1888
3. April 1888, Bank Holiday, selbe Nacht wie die, in der Emma Smith angegriffen wurde: Malvina Haynes wird mit schweren Kopfverletzungen (an der Kopfhaut, bzw dem ´Skalp´) und einer Amnesie ins London Hospital eingeliefert. Nachdem er Schreie gehört hatte, fand ein PC die Frau in der Gegend der Leman Street Railway Station in einer Blutlache. Sie hatte den Tag mit ihrem Mann und einigen Freunden in der Stadt verbracht, hat aber, nachdem sie in ihre Unterkunft zurückgekehrt war, das Haus später wieder verlassen. Ein Mann, der sich zum Zeitpunkt der Tat in ihrer Nähe aufgehalten haben soll, ist seit dem Übergriff aus der Nachbarschaft verschwunden.(Quelle: The Eastern Post & City Chronicle, 14. April 1888, interessanterweise bereits mit der Überschrift ´the Latest Whitechapel Mystery´)
Am 7. Juni 1888 berichten The Leeds Mercury und The Scotsman von einem verdächtigen Todesfall, den die Polizei in Whitechapel untersucht. Dienstag (wohl der 5. Juli) Nacht hat ein Mann, der von einem Mädchen begleitet wurde, Räumlichkeiten in der Old-Montague Street bezogen. Tags darauf wurde das Mädchen dort tot im Bett aufgefunden – Eine medizinische Untersuchung stünde bevor.
Am 8. September 1888 berichtet der Croydon Advertiser von einer merkwürdigen Begebenheit: Nahe der Stelle, an der Polly Nichols ermordet wurde, soll ein Mann seine weibliche Begleitung plötzlich bei der Kehle gepackt und in einen Hof gezerrt haben, wo er, von einer gemischtgeschlechtlichen Truppe unterstützt, die Frau brutal ausraubte. Als sie schreien wollte, wurde ihr ein langes Messer vor die Kehle gehalten und ihr angedroht: ´Wir werden es Dir geben, wie wir es den anderen gegeben haben!´ (´serve you´, wörtlich). Die Zeitung schließt daraus, dass es kaum Zweifel daran gäbe, dass hier eine Gang brutaler Menschen am Werk sei, die unglückliche Frauen erpresst und ausnimmt.
Irgendwann zwischen dem Mord an Chapman und dem ´Double Event´ soll es, mehreren Quellen zu folge, zu einem Übergriff auf eine Prostituierte in Whitechapel gekommen sein. Die Pall Mall Gazette vom 25. September 1888 berichtet davon, dass der Polizei ein Bericht vorläge, dem zufolge ein Mann, der nicht gefasst werden konnte, eine Frau aus der selben Klasse wie die bisherigen Opfer in der Vine Street (das ist unmittelbar südlich von St. Botolph´s!) zuerst niedergeschlagen und dann mit einem Messer attackiert haben soll: Sie konnte sich ihren Angaben zufolge wehren, wurde aber an der Schulter verletzt : Der Täter ca. 35 Jahre alt, Größe: 5ft. 8 inch, schwarzer Schnauzbart, brauner Mantel, soll geflüchtet sein. Ein Zwischenfall, der wohl der selbe zu sein scheint, findet sich in Sam´l E. Hudson´s , ´Leather Apron; Or, the Horrors of Whitechapel, London. ´ (angeblich Philadelphia Dezember 1888(!), Seite 21 – in voller Länge auf Casebook nachlesbar, dort page 22): Dort wird im gleichen Zeitraum ebenfalls von einem angeblichen Übergriff auf eine beleibte Frau gesprochen, die letztendlich mit einer Wunde ins London Hospital eingeliefert wurde. Der Autor, der die Frage in den Raum stellte, ob es Jack the Ripper nicht vielleicht in erster Linie auf dralle, plumpe Frauen abgesehen hatte, beschreibt den Ort des Überfalls als einsame Stelle an einer Kreuzung.
Noch ein dritter Bericht könnte diesen Vorfall, aber auch einen anderen beschreiben, denn der Ort wird hier als ´a bye-turning off Commerscial-Street´ angegeben: Der Daily Telegraph vom 3. Oktober 1888 soll davon berichtet haben, dass der Metropolitan Police (spricht auch nicht gerade für die Vine Street...) Details über die Attacke auf eine Frau vorliegen, die zwischen dem Mord in der Hanbury Street und dem ´Double-Event´, ´angeblich vor 10 Tagen´ stattfand. Die Frau hat zugegeben, sich, obwohl sie verheiratet ist, mit einem fremden (oder ´merkwürdigen´, da wörtlich ´strange´) Mann zu unmoralischen Zwecken auf eine Konversation eingelassen zu haben. Der Täter soll ihr ein Bein gestellt haben, worauf sie auf den Gehsteig fiel. Seinen Versuch, ihr die Kehle zu durchschneiden, soll sie mit ihrem Arm abgewehrt haben, wobei sie sich aber eine Schnittwunde an diesem zuzog. Der Täter ist, aufgeschreckt durch seinen Fehlversuch und in Angst vor ihren Schreien geflohen. Die Frau wurde gefunden und ins Hospital eingeliefert, war aber wohl ´so voller Likör´, dass sie nicht in der Lage war, sich an das Aussehen des Täters zu erinnern, was auch der Grund für die Geheimhaltung des Falles gewesen sein könnte, mutmaßte das Blatt...
30. September 1888, Nacht des ´Double Event´: Kurz vor Mitternacht stellt sich in Westminster ein gewisser John Brown der Polizei. Er hat seine Frau in der Regency Street getötet (Siehe Sourcebook).
Am Dienstag, den 2. Oktober 1888 trifft die Prostituierte Sarah McFarley in der New Oxford Street um 00.30h auf den 52-Jährigen Schneider August Nochild. Er fragt sie, ob sie mit ihm in sein Heim in Whitechapel kommen wolle. Sie weigert sich, und der Mann versucht die Frau in Folge am Holborn Circus mit den Worten ´Ich werde Dich ermorden, wenn Du es nicht tust. Ich habe die Frauen in Whitechapel umgebracht, und würde gerne eine weitere töten.´ zu strangulieren. Interessant ist, wo Nochild zuhause war, nämlich in der Christian Street, zwei Straßen östlich der Berner Street und direkt am östlichen Ende der Pinchin Street. Das Aufeinandertreffen wiederum fand wohl etwas nördlich von Whitehall statt, wo man am selben Tag den Torso im Keller von New Scotland Yard fand. Da beide Personen unter Alkoholeinfluss gestanden zu sein scheinen, wurde der Fall verworfen. (Quellen: The Echo, 2. Oktober 1888, Daily Telegraph und Morning Advertiser vom 3. Oktober 1888)
The Star vom 13., 15. und 20. November 1888 berichtet über die gerichtliche Untersuchung des Falles der tot in der Themse bei Wapping aufgefundenen, 26-Jährigen Florence Hancock durch Coroner Baxter. Gefunden wurde die mit Ausnahme von Hut und Stiefeln voll bekleidete Leiche am Freitag davor (der Tag, an dem Kelly getötet wurde), sie soll aber schon mindestens über eine Woche im Wasser getrieben haben. Eine Halskette, die die Tote getragen haben soll, war angeblich verschwunden. Die Mutter der Toten betrieb wohl einst ein Loding-House in Peckham. Bevor sie verschwand, war Hancock auf einer Lokaltour von Ludgate-Hill bis in ein Lokal namens ´the Northumberland´ (the Strand), wo sie, ihrer weiblichen Begleitung zufolge, einen Mann getroffen haben soll, der als groß, hellhäutig und mit starkem Schnauzbart beschrieben wird. Mehrfach soll sie gesagt haben, dass sie nicht mehr leben wolle, aber ihre Freundinnen glaubten nicht an Selbstmord und berichteten von einem gewissen Mr. Pain, der nach einem Streit den Kontakt zu Hancock abgebrochen hatte. Ein Zeitungsreporter konnte diesen Mann, der von dem Vorfall noch gar nichts wusste, ausfindig machen.
16. & 17. November 1888 : Die Zeitungen berichten von einer Chloroformattacke (am 14.11.) auf eine gewisse Amelia Ponting im West End (Pembridge Square, Kensington). Der hellhäutige Täter war etwa 5ft 8in groß, trug einen schwarzen Mantel, eine helle, karierte Hose, hatte Koteletten und einen Schnauzer. Ebenso wird ein weiterer Angriff (15.11.) erwähnt, nämlich der auf eine Annie Murphy durch einen großen, dünnen Mann, der schließlich aufgrund des Erscheinen eines PCs, der auf die Schreie der jungen Frau aufmerksam wurde, die Flucht ergriff. Das Opfer bemerkte erst daheim, dass ihr der Fremde wohl in die Brust gestochen hatte. (Quellen: The Star vom 16. November 1888, Morning Advertiser und Daily News, 17. November 1888)
Mittwoch, 21. November 1888: Angebliche Attacke auf Annie Farmer in der George Street Nr. 19. (Sollte bekannt sein.)
Am Freitag, den 7. Dezember 1888 ereignet sich eine etwas verwirrende Geschichte: William Hall, ein Briefsortierer im General Post Office, geht mit einer weiblichen Begleitung entlang der Marshalsea Street (Borough) gegen 0.25h nach hause, als ihnen eine Frau begegnet, die in Begleitung eines Mannes war, und die sich bei den beiden beschwerte, dieser hätte sie grob beleidigt. Der 33-jährige Straßenhändler William James erscheint ebenfalls und stößt diesen Mann, der daraufhin die Flucht ergreift. Hall und seine Begleitung erklären einem Constable, was geschehen war. Dieser befragte auch James, der ihm erklärte, er sei Jack the Ripper. Der PC maß dem nichts bei. James folgte Hall danach und stieß diesen plötzlich dermaßen zu Boden, dass Hall sich dabei Verletzungen zuzog, an deren Folgen er am nächsten Tag verstarb. James, der vor Gericht behauptete, in Selbstverteidigung gehandelt zu haben, da Hall seiner Begleitung, die verheiratet war, ungehörige Angebote machte, wurde des Totschlags durch einen Stoß für schuldig befunden. (Quellen: The Times, vom 12. Dezember 1888 und 12. Jänner 1889)
Am Montag, den 10. Dezember 1888 betritt ein Mann gegen 16.30h den Refreshment Shop von Mr. James Whiting in der Spa Road Nr. 17 in Bermondsey und verlangt eine Tasse Tee. Er wird von der 15-Jährigen Lucretia Pembroke, die für ihr Alter sehr groß ist, bedient. Sie fragt ihn, ob er noch gerne Brot und Butter zu seinem Tee hätte, was der Mann verneint. Daraufhin begibt sie sich in Richtung des Aufenthaltsraumes an der Rückseite. Der Mann springt plötzlich zur Ladentür, versperrt diese, packt das Mädchen von hinten, durchschneidet ihr mit einem ´Penknife´ die Kehle und flüchtet durch die Hintertür. Pembroke wird gleich darauf von Mrs. Whiting gefunden, die sich während des Übergriffes im 1. Stock befand. Diese öffnet sogleich die Fronttür und holt einen Police Constable zu Hilfe, der, begleitet von zwei Männern, das Anwesen durchsucht, aber niemanden mehr vorfindet. Pembroke wird in das Guy´s Hospital eingeliefert, und die Chancen, dass sie überlebt, erscheinen gering. Dennoch kann sie gegen Abend eine Aussage machen, und erklären, dass sie ihren Angreifer kannte: es handelte sich um den 21-jährigen Gerber William Atkins, der in der Nachbarschaft wohnte und als ´Silly Bill´ bekannt war. Die erste Frage, die der Mann, der für die Whitings Tage zuvor einen Raum tapeziert hatte, bei seiner Festnahme stellte, war: "Ist sie tot?". Danach händigte er der Polizei sein Messer aus. Mehrere ausländische Zeitungen bringen den Fall mit Jack the Ripper in Verbindung. Das Mädchen erholte sich überraschenderweise von ihrer sehr schweren Verletzung, bei der auch das linke Ohrläppchen abgetrennt wurde, und am 9. Jänner 1889 stand Atkins, der unter epileptischen Anfällen litt, aufgrund einer Kopfverletzung intellektuell beeinträchtigt, und von mürrischem Temperament war, vor Gericht. Urteil: 7 Jahre Strafarbeit. (Quellen: Daily News, 11. & 12. Dezember 1888, Manitoba Daily Free Press, Marion Daily Star, New York Herald und New York Times, jeweils vom 11. Dezember 1888, sowie Morning Advertiser vom 12. und 19. Dezember 1888 und The Times (London) vom 10. Jänner 1889)
Zum folgenden Ereignis fehlen mir leider einige Infos – Nämlich aus welcher Zeitung der Bericht stammt, und in welchem Jahr es sich ereignet hat (fand ich irgendwann auf Casebook, blieb aber bezüglich des Jahres unkommentiert...)
Ein Zeitungsbericht vom 23. November (Jahr unbekannt, eventuell 1888?) berichtet vom Fall der 33-jährigen Witwe Agnes Jacques, die sich am 7. August in der Nachbarschaft von Tooting auf einer Zechtour befand. Die fünf später gefassten jungen Männer (allesamt angeblich Arbeiter) Joseph Cowley, (21), George Cowley (18), Sidney Gardiner (19), George Vickery (16) und Arthur Prestridge (16), die die hilflose Lage der Frau kannten, sind am Grundstück eines Gebäudes nahe der High Street zwischen Belham und London, über sie hergefallen und haben sie zu Boden gestoßen. Anschließend malträtierten sie ihr Opfer, das danach in sehr kritischem Zustand aufgefunden und zur Infirmary gebracht wurde. Sie konnte aussagen, dass sie von jungen Männern überfallen wurde, von denen einer Joseph Cowley war. Am 14. Oktober verstarb sie aufgrund einer durch die Verletzungen entstandenen Peritonitis.