Hallo Anirahtak!
All diese Begriffe, Shizophrenie in all seinen Formen, Paranoia, Psychopathie, Persönlichkeitsstörungen aller Art und all das was sie mitbringen, wie all diese Dinge verbunden sein können etc., dies alles übersteigt zugegebenermaßen meine Vorstellungskräfte. Es ist, als wenn ich mir die Unendlichkeit des Weltall oder den Tod vorstellen müsste. Es funktioniert nicht, bestenfalls rudimentär. Ich muss an dieser Stelle dann doch passen.
Wie Aaron Kozminski in 1888 lebte, wie seine Störung damals aussah, wir wissen es nicht. Wir wissen es ab 1890/91, dann noch 1894 und zu seinem Lebensende hin. Dazwischen fehlt auch ein gutes Stück. Wir kennen nicht die Akte und all das Wissen was die Polizei über "Kosminski" in petto hatte. Auch sie fehlt. Wir wissen aber, dass solch eine Erkrankung seine Geschichte hat, seine Anfänge, seine weitere Entwicklung, seine Höhepunkte usw. Es sieht so aus, als wenn "Kosminski", Aaron Kozminski war, ein damals 23jähriger Verdächtiger, der vermutlich von Joseph Lawende "irgendwie" (nach Meinung einiger MET Angehörige) identifiziert wurde. Wahrscheinlich wurde er von der City Police deshalb nach der "Identifizierung" observiert, weil Lawende deren Zeuge war, jemand von "Ihrem Tatort".
Und ich gebe dir recht, eine "Comicfigur mit überirdischen Fähigkeiten", so hätte er wirken können. Ich finde, dies ist eine treffliche Umschreibung. Aber wie war es im Herbst 1888? Aaron litt seit 1885, also seitdem er 20 Jahre alt war, an "bestimmten Symptomen", wie die auch immer ausgesehen haben mögen. Er war wahrscheinlich seit ca. 1882 in England. Er hat die englische Sprache gelernt, konnte sich 1890 im "Hundeprozeß" :-) halbwegs artikulieren und einem offensichtlich vollkommenen Irren, hätte niemand gerne seine Hund anvertraut, dies tat jedoch ein gewisser Jacobs.
Die von dir angesprochene Selbstkontrolle basierte wohl eher auf Verbergen seiner Krankheit. So denke ich darüber. Ob er immer und in jeder Situation kontrolliert gewesen wäre? Eher nicht würde ich meinen. Den Ripper sehe ich als einen impulsiven Typ, der damit auch aufgefallen wäre. Nicht immer, nicht oft aber es wäre regelmäßig passiert. Bei den Taten konnte er sich kontrollieren, ich würde sagen, er musste es, denn um Kontrolle ging es ihm ja schließlich. Er passte dabei gut auf, seine Sinne waren auf absolut tierischen Niveau in diesen Momenten. Aber es war auch seine Einbildung von "Sicherheit" in diesen Augenblicken, ein russisch Roulette, mehr nicht und funktionierte, weil er diese Gegend kannte, er dort zuhause gewesen sein muss.
Der Ripper wie ich ihn mir vorstelle verfügte über ein gerüttelt Maß an Selbstkontrolle und -disziplin
Hätte er ein gerütteltes Maß besessen, wäre seine Wahl nicht auf diese Tatorte gefallen. Diese Art von Täter traue ich eher die "Torso- Morde" zu.
Unser Täter, Jack the Ripper hatte mehr Glück als Verstand. Dieses Glück muss nicht unbedingt mit "Können" in Verbindung stehen. Bei Nichols, Stride und Eddowes, war er Sekunden vor der Entdeckung entfernt. Jetzt könnte man meinen: Prima geplant! Aber weit gefehlt, wenn er einen Plan gehabt hätte, dann würden Nichols und Stride andere Verletzungen gezeigt haben. Er musste sich schlicht und einfach vom Acker machen, Störenfriede nahten... Er schlug eher planlos zu... das soll nicht heißen, dass er nicht auch bestimmte Umstädne dazu benötigte.
Was sagt man heute über Aaron Kozminski? "Ein harmloser Dummkopf, der kann es nicht gewesen sein" Ist dies nicht nahezu perfekt darin den wahren Jack the Ripper zu übersehen?
Natürlich landete er am Ende in einer Anstalt für Schwachsinnige aber er wurde dort nicht als "Schwachsinniger" geführt sondern als "Wahnsinniger". Warum sollte ich aus ihm, aufgrund dieser Tatsache, einen "harmlosen Verrückten" machen? Dies war er definitiv nicht. Also was war er? Ich habe keine Ahnung.
Schönen Gruß auch an dich.