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Die Tatverdächtigen => Die Tatverdächtigen => Kosminski, Aaron => Thema gestartet von: Lestrade am 12.09.2011 23:11 Uhr

Titel: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Lestrade am 12.09.2011 23:11 Uhr
Hier einige neue Überlegungen:

Aaron Davis Cohen hätte "Kosminski" (Aaron Kosminski) sein können und nicht David Cohen.

Zum "Seaside Home" eine Kopie aus dem Isenschmid Thread als Aufklärung:

"Oswald Puckeridge! Wurde am 04.August 1888 aus dem Hoxton House Asylum (wo er seit Januar 1888 gewesen war)  entlassen, als möglicher JtR verdächtigt aber in jener Periode nicht mehr gefunden.

Das Hoxton House war eine private Anstalt glaube ich und beherbergte schon länger überwiegend zur Marine/Kriegsflotte gehörende Irre. Der Schwerpunkt lag da wirklich bei Navy- Angehörige, schloß aber kriminelle Irre mit ein (siehe Puckeridge).

Zahlenbeispiel gefällig?

Von 1792-1814 gab es dort insgesamt 1852 Angehörige der "Marine", die dort behandelt wurden. Davon 1679 Seemänner und 173 Führungskräfte. Ich meine, so eine Einrichtung hätte im Volksmund schnell "Seaside Home" heißen können. Wir wissen ja, dass der Hauptverdächtige der City Police überlassen werden musste. Klar führt man heute gerne Lawende und einen möglichen City PC als Grund an oder eben einen Wohnsitz des Verdächtigen im City Police Bereich. Aber was, wenn das Seaside Home eigentlich das Hoxton Asylum gewesen war? Und man deshalb an die Kollegen abgeben musste? Und wie gesagt, immerhin können wir das mit Puckeridge in Verbindung bringen."

Meine Timeline mit den Auflösungen um Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson:

30.September/01.Oktober 1888 & 03.Oktober-18. Oktober 1888

House-to- House Ermittlungen. Aaron Davis Cohen aka “Kosminski“ erscheint auf ihren Zetteln.

18.Oktober – Anfang November 1888

“Kosminski“ wird nach Auswertung der Ermittlungen zu einem “hocheingeschätzen“ Verdächtigen.

09.November- ca. 30. November 1888

Neue Erkundungen zeigen einen “sehr, sehr kranken“ Mann.
Familie und Freunde sind in Sorge, wieder einmal. Sie benötigen für ihn dringend medizinische Betreuung (in einer Anstalt) und für den Transport dorthin auch die Polizei (MET). Eine gute Gelegenheit für die Polizei, eine Identifizierung vorzubereiten und Zeugen heranzuziehen.  Es eilt auch bei diesem Verdächtigen, die Verdachtsmomente sind stark. Man wählt das “Seaside Home“ (Hoxton House vielleicht?) und bestellt Lawende und Co. dorthin. Möglicherweise spielen Constabler als Zeugen auch eine Rolle. Irgendwann hat sich der Verdächtige dann auch “beruhigt“, die Prozeduren kennt er vielleicht auch schon. Lawende (vielleicht auch andere) schauen durch die Öffnung der Gummizelle. Der Rest ist bekannt. Der Verdächtige wird aber von einigen Beamten darauf hingewiesen, dass er wiedererkannt wurde. Alles in allem, nach 2-3, vielleicht auch erst nach 5 Tagen, wird er wieder entlassen, kehrt in das Haus seines Bruders zurück. Einige Gegebenheiten (Zeugen, Standort des “Seaside Home“) erfordern eine Übergabe an die City Police.

Ca. 30 November 1888- ca. Ende Februar 1889

Cox gehört zu den Männern, die “Kosminski“ überwachen.
Inspector Swanson hört am 07. Dezember 1888 von einem wahnsinnigen Juden. Dieser musste in Gewahrsam.  Er und die seinen halten ihn zunächst für Aaron Cohen. Nach ein paar Stunden bemerken sie den Fehler (Info der City Police), der Name des Fremden wird in David Cohen geändert. Swanson wird sich schon bald in seinen Erinnerungen täuschen, dieser Cohen (David) war gestorben, nicht Cohen (Aaron) “Kosminski“.

Ca. März 1889

“Kosminski“ kommt wieder in eine private Anstalt.

Dezember 1889

“Kosminski“ ist wieder auf freiem Fuss.

Nicht Aaron Cohen der Name diesmal, sondern Aaron Abrahams, welcher weiterhin auf sein “Kosminski“ besteht,  fällt PC Borer auf. Der Vorfall ist bekannt.

12-15 Juli 1890

“Kosminski“ kommt ins Krankenhaus. Ab nun bleibt es bei Aaron Kosminski, seinem wirklichen Geburtsnamen. Hat er zu diesem Zeitpunkt seine Schwester attackiert? Und wie hätte dieser Vorfall ausgesehen haben können?

Die Polizei beginnt wieder mit den Überwachungen.

Dezember 1890

Sagar nimmt von nun an selbst an den Observierungen teil und trifft auf einen, mitterweile vollkommen verwirrten Aaron Kosminski. Er observiert ihn in der Butcher´s Row.

04. Februar 1891/ 07.Februar 1891

Aaron Kosminski kommt in´s Krankenhaus bzw. nach Colney Hatch (diesmal in eine staatliche Anstalt).

ENDE!
 
Was haltet ihr von diesen Überlegungen?



Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Craddock am 12.09.2011 23:48 Uhr
Damit kann man größtenteils schon einverstanden sein. Die Messerattacke würde ich vielleicht eher im Februar 1891 sehen, als letzter Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt und es allen angeraten erscheinen lässt, Aaron aus den eigenen vier Wänden endgültig zu entfernen. (Bin ich eigentlich der einzige, der sich bei der Messerattacke fragt, ob er wirklich seine eigene, oder nicht doch die Schwester von Jacob Cohen mit einem Messer attackiert hat?)

Die Crux an der Sache ist die Überwachung in der Butcher´s Row und der Aufenthalt in einer privaten Anstalt um den März 1889 herum. Wenn man Kosminski mit einem dieser beiden Orte durch handfestes Material in Verbindung bringen könnte, würden seine Aktien deutlich steigen. Ansonsten wird man da immer gegen eine Mauer rennen (oft heißt sie Evans :D), von der alles zurückprallt. So nach dem Motto: Wo ist der Beweis für eine Verbindung in die Butcher´s Row? Wo sind Akten bezüglich eines Aufenthalts in einer privaten Anstalt?

Ohne handfestes Material ist es eben eine Frage des Glaubens. Möglich ist hier beides und deine Timeline ist besser als einige andere, die es zu dem Thema gibt.
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Shadow Ghost am 13.09.2011 11:12 Uhr
Zum "Seaside Home" eine Kopie aus dem Isenschmid Thread als Aufklärung:
[...]
Das Hoxton House war eine private Anstalt glaube ich und beherbergte schon länger überwiegend zur Marine/Kriegsflotte gehörende Irre. Der Schwerpunkt lag da wirklich bei Navy- Angehörige, schloß aber kriminelle Irre mit ein (siehe Puckeridge).

Zahlenbeispiel gefällig?

Von 1792-1814 gab es dort insgesamt 1852 Angehörige der "Marine", die dort behandelt wurden. Davon 1679 Seemänner und 173 Führungskräfte. Ich meine, so eine Einrichtung hätte im Volksmund schnell "Seaside Home" heißen können. Wir wissen ja, dass der Hauptverdächtige der City Police überlassen werden musste. Klar führt man heute gerne Lawende und einen möglichen City PC als Grund an oder eben einen Wohnsitz des Verdächtigen im City Police Bereich. Aber was, wenn das Seaside Home eigentlich das Hoxton Asylum gewesen war? Und man deshalb an die Kollegen abgeben musste? Und wie gesagt, immerhin können wir das mit Puckeridge in Verbindung bringen."

Interessante Überlegung, Lestrade. Jetzt fehlt nur noch ein Nachweis, dass Hoxton House auch als Seaside Home bezeichnet wurde, vielleicht ironisch aufgrund der Insassen. Letztlich ist aber die Bezeichnung Seaside Home ein Hinweis auf eine Lokalität (Seaside eben) und nicht auf das Klientel der Einrichtung.

Bin ich eigentlich der einzige, der sich bei der Messerattacke fragt, ob er wirklich seine eigene, oder nicht doch die Schwester von Jacob Cohen mit einem Messer attackiert hat?

Nei, bist Du nicht!
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Lestrade am 13.09.2011 13:34 Uhr
Craddock, Shadow...

Natürlich muss man sich auf die "bekannten" Einrichtungen bezüglich Seaside Home beziehen. Für Swanson war schon die Bezeichnung "sent" statt "taken" sehr auffällig. Es wirkt auf mich, als wäre es nicht ganz offiziell gewesen, sondern "unter Mithilfe der Polizei". Ich versuche den Zeitraum Ende Oktober/Anfang November 1888 besser zu verstehen. Fakt ist aber doch, dass "Kosminski", wenn er der Ripper gewesen war, um den 9. November 1888 nicht unter Observation stand.Von Cox wissen wir (immer vorrausgesetzt, dass wir von ein und demselben Mann reden), dass der Verdächtige der Polizei erst nach Kelly interessant für die Ermittler wurde. Cox erwähnte, dass dieser Verdächtige durchaus schon öfters Bekanntschaft mit Anstalten gemacht hatte. Andere in dem Fall involvierte Personen sahen einen Verdächtigen nur für den Herbst 1888 auf freiem Fuss. Aussagen, dass die Ereignisse durch eine plötzliche Einweisung dieser Person gestoppt wurden, er in eine private Anstalt kam, in einer Anstalt identifiziert wurde, er niemals sein Territorium verlassen hatte usw. Und ich erkenne darin mittlerweile eher eine Verbindung Nov./Dez. 1888 zwischen dem Seaside Home und einer Anstalt als eine Verbindung nach Brighton oder Dover o.ä. Und diese Identifizierung würde ich auch nicht über Anfang 1889 hinaussehen. Falls tatsächlich (und ich bin ein Anhänger dieser Theorie) Swanson "Kosminski" mit Cohen verwechselte, dann verwechselt er aber wohl nicht die Zeit sondern nur bestimmte Information. Und die Zeit mit Cohen war eben früher Dezember 1888.
Und wenn die Polizei ihre Auswertungen der Hausermittlungen Ende Oktober/ Anfang November 1888 betrieben hatten, in der Zeit als diese furchtbare Tat an Kelly stattfand, dann wäre es das erste Mal wirklich und ich meine wirklich erforderlich und möglich gewesen, eben aufgrund einer doch stattgefundenen engen Einkreisung bestimmter Personen durch die Oktoberermittlungen, Verdächtige auch zu weiteren Identifizierungen zu bringen. Mit Kelly wurde entgültig sichtbar, dass dort kein Mensch mehr am Werk war.
Da gab es mit Sicherheit eine Liste von Verdächtigen. Männer, die vor der Serie aus Anstalten kamen, gefunden oder nicht gefunden wurden, weitere Verdächtige die gefunden oder nach denen verhandet wurden, Matrosen die Irre waren. Alles hatte man durchforstet, die Anstalten, die Schlächter usw. Meiner Meinung nach, muss dieser "Kosminski" schon hoch auf dieser Liste gestanden haben. Er wurde bestimmt befragt oder über andere Personen bekam man Informationen über ihn. Vielleicht haben die Beamten jene Information nicht ganz einheitlich verstanden, noch nicht. Wenn ich all die Tatorte betrachte, wie Hanbury Street (kürzlich hier diskutiert) oder diese Scheußlichkeiten bei Kelly. Dieser "Kosminski" muss am Ende gewesen sein. Ich würde ihn auch vergleichen mit einem David Cohen oder gestern von Stordfield in´s Spiel gebracht, Isenschmid.
Jedenfalls dürfte die Polizei (und ich denke eher sie mussten) eben jene Verdächtige nochmal abgehen. Vielleicht gab es auch neue Information für die Polizei, dabei besonders jenen "Kosminski" als erstes erneut zu besuchen. Er sollte noch "auffälliger" gewesen sein als im Oktober. War er in Kontakt mit Angehörigen, sie hätten ihn mit Sicherheit nicht mehr bändigen können. Und eine solche Konstellation wäre eine gute Chance für die Polizei gewesen, der Familie oder den Freunden "unter die Arme zu greifen". Der Verdächtige (wenn ähnlich wie Cohen) hätte eine Qual für die Beamten sein können. In einer Anstalt hat man Erfahrungen mit solchen Personen. Er schafft auch eine "bessere Atmosphäre" für die Zeugen, die einen solch furchtbaren Serienkiller gleich hinter Schloß und Riegel wissen. Das alles, wenn so geschehen, dürfte die MET auch ihren politischen Vorgesetzten mitgeteilt haben. Die Order, nun endlich mit den Früchten ihrer Auswertungsarbeiten zu hantieren, kam sicherlich von ganz oben. Was sollte auch anderes passieren? Die Unterlagen lagen vor ihnen, die Arbeit war getan und einer von den Verdächtigen, die nun bekannt sind, kommt mit Sicherheit als Täter in Frage. Also aktiv werden und "Kosminski" bot sich bestimmt quasi als erster an und wurde (wie letztendlich auch immer) aus dem Haus seines Bruders entfernt. Um noch einmal zum Seaside Home zu kommen. Es gibt keinen Hinweis, dass "Kosminski" außerhalb von London identifiziert wurde, außer die Nennung des Namens selbst. Ein Hotel kann Seaside Home heißen, ein Museeum, eine Kneipe, einer außerhalb einer Einrichtung gebauter Trakt, eine volkstümliche Bezeichnung für irgendetwas, eine spezielle Einrichtung für Matrosen, Seeleute, Marine- und Flottenangehörige usw.   

Viele Grüße,

Lestrade.
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Shadow Ghost am 13.09.2011 14:01 Uhr
Um noch einmal zum Seaside Home zu kommen. Es gibt keinen Hinweis, dass "Kosminski" außerhalb von London identifiziert wurde, außer die Nennung des Namens selbst. Ein Hotel kann Seaside Home heißen, ein Museeum, eine Kneipe, einer außerhalb einer Einrichtung gebauter Trakt, eine volkstümliche Bezeichnung für irgendetwas, eine spezielle Einrichtung für Matrosen, Seeleute, Marine- und Flottenangehörige usw.   

Ich gehe aber doch davon aus, dass eine solche Identifikation in einer Polizei-Einrichtung statt fand. Ein solches Ereignis im öffentlichen Raum würde doch viel zu viel Aufsehen erregen; man stelle sich vor, "Kosminski" wird - am besten noch in Handschellen - von zwei bis drei Polizisten zur Gegenüberstellung geschleift, wie lange hätte es gedauert, bis sich ein Mob vor dem Gebäude gebildet hätte. Ebenso können wir wohl das Ausschließen der Öffentlichkeit aus einem öffentlichen Gebäude, wie ein Hotel, ausschließen.

Es muss sich also um eine Polizei-Einrichtung gehandelt haben. Entweder um eine regulär genutzte, bei der das Vorführen von Verdächtigen "under difficulty" nicht weiter auffallen würde. Oder eine spezielle Einrichtung, die entweder abseits von Publikum lag, oder bei der man Verdächtige sonstwie unauffällig zuführen konnte (z.B. geschlossener Innenhof,...)
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Lestrade am 13.09.2011 15:21 Uhr
Selbstverständlich akzeptiere ich deine Meinung. Im Grunde genommen glaube ich ja selbst eher an eine Polizeieinrichtung. Wäge ja nur eine andere Version ab.

Aber ich finde es nicht weniger auffällig und eher noch riskanter,  jemanden z.B. in ein Seaside Home nach Dover oder Brighton zu bringen. Zur Geheimhaltung macht das sicherlich totalen Sinn, einen Verdächtigen aus der "Gefahrenzone" zu bringen aber so ein Transport dauert länger als ihn ein paar Meilen innerhalb Londons durchzuführen. "Under difficulty"? Was bedeutet das? Hört sich nicht ganz nach freiwilligen mitkommen an. Und dann noch eine Tagesreise nach außerhalb? Und evtl. wieder zurück? Alle Zeugen dahin zu verfrachten auch noch? Wir wissen ja nicht, wer alles dabei war. Fällt doch noch mehr auf. Und vorallem, wie weit war dieser "Kosminski" überhaupt transportfähig? Wie war sein Gesundheitszustand? Da kann man noch viele Fragen stellen. Ich halte mich auch an ein Seaside Home an der Küste, welches eine Verbindung zur Polizei darstellt. Aber vielleicht zu 80%.

Und warum sollte ein Line-Up nicht außerhalb einer Polizeieinrichtung stattfinden? Stell dir vor, so eine Gegenüberstellung fand kurz nach Kelly statt? Warum nicht ein Hotelhintereingang benutzen? Vor einer Wache konnte jederzeit ein Reporter stehen. Gerade nach diesen Ereignissen. Natürlich bietet sich auch etwas außerhalb von London an.

Die Polizei hatte vorher sicherlich ihre Erfahrungen gemacht (siehe Pizer). Bei anderen schien es ruhig zu bleiben (Isenschmid). Bei David Cohen machte ja niemand Stress, soweit bekannt. Und wenn der nicht aufgefallen ist...

Ich weiß ja noch nicht mal genau, welche Polizei für Hoxton House in Frage kam. War das jetzt der Zuständigkeitsbereich für die MET oder für die City Police? Gab es Außenstellen solcher Einrichtungen? Oder etwas ähnlich im Bereich der City Police? Ich spekulierte einfach wild drauf los.

Es sollte nur eine Anregung sein für weitere Überlegungen. Stimmen tut das mit Sicherheit nicht...

Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Lestrade am 13.09.2011 16:24 Uhr
(Bin ich eigentlich der einzige, der sich bei der Messerattacke fragt, ob er wirklich seine eigene, oder nicht doch die Schwester von Jacob Cohen mit einem Messer attackiert hat?)

Nei, bist Du nicht!

Ich habe diese Attacke in die Mitte gesetzt. Gäbe ja z.B. drei folgende Möglichkeiten: Ende 1888, Mitte 1890, Anfang 1891

Ich tippe eher auf Ende 1888. Könnte zu den "certain facts" (Sims) und zu den "many circs" (Macnaughten) gehören. Sowie zu seinem "mörderischen Neigungen" bzw. seiner "mörderischen Manie (Raserei)" bzw. dem "Jeckyll&Hyde Verhalten" (Macnaughten- in seinen Versionen-, Griffith, Sims).
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Shadow Ghost am 13.09.2011 16:58 Uhr
Aber ich finde es nicht weniger auffällig und eher noch riskanter,  jemanden z.B. in ein Seaside Home nach Dover oder Brighton zu bringen. Zur Geheimhaltung macht das sicherlich totalen Sinn, einen Verdächtigen aus der "Gefahrenzone" zu bringen aber so ein Transport dauert länger als ihn ein paar Meilen innerhalb Londons durchzuführen. "Under difficulty"? Was bedeutet das? Hört sich nicht ganz nach freiwilligen mitkommen an. Und dann noch eine Tagesreise nach außerhalb? Und evtl. wieder zurück? Alle Zeugen dahin zu verfrachten auch noch? Wir wissen ja nicht, wer alles dabei war. Fällt doch noch mehr auf. Und vorallem, wie weit war dieser "Kosminski" überhaupt transportfähig? Wie war sein Gesundheitszustand? Da kann man noch viele Fragen stellen. Ich halte mich auch an ein Seaside Home an der Küste, welches eine Verbindung zur Polizei darstellt. Aber vielleicht zu 80%.

Und warum sollte ein Line-Up nicht außerhalb einer Polizeieinrichtung stattfinden? Stell dir vor, so eine Gegenüberstellung fand kurz nach Kelly statt? Warum nicht ein Hotelhintereingang benutzen? Vor einer Wache konnte jederzeit ein Reporter stehen. Gerade nach diesen Ereignissen. Natürlich bietet sich auch etwas außerhalb von London an.

Ich glaube, wenn "Kosminski" erst einmal in einer "Gefängniskutsche" war, konnte man ihn so ziemlich überall hinbringen. Ich hoffe mal, dass es entsprechende Kutschen auch wirklich gab, und ich gerade nicht einem Hollywood-Mythos aufsitze.
Ob "Kosminski" transportfähig war, ist natürlich eine Frage, die wir mit derzeitigem Kenntnisstand nur schwer beantworten können. Wenn es dabei wirklich um Aaron Kosminski handelte, so war dieser - wenn ich mich recht erinnere - körperlich ja noch halbwegs gut drauf.
Was mit "with difficulty"  (das kommt davon, wenn man aus dem Gedächtnis schreibt) gemeint sein könnte, ist ebenso schwer zu beantworten; ich vermute aber mal, dass entweder der Gefangene erheblichen Widerstand leistete, oder dass es sich um irgendwelche formalen Schwierigkeiten handelte (Zuständigkeiten, Antragsformulare,...). Ich tendiere wohl zum ersteren, da letzteres eher zum Alltag der Polizei gehörte. Natürlich könnten damit aber auch Schwierigkeiten bei der Geheimhaltung der Aktion gemeint sein (mir schwirren gerade wilde Verfolgungsjagden zwischen Kutschen vor, der Gefängniswagen versucht die Reporter abzuhängen,.. aber das ist nun wirklich Hollywood). Dazu wäre es natürlich gut zu wissen, wann diese Gegenüberstellung stattgefunden haben soll. War es kurz nach einem Mord (ich denke an McKenzie, Coles,...) so wird die Presse natürlich wachsamer gewesen sein, als in den etwas ruhigeren Zeiten dazwischen, in denen andere Themen Schlagzeilen brachten.

Zusammenfassend lässt sich also sagen: Irgendein Zeuge hat irgendwann irgendwo irgendeinen Verdächtigen namens "Kosminski" identifiziert!
Noch Fragen?
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Craddock am 13.09.2011 19:44 Uhr
Ich habe diese Attacke in die Mitte gesetzt. Gäbe ja z.B. drei folgende Möglichkeiten: Ende 1888, Mitte 1890, Anfang 1891

Ich tippe eher auf Ende 1888. Könnte zu den "certain facts" (Sims) und zu den "many circs" (Macnaughten) gehören. Sowie zu seinem "mörderischen Neigungen" bzw. seiner "mörderischen Manie (Raserei)" bzw. dem "Jeckyll&Hyde Verhalten" (Macnaughten- in seinen Versionen-, Griffith, Sims).

An Ende 1888 glaube ich gerade deshalb nicht, weil es Kosminski dann zu einem wesentlich heißeren Verdächtigen gemacht hätte, als er es letztendlich war. Das Beispiel Isenschmid aufgreifend: Wir haben ein paar Berichte aus der Zeit nach dem Chapman-Mord, die Isenschmid als möglichen und sogar wahrscheinlichen Verdächtigen ausweisen. Wir haben nicht einen Bericht, der selbiges über Kosminski vermuten lässt, nachdem sich Isenschmid als Täter erledigt hatte. Über Kosminski berichten gerade mal 2 Leute, Anderson und Swanson. Von denen nur einer behauptet, Kosminski sei aller Voraussicht nach der Täter gewesen (Anderson).

Welches Seaside Home nun genau der Ort der "Identifizierung" war, ist für mich eher nebensächlich. (Persönlich favorisiere ich dabei allerdings das Dover Seaside Convalescent Home, da es einige Bezugspunkte zur City Police aufweist und im Gegensatz zum Seaside Home in Hove schon 1882 in Betrieb war. Ein mit der City Police in Verbindung zu bringender Anbau scheint aber auch hier erst 1890 erfolgt zu sein, es ist also unklar, ob, und wenn ja, wie viele, City Beamte schon davor dort behandelt wurden.) Die Frage, die mich hier hauptsächlich umtreibt, ist die: Wieso wissen scheinbar nur 2 Leute von dieser Identifizierung (eventuell 3, wenn man Harry Cox mitzählt, der von einer Observierung in der Butcher´s Row berichtet und anmerkt, dass keine Identifizierung möglich war)? Ich habe hier noch kein Argument gehört oder gelesen, das in sich schlüssig wäre.

Kurz zusammengefasst: Was ich will, ist ein (nur ein einziger) Hinweis, der Kosminski mit einem der Orte in Verbindung bringt, die sich aus Aussagen diverser Polizeibeamter als Place of Interest ergeben könnten (Butcher´s Row, Private Asylum um den März 1889 herum etc.). Dass Aaron aufrund seiner Erkrankung merkwürdig war, dass er sich aufgrund dieser Erkrankung verdächtig machte, bestreite ich nicht, ich halte das sogar für sehr wahrscheinlich. Dass irgendetwas in Kosminskis Verhalten oder Wesen oder Krankengeschichte darauf hinweist, er könne der Ripper gewesen sein, sehe ich aber beim besten Willen nicht. Wir haben nur Andersons Aussage, Swanson´s Notizen, die so oder so gemeint gewesen sein können, und Berichte über Observierungen, die nur dann auf Kosminski zutreffen, wenn man allerlei Hypothesen anstellt, die durch nichts zu belegen sind. Theorien gibt´s einfach genug.

Ein Punkt, in dem ich dir grundsätzlich zustimme: Der Ripper dürfte jemand gewesen sein, der psychisch ziemlich am Ende war. Ich hab meine Gedanken dazu in einem anderen Thread ja schon geäußert. Ich sehe hier jemanden, der mit der Welt ziemlich abgeschlossen hat. In diesem Mann dürfte sich über etliche Jahre ziemlich viel an abartigen Gedanken angesammelt haben. Vermutlich (das vermutlich darf hier überdimensional aufgeblasen, fett gedruckt und zudem unterstrichen werden, es dient nur zur Unterfütterung meiner Meinung) hat dieser Mann jahrelang gegen sich und seine Perversionen angekämpft und schließlich den Kürzeren gezogen. Im Herbst 1888 entlud sich dieser angestaute Was-auch-immer schließlich und führte zu den Taten, über die wir hier alle diskutieren. Passt diese Ansicht auf Kosminski? Jetzt mal ganz ehrlich: Auf diesen Kosminski, über den in psychologischer Sicht bis zum Juni 1890 nichts bekannt ist, außer dass er nach einigen Angaben seiner Einlieferung seit etwa 1885 etwas wunderlich gewesen sein dürfte? Der eigentlich fertig sein sollte, nach dem Kelly Mord total zusammengebrochen sein dürfte? Der 1889, etwa ein Jahr nach dem Mord dann plötzlich wieder Hunde Gassi führt, sich halbwegs korrekt ausdrückt, sogar ein gewisses Maß an Humor aufweist?

Bei Kosminski hab ich eher das Gefühl einer fortschreitenden "Downward Spiral", die 1891 schließlich ihren Höhepunkt findet. Ich seh hier einfach niemanden, der 1888 geistig total kaputt ist, 1889 weggesperrt werden muss, Ende desselben Jahres wieder halbwegs zu sich selbst findet, um dann schließlich um 1890/91 herum total zusammenzuklappen und auf Nimmerwiedersehen weggesperrt zu werden. Bei Kosminski hab ich eher den Eindruck von jemandem, dessen Entwicklung langsam und unaufhörlich in Richtung Abgrund driftet, der mal lichte und mal absolut dunkle Momente durchlebt und schließlich aus der Welt, die er sich selbst erschaffen hat, nicht mehr herausfindet.

Zitat von: Shadow Ghost
Zusammenfassend lässt sich also sagen: Irgendein Zeuge hat irgendwann irgendwo irgendeinen Verdächtigen namens "Kosminski" identifiziert!

Wirklich?  :biggrin:
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Lestrade am 13.09.2011 20:03 Uhr
Naja, kleckerweise kam ja innerhalb von 123 Jahren hier und da doch etwas an´s Tageslicht...

Ja, da sind wir wieder bei der Frage, welcher war der letzte Mord? Ich deute aus all dem was ich kennenlerne durfte heraus, dass es sich dabei um die Tat im Miller´s Court handelt. Anderson in seiner ureigenen Überzeugung hielt Rose Mylett (20.Dezember 1888) und Alice Mackenzie am (17.Juli 1889) nicht für Opfer von Jack the Ripper. Für mich könnte das bedeuten, dass sein Jack the Ripper da schon weggesperrt oder unter Observation gewesen war. Er, Macnaughten und Swanson sprachen von "Kosminski", glaubt man alles, dann verschwand der um den März 1889 in eine Anstalt und war dort wenigstens bis zum 17.Juli 1889. Aaron Kosminski war spätestens, wenn überhaupt irgendwo eingeliefert, im Dezember 1889 wieder auf freien Fuss.

Hast du schon einmal darüber nachgedacht, warum keiner dieser Typen, ob Anderson, Swanson, Macnaughten, Griffith und Sims oder Cox oder sonst wer, keine genauen Zeitangaben machten? Im Gegenteil dazu hört man immer wieder "der Herbst 1888". Meiner Meinung nach gingen die davon aus, dass jeder weiß, der davon lesen wird, dass es sich nur um das Ende 1888 handeln können wird. Auch wenn die Akten noch nicht geschlossen waren (Warum auch? Offiziell war der Fall doch nicht erledigt) und Swanson seine berühmte Liste anfertigte (die dort auch nur die K5 hervorheben), bedeutet es noch lange nicht, dass nicht etwas wichtiges stattgefunden hätte. Es gab ja auch noch andere Taten zu der Zeit, die irgendwie zugeordnet und verfolgt und bearbeitet werden mussten. Ich sehe die Beamten in ihrem Ripperfieber um die Zeit der K5. Nicht 1890, nicht 1891. Es mag in diesen Jahren aufgeebt sein, hin- und wieder ganz kurz aber DIE SERIE war Ende 1888 mit dem Miller´s Court vorbei. Bei einer Identifikation 1,5 Jahre später oder dann über 2 Jahre später, ich glaube, das hätten unsere Swanson und Co. "erzählt". Was haben sie denn nach den Hausdurchsuchungen gemacht? Was haben sie nach Kelly gemacht außer irgendwann angefangen die Polizei nach und nach abzuziehen? Die hätten 1889 und 1890, vielleicht auch 1891 wieder erneut jeden Stein umdrehen müssen. Haben sie nicht also muss irgendetwas passiert sein, was ihnen suggerierte: "Wir haben da einen Treffer beigehabt" und meiner Meinung nach war und kann das nur ihr Hauptverdächtiger "Kosminski" gewesen sein. In "meiner Timeline" sehe ich Sagar als einzigen Ende 1890 aktiv. Aber da für ihn das gleiche zutreffen sollte wie für seine Kollegen, wird er auch um Ende 1888 aktiv gewesen sein. Nehmen wir meine Theorie an, dann war "Kosminski" vor dem Seaside Home in der Butcher´s Row (als was auch immer). Und nach seiner Rückkehr in das Haus seines Bruders eben in dessen Straße. Und Cox kam auf die Bühne...

Wir alle reden alle doch letztendlich über den "Horror Herbst" 1888. Beinahe jeder, wenn auch unbewußt, hat dort seinen Schwerpunkt. Warum also nicht darauf vertrauen? Ich, vielleicht seid ihr anderer Meinung, sehe nichts verbindliches in 1890 oder 1891, was auf ein "beeindruckendes" Erlebnis für die Ermittler hinweist. Für mich fällt dies als auf einen Punkt hinaus und der liegt Ende 1888. Der Bann, den diese Männer übermitteln, zielt auf eine Zeit hinaus, die alle intensiv erlebt haben müssen. Was war denn nach März 1889, in 1890 oder Anfang 1891 schon großartiges passiert, was es mit der Serie im Herbst 1888 aufnehmen konnte. Für mich waren alle mit ihren Erinnerungen in dieser Zeit des Jahre 1888 (wahrscheinlich noch der Anfang 1889).

Mit der Gefängniskutsche oder einem Police- Cab habe ich ähnliche Vorstellungen wie du. Sollte aber gut getarnt gewesen sein, nachts um 2.30 Uhr...
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Craddock am 13.09.2011 20:17 Uhr
Zitat von: Lestrade
Mit der Gefängniskutsche oder einem Police- Cab habe ich ähnliche Vorstellungen wie du. Sollte aber gut getarnt gewesen sein, nachts um 2.30 Uhr...

Ach ja, die Kutschen zum Gefangenentransport, wollte ich oben schon erwähnen  :unknown:

Wenn´s  stimmt, was Wikipedia sagt (und das stimmt wirklich nicht immer :D), dann gabs die in Deutschland ab 1866. Da kann man wohl annehmen, dass es die auch in England um 1888 herum schon gab. Ob das dann das geeignete Transportmittel für einen Geheimtransport, so es einer war, war (klingt das bescheiden), lass ich mal dahingestellt.  :biggrin:
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Lestrade am 13.09.2011 20:26 Uhr
Hi Craddock!

Das hast du ohne Zweifel gut formuliert. Allerdings nannten Macnaughten und Swanson "Kosminski", Anderson nannte keinen Namen aber es gleicht sich natürlich den Angaben über "Kosminski" an. Cox berichtete über eine Straße mit wohl überwiegend Schneidern, Sagar über die Butcher´s Row. Kann ja jeder selber nachlesen...

Es fällt schon schwer sich Aaron Kosminski als "Leather Apron" oder "The Real Simon Pure" vorzustellen, noch weniger dann als Jack the Ripper, den Whitechapel Mörder. Schrieb nicht Arthur Griffith in seinen Aussagen über den Ripper "Dr.Jeckyll & Mr.Hyde"? Paranoid und Shizophren war Aaron Kosminski und dass er "besondere Kräfte" besessen haben wollte, suggerierte er ja auch. Eine "temporäre Psychose" in der er sich für den "Befreier der Straßen von Prostituierten" gesehen haben könnte, wer kann das heute ausschließen? Beweisen allerdings auch niemand.  
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Shadow Ghost am 13.09.2011 20:55 Uhr
Wenn´s  stimmt, was Wikipedia sagt (und das stimmt wirklich nicht immer :D), dann gabs die in Deutschland ab 1866. Da kann man wohl annehmen, dass es die auch in England um 1888 herum schon gab. Ob das dann das geeignete Transportmittel für einen Geheimtransport, so es einer war, war (klingt das bescheiden), lass ich mal dahingestellt. 

Wo kann man denn etwas am besten tarnen, als dort, wo es am offensichtlichsten ist? Da es zur damaligen Zeit sicherlich mehrere Gefangenentransporte pro Tag gegeben haben dürfte, dürfte auch einer mit einem Jack the Ripper-Verdächtigen nicht besonders aufgefallen sein. Es durfte nur nicht durchsickern, wer da gerade transportiert wurde.
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Lestrade am 13.09.2011 21:09 Uhr
Ob das dann das geeignete Transportmittel für einen Geheimtransport, so es einer war, war (klingt das bescheiden), lass ich mal dahingestellt.

Vielleicht ist ihm auch etwas auf den Kopf gefallen, wenn du verstehst was ich meine. Da hätte für eine kurze Strecke auch eine normale Kutsche gereicht.

Wenn "Kosminski" um den März 1889 in eine Anstalt kam, dann hatte er vielleicht im Dezember 1889 "Urlaub daheim". Sie feiern doch das Chanukka, das Lichterfest im Dezember, acht Tage lang. Ist da nicht wieder Fest um die Juni- Zeit (Schawout)? Und im Februar wieder Purim? Alles Zeiten wo Aaron Kosminski auftaucht. Aber ich bin da nicht so vertraut mit. Weiß vielleicht jemand anderes besser bescheid.

Macnaughten erwähnte in einer Version, dass "Kosminski in eine Anstalt kam und er glaubt, dass er immer noch da ist" Ja, wo sollte er denn anders sein? Friedhof oder Daheim würde ich meinen.

Also warum hätte die Familie nicht 2-3 Versuche machen sollen mit ihrem Aaron? Ein neues Messer gab es aber bestimmt nicht zum Chanukka... :biggrin:
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Craddock am 13.09.2011 21:51 Uhr
Hi Craddock!

Das hast du ohne Zweifel gut formuliert. Allerdings nannten Macnaughten und Swanson "Kosminski", Anderson nannte keinen Namen aber es gleicht sich natürlich den Angaben über "Kosminski" an. Cox berichtete über eine Straße mit wohl überwiegend Schneidern, Sagar über die Butcher´s Row. Kann ja jeder selber nachlesen...

Eine "temporäre Psychose" in der er sich für den "Befreier der Straßen von Prostituierten" gesehen haben könnte, wer kann das heute ausschließen? Beweisen allerdings auch niemand.  

Richtig, Sager war der Schlachterfanatiker, Cox der mit den Schneidern. Die beiden Namen bei mir oben bitte austauschen. Sager passt teilweise auf Kosminski (fehlgeschlagene ID), Cox passt auf Kosminski (mit den Schneiderlein). Wenn wir beide kombinieren, würde es gut aussehen.

Absatz 2: Richtig.

Zitat von: Shadow Ghost
Wo kann man denn etwas am besten tarnen, als dort, wo es am offensichtlichsten ist? Da es zur damaligen Zeit sicherlich mehrere Gefangenentransporte pro Tag gegeben haben dürfte, dürfte auch einer mit einem Jack the Ripper-Verdächtigen nicht besonders aufgefallen sein. Es durfte nur nicht durchsickern, wer da gerade transportiert wurde.

Auch wieder wahr. Ich führ einfach zu selten "Geheimoperationen" durch, ich bin da einfach nicht kompetent. Im Grunde geht´s mir da aber wie Lestrade, ich weiß nicht, warum man einen Verdächtigen ewig weit transportieren sollte für eine läppische Identifikation. Aber das ist hier weiß Gott mein geringstes Problem.

Zitat von: Lestrade
Vielleicht ist ihm auch etwas auf den Kopf gefallen, wenn du verstehst was ich meine. Da hätte für eine kurze Strecke auch eine normale Kutsche gereicht.

Wenn "Kosminski" um den März 1889 in eine Anstalt kam, dann hatte er vielleicht im Dezember 1889 "Urlaub daheim". Sie feiern doch das Chanukka, das Lichterfest im Dezember, acht Tage lang. Ist da nicht wieder Fest um die Juni- Zeit (Schawout)? Und im Februar wieder Purim? Alles Zeiten wo Aaron Kosminski auftaucht. Aber ich bin da nicht so vertraut mit. Weiß vielleicht jemand anderes besser bescheid.

Macnaughten erwähnte in einer Version, dass "Kosminski in eine Anstalt kam und er glaubt, dass er immer noch da ist" Ja, wo sollte er denn anders sein? Friedhof oder Daheim würde ich meinen.

Also warum hätte die Familie nicht 2-3 Versuche machen sollen mit ihrem Aaron? Ein neues Messer gab es aber bestimmt nicht zum Chanukka... :biggrin:

Ich bin wirklich kein Experte für jüdische Feiertage und enthalte mich hier lieber einer Stimme :biggrin:

McNaghten erwähnt Kosminski, er ist aber nicht sein primärer Verdächtiger. (Das ist ja Druitt...  :negative:)
Swanson sagt in einem Interview von 1895 (wenn es das überhaupt gab, er wird schließlich nur zitiert), der Ripper sei jemand, der inzwischen verstorben sei. (passt auf Kosminski, sofern er ihn mit Cohen durcheinander bringt, sowie auf Druitt.)
Anderson kommt mit seinem "Polish Jew" um die Ecke. (und wird vermeintlich von Swanson unterstützt, der "Kosminski" aber lediglich als den Anderson-Verdächtigen nennt, eine eigenen Meinung ist nicht aus der Marginalia herauszulesen. Der attestierte [und wie wir wissen verfrühte] Tod trifft nicht auf Kosminski zu. Wenn wir annehmen, Swanson meinte 1895 denselben Mann, ist es eine Bestätigung für Anderson. Wenn wir annehmen, Swanson hätte auch, wie McNaghten, an Druitt geglaubt, ist es ein Missverständnis, das aus der Verwechslung mit Cohen herrührt und könnte darauf hinweise, dass "Kosminski" für Swanson selbst nie die Hauptrolle gespielt hat, woraufhin er dessen Schicksal nie weiter verfolgte.)

Aber was anderes: Wieso wissen außer Anderson und Swanson keine anderen Detectives der Met von Kosminski? Eventuell ja vielleicht deshalb, weil es nicht mehr 1888 ist? Weil ein, vielleicht zwei Jahre ins Land gezogen sind, niemand mehr direkt auf den Fall angesetzt ist und Anderson, als ein neuer Hinweis auf einen möglichen Täter auftaucht, zu seinem Kumpel sagt: "Donny, mach du das mal." Erscheint mir wesentlich einfacher, als die Theorie, wonach der religiös doch sehr eigene Anderson gesagt haben soll: "Donny, da ist eine Familie von "low class polish Jews" auf mich zukommen. Mensch, Donny, wir sind doch gute Christenmenschen! Lass uns den Gottesmördern mal helfen!" (Okay, ist jetzt sehr überspitzt ausgedrückt  :biggrin:)
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Lestrade am 13.09.2011 22:51 Uhr
Cox war laut eigener Angabe nahezu 3 Monate in jener Straße. Man genoss ja mittlerweile die Vorteile der jüdischen Freunde, sagte er ja auch. Und wenn das Haus gegenüber, das Heim von "Kosminski" Schwester war, gab es da bestimmt auch Saft und Kekse zwischendurch. Dann würde er diese Leute nicht unnötigerweise im nachhinein "anscheißen". Sagar ´s Butcher´s Row Observation vor dem Seaside Home in meinen Spinntheorien zu legen, würde ja bedeuten, die City Police war schon vor der Identifizierung dran. Außer, Sagar meinte mit WIR, auch die Kollegen der MET. Oder der City Police vom Mitre Square erforderte hier einen Wechsel. Glaube ich aber nicht. Wenn es den PC gab, denke ich eher, es war der PC Smith von der MET. Der Zeuge, der die jüngste Altersangabe (28 Jahre) machte. Sagar wie auch Cox, hätten bei einem möglichen Namenswirrwarr von Cohen/Abrahams/Kosminski kapitulieren können. Genau wie heute auch die meisten von uns. Cox sein Erlebnis eines nachtens mit dem Verdächtigen, finde ich auch interessant. Wie schon Griffith´s "Jeckyll&Hyde, zeigt dieser Verdächtige ein plötzlich verändertes Verhalten. Tag für Tag, Nacht für Nacht geht es in der ersten Zeit der Observation gut. Aber in einer Nacht, werden aus den späten Spaziergängen, gezielte Gesuche nach Prostituierten und Cox ist am Ende fertig mit den Nerven. Hier hätte der Verdächtige, das erste Mal nach der Identifizierung, bestimmte "Tendenzen" zeigen können. Cox beobachtete ja auch dabei eine plötzliche Attacke gegen eine Prostituierte, nachdem der Verdächtige ein Stück mit ihr gegangen war, genau wie es Schwartz tat. Vorher hatte er schon eine betrunkene Prostituierte angesprochen. Beim Einsetzten der Dunkelheit hatte dieser Verdächtige ziemlich sauer seine Behausung verlassen. Der Verdächtige ging noch vor den Prostituierten zu einer Einrichtung in der Leman Street, in der noch Betrieb war (er war nicht lange drin, trank vielleicht etwas). Allzu spät dürfte es noch nicht gewesen sein, als er startete. Nehme ich meine Cox Theorie, also Überwachung zwischen Dez. 1888- Febr 1889, dann wäre es schon sehr früh dunkel geworden. Mein Eindruck der Schilderungen von Cox ist allerdings der, dass es nicht allzu schnell dunkel wurde. Demzufolge würden die "dunklen Monate" für Cox herausfallen. Und vielleicht auch "Kosminski".
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Craddock am 13.09.2011 23:45 Uhr
Nabend noch mal,

Zitat von: Lestrade
Und wenn das Haus gegenüber, das Heim von "Kosminski" Schwester war, gab es da bestimmt auch Saft und Kekse zwischendurch. Dann würde er diese Leute nicht unnötigerweise im nachhinein "anscheißen".

Wenn Cox die Möglichkeit gehabt hätte, den Ripper zu erwischen, hätte er davon Gebrauch gemacht. Cox hat selbst gesagt, dass es gegen den Mann keinen Beweis gab. Er spricht auch nur davon, dass einige aus dem Team den Mann für schuldig hielten. Er selbst sprach in dem Artikel davon, dass er immer sehr für die Seemanntheorie zu begeistern war. Dass er die Familie nach Möglichkeit geschützt hätte, mag sein, vor allem da er nach deinem Szenario viel mit ihr zu tun gehabt hätte. Aber um Cox gehts bei Familie schützen doch nicht, oder?... Anderson brauchte Ergebnisse. Anderson behauptet, er hätte eine Identifizierung. Anderson spricht über die Klasse, aus der der Verdächtige stammt als Leute, die einander nicht gegenseitig verraten. Wo in aller Welt ist Anderson die Art von Mann, der die Familie des Verdächtigen schützen würde? Allein schon auf seine eigenen Aussagen bezogen? Er grämt sich darüber, dass der Zeuge nicht aussagen will. Wäre es nach ihm gegangen, hätte man den Verdächtigen an den Galgen gebracht. Dass er dabei auf irgendetwas Rücksicht genommen hätte, sehe ich nicht, und ein Argument in die Richtung, dass die Familie durch Andersons eisernes Schweigen über den Namen des Verdächtigen hinterher geschützt wurde, kann man hier auch nicht gelten lassen, da ohne Zeuge kein Fall existierte und jede Äußerung dazu in der Öffentlichkeit schlichtweg Verleumdung gewesen wäre.

Zitat von: Lestrade
Sagar ´s Butcher´s Row Observation vor dem Seaside Home in meinen Spinntheorien zu legen, würde ja bedeuten, die City Police war schon vor der Identifizierung dran. Außer, Sagar meinte mit WIR, auch die Kollegen der MET.

Ersteres kann sein, Zweiteres würde nicht widersprechen, halte da durchaus Beides für möglich. Aufgrund von täglicher Treffen zwischen Swanson und seinem City-Kollegen sehe ich die Relevanz da aber nicht, ich denke, derartige Dinge dürften besprochen worden sein. Ich halte da nichts von der Theorie, dass beide Seiten sich gegenseitig im Umklaren lassen wollten, um selbst die Lorbeeren einzustreichen. Zumal von Lorbeer ja auch keine Rede sein konnte und spätestens im November 1888 dürften sowieso alle Beteiligten froh gewesen sein, das kleinste Fitzelchen eines Erfolgserlebnisses in die Finger zu bekommen.

Zitat von: Lestrade
Wenn es den PC gab, denke ich eher, es war der PC Smith von der MET. Der Zeuge, der die jüngste Altersangabe (28 Jahre) machte.

Einspruch, und zwar nicht von mir, sondern von einem deiner "Kronzeugen" (auch wenn ich selbst PC Smith hier oft favorisiert habe). :biggrin:

Angehängt an Swanson´s Bericht über die Schwartz-Aussage findet sich die Feststellung, dass die Beschreibungen (Differnezen in Sachen Alter und Größe außer Acht gelassen) im Hinblick auf die Kleidung des Mannes zwischen Smith und Schwartz so sehr differieren, dass es zweifelhaft erscheint, ob die beiden denselben Mann gesehen haben. Wahrscheinlicher erscheint es hier, dass der von Schwartz beschriebene Mann eher als Mörder in Frage kommt. (so in etwa Swanson´s Wortlaut)

Zitat von: Lestrade
Sagar wie auch Cox, hätten bei einem möglichen Namenswirrwarr von Cohen/Abrahams/Kosminski kapitulieren können. Genau wie heute auch die meisten von uns.

Ich kapituliere vor gar nix... und schon gar nicht vor (genauer Wortlaut aus juristischen Gründen entfernt) Martin Fido :biggrin:

Zitat von: Lestrade
Aber in einer Nacht, werden aus den späten Spaziergängen, gezielte Gesuche nach Prostituierten und Cox ist am Ende fertig mit den Nerven. Hier hätte der Verdächtige, das erste Mal nach der Identifizierung, bestimmte "Tendenzen" zeigen können. Cox beobachtete ja auch dabei eine plötzliche Attacke gegen eine Prostituierte, nachdem der Verdächtige ein Stück mit ihr gegangen war, genau wie es Schwartz tat.

Dass Cox fertig mit den Nerven war, wär mir neu. Und welche Tendenzen? Eine Prostituierte angesprochen? Mit einer ein Stück gegangen? Angegriffen? Cox sagt lediglich, er hätte sie von sich weggestoßen und sei dann weitergegangen. Hätte er (der ein Ripperverdächtiger war) die Prostituierte angegriffen, dürfte Cox´Reaktion doch ein bisschen anders ausgesehen haben, als einfach nur weiter zu beobachten. Cox beschreibt den Mann als offenkundig  verrückt (auf welche Art auch immer), aber wie oben erwähnt scheint er selbst die Meinung vieler seiner Kollegen nicht geteilt und eher einen Seemann im Visier gehabt zu haben.

So, jetzt ists aber wirklich spät, bin gar nicht sicher, ob meine Sätze noch Sinn ergeben... :lol:
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Lestrade am 14.09.2011 10:24 Uhr
Morjens,

Cox: "In the end he brought me, tired, weary, and nerve-strung back to the street he had left where he disappeared into his own house"

Ich wollte nur herausstellen, dass dies ein plötzliches und anderes Verhalten des observierten Mannes war. Deswegen erzählte Cox auch von diesem Vorfall, vermute ich.

WENN Cox tatsächlich bei Matilda Lubnowski im Erdgeschoß saß und rüberschaute zu Isaac Abrahams, wenn denn Aaron Kosminski dort untergebracht war, warum sollte er im nachhinein Namen erwähnen und Schwester und Anwohner in dieser Straße, die sie mit der Zeit kennenlernten, belasten? Gerade wenn keine entscheidenen Beweise erfolgten. Du hattest gefragt warum Cox und Sagar keine Namen nannten? Dies war eine der Möglichkeiten die ich dir geliefert hatte. Die zweite war, dass niemand genau wußte wir er nun heißen sollte, da nannte ich dann Cohen, Abrahams und Kosminski. Von den ersteren beiden gab es eine Menge...

Btw.: Aaron Kosminski hätte "Verbot" für das Haus seiner Schwester haben können, es gab ja mal den Messerangriff...

Wann die City Police mit der Überwachung von "Kosminski" begann, dazu habe ich nicht geschrieben, dass sie es ohne Absprache der MET stattfand. Swanson schreibt, dass der Verdächtige nach der Identifizierung von der City Police Tag und Nacht bewacht wurde. Vielleicht tat dies die City Police schon vorher (Butcher´s Row ist ja schon Aldgate) aber nicht unbedingt Tag und Nacht.

Und wenn wollte Anderson zu Ordnung und Moral aufrufen? Bei Cox und Sagar? Die ihre Bosse waren Fraser, Henry Smith und Carlyon-Hughes. Und es gab eine ganze Reihe Beamter, wie Reid, die nicht gut darauf zu sprechen waren, wenn man über Juden herzog. Abberline ließ seinen Abschied von Juden organisieren. Und da war ja kein Beweis. Wer weiß denn, was die "Many circs" und die "certain facts" bedeuten sollen? Ich nicht.

PC Smith war ein erfahrener Mann, dessen Job es war, sich Leute anzusehen. Der wechselte nicht gleich die Straße, so wie Schwartz, der die Hosen voll hatte. Er war sicherlich bei Tageslicht mutiger. Aber PC Smith mit 28 Jahren, Schwartz und Lawende mit 30 Jahren, lagen mit dem geschätzten Alter ihres Verdächtigen, recht gleichauf.  

Ich sprach über eine plötzliche Attacke, keinen Angriff. Er stieß die Frau weg, Schwartz sein Mann stieß Stride zu Boden. Hier sehe ich eine impulsive Handlung. Warum sollte er das tun? Ich würde keine Prostituierte wegstoßen, egal was sie zu mir sagt. Ich bin weniger impulsiv. Auch hier wollte ich nur etwas herausstellen, nämlich Griffith´s "Jeckyll&Hyde" Erwähnung und das aus Cox seinen Mann plötzlich etwas in der Art von Unberrechenbares wurde. Außerdem war dieser Mann auf der Suche nach Prostituierten, die erste war betrunken die er ansprach, mit der zweiten ging er erst spazieren und stößt sie dann plötzlich weg. Wenn er sexuellen Kontakt suchte, warum sucht er nicht normal weiter? Er beendete die Geschichte in jener Nacht. Laut Cox achtete der Mann schon darauf, ob er beobachtet wurde oder nicht. Es ist auch kein Einzelfall, Prostituierte sprachen davon, bei den Ermittlungen damals zu JtR, plötzlich weggestoßen worden zu sein. Wenn die Situation nicht "sicher" für den Ripper war und/oder die Prostituierte auf einmal doch nicht der Vorstellung entsprach, warum sollte er sich weiter darum kümmern? Dann beendet er solche Kommunikation. Und solche ein Täter würde sich da genauso Verhalten wie bei seinem eigentliche Angriff, nämlich plötzlich und impulsiv aber vorallem offensichtlich grundlos. Ich hoffe du kannst mir folgen und verstehst mich nun besser.

Aaron Kosminski erscheint uns immer so harmlos. Wir wissen aber, dass er plötzlich seine Schwester angriff und auch in der Anstalt hier und da impulsiv und aufbrausend reagierte. Bei Cox beobachten wir etwas ähnliches, einen plötzliche veränderten Mann.

Deswegen Craddock, halte ich es für wichtig und erwähnenswert. Ich kann nur aufführen, beweisen garnichts.

Grüße, Lestrade.
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Lestrade am 14.09.2011 10:53 Uhr
@Craddock:

Ich muss zugeben, dass mir die Art wie du schreibst imponiert. Ich meine dabei auch ein gewisses "Feuer" in dir zu spüren.

Was hälst du davon, wenn wir beide an einem neuen deutschen Buch über Jack the Ripper arbeiten? Dann schreiben hier neben Schachner/(P.) auch noch Craddock und Lestrade als "Autoren". Ich denke, wir würden dazu gut zusammenpassen. 

Das ist mein absoluter ernst. Was hälst du davon?

Ich habe bereits erste Ideen dafür.

Viele Grüße,

Lestrade.
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Craddock am 14.09.2011 21:07 Uhr
@Craddock:

Ich muss zugeben, dass mir die Art wie du schreibst imponiert. Ich meine dabei auch ein gewisses "Feuer" in dir zu spüren.

Was hälst du davon, wenn wir beide an einem neuen deutschen Buch über Jack the Ripper arbeiten? Dann schreiben hier neben Schachner/(P.) auch noch Craddock und Lestrade als "Autoren". Ich denke, wir würden dazu gut zusammenpassen.  

Das ist mein absoluter ernst. Was hälst du davon?

Ich habe bereits erste Ideen dafür.

Viele Grüße,

Lestrade.

Nabend,

erstmal danke. Zum anderen bin ich der Meinung, dass jeder Mensch im Leben zumindest ein Buch schreiben sollte, also können wir darüber durchaus reden.

Aber weil Konkurrenz zwar das Geschäft, nicht aber das Konto belebt, wird Thomas uns in so einem Fall sicher löschen und auf Lebzeit sperren, ich kenn diese Autoren doch  :diablo:

Oder gegebenenfalls Korrektur lesen, um zu verhindern, dass wir Unsinn produzieren...  :girl_angel: (es gibt hier nur weibliche Engel und den Typ auf der Wolke mit den Herzchen drum herum wollte ich dann doch nicht nehmen.)

Prinzipiell also nichts dagegen einzuwenden, ich schreib sowieso gerne, wär doch durchaus angemessen, das Hobby mal auf ein konkretes Projekt auszurichten. Außer wenn deine Idee mit Sickert zu tun hat, dann vergiss es  :lol:

So, jetzt noch auf den Post da oben antoworten....
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Craddock am 15.09.2011 00:28 Uhr
Okay, nervlich war er also doch ein bisschen mitgenommen. Ich tu mir da einfach mit der Attacke ein bisschen schwer, ich find daran nichts besonders Schlimmes, gemessen an dem, was den Prostituierten damals generell so widerfahren konnte im Umgang mit Kunden. Auch wenn man hier eine gewisse Ähnlichkeit im Hinblick auf die Plötzlichkeit der Atta... des Schubsers sehen kann, will mir der einfach nicht besonders bedrohlich erscheinen, zumal er auch kein Nachspiel hatte. Ich möchte nicht wissen, wie vielen Männern man damals hätte folgen können, bei denen man ähnliche Verhaltensmuster entdeckt hätte. Gepaart mit den offensichtlichen mentalen Problemen, die der Verdächtige wohl hatte, mag sich das bei Cox natürlich besonders eingebrannt haben. Aber dann ja wieder scheinbar nicht genug, um den Mann selbst für den Schuldigen an der Mordserie zu halten. Was, zugegeben, nichts heißen muss.

Im Hinblick auf Kosminski hast du natürlich recht, wir wissen nicht, wie harmlos bzw das Gegenteil davon er nun wirklich war. Genaugenommen wissen wir überhaupt nichts über seinen Zustand, sieht man einmal von den wenigen Aufzeichnungen ab, die aus der Anstalt noch erhalten sind. Wir können nicht mal mit Bestimmtheit sagen, an welcher Form von Schizophrenie er litt. Natürlich gab es da den Messerangriff auf die Schwester von jemandem (nein, da bleib ich hartnäckig, aus der Formulierung in den Unterlagen geht für mich nicht eindeutig hervor, ob es die eigene oder die Schwester von Cohen war), aber auch da wissen wir leider nicht, unter welchen Umständen diese erfolgte (wurde er von ihr provoziert, hatte er Wahnvorstellungen, ist er aufgrund eines Streits kurz ausgerastet oder war es aus dem Trieb heraus, dem wir hier alle so fröhlich hinterherforschen).

Bei PC Smith bin ich mir da jetzt gar nicht so sicher (nicht aufgrund seiner Qualifikation, sondern nur aufgrund der Situation). Grundsätzlich, unter anderen Umständen, würde ich dir zustimmen: Ja, PC Smith ist sicher der verlässlichere Beobachter als Schwartz. Dennoch, als Smith das Paar passierte, hat er es auf die Art gemustert, wie er es wohl auch bei den meisten anderen Leuten getan hätte, an denen er vorüber kam. Natürlich dürfte er darauf geschult gewesen sein, genau hinzusehen und sich Dinge zu merken, die einem anderen nicht auffallen würden. Aber nichts an der Situation war außergewöhnlich, da stand einfach ein Paar, das sich miteinander unterhalten hat. Schwartz hingegen wurde Zeuge eines Angriffs, von direkter Gewalt, die gegenüber einer Frau ausgeübt wurde. Das dürfte ihm einen ganz schönen Adrenalinschub verpasst haben und ich denke, dass seine Sinne da doch erheblich geschärft waren. Aber im Grunde geht es gar nicht so sehr darum, wer der bessere Zeuge ist, sondern nur um die Unterschiede bei der Beschreibung der Kleidung. Wenn wir davon ausgehen, Schwartz wäre in dieser Nacht wirklich Zeuge der Ereignisse geworden, die er schilderte, dann ist seine Sichtung näher am Zeitpunkt des Todes von Liz Stride und aufgrund der Unterschiede in der Kleidung ist sein Mann ein plausiblerer Verdächtiger als der Mann, der von Smith mit Stride beobachtet wurde. Da es keinen konkreten Hinweis darauf gibt, dass die Polizei Schwartz nicht glaubte, können wir hier eher davon ausgehen, dass der Mann von Smith nicht verdächtigt wurde und Smith daher für seine Kollegen nicht als entscheidender Zeuge in Frage kam. Und deshalb glaube ich eben, dass Smith nicht der PC war, auf den McNaghten hingewiesen hat.

Worauf Anderson hinweisen wollte oder nicht, weiß ich nicht, bei dem Mann werd ich selbst langsam schizophren. Ich bin hier immer noch der Meinung, dass er für jemanden, der so sehr auf moralische Werte gab, hat er in seiner Biografie doch ganz schön viel geplaudert und sich in der Wortwahl doch zumindest arg vergriffen.

Hab ich noch was übersehen? Nein? Ja? Ach, zu spät schon wieder.

Gute Nacht.
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Lestrade am 15.09.2011 16:14 Uhr
London war damals "die Stadt" der Welt. Aufgrund dieser Tatsache können wir davon ausgehen, dass es nur so wimmelte vor Verrückten dieser Art. Aaron Kosminski selber, David Cohen, Jacob Levy, Hyam Hyams, Michael Ostrog, Druitt, Puckeridge, Isenschmid, Mary (weshalb auch immer), Cutbush und Pigott usw. Alles Männer mit mentalen Problemen. Damit wird man nicht automatisch zum Serienkiller. Alle hätten sich bei Cox in jener Nacht so verhalten können. Und ja, wir wissen nicht wie die Erkrankung bei Aaron Kosminski wirklich aussah. Meine Erfahrung oder Kenntnisse mit Shizophrenen ist sehr limiert.

Bei einem war es ein Doppelleben das er führte, ohne dass die jeweilige Partnerin jahrelang etwas merkte. Er schaltete einfach um in seinem Kopf und war in dieser oder jener Welt. Ohne Gewalt. Wohl gemerkt, niemand bekam sehr lange Zeit nichts aber auch garnichts mit.

Manche bringen sogar unglaubliche Leistungen. Andy Goram, Fussball- Torwartlegende von Schottland und den Glasgow Rangers. Vor dem Bekanntwerden seiner Erkrankung sangen die Ranger- Fans, "Es gibt nur einen Andy Goram", danach, "Es gibt nur zwei Andy Goram"... Auch hier vorher nichts auffälliges...

Ein anderer Fall dann wieder dramatischer. Die Person erkannte mich garnicht mehr wirklich. Einige Zeit ein Ankämpfen gegen die Stimmen, vergebens. Ändern der Stimme, verschiedene Personen die man erkennen konnte, kein Schmerzempfinden mehr, kein Schließen der Augen mehr möglich aufgrund der Bilder die gesehen wurden, sadistische Züge, verletzen von sich selber, Androhung von Gewalt, diese Anfälle konnten Stunden dauern oder auch Tage, Erinnerungen konnten erst viel, viel später, wenn überhaupt und wenn nur teilweise abgerufen werden, Paranoia, Sehen von Dingen oder Bedrohungen die garnicht da waren oder nicht existent, absolutes Streben nach Macht, Kontrolle und Dominanz... also mir machte das viel Angst... ohne solch einen Schub war diese Person sehr liebenswürdig... an der Oberfläche zumindest... Ansonsten pathologischer Lügner, in allem natürlich ein perfekter Schauspieler, hervorragender Täuscher, Hang zum Betrügen...

Der Messerangriff war vielleicht auch nur ein Bedrohung/ Androhung. Bedeuten muss das nichts. Auf den ersten Blick...
 
Nun ja, könnte noch mehrere Beispiele anführen aber es soll ersteinmal reichen...

Anderson? Nun ja, er schien in einer Krise 1888/89 gesteckt zu haben und die hatte nichts mit dem JtR zu tun, würde ich meinen. Er war krank und zu schwach um in dieser Zeit als vollfertiger Mann zu handeln. Er war nicht feige ,so war es in meinen Augen auch keine Flucht. Der Ripper hatte ihn auf dem falschen Fuss zur falschen Zeit erwischt... Das ist es, was ich aus Anderson lese...

Die Geschichte in der Berner Street ist letztendlich schwer zu fassen. Smith´s Mann und auch der von Schwartz lagen vielleicht 5 Minuten auseinander. Brown sah wahrscheinlich etwas zwischen dem Auftritt dieser beiden. Marshall´s Aussage ist auch nicht zu verachten (´ne Stunde vorher). Bei Packer wissen wir nicht was er wirklich sah und was ihn in den Mund gelegt wurde oder aber, was er in der Zeitung las. Er selbst gab u.a. einmal an, der Verdächtige war glattrasiert, genau wie PC Smith. Was allgemein von den allen im Gedächtnis haften bleibt: Seemännische Erscheinung und untersetzt kräftig! Aaron Kosminski lebte nur eine Straße weiter, er hätte dort auch eine Weile im Kreise gehen können und mehrmals mit Stride gesehen worden sein, denn hat ihm Stride gefallen, seiner absoluten Fantasie entsprochen, dann käme auch solch Täter zurück um auf einen sicheren Moment an einer sicheren Stelle zu hoffen. Er begann jene Nacht sehr früh, würde ich meinen und Sie ließ ihre Kaubonbons nicht los. Einige kurze Zeit später sah Lawende am Eingang der Church Passage auch eine seemännische Erscheinung. Am dichtesten war wohl, würde ich meinen, Lawende dran, am zuverlässigsten PC Smith. Schon von Berufswegen. Später kam noch Hutchinson vom Miller´s Court hinzu. Aber er war kein Jude und so auch nicht der Kronzeuge. Ich weiß es nicht Craddock aber im Laufe der Zeit habe ich Lawende als wichtigsten Zeugen akzeptiert. PC Smith lief in der Gegend von Aaron Kosminski Streife (wenn er denn bei seiner Familie dort wohnte) und hätte ihn durchaus danach wieder treffen können. Die Greenfield Street lag gegenüber der Berner Street.

Macnaughten:

This man in appearance strongly resembled the individual seen by the City PC near Mitre Square.

Griffith/Sims:

This man was said to resemble the murderer by the one person who got a glimpse of him - the police-constable in Mitre Court.

The policeman who got a glimpse of Jack the Ripper in Mitre Court said, when some time afterwards he saw the Pole, that he was the height and build of the man he had seen on the night of the murder

Cox:

„The least slip and another brutal crime might have been perpetrated under our very noses.“
„It was not easy to forget that already one of them had taken place at the very moment when one of our smartest colleagues was passing the top of the dimly lit street.“ !!!


Für mich sieht das so aus, dass Griffith und Sims die Informationen von Macnaughten hatten. Der machte vielleicht auch aus dem Mitre Square und dem Miller´s Court eben Mitre Court. Liegt ja ersteinmal auf der Hand. Er wälzte ja nur die vorhandenen Akten, von einer, ich sage mal "Lawende Identifizierung" wußte er nichts. Die anderen wohl auch nicht richtig. Wenn er schon Mitre Square und Miller´s Court zusammenschmeißt, was ja einmal zur City Police gehörte und einmal zur MET, dann hätte er es auch geschafft, die Berner Street hier nicht richtig einzuordnen. Wir haben einen (Macnaughten) der nur vom lesen oder hörensagen agierte und zwei (Griffith und Sims), die ihm nachplapperten. Mehr oder weniger. Bleibt Cox. Würde er nur seine City Police Leute als Kollegen bezeichnen oder auch die der anderen Einheit, der MET? Wer weiß das schon...  

Wie immer, kann man alles in die eine oder in die andere Richtung ziehen. Einige Überlegungen sind es durchaus wert, sie mal durchzuspielen...

Heute wäre es eine Erleichterung zu wissen:

Sahen Lawende und der PC den Mann am gleichen Tatort oder wurde der Verdächtige an zwei Tatorten in einer Nacht gesehen oder gar an zwei verschiedenen Tattagen entdeckt? Die erste Variante könnte "Kosminski" etwas entlasten, die andere beiden, ihn schwerwiegend belasten. Und ohen das und ohne den Inhalt der "certain facts" und "many circs", sehen wir nach wie vor sehr alt aus.

Zu unserem Projekt, schreibe ich dich an.

Lestrade.
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Craddock am 18.09.2011 23:42 Uhr
Zitat von: Lestrade
Der Messerangriff war vielleicht auch nur ein Bedrohung/ Androhung. Bedeuten muss das nichts. Auf den ersten Blick...

Und auch auf den zweiten. Der Angriff oder die Drohung mit dem Messer ist an diesem Ort und zu dieser Zeit alleine gar nichts wert, sondern gewinnt ihre Bedeutung nur aufgrund des Geisteszustands von Kosminski. Er dürfte einfach ziemlich genau dem Bild entsprochen haben, das sich die Beamten damals von einem möglichen Täter machten. Wie bei allem anderen, bräuchten wir auch hier einfach mehr Informationen. Wir wissen nicht, wie dieser Angriff oder die Drohung ausgesehen hat. Wir wissen nicht mit letzter Sicherheit, wer das Ziel war. Wenn das Ziel die Schwester von Cohen war, wäre Kosminski für mich ehrlich gesagt noch ein Stück interessanter. Ein Messerschwingszenario mit der eigenen Schwester kann dagegen einfach so viele verschiedene Ursachen haben, dass man Aaron daraus keinen Strick drehen kann. Streit? Ein plötzlicher Schub mit Wahnvorstellungen, die in ihm den Eindruck erweckten, er müsse sich verteidigen? Wenn er, was man nicht ausschließen kann, eine Zeitlang mit seiner Schwester und seinem Schwager zusammen lebte, dann dürfte es einfach eine Unzahl von Gelegenheiten gegeben haben, an denen man auf die eine oder andere Weise aneinander geriet. Da sind mir einfach zu viele Variablen drin, die wir nicht bestimmen können.

Zitat von: Lestrade
Die Geschichte in der Berner Street ist letztendlich schwer zu fassen...

Allerdings. Natürlich hätte der Mann weggehen und wiederkommen können. Natürlich hätten PC Smith und Schwartz letztendlich denselben Mann gesehen haben können. Die Frage ist aber, ob PC Smith als Zeuge angesehen wurde, und da tendiere ich zu einem Nein. Wir haben keinen Hinweis darauf, dass sich die Meinung der Beamten hier in irgendeiner Weise geändert haben könnte. Möglich ist das natürlich. Genauso wie ein Kosminski, der mehrmals mit Stride gesehen wird. Hier kann man natürlich einige Hypothesen aufstellen, beispielsweise könnte Kosminski immer wieder versucht haben, mit Stride ins Geschäft zu kommen und dabei immer abgelehnt worden sein. In der Folge hätte er dann sein Vorgehen ändern und sie bei nächster Gelegenheit einfach packen können, was dann zum Schwartz-Zwischenfall führte.

Zitat von: Lestrade
Für mich sieht das so aus, dass Griffith und Sims die Informationen von Macnaughten hatten. Der machte vielleicht auch aus dem Mitre Square und dem Miller´s Court eben Mitre Court. Liegt ja ersteinmal auf der Hand. Er wälzte ja nur die vorhandenen Akten, von einer, ich sage mal "Lawende Identifizierung" wußte er nichts. Die anderen wohl auch nicht richtig. Wenn er schon Mitre Square und Miller´s Court zusammenschmeißt, was ja einmal zur City Police gehörte und einmal zur MET, dann hätte er es auch geschafft, die Berner Street hier nicht richtig einzuordnen. Wir haben einen (Macnaughten) der nur vom lesen oder hörensagen agierte und zwei (Griffith und Sims), die ihm nachplapperten. Mehr oder weniger. Bleibt Cox. Würde er nur seine City Police Leute als Kollegen bezeichnen oder auch die der anderen Einheit, der MET? Wer weiß das schon...
 

Ersten Teil sehe ich ähnlich. Die Mitre Square/Miller´s Court-Vermischung ist eine absolut plausible und hier auch sehr wahrscheinliche Hypothese. McNaghten hat selbst ja öfter gesagt, dass er rein aus dem Gedächtnis schreibt und kein Unterlagen zu Rate zieht. Dass er Smith mit dem City PC verwechselt hat, glaube ich hingegen nicht. Seine eigenen Leute dürfte er dann doch richtig eingeordnet haben. Unmöglich ist natürlich auch das nicht.

Zu Cox: Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Cox die Met-Leute als Kollegen angesehen hat. Aber er bezeichnet den Mann hier ja auch als einen ihrer "klügsten Kollegen" und spricht explizit von "unter unserer Nase". Deshalb würde ich sagen, ist das hier ein PC den er zumindest halbwegs gut kannte. Außerdem ist bei Smith nichts unter seiner Nase passiert. Bei PC Harvey hingegen (hieß er so? Ich mach grad den McNaghten und schreib aus dem Gedächtnis :D) dürfte "unter unserer Nase" ziemlich gut hinkommen. Da hätte eventuell ein Schritt nach vorne wirklich gereicht, um den Täter auf frischer Tat zu ertappen.

Zitat von: Lestrade
Heute wäre es eine Erleichterung zu wissen:

Sahen Lawende und der PC den Mann am gleichen Tatort oder wurde der Verdächtige an zwei Tatorten in einer Nacht gesehen oder gar an zwei verschiedenen Tattagen entdeckt? Die erste Variante könnte "Kosminski" etwas entlasten, die andere beiden, ihn schwerwiegend belasten. Und ohen das und ohne den Inhalt der "certain facts" und "many circs", sehen wir nach wie vor sehr alt aus.

Traurig aber wahr.
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Lestrade am 19.09.2011 09:24 Uhr
Guten Morgen Craddock,

ich weiß nicht, ob du diesen Link hier bereits kennst:

http://www.casebook.org/dissertations/rip-smiths-beat.html

Er ist auf jedenfall interessant zu Smith´s Beat.

Der einzige Court, war der Miller´s Court. Das andere waren Yards oder ein Square bzw. auf dem Gehweg. Aber ich denke nicht, dass dies eine Rolle spielt. Wo macht man dort überhaupt Unterschiede? Ein Square (ein Karree) ist klar, ein Court wahrscheinlich der klassische Hinterhof und ein Yard wohl eher ein Lagerbereich/ geschäftliche Verbundenheit mit dem Umliegenden. Manchmal blieben bestimmt alte Bezeichnungen erhalten, selbst wenn sich das Bild oder die Funktion eines solchen Ortes verändert hatte.

"A police officer met a well dressed (known) man of Jewish appearance coming out of the court near the square. Continuing on his patrol he came across the woman's body." (he blow his whistle and other officers running up they set off in pursuit of the man who had just left) Sagar 1905.

"One man only, a policeman, saw him leaving the place in which he had just accomplished a fiendish deed, but failed, owing to the darkness, to get a good view of him. A little later the policeman stumbled over the lifeless body of the victim." - Sims

"court near the square" (Sagar 1905) erinnert doch sehr an den "City PC near Mitre Square" (Macnaughten 1894). Aber wer hat was von wem? "Ein Hinterhof am Karree", ein City Konstabler am Karree". Der einzige "Yard" im Square, soweit ich mich erinnere, lag direkt hinter Eddowes´ Kopf. Wird der kaum sein. PC Watkins enterte den Square über die Mitre Street, d.h. den Bemerkungen zu folge, Watkins hätte den Verdächtigen aus einem Eingang eines Hinterhofes in der Mitre Street kommend, bemerkt haben können (vielleicht stand dieser ja auch nur kurz im Eingangsbereich, hat bei Watkins aber zu einer falschen Schlußfolgerung geführt). Geht man in eine andere, weniger wahrscheinliche Spekulation, dann hätte PC Harvey ähnliches in der Duke Street passieren können, kurz bevor er ein paar Schritte in die Church Passage setzte. Aber ich kenne die Begebenheiten weder in der Mitre Street, noch in der Duke Street. Den St. James Place mit dem Zugang aus dem Square und Nachtwächter Blenkinskop vernachlässige ich jetzt mal übrigens...

Dann hätte sich dieser Verdächtige, nach der Tat, kurz in Richtung eines Hinterhofes begeben um was zu tun? Wieder herauszugehen um einen PC zu begegnen?

Sagar peitscht unsere Unterhaltung in Richtung City Police und nicht in die MET Richtung (Smith). (Falls es diesen PC überhaupt gab, ich glaube daran, einige aber nicht). Dann hätten wir an einem Tatort zwei Zeugen die wichtig wären. Lawende und einer wie PC Watkins. Aber eigentlich auch ein Pendant in der Berner Street mit Schwartz und PC Smith. Oder eine Mischung aus beidem. Es scheint aber mehr eine Angelegenheit der City Police gewesen zu sein. Wenn PC Watkins derjenige war, der "den Polen danach mal wiedersah", könnte das in Richtung einer Erklärung gehen, warum die City Police observierte und nicht die MET, die ja "nur" einen Verdächtigen zu einer Gegenüberstellung brachten. Plus Zeuge Lawende natürlich. Auch die Butcher´s Row lag im Bereich der City Police. Wenn der Verdächtige nun in der Butcher´s Row irgendwie angestellt war und bemerkte, dass er observiert wurde, dann hätte er unter Umständen anfangen können, sein heimatliches Domizil in einem möglichen Wohnbereich des MET Gebietes nicht mehr zu verlassen. Und die MET hatte dann die Ehre gehabt, ihn wieder in den anderen Bereich zu eskortieren (zur Identifikation).

Ich erwähnte in meinem vorherigen Post bereits, wenn dieser Verdächtige, in einer Nacht, an zwei verschiedenen Tatorten von zwei Zeugen, halbwegs wiedererkannt worden ist oder gar in zwei verschiedenen Nächten wo Taten stattfanden, dann wäre es fatal für ihn. An einem Ort von zwei Zeugen gesehen worden zu sein, kann auch schwerwiegend sein aber da muss man sich dann fragen, wie und wo und vorallem wie sind die Umstände gewesen?

Wir wissen über "Kosminski", dass der PC ihn so äußerlich wiedererkannt haben wollte (Macnaughten). Wir wissen, dass der Zeuge es auch getan haben soll (Swanson, Anderson), da handelt es sich auch um "Kosminski". Der Täter brauchte 10 Minuten am Tatort. Lawende sah den Mann am Eingang der Church Passage und evtl. PC Watkins den Mann aus einem Hinterhof in der Mitre Street kommen. Aber er sah ihn nicht aus dem Mitre Square kommen? Für mich bedeutet dies nämlich einen großen Unterschied. Denn dieser Mann muss dann niemals den Mitre Square durchquert haben. Hat PC Watkins ihn im Zugang zum Square von der Mitre Street aus getroffen, dann gute Nacht, dann passt vieles, hat er jedoch nicht, dann wäre der Verdächtige etwas "entlastet". Ich persönliche tendiere zu der Variante, dass der Verdächtige irgendwo aus einem Hof der Mitre Street herausspazierte. Aaron Kosminski (falls der "Kosminski") soll "schwachsinnig" gewesen sein. Nun ja, er war das Kind recht betagter Eltern (Mitte 40 bei seiner Zeugung und Geburt) und die Chance dann irgendeine Anomalie oder Geisteskrankheit von Natur aus zu bekommen ist hoch. Dann muss man nicht erst traumatisiert werden. Vielleicht quatschte er einfach eine Prostituierte voll und zog dann weiter durch diverse Hinterhöfe und hatte nichts mit der Tat zu tun. Dazu muss ihn aber der wahre Täter beinahe im Nacken gesessen haben. Alles in allem, erscheint es mir recht knapp, zu knapp und von den certain facts und many circs wissen wir auch nichts. Dennoch ist es die Lücke die ich "Kosminski"/ Aaron Kosminski lasse. Denn da gibt es noch einen David Cohen, von dem wir nicht wirklich etwas wissen oder auch einen Hyam Hyams. Falls einer von ihnen der Täter war, hätten die Taten auch enden können. Selbst Jacob Levy kommt noch in Frage. Sie müssen niemals von der Polizei verdächtigt worden sein. Deswegen könnten sie trotzdem dafür vernatwortlich sein.

Auch wenn ich in "Kosminski" Jack the Ripper sehe, eindeutig identifiziert haben dürften sie ihn nicht. Rein polizeilich.
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Lestrade am 20.09.2011 15:24 Uhr
Zum Mitre Court vielleicht noch wichtig:

The square became known as Duke's Place by 1676[1]and was also the site of St. James' church. South of this was the Mitre Tavern and Mitre Court (later Mitre Street) and to the north, a narrow passage known as 'Dark Entry' (later Church Passage). The earliest appearence of the name Mitre Square seems to be in 1830[2] . St James's church was demolished in 1874.

Mitre Street wurde früher also Mitre Court genannt.
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Shadow Ghost am 20.09.2011 15:41 Uhr
The square became known as Duke's Place by 1676[1]and was also the site of St. James' church. South of this was the Mitre Tavern and Mitre Court (later Mitre Street) and to the north, a narrow passage known as 'Dark Entry' (later Church Passage). The earliest appearence of the name Mitre Square seems to be in 1830[2] . St James's church was demolished in 1874.

Danke für diesen Hinweis, Lestrade.
Doch leider scheint der Zeitpunkt, zu dem Mitre Street noch Mitre Court genannt wurde, doch schon sehr lange zurückzuliegen. Bestenfalls also, dass noch ein paar Alteingesessene diese Bezeichnung kannten, und vielleicht auch nutzten. Doch zu diesem gehörte - nach meinem Wissen - McNaghton nicht, was aber nicht ausschließen soll, dass er diese Bezeichnung irgendwo "aufgeschnappt" hat.
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Lestrade am 20.09.2011 17:47 Uhr
Gerne und richtig Shadow!

Wer weiß, ob alle die, die für diese Äußerungen "verantwortlich" sind, jemals diesen Tatort betreten haben oder überhaupt eine richtige Vorstellung davon hatten. Der "Court" könnte schlicht und einfach der Innenraum des Squares gewesen sein. Aber ich finde gut, dass mal zu erwähnen und verschiedene Meinungen oder Ansichten diesbezüglich zu hören. Unsereins hat ja heute besseres Wissen über jene Tatorte als einige damals. Meine ich jedenfalls...

The earliest appearence of the name Mitre Square seems to be in 1830[2] . St James's church was demolished in 1874.

1830 und 1874 gab es noch Aktivitäten in und um den Square. Kann natürlich, muss aber nicht lange zurückliegen mit einer Veränderung des Straßennamens. Aber wie immer in diesem Fall, nichts genaues weiß man nicht... Heute gibt es in London noch zwei Mitre Court.
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Lestrade am 21.09.2011 21:09 Uhr
So langsam steige ich hinter den Frust, den Trevor Marriott im Casebook zum Vorschein kommen lässt...

Diese Information fand ich erst jetzt:

http://www.telegraph.co.uk/news/uknews/crime/8514000/Scotland-Yard-fights-to-keep-Jack-the-Ripper-files-secret.html

The ledgers provide details of the police’s dealings with thousands of informants from 1888 to 1912, including some who provided information during the original Ripper investigation.

A sample of about 40 pages from the Scotland Yard ledgers was released to last week’s tribunal, but with the names of informants and other key details blacked out.

According to Mr Marriott, the files contain the names of at least four new suspects, as well as other pieces of evidence.

He said: “I believe this to be the very last chance that we may have to solve the mystery of Jack the Ripper.

“To have any possibility of getting near the truth about those horrific crimes we must see what these ledgers contain.

Vier dicke Register voll...
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Lestrade am 23.09.2011 18:46 Uhr
Ich weiß nicht, ob ihr den Kommentar von "Ripperologist" in diesem Link gelesen habt aber hört sich interessant an. Wirkt zwar ein bißchen strange mit dem great great grandfather detective aber er sieht in seinem Statement David Cohen erst in Colney Hatch 1889 identifiziert und zwar als Nathan Kaminsky, weil der Zeuge ihn kannte und somit auch den Namen angeben konnte. Der Zeuge sah ihn kurz vor der dem Fund eines der Opfer eben mit jener Frau. Passt dann natürlich nicht zu den Aussagen eines Cox (dreimonatige Observation) und wenn sein Kollege Sagar vom gleichen Mann spricht auch nicht zu diesem. Hier wäre dann Hyam Hyams ja ein heißer Kandidat. Anderson sprach ja von einer Identifizierung in der Anstalt und Swanson vom schnellen dahinscheiden ihres Verdächtigen. Da wäre Nathan Kaminsky wieder im Spiel. Inwieweit die Observation bei Kaminsky durch die City Police stattfand, sei mal jetzt dahingestellt und Macnaughten als wichtige Figur war ja kein "aktiver" Beamter zu der Zeit. Haben die Beamten es tatsächlich geschafft, Kosminski mit Kaminsky zu verwechslen, na dann gute Nacht. Die Theorie ist aber allerdings von Martin Fido, dessen Buch heute bei mir eintraf. Werde ich mal in Ruhe lesen. Diese "Geschichte" hätte ich als Cohen/Kosminski/Kaminsky/Hyams/Levy "Fan" auch schreiben können, allerdings habe ich keinen Ururopa bei Scotland Yard gehabt. Wäre natürlich traurig, wenn jemand so einen Bullshit an den Mann bringen würde wollen. Nun ja...

Hier das Original: 

I learned the secret some years ago from a friend who's great great grandfather was a detective involved in the case.
The murderer was in fact a Jewish man named Nathan Kaminsky who lived and worked as a bootmaker in the Whitechapel area. Kaminsky who suffered from syphilis was committed to Colney Hatch Lunatic Asylum in 1889 which is when the murders stopped; in the asylum he exhibited violent and destructive tendencies and died within a year of being committed. He is commonly confused with an Aaron Kosminsky who too was a Jewish man committed to the same asylum in the same period but who was actually an unviolent man suffering from audio hallucinations. The reason for the confusion between the two men is thus: Nathan Kominsky (Kaminsky, denke ich, Schreibfehler) was committed to the asylum under the name David Cohen which was a general name police at the time used to identify Jewish men with unknown identities (much like John Doe is used in the USA). Nathan Kaminsky disapeared from records in 1888 largely due to the fact that the syphilis he suffered from had caused him to suffer severe insanity (there are medical records of his treatment for syphilis). The man committed to the lunatic asylum under the name David Cohen was later identified as Nathan Kaminsky by the only witness the police had that they considered identified the killer; the witness saw Kaminsky (who he knew) with one of the murdered women shortly before her body was found - Kaminsky wore a leather apron due to the fact that he worked as a bootmaker and reportedly rarely took it off; he was known to have attacked other women before the Whitechapel murders took place (hence the nickname 'leather apron' being around at the time). The witness was a Jewish man and refused to testify in court against a fellow Jew which is why documents have been hidden from public view for so long. At the time the authorities wanted desperately to avoid the chance of anti semitic sentiment arrising either in the local area (which had a large Jewish population) or in the country as a whole. Therefore it was decided by the authorities that the identity of both the suspect and witness should remain hidden. As Kaminsky was severely insane and committed in an institute it was viewed that he was best left where he was under psychiatric care, indeed as I stated he died within the year.
Hope this helps.
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Shadow Ghost am 23.09.2011 22:15 Uhr
Da hat der Freund von Ripperologist einfach nur die Theorie von Fido wiedergegeben. Und so alt ist der gute Martin dann doch nicht, dass er der Ur-uropa von jemandem sein könnte.
Zu den Verdächtigen aus den Special Branch Ledgers. Irgendwo in den Foren sind mal ein paar Namen aufgetaucht, die dort als "Verdächtige" genannt werden. Mir spucken da noch die Namen McGrath und O'Brien durch den Kopf, müsste aber noch einmal nachschauen.
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Lestrade am 27.09.2011 19:25 Uhr
Hallo Shadow,

ja klar, die hat er einfach wiedergegeben. Ich bin bekannterweise ja auch ein "Anhänger" von Fido und seiner Theorie. Passt ja auch zu diesem Faden hier sehr gut. Aaron Kosminski, Nathan Kaminsky und David Cohen alle 23 Jahre alt, hebräisch, geisteskrank oder Syphilis. Mir ist das zu äuffällig... und ich gehöre nicht zu den Menschen, die an Zufälle glauben... da gilt es etwas zu lösen...

Ich würde jedenfalls keine Geschichte oder einen imaginären Verwandten bei SY erfinden, um mich wichtig zu machen. Ich verachte so etwas. Viele sind bemüht, ehrliche Arbeit abzuliefern. Wenn man tatsächlich solche Informationen besitzen würde, ginge man damit vielleicht auch anders um.

Grüße, Lestrade.
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Shadow Ghost am 27.09.2011 20:53 Uhr
Vielleicht wird Dich dann das interessieren: http://www.jtrforums.com/showthread.php?t=12948 (http://www.jtrforums.com/showthread.php?t=12948)

Martin Fidos Notizen, die er anfertigte, als er damals die asylum records durchstöberte.
Titel: Re: Cohen&Cohen&"Kosminski" und Swanson´ "Seaside Home"!
Beitrag von: Lestrade am 29.09.2011 11:41 Uhr
Bedankt!