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Wiener Zeitung, 28. Dezember 1898

(Raubmord.) Wie bereits in der "Wiener Abendpost" mitgetheilt, wurde heute Morgens die 40jährige Hilfsarbeiterin Francisca Hofer in ihrer Wohnung, Ottakring, Hahmerlegasse Nr. 27, mit furchtbaren Wunden am Unterleibe todt aufgefunden. In der ersten Nachmittagsstunde fand sich in dem Zimmerchen der Hofer eine landesgerichtliche Commission ein. Sie fand das Zimmer und die Leiche so, wie man sie aufgefunden hatte, und nahm den Thatbestand auf. Auch Gerichtsarzt Professor Dr. Albin Haberda fand sich als Profector ein und untersuchte die grauenhaften Wunden. Um 2 Uhr Nachmittags wurde von Professor Dr. Haberda im allgemeinen Krankenhause die gerichtliche Obduction vorgenommen. Die Untersuchung läßt den Schluß als berechtigt erscheinen, daß das schwere Verbrechen in der Zeit von 10 Uhr Abends bis eine Stunde nach Mitternacht verübt worden ist. Der gerichtliche Localaugenschein hat erwiesen, daß die Hofer zuerst erdrosselt und erst dann in der grauenhaften Weise verstümmelt worden ist. Der Schnitt, der die ganze Bauchhöhle eröffnete, muß von einer mit dem Schlachten vertrauten Person mit kräftiger Hand, und zwar von unten nach oben, geführt worden sein. Nach den bisherigen Erhebungen ist zu vermuthen, daß ein in mittleren Jahren stehender, mittelgroßer Mann mit schwarzen Haaren und schwarzem Schnurrbarte, mit einem kurzen Rocke bekleidet, welcher schon Freitag Nachts bei der Ermordeten zu Besuche war, und sich sehr brutal benahm, der Mörder sein dürfte. Da der Mord jedenfalls nach 10 Uhr ausgeführt ist, muß auch angenommen werden, daß der Mörder entweder nach 10 Uhr oder die Nacht über gar nicht in sein eigenes Heim gekommen ist. Die Polizei-Behörde ersucht daher alle Diejenigen, welche irgend welchen Vedacht gegen eine Person schöpfen, auf welche die erwähnten Umstände passen, ihr dies bekanntgeben zu wollen.

 

Thomas Schachner
(Dokument zuletzt bearbeitet am 17.06.06)