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Fachliche Themen => Allgemeine Diskussion => Thema gestartet von: Dick Brucinson am 05.04.2010 17:54 Uhr

Titel: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Dick Brucinson am 05.04.2010 17:54 Uhr
was spricht eurer Meinung nach dafür, dass der Ripper sich ausschließlich UNERKANNT und als NICHT VERDÄCHTIGE PERSON durch das East End bewegen konnte - insbesondere sogar in unmittelbarer zeitlicher und räumlicher Nähe vor und nach den Morden?

ich stell mir Whitechapel - spätestens nach dem 2. Mord (?) - Annie Chapman - (Tabram also nichtmal mit eingerechnet) als ein Viertel in aufgebrachter Hysterie vor, in welchem die Bevölkerung mit Argusaugen auf jeden nur ansatzweise Verdächtigen geschaut haben muss.

aber die Fähigkeit des Rippers, seelenruhig auf Opfersuche zu gehen, in aller Ruhe das Opfer umzubringen (und vor allem: offenbar problemlos zunächst überhaupt dessen Vertauen zu gewinnen - und DAS vor dem Hintergrund der gleichzeitig stattfindenden Mordserie) und danach genauso unerkannt - und vor allem unverdächtigt - zu entkommen, legt nach meinem Empfinden den Schluss nahe, dass die Bevölkerung "den Wald vor Bäumen nicht gesehen hat".

was ich also damit sagen will:

erscheint es insofern also nicht ganz unabwegig, dass der Ripper keiner der üblichen aufgelisteten mehr oder weniger "auffälligen" Verdächtigen war, sondern eher eine Person von allgemein hohem Sozialprestige innerhalb der Bevölkerung Whitechapels - vllt sogar jemand, der GERADE durch seine Rolle und Funktion als "vertrauenswürdige Person des dortigen öffentlichen Lebens" im Stadtteil überhaupt nicht als Verdächtiger in Betracht gezogen (um nicht zu sagen: "übersehen") wurde?? (ich stell mir da zum Vergleich gerade so das typische Dorfklischee vor: "was - der allseits bekannte und geschätzte Herr Prof. Dr. SoUndSo aus UNSERER MITTE - DER würde doch NIEMALS nachts in den Supermarkt einbrechen! wie kannst du sowas nur behaupten?! schäm dich!")

mich interessieren mal eure Meinungen dazu.

Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Stordfield am 05.04.2010 18:08 Uhr
Hallo Dick!

Auch Dir ein herzliches Willkommen!
Ich habe es schon des Öfteren erwähnt, dass die "Stärke" vieler Serienmörder in ihrer Unauffälligkeit, in ihrer Anpassungsfähigkeit an ihre Umwelt liegt. Also stimme ich Dir zu, man sieht es und merkt es den meisten nicht an, weil sie gut mit dem Strom schwimmen können.

Gruß Stordfield
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Dick Brucinson am 05.04.2010 18:16 Uhr
danke für die netten Wilkommensworte - stimmt, ist mein erster Beitrag hier, obwohl ich schon seit 'nem Jahr "mitlese" ;-)

ich dachte bei meinen Ausführungen jedenfalls an alle möglichen Formen von "öffentlichen Prestigeträgern" - für mich kommen z.B. meinetwegen der Ortsbürgermeister von Whitechapel oder auch der im Viertel sicher "allseits bekannte Nachtwächter" genauso in Frage wie z.B. auch dieser Chef der "Bürgerwehr" in der Ripper-Sache - ich glaube, George Lusk hieß der. also alles Charaktere, die man überhaupt nicht zu verdächtigen WAGEN würde.
 
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Lestrade am 05.04.2010 19:22 Uhr
Hallo Dick! Herzlich Willkommen.

Man könnte auch anders fragen:

War der Mann tatsächlich so unauffällig und unverdächtig? Für die Polizei vielleicht, die Ihn übersehen haben könnten.

Die hatten damals keine Ahnung und konnten mit Sicherheit kaum den Täterkreis, wie man es heute vielleicht kann, einkreisen. Damit meine ich nicht Beruf oder Religion. Sondern die Art seiner Persönlichkeit und seines Handels.

Lestrade
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Dick Brucinson am 05.04.2010 19:45 Uhr
Hallo Dick! Herzlich Willkommen.

Man könnte auch anders fragen:

War der Mann tatsächlich so unauffällig und unverdächtig? Für die Polizei vielleicht, die Ihn übersehen haben könnten.

Die hatten damals keine Ahnung und konnten mit Sicherheit kaum den Täterkreis, wie man es heute vielleicht kann, einkreisen. Damit meine ich nicht Beruf oder Religion. Sondern die Art seiner Persönlichkeit und seines Handels.

Lestrade

naja, aber die Einkreisung des potentiellen Täterkreises hat ja in über hundert Jahren zu nichts geführt, und gerade deswegen scheint es mir persönlich aus der Distanz raus umso plausibler, dass der Ripper jemand gewesen sein könnte, den die Polizei damals aus gutem Grund (wenn auch nicht absichtlich!) übersehen haben mag.
den Täterkreis HEUTE kreist man ja meines Wissens ohnehin überwiegend basierend auf der Forensik von 1888 ein.
 
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Anirahtak am 05.04.2010 19:49 Uhr
[...]

mich interessieren mal eure Meinungen dazu.


Bislang ging ich von einer "auffällig unauffälligen" Person aus, also jemand, der nahtlos ins Straßenbild verschwunden ist, ohne irgendwelche bleibenden Eindrücke zu hinterlassen. Weder vom Aussehen noch vom Verhalten her. An eine bekannte Respektsperson, die über jeden Verdacht erhaben ist, habe ich dabei noch nicht gedacht, das ist eine sehr interessante Idee.
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Dick Brucinson am 05.04.2010 19:58 Uhr
[...]

mich interessieren mal eure Meinungen dazu.


Bislang ging ich von einer "auffällig unauffälligen" Person aus, also jemand, der nahtlos ins Straßenbild verschwunden ist, ohne irgendwelche bleibenden Eindrücke zu hinterlassen. Weder vom Aussehen noch vom Verhalten her. An eine bekannte Respektsperson, die über jeden Verdacht erhaben ist, habe ich dabei noch nicht gedacht, das ist eine sehr interessante Idee.

eben das war mein gedanklicher Ansatz - schön, dass du mich verstehst :-) denn das  würde alle Tumbletys, Barnetts etc. ausschließen.
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Anirahtak am 06.04.2010 21:10 Uhr
Ja, ich verstehe dich voll und ganz. :icon_wink:

Bei Tumblety dachte ich mal halb im Spaß, halb im Ernst: Wer eine Uteri-Sammlung hat, dem ist auch alles andere zuzutrauen. Aber abgesehen davon, dass ich nicht mal weiß, ob das nur ein Gerücht oder Tatsache ist, war der letztendlich wohl schon ein zielmlich exzentrischer Freak und als solchen stelle ich mir den Ripper nicht vor. Barnett ziehe ich ebenfalls nicht in Betracht - ich halte es zwar für vorstellbar, dass jemand seine Lebensgefährtin aus dem wütenden Moment heraus bspw. erschlägt, weil sie anschaffen geht, aber dass er vorher noch andere umbringt und dann noch auf diese Weise, erscheint mir doch sehr konstruiert.

Aber ich schweife ab. :icon_mrgreen:

Wenn an dem Ansatz mit der bekannten Respektsperson etwas dran wäre, dann dürften diese Sichtungen von den Zeugen, welche die Opfer zuletzt mit einem Mann gesehen haben, ja nicht zutreffen. Also dass es andere, unschuldige Männer gewesen wären und der Ripper immer erst eine Zeiteinheit später den Kontakt gehabt hätte. Oder anders, dass die bekannte Person nicht erkannt worden wäre. Hältst du das für sehr wahrscheinlich?

Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: KvN am 07.04.2010 08:35 Uhr
Welcome Dick! Maiden rulez!

Ja, der Ansatz mit der respektablen Person ist durchaus überlegenswert. Die Polizei suchte ja nach einer Art missing link, einem offensichtlich Wahnsinnigen der schon immer auffällig war...Und hat mit diesem Ansatz ja komplett Schiffbruch erlitten...

Grüße
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Lestrade am 07.04.2010 09:02 Uhr
Nun ja, ich denke der Ripper lief während der Woche eher wie der letzte Penner herum. An den Wochenenden wird er sich dann fein gemacht haben. Um es kurz zu machen, als Ermittler hätte ich in der Woche einen nicht ganz so respektabel gekleideten Mann gesucht und an den Wochenende einen, der einen gepflegteren Eindruck machte aber nicht gänzlich verbergen konnte, das er kein Männermodel ist.

Gruß, Lestrade.
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Stordfield am 07.04.2010 09:35 Uhr
Hallo !

Eine höhergestellte, vielerorts bekannte Person als Ripper kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Unregelmäßigkeiten im alltäglichen Trott von Whitechapel wären sicher sofort aufgefallen und so ein "Besuch" einer Persönlichkeit in dieser "Kloake" wohl erst recht. Außerdem wäre dann bestimmt in der Nach- Mord- Ära einiges durchgesickert ( :icon_wink:). Ich glaube nicht, dass sich der Bürgermeister, der Polizeichef, der Werkbesitzer, Prinzen, andere Adlige u.s.w. incognito durch diese eigentlich immer belebten Straßen bewegen konnten (und vielleicht auch gar nicht getraut hätten), ohne bemerkt zu werden, zumal sich diese Menschen dort ja gar nicht auskannten und sich, um wenigstens einigermaßen sicher zu sein, dort schon vorher einige Male umgeschaut haben mußten.
Auch der Polizei wäre doch zu Ohren gekommen, wenn sich in diesem Slum eine Person mit allgemeinem Bekanntheitsgrad herumgetrieben hätte, denn warum sollten die Bewohner so jemanden decken?

Gruß Stordfield
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: KvN am 07.04.2010 09:54 Uhr
Hi Stordfield!

Woll ma doch ned übertreiben! Zwischen dem letzten Penner (Warum, Lestrade?) und einem Prinz gibts ja schon eine gewisse Bandbreite...Ich glaube auch nicht dass JtR eine prominente Person im heutigen Sinn war. Und Whitechapel als "Kloake" zu sehen ist auch schon wieder so ein Axiom. Eine entsprechende Karte auf casebook zeigt dass alle sozialen Schichten (okay, ausser Prinzen) auf engstem Raum zu finden waren...

Grüße
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Lestrade am 07.04.2010 10:24 Uhr
Eben KvN!

Ein respektabel gekleideter Mensch im EastEnd war nicht automatisch ein Prinz. Nur weil du auf der Karte "helle" Flecken erkennst, darfst du die unzähligen tausende Menschen im EastEnd, dessen Kinder verhungerten und garnicht so oft das Erwachsenenalter erreichten, so einfach herunterrechnen. Tausende Menschen kämpften dort täglich ums überleben. Die "dunklen" Flecken sind eine ganze Menge Menschen. Eine ziemliche Menge Menschen, Worte wie "Slum" oder "Kloake" sind keine schöne Worte, waren aber Realität. Und das in einem Land wie England. Zu jener Zeit, mit die größte Macht auf unserem Planeten. Und in Whitechapel lebten die Menschen zusammengepfercht. Wenn eine Mutter mitansehen muss, das ihr Kind verhungert (und dies dort beinahe täglich geschah) dann ist dies einfach schlimm genug. Was verschönert an dieser Situation, ein paar Straßenblöcke weiter, mit Leuten, die durch Handel wenigstens was zwischen den Kiemen hatten, das Sterben eines verhungernden Kindes? Erinnert mich an einen krebszerfressen Menschen, dem man sagt, ihre linke Niere ist aber noch okay...

Warum der letzte Penner? Ich gehe davon aus, dass der Ripper die gleiche Schicht wie seine Opfer angehörte. Er fand sie in den übelsten Gegenden, in denen er sich wahrscheinlich gut auskannte. Er wird also nicht in Lack und Leder herumgerannt sein. Zu den Taten wird er sich, wie man heute sagt, etwas aufgepimpt oder aufgebretzelt haben. Jedenfalls das vorgespielt haben, was er nicht war. Unter respektabel gekleidet verstehe ich für 1888 "stinknormal".

Viele Grüße, Lestrade.
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Stordfield am 07.04.2010 10:38 Uhr
Hallo ihr Beiden!

Im Anfangsposting dieses Threads wird eindeutig von einer "Person von allgemein hohem Sozialprestige" und "vertrauenswürdige Person des dortigen öffentlichen Lebens" gesprochen. Meines Wissens haben diese Persönlichkeiten aber nicht im direkten Brennpunkt der Ereignisse, sprich Dorset Street, Flower and Dean und Thrawl Street gelebt, sondern schon etwas "abseits".

Gruß Stordfield
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: KvN am 07.04.2010 12:28 Uhr
Nur um Mißverständnisse zu vermeiden: Ich wollte in keiner Weise das Elend der Bevölkerung in Frage stellen, die zeitgenössischen Berichte sind deutlich genug!
Und das etwas abseits...Hhhhm, mein alltime Favorit Klosowski wohnte nur Minuten weg und war wohl doch so etwas wie eine respektable Person, mit kleinen Fehlern halt...
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Anirahtak am 08.04.2010 09:20 Uhr
Also im Eingangsbeitrag ist ja von einer Respektsperson aus dem Stadtteil die Rede. Ich wüsste jetzt nicht, weshalb es die nicht gegeben haben sollte. Ich gehe davon aus, dass auch innerhalb dieser Region soziale Unterschiede zwischen den Bewohnern bestanden. Diese hatten sicher keine Bandbreite von Bettler bis Regierungsmitglied, aber es gibt ja noch andere Varianten.

Der betreffende Stadtteil wäre East End, oder?
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Sir Boss am 08.04.2010 09:57 Uhr
Hallo zusammen,

ein sehr interessanter Gedankengang.
Ich halte das sogar für gut möglich, denn wenn man sich die Überbevölkerung zur damaligen Zeit anschaut, dann stelle ich mir gut vor, das ein großer Teil der Menschen im East End gar nicht wussten, wer welche Position irgendwo hatte. Hätte man damals jemanden Gefragt, wer denn gerade Bürgermeister ist, würde es mich nicht wundern, wenn 70% nur mit den Schultern gezuckt hätten. In der heutigen Zeit der Medien  ist das Bekanntwerden einfacher und die Gesichter von Würdenträgern kommen per TV in jedes Haus. Oder man sieht diese wie zur Zeit überall auf Wahlplakaten. Aber damals?

Also warum nicht? Bringt einen schönen neuen Aspekt mit rein :icon_wink:
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Dick Brucinson am 08.04.2010 18:22 Uhr
Der betreffende Stadtteil wäre East End, oder?

ja genau.
und mit "Prestigeträgern" mein ich auch gar nicht mal unbedingt irgendwelche "Nobelbonzen" (die dann sicherlich aufgefallen wären), sondern das ganze eher RELATIV gesehen. sprich: jemand, der für WHITECHAPEL(!)-Verhältnisse eben RELATIV gut darstand. irgendein Ladenbesitzer aus Familientradition raus z.B.

eben jemand Anerkanntes aus der "Mitte der - damaligen, dortigen - Gesellschaft".
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Lestrade am 08.04.2010 19:06 Uhr
Nun ja, ich denke eher etwas anderes. Spätestens nach Kelly konnte einige Leute erkannt haben, wer Jack the Ripper war. Und sie haben ihn geschützt. Aus wahrscheinlich sehr wichtigen Gründen. Wenn ich sage geschützt, meine ich nicht, das sie seine Taten gutgeheißen haben, sondern eher aus purem Selbstschutz handelten. Stellt euch einmal vor, der Ripper war ein Mann, der ein jüdischer Schlächter war oder jemand, der zumindestens das Handwerk des Schächtens beherrschte und für diesen oder jenen Kollegen dieses Ritual ausführte um koscher Fleisch feilzubieten. Vielleicht war er eher der Typ, der sich mit diesem oder jenem "Dienst" bei seinen Leuten beliebt machte. Hatten einige "wichtige" mit ihm zu tun und mussten am Ende erkennen, mit wem sie es zu tun hatten, wäre ein solches Handeln denkbar. Für die Polizei natürlich eine Katastrophe. Aber vielleicht ist ja einer von ihnen ausgeschert und bat die Polizei um Diskretion, ein Mann wie einer von den Kosminskis...

Lestrade.
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Anirahtak am 09.04.2010 10:11 Uhr
ja genau.
und mit "Prestigeträgern" mein ich auch gar nicht mal unbedingt irgendwelche "Nobelbonzen" (die dann sicherlich aufgefallen wären), sondern das ganze eher RELATIV gesehen. sprich: jemand, der für WHITECHAPEL(!)-Verhältnisse eben RELATIV gut darstand. irgendein Ladenbesitzer aus Familientradition raus z.B.

eben jemand Anerkanntes aus der "Mitte der - damaligen, dortigen - Gesellschaft".
Jep, genauso habe ich es aufgefasst. Ich halte das grundsätzlich auch für gut vorstellbar. Was evtl. dagegen spräche, ist in meiner Frage auf der vorigen Seite enthalten.



@ Lestrade

Ich verstehe nicht ganz, was für Dienste das gewesen sein sollen, mit denen er sich beliebt gemacht hätte. Die müssten ja überaus herausragend gewesen sein, wenn sie ihn deshalb weiter gewähren ließen.

Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Lestrade am 09.04.2010 11:18 Uhr
Hi !

Auf keinen Fall weitergewähren lassen...Aber selbst gerichtet und entschieden haben wie es weitergeht, ersteinmal...Falls der Ripper wirklich ein Jude war, erlebten wir das schon beim "Kronzeugen" im Seaside Home. Wenn wir dem Glauben schenken können, und ich denke das können wir, dann hat dieser Zeuge einen Mann "laufengelassen", der unvorstellbare, grausame Verbrechen begangen hatte. Dies war dem Zeugen bewußt. Wer von uns würde das tun? Ich denke niemand.

Warum sollte sich dann der Rest anders verhalten haben (bis vielleicht auf eine Ausnahme :icon_biggrin:)? Warum? Und ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass dieser Zeuge überhaupt keine Verbindungen zu irgendetwas in dem Fall aufweist (wie vielleicht andere diverse Zeugen), außer seiner puren Beobachtung.

Welche Dienste? Ich deutete schon ein Beispiel an. Er könnte ein Schlächter gewesen sein, der als solcher arbeitete oder aus einer Familie gekommen war, die ein solches Handwerk in sich trug. War er in der Lage, das sogenannte "Schächten" durchzuführen, was nicht nur jüdische Landsleute in Anspruch nahmen sondern auch Engländer und andere, dann könnte er hier und da zum Einsatz gekommen sein.

Stellen solche Leute dann seine Identität fest und das in 1888 in London, in Whitechapel, im EastEnd, bei dieser unvorstellbaren Spannung die da herrschte, würden die dort sofort zur Polizei rennen und ihren "Bruder" an den Galgen liefern? Jüdischen Menschen und Geschäftsleute in 1888 unter diesen Bedingungen? Juden nehmen seit jeher eine besondere Stellung ein. Ich glaube nicht das Bruder Abraham, Bruder Jacob und Bruder Samuel ihren Bruder Joseph so einfach der Polizei ausgeliefert hätten. Vielleicht ging es ja eine Weile gut, bis Bruder David mit vollen Hosen und realen Blick zur Polizei gerannt ist. Sie könnten eben ein Weile selbst gerichtet und entschieden haben, was mit ihrem Glaubensbruder geschehen soll. Nicht ahnend wie unnütz dies ist...

Viele Grüße, Lestrade.
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Lestrade am 09.04.2010 12:39 Uhr
Eben gefunden, wer es noch nicht kennen sollte:

http://www.casebook.org/ripper_media/book_reviews/non-fiction/cjmorley/170.html
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: pipperjack am 09.04.2010 15:07 Uhr
Hab mich mal wieder angemeldet, da ich mein altes Passwort nicht mehr kenne. Ich finde die Theorie, dass Juden andere Juden schützen als absurd. Diese Theorie ist meiner Meinung nach gefährlich und absurd. Zweifellos besteht die Möglichkeit, dass Jack reicher als der Durchschnitt im east end gewesen ist und von möglichen Zeugen erpresst wurde. Z.B könnte ein Fleischer durchaus gratis Fleisch gegeben haben. Diese Theorie halte ich für absurd. Meiner Meinung nach könnte Jack den Statutus einer Person gehabt haben, die Angst verbreitet ( kommt nach meiner Theorie mit dem netten Onkel von nebenan, der nie auffiel und Kindern Süßigkeiten schenkte) bzw. genug Autorität besaß um den Zeugin zu schaden. In Betracht kommen hier 2 Gruppen. Zu einem Anhnänger von Gangs, die Leute einschüchtern , zum anderen Polizisten und Richter bzw. Staatsanwälte. Auch wenn die letztere Gruppe eher zu der gehoben Gesellschaft gehörte, aber Freudenhäuser suchten diese Gruppen ebenfalls auf. Die Theorie des Polizisten/Ermittler ist nicht mal so abwägig, denn bedankt man, dass man dann den Ripper nie fassen würde. Er wäre immer ein Schritt voraus und würde sich über seine Kollegen lustig machen. So eine Person könnte durchaus die Bevölkerung einschüchtern. Gehen wir mal einen Schritt weiter. Angenommen die Polizei wusste, dass Beamter x oder Richter y es war, aber es fehlten die zwingenden Beweise? Was soll man machen? Nun nach langer Studien aller Berichte, aller Tatverdächitgen, Beamten, komme ich durchaus zu diesem Entschluss, wobei cih die Theorie des Gang anhängers ausschließe. DIe Zeugenaussagen sind meistens verschieden. Letztens lief eine Sendung bei Kabel 1 indem überfälle nachgespielt wurden und Menschen den Täter indietifizieren mussten, fast alle tippten auf einen unschuldigen. bei einem polizisten würde es nicht auffallen. warum nicht? nun im east end, gab es genug säufer und nutten, die auf der strasse besaufen rumlagen und von Polizisten "wachgerüttelt" wurden. Da würde die Bevölkerung auch nicht drauf achten. Diese Theorie entstand vorallem in der Nacht des Doppelmords. Der Ripper muss sich sicher gefühlt haben, zeigte keine Angst. Sonst würde es nicht reinpassen.

Jack hat für mich eine sehr große Ähnlichkeit zu diesem Mann hier: Andrei Tschikatilo. vorallem, er war Lehrer an einer Schule. Und machts klick? eine vertrauensperson,der die psyche der kinder verstand und gut mit kindern konte. wurde als liebenswürdig beschrieben. jack könnte auch ähnlich sein. sicheres auftretten bei frauen (er war ein guter schauspieler).

tschikatilo hat sein Opferkreis durchaus mit der reifung gewechselt. es fing bei ganz jungen opfern an und die wurden immer älter. jack könnte durchaus sich anders orentiert haben.
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Stordfield am 09.04.2010 15:21 Uhr
Hallo Lestrade!

Auf keinen Fall weitergewähren lassen...Aber selbst gerichtet und entschieden haben wie es weitergeht, ersteinmal...

Das ist ein interessanter Gedanke! Vielleicht haben sie die Mordserie ja auch selbst beendet, indem sie Bruder Joseph aus dem Verkehr gezogen (auf welche Art auch immer) und ihn so vor einer Entdeckung und ihre Familie vor der Schande bewahrt haben.

Gruß Stordfield
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Lestrade am 09.04.2010 17:57 Uhr
Hi pipperjack!

Ich finde die Theorie, dass Juden andere Juden schützen als absurd. Diese Theorie ist meiner Meinung nach gefährlich und absurd.

Gefährlich war der Ripper. Wenn du alles studiert hast, dann sollte dir aufgefallen sein, das Beamte wie Macnaughten, Anderson, Swanson, Sagar und Cox, durchaus einige Hinweise gaben, dass der Ripper ein Jude gewesen sein könnte, der von seinen Leuten gedeckt wurde. Diese Informationen sollte man auf jedenfall sehr ernst nehmen und sie nicht einfach beiseite tun. Sie sprachen auch davon, solche Art von Täter weggesperrt zu haben. Vielleicht irrten sie, ist durchaus möglich aber diese Theorie hatten sie schon 1888. Ihnen kann man natürlich Judenfeindlichkeit vorwerfen aber ebenso könnte dies, falls es so Tatsache war, den ganzen Fall bis heute verkompliziert haben. Es ist nicht weniger absurd oder gefährlich, den netten Onkel oder den Schullehrer zu verdächtigen. Heute traut sich ja keiner mehr der nette Onkel oder Schullehrer zu werden, weil man sich für einige Irre, die es in jeder Gruppe gibt, rechtfertigen muss. Warum soll es bei Glaubensrichtungen anders sein? Die Juden hat man für vieles in ihrer Geschichte verantwortlich gemacht. Ihnen auch noch Jack the Ripper anhängen zu wollen, ist natürlich schon gewagt. Zu deiner Beruhigung, ich bin ein Freund der Juden, ihr Schicksal hat mich sehr bewegt und tut es immer noch. In erster Linie sind es, egal wer, für mich alles Menschen. Mir ist es soetwas von Wurscht, woher der Ripper stammte oder was er glaubte. Er war für mich ein unbeschreiblicher irrer und gefährlicher Mann. War er Jude, Pech für die Juden, war er Engländer, Pech für die Briten, war er Deutscher, Pech für uns, war er Mormone, Pech für die Mormonen, war ein Affe, Pech für den Londoner Zoo.

Viele liebe Grüße, Lestrade.

P.S.: Auch die Zeugen J.H.Levy, Lawende und Schwartz, allesamt Juden, riefen auch nicht gerade "Hier".
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Lestrade am 09.04.2010 18:02 Uhr
Hi Stordfield!

Das ist ein interessanter Gedanke! Vielleicht haben sie die Mordserie ja auch selbst beendet, indem sie Bruder Joseph aus dem Verkehr gezogen (auf welche Art auch immer) und ihn so vor einer Entdeckung und ihre Familie vor der Schande bewahrt haben.

Wollte ich damit auch sagen.

Lieben Gruß, Lestrade.
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: pipperjack am 09.04.2010 18:40 Uhr
@Lestrade
Sorry wenn es so rüberkam, ich wollte dir nichts unterstellen. Die Juden Problematik ist in der Tat verantwortlich. In der Tat könnte JTK ein Jude gewesen sein, was durchaus im Bereich des möglichen ist. Mir ist auch bewußt, dass 1888, wo der Rassenhass in Europa wieder enorm zunahm, ein jüdischer Serienmörder der Untergang der Juden bedeutet hätte. Was ich damit sagen will, deine Theorie ist nicht weit hergeholt. Es ging mir eher darum, ob Menschen einen anderen wissentlich schützen würden. In der Tat könnte es im Judenfall gewesen sein, aber nicht aus Gründne von Gefälligkeieten, sondern eher aus Angst vor den "Briten". Doch würden Menschen einen kranken eher erdulden, der sie selber töten könnte oder einen Judenaufruhr riskieren. Ähnliches gilt für andere Völkergruppen. Mal so ein Gedanek: Die konservative Bevölkerung hätte vllt. sogar einen Mörder geschützt, weil die Opfer Prostituierte waren. Für die damalige Gesellschaft, besonders für Frauen, waren diese für ihre schlechte Situation mitverantwortlich, denn ihre Männer verschwendeten das wenige Geld bei den Frauen, dabei noch Alk und Glückspiel. Damals hatte ich sogar den Gedanken des Rippers als Frau, um die Prostitution einzuschränken. Der andere Punkt ist, ob die sämtlichen Beamten nicht einen Tick zum Judenhass pflegten. Es ist halt eine zweiseitiges Schwert und beides möglich. EIne andere Idee von mir in diesem Zusammenhang. Was wäre wenn die Polizei den Ripper gefasst hätte. Das wäre die Erklärung für das plötzliche aufhören der Morde.  Meine Theorie: Angenommen die Polizei wußte wer der Ripper war, ließ eine zeitlang gewähren um die Prostitution einzuschränken. Natürlich ist der Aufruhr in der Bevölkerung groß, doch könnten sie die kurzfristige Panik riskieren um die Kriminalität und Prostitution einzuschränken? Ich würede sogar weiter gehen und meine Polizist-Theorie stützen. Was wäre wenn man die Straßen "säubern" wollte. Keine illegale Prostitution. Abschräkung. Und ein paar grausame Morde seitens der Polizei? Was sagt ihr dazu. In unserer Gesellschaft nicht unmöglich, bedenkt man, dass mit Farbigen in den USA teilweise ebenfalls so verfahren wird oder mit Straßenkindern in Südamerika. Egal wie ich es drehe, komme ich immer zu diesem Punkt. Den Jack tötete meist auf der Straße in einer Stadt. Und egal wie dunkel, dreckig, gefährlich es war, musste er sich sicher gefühlt haben. Und da glaube ich, dass er Sicherheiten genoss. Er war ungestört. Warum wurde er nie von einer Polizeistreife auf frischer tat erwischt? Ich muss sagen, dass die Ermittlungen teilweise sehr seltsam verlaufen sind. Auch der Kreis der Tatverdächtigen, bis auf 2-3, überzeugt mich nicht, sondern hier wurde etwas zusammengereimt. Doch die Frage bleibt, wenn es keine Lustmorde waren, der Ripper nicht starb und nicht verhaftet wurde, könnten es Auftragmorde gewesen sein? ich beziehe mich NICHT auf den blödsinn von from hell-film und der Königsverschwöhrung, sondern der Säuberung der Stadt durch Beamte, wie es heutzutage und bereits früher mit Slums, Ghettos und Dörfern aus politischen, religiösen und auch einfach aus "säuberungsgründen" getan wurde.
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Lestrade am 09.04.2010 19:04 Uhr
Kein Sorry nötig...dann habe ich dich da auch mißverstanden...

Ich wollte ja einfach nur dieses Szenario darstellen, um aufzuzeigen was möglich ist. Auch für andere Gruppen oder Konstellationen. Mir geht es hauptsächlich um den Background des Täters. Also egal welche Farbe es hat, das gleiche in Grün oder Blau eben...ich hoffe du verstehst mich...In dieser Art und Weise möchte ich dir gerne beipflichten...Wie auch mit einigem vom Rest deines Postings. Vorallem mit dem zunehmenden Rassenhass und bestimmten absurden Vorurteilen. Ich distanziere mich eben auch von solchen Ansichten. In gewisser Weise habe ich Verständnis, für mögliche Verhaltensweisen anderer Menschen bezüglich meiner "Theorie". Dieses Verständnis ist aber begrenzt. Ich beiße dann doch lieber in den sauren Apfel, Menschen sind eben so wie sie sind. Falls es so war in meiner momentanen Vorstellung, dann wäre "seine Leute" ja auch aktiv geworden und wollten weitere Verbrechen verhindern. Ich möchte dies als unheimlich positiv werten und ihren Selbstschutz akzeptieren. Aber Hand auf´s Herz, sie waren damit sicherlich überfordert, wenn es tatsächlich so war. Aber ein Willen, dem ein Ende zu setzen war dann aber auch eindeutig da. Ab einem bestimmten Punkt, wäre es dann aber richtig gewesen, die Justiz walten zu lassen. Kompliziert und sehr schwer wäre dies aber ohnehin gewesen.

Und ja, die Polzei war meiner Meinung nach mit internen Problemen und in ihrer Art der Aufstellung vor, während und nach der Serie schlecht in Form.

Lief halt alles schief...

Lestrade.
Titel: Re: Überlegungen dazu, WARUM der Ripper stets unerkannt bleiben konnte
Beitrag von: Lestrade am 09.04.2010 19:21 Uhr
"für mögliche Verhaltensweisen anderer Menschen bezüglich meiner "Theorie"

...habe ich unglücklich formuliert, gilt für die, welche den Ripper geschützt haben könnten... :icon_redface: