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Freisinnige Zeitung, 21. Oktober 1888

Zu den Frauenmorden schreibt man aus London: Wenngleich die Aufregung über die Reihe jüngst in Whitechapel verübter unheimlicher Mordthaten sich äußerlich gelegt hat, so dauert sie doch namentlich im Ostende der Stadt intensiv fort, da niemand weiß, wie bald ein weiterer Mord von demselben Ungeheuer wieder zu befürchten steht. Das Bauamt des Distrikts Whitechapel hielt am Mittwoch Abend eine Sitzung ab, in welcher der Stimmung der Bevölkerung jenes Stadtteils Ausdruck gegeben wurde, daß die Polizei den Mörder noch immer nicht hat ausfindig machen können. Zugleich wurde der Vorschlag gemacht, das Unterhaus möge einen Ausschuß einsetzen, um das gesamte hauptstädtische Polizeiwesen einer gründlichen Untersuchung zu unterziehen. Einer der Redner meinte, vor allem müsse das militärische befehlende Element aus der Polizei entfernt werden und den Tüchtigsten müsse die höchste Beförderung offen stehen. Mittlerweile will die Polizei eine Entdeckung gemacht haben, welche vielleicht auf die Spur des Mörders führen könnte. In einem Hause in Batty Street, ganz in der Nähe des Schauplatzes der Verbrechen, ist nämlich ein blutgetränktes Hemd von einem dort logirenden Mann seiner Wirtin nach dem letzten Morde zurückgelassen worden. Unerklärlich bleibt es, weshalb die Frau der Polizei erst jetzt Anzeige erstattet hat.

 

Thomas Schachner
(Dokument zuletzt bearbeitet am 20.11.06)