Autor Thema: Wieder einmal Miller´s Court...Die Verstümmelungen  (Gelesen 21834 mal)

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Offline Lestrade

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Re: Wieder einmal Miller´s Court...Die Verstümmelungen
« Antwort #15 am: 25.05.2010 08:29 Uhr »
Danach hätte er die Opfer mit einer Hand am Unterkiefer gepackt und nach innen und oben gedrückt. Wäre eine sehr effiziente Methode:

Dies würde passen...

Guten Morgen KvN!

Kräftig war der Ripper auf jeden Fall. Er war, wie man so schön sagt, absolut fit. Zumindest im Herbst 1888.

Aber er wurde auch vorsichtiger. Sein seemänisches Outfit hatte er bei Kelly bereits abgelegt, sollte man Hutchinson´s Aussagen Glauben schenken. Und das tue ich.
Nach dem DoubleEvent wurde er vorsichtiger. Das könnte mehrere Gründe gehabt haben. Die Polizei wurde noch aktiver, Lusk Leute genauso. Wahrscheinlich war man ihm schon sehr nahegekommen, er wurde interviewt oder ähnliches. Gefasst werden wollte er noch nicht. Die Zeit zwischen 30. September und 8. November könnten dafür sprechen, etwas "Ruhe" einkehren zu lassen und sich eine neue Strategie (Indoor) einfallen zu lassen. Wie anfällig seine Vorgehensweise bis dato war, sieht man im Falle Stride. Er war dort unachtsam geworden, fühlte sich vielleicht schon routiniert. Zwei Zeugen (Schwartz und der zweite Mann) und dann Diemschütz störten ihn aber dennoch brachte er es fertig, Stride zu töten. Nichols und Chapman, vielleicht vorher schon Tabram liefen aus seiner Sicht glatt ab. Möglicherweise dachte er, er hätte das Glück gepachtet. Wenn dem so war, dann war er auch ziemlich selbstverliebt. Ich finde es extrem auffällig, nach Stride weiterzuziehen und dann bei Eddowes ein weiteres Verbrechen zu vollziehen. In seiner Welt fühlte er sich so sicher, niemand konnte ihm was, weder Polizei, noch Lusk Leute, noch sonstwer. Ein riesiges Maß an Selbstüberschätzung. Er dürfte sich in seinen wahren Absichten, von niemanden erkannt gefühlt haben. Sehr, sehr bemerkenswert, wie ich finde.

Liebe Grüße,

Lestrade. 

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Re: Wieder einmal Miller´s Court...Die Verstümmelungen
« Antwort #16 am: 25.05.2010 21:46 Uhr »
Mal am Rande...

Was mir zum Seemannsoutfit noch aufgefallen war:

Im Casebook habe ich bei Jacob Isenschmidt einige Aufnahmen aus der Anstalt entdeckt. Schien ja bei einigen Irren, Mode gewesen zu sein, Halstücher zu tragen oder war das eine allgemeine, normale modische Erscheinung damals? Weiß jemand dazu genaueres von euch?
Falls der Ripper kurz vorher noch in solch einer Einrichtung war, könnte dies ja ein Überbleibsel gewesen sein.

Gruß, Lestrade.
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Offline Anirahtak

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Re: Wieder einmal Miller´s Court...Die Verstümmelungen
« Antwort #17 am: 25.05.2010 22:39 Uhr »
@ Lestrade

Das passt ziemlich gut, finde ich. Dass er sich nach Stride und Eddowes, wo es für ihn fast daneben ging, die Indoor-Strategie ausgedacht hat. Dürfte auch nicht einfach gewesen sein, eine Prostituierte mit eigenem Zimmer zu finden, nehme ich mal an.



Offline Lestrade

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Re: Wieder einmal Miller´s Court...Die Verstümmelungen
« Antwort #18 am: 26.05.2010 07:22 Uhr »
Guten Morgen Anirahtak!

Er lernte.

Allerdings barg ja auch der Indoor-Mord einige Risiken. Kelly hatte ja auch eine Freundin, die mal bei ihr übernachtete, die Trennung von Barnett lag ja auch erst kurz zurück, dessen Bruder suchte sie ja auch auf, Hutchinson, der hinter ihr hermarschierte usw. Tag und Nacht, war bei ihr wohl egal. Es hätte immer jemand bei ihr vorbeischauen können. Für gewöhnlich sind solche Täter ja auch sehr mißtrauisch, er hätte Hutchinson ja auch bemerken müssen. Falls alles so stimmte, wie dieser erzählte. Viele sind sich dem ja nicht sicher aber ich finde bei Hutch Punkte, die dafür sprechen, das er die Wahrheit sagte. Andererseits denke ich, das der Ripper, wenn es ihn packte, er in einen Zustand fiel, der ihn leichtsinniger werden ließ, obwohl er versuchte zu lernen. Er war sich dem dann aber nicht bewußt. Die Erkenntnisse erreichten ihn, meiner Meinung nach, erst nach den Taten. Deswegen sage ich auch, er war von mittlerer, normaler Intelligenz. "Es wird schon gut gehen", gehörte wohl zu seinem Motto. Er dürfte auch bereit gewesen sein, sich zu verteidigen, wenn es hart auf hart käme. Dies ist der einzige Punkt, wo ich sagen würde, der Täter war noch kein so erfahrener Mann. David Cohen ist mein JtR Favourit, das einzige was mich stört ist dessen Alter. Würde allerdings eher, zu solch riskanten Verhalten passen. Ein Täter von Mitte 30 (ich gehe von mittlerer Intelligenz aus), wäre vorsichtiger gewesen. Gegen die Jugend sprechen auch viele Zeugenaussagen. Dennoch, wir müssen die schlechten Sichtverhältnisse in London bei Nacht und den individuellen Lebenslauf des Rippers betrachten. War er jemand, der schon mit 14-15 Jahre schwer arbeiten musste und rauhen Bedingungen ausgesetzt war, dann könnte er älter ausgesehen haben als er war. Und ob es die richtige Altersangabe war, bleibt auch offen.
Aber zurück zu Kelly. Es gibt die Theorie, das er sich den Opfern spontan widmete. Ich stimme dem nicht ganz zu. Meiner Meinung nach sprach er sie schon vorher an. Der erste Kontakt bevor sie starben, könnte 1-3 Stunden vorher stattgefunden haben. Ausnahmen könnten Eddowes und Kelly gewesen sein. Erstere könnte er zumindest gewußt haben, wo er Sie genau findet, zweitere länger abgecheckt haben.
Kelly bleibt als Persönlichkeit interessant. Sie war jung und war jemand der Aufsehen erregte. Kam Alkohol ins Spiel, mutierte sie vom netten Mädchen zur Unruhestifterin. Sie war attraktiv. Männer spielten eine große Rolle in ihrem Leben. Sie bestätigten sie. Dabei immer auf der Suche nach einem Heim und einem besseren Leben. Das dies nicht klappte lag an ihr selber und vielleicht auch an einigen Pechmomenten. Ihre Heirat mit Davies, der umkam, vielleicht ein Kind, Krankenhausaufenthalte, bei Nonnen wahrscheinlich lebend, Dienstmagd, Edelprostituierte, Paris, die Beziehungen zu Morganstone, Fleming, Barnett wer weiß ich noch alles. Hutch schien ihr nicht abgeneigt. Barnett´s Bruder hing sich ja auch mit rein. Sie muss für Männer auch vom Wesen her, sehr anziehend gewesen sein. Männer verziehen ihr ersteinmal einiges, sie konnte sie vermutlich gut manipulieren. Sie war unberechenbar und sicherlich geschwätzig. Und alleine sein, konnte sie mit Sicherheit auch nicht. Männer, die vielleicht nicht gleich Sex wollten oder nur, hatten bei ihr einen eindeutig höheren Stellenwert. Ein Mann der Charme, Fürsorge und Humor vorgaugelte, bekam schnell ihr Vertrauen. Daher passt Hutch Aussage von der Begegnung Kelly´s, mit jenem gesehen Mann und der Szene mit dem Halstuch, gut zum tatsächlichen Täter. Alles in allem, für einen Indoor Verbrechen, musste er sein Opfer mehr und besser abchecken. Kelly war dafür, in ihrer Art und Weise, das perfekte Opfer.

Lestrade.
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Offline Anirahtak

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Re: Wieder einmal Miller´s Court...Die Verstümmelungen
« Antwort #19 am: 26.05.2010 20:41 Uhr »
Guten Abend Lestrade,

David Cohen musste ich googeln.

http://en.wikipedia.org/wiki/Jack_the_Ripper_suspects#David_Cohen

Findest du, Hutchinsons Beschreibung passt auf so jemanden? Auch mal abgesehen von der Einlieferung in eine Anstalt - hätte ein Schuhmacher in dieser Zeit die Mittel gehabt, sich nach Hutchinsons Beschreibung zu verkleiden?

Offline Lestrade

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Re: Wieder einmal Miller´s Court...Die Verstümmelungen
« Antwort #20 am: 26.05.2010 23:44 Uhr »
Guten Abend Anirahtak!

David Cohen war Tailor, der von Martin Fido ihm zugeordnete Nathan Kaminsky Schumacher. Fido ist der Meinung Kosminski/ Kaminsky wären ein und die selbe Person wie auch David Cohen. Die bekannte Cohen/Kaminsky/Kosminski-Theorie. Ich teile bis jetzt nur die Meinung oder die Ansicht, das der von Swanson und Macnaughton genannte "Kosminski", David Cohen war und er derjenige war, der im Seaside- Home identifiziert wurde. Wenn schon, denn schon, dann denke ich, das der Kaminsky im Workhouse eigentlich Kosminski hieß und dort versehentlich als Kaminsky eingetragen wurde. Aber wie eben schon erwähnt, votiere ich nur dafür, das "Kosminski", David Cohen war. Sonst nichts.
Genauso wie ich nicht glaube, das die Identifizierung 1891 im Seaside Home in Hove stattfand, sondern bereits Ende November 1888 in London. In einer Einrichtung die ähnlich klang. Ich schrieb kürzlich bereits darüber. Ich spekuliere darauf, das die City Police, den Mann zur MET brachte und zwar ganz kurzfristig ohne dessen vollständigen Namen zu wissen. Bei dieser Gegenüberstellung fiel nur der Name "Kosminski" und blieb Swanson auch so im Gedächtnis. Cohen war ein Name wie Sand am Meer, Kosminski für einen Ermittler von Swanson´s Persönlichkeit, einprägsamer zu merken. Sollte er dennoch dessen richtigen Namen erfahren haben, blieb Kosminski als Begriff für ihn wichtiger. Macnaughton dürfte nur Notizen mit der Bezeichnung eines Kosminski vorgefunden haben. Möglicherweise war hierbei die Zusammenarbeit MET (4 Opfer) und City Police (1 Opfer der K5) ein ausschlaggebener Faktor. Warum es zur Nennung des Namens Kosminski kam, führe ich auf die Verbandlung der Familien Kosminski/Lubnowski/Abrahams und Cohen zurück. Hier könnte bei der Verhaftung durch die City Police, irrtümlicherweise der Name verwechselt worden sein, Spuren dürfte aber ersteinmal zum Kosminski- Zweig geführt haben. Als 1891 Aaron Kosminski auffiel, dürfte die MET sehr sensibel auf den Namen reagiert haben, weil er in Verbindung zu den Ereignissen im Herbst 1888 stand und vielleicht Verbindungen zum wahren Ripper der Polizei bekannt waren. Wie auch immer, so in der Art.
Hutchinson´s Beschreibung hin.- oder her, er sah ein rotes Halstuch, das auch Lawende beschrieb und dazu kommt das Verhalten dieses Mannes, das ich schon im Post oberhalb beschrieb. Die Zeugenbeschreibungen waren insgesamt sehr unterschiedlich, 3-4 Punkte wiederholten sich allerdings (jüdisch, seemann, paket, rotes Tuch).
Es ist ja nur meine ganz persönliche Sicht der Dinge, meine Theorie und die lautet, das Swanson´s Aussage für Ende November 1888 zutraf und der von ihm bezeichnete Kosminski, ein Cohen war, nur eben an jenem Tag, wußte er das noch nicht. Jeder hat eben so seine Vorstellung.
Für mich ist die Nr. 1 aller Jack the Ripper Verdächtigen David Cohen. Von dem ich denke, das er zur Zeit der Verbrechen, wieder mal auf freiem Fuss war und bereits lange Jahre mit Whitechapel vertraut war.
Aus Cohen war nichts herauszubekommen, sein Zustand verschlechterte sich geistig wie körperlich und er starb ja alsbald, das darf man dabei nicht vergessen. Cohen war ein höchst, höchst gefährlicher Mann geworden, genauso wie der Mann im Horror- Herbst 1888 einer war. Und keiner der bei einer Verhaftung gewinselt hätte, "Es tut mir leid", der fühlte nichts menschliches mehr und schon gar keine Schuldgefühle. Es mag arrogant klingen aber ohne all die Dinge die wir wissen, ich hätte aufgrund des plötzlichen Abrisses der Serie der K5 für die Zeit danach, die Insassen der Irrenhäuser abgeklappert und genau solchen Mann gesucht. Und ich hätte ihn mit David Cohen auch gefunden.
Ich wag mich weit aus dem Fenster mit solcher Ansicht aber letztendlich schreibe ich nur was ich denke.

Lestrade.
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Re: Wieder einmal Miller´s Court...Die Verstümmelungen
« Antwort #21 am: 27.05.2010 09:49 Uhr »
Guten Morgen die Herrschaften!

Zusätzlich zu meinem letzten Post, möchte ich noch folgendes hinzufügen:

Das Seaside Home, wo ich neulich bereits vermutete, es könnte auch ein Sailor´s Home gewesen sein (Seemann Adam Cullen), erfährt eine weitere Möglichkeit der Erklärung. In Bishopsgate (City of London) wurde 1865 wohl auch ein City Police Hospital gegründet, das sich in seiner Eigenschaft, wohl auch dem Seaside Home in Hove geähnelt haben dürfte. Wenn also ein PC nahe Mitre Square so eine große Rolle spielte, liegt es ja fast näher, das jener eher Patient (als City Police Angehöriger) in diesem Hospital war, als so weit weg in Hove.

Lestrade.
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Re: Wieder einmal Miller´s Court...Die Verstümmelungen
« Antwort #22 am: 27.05.2010 12:16 Uhr »
Findest du, Hutchinsons Beschreibung passt auf so jemanden?

Noch etwas.

Hutchinson kann ja durchaus noch etwas ausgeschmückt haben.

Um wieder mal auf Sagar´s Obervation (City Police) zurückzukommen, er sprach ja von der Butcher´s Row. Die Butcher´s Row war ja nur ein Teil der Aldgate High Street. Gegenüber der Butcher´s Row (die gleiche Straße, man musste nur über Straße gehen) befand sich das Schneidergeschäft von  Abraham Lazarus Pozner, einem gebürtigen Polen. Direkt neben dem Tabakhandel von Samuel Abrahams (in London geboren). Pozner´s Geschäft war recht klein und er blickte genau in die Mitte der gegenüberlegenen Butcher´s Row. Hinter der Butcher´s Row verlief die Harrow Alley, dort hatte ein anderer Schneider, Lewis Kingberg (in Polen geboren) ebenfalls ein Geschäft. Mit Blick auf auf die Rückseite der Butcher´s Row und einem größeren Schlachthaus. Auf der gleichen Seite der wo die Butcher´s Row lag aber nicht mehr dazugehörend, gab es ein Schneidergeschäft von Joseph Hyam Levy (nicht identisch mit dem Zeugen gleichen Namens).
Ein Mann wie Cohen, als Tailor angegeben, hätte durchaus in eines dieser 3 Schneiderein arbeiten können und Sagar´s Suspect gewesen sein.
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KvN

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Re: Wieder einmal Miller´s Court...Die Verstümmelungen
« Antwort #23 am: 28.05.2010 08:45 Uhr »
Morgen allseits!

Hey, Lestrade, deine Cohen Argumentation ist sehr sehr schlüssig und konsistent, meinen Respekt! Ich teile deine Meinung zwar nicht, da Cohen von seiner Veranlagung und der Art seiner Erkrankung nicht meinem Phantasie-Ripper entspricht, aber natürlich erhebe ich keinen Anspruch die Wahrheit zu kennen. Meiner Ansicht nach haben die Rippermorde eben nicht den Anschein eines Affektdurchbruches...Doch zurück zum Milller´s Court...
Hutchinsons Aussage messe ich wenig Gewicht bei, mag sein dass sie korrekt ist oder auch nicht, den Ripper hat er nicht gesehen. Je mehr ich die Fakten nachlese, desto mehr komme ich zu der Ansicht dass MJK im Schlaf überrascht wurde, was bedeutet dass sie sowohl blotchy face als auch den Hutch - Mann überlebt hat. Der TZP war gegen 4Uhr, ich finde nach wie vor keinen vernünftigen Grund daran zu zweifeln. Aussagen dass Kelly noch am vm lebend gesehen wurde betrachte ich als unhaltbar, weil: Kelly war zum Schlafen gekleidet, ihre Schuhe standen vor dem Kamin, eine Durchführung des Mordes bei hellem Tageslicht, mit einem Haufen Leute direkt vor der Tür ist für mich nicht vorstellbar und entspräche auch überhaupt nicht dem Tatbegehungsmuster. Und in Anbetracht des Zeitaufwandes ist die Zeitspanne zwischen angeblicher letzter Sichtung und Entdeckung auch viel zu kurz.

Grüße
 

Offline Lestrade

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Re: Wieder einmal Miller´s Court...Die Verstümmelungen
« Antwort #24 am: 28.05.2010 09:16 Uhr »
Guten Morgen Kurt!

Naja, meine Cohen- Theorie teilt niemand. Was ist das auch für ein Name? David Cohen! Außer den Anstaltsaufzeichnungen, hängt dieser Mann, dieser Name ja in der Luft. Andere klingen wiel schöner und spektakulärer, Klosowski, Druitt, Tumblety, Verschwörungen, Maybrick, Sickert, Barnett usw. Ist wie im Fussball, Ballack, Podolski, Lahm, Nationalelf, Schweinsteiger, Klose, Gomez und Mertesacker und dann komme ich mit Harry Schmidt... :icon_rolleyes:

Ich denke auch, das Kelly im Schlaf überrascht wurde. Aber wie schon bei den anderen Opfern (Ausnahme Eddowes), denke ich, das der Ripper bereits vorher Kontakt aufnahm. Und zwar mit Schirm, Charme und Melone um dann zurückzukehren und erbarmungslos zuzuschlagen. Aber beachte Kurt, genau wie Lawende ein rotes Halstuch sah, sah auch er eines. Mrs. Cox sah vorher bei Kelly auch ein roten, geknoteten und gekreuzten Schal um ihren Hals. Und dann die Szene die Hutch beschrieb, das Kelly sagte, sie hätte gerade ihren Schal verloren und er (Hutch´s Mann) zauberte dann einen hervor. Zur Belustigung beider. 3 Zeugen, unabhängig voneinander, erwähnen dieses Kleidungsstück. Mag sein, das Hutch sich gerne reden hörte und den Täter in seiner Beschreibung überzeichnet hatte. Außerdem wissen wir nicht, wieviel Bar Hutch schon auf dem Kessel hatte. Ich glaube gelesen zu haben, das auch der Zeuge Preston, bei Stride ein rotes Halstuch gesehen haben wollte. Gefunden wurde so etwas aber bei keinem der Opfer. Hatte Nichols nicht gerade einen neuen Hut? Kein Geld um irgendwo unterzukommen aber einen neuen Hut kaufen? Glaube ich nicht. Solche Täter können mit kleinen Aufmerksamkeit versuchen, ersteinmal das Vertrauen der Opfer zu gewinnen.

Grüße, Lestrade.
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KvN

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Re: Wieder einmal Miller´s Court...Die Verstümmelungen
« Antwort #25 am: 28.05.2010 11:32 Uhr »
Sehe ich durchaus genauso! Der Täter hatte mit seinen Opfern vorher Kontakt, speziell bei MJK bin ich mir da 100% sicher, eigentlich auch bei Eddowes. Wenn die These stimmt dass Kelly im Schlaf überrascht wurde, dann muss sich der Mörder sehr gut ausgekannt haben, sicherlich war er nicht zum ersten Mal in diesem Raum...Aber wie ist er reingekommen? Und wie konnte er nach vollbrachter Tat die Tür versperren? (Nochmal: Es gab damals noch keine Sicherheitstüren, die nach blossem Zuschlagen versperrt waren!) Den Hutch - Mann halt ich nicht für den Täter, nach der ausgiebigen Sichtung durch einen Zeugen den Mord zu begehen, i kann mir´s ned vorstellen...

Grüße

P.S. Gehört nicht hierher, aber was hältst du von Jacob Levy?

Offline Lestrade

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Re: Wieder einmal Miller´s Court...Die Verstümmelungen
« Antwort #26 am: 28.05.2010 14:20 Uhr »
Nun ja Kurt!

Zeugen haben ihn ja im Falle Stride auch nicht abgehalten. Und dann noch neben dem Men´s Club zugeschlagen. Bei Eddowes konnte man ihn, wenn man die Zeitfenster studiert, beinahe als PC "von weiten" sehen (Harvey, Watkins, der Nachtwächter). Dazu noch das Trio Levy/Lawende/ Harris. Bei Chapman hätte nur die Tür aufgehen müssen... Der war vorbereitet auf unliebsame Gäste, sprich, bereit denen auch den Garaus zu machen... Man braucht den Täter nicht zu berechnen, er muss unberechenbar gewesen sein...

Zu Jacob Levy. Die Reihenfolge meiner Jack the Ripper Kandidaten lautet: Cohen/Kosminski- Hyam Hyams- Jacob Levy. Von seiner Persönlichkeit und von seinem Profil ist auch Barnett interessant. Er und wohl auch seine Brüder. Interessant aber verdächtigen tue ich ihn/sie nicht.

Joseph Levy & Catherine Levy hatten 7 Kinder:

1.Hannah Levy geb.1847 (vor der Heirat der Eltern)
2.Elizabeth Levy geb.1848
3.Isaac Levy geb.1851
4.Abraham Levy geb.1854 (Selbstmord am 26. Mai 1875 durch Aufhängen)
5.Joseph Jacob Levy geb.1856
6.Moses Levy  geb.1859
7.Rebecca Levy geb.1867

Vater Joseph Levy hatte eine Bruder mit Namen Hyam Levy. Ihre gemeinsamen Eltern waren:

Isaac Isaac ben Hayim Levy geb.  um 1770
Sarah Levy Born um geb. 1777 in Amsterdam
Heirat um 1812

Vermutlich 6 Kinder:

1.Hyam Levy geb. 1811 (1872 verstorben) heiratete Francis Napthali (Ende 1888/ Anfang 1889 verstorben)/ 5 Kinder, Butcher
2.Esther Levy geb. 1812 heiratete Samuel Lyons, zwei Kinder. Heiratete erneut, diesmal einen Joshua Simmons
3.Elias Levy geb. 1816
4.Moss Levy 1818/ Butcher
5.Joseph Levy 1822. Heiratete Catherine Solomons (stirbt 1888!!!)/ 7 Kinder, Butcher
6.Elizabeth Levy 1826.

Die Brüder Hyam Levy und Joseph Levy waren die Eltern von Jacob Levy bzw. Joseph Hyam Levy. Diese waren Cousins.

Hyam Levy & Francis Levy hatten 5 Kinder:

1.Joseph Hyam Levy, geb.1841
2.Elizabeth Goldberg
3.Alfred Levy
4.Fanny Levy ???
5.Ted Levy

Fanny Levy ist vermutlich (ich schreibe vermutlich) die Mutter von Hyam Hyams (geb. 1855). Sie heiratete einst einen Hyams. Sie zog 1891 zu Henry Lyons, den Onkel von Amelia Lewis, der Frau von Joseph Hyam Levy. Joseph Hyam Levy´s Neffe war also Hyam Hyams. So wie erwähnt, Jacob Levy sein Cousin war. Aus Sicht Jacob Levy´s war Hyam Hyams der Sohn seiner Tante Fanny. Am Tatort von Eddowes könnte Joseph Hyam Levy, seinen Cousin oder Neffen erblickt habe.

Issac Barnett, einziger Besucher von Jacob Levy in der Anstalt, muss Jacob Levy´s Schwester, Elizabeth oder Rebecca, geheiratet haben.

Hyam Hyams hatte die Brüder Barney, George und Morris und die Schwestern Clara und Jane. Jane’s Ehemann war John Abrahams. Hyams war verheiratet mit Rachel, 2 Kinder, William und Kate.
Hyam Hyams Vater starb recht früh. Jacob Levy´s Mutter Catherine ist in 1888 verstorben. Joseph Hyam Levy´s Mutter Francis Ende 1888 oder Anfang 1889. In dieser Familie muss es psychische Erkrankungen gegeben haben. Abraham Levy (Jacob´s Bruder) beging Selbstmord. Jacob Levy und Hyam Hyams kamen in Anstalten. Es gab weitere Brüder bei beiden.

George Hutchinson´s Wiedererkennung seines Verdächtigen in der Middlesex Street ist möglich. Das Geschäft in der 36 Middlesex Street führte Joseph Hyam Levy, lange nach dem Tod seines Vaters mit. 1888 führte dort Jacob Levy sein Geschäft in der 36 Middlesex Street oder wohl vielmehr seine Frau Sarah (2 Kinder).

Beide Levy Zweige handelten mit George Bolam, einem Milchhändler (der Kühe hielt). Der ein Geschäft gegenüber der Butcher´s Row (Nummer 21) besaß und eine Metzgerei in der Middlesex Street.

Salomon de Leeuw Butcher´s Shop lag quasi gegenüber in der Butcher´s Row (Nummer 59) von Bolam aus gesehen. Dieser bekam am 29.02.1892 Ärger wegen Tierquälerei (seiner Schafe). Er starb 1895 im City of London Asylum at Stone.

Dessen Geschäft übernahm George Louissian. 1881 führte sein Vater Frederik Louis Louissan schon ein Geschäft außerhalb der Butcher´s Row aber auf der gleichen Seite mit der Nummer 75. Die Nummer 57 allerdings, übernahm Vater Frederik Louis Louissan von Cooke & Banks.

Martin Kosminski kannte Frederik Louis Louissan und Joseph Hyam Levy.

Beide Männer die weggesperrt wurden, Jacob Levy und Hyam Hyams, waren in 1888 um die 33 Jahre alt. Sie entsprachen daher annähernd dem Mittel der Alterbeschreibungen diverser Zeugen, die zwischen 28 und 36 Jahre angegeben wurden.

Hier noch ein paar Daten zu Jacob Levy und Hyam Hyams:

Jacob Levy (geb. 1856), Butcher, 11 Fieldgate Street, Whitechapel (1881), 36 Middlesex Street (1888), Sarah (als Witwe 1891, 69 Middlesex Street), 2 Kinder

Verhaftet am 10 März 1886 wegen Diebstahls bei seinem Master Hyman Sampson, 58 Goulston Street
Verurteilt am 6 April 1886 nach Holloway Prison. Landete aber wohl eher im Essex County Asylum (weil er Stimmen hörte?)
15 August 1890 ins City of London Lunatic Asylum Stone in Kent
29 July 1891 Levy stirbt dort an Syphilis

Hyam Hyams (geb. 1855), Fruiterer

Eltern:

Solomon Hyams (starb vor 1881)& Fanny Hyams geb. Levy. Solomon war cigar maker.

1881, 29 Mitre Street mit seiner Mutter, Brüdern und Schwestern. Fanny, Barney, George, Morris, Clara und Jane (Ehemann John Abrahams).
Nach 1881 Hyam heiratet Rachel, 36 New Street, Gravel Lane. 2 Kinder, William und Kate.
1888, Fanny 29 Mitre Street, Fruiterer.
1891, Fanny wohnt 24 Mitre Street, früheres Heim von Amelia Lewis
1888 bei der Einlieferung Hyams, Adresse lautet 217 Jubilee Street. 218 Jubilee Street befand sich das Leder- Geschäft von Mr. Marsh. Mr. Marsh’s Tochter, Emily… Lusk Brief…, George Lusk…!!!

29. Dezember 1888 Whitechapel Workhouse Infirmary
11. Januar 1889 entlassen
15. April 1889 wieder eingewiesen und dann sofort nach Colney Hatch Lunatic Asylum
“under restraint and in a noisy condition.”,  “violent and dangerous“
30. August 1889 entlassen aber am
9.September 1889 Lunatic Asylum at Stone, Kent
Bezeichnet als “Terror of the City of London Police”
He was said to practise self-abuse (masturbation) and was previously addicted to drink. However, it was also noted that “at times he was kind, civil and industrious, and most attentive to his personal appearance and grooming.”
4. Januar 1890 zurück nach Colney Hatch Asylum
His case notes record “very frequent epileptic fits and then very violent and filthy. Otherwise quiet, but bitter against wife.” Apparently these fits were cyclical and Hyams would be well for about a month then “on/off for a fortnight.” He was described as a “crafty and dangerous maniac” who “destroys his bedding and paints his walls with filth, shouts the most obscene language and practices self-abuse.” Throughout his confinement Hyams was described variously as being “violent, threatening, noisy and destructive” and was said to have attacked other patients and medical staff.
22. März 1913 Hyams stirbt.

Alle Angaben ohne Gewähr.

Lestrade.
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Offline Lestrade

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Re: Wieder einmal Miller´s Court...Die Verstümmelungen
« Antwort #27 am: 28.05.2010 14:24 Uhr »
Kompliziert, dieses East End damals was ? :icon_wink:
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Offline Isdrasil

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Re: Wieder einmal Miller´s Court...Die Verstümmelungen
« Antwort #28 am: 28.05.2010 14:27 Uhr »
Hi

Das ganze Cohen-Zeugs in Ehren, aber kann man auch mal beim Thema bleiben und nicht bei jedem einzelnen Thema auf diese Geschichte zurückkommen? Dazu gibt es das Verdächtigen-Board!

Um zum Ursprung zurück zu kehren: KvN fragte unter Anderem, weshalb die Augen Kellys wohl verschont blieben und wie der "explorative" Charakter der Tat zu bewerten sei.

@Lestrade:
Nehms net bös, aber eröffne doch einfach ein Thema und da kannst Du dich dann austoben. Es ist ungeheuer schwer beim roten Faden zu bleiben, wenn dauernd das Cohen-Zeugs anfängt. Du kannst doch auch hier einen Link zum neuen Thema schalten und gut is. Sehe es mal so: Jeder, der sich für diese Theorie und deiner Meinung dazu interessiert wird sie nicht finden - weil sie zum Beispiel hier steht. Da sucht keiner danach... :icon_wink:

Trotzdem natürlich gute Recherchenarbeit, keine Frage.

Grüße, Isdrasil

Offline Lestrade

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Re: Wieder einmal Miller´s Court...Die Verstümmelungen
« Antwort #29 am: 28.05.2010 14:34 Uhr »
Na gut Isdrasil!

Ich werde mir diesen Ratschlag verinnerlichen. Wenn ich ehrlich, hast du ja auch Recht.

Soll sich ja jeder hier wohlfühlen.

Ich bitte um Verständnis dafür, das es ausgeartet ist.

Grüße, Lestrade.
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