghetto. Und wenn manchem neuzeitlichen Kommentator das Wort „Dirnenmörder“ unterkommt, dann hat es mit der tristen Wirklichkeit der Frauen im 1888er Eastend nichts zu tun. Für Tausende von ihnen war Prostitution die einzige Möglichkeit, überhaupt zu überleben.


Jack London listet für 1902 Zahlen auf, die für 1,293 Millionen Londoner galten, die weniger als 21 Schilling die Woche für ihren Lebensunterhalt verdienten, das entsprach rund 5,25 Dollar. Und das in einer der reichsten Nationen der Erde. Es ist das gleiche „Kleinlondon“, durch das 1888 der Mann streifte, den man später immer den „Ripper“ nannte. Der sich seine Opfer suchte und leicht finden konnte, Frauen, die für ein paar Pennies verfügbar waren.


Die Mord-Serie riss im Herbst 1888 ab. Niemand weiß warum. Doch Generationen von Ripperologen versuchen seitdem, das Rätsel zu lösen, verdächtigen einmal „königsnahe Kreise“, amerikanische Quacksalber, deutschstämmige Maler. Freuen sich über jedes neue Indiz, jede auftauchende Spur im Nebel.


Thomas Schachner selbst arbeitet an der internationalen Ripper-Website casebook.org mit, hat ein eigenes deutschsprachiges Webportal zu den Whitechapel-Morden ins Netz gestellt und erfreut sich dort wachsender Besucherzahlen. Gemeinsam mit Hendrik P. hat das umfangreiche Material für das erste Buch auf dem deutschen Markt zusammengestellt, das der Legende von „Jack the Ripper“ versucht, möglichst objektiv nachzuspüren, die Taten und die Ermittlungen zu schildern und allen Pros und Kontras zu den „üblichen Verdächtigen“. Es bietet keine neue Story nach dem Motto „Der ist es!“ Es bietet einen fast kriminologischen Blick auf das vorhandene Material, wertet auch neuere Quellen aus.


Was dabei - so nebenher - deutlich wird, ist das Elend des Eastends, ist die Armut der ermordeten Frauen, ist auch ein Blick in eine Welt, die - 100 Jahre nach Jack Londons „Abgrund“ - wieder zur Wirklichkeit einer globalisierten Gesellschaft wird. Die Eastends tauchen auch in Europas Städten wieder auf. Und die Serienmörder lösen einander ab auf den Titelseiten der Zeitungen. Die Polizei kommt ihnen viel häufiger auf die Schliche und ihr Ruhm ist kürzer und glanzloser als der des Namenlosen, der 1888 durch die Whitchapel High Street strich, das Messer unterm Umhang, auf Frauen-Jagd.


Möglicherweise war er genauso langweilig, charakterlos und jämmerlich wie all diese „Ich hab es doch nicht gewollt“-Figuren, die heute vor die Augen der Kameras geraten und für die flotte Schreiber noch immer gern das Wort „blutrünstig“ verwenden, sie zu „Rippern“ und „Schlitzern“ stilisieren, als wären Mörder die finsteren Anti-Helden einer sonst lichten Gesellschaft.


Aber weder Mörder sind so, noch ist die Wirklichkeit so, in der sie agieren. Die „Jack the Ripper“-Story ist auch eine Story aus der Frühzeit des Boulevard-Journalismus - mit vielen falschen Spuren und Zeugenaussagen. Auch die werden von den Autoren zitiert, womit das Feld bereitet ist für alle, die miträtseln wollen über einen Kriminalfall, der Geschichte schrieb.



Info: Hendrik P./Thomas Schachner „Jack the Ripper. Anatomie einer Legende“, Militzke Verlag Leipzig 2006, 18 Euro

www.militzke.de
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